Diskussion:Kongruenz (Grammatik)

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Alte Notizen unklarer Herkunft (Überschrift von Lexy)[Quelltext bearbeiten]

Der Begriff Kongruenz ist wissenschaftlich noch nicht hundertprozentig geklärt. Es sind verschiedene Definitionen in Umlauf, die dann auch unterschiedliche Schlüsse erlauben. Die in der aktuellen Definition zum Ausdruck kommende Übereinstimmung zusammengehöriger Teile in einem Satz in Kasus, Numerus und Genus und Person spiegelt die Intuition wieder, dass die Wörter im Satz, die zusammengehören durch die Flexion o.ä. als zusammengehörig markiert werden. Die Markierung findet dann (im Deutschen) mittels der genannten vier Merkmale statt.

Welcher Art aber sind diese Merkmale? - Numerus sagt etwas über die Anzahl der genannten Entität (Ausnahme: Höflichkeitsform). - Genus ist aus der Unterscheidung der Geschlechter entstanden, im Deutschen aber keineswegs damit zu identifizieren (der Stein, das Mädchen usw.). - Person unterscheidet die Teilnehmer der Sprechsituation in Sprecher (ich), Adressat (du) und (er/sie/es).

- Kasus markiert die Rolle, in welcher sich die damit markierte Entität im Kontext des Verbs befindet.

Ich habe die Merkmale Numerus, Genus und Person bewusst einmal zusammen gruppiert und den Kasus abgesetzt. Die ersten drei sind in ihrem Ursprung eher semantischen Klassifizierungen zuzusprechen, die den Menschen offenbar als so signifikant bewusst gewesen sein müssen, dass sie in die Sprachentwicklung eingeflossen sind. Man konnte die Referenten somit nach bestimmten Eigenschaften einordnen und so voneinander abgrenzen.

Neben dieser Abgrenzung ist aber noch ein zweiter Faktor wichtig, nämlich der der Ökonomie. Um nicht immer wieder die gleichen Worte zu verwenden - sich kurz zu fassen - verwendet man u.a. Pronomen und diese kongruieren dann mit ihren Antezedenten:

- Hans hat eine Freundin. Sie ist schön. - Hans hat einen Fußball. Er ist schön.

Wie man sieht, dient die Kongruenz hier auch wieder der Übereinstimmung zusammengehöriger Entitäten, wie der Autor richtig sagt. Im ersten Beispiel lässt sich somit ein Missverständnis vermeiden, welches hingegen im zweiten durch die gleichen Kongruenzeigenschaften von Hans und dem Fußball entsteht.

Es ist aber nicht richtig, Kongruenz auf einen Satz zu beschränken, wie im aktuellen Artikel geschrieben: Übereinstimmung zusammengehöriger Teile in einem Satz.

Und nun zum Kasus. Die Bestimmung der Koreferenz von Pronomen (also die Auflösung des Antezedens) geschieht, wie wir gesehen haben anhand der Kongruenzmerkmale. Nicht zuletzt sind die Pronomen die hinsichtlich der Kongruenz am reichsten markierten Wörter. Nur im Kasus stimmen sie nicht mit dem Antezedens überein:

- Hans(NOM) hat eine Freundin(AKK). Sie(NOM) findet ihn(AKK) schön.

In diesem Beispiel stimmt der Kasus von keinem der Pronomen mit seinen Antezedenten überein. Trotzdem kongruieren Pronomen und Antezedens.

Muss nun also manchmal der Kasus kongruieren und manchmal nicht?

Ich stelle das jetzt erstmal zur Diskussion, weil solche Fragen nicht einfach so schnell beantwortet werden können.


A. Belegt werden müsste, dass sich Genera überhaupt in erster Linie auf das Geschlecht (im europäisch-aufgeklärten, biologischen Sinne) beziehen sollen (und erst recht, dass sie auf diesem Wege entstanden wären).
Sie sind sprachgeschichtlich sehr viel älter als die europäische Aufklärung. Plausibler erscheint mir, dass sie die indoeuropäische Variante eines Nominalklassensystems sind (wobei eine solche Klasse dann unter vielem anderem auch biologische Geschlecht des klassifizierten Nomens umfassen kann, oder eine mythische Vorstellung davon, oder das der zugehörigen Gottheit, oder ... ). Auch in klassifizierenden Sprachen stellt das klassizierende Affix typischerweise einen Konkordanz oder Kongruenz zwischen verschiedenen Wörtern oder Satzteilen her. Für diese Interpretation der Genera könnte z.B. auch sprechen, dass die Neutra indoeuropäischer Sprache keine getrennten Formen für Nominativ und Akkusativ haben; das könnte z.B. durch die Zugehörigkeit der entsprechenden Nomina zu einer Klasse erklärt werden, der im Gegensatz zu den Nomina anderer Klassen kein vom Akkusativ getrennter Nominativ eines handelnden Subjekts zuzuordnen ist.
B. Im Folgenden unterscheide ich nicht zwischen Kongruenz und Konkordanz, weil mir zunächst sinnvoller erscheint, mit beiden Begrffen bezeichnete grammatische Situationen gegen solche abzugrenzen, die weder Kongruenz noch Konkordanz zeigen. Nötigenfalls wäre die Unterscheidung beider Begriffe ein zweiter Schritt.
(1) Die Satzfolge
- Hans hat einen Fußball. Er ist schön.
bedeutet in meinem Deutsch, dass Hans schön ist. Der Fußball ist schön, wenn der zweite Satz heißt: "Jener/Letzterer ist schön." - :Ich weiß nun nicht, ob eine Mehrheit der Leser(innen) das so sieht, aber auf jeden Fall beruht meine Interpretation auf einem (lexikalisch, nicht morphologisch realisierten) Kongruenz- (oder Konkordanz-)phänomen.
(2) Zur Rolle der Kasus-Kongruenz: Diese betrifft offenkundig Wörter eines gleichen Satzteils (inklusive Appositionen) und trägt zur Konsistenz des Satzteils bei, hat mithin eine syntaktisch ordnende Funktion. Der Bezug zu einem Antezedens ist eher zufällig.
(3) Ähnliches wie die Kasus-Kongruenz bewirkt die concordancia de polaridad des Spanischen wie auch z.B. des Französischen (sie hält die Bestandteile einer negierten Aussage zusammen) oder die Consecutio temporum des Lateinischen (und romanischer Sprachen). Es fällt schwer, hier kein Kongruenz- (oder Konkordanz-)phänomen zu sehen.
C. Ich komme mit (1) bis (3) zu dem Schluss, dass günstigerweise "Kongruenz (oder Konkordanz)" als eine grammatische Regel aufgefasst wird, die
  • eine (oft hierarchische) Zusammengehörigkeit von Bestandteilen eines Satzteils oder von Satzteilen (des gleichen oder verschiedener Sätze) untereinander abbildet und
  • zur Abbildung dieser Zusammengehörigkeit die Übereinstimmung genannter Elemente in der Ausprägungen eines grammatischen Merkmals verwendet (s.a. neu gefasster Einleitungstext des Artikels).
Wenn Konkordanz den Bezug zu einem Antezedens gewährleistet, ist das eine ihrer Funktionen, die aber schlecht zur Definition des Phänomens insgesamt dienen kann.

--Psychironiker (Diskussion) 00:47, 10. Nov. 2018 (CET)[Beantworten]

??, zum Löschen[Quelltext bearbeiten]

Mir leuchtet die Definition von Kongruenz als Übereinstimmungsprinzip der Referenz am meisten ein. Die Übereinstimmung des Kasus nennt man hingegen Konkordanz. Dafür gibt es aber im Internet (Google) derzeit noch keine Belege. Wenn ein Linguist vielleicht damit aushelfen könnte?

in der def. steht das sich die kongruenz auf teile eines satzes beziehen. diese komische konkordanz, von der ich noch nie was gehört hab, geht über zwei sätze.


Siehe z.B. englisch- oder spanischsprachige Wikipedia, oder auch Artikel Kongruenz in der spanischen Sprache: Konkordanz ist offekundig ein in anderen Sprachen geläufigerer Ausdruck für die gleiche grammatische Erscheinung.
Mir fällt ein: Demonstrativpronomina zeigen auch dann Kongruenz mit ihrem Bezugswort im Genus, wenn das Bezugswort in einem anderen Satz steht ("Gestern sah ich eine Frau vorübergehen. Diese Frau sah ich heute wieder.", aber: "Gestern sah ich einen Mann vorübergehen. Diesen Mann sah ich heute wieder.")
In anderen Sprachen (z.B. Latein, Französisch, Spanisch) besteht die entsprechende Kongruenz auch. Also kommt es wohl bei der Erklärung, was Kongruenz (allgemein) ist, nicht so sehr darauf an, ob die kongruenten Wörter im gleichen Satz stehen. - Ich ändere die Einleitung entsprechend.

--Psychironiker (Diskussion) 22:24, 9. Nov. 2018 (CET)[Beantworten]

Wort für falschen Bezug[Quelltext bearbeiten]

Wie heißt es, wenn man beim Bezug auf einen zuvor geäußerten Satz ein falsches Pronomen benutzt? Zum Beispiel „Momentan untersucht ein kanadisch-amerikanisches Forscherteam in der Baffin Bay die Haie. Sie haben [= es hat] ein Exemplar mit einem Sender versehen…“ Wikipeditor 01:48, 24. Jan. 2007 (CET)[Beantworten]

So etwas nennt man "Konstruktion kata synesin", ein häufiges Beispiel dafür ist das "natürliche Geschlecht":

   "Dieses Mädchen wird einmal eine gute Tennisspielerin sein."

zit nach DudenGRammatik2006, Rz 1516 im Abschnitt Übersicht zur Kongruenz (Autor Peter Gallmann, Uni Zürich) --Lexy (Diskussion) 01:55, 25. Sep. 2012 (CEST)[Beantworten]


Versionsgeschichte von KNG-Kongruenz (Zusammenführung)[Quelltext bearbeiten]

Abschnitt:Beispiele Latein[Quelltext bearbeiten]

Ich denke, dass man vielleicht noch in den Artikel einbauen sollte, das Kasus, Numerus und Genus übereinstimmen müssen, Nicht aber mit der Deklination --Förde 16:29, 10. Dez. 2007 (CET)[Beantworten]

Kongruenz in anderen (nicht-indogermanischen) Sprachen[Quelltext bearbeiten]

Ich finde, daß der Artikel sich noch zu sehr auf die Kongruenz im Deutschen und Lateinischen stützt. Beispiele aus polykongruenten Sprachen, wo zum Beispiel das Verb mit Subjekt und Objekt gleichzeitig kongruiert, sollten gezeigt werden (z.B. Baskisch oder Ungarisch). Wenn ich etwas Zeit habe, werde ich mich drun kümmern (falindruckls nicht jemand anderes schneller gewesen sein wird. Ioan 22:18, 3. Dez. 2008 (CET)[Beantworten]

Sprachtypologie[Quelltext bearbeiten]

Im Moment ist der Artikel durch die Einfügung zur Sprachtypologie nur unklarer geworden, habe ich den Eindruck, man sollte es fast herausnehmen, bis es wer überarbeiten kann. Das Anliegen war / ist natürlich berechtigt.

In der klassischen Grammatik des Deutschen und Lateinischen sind die Begriffe klar und durch Schulgebrauch gefestigt. Natürlich kann man auch andere Begriffsnamen oder andere Begriffsbedeutungen beibringen ("Konkordanz"?), wenn ich das etwas flappsig sagen darf, aber dann muss die Definition im Text klar werden (puer cantat???).

KNG-Kongruenz[Quelltext bearbeiten]

Ich zitiere den aktuell letzten Absatz des Abschnitts KNG-Kongruenz:

Eine Besonderheit des Deutschen, die es in den meisten anderen Sprachen mit KNG-Kongruenz nicht gibt, ist die Tatsache, dass die KNG-Kongruenz bei prädikativen Adjektiven nicht zur Anwendung kommt:
  • Die Stühle sind rot. (Nicht: „rote“)

Erstens, auch der Satz Die Stühle sind rote ist korrekt und kann situtionsbedingt verpflichtend sein, beispielsweise als Antwort auf die Frage: Hier habe ich nur rote. Sind die Stühle dort blaue Stühle?

Zweitens, in Die Stühle sind rot halte ich das Wort rot für ein Adverb. Lautlich unterscheidet das Deutsche nicht zwischen (den meisten) Adverbien und (undeklinierten) Adjektiven gleicher Bedeutung. Am Kontrast zum vorgenannten ebenfalls richtigen Satz und zum Satz Die Stühle sind rote Stühle wird klar, daß rot kein Adjektiv sein kann.

Ich schlage vor, den Abschnitt zu löschen oder durch etwas Korrektes und Nachvollziehbares zu ersetzen, falls eigentlich etwas anderes gemeint war, als dort zur Zeit steht. --Purodha Blissenbach (Diskussion) 16:10, 4. Dez. 2012 (CET)[Beantworten]

Ich habe den auskommentierten Teil (oben als "aktuell letzter Absatz" zitiert) 'rausgenommen, weil ich in meinem gerade gemachten Edit die KNG-Kongruenz auf die Wörter in einer Nominalphrase beschränkt habe. Wer mag, kann einen ähnlichen Absatz ja wieder 'reinsetzen. Dazu folgende Anmerkungen:
  • Es handelt sich schon um eine Besonderheit des Deutschen, denn Die Stühle sind rot geht auf Deutsch, während in manchen anderen Sprachen auch bei der prädikativen Konstruktion Kongruenz in Numerus und Genus auftritt.
  • In Die Stühle sind rot ist rot kein Adverb. Kontrast: Zufälle sind häufig/*oft. Hier ist das Adjektiv häufig möglich, das Adverb oft aber nicht (angezeigt durch den Stern).
-- UKoch (Diskussion) 16:23, 19. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]

In dem Satz Die Stühle sind rot. ist rot als Satzteil adverbial, als Wortart aber ein Adjektiv. Ob die feste Verknüpfung von Wort und Wortart unabhängig der Verwendung haltbar ist, ist nicht klar. (nicht signierter Beitrag von 132.230.190.221 (Diskussion) 00:28, 28. Aug. 2014 (CEST))[Beantworten]

Einzelnachweise[Quelltext bearbeiten]

Duden-Literatur[Quelltext bearbeiten]

Ich habe mal eine relativ alte Literaturstelle hinzugefügt, die auf über 25 Seiten das Thema Kongruenz behandelt. Ob die spätere Neubearbeitung des Dudens auch so ausführlich ist, konnte ich nicht überprüfen. Gegebenenfalls kann ein Linguist ja auch die Thematik des Wikipedia-Artikels erweitern und Beispiele hinzufügen.--Benhomoen (Diskussion) 16:15, 16. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]

ist den autoren eigentlich klar, das die allermeisten unter uns deutschen hauptschüler sind? Wer soll dieses fachchinesisch denn verstehen? Das ist doch nicht für die, die es sowie so schon wussten. Gerade hier sucht doch der nicht wissende aufklärung!!!--217.255.143.33 19:00, 16. Sep. 2017 (CEST)[Beantworten]

Ich stimme in soweit zu, dass der Einleitungstext unnötig prätentiös daherkommt. Das mit den Hauptschülern seh ich weniger. Und vom Inhalt her könnte der Artikel gerade etwas mehr Wissenschaft vertragen. Aber das sollte sich langsam aufbauen... --Alazon (Diskussion) 15:35, 17. Sep. 2017 (CEST)[Beantworten]
dann sehen sie primär die form? Ich meine, der nutzen sollte im vordergrund stehen und zwar für die, die hier suchen was sie NICHT wissen. Und das sind in der mehrzahl unser gesellschaft menschen mit hauptschulbildung (wenn überhaupt).Es geht also um "volksnähe", um eine "allgemeinverständlichkeit". --Albert Gr. (Diskussion) 09:44, 18. Sep. 2017 (CEST)[Beantworten]
Wie gesagt, es sollte für alle was dabei sein. (Auch linke Intellektuelle gehören ja ebenso zum "Volk", nur mal zum Beispiel) Die Zusammenfassung sollte möglichst allgemeinverständlich sein, und schwierigere Themen kommen ggf. weiter hinten im Artikel, so dass jeder aufhören kann zu lesen, wenn er eben genug hat. Es kommt aber auch darauf an, ob das Stichwort als solches schon einen wissenschaftlichen Kontext voraussetzt, oder ob es ein Alltagsbegriff ist. Wenn Begriffe nur in einem wissenschaftlichen Hintergrund existieren, muss man die Voraussetzungen verlinken, aber sonst ist es eben ein spezielles Stichwort. In diesem Fall hier bin ich mir nicht ganz sicher, es ist vielleicht in der Mitte zwischen beidem denk ich. --Alazon (Diskussion) 13:04, 18. Sep. 2017 (CEST)[Beantworten]

Neufassung der Einleitung[Quelltext bearbeiten]

(1) Die Sprechweise "gemeinsames Merkmal" sorgt für Verwirrung, weil unklar bleibt, ob es eine grammatische Kategorie (z.B. Numerus) oder aber die jeweilige Möglichkeit innerhalb Kategorie (bei Numerus also Singular oder aber Plural) handelt. Die Idee zur Unterscheidung zwischen Merkmal und Merkmalsausprägung, wie sie in der statistischen Methodik üblich ist (siehe Link), entnehme ich dem (ebenfalls in Bearbeitung befindlichen) Artikel "Kongruenz in der spanischen Sprache", der auch mit dem Versuch einer Begriffsklärung beginnt, was Kongruenz (überhaupt) ist. Zwar macht mein Ansatz die Argumentation etwas komplizierter - aber eben auch zutreffender und am Ende durchsichtiger, wie ich hoffe.

(2) Kongruenz keineswegs nur zwischen Satzteilen im eingeführten grammatischen Sinn des Wortes, sondern auch für Wörter innerhalb eines Satzteils. Beispiel: In "Die jungen Frauen singen." gehören die KNG-kongruenten Wörter "jungen" und "Frauen" dem gleichen Satzteil an, nämlich dem Subjekt.

(3) Adverbien kongruieren nie. Also kann es nur um "bestimmte" Wörter gehen.

(4) Da es schon eine einfache und übersichtliche Stelle in der Wikipedia gibt, die "grammatische Kategorie" erklärt, beließ ich es bei einem Link.

(5) Zumindest in anderen Sprachen wirkt sich Kongruenz auch unabhängig von Beugungsformen aus; so kennt das Spanische (wie auch das Französische) die Concordancia de polaridad (sie wird in der spanischsprachigen Wikipedia unter dem Stichwort "Concordancia gramatical" erklärt). Im Deutschen ließe sich hier einordnen, dass die Verneinung des Ausdrucks "sie oder er" die Formulierung "weder sie noch er" erfordert, nicht etwa "weder sie oder er"; dabei ist "noch" aber keine Beugungsform von "oder". Ich weiß aber nicht, ob diese grammatische Erscheinung im Deutschen unter "Konkordanz" gerechnet wird, und ließ das daher weg. Wer weiß mehr?

Dann wäre ein Zusatz erforderlich, was Kongruenz noch heißen kann.

--Psychironiker (Diskussion) 14:49, 9. Nov. 2018 (CET)[Beantworten]

Ich sehe zwei Probleme:
1. Man kann für die Definition von "Merkmal" in der Grammatik nicht eine Quelle aus der Statistik hernehmen. Jede Disziplin definiert ihre Begriffe selbst. Die Verwendung von Merkmal in der Sprachwissenschaft sehe ich uneinheitlich. Die von dir favorisierte Bedeutung, die gleichbedeutend ist mit "Attribut", und in der "Merkmal" von "Wert des Merkmals" unterschieden wird, findet sich in der Sprachwissenschaft und ist vielleicht auch die klarste Version. Aber anderswo ist es die Kombination eines Attributes mit einem Wert, was als Merkmal bezeichnet wird, dann ist zB "Numerus: Singular" ein Merkmal. Insofern war die von dir überschriebene Textversion nicht so problematisch. Teilweise wird ja auch jegliche kontrastierende Einzel-Information als Merkmal bezeichnet, ohne dass man sie in Dimensionen einordnet; dies besonders in Verwendungen, die aus der Psychologie kommen. -- Daher müsste man eine Definition des Begriffs "Merkmal" ausdrücklich in den Text aufnehmen. Hierfür werden sprachwissenschaftliche Quellen gebraucht.
2. Es ist nicht so, dass Kongruenz eine Gleichheit in Merkmals*werten* sein muss. Das fällt mir allerdings auch erst nach deiner Änderung auf. Die Wertebereiche zweier kongruierender Kategorien können sich unterscheiden. Beispielsweise kongruiert im Brasilianischen Portugiesisch das Verb mit dem Subjekt, aber bei Subjektpronomen werden drei Personen unterschieden und in den Verbformen nur zwei (2./3. fallen zusammen). Derartige Beispiele sind gar nicht mal so selten, auch wenn mir kein Fall im Deutschen bekannt ist.
Man sollte schauen, dass man in der Zusammenfassung eine schlichte Formulierung findet, und dann sollte man einen Abschnitt zur Klärung dieser feineren Punkte haben.
Gruß, --Alazon (Diskussion) 08:01, 10. Nov. 2018 (CET)[Beantworten]
Kein Fall im Deutschen bekannt? Wenn man das genannte Beispiel aus dem brasilianischen Portugiesisch aufgreifen wollte, müsste man nach zusammengefallenen Personalformen bei Verben suchen. Die findet man leicht. Die Verbformen der 1. und 3. Person Plural sind im Neuhochdeutschen immer identisch (früher war das anders), obwohl sie in den Pronomen und dem allgemeinen Gebrauch natürlich unterschieden werden. Auch im Singular sind rein zahlenmäßig die meisten Formen der 3. Person mit jenen der 1. Person identisch, mögen die Ausnahmen auch häufiger benutzt werden. Unterschiedliche Verbformen für die 1. und 3. Person Singular gibt es nur im Indikativ Präsens und in allen periphrastischen Verbformen, deren finites Verb im Indikativ Präsens steht (also Indikativ Futur (I und II) sowie Indikativ Perfekt), nicht jedoch im Indikativ Präsens der Präteritopräsentia und dem von "wollen" (das ja kein Präteritopräsens ist, aber ähnlich flektiert/aussieht und verwendet wird). [Das Futur bilden auch diese Verben mit "werden" und das Perfekt mit "haben", sodass in diesen beiden Formen selbst jene Verben unterschiedliche Formen der 1. und 3. Person Singular aufweisen.] Und wo die Form der 3. Person Singular nicht mit jener der ersten Person identisch ist, entspricht sie oft der Form der 2. Person Plural (Ausnahmen bei starken Verben mit Ablaut oder Umlaut im Singular sowie bei den unregelmäßig und suppletiv gebildeten Konjugationsreihen von "sein" und "haben") bei Stämmen auf "-s" immer der zweiten Person Singular. (Beispiele: "messen" = du misst, er misst, ihr messt, "beißen" = du beißt, er beißt, ihr beißt, "denken" = du denkst, er denkt, ihr denkt, "sprechen" = du sprichst, er spricht, ihr sprecht; nur im letzten Fall sind alle drei Formen unterschiedlich.) --2A0A:A540:DDF6:0:15FD:EBEB:1346:55B3 18:36, 1. Sep. 2023 (CEST)[Beantworten]


Ich fange mal wieder linksbündig an, einfach weil das das Platz spart (und am Ende übersichtlicher ist, wer was schrieb).

Kann mir denn irgendjemand eine sprachwissenschaftliche Quelle nennen, die "Merkmal" so definiert, dass eine Begriffspaar "Merkmal - Wert des Merkmals" entsteht (wenn "Merkmal - Ausprägung des Merkmals" wie im Artikel Kongruenz in der spanischen Sprache nicht so gut passt)? Dann füge ich diese Quelle ein und ersetze "Ausprägung" durch "Wert" (was nicht viel Arbeit ist). Das trüge sicher zur Erhöhung der Qualität des Artikels bei.

[Wegen der konkurrierenden, im Artikel "Attribut_(Grammatik)" aufgeführten Bedeutung verwirrt der Ersatz von "Merkmal" durch "Attribut" im hier bearbeiteten Artikel wohl eher (und diese alternative Bedeutung von "Attribut" wird im genannten Artikel auch nicht aufgeführt).]

Für eine brauchbare Definition der Kongruenz halte ich allerdings die mit diesem (oder irgendeinem anderen passenden) Begriffspaar getroffene Unterscheidung der Abstraktionsebenen schon für wesentlich, gerade um die von Alazon (in seinem hier vorangehenden Text unter 2.) genannte Beobachtung zu berücksichtigen. Eine analoge Beobachtung für das Neuhochdeutsche ist nicht schwer zu finden: Bei Verben fallen die Flexionsformen für die erste und dritte Person Plural stets zusammen (auch wenn das im Mittelhochdeutschen noch nicht durchgängig so war).

Ich übernehme im Folgenden von Alazon das (in seinem Beitrag nicht expliziert genannte) Apriori, dass für ein Merkmal insgesamt Kongruenz besteht oder aber nicht, und also nicht für einen oder mehrere Wert(e) eines Merkmals Kongruenz besteht, für einen oder mehrere andere[n] aber nicht. Unter dieser zusätzlichen Voraussetzung entfalten sich zwei Konzepte, wie Kongruenz mit Alazons Beobachtung verträglich definiert werden kann:

A. Der Zusammenfall von Wortformen muss nicht bedeuten, dass die von der Wortform angezeigten Werte eines Merkmals zusammenfallen. Postulieren lässt sich auch, dass für das Merkmal Person die Endung des Verbs in vocês trabalham die zweite Person ( = Wert des Merkmals) anzeigt, in eles/elas trabalham aber die dritte Person ( = anderer Wert des Merkmals, der von der gleichen Form angezeigt wird).

Dann müsste die Definition im Artikel nicht geändert werden. Allerdings erscheint zunächst willkürlich, dass verschiedene Merkmalswerte durch die gleiche Form angezeigt werden sollen. Dieser Eindruck wird schwächer, wenn die aktuell gleiche Form verschiedenen Formen in einer früheren Stufe der Sprache (oder einer anderen zeitgenössischen Variante derselben) entspricht. Bei Zusammenfall ehemals verschiedener Formen (bzw. der Aufgabe einer Form zugunsten einer anderen) ist die "konservative Annahme" der fortdauernden Verschiedenheit (bzw. der Existenz) des Merkmalswerts so lange plausibel, wie es noch zumindest zwei verschiedene Formen eines Wortes A gibt, die in Abhängigkeit von verschiedenen Merkmalswerten eines kongruierenden Wortes B den Merkmalswert des Wortes A anzeigen. Nach diesem Konzept reicht die Existenz der Verbalform in nós trabalhamos (wegen der Fehlerhaftigkeit der Verbindung nós trabalham) aus um zu unterfüttern, dass es im brasilianischen Portugiesisch auch im Plural eine Kongruenz von Subjekt und Verb in der Person gibt (und zwar für alle Werte der Person).

Anderes Beispiel: Für Modern English ist nach diesem Konzept die Gegenüberstellung der Präsensformen I look und she looks für eine Kongruenz von Subjekt und Verb im Merkmal Person ausreichend, die dann für alle drei Personen ( = Merkmalswerte) gilt, für die das Personalpronomen im Plural verschiedene Formen hat, auch die auch für das Verb postuliert werden. Die Gegenüberstellung von they look und she looks ist entsprechend für die Kongruenz von Subjekt und Verb im Numerus ausreichend. Insgesamt werden für die beiden Merkmale Person und Numerus 2x3 = 6 Kombinationen von Werten von nur zwei Flexionsformen des Verbs angezeigt und auch von nur fünf Formen des Subjektpronomens für die Kombinationen dieser Werte, insoweit das Pronomen thou mit der kongruierenden Form lookest kein Modern English ist.

B. Indem ich Alazons Ansatz direkter folge, kann ich den "Umweg" über die Form, die den Wert eines Merkmals anzeigt, aber auch weglassen, und die sich ändernde oder gleichbleibende Form mit dem Wert des Merkmals gleichsetzen. Das ergäbe für die Einleitung dieses Artikels dann etwa folgende Definition:

Kongruenz verschiedener Wörter (oder Satzteile etc., noch auszuformulieren) bezüglich eines vorgegebenen Merkmals liegt (genau dann) vor, wenn jedes der betrachteten Wörter mindestens zwei Werte dieses Merkmals annehmen kann und dieser Wert sich regelhaft in Abhängigkeit vom Wert eines anderen der betrachteten Wörter verändert.

Dann kann (anders als bei Konzept A.) Kongruenz tatsächlich auch vorliegen, wenn die an ihr beteiligten Wörter nicht im Wert eines Merkmals übereinstimmen, und ein Postulat unterschiedlicher Merkmalswerte bei Formengleichheit entfällt. Die Überlegung zu den Präsensformen des englischen Verbs führt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass Kongruenz in der Person und im Numerus vorliegt. - Der "Preis" für Konzept B. ist allerdings, dass bezüglich des gleichen Merkmals jede an einer Kongruenz beteiligte Wortart ihre eigenen Werte hat; damit hängt auch die Anzahl der Werte pro Merkmal von der Wortart ab. In Alazons Beispiel hat im Plural das brasilianische Subjektpronomen drei Personen, das brasilianische Verb aber nur zwei, nämlich die erste und eine "zweitunddritte Simultanperson" oder "Nichtsprecher-Person" oder so etwas, die per Definition sowohl mit der zweiten als auch mit der dritten Person des Subjektpronomens kongruiert. Formal möglich erscheint das, allerdings hörte ich von derlei bis jetzt nie (Quellenlage ?!). Zwar motiviert ein geschwundener Formenbestand die Neudefinition von Werten eines Merkmals, etwa steht vier casus obliqui des Latenischen einzig der cas régime des Mittelfranzösischen gegenüber. Solche Bezeichnungen von Merkmalswerten betreffen aber nicht die gleiche Sprach(stuf)e, und schon gar nicht werden sie nach meiner Kenntnis zur Beschreibung von Kongruenz benutzt.

Ob die (bei Konzept B. logisch notwendige) Wortart-abhängige Definitionen eines Merkmalswertes weniger willkürlich ist als die Anzeige verschiedener Merkmalswerten durch die gleichen Wortform (wie bei A.), bleibt die Frage.

C. Aus beiden Konzepten folgt:

In zahlreichen deutschen Dialekten fallen im Plural für das Merkmal Person trotz dreier Werte beim Personalpronomen alle Verbformen zusammen (vgl. Einheitsplural). Also gibt es hier keine Kongruenz in der Person; vielleicht ist auch zu postulieren, dass für Verben in diesen Dialekten im Plural das Merkmal "Person" (in Ermangelung unterscheidbarer Werte) nicht existiert.

Auch im Hochdeutschen kongruiert zwar der bestimmte Artikel mit dem Nomen, es gibt im Plural aber nur eine Form des Artikels für alle drei Genera. Also gibt es hier keine Kongruenz im Genus, oder der bestimmte Artikel hat im Plural kein Genus.

Die Past Tense des Modern English zeigt weder in der Person noch im Numerus eine Kongruenz von Subjekt und Verb.

Ist der Begriff Konkordanz nach Konzept A. oder aber nach Konzept B. einzuführen? Was ist wissenschaftlichen etabliert, und mit welchem Argument? Ist die Folgerung in C. richtig? Ein weiterer Kommentar freut mich.

--Psychironiker (Diskussion) 13:59, 11. Nov. 2018 (CET)[Beantworten]

Es freut mich, dir beim Nachdenken zuzusehen, Psychironiker :) Jedoch, das eigene Räsonieren hilft nichts, es muss Fachliteratur über den anerkannten Stand des Wissens her. Es gibt massig Handbücher und Handbuchartikel über Kongruenz, sie fehlen bezeichnenderweise im Artikel.
An dem Wort "Merkmalsausprägung" ist eigentlich nichts verkehrtes, "Wert" wäre gleichwertig, und von daher bräuchtest du nichts zu ändern. Ich habe nur darauf hingewisesen, dass die Bedeutung des Wortes "Merkmal" nicht einheitlich gehandhabt wird. (Die Bedeutung von Attribut, die du suchst, findet sich unter Attribut (Objekt), obwohl ich das merkwürdig finde, und über Attribut-Wert-Strukturen findet sich in dem Artikel auch nur andeutungsweise was).
Das portugiesische Beispiel hinkt tatsächlich, du weist zu recht darauf hin, dass man auch Verbformen als mehrdeutig ansetzen kann, wenn man nicht gleich viele Unterscheidungen hat wie beim Kongruenzauslöser. Ein besseres Beispiel ist die Nordsamische Sprache, die im Subjekt bei Substantiven zwei Numeri unterscheidet, in den Verbformen aber drei, nämlich neben Singular und Plural auch noch einen Dualis. Hier sind die Merkmalsräume echt verschieden, weil Plural bei Anwesenheit einer extra Zweizahl etwas anderes bedeutet, als wenn er nur vom Singular abgegrenzt wird. Ich fürchte, dieses Beispiel ist aber zu abgefahren um es in diesen Artikel aufzunehmen. Aber die Fachliteratur wird etwas zusammenfassendes gesagt haben zu dem Problem der Kongruenz bei inkongruenten Merkmalswerten. Das würde erst in einer recht fortgeschrittenen Ausbaustufe dieses Artikels reinkommen können.
--Alazon (Diskussion) 17:56, 11. Nov. 2018 (CET)[Beantworten]
Jetzt hab ich die Attribut-Wert-Paare in der WP gefunden, eigentlich genau dort, wo sie hingehören: Merkmalstruktur. --Alazon (Diskussion) 17:44, 12. Nov. 2018 (CET)[Beantworten]