Geschichte Italiens

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Die Geschichte Italiens im Sinne einer menschlichen Besiedlung der Halbinsel und der sie umgebenden Inseln lässt sich 1,3 bis 1,7 Millionen Jahre zurückverfolgen, wobei der moderne Mensch vor etwa 43.000 bis 45.000 Jahren in Italien auftauchte und noch mehrere Jahrtausende neben dem Neandertaler lebte. Bis ins 6. Jahrtausend v. Chr. bildeten Jagd, Fischfang und Sammeln die Grundlagen der Existenz. Etwa 6100 v. Chr. brachten erste Gruppen von außerhalb der Halbinsel die Landwirtschaft mit, die Jäger und Sammler verschwanden oder glichen ihre Lebensweise innerhalb weniger Jahrhunderte vollständig an. Im 2. Jahrtausend setzte eine Entwicklung ein, die aus den Dörfern frühe stadtähnliche Siedlungen machte und die Gesellschaften wiesen erstmals deutliche Spuren von Hierarchien auf.

Die durch Schriftquellen belegte Geschichte Italiens beginnt erst nach der Besiedlung durch italische Völker. Neben ihnen erlebte die Kultur der Etrusker, deren Herkunft ungeklärt ist, um 600 v. Chr. ihre Blütezeit. Im 8. Jahrhundert v. Chr. hatte die griechische Kolonisation des süditalienischen Festlandes und Siziliens begonnen, an der Westküste der Insel siedelten Phönizier. Diese Kolonien gehörten später zu Karthago.

Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. setzte die Expansion Roms ein, 146 v. Chr. wurden Korinth und Karthago zerstört, die Eroberung des Mittelmeerraums, später auch von Teilen Mittel- und Nordeuropas brachte kulturelle Einflüsse und Menschen aus dem gesamten Reich und der angrenzenden Gebiete nach Italien. Die Halbinsel bildete das Zentrum des Römischen Reiches und blieb es mit Einschränkungen bis zum Untergang Westroms um 476. Dabei verwandelte sich die agrarische Wirtschaftsbasis, die anfangs aus Bauern bestanden hatte, zu einem System weiträumiger Latifundien auf der Basis von Sklavenarbeit. Ein dichtes Straßennetz verband die expandierenden Städte, der Warenaustausch, aber auch die Abhängigkeit von externen Gütern, wie Weizen und Olivenöl aus Nordafrika, wuchs. In der Spätantike erschienen neben der Sklaverei und den freien Bauern auf dem Land Formen der Bindung an den Boden, wie das Kolonat, wenn auch noch um 500 zwischen freien und unfreien Kolonen unterschieden wurde (Kolonenedikt des Anastasius). Im 4. Jahrhundert setzte sich das Christentum als Staatsreligion durch.

Ab dem 5. Jahrhundert kam Italien unter die Herrschaft germanischer Stämme, die Bevölkerung ging bis um 650 drastisch zurück, kurzzeitig eroberte Ostrom das ehemalige Kerngebiet des Reiches. Im 8. Jahrhundert wurde der von den Langobarden über drei Jahrhunderte beherrschte Norden dem Frankenreich angegliedert, später dem Heiligen Römischen Reich, während im Süden Araber und Byzantiner herrschten, ab dem 11. Jahrhundert Normannen. In den meisten Regionen setzte sich der Feudalismus durch, dessen Zusammenhänge mit dem spätrömischen Kolonat äußerst komplex sind. Die oberitalienischen Kommunen, die sich etwa im Lombardenbund zusammenfanden, konnten sich im 12. und 13. Jahrhundert vom Einfluss des Reichs lösen und eigene Territorien errichten. Von dieser Vielzahl an Territorien waren die bedeutendsten Mailand, die Seemächte Genua und Venedig, Florenz und Rom sowie der Süden Italiens, der teils französisch, teils spanisch war. Eine zentrale Rolle spielte die Tatsache, dass der Bischof von Rom zum Papst der westlichen Kirche aufstieg, es 1054 zur Trennung von der östlichen Kirche kam, und der Papst in langwierige Auseinandersetzungen mit den Königen des Heiligen Römischen Reichs, dann Frankreichs geriet. Letzterer zog den Papst von 1309 bis 1378 ins Exil nach Avignon. Die Rückkehr der Päpste nach Rom beschleunigte den Aufbau des Kirchenstaats in Mittelitalien, der bis 1860 die Politik erheblich beeinflusste.

Vom 14. bis 16. Jahrhundert erlebte Italien die wirtschaftliche und kulturelle Blüte der Renaissance. Fünf führende Mächte hatten sich herauskristallisiert, wobei der Kirchenstaat eine ganz eigene Rolle spielte. Ab dem späten 15., vor allem aber im 16. und 17. Jahrhundert mischten sich die europäischen Großmächte – Frankreich, Spanien und Österreich – immer wieder in die italienische Politik ein. Sie schotteten dabei in verschiedenem Maße ihre Märkte gegen auswärtige Waren ab. Gleichzeitig übte das Osmanische Reich ab dem späten 14. Jahrhundert starken militärischen Druck insbesondere auf die Republik Venedig aus. Dennoch strahlten die italienischen Kulturmetropolen, allen voran Rom, Florenz und Venedig, weit über Italien und Europa aus.

Nach vier Jahrhunderten der politischen Zersplitterung und Fremdherrschaft konnte die Halbinsel eine politische Einheit herstellen. Der moderne italienische Staat besteht seit 1861, 1866 kamen Venetien und das Friaul hinzu, nach dem Ersten Weltkrieg Julisch Venetien (Triest und Görz), das Trentino und Südtirol. Kolonialkriege führte Italien vor allem in Libyen (1951 unabhängig) und Äthiopien (Schlacht von Adua 1896, Italienisch-Äthiopischer Krieg (1935–1936)). 1922 bis 1945 beherrschten die Faschisten, am Ende die deutschen Nationalsozialisten Italien, bis das Land von den Alliierten befreit wurde. Dabei wurde die über zwei Jahrtausende bestehende jüdische Gemeinde fast vernichtet.

1946 entschied sich das italienische Volk für die Abschaffung der Monarchie zugunsten der Republik, und für die Verdoppelung der Wahlberechtigten durch Einbeziehung der Frauen. Seither wechselten sich häufig die Regierungen ab, bis Anfang der 1990er Jahre unter durchgehender Beteiligung der Democrazia Cristiana. Dabei verweisen bis zur Perestroika Auseinandersetzungen um den Eurokommunismus, teils militant geführte politische Auseinandersetzungen, der Gegensatz zwischen Nord- und Süditalien, der Einfluss der katholischen Kirche, aber auch Korruption bis in die politischen Führungsgruppen und organisierte Kriminalität auf einige der zentralen Konfliktlinien der Gesellschaft.

Ur- und Frühgeschichte

Paläolithikum (1,3 Millionen Jahre)

Menschliche Überreste des „Kleinen Prinzen“, der vor etwa 23.000 Jahren in Ligurien beigesetzt wurde. Ihm war ein Pelzumhang beigegeben worden, der aus 400 Vertikalstreifen aus Eichhörnchenfellen bestand.[1], Museo di archeologia ligure von Genua Pegli

Die Ausgrabungen von Pirro Nord in Apulien, wo sich die ältesten menschlichen Spuren Italiens fanden, belegen, dass Jäger und Sammler dort vor 1,3 bis 1,7 Millionen Jahren lebten.[2] Seit etwa 700.000 Jahren ist Italien wohl durchgehend von Menschen bewohnt.[3] Bis ins 6. Jahrtausend v. Chr. bildeten Jagd, Fischfang und Sammeln die Grundlagen der Existenz, wobei sich hüttenartige Strukturen neben Höhlen schon für die Zeit vor 230.000 Jahren nahe der französisch-italienischen Grenze als Wohnstätten nachweisen lassen.[4] Der alltägliche Gebrauch von Feuer hat sich spätestens zu dieser Zeit endgültig durchgesetzt.[5]

In der mittleren Steinzeit war ganz Italien, abgesehen von den Inseln Sardinien und Sizilien, von Menschen bewohnt; vor 43.000 bis 45.000 Jahren tauchte der Cro-Magnon-Mensch auf.[6] Wenige Jahrtausende später verschwand der Neandertaler. Nach dem Ende der letzten Eiszeit nahm die Sesshaftigkeit zu, insbesondere im Küstenbereich, wo Fischfang dominierte. Daneben entstanden in den Hoch- und Mittelgebirgsregionen Hirtenkulturen. Keramik erschien spätestens um 6800 v. Chr. Durch Vergleich mit dem Flächenbedarf ähnlicher Gesellschaften ließ sich als grober Näherungswert eine Zahl von 60.000 menschlichen Bewohnern berechnen.[7] Die Männer waren im Schnitt 1,66 bis 1,74 m groß, Frauen 1,50–1,54 m.

Neolithikum: Landwirtschaft und Dörfer (ab 6100 v. Chr.)

Die ersten Ackerbauern ließen sich zwischen 6100 und 5800 v. Chr. im Süden der Halbinsel nieder.[8] Im Nordwesten bestanden mesolithische und Keramikkulturen noch um 5500 v. Chr. nebeneinander.[9] Es entstanden verschiedene Dorftypen, Fernhandel bestand etwa mit Obsidian oder mit Beilen. Dabei fehlen im neolithischen Italien Anzeichen für eine Hierarchisierung der Gesellschaft. Die Männer waren kleiner als im Paläo- und im Mesolithikum, und auch später waren sie nie wieder so klein. So konnte festgestellt werden, dass Frauen im Durchschnitt 1,56 m, Männer 1,66 m groß waren.[10]

Metallzeitalter, Zuwanderung, Städte (ab 4200 v. Chr.)

Völker auf der Apenninhalbinsel zu Beginn der Eisenzeit
  • Ligurer
  • Veneter
  • Etrusker
  • Picener
  • Umbrer
  • Latiner
  • Osker
  • Messapier
  • Westgriechen
  • Um 4200 v. Chr. wurde in Ligurien als erstes Metall Kupfer verarbeitet[11], die Bronzezeit setzte im frühen 2. Jahrtausend v. Chr. ein. Es entstanden erstmals proto-urbane Strukturen, in Latium fand sich eine solche „Stadt“, die vom 17. bis zum 7. Jahrhundert bestand. Diese „Bronzemetropole“ wies anscheinend keinerlei Verteidigungsanlagen auf.[12]

    Nun sind zahlreiche Kulturen erkennbar, deren Zuordnung zu den Völkern, die in den frühesten Schriftquellen auftauchen, nicht immer gesichert ist. Um 1500 v. Chr. kam es zudem erneut zu starken Zuwanderungen, insbesondere von Indoeuropäern[13], die Dörfer wurden verstärkt befestigt. Funde wie im sizilianischen La Maculufa belegen Oliven- und Weinanbau.[14] Die Eisenzeit, gelegentlich auch die späte Bronzezeit, gilt als Formatierungsphase der Stämme, die in den schriftlichen Quellen erscheinen. Auf eine zunehmende Macht einer Kriegerelite deutet die größere Menge an Waffenbeigaben hin. Zugleich entwickelte sich ein weiträumiger Fernhandel bis in den östlichen Mittelmeerraum. Nun entwickelten sich bei den Etruskern und den Griechen auf Städten basierende, zusammenhängende Herrschaftsgebiete, eine Entwicklung, die bald ganz Italien erfasste und die in der Herrschaft Roms gipfelte.

    Typischer Villanova-Helm aus der römischen Frühzeit, Museo etrusco Guarnacci in Volterra

    In Oberitalien lebten im 5. Jahrhundert v. Chr. die gerade eingewanderten Kelten (auch Gallier genannt), dann Lepontier und Ligurer, im Nordosten Veneter.[15] Mittelitalien war von Umbrern (im heutigen Umbrien); Latinern, Sabinern, Faliskern, Volskern und Aequern (im heutigen Latium); Picenern[16] (Marken und nördliche Abruzzen) bewohnt. Im Süden waren Samniten[17] (südliche Abruzzen, Molise und Kampanien) ansässig; Japyger und Messapier in Apulien; Lukanier und Bruttii. Die Sikeler bewohnten den Ostteil Siziliens. Viele dieser Völker waren indoeuropäischen Ursprungs, einige galten als Aborigines. Die Etrusker in Mittelitalien waren keine Indoeuropäer, genauso wenig die Elymer und Sikaner auf Sizilien, auf Sardinien wohnten Sarden und Scherden.

    Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. begann die griechische Kolonisation Süditaliens. Dabei wurden zahlreiche Städte gegründet, darunter Taras, Kyme, Metapontion, Sybaris, Kroton, Rhegion, Paestum und Neapel, auf Sizilien (Naxos, Zankle und Syrakus). Die griechisch besiedelten Gebiete wurden als Magna Graecia (Großgriechenland) bezeichnet.

    Die Karthager, die sich zu einer bedeutenden See- und Handelsmacht entwickelt hatten, gründeten Kolonien auf Sizilien und Sardinien und gerieten während des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr. in anhaltende Konflikte mit den griechischen Kolonien, vor allem mit Syrakus. Hingegen standen sie zeitweise mit den Etruskern im Bündnis. Auch mit Rom pflegte es bis 264 v. Chr. ein gutes Verhältnis. Karthago und Rom schlossen um 508 v. Chr. einen ersten Vertrag, 348 und 279 v. Chr. folgten weitere.[18]

    Rom

    Italien im expandierenden Römerreich (4. Jahrhundert v. bis 2. Jahrhundert n. Chr.)

    Die etruskischen Gebiete zur Zeit ihrer größten Ausdehnung mit den Städten des Zwölfstädtebunds
    Die Wölfin stillt Romulus und Remus, die sagenhaften Gründer Roms. Die Wölfin stammt aus dem 13. Jahrhundert, die Zwillinge wurden im 15. Jahrhundert hinzugefügt, wie sich 2007 herausstellte.[19]
    Der westliche Mittelmeerraum 279 v. Chr.

    Rom[20] war im 8. Jahrhundert eine kleine bäuerliche Gemeinde, die aus mehreren Dörfern hervorgegangen war. Der traditionellen Überlieferung nach schüttelte es 509 v. Chr. die Königsherrschaft und die Dominanz der Etrusker ab. In der mythologischen Erinnerung hatte die Expansion zunächst im Kampf mit den Sabinern, dann gegen die Stadt Alba Longa begonnen. Auf diese frühe Phase wird die Entstehung der Patrizier und der Plebejer zurückgeführt, ebenso die religiöser Einrichtungen, wie die der Vestalinnen. Auf den etruskischen König Tarquinius Priscus führten die Römer den Bau der Cloaca Maxima oder des Jupitertempels zurück. Mit dem Ende der Monarchie übernahm der Senat die wichtigste Rolle im entstehenden Staatswesen.

    Sein Herrschaftsgebiet dehnte Rom zunächst über Mittelitalien, dann zu einem Imperium über den gesamten Mittelmeerraum aus, um schließlich bis in den Nordseeraum und an den Persischen Golf zu gelangen. Erst nach drei Kriegen (343–341, 327–304 und 298–290 v. Chr.) gelang es, die Samniten zu unterwerfen.[21] Mit dem Sieg über den hellenistischen König von Epirus, Pyrrhus, im Jahr 275 v. Chr. begann Rom den rein italischen Rahmen zu sprengen und seine Macht weiter auszudehnen.

    Diese Expansion überforderte bereits in den beiden ersten Punischen Kriegen, die mit einer Unterbrechung von 264 bis 201 v. Chr. andauerten, die Ressourcen der Stadt, so dass es auf die Hilfe der Verbündeten angewiesen war. Weitere Kriege führte Rom gegen die hellenistischen Reiche im Osten (200 bis 146 v. Chr.), die Gallier Oberitaliens, deren Gebiet 191 v. Chr. zur Provinz Gallia Cisalpina wurde, aber auch Gebiete in Südgallien. 175 v. Chr. folgte Ligurien, dann die Griechen Süditaliens sowie die Numider in Nordafrika, nachdem Karthago 146 v. Chr. zerstört worden war. Schließlich folgte die Expansion nach Kleinasien (ab 133 v. Chr.) und auf die iberische Halbinsel (bis 19 v. Chr.). 58 bis 51 v. Chr. wurde Gallien erobert, die Grenze bis über den Rhein vorgeschoben, schließlich folgte (allerdings erst in der frühen Kaiserzeit) Britannia.

    Weder die Zentralisierung auf Rom, noch der Macht- und Verwaltungsapparat waren geeignet, einen Flächenstaat dieser Ausmaße zu steuern. Auch die Sozial- und Besitzverhältnisse brachten das Reich vielfach an den Rand des Auseinanderbrechens. Bauern- und Sklavenaufstände (vor allem 135, 104 und 73–71 v. Chr.) waren Folge der grundlegend veränderten Lebensbedingungen und der extremen Ungleichheit in den materiellen und rechtlichen Verhältnissen innerhalb der Gesellschaft. Daneben kam es zu einer Verstärkung des Einflusses hellenistischer Kultur, später auch der Kulturen des Nahen Ostens, die eine Veränderungen abgeneigte, konservative Senatsgruppe als Werteverfall wahrnahm.

    Hinzu kam ein weiteres Problem: Der Sieg Roms war nur durch Truppen der Verbündeten möglich. Da Rom jedoch seinen Bundesgenossen die rechtliche Gleichstellung verweigerte, kam es Ende des 2. Jahrhunderts zu Unruhen und 90/89 v. Chr. zum Bundesgenossenkrieg. Trotz ihrer Niederlage erhielten die Gemeinden Italiens das römische Bürgerrecht, 42 v. Chr. erhielten dieses Recht auch die bis dahin ausgeschlossenen Städte der Po-Ebene. Mit dem Zensus von 29/28 v. Chr. wurden schließlich alle Italiker in die Bürgerlisten eingetragen.[22] Damit wurde Italien zu einem einheitlichen, gegenüber dem übrigen Reich bevorzugten Rechtsraum. Dieser Zustand hielt bis 212 n. Chr. an, als allen Bürgern des Reiches das römische Bürgerrecht mit den daran hängenden Pflichten verliehen wurde. Zudem war Italien, insbesondere Rom, ein Wirtschaftsraum, auf den fast alle Provinzen ausgerichtet waren. Zugleich musste es immer weniger die Lasten der Verteidigung des Riesenreichs tragen.

    Bis zur Herrschaft des Augustus litt Italien jedoch unter schweren Machtkämpfen, die mit dem Kampf zwischen Sulla und Marius begannen, und denen soziale Auseinandersetzungen vorangegangen waren, die mit den Gracchen verbunden sind, und die bis ins frühe 5. Jahrhundert zurückreichten, als das Amt des Volkstribuns geschaffen wurde. Diese Bürgerkriege fanden einen weiteren Höhepunkt mit den Kämpfen, aus denen zunächst Gaius Iulius Caesar, dann Augustus als Sieger hervorgingen.

    Pax Romana, Verwaltung und Wirtschaft (1. bis 2. Jahrhundert)

    Die sich anschließende lange Friedensphase (Pax Romana) in Italien ließ Wirtschaft, Künste und Kultur aufblühen. Die Bevölkerungsdichte sollte erst Jahrhunderte später wieder erreicht werden. Die Errungenschaften Roms im Bereich Recht, Verwaltung und Kunst haben die westliche Zivilisation zutiefst geprägt.

    Die unzureichend gewordene Organisation von Verwaltung und Militär wurde durch die frühen Kaiser grundlegend geändert. Augustus teilte Italien in elf Regionen auf. Die republikanischen Institutionen wurden formal überwiegend wieder eingesetzt, doch blieben sie weitgehend von seinen Entscheidungen abhängig, sie verwandelten ihren Charakter zu einer administrativen Tätigkeit. Allerdings behielt der Senat in Italien einige Vorrechte, wie etwa die Verfügung über die Prägung der Bronzemünzen ab 15 v. Chr., die Verfügung über die Tempel oder die Leitung des aerarium Saturni.[23] Die Volkstribunen behielten ihre Rechte, wurden aber formal in Umkehrung ihrer bisherigen Stellung dem Senat unterstellt, faktisch jedoch dem Kaiser.

    Während es in der Republik nur ansatzweise eine Verwaltung gab, denn es existierten weder Grundsätze noch Apparate oder ausgebildetes Personal, änderte sich dies unter den Kaisern. Claudius setzte in der Verwaltung stark auf Freigelassene (sie verloren ihren Einfluss unter den Flaviern), Domitian und Hadrian eher auf vermögende Ritter (equites), also die Gruppe der Händler, Steuerpächter und der städtischen Mittelklasse, für die die Republik nie eine adäquate Aufgabe gefunden hatte. Schon Trajan zog Männer aus dem Osten in den Senat, Vespasian zog verstärkt Provinzialen hinzu. Insbesondere in der Finanzverwaltung kam es zu einer Professionalisierung, vor allem, als der römische fiscus die Verantwortung für die Einnahmen aus den Provinzen übernahm. Es entstand eine Art Zentralverwaltung.

    Als Vermittlerinstanz fungierte vor allem ab dem 2. Jahrhundert das nicht leicht zu fassende consilium principis, das informell zusammengestellt den Kaiser beriet. Hadrian zog erstmals Juristen hinzu. Im späten Kaiserreich übernahm diese Rolle das consistorium.[24] Daneben übte der Prätorianerpräfekt großen Einfluss aus, der zunächst mit seiner Prätorianergarde für die Sicherheit des Kaisers verantwortlich war. Er erhielt bald über den Militärbereich hinausreichende richterliche Befugnisse (unter den Severern im Umkreis von 100 römischen Meilen um Rom (also knapp 150 km) und agierte vielfach als Feldherr. Für die Truppenversorgung verfügte er seit Nero über eine eigene Naturalienabgabe, die annona. Um ihn herum entstanden schwer durchschaubare Verwaltungseinheiten. Sonderbereiche wie die Spiele oder die Bibliotheken übernahmen nur hierfür zuständige Prokuratoren. In Rom führte ein praefectus urbi die städtischen Kohorten und saß Eilgerichten vor. Der praefectus annonae war für die Lebensmittelversorgung zuständig, für die Marktaufsicht und die Schifffahrt auf dem Tiber sowie die Bäckereien. Hinzu kam ein praefectus vigilum, der Feuerwachen organisierte. Die Aufgaben wurden bald zu komplex, so dass unter Trajan subpraefecti eingesetzt wurden.

    In Italien wachten die Prätorianer über die Sicherheit. Tiberius brachte sie nach Rom, nur die Präfekten, die für die Flotten zuständig waren, blieben in Misenum und Ravenna. Städtische Magistrate sprachen Recht, es entwickelte sich ein Instanzenzug mit der letzten Instanz in Rom. Für den Straßenbau waren nicht mehr die Censoren zuständig, sondern curatores viarum. Die oftmals chaotischen Finanzen der Städte unterlagen seit Nerva curatores civitatis. Um 120 sollte mit vier consulares die Rechtsprechung in Italien zentralisiert werden, doch setzte sich das System erst Ende des Jahrhunderts in abgeschwächter Form durch. Insgesamt gelang es, die massive Selbstbereicherung, die in republikanischer Zeit aus der Vermengung politischer, militärischer und verwaltungstechnischer Ämter und der Kurzzeitigkeit der Ämter resultiert hatte, auf ein erträgliches Maß zurückzuführen. Es dauerte bis Ende des 2. Jahrhunderts, bis sich eine relativ feste Hierarchie mit entsprechenden Gehältern entwickelt hatte.

    Jede Stadt verwaltete ihr Umland mit. Im Gegensatz zu den meisten Provinzstädten unterlagen die italienischen dabei nicht der Tributpflicht. Incolae, einfache Bewohner oder Fremde, und attributi, die abseits der Städte wohnten, hatten mindere Rechte. Die Verbindung zu den übergreifenden Einrichtungen stellten patroni her, lokale Notabeln.

    Die größte Entlastung für die Wirtschaft des Reiches war das Ende der Bürgerkriege. Das stellte sich für Italien jedoch ganz anders dar. Dort hatte die politisch und ökonomisch führende Gruppe sogar erheblich von der Zufuhr an Sklaven und den Tributen der Provinzen profitiert, vor allem die großen Landbesitzer. Auch kam die kaiserliche Unterstützung der municipia und die ausgedehnten kaiserlichen Domänen der Vermögensbildung der führenden Schichten in den Städten zugute. Doch gerade die Latifundien hatten wiederum zu einer Verdrängung der Bauern, zu einer Entvölkerung des Landes und zur zunehmenden Weidewirtschaft geführt, was die Verstädterung weiter förderte. Zudem sahen sich Oliven- und Weizenbauern starker Konkurrenz aus Gallien, Hispanien und Africa ausgesetzt. Die seit Trajan zunehmend aus den Provinzen stammenden Kaiser förderten ihrerseits die außeritalischen Gebiete zu Lasten Italiens.

    Des Weiteren belastete die italische Wirtschaft, dass immer noch die meisten Legionäre aus Italien stammten und Kriege, wie die Trajans, zu hohen Verlusten und zur Ansiedlung in den östlichen Provinzen führten. Trajan verlagerte die Rekrutierungsgebiete auf die hispanischen Gebiete. Er versuchte, der Auszehrung Italiens entgegenzuwirken. Er untersagte daher die Abwanderung aus Italien, verfügte, dass Provinzsenatoren mindestens ein Drittel ihres Landbesitzes in Italien haben mussten, und versorgte Bauern für das Großziehen von Kindern (alimenta).

    Die mangelnde Versorgung der Latifundien mit Sklaven und die niedrige Produktivität der Güter führten im 2. Jahrhundert dazu, dass die großen Güter zunehmend aufgeteilt und an coloni verpachtet wurden. Für ihr Land leisteten die Kolonen Abgaben in Form von Geld, Naturalien oder Arbeit. Kaiserliche Domänen gab es vor allem im Süden, doch waren die Provinzdomänen bedeutender.[25]

    Insgesamt scheint es, dass die Latifundien weniger die Ursache des Reichtums als die Früchte der im Handel und in der Produktion erwirtschafteten Gewinne waren. Dabei spielten Minen und Steinbrüche eine wichtige Rolle, die aber auch eher in den Provinzen betrieben wurden und nicht etwa um Luna bei Carrara, da man in Italien einen Abzug von Arbeitskräften aus der Landwirtschaft fürchtete. Im Produktionsbereich blieb Italien nur bei der Wollspinnerei führend, vor allem in der Po-Ebene, etwa in Altinum, und um Tarent. Glas und Keramik, Lampen und Metallwaren verloren jedoch ihre führende Rolle. Hinzu kam die scharfe Konkurrenz der ökonomisch immer selbstständiger werden Landgüter, der villae, gegen die die Kleinhandwerker, die den Löwenanteil der Waren produzierten, kaum ankamen. Immerhin förderten die Kaiser mit ihren Bauprojekten den Handel mit Ziegeln.

    Detail der Trajanssäule mit Szenen aus dem Dakerkrieg

    Dabei verschwand der Tauschhandel weitgehend, Münzen zirkulierten in jedem Städtchen. Erstmals kam der Münzpolitik größte Bedeutung zu. Bronzemünzen wurden vom Senat geprägt, Gold- und Silbermünzen vom Kaiser. Im Jahr 64 kam es zu einer ersten Abwertung. Trajan konnte das Münzsystem mit dakischem Gold unterfüttern, von dem Rom angeblich 5 Millionen römische Pfund erbeutete, also mehr als 1600 Tonnen.[26] Doch wertete er die Kupfermünzen durch Reduzierung des Kupferanteils ab. Hadrians Friedenskurs stabilisierte das System langfristig, doch machte sich schon unter Mark Aurel eine deutliche Inflation bemerkbar, also eine zunehmend Wertminderung der Münzen. Diese erreichte in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts ihren Höchststand.[27] Zudem genügte die Edelmetallgewinnung nicht mehr dem Bedarf bzw. sie brachte die Wertrelation zwischen Gold und Silber ins Wanken.

    Das Bankensystem ist nur wenig erforscht. Transaktionen von Münzen ließen sich auf dem Papier arrangieren, so dass die Schwierigkeiten und Risiken der Münz- und Barrenübermittlung reduziert wurden.[28] Der Außenhandel brachte den Randprovinzen erhebliche Einnahmen, doch den größten Umfang besaß der Handel zwischen den Provinzen.

    Italien als Provinz im Römischen Reich, Christianisierung (3. bis 5. Jahrhundert)

    Das Römische Reich und seine Provinzen zur Zeit seiner größten Ausdehnung unter Kaiser Trajan im Jahre 117

    Die Durchsetzung des Christentums im 4. Jahrhundert bis hin zum Status der Staatsreligion, die Gründung einer zweiten Hauptstadt im Osten und die Teilung des Reichs, sowie die Eingliederung Italiens als gewöhnliche Provinz, dazu die politisch-militärische Unsicherheit, die auch vor Italien nicht Halt machte, charakterisierten die sich verändernde Situation des Landes. Trotz der Verfolgungen vor allem unter Valerian und Diokletian und der paganen Gegenreaktion durch Kaiser Julian, wurde das Christentum, wenn auch als vielfach zerklüftete, aber dennoch in wenigen Formen ins Mittelalter mündende Religion mitsamt ihren Organen von zentraler Bedeutung für das Frühmittelalter.

    Die Berechnung der Einwohnerzahl in der Antike bereitet erhebliche Probleme, so dass die Ergebnisse stark divergieren. Um 200 n. Chr. könnte das Römische Reich 46 Millionen Einwohner gehabt haben, Rom mindestens 700.000, andere Schätzungen liegen erheblich höher. So reichen sie für das 1. Jahrhundert von 54 bis zu 100 Millionen für das Reich, und liegen um etwa 1,1 Millionen für Rom.[29] Für das 3. Jahrhundert variieren die Annahmen zwischen 50 und 90 Millionen.[30] Marc Bloch hielt die Berechnung der Einwohnerzahl für unmöglich.[31] Italien hatte nach den älteren Schätzungen von Karl Julius Beloch 7 bis 8 Millionen Einwohner, hinzu kamen Sizilien mit 600.000 und Sardinien mit 500.000[32], doch fiel diese Zahl bis um 500 auf etwa 4 Millionen und bis 650 gar auf 2,5 Millionen.[33]

    Abschnitt der Aurelianischen Mauer um Rom

    212 erhielten in der Constitutio Antoniniana alle Bürger des Reiches das Römische Bürgerrecht, die bisherige Bevorzugung Italiens entfiel. In der Zeit der Reichskrise verlor Italien zunehmend seine Rolle als Kernland des Imperiums; diese Entwicklung sollte sich in der Spätantike fortsetzen. Darüber hinaus musste Rom nach 270 wieder mit einer Stadtmauer militärisch gesichert werden. Zwischen 254 und 259 waren erstmals wieder germanische Stämme auf italischem Boden erschienen, so etwa die Alamannen, die 259 bei Mailand und 268 am Gardasee zurückgeschlagen wurden.

    Ambrosius von Mailand, Mosaik in der Mailänder Kirche, die seinen Namen trägt. Es entstand möglicherweise zu seinen Lebzeiten.

    Analog zum übrigen Reich wurde die Halbinsel unter Diokletian in Provinzen aufgeteilt (Liste). Die Diocesis Italiciana bildete einen Teil der Praefactura praetorio Italia, zwei Vicarii residierten in Mailand und Rom. Die von Mailand aus verwalteten Regiones annonariae im Norden der Halbinsel dienten dem Unterhalt des kaiserlichen Haushalts, die von Rom aus verwalteten Regiones suburbicariae dienten der Versorgung Roms. Dabei waren die Inseln mit eingeschlossen. Ein politisch weit über Rom hinaus agierender Praefectus urbi verwaltete Rom, das seine Funktion als Kaiserresidenz unter Konstantin weitgehend einbüßte.

    Theologische Auseinandersetzungen nach dem Konzil von Nicaea (325) zwischen dem athanasischen Westkaiser Constans und dem arianerfreundlichen Constantius II. im Osten gaben den beiden Bischöfen der Metropolen Mailand und Rom bald ebenfalls eine Sonderstellung. Bischof Ambrosius von Mailand gewann erheblichen Einfluss auf die Reichspolitik, während der römische Präfekt diesen nach und nach einbüßte, zumal viele der Amtsinhaber eher zum Paganismus neigten. Umgekehrt mischten sich Kaiser, wie Valentinian I. in die Bischofswahl in Rom ein. Darüber hinaus war der Klerus von Abgaben und Diensten befreit, ebenso wie vom Kriegsdienst, womit er endgültig zu einem eigenen Stand wurde.[34]

    Seit der Gründung Konstantinopels als Hauptstadt des Ostens im Jahre 326, und der Teilung in Weströmisches und Oströmisches Reich im Jahr 395 wurde Italien zu einer immer weniger bedeutenden Provinz. Das Westreich löste sich im Verlauf der Völkerwanderung unter dem Druck von Germanen und Hunnen, dem Verlust wirtschaftlich bedeutender Provinzen, der vom Kaiser schließlich nicht mehr zu kontrollierenden Armeeführung und einer räumlich wie sozial zersplitterten Gesellschaft auf.

    408 drangen die Westgoten Alarichs in Italien ein, während Kaiser Honorius im sicheren Ravenna residierte. 410 wurde Rom geplündert, doch zogen die Goten nach Gallien ab. Nach Honorius’ Tod im Jahr 423 dominierte der Ostkaiser die Politik in Italien. Den römischen Bischöfen, insbesondere Leo I. gelang es, sowohl am Hof des Westens als auch dem des Ostens Ansehen zu gewinnen. Dies zeigte sich etwa bei der Invasion der Hunnen unter Attila im Jahr 452. 455 plünderten jedoch die Vandalen Rom und besetzten Sardinien und Sizilien. Der Magister militum Ricimer beherrschte für einige Jahre die Politik im Westen, bis Konstantinopel Julius Nepos unterstützte, der von Dalmatien nach Italien marschierte. Dieser wiederum wurde 475 von Orestes gestürzt, der seinen Sohn Romulus Augustulus zum Kaiser erhob, der seinerseits im August 476 von Odoaker gestürzt wurde. Damit endete formal das weströmische Kaisertum, spätestens jedoch, nachdem 480 Julius Nepos in Dalmatien ermordet wurde. Odoaker erkannte die Herrschaft des Ostkaisers formal an und versorgte seine Truppen mit Land in Italien.

    Kirchenorganisation, Bistumshierarchie und Römisches Reich

    Kaiser Konstantin IV. (Mitte) erhebt Ravenna zum Erzbistum. Von links nach rechts: Justinian II., die beiden Brüder des Kaisers und er selbst, zwei Erzbischöfe von Ravenna und drei Diakone.

    Ohne die Differenzierung zwischen Amtskirche und Gemeinschaft der Gläubigen zu berücksichtigen, lässt sich auf der formalen Ebene bereits im frühen 2. Jahrhundert eine Verfestigung der Ämterstruktur und eine Ausbreitung des Bischofsamts feststellen, die in der Spätantike jede Stadt erfasste. Diese Heraushebung der Stadt gegenüber dem Umland blieb in Italien, im Gegensatz zu vielen ehemaligen Provinzen des Römerreichs, durchgängig kennzeichnend. Die Grenzen zwischen den Municipia bildeten vielfach die späteren Bistumsgrenzen, wobei zuweilen auch Klöster, wie Nonantola oder Bobbio, ihr Umland integrieren konnten.

    Eine zentrale Rolle spielte die Hauptstadtgemeinde, die sich auf die Apostel Petrus und Paulus zurückführte, und die besonderes Ansehen genoss. Zwischen den Bischöfen Damasus I. (366–381) und Leo I. (440–461) entstand die Vorstellung von einer Renovatio Urbis, der Wiederauferstehung Roms als nunmehr christliche Hauptstadt. So weist bereits Cyprian von Karthago auf die rechtliche Kontinuität hin, die auf der Kirchenebene auf den Stuhl Petri verweist. Den Anspruch zu den ältesten, auf die Apostel zurückreichenden Bischofssitzen zu zählen, erhoben allerdings auch Ravenna und Aquileia. Mitte des 3. Jahrhunderts fand in Rom eine erste überlieferte Synode von 60 Bischöfen statt. Ende des 6. Jahrhunderts lassen sich in Mittel- und Oberitalien 53 Kirchen fassen, im städtereicheren Süden gar 197. Analog zur staatlichen Organisation entstanden zwei Kirchenprovinzen mit den Zentren Mailand und Rom. Aquileia wurde für die Gebiete bis zur Donau zuständig. Ravenna blieb zunächst Rom zugeordnet, doch unter Justinian I. nahm Bischof Maximianus von Ravenna als erster den Titel eines Erzbischofs (archiepiscopus) an und um 650 wurde Ravenna durch Kaiser Konstans II. auf einige Jahrzehnte sogar ganz der Jurisdiktionsgewalt Roms entzogen.

    Germanen und Ostrom

    Odoaker, Ostgoten (476–568)

    Palast Theoderichs in Ravenna. Er wurde Sitz des oströmischen Exarchen.

    Nach dem Untergang des Weströmischen Kaisertums 476 wurde Italien zuerst durch Odoaker regiert und war dann ab 489 bzw. 493 Bestandteil des Reichs der Ostgoten, die unter Theoderich im Auftrag des oströmischen Kaisers in Italien eingefallen waren. Theoderich trennte zivile und militärische Gewalt deutlich stärker nach ethnischen Prinzipien auf; seine Goten übten die Militärverwaltung aus und erhielten Land zugewiesen. Die Ostgoten waren Arianer und standen daher den kirchlichen Organen in Italien fern, was ihn dazu veranlasste, den Bischof von Rom gefangenzusetzen oder politisch unter Verdacht Geratene, wie Symmachus hinrichten zu lassen. Seine Tochter Amalasuntha versuchte nach dem Tod ihres Vaters (526) eine römerfreundlichere Politik, wurde jedoch ermordet, was Kaiser Justinian I. im Jahr 535 Gelegenheit bot, zu intervenieren. Siziliens Zivilverwaltung wurde direkt Konstantinopel unterstellt.

    Verlauf der Gotenkriege

    Italien wurde zwischen 535 und 553 von oströmischen Truppen unter Führung der Feldherren Belisar und Narses erobert. Kaiser Justinian wollte damit das Römische Reich erneuern (Renovatio imperii), doch führten die Kämpfe zu einer Verelendung weiter Landstriche. 554 wurde die Verwaltung Italiens neu geordnet und die meisten senatorischen Ämter abgeschafft; doch blieb das Amt des Stadtpräfekten unangetastet. Italien wurde schließlich 554 formal Teil des Oströmischen Reiches, doch fielen bereits 568 die Langobarden in Italien ein und eroberten große Teile des Landes. Ihr Herrschaftsraum im Norden Italiens zerfiel bald in viele kleinere Herzogtümer (Dukate). Der von Konstantinopel kontrollierte Rest wurde unter Kaiser Maurikios in das Exarchat von Ravenna zusammengefasst. Damit war die politische Einheit Italiens nach über 600 Jahren zerbrochen, die politische Macht zersplittert. Neben dem Gebiet zwischen Rom und Ravenna blieben große Teile des Südens, sowie Ligurien und die Küste Venetiens und Istriens byzantinisch, wobei Ligurien im 7. Jahrhundert an die Langobarden verlorenging. Unter Papst Gregor I. wurde das von Ostrom 534 besetzte Sardinien ab 599 unter Gewaltanwendung katholisiert.[35] 710 besetzten arabische Truppen Sardinien, das zur Provinz Africa gehört hatte, doch vertrieben die Bewohner 778 die Besatzer[36] und wehrten 821 ihren letzten Angriff ab. Auf der Insel entstanden vier Judikate, selbstständige, von Richtern geführte politische Einheiten, deren letzte, das Judikat Arborea bis 1478 Bestand hatte. Die Küstenorte wurden, wie in ganz Italien, vielfach aufgegeben.

    Der harte Fiskalismus sowie die Invasion der Langobarden ab 568, das Abreißen der Handelsbeziehungen und die zunehmende Unsicherheit führten zu einem drastischen Rückgang der Bevölkerung, einem Schrumpfen der Städte, der Regionalisierung von Machtballungen und einer gesteigerten Agrarisierung der Wirtschaft unter Zunahme der Subsistenzwirtschaft. Der Mittelmeerraum veränderte zudem seine Funktion als Handelsdrehscheibe, zumal die Südseite ab den 630er Jahren von muslimischen Armeen erobert wurde, die bis um 700 auch noch Africa, die Kornkammer Italiens eroberten und von dort aus begannen, die italienischen Küstenorte zu plündern.

    Langobarden, Byzantiner (568–774)

    Italien zur Langobardenzeit

    Die gesamte Schicht der Besitzenden wurde in das militärische System eingebunden, lokale Miliztruppen verstärkten die byzantinische Armee. Dabei entstand eine militärisch-politische Hierarchie von regional verschiedener Selbstständigkeit. Sie band sich um Rom stärker an den dortigen Bischof, um Ravenna an den Exarchen, in Venetien an dort entstandene Familienstrukturen, Tribunen und Duces, im Süden an die enger an Byzanz gebundenen Apparate.

    Zwischen dem Langobardenreich und Süditalien entstand allmählich der Kirchenstaat (siehe Pippinische Schenkung, 754/756), also der weltliche Herrschaftsraum des Papstes (Patrimonium Petri), da Konstantinopel aufgrund der Bedrohung durch die Awaren und Araber seit etwa 650 nur noch gelegentlich im Westen eingreifen konnte.

    Die Langobarden unterstanden 574 bis 584 keiner gemeinsamen Führung, doch machte die übergreifende Koordination im Kampf gegen die Franken die Wiedereinführung eines Königtums notwendig. In Opposition zum byzantinischen Ravenna wählten die Langobarden Pavia zur Hauptstadt. Im Gegensatz zum Frankenreich kam es zu keiner Verschmelzung der römischen Führungsschichten mit den germanischen, da diese als Arianer der katholischen Bevölkerung fernstanden, und die frühen Gewalttätigkeiten in der Eroberungsphase viele Adelsfamilien vertrieben, die sich im byzantinischen Gebiet niederließen. Um 600 machte sich allerdings der mäßigende Einfluss der Königin Theudelinde bemerkbar, der Tochter des Bayernherzogs Garibald I. Danach wechselten sich arianische und katholische Könige ab, König Rothari ließ 643 die Rechtsgewohnheiten der Langobarden kodifizieren. Währenddessen gelang es den langobardischen Herzögen von Benevent und von Spoleto, ein hohes Maß an Autonomie zu wahren.

    König Liutprand (712–744) gelang die Einigung der Langobarden und er nahm den Kampf gegen Byzanz wieder auf. Dabei kam ihm zustatten, dass die Langobarden inzwischen katholisiert waren und sich daher leichter mit den herrschenden römischen Familien verbanden, um eine gemeinsame Herrenschicht zu bilden. Das Edikt König Aistulfs von 750 unterschied bereits nicht mehr nach ethnischem oder religiösem Hintergrund sondern teilte die Bevölkerung nach ihrem Vermögen und entsprechend ihrer Ausrüstung verschiedenen militärischen Kategorien zu. 751 gelang ihm die Eroberung Ravennas.

    Der mit Papst Stephan II. verbündete Pippin, seit 751 König der Franken, zog 756 vor Pavia und zwang Aistulf zur Anerkennung seiner Oberherrschaft und zur Abtretung des Exarchats von Ravenna, das Pippin dem Papst schenkte (Pippinische Schenkung), und übernahm das Patriziat über die Stadt Rom.

    Teil des Frankenreichs, Nationalkönige (774–951)

    Ab dem Jahr 774 eroberte der Sohn und Nachfolger Pippins, Karl I. das Langobardenreich und krönte sich in Pavia mit der Langobardenkrone zum „König der Franken und Langobarden“. Im Zuge der karolingischen Reichsteilungen wurde (Nord-)Italien wieder ein selbstständiges Königreich, zunächst unter karolingischen Königen, ab 888 unter einheimischen Königen fränkischer Herkunft wie Hugo von Vienne und Berengar von Ivrea (Nationalkönige).

    Fränkische Eroberung

    Kaiser Karl I. zwischen den Päpsten Gelasius I. (ca. 492–96) und Gregor I. (590–604); Miniatur aus dem Sakramentar Karls des Kahlen, um 870

    Die Franken wurden vom Papst gegen die Langobarden zu Hilfe gerufen, denen 751 die Eroberung Ravennas gelungen war. Zudem verboten sie seit etwa 750 jeden Handel mit byzantinischen Untertanen. König Pippin eroberte Ravenna, das allerdings nun vom Papst beansprucht wurde. Mit König Desiderius kam es zu ähnlichen Auseinandersetzungen, so dass Pippins Sohn und Nachfolger Karl I. die Langobardenhauptstadt Pavia angriff. Er übertrug die ehemals byzantinischen Gebiete an den Papst und geriet dadurch in Gegensatz zu Konstantinopel. Mit seiner Kaiserkrönung im Jahr 800 durch den Papst kam es zu einem bis 812 andauernden Bruch zwischen den Kaiserreichen. Der Dukat Spoleto wurde dem Frankenreich angegliedert, nicht jedoch der Dukat Benevent. Der Adel nahm dort eine ähnliche Entwicklung wie unter den Franken, doch zerfiel der Dukat in die Fürstentümer Benevent und Salerno sowie die Grafschaft Capua.

    Karl teilte Italien in Grafschaften und Marken ein und brachte fränkische Adlige als Herrenschicht ins Land. Er gewährte den Klöstern und Bistümern Privilegien und stattete sie mit Gutsherrschaften aus. Die langobardischen Freien wurden als Arimanni in das fränkische Heer aufgenommen. Sie erhielten vor allem in den Bistümern größeren Einfluss und standen neben dem fränkischen Feudaladel. Dank der Karolingischen Renaissance kam es zu einer zeitweiligen Zunahme von Bildung, Schriftlichkeit und Kunst unter Rückgriff auf römische Überlieferung.

    Regnum Italicum, äußere Angriffe

    Nach dem Tod Ludwigs des Frommen (840) wurde das Frankenreich geteilt und das Regnum Italicum erhielt mit der Hauptstadt Pavia ein höheres Maß an Autonomie.

    Ludwig II. führte vor allem im Süden eine eigenständige Außenpolitik, insbesondere gegenüber den Arabern unter den Aghlabiden, die seit 827 begannen, Sizilien zu erobern und sich bald in Süditalien festsetzten. Bis 902 gelang ihnen die Eroberung der Insel, das politische Zentrum verlagerte sich nun von Syrakus nach Palermo. Von 843 bis 871 bestand ein arabisches Emirat in Bari, dessen Truppen jedoch von Ludwig II. besiegt wurden. Danach setzte sich Byzanz wieder in den Besitz Apuliens und erlangte sogar wieder Einfluss in Benevent. Der inzwischen selbstständige Dukat Neapel zerfiel in die Stadtherrschaften Neapel, Amalfi und Gaeta.

    Feudalisierung, erste städtische Selbstständigkeit

    Kaiser Lothar I., Evangeliar, Tours, zwischen 849 und 851 entstanden, Bibliothèque nationale de France, Paris

    Im Norden entstanden aus den fränkischen Großeinheiten die Territorialherrschaften dort mächtiger Familien. Daneben erlangten die Bistümer erhebliche regionale Macht und im Zuge des Incastellamento entstanden neue Schwerpunkte. Die fränkischen Großen wiederum brachten ihre Verbündeten aus Burgund und anderen Reichsteilen in den Kampf um die Vormacht. Um sie kämpften Wido von Spoleto und Berengar I. von Friaul, Hugo von Arles und Vienne wurde von 926 bis 941 König. Otto I. machte schließlich Berengar II. von Ivrea die Königswürde streitig.

    Neben den Feudalherrschaften[37] entstanden in der Nordhälfte erste städtische Herrschaften, wie etwa Rom, das von der Familie des Senators Theophylakt beherrscht wurde, und Venedig, das zwar noch formal Byzanz unterstand, jedoch unter wechselnden Dogenfamilien mit ihrem 811 eingerichteten festen Amtssitz eine eigenständige Außenpolitik führte. Im Pactum Lotharii überließ Kaiser Lothar I. Venedig weitreichende Handelsrechte in Oberitalien, seine Nachfolger erkannten Venedigs Besitz auf Reichsgebiet an. Zugleich hatten sich die Städte der Lagune mehrerer Invasionen fränkischer, slawischer (um 846), arabischer (875) und ungarischer (899 bis 900) Armeen zu erwehren.

    Kirchenorganisation

    Die Eroberungen der Langobarden veränderten die Hierarchie auch der kirchlichen Gemeinden. So unterstellte sich die Hauptstadt Pavia Rom und löste sich von Mailand. Der Sitz des Bistums Aquileia wurde nach Grado verlegt, das Bistum Altinum wurde auf die weniger gefährdete Insel Torcello in der Lagune von Venedig verlegt.

    Größere Veränderungen der Bistumsgrenzen setzten erst die Karolinger im 9. Jahrhundert durch, die mit ihrer Neuordnung den römischen ähnlichere Strukturen erreichten, als den zuvor herrschenden langobardischen. Die fränkischen Grafen, die die Gastalden und Herzöge ersetzten, residierten vielfach in den Bistumsstätten, doch mussten die Bischöfe sich um herrschaftliche Privilegien und Regalien bemühen, die ihren Comitatus sicherten. Vielfach entstand auf der Grundlage verschiedener Rechte ein bischöfliches Territorium innerhalb der Grafschaften. Zu dieser Verselbstständigung trugen die äußeren Angriffe und die relative Schwäche des Regnum Italicum erheblich bei. Die Bischöfe waren zumeist selbst Angehörige der herrschenden Familien und konnten sich durch Verleihung von Einnahmen der Kirchen, Kapellen und Taufkirchen (Pieven) eine Gefolgschaft sichern. Ihrer unmittelbaren Machtausübung standen jedoch mehrere Entwicklungen entgegen. Die karolingischen Gesetze räumten den Pieven das Recht ein, Zehnte einzuziehen, und durch die Zuordnung der ländlichen Bevölkerung erhielten sie eine Art Gebietsherrschaft – ein Spezifikum Italiens. Zudem entstanden in einigen Gebieten Klerikerdynastien aus Laienfamilien, die dem Bistum seine Rechte weitgehend entzogen. Darüber hinaus gingen aus den Gefolgsleuten der Bischöfe neue weltliche Führungsschichten in den Städten hervor.

    Ab 816 kam mit den Constitutiones Aquisgranenses ein neues Element in die kommunale Entwicklung. Mit ihnen entstand ein Domkapitel, da man forderte, dass der Klerus nach klösterlichem Vorbild gemeinschaftlich lebte. Dieser Klerus war wiederum bemüht, die Verfügungsgewalt über einen größeren Teil des bischöflichen Patrimoniums zu erhalten. Bei den Eigenkirchen, die vermögende Adelsfamilien errichteten, trat diese Erscheinung noch stärker zutage. Die Kathedralkirche und ihr Patrimonium unterstanden zwar weiterhin dem Bischof, doch die Domkapitel übernahmen nun die Verwaltung der Kathedrale. Der Bischof wurde auf sein Patrimonium begrenzt.

    Rom ging aus den theologischen Auseinandersetzungen mit Byzanz in Italien gestärkt hervor und galt als Garant der rechtgläubigen Trinitätslehre und der entsprechenden Christologie. Zudem gelang seit Gregor I. die Konversion der verbliebenen Arianer und der letzten Heiden – auf Sardinien auch gewaltsam. In Rom entstand eine Ämterhierarchie, die die notwendigen Rechte und Einnahmen sicherte. Damit wurde Rom zu einer weiteren bedeutenden Machtballung neben dem Frankenreich und Byzanz, sowie den Aghlabiden bzw. den ihnen nachfolgenden Kalbiten auf Sizilien.

    Im Bilderstreit entzog Kaiser Leo III. 732/33 dem Papst die Patrimonien Kalabrien (Bruttium) und Sizilien. Otranto stieg 986 zum Sitz eines Metropoliten auf, mit Squillace, Rossano und S. Severina entstanden neue Bistümer. Die südlichen Kirchen wurden organisatorisch und kulturell stark von Byzanz geprägt, was dem Gebiet einen bis heute bestehenden griechischen Charakter verlieh.

    Reichsitalien (ab 951)

    Ottos und Berengar mit ihren Gefolgsleuten. Der sitzende Otto I. empfängt als Zeichen der Unterwerfung ein abwärts gerichtetes Schwert vom zu seiner Rechten knienden König Berengar II. Ein Gefolgsmann Ottos, der zu seiner Linken steht, trägt ein Schwert mit der Spitze nach oben als Zeichen der Richtgewalt Ottos, das Schwert eines seiner Männer, der ein Kettenhemd trägt, ist abwärts gerichtet. Illustration einer Handschrift der Weltchronik Ottos von Freising, um 1200 (Mailand, Biblioteca Ambrosiana, Ms. f. 129sup)). Die Protagonisten werden dabei verschieden bezeichnet: Mit knapper Amtsbezeichnung wird Otto als „Otto Theotonicorum rex“ bezeichnet, sein Kontrahent hingegen nur mit „Beringarius“.

    951 gewann Otto I. die Herrschaft über Nord- und Teile Mittelitaliens und begründete die Verbindung Reichsitaliens mit dem Reich. Nicht Bestandteil des Langobardenreichs und auch des späteren Heiligen Römischen Reichs war hingegen Venedig, das zunächst nur aus der dortigen Lagune bestand, aber dennoch eine einflussreiche Macht darstellte, die sich ab dem 14. Jahrhundert, vor allem aber 1405 über den Osten und die Mitte Oberitaliens ausbreitete.

    Unter den Ottonen wurde deren Reichskirchenpolitik in Italien fortgesetzt, die Bistümer gestärkt. Damit wurde die Macht jedoch stark zersplittert, wenn auch teilweise die Wiederanbindung des grundbesitzenden Adels an das Reich gelang. Der Konflikt mit Byzanz in Süditalien konnte durch die Ehe Ottos II. mit Theophanu beigelegt werden, doch erlitt er 982 am Kap Colonna gegen die Sarazenen eine schwere Niederlage. Sein Sohn Otto III., der ihm 983 im Amt folgte, beabsichtigte Rom zur Hauptstadt seines Reiches zu machen. 991 machte er Gerbert von Aurillac als Papst Silvester II. zum Herrn der Reichskirche, doch starb er bereits 1002.

    Byzantiner (bis 1071), Araber (827–1091)

    Während der Belagerung Benevents (871) verhandelt Emir Soldanos (Mofareg ibn Salem) von Bari mit einem byzantinischen Gesandten, Madrider Bilderhandschrift des Skylitzes, ursprünglich in den 1070er Jahren angefertigt; illustrierte Kopie von etwa 1150 bis 1175, entstanden im Umkreis des normannischen Königshofs in Palermo, Biblioteca Nacional de España in Madrid

    Süditalien blieb noch bis ins 11. Jahrhundert partiell byzantinisch bzw. langobardisch (Fürstentümer Benevent, Capua, Salerno). Zur Verteidigung gegen die Araber, die von etwa 827 bis 1091 Sizilien oder Teile davon beherrschten, und von 847 bis 871 ein Herrschaftsgebiet um Bari unterhielten, warben diese langobardischen Fürsten gegen Ende des 11. Jahrhunderts normannische Söldner an, die danach ganz Süditalien einschließlich der Fürstentümer ihrer Auftraggeber eroberten und 1130 auf ehemals langobardischem, arabischem und byzantinischem Gebiet das Königreich Sizilien begründeten.

    Bereits 668 und 703 hatten muslimische Flotten Syrakus angegriffen, doch gelang es den Arabern nicht, sich dauerhaft auf der Insel festzusetzen.[38] 827 besiegte jedoch Admiral Euphemios den byzantinischen Statthalter Siziliens, um sich seiner Verhaftung zu entziehen, und erklärte sich zum Kaiser. Er rief die seit 800 in Tunesien selbstständig gewordenen Aghlabiden zu Hilfe, die unter Führung von Asad ibn al-Furat bei Lilybaeum (Marsala) landeten. Nach langwierigen Kämpfen fiel 831 Palermo, 841–880 war Tarent arabisch, bis 871 hielten sie sich in Bari. Es kam 846 zu einem Angriff auf Rom (was zu einer Ummauerung der Peterskirche führte), 875 auf Venedig und Aquileia. Auf Sizilien fielen Cefalù 857, Enna 859, schließlich Syrakus 878 und Taormina 902. Etwa 880 bis 915 setzten sie sich in Agropoli nördlich von Neapel fest, im Jahr 900 zerstörten sie Reggio in Kalabrien. Rometta hielt sich bis 965, Byzanz gelang es, von 965 bis 983 Taormina zu besetzen.[39] 849 gelang es einer päpstlich-kampanischen Flotte, Sarazenen vor Ostia zu schlagen, 871 eroberte ein gemeinsames Unternehmen von Byzanz und Venedig, Ludwigs II. und Truppen Lothars II., dazu kroatischen und dalmatinischen Hilfstruppen Bari zurück. Der Emir floh zu Adelchin von Benevent. Die Aghlabiden reagierten mit einem Angriff von angeblich 20.000 Mann auf Kalabrien und Kampanien, doch unterlagen sie Ludwigs Truppen 873 in Capua. 876 unterstellte sich Bari Byzanz, dem 880 die Eroberung Tarents gelang. Dennoch erlahmte die Expansionskraft der süditalienisch-tunesischen Muslime erst ab 915.

    Die Araber betätigten sich nicht nur als Eroberer und Plünderer, vielfach in Diensten der süditalienischen Großen. Sie brachten auch neue Bewässerungstechniken und Kulturpflanzen mit. So wurden Zitronen und Orangen, Datteln, aber auch Baumwolle, Pistazien und Melonen sowie Seide zu wichtigen Produkten der Insel, deren Hauptmärkte nun im Süden lagen. Palermo löste Syrakus als größte Stadt Siziliens ab. Die Nachfolger der Aghlabiden, die Fatimiden setzten 948 Hassan al-Kalbi als Emir in Sizilien ein, der die Dynastie der Kalbiten begründete. Gegen sie unterlag Otto II. im Jahr 982 in Kalabrien. Als es um 1030 zu Streitigkeiten innerhalb der Dynastie kam, versuchte Byzanz diese Gelegenheit zur Rückeroberung zu nutzen. General Georg Maniakes besetzte 1038 Messina und 1040 Syrakus, doch mussten die Byzantiner 1043 wieder abziehen.

    1063 griff eine pisanische Flotte Sizilien an, doch erst den Normannen gelang es, in einem zählen Kampf von 1061 bis 1091 die Insel zu erobern - 1071 fiel Catania, 1072 Palermo. Sie hatten bereits zuvor die langobardischen Gebiete unterworfen und auch die Byzantiner vertrieben, deren letzte Stadt Bari 1071 fiel. Noch vor Abschluss der Eroberung wandten sich die Normannen dem Kernland von Byzanz zu, das sie ab 1081 zu erobern versuchten. Byzanz sah sich damit einem gleichzeitigen Angriff der Normannen im Westen und der türkischen Seldschuken im Osten ausgesetzt. Venedig unterstützte in dieser Situation Kaiser Alexios I. mit seiner Flotte im Kampf und erhielt im Gegenzug Handelsprivilegien, die seine Händler ab 1082 von allen Abgaben befreiten.

    Wirtschaft, Handel, Kredit und Marktquote im Hochmittelalter

    Um 1000 kam es zu einer Intensivierung des Handels und zu einer Steigerung der Produktion. Dies hing mit einer Besserung der klimatischen Bedingungen, dem Rückgang der Pestwellen und der Malaria, aber auch mit dem Abklingen der Invasionen aus dem Osten (Slawen, Ungarn) und dem Süden (Araber, Berber) zusammen. Die Bevölkerung Italiens, die wieder anstieg, wird für die Zeit um 650 auf 2,5 Millionen[40], für das späte 11. Jahrhundert auf 5 Millionen Einwohner geschätzt. Bis Ende des 14. Jahrhunderts lag sie bei rund 10 Millionen.[41]

    Dieser Anstieg der Bevölkerung bewirkte oder ermöglichte eine verstärkte Binnenkolonisation, die ihren Höhepunkt zwischen dem Ende des 11. und dem Anfang des 13. Jahrhunderts erlebte. Dabei löste sich das Villikationssystem weitgehend auf, die (Wieder-)Einführung von Zitrusfrüchten, Oliven, Baumwolle[42] und eine Seidenproduktion bei nur geringen technologischen Veränderungen führten zu einer Intensivierung des Austauschs. Vom wirtschaftlichen Vorsprung der muslimischen Reiche und des Byzantinischen Reichs profitierten zunächst Städte in Süditalien, wie Amalfi, dann Salerno, Gaeta, Bari, sowie die Städte Siziliens. Sie handelten im ganzen Mittelmeerraum mit Holz, Sklaven, Eisen, Kupfer, wofür sie Gewürze, Wein, Luxuswaren, Farbstoffe, Elfenbein und Kunstwerke erstanden.

    Kolonialreich und Haupthandelswege Venedigs im östlichen Mittelmeer
    Kolonien Genuas

    Im 10. Jahrhundert gelang es Venedig durch seine engen Beziehungen zu Byzanz und zu den muslimischen Reichen nicht nur zu einer Handels- sondern auch zu einer Seemacht aufzusteigen. Genua und Pisa hingegen standen im Tyrrhenischen Meer erheblich stärkeren Gegenkräften gegenüber, konnten jedoch binnen eines Jahrhunderts um 1100 die Oberhand gewinnen. Diesen drei bald vorherrschenden Seemächten kamen technische Innovationen, wie Kompass, Portolan, aber auch die Vergrößerung des Frachtraums, die verbesserte Ausbildung der Kaufmannssöhne und der staatliche Schutz von Handelskonvois zustatten. Auch dehnten sie die Handelszeiten aus, und verkürzten die Winterpausen.

    Die Dominanz über große Teile des Mittelmeers machte die oberitalienischen Flotten zum gegebenen Transportmittel für Pilger und Kreuzfahrer, was wiederum gewaltige Vermögen hervorbrachte. Schließlich gelang es Genuesen und Venezianern durch überwiegend unter äußeren Zwängen gewährten Privilegien, die byzantinische Konkurrenz weitgehend auszuschalten und den Handel nach Konstantinopel und tief nach Asien zu dominieren. Sowohl Genua als auch Venedig eroberten zunächst eine Kette von Stützpunkten bis weit in den Osten, die sie zu regelrechten Kolonialreichen ausbauten. Darüber hinaus unterhielten sie Kaufmannskolonien in zahlreichen Städten, die verschiedene Grade der Autonomie erhielten.[43]

    Diesem Handelssystem im Osten musste ein entsprechendes System im Westen und Norden entgegengestellt werden, um Waren zu akquirieren und um ausreichende Absatzmärkte zu entwickeln. Dies galt zum einen für Italien selbst, dessen wachsende Bevölkerung durch eine große Zahl von Messen, durch den Ausbau lokaler Märkte mit Waren versorgt wurde, zum anderen für Westeuropa, wo sich italienische Kaufmannskolonien entwickelten. Sie saßen in den Städten der Provence, Katalaniens und Kastiliens, im Rheinland und in Flandern, in England. Sie bildeten analog zu den östlichen Kaufleuten die Relaisstationen für den Handel, für Informationen und sogar für die Ausbildung des Nachwuchses. Sie waren es zudem, die den Luxusbedarf der Höfe einschließlich dem des Papstes deckten.

    Dieser Aufstieg im Zusammenhang mit der kommerziellen Revolution[44] konnte neben der günstigen räumlichen Lage Italiens und den Kontakten mit ökonomisch weiter entwickelten Nachbarn auf die städtische Kontinuität aufbauen, die hier größer war, als in den meisten anderen Gebieten des ehemaligen Römischen Reichs.[45] Die Städte waren Amtssitze von Bischöfen und Äbten, von königlichen Verwaltungsorganen, deren wirtschaftliche Grundlagen dennoch überwiegend im Ländlichen lagen, und die Städte besaßen Märkte und Messen, Häfen und Fernhandelsstraßen und profitierten vom Luxusbedarf. Zudem konnten sie sich im Norden von den Landesherren weitgehend unabhängig machen und den Landadel zwingen, in die Stadt zu ziehen. Mit diesen Entwicklungen brach in Italien die Dominanz des Agrarischen über das Städtische zusammen. Handel, Geldwesen, gewerbliches Unternehmertum unter der Ägide einer aufkommenden bürgerlichen Herrenschicht prägten das Land. Die städtische Bevölkerung dürfte sich zwischen dem 11. und dem frühen 14. Jahrhundert verfünf- oder -sechsfacht haben. Dieses Wachstum war ganz überwiegend dem Zuzug vom Lande zu verdanken, so dass sich neben die ökonomische Revolution eine Stadtrevolution gesellte. Dieser Zuzug bewirkte zum einen eine massive Vergrößerung der Städte, zum anderen die Entstehung einer Bauindustrie, die zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige wurde.

    Die kommunalen Führungsgruppen bestanden aus Fernhändlern, Immobilienbesitzern und Grundbesitzern. Sie wurden dazu veranlasst, ihr Kapital in Handelsreisen und Schiffsbau zu investieren, aber auch in staatliche Fürsorgeaufgaben, wie die Versorgung mit Getreide und Brot, deren massenhafter Umsatz einen erheblichen Anteil an der Entstehung der großen Vermögen hatte. Auch die Waren an Bord der Schiffe gehörten meist einem oder mehreren Kapitalgebern, die mit dem Schiffsführer durch einen Vertrag verbunden waren. Bald kamen zum Handel und zur Plünderung Geschäfte wie Bank- oder Wechselunternehmungen hinzu. Dies galt sowohl für den kleinen, lokalen Kreditmarkt, als auch für die Fernhandelskredite, die in Venedig stärker staatlich, in Genua stärker privat organisiert waren. Ab dem 12. und 13. Jahrhundert schlossen sich die Händler zu Gesellschaften (compagnie) zusammen, die aus Familienverbänden hervorgingen und Filialen bildeten. In Venedig galten Brüder sogar automatisch als Angehörige ein und derselben Handelsgesellschaft.[46]

    Die Techniken des Geldtransfers und der Kreditvergabe wurden ab dem 12. Jahrhundert erkennbar verbessert. So überwand man sehr viel früher als im übrigen Europa die Risiken des Münztransfers, die Hürden des Wechsels von einem Münzsystem ins andere, und entwickelte zugleich durch verdeckte Zinsnahme, die ja aufgrund biblischer Verbote untersagt waren, ein umfangreiches Kreditwesen auf der Basis von Wechseln. Auf der Basis des Römischen Rechts wurde zudem das See- und Handelsrecht ausgebaut.

    Um 1250 hatte sich die Kommerzielle Revolution soweit durchgesetzt, dass sie das Wesen der italienischen Metropolen dominierte. Die Mentalität der Führungsschichten setzte auf räumliche Expansion, wie etwa nach Russland, China, Indien und Afrika, aber auch Norwegen und in den Ostseeraum, in Italien selbst expandierte der Warenumsatz auf der Grundlage zunehmender Geld- und Marktvermittlung der meisten ökonomischen Transaktionen. Um dem stark angestiegenen Handelsvolumen Wege zu öffnen, dehnte man die Wasserwege, die natürlicherweise zur Verfügung standen, aus, indem man Kanäle baute und die Straßen verbesserte. Der ganz überwiegende Teil des Handels, insbesondere der mit Massengütern, wurde dabei weiterhin auf dem Wasser bewältigt.

    Handel und Gewerbe bildeten in den Städten eine schwer abzugrenzende Einheit. Die Handwerkerzünfte (arti) bezogen sich dabei meist auf den Laden (bottega) und nahmen nur selten „industrielle“ Dimensionen an. Ganz anders war die Situation im Bergbau und im Schiffbau, sowie im Textilsektor. Bis zum 12. Jahrhundert waren Kalabrien und Sizilien die Zentren der Seidenproduktion, ab dem 13. Jahrhundert auch die Toskana und die Emilia, dort wiederum Lucca und Bologna. Zunächst waren die italienischen Tuchhändler vor allem im Zwischenhandel zwischen Brabant-Flandern und Nordfrankreich tätig, doch begannen sie in einer Art Verlagssystem eine Mischung aus Handwerksbetrieben, Lohn- und Heimarbeit zu entwickeln (opificio disseminato).

    Silbermünze, Venedig zwischen 1253 und 1268
    Goldmünze, Venedig 1400

    Die Mittlerrolle Italiens erzwang ein doppeltes Münzsystem aus Silber- und Goldmünzen, das zunächst in geringem Umfang die süditalienischen Städte in der Nachfolge der muslimischen betrieben, deren Tari sie übernahmen. Mitte des 13. Jahrhunderts gingen Florenz und Genua, Ende des Jahrhunderts auch Venedig zu einem Doppelsystem aus Gold- und Silbermünzen über, das den Städten erhebliche Einnahmen brachte und zugleich Preismanipulationen und Verlagerungen der gesellschaftlichen Lasten ermöglichte. So installierte Florenz eine Binnenwährung und eine Währung für den Außenhandel, die stabil gehalten wurde. Dadurch konnte man die Löhne im Vergleich zu den Erträgen aus dem Außenhandel senken, ohne den sozialen Frieden im Innern zu gefährden.[47]

    Um 1200, vor allem nach der Plünderung Konstantinopels (1204) im Verlauf des Vierten Kreuzzugs überstieg das Kapitalangebot den entsprechenden Markt. Dies gab dem Geldverleih und dem Bankwesen neue Möglichkeiten, wobei sich einige der Banken auf Geschäfte der Hochfinanz spezialisierten. Sie finanzierten königliche Höfe und organisierten die päpstlichen Finanzen. Auch Kriege wurden zunehmend von ihnen vorfinanziert. Das Risiko bestand allerdings darin, dass keine Mindestdeckung des ausgegebenen Kapitals bestand, und vor allem, dass es bei ausländischen Kreditnehmern kaum Möglichkeiten gab, sie zur Rückzahlung zu zwingen.

    Ganz anders verlief hingegen die Entwicklung im Süden Italiens.[48] Die dortigen Städte standen im 11. Jahrhundert an der Schwelle zur kommerziellen Revolution, doch brachte die normannische Herrschaft nach der Vertreibung der Byzantiner und Berber eine ausgeprägte Feudalisierung unter Dominanz des neu installierten Adels. Dessen Latifundien und die fortdauernde Bindung der Bauern an die Scholle verhinderten die Entfaltung agrarischer Vielfalt, zumal der Weizen als Exportgut, das der Kriegsfinanzierung diente, immer größere Flächen in Anspruch nahm. Sowohl Normannen als auch Staufer, Anjou und die spanischen Herrscher nutzten diesen Reichtum zur Finanzierung ihrer Hofhaltung und ihrer Kämpfe untereinander und ihrer Expansionsversuche gegen Byzanz. Zugleich wurden die Kommunen einer rigorosen Steuerverwaltung und einem den schwankenden Finanzbedarfen angepassten Fiskalismus unterworfen, sowie kommunale Selbstorganisation weitgehend unterdrückt. Auch spielten Handwerker- und Händlerkorporationen nur eine geringe Rolle.

    Dies führte dazu, dass der italienische Norden den Süden als Rohstoffland betrachtete – etwa von Wein, Öl, Käse, Holz, Salz, Vieh, Meeresfrüchten usw. – und die von den heimischen Dynastien geschaffenen Verhältnisse vertiefte. Die Kaufleute aus Genua, Florenz, Pisa und Venedig ließen sich im 12. Jahrhundert in großer Zahl in den Hafenstädten nieder. Nach dem Ende der Staufer (1268) dominierten die Florentiner vor allem das Reich der Anjou, die Pisaner das aragonesische Sizilien. Zu ihnen kamen im 14. Jahrhundert katalanische Kaufleute, die gleichfalls dazu beitrugen, dass das Kapital abfloss und kaum im Land investiert wurde.

    Alle Bemühungen der Staufer, etwa Bergbau, Zuckerproduktion, Handwerk und Gewerbe zu fördern, der Anjou das Straßennetz auszubauen, und selbst die Einrichtung neuer Messen und Märkte brachten angesichts dieser Grundkonstellation kaum Verbesserungen. Allerdings kamen diese staatlichen Lenkungsversuche den Hafenstädten zugute, die stark vom Export profitierten. Neapel wurde als Hauptstadt wieder wichtig für den Schiffbau und als Zentrum für Luxusgüter. Nach der Vereinigung Neapels mit Sizilien (1442) intensivierte sich der Handel mit den Spaniern ungemein, jedoch erhielt Süditalien auch hier eher die Rolle des Rohstofflieferanten. Dabei nahm die Seidenraupenzucht in Kalabrien einen Aufschwung, es wurden Merinoschafe eingeführt, Thunfisch und Korallen wurden verstärkt ausgeführt.

    Reformversuche der Kirche und Gesellschaft

    Im Norden war die zunehmende Verstädterung von Machtkämpfen der landsässigen Capitane und der eher an die Städte angelehnten Valvassoren, die Inhaber von Lehen waren und Reichsrechte genossen, begleitet. Zugleich kämpften Stadtherren und Einwohnergemeinden um die Vorherrschaft. Die Mailänder Pataria von 1057[49] bewirkte zugleich, dass sich das Reformpapsttum, das, ähnlich wie die Aufständischen, die Bekämpfung der Simonie und des Nikolaitismus betrieb, in Konflikt mit der kaiserlichen Herrschaft geriet. Dies hing vor allem damit zusammen, dass Papst Gregor VII. das Recht der Einsetzung des Mailänder Bischofs beanspruchte, schließlich ab 1075 die aller Bischöfe. Zugleich zerstörten die Cives Pavias die Königspfalz, so dass die Rolle als königliche Residenz endete. Ab den 1080er Jahren sind Konsulatsverfassungen in den Städten fassbar, ab 1093 formelle Bündnisse zwischen Städten.

    Urkunde Heinrichs V. von 1122 (s. Wormser Konkordat), in der er auf die Investitur der Bischöfe mit Ring und Stab verzichtet.

    Im Italien des 11. Jahrhunderts verbanden sich Reformbestrebungen der Kirche[50] mit Bestrebungen, die Abhängigkeit vom transalpinen Königtum zu vermindern. Vor allem in den nördlichen Bistümern hatte das Reichskirchensystem eine starke Abhängigkeit der Kirchen geschaffen, die sich auch darin zeigte, dass dort vor allem bayerische Bischöfe residierten, wie etwa in Aquileia, in der Mark Verona[51] und in Ravenna. In anderen Städten entstammten die Bischöfe vielfach der Gruppe der feudalen, italienischen Capitane, ab dem 12. Jahrhundert auch der Valvassoren. Die Bischöfe erhielten sich zwar eine gewisse Selbstständigkeit, doch wurden sie zunehmend in das grundherrschaftlich organisierte Herrschaftssystem des Reichs eingebunden. Gegen die Unterwerfung der Bischofswahlen unter den Willen eines, wenn auch königlichen Laien, regte sich zunehmend Widerstand. Der Aufstand der Pataria von 1057, der vor allem der moralischen Wiederherstellung der Kirche galt, wirkte auch nach seiner Niederschlagung fort. 1067 bestätigten die Kardinallegaten in Mailand dem Bischof die aus seinem Amt heraus ausgeübte geistliche Gewalt über den gesamten Klerus, die Gemeinschaft der Gläubigen und insbesondere über die Taufkirchen, ganz gleich, ob die daran hängenden Benefizien Laien oder Klerikern zustanden. 1075 untersagte Papst Gregor VII. explizit die Einsetzung von Geistlichen durch Laien in ihre Ämter. Darüber kam es bis zum Wormser Konkordat (1122) zu einer ersten Streitphase mit den deutschen Herrschern.

    Dominikus im Disput mit Katharern, Alonso Berruguete, um 1450. In einer Feuerprobe werden die Schriften des Ordensgründers und katharische Schriften ins Feuer geworfen, doch nur die katharischen Schriften verbrennen.

    Die spirituelle und die soziale Dimension der Reformbewegung darf bei den dahinterliegenden ökonomischen und Machtinteressen nicht unterschätzt werden. Um 1034 erschienen mit den Häretikern von Monforte in Piemont erstmals heterodoxe Bewegungen, Gruppen, deren Lehre die Kirchenleitung nicht mit ihren Dogmen für vereinbar hielt. Neben der bereits genannten Pataria (1057) sind hier vor allem Arnold von Brescia (1155 hingerichtet), die Katharer, die Humiliaten, die italienischen Waldenser oder die Passagini zu erwähnen, aber auch Ugo Speroni († nach 1198), der sich gegen Hierarchie, Priestertum und Sakramente wandte.

    Vielfach am Rande des akzeptierten Spektrums agierten zunächst reformbegeisterte Einsiedler, wie Petrus Damiani, der das Gemeinsame Leben des Klerus stärken wollte. Überall entstanden von Klerikern und Laien initiierte Kanonikerstifte. Im klösterlichen Sektor entstanden die Virginianer, der Orden von Pulsano, die Wilhelmiten. die Kartäuser, die Zisterzienser, sowie die Floriazenser durch Joachim von Fiore. Gegen die Vielfalt der der Welt zugeneigten Bewegungen entstand wiederum eine Bewegung, die sich von der Welt abwandte, Kontemplation und Buße übte, und damit benediktinische Traditionen wieder stärker belebte. So entstanden die Kongregationen der Coelestiner und der Silvestriner.

    Laienbewegungen, wie die Halleluja-Bewegung waren von ähnlich großem Einfluss, einige von ihnen betätigten sich antihäretisch. Im 13. Jahrhundert kam die Flagellantenbewegung auf, dem der dritte Orden der Franziskaner lange zuneigte. Schließlich kamen Franziskaner und Dominikaner, später auch Karmeliter, Augustinereremiten, Serviten und Sackbrüder hinzu. Vor allem die beiden ersteren setzte der Papst in seinem propagandistischen Kampf gegen den Kaiser ein.

    Die Hinrichtung Savonarolas auf der Piazza della Signoria in Florenz

    Im 14. und 15. Jahrhundert wandten sich zahlreiche Kongregationen karitativen Aufgaben zu, wie es schon früher Beginen und Begarden getan hatten. So entstand ein überaus dichtes Netz von Hospitälern und Bruderschaften, wobei viele Institutionen in kommunaler Hand waren oder von den Städten initiiert wurden. Dass die Vertreter dieser Bewegungen sich damit jedoch keineswegs zufrieden gaben, zeigen Männer und Frauen wie Bernhardin von Siena, Katharina von Genua oder Franziska von Rom, die der Mystik neue Impulse gaben, vor allem aber Girolamo Savonarola, der zur Durchsetzung seiner Ideen 1494 bis 1498 die politische Macht in Florenz übernahm.

    Dabei blieb Italien von Hexenverfolgungen weitgehend verschont.[52] Zwar gab es sie in den Alpentälern (die schwersten Verfolgungen fanden in Val Camonica von 1518 bis 1521[53] und bis mindestens 1525 in Como statt), doch Andrea Alciati (1492–1550), führender Kommentator des Codex Iuris Civilis, verfasste aus Anlass der dortigen Verfolgungen Gutachten, in denen er in kaum zu überbietender Schärfe von „nova holocausta“ sprach. Er warf der Inquisition vor, sie schaffe das Phänomen der Hexerei erst, statt es, wie sie behauptete, zu bekämpfen.[54] Schon 1505 war der Franziskaner Samuel de Cassini aus Mailand gegen die Verfolgungen aufgetreten, dennoch kamen sie vereinzelt bis nach 1700 vor.[55]

    Diese Inquisition war von Rom in der Auseinandersetzungen mit den zahlreichen sozialen und religiösen Bewegungen gegründet worden und stützte sich vor allem auf die Dominikaner. Die Waldenser, die „Armen von Lyon“, wurden 1184 in dem von Papst Lucius III. verfassten Edikt Ad Abolendam als Häretiker aufgeführt. Eine erneute Verurteilung folgte 1215 unter Papst Innozenz III. 1252 wurden die Waldenser in der von Papst Innozenz IV. verfassten Bulle Ad Extirpanda neuerlich nebst anderen Gruppen verurteilt. Ab den 1230/1240er Jahren begannen die Verfolgungen durch die Inquisition.

    Papst und Normannen, Staufer (bis 1268)

    Im hohen und späten Mittelalter waren Teile Mittelitaliens stark von der römisch-katholischen Kirche dominiert und, ebenso wie Oberitalien, unmittelbar von den Machtkämpfen zwischen Kaiser und Papst (beginnend mit dem Investiturstreit und endend im 14. Jahrhundert) sowie von den Kämpfen zwischen den Kommunen betroffen, die sich oft formal als Ghibellinen und Guelfen den streitenden Hauptparteien zuordneten. Daneben bestanden auch innerhalb der Kommunen oft starke Spannungen.

    Dabei spielte das Ende der byzantinischen Herrschaft, die 1018 noch einmal gestärkt wurde, eine erhebliche Rolle. 1038 und 1040 gelang die Rückeroberung von Messina und Syrakus. Nun führten jedoch Auseinandersetzungen bei Hof und das Ausgreifen der als Söldner ins Land geholten Normannen zum Zusammenbruch der byzantinischen wie der arabischen Herrschaft. Ihren Ausgangspunkt nahm ihre Selbstständigkeit mit der Gründung der Grafschaft Aversa; Heinrich III. belehnte Rainulf II. 1047 mit der Grafschaft, sein Nachfolger eroberte das Fürstentum Capua. Der Papst belehnte 1059 Robert Guiscard mit Apulien, Kalabrien und dem noch zu erobernden Sizilien. Die Normannen eroberten unter seiner Führung in einer Art Kreuzzug[56] von 1061 bis 1091 Sizilien; die Kaiser griffen nur 1021, 1038 und 1047 kurzzeitig ein. Das Papsttum, das bis 1012 von den Crescentiern abhängig war, hing nun von den Tuskulanern ab. Mit der Einsetzung Suidgers von Bamberg als Papst Clemens II. schuf Heinrich III. 1046 die Voraussetzungen für das Reformpapsttum.

    Italien um 1050

    Ein weiterer wichtiger Faktor war die Durchsetzung des Lehnsrechts in Oberitalien, bei der sich der Kaiser zugunsten der Valvassoren einsetzte (Constitutio de feudis, 1037), um damit der Macht der Großen, die sich im von den Kaisern nur selten aufgesuchten Italien verselbständigt hatten, ein Gegengewicht entgegenzusetzen. Um die Macht der Großen weiter einzuschränken, stattete er mehrere Städte mit Privilegien aus. Dementsprechend wurde einer der mächtigsten Capitane, Gottfried der Bärtige von Tuszien, zum Protektor der Reformpäpste. Dies war umso wichtiger, als die Normannen unzuverlässige Verbündete waren; so marschierten sie 1066 in das Patrimonium Petri, und trotz des Kirchenbanns gegen Robert Guiscard besetzte er das Fürstentum Salerno (1076), die letzte langobardische Herrschaft. Diese für Papst Gregor VII. äußerst bedrohliche Situation dürfte sein vergleichsweise mildes Verhalten gegenüber Heinrich IV. bei seinem Bußgang von Canossa mit bedingt haben.

    Der Papst erkannte bereits 1080 alle Eroberungen der Normannen an und löste Robert Guiscard vom Bann, der nun massiv gegen Heinrich IV. auftrat und den Papst aus der Gefangenschaft befreite. Zudem sorgten die Normannen für eine langsame Rekatholisierung – in S. Severina wurde der orthodoxe Ritus bis ins 13. Jahrhundert beibehalten – der einst byzantinischen Bistümer und die Gründung neuer Episkopate. Gallipoli behielt den byzantinischen Ritus bis 1513, Bova sogar bis 1573 bei (dort besteht bis heute ein griechisch geprägter Dialekt). Auf Sizilien wurden die von den Muslimen aufgehobenen Bistümer wieder eingerichtet. Darüber hinaus traf Robert Guiscard Vorbereitungen, das durch die Eroberungen der Seldschuken geschwächte Byzanz zu erobern. Damit wiederum machte er sich Venedig zum Feind, das die Festsetzung einer Macht auf beiden Seiten der Adria im Interesse der Freiheit seiner Handelswege nicht mehr duldete.

    Mathilde von Tuszien und Hugo von Cluny als Fürsprecher Heinrichs IV., Vita Mathildis des Donizio, um 1115. Vatikanstadt, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Ms. Vat. lat. 4922, f. 49v)

    Die Staufer erhoben nun Anspruch auf die Mathildischen Güter und umwarben dabei auch Mailand. Dieses hatte begonnen, sich mit der Unterwerfung von Lodi (1111) und Como (1127) ein eigenes Territorium zu schaffen.

    Das Schisma von 1130 – in Rom bekämpften sich die Familien der Pierleoni und der Frangipani –, das erst 1139 durch das Zweites Laterankonzil beendet wurde, schwächte hingegen die päpstliche Seite, die sich nun gezwungen sah, den Normannen zahlreiche Rechte einzuräumen. Lothar III. suchte Roger II. 1136 bis 1137 zu bekämpfen, es kam zu Aufständen, und er gewann Mailand für sich. Dadurch wurden die Feinde Mailands, allen voran Pavia und Cremona beinahe automatisch seine Gegner. Pisa, Venedig und Genua unterstützten Lothar bei der Eroberung Baris. Doch das Heer weigerte sich, Roger nach Sizilien zu verfolgen, so dass es diesem bis 1138 gelang, nicht nur Papst Innozenz II. gefangenzusetzen, sondern auch alle Rechte im Süden Italiens zurückzugewinnen (1139). 1143/44 geriet der Papst zudem durch einen Aufstand in Rom unter Arnold von Brescia in Bedrängnis.

    Konrad III. verhandelte nun mit dem byzantinischen Kaiser Manuel I. wegen eines Bündnisses gegen die Normannen, die Byzanz angegriffen hatten. 1148 beschlossen sie einen gemeinsamen Kriegszug, der zur Aufteilung des Normannenreiches führen sollte. Roger verbündete sich mit dem französischen König und mit den Welfen. Nach dem Tod des Kaisers verfolgte sein Nachfolger Friedrich I. zwar eine ähnliche Politik, doch duldete er keine byzantinische Beteiligung. Auch zog er Welf VI. auf seine Seite, indem er ihn mit riesigen Ländereien belehnte. 1154 starb Roger II.

    Die Flotte Peters III. von Aragón – der König ist durch die Krone kenntlich gemacht – landet in Trapani auf Sizilien, Biblioteca Vaticana. Die Insel bleibt bis 1861 in spanischer Hand.

    Das Normannenreich stellte inzwischen eine bedeutende europäische Macht dar, zumal ihm nun erhebliche wirtschaftliche Mittel zur Verfügung standen. Es hatte mehrfach vergeblich versucht, das Byzantinische Reich zu erobern, und unternahm 1185 einen letzten Versuch, der jedoch gleichfalls scheiterte. Die Kreuzzüge hatten nicht nur zu maßlosen Plünderungen, sondern auch zu einer Verdichtung der Handelsbeziehungen insbesondere der süditalienischen, später auch der norditalienischen mit dem gesamten Mittelmeerraum geführt. Das Normannenreich kämpfte in Italien in wechselnden Koalitionen gegen kaiserliche und päpstliche Ansprüche, konnte aber durch seinen langfristigen Wechsel auf die Seite des Papstes ab 1155 in die Rolle des Beschützers gegen die Machtansprüche der römisch-deutschen Kaiser hineinwachsen, bis es 1190 per Erbfolge an die Staufer fiel. Diese erhielten 1194 das Normannenreich. Palermo war Hauptstadt und Residenz Kaiser Friedrichs II., der im Süden aufgewachsen war.

    Süditalien war trotz der dynastischen Verbindung in der Stauferzeit formal nie Teil des Heiligen Römischen Reichs und stellte zudem ein päpstliches Lehen dar. Die Päpste fürchteten, die Staufer würden den Kirchenstaat „umklammern“, und kämpften gegen deren Dominanz. Im Streit zwischen Friedrich II. und den Päpsten, den seine Nachfolger fortsetzten, unterlagen die beiden letzten Staufer 1266 und 1268 gegen Karl I. von Anjou. 1282 brachte ein Volksaufstand zunächst Sizilien (Sizilianische Vesper), dann ein Erbgang 1442 das festländische Süditalien an Aragon (das ab 1492 ein Teil Spaniens wurde).

    Kommunen, Signorien, Reichspolitik (11. bis 15. Jahrhundert)

    Kommunale Selbstständigkeit

    Der Mailänder Dom

    In Norditalien emanzipierten sich die Städte ab dem Ende des 11. Jahrhunderts von der kaiserlichen Oberherrschaft und dehnten allmählich ihre Herrschaft über das Umland aus, indem sie die kleinen Valvassoren ihrer eigenen städtischen Lehensherrschaft unterwarfen. Typisch war bald die „republikanisch“ orientierte Konsularverfassung, die ab etwa 1080 greifbar ist. Der sich ab 1164 formierende Lombardenbund besiegte den römisch-deutschen Kaiser Friedrich Barbarossa, der die Städte stärker der kaiserlichen Kontrolle unterwerfen wollte, 1176 in der Schlacht bei Legnano. Mit dem Ende der Staufer wurden die Städte faktisch unabhängig (wenn sie auch, sofern sie sich in Reichsitalien befanden, weiterhin formal die kaiserliche Oberherrschaft akzeptierten) und usurpierten kaiserliche Rechte (Regalien).

    Unter den Kommunen, die im Süden der sehr viel stärker zentralisierenden Macht der Normannen und ab 1268 der Anjou gegenüberstanden, konnten nur die im Norden einen Status weitgehender Selbstständigkeit erreichen. Der Republik Venedig, die als einzige auch formal vom Reich unabhängig war, gelang es im 9. und 10. Jahrhundert auch von Byzanz weitgehend unabhängig zu werden. 992 und 1082 erhielten ihre Händler Handelsprivilegien, die trotz schwerer Rückschläge dazu führten, dass sie den Handel im östlichen Mittelmeer dominierten. Zwar machte ihnen darin Pisa Konkurrenz, doch verdrängte Venedig diese Konkurrenz zwischen 1099 und 1126 weitgehend, als sich der byzantinische Kaiser gezwungen sah, sein Vorhaben aufzugeben, Pisa gegen Venedig auszuspielen. Nachdem sein Nachfolger 1171 alle Venezianer hatte verhaften lassen, bediente sich Venedig des Vierten Kreuzzugs, um Konstantinopel zu erobern. Von 1204 bis 1261 steuerte die Stadt das Lateinische Kaiserreich, nach dessen Untergang Genua die Handelsströme kontrollierte. Infolgedessen unterstützte Venedig die Rückeroberungspläne der Staufer und Anjou und lieferte sich vier umfassende Kriege mit Genua, die erst 1381 endeten. Das Konkurrenzverhältnis blieb jedoch bestehen.

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    Oberitalien am Ende des 14. Jahrhunderts

    Mailand, das noch 1162 von Friedrich Barbarossa unterworfen und zerstört wurde, erholte sich rasch. Doch entstand zunächst unter der Führung Cremonas der Lombardenbund, sowie der unter Venedigs Einfluss entstandene Veroneserbund. Sie standen im Bund mit den Normannen, dem Papst und dem byzantinischen Kaiser, gegen dessen Annexionspläne sich Friedrich gewandt hatte, so dass die römisch-deutsche Herrschaft zusammenbrach. Nach der Schlacht von Legnano (1176) und den Friedensschlüssen von Venedig (1177) und Konstanz (1183) konnten zwar viele Reichsrechte wiederhergestellt werden, doch die Unabhängigkeit der Kommunen war nicht mehr grundsätzlich gefährdet.

    Andererseits führte die Verehelichung Heinrichs VI. mit Konstanze, der Erbin des Normannenreiches 1194 dazu, dass das Römisch-deutsche mit dem Normannenreich vereinigt wurde. Friedrich II. musste jedoch, um sich gegen die Welfen durchsetzen zu können, den Kirchenstaat in der Goldbulle von Eger (1213) im von Innozenz III. geschaffenen Umfang anerkennen. Andererseits setzte er im Süden ein zentralistisches Regiment durch, das in Anknüpfung an normannische Traditionen kommunalen Freiheiten nur wenig Raum ließ. Auch brach er den Widerstand des regionalen Adels und überzog das Land mit einem Netz von Burgen; zugleich monopolisierte er große Teile des Handels.

    Staufer und Anjou

    Der Carroccio des Lombardenbunds, ein von Ochsen gezogener Triumphwagen, der den Truppen Kaiser Friedrichs II. in der Schlacht von Cortenuova in die Hände fiel, 14. Jahrhundert

    Gegen diese für die Kommunen bedrohliche Macht entstand 1226 ein neuer Lombardenbund. Zugleich kam es zwischen Staufern und Päpsten zu heftigen Konflikten, die 1227 zum Bann gegen Friedrich und daraufhin zum offenen Krieg führten. Dabei unterstützte der Lombardenbund den Papst, zahlreiche andere Städte, wie etwa Cremona oder Pisa unterstützten hingegen den Kaiser, vielfach, weil sie sich nur so des Expansionsdrucks ihrer Nachbarn erwehren konnten. Friedrich siegte zwar 1237 bei Cortenuova, doch seine Forderung nach bedingungsloser Unterwerfung Mailands führte dazu, dass der Krieg fortgesetzt wurde. Nun verbanden sich auch Genua und Venedig offen gegen den Kaiser, zumal es ihm 1238 nicht gelungen war, Brescia zu erobern. Nach dem Tod Friedrichs (1250) versuchten seine Anhänger in Italien zunächst immer noch, die Reichsrechte durchzusetzen, doch Karl von Anjou, dem vom Papst gekrönten König Siziliens, beendete die Macht der Staufer in zwei Schlachten (Benevent und Tagliacozzo, 1266 und 1268). Karl nahm die normannischen Eroberungspläne gegen Byzanz wieder auf und fand dabei die Unterstützung Venedigs. Jedoch gelang es dem byzantinischen Kaiser, 1282 einen Aufstand zu entfachen, der letztlich dazu führte, dass Sizilien an Aragòn kam.

    Damit zersplitterte sich die Macht im Süden in zwei Herrschaftsbereiche, der Kirchenstaat war kaum fester gefügt als zuvor, zumal die Päpste ab 1309 in Avignon residierten (bis 1378, siehe Avignonesisches Papsttum) und immer stärker vom französischen König abhängig wurden. Auch litt die Wirtschaft unter den langwierigen Kämpfen und der fiskalischen Ausbeutung der Städte, so dass diese bald von den oberitalienischen endgültig überflügelt wurden. Neapel geriet in genuesische, dann vor allem florentinische Abhängigkeit. Zwischen den einzelnen Kommunen und auch innerhalb der Städte kam es immer wieder zu Konflikten; diese angespannte Lage in Ober- und Mittelitalien brachte Dante mehrfach in seinen Werken zum Ausdruck. Italien hatte sich weitgehend von der Reichspolitik abgekoppelt, was sich auch darin zeigt, dass erst 1310 bis 1313 ein König, Heinrich VII., zur Kaiserkrönung nach Italien zog, wo er zunächst überwiegend freundlich empfangen wurde und sogar teilweise als „Friedensbringer“ betrachtet wurde (so etwa von Dante und Dino Compagni), bevor seine Politik, die das Einfordern von verlorenen Reichsrechten zum Ziel hatte, bei vielen Guelfen auf Widerstand stieß. Heinrich, seit 1312 Kaiser, vergab aufgrund seiner schwierigen Stellung in Reichsitalien notgedrungen gegen hohe Summen das Reichsvikariat an die mächtigsten Signorien, wovon vor allem die Herren von Verona und von Mailand profitierten. 1313 ging Heinrich offensiv gegen König Robert von Neapel vor, der gegen ihn agiert hatte und sogar den Anspruch der römisch-deutschen Könige auf Reichsitalien bestritt, doch verstarb der Kaiser vor Beginn eines Feldzugs gegen Neapel. Der Papst ernannte nach Heinrichs Tod Robert von Neapel zum Reichsvikar in Italien. Pläne König Johanns von Böhmen, den französischen König in die Herrschaftsverhältnisse einzubeziehen, brachten sogleich ein Bündnis zwischen guelfischen und ghibellinischen Städten zustande, denen sich sogar Robert von Anjou anschloss, was sie 1333 zum Scheitern brachte.

    Ludwig IV. unternahm 1327 einen Italienzug und ließ sich im Januar 1328 von stadtrömischen Vertretern zum Kaiser krönen. Aufgrund seines Konflikts mit dem Papsttum war die Krönung jedoch faktisch illegitim und er selbst zog sich bereits 1329 aus Italien zurück. Sein Nachfolger Karl IV. betrieb ebenfalls eine beschränkte Italienpolitik, die vor allem auf Geldzahlungen abzielte; auf eine Durchsetzung kaiserlicher Rechte, wie noch Heinrich VII., legte sein Enkel bereits keinen Wert mehr bzw. betrachtete dies als nicht mehr durchsetzungsfähig. Der Anspruch der römisch-deutschen Könige auf Reichsitalien blieb zwar formal bestehen, faktisch war jedoch an eine effektive Herrschaftsausübung nicht mehr zu denken.[57]

    Signorie

    Die Stadtfestung Castelvecchio der Scaligeri, der Signori von Verona

    In den Kommunen Ober- und Mittelitaliens setzte sich zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert die Signoria (Signorie) durch, eine Form monokratischer Herrschaftsausübung, bei der ein „starker Mann“ (signore) an der Spitze stand. Dies hing zum einen mit den permanenten Konflikten zwischen Guelfen und Ghibellinen zusammen, zum anderen mit inneren Konflikten zwischen populus und milites bzw. Magnaten. Oligarchische und plutokratische Gruppen dominierten die Städte weiterhin, auch bestanden vielfach die kommunalen Strukturen fort. Die Kosten für die in diesen Kämpfen unabdingbaren Söldnertruppen gestatteten es immer weniger Städten, sich militärisch durchzusetzen. Nach und nach gewannen die Signorie in wechselnden Koalitionen die kleineren Städte, die sie in zahlreichen Kriegen, in die auch Söldnerheere eingebunden wurden, eroberten. Die herausragenden Städte waren am Ende des 14. Jahrhunderts Florenz, Pisa und Siena, Mailand, Mantua und Verona, Bologna, Padua und Ferrara, schließlich Venedig und Genua. Im Laufe des 15. Jahrhunderts setzte sich Florenz in der Toskana durch (1406 Besetzung von Pisa), Mailand in der Lombardei, Venedig im Nordosten, während sich Mantua und Ferrara halten konnten. Dabei sicherten sich die Visconti in Mailand eine reichsrechtlich untermauerte Stellung, während sich Genua und Venedig von 1378 bis 1381 bekämpften (Chioggia-Krieg) und Florenz noch unter den Folgen des Ciompi-Aufstands von 1378 litt. 1396 übernahm der französische König die Herrschaft über Genua. Venedig konnte 1435 Kaiser Sigismund die reichsrechtliche Anerkennung seiner Eroberungen der letzten drei Jahrzehnte abringen.

    Kirchenstaat und Abendländisches Schisma (1378–1417)

    Rom als in Schwarz gekleidete, den Verlust des Papsttums trauernde Witwe, Bibliothèque nationale de France, MS Ital. 81, f. 18.

    In Mittelitalien setzte sich der Kirchenstaat weitgehend durch, doch führte das Abendländische Schisma zur Verbreitung des Nepotismus und zur Einrichtung von lokalen Dynastien, die der Vereinheitlichung des Kirchenstaats widerstanden. Zudem kam es mehrfach zu massiven Eingriffen durch König Ladislaus († 1414), dessen Reich allerdings nach seinem Tod in eine schwere Krise geriet, da es zu Nachfolgekämpfen kam. Im Norden kam es zu einer erneuten Verschärfung der Konflikte zwischen Guelfen und Ghibellinen, was die Institution der Signorie stärkte.

    Die Bischöfe, die ihre Machtstellung weitgehend eingebüßt hatten, versuchten vielfach diese zurückzugewinnen. Die Domkapitel, die die Bischofswahlen durchführten, wurden zunehmend von den lokal dominierenden Familien beherrscht, die die Wahlen zu ihren Gunsten zu steuern versuchten. Daher zog Johannes XXII. 1322 die Benefizien des Patriarchats Aquileia ein, ähnliches geschah in Mailand und Ravenna, Genua und Pisa.

    Doch viel gravierender wirkte sich aus, dass nach der Wahl Urbans VI. im Jahr 1378 zwei Obödienzen zustande kamen, Gebiete also, in denen verschiedene Päpste Anerkennung fanden. Vor allem in den Randgebieten Norditaliens wurden vielfach zwei konkurrierende Bischöfe eingesetzt; vielfach kamen französische Bischöfe ins Land, vor allem im Süden. Dieser Zustand hielt bis 1417 an, als man sich auf dem Konzil von Konstanz auf Martin V. einigte. Weitere Kongregationen entstanden, wie die Olivetaner, die Ambrosianerbrüder, die Hieronymiten und die Jesuaten.

    Wechselnde Koalitionen, Karl VIII. von Frankreich

    Einzug König Karls VIII. von Frankreich in Florenz, Uffizien, Francesco Granacci, 1518

    1442 fiel das Königreich Neapel an Aragòn, womit im westlichen Mittelmeer eine neue Großmacht entstand, die sich vielfach in die politischen Auseinandersetzungen Italiens einmischte. Die Herrschaft der wechselnden Päpste, die, ähnlich wie die anderen Mächte, immer wieder die Koalitionen wechselten, war darüber hinaus von Spannungen mit den Konzilien, von wechselnden Residenzorten und von Zeiten gekennzeichnet, in denen mehrere Päpste gleichzeitig existierten. Kurzzeitig brachte die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1454 den Frieden von Lodi zustande, mit dem Anschluss an Venedig und Mailand durch Florenz und Alfons V. unter Mitwirkung des Papstes kam sogar eine Lega italica zustande. Doch wirkten eher Zweier- und Dreierbündnisse stabilisierend, bis die Lega 1470, kurz nach der Eroberung Negropontes durch die Osmanen erneuert wurde. Zwar wurde Venedig kurzzeitig unterstützt, doch brachen die alten Konflikte zwischen Frankreich und Aragòn, zwischen Florenz und Rom (Verschwörung der Pazzi von 1478) und zwischen Venedig und Rom gegen Mailand, Florenz und Neapel (Ferrara-Krieg, bis 1484) bald wieder aus. 1494 marschierte Karl VIII. von Frankreich nach Neapel, das er besetzte, doch verbanden sich Alexander VI., Venedig, Mailand, Spanien und Maximilian I. gegen ihn. Trotz dieser Niederlage eröffnete der Feldzug eine Reihe äußerer Eingriffe, zudem drängte das Osmanische Reich Italien an den Rand.

    Die enormen Kosten der politisch-militärischen Konflikte ließen die großen Bankhäuser, die schließlich fast als einzige in der Lage waren, die Finanzierung zu gewährleisten, rapide anwachsen. Dies gilt etwa für die Bardi und die Peruzzi. Darüber hinaus gerieten die Agrarstädte immer mehr ins Hintertreffen, denn erhebliche Teile der Erträge gingen an die dominierenden Häuser im Norden. Zugleich wurde der Süden zu einem Randgebiet spanischer Herrschaften, die 1326 Sardinien Pisa entrissen – hingegen konnte Genua Korsika verteidigen.

    Wirtschaft im Spätmittelalter, kommerzielle Revolution

    Ökonomischer Rückgang

    Einer der Türme der Peruzzi in Florenz, denen ganze Quartiere gehörten.

    1347 bis 1351 trafen mehrere Katastrophen das italienische Wirtschaftssystem. Zum einen kam es zu den größten Bankrotten des Mittelalters, zum zweiten traf die Pest ab 1348 seinen gesamten Handelsraum, darüber hinaus kam es zu einer politisch-militärischen Krise im byzantinischen Bereich und im Westen begann 1337 der Hundertjährige Krieg. Dabei hatte schon die Hungersnot von 1315 die Fragilität des Systems angezeigt (spätmittelalterliche Agrarkrise). Die für den Anfang des 14. Jahrhunderts auf 11 Millionen geschätzte Einwohnerzahl Italiens brach bis etwa 1350 auf 8 Millionen ein. Um 1450 erreichte sie vielleicht wieder 9 Millionen, um sich erst im 16. Jahrhundert wieder vollständig zu erholen. Zahlreiche Wüstungen hingen zudem mit der Flucht in die Städte zusammen, in denen angesichts des Fehlens von Handwerkern steigende Löhne lockten. Diese wiederum gaben bald Anlass zu verstärkter Mechanisierung. Zugleich verschärften sich die innerstädtischen Konflikte zwischen der dominierenden Schicht und den Handwerkern, die etwa im Ciompi-Aufstand von 1378 in Florenz gipfelten. Bis 1370/80 stiegen die Preise stark an, stabilisierten sich um 1400, um danach bis um 1480/90 zu stagnieren.

    Veränderungen der kommunalen Wirtschaft

    Die Handwerksbetriebe lagerten nun spezialisierte Tätigkeiten zunehmend aus, viele spezialisierten sich auf den wachsenden Bedarf an Luxusgütern. Seide, Druckerzeugnisse, Eisen-, Metall-, Leder- und Edelsteinverarbeitung expandierten, ebenso wie die Papierherstellung und einige Bereiche des Baugewerbes. Italiens Dominanz in der Wirtschaft ging dabei insgesamt stark zurück, wozu auch die Gefährdung seiner Flottenherrschaft im Mittelmeerraum beitrug.

    Die Rückkehr des Papstes aus Avignon lenkte hingegen erhebliche Kapitalströme nach Italien und förderte damit den Aufstieg der Medici, Salviati und Strozzi in Florenz, der Borromei in Mailand, der Grimaldi und Spinola in Genua oder der Chigi in Siena. Auch die Zahl der mittleren und kleinen Unternehmen – wie etwa das des Francesco Datini – nahm zu. Dabei führten Kriegskosten oftmals dazu, dass sich die Kommunen bei den Händler- und Bankiersvermögen schadlos hielten, was diese wiederum dazu veranlasste, einflussreiche Positionen in den Städten anzustreben, oder ihr Vermögen in Immobilien zu investieren. Aus den städtischen Posten konnte man einerseits wiederum Gewinn ziehen, andererseits konnte man Einfluss auf Gesetzgebung und Finanzierungsmethoden gewinnen. Einkünfte aus Steuerpacht und Ausgaben der Kommunen trugen nun viel stärker zur Vermögensbildung der führenden Schichten bei.

    Landbebauung, Landgemeinden, Halbpacht

    Die Basis der Wirtschaft blieb trotz der Verstädterung der Landbau, in dem nach wie vor die meisten Menschen ihre Betätigung fanden. Dabei erhielt in den Städten der Weizen wieder seine Vorrangstellung vor anderen Getreidearten wie Hirse zurück, während auf dem Lande diese Sorten weiterhin eine wichtige Rolle spielten, ebenso wie Hülsenfrüchte. Dies galt auch für die Stadtarmut, die auf die billigere Hirse oder Bohnen, ab dem 16. Jahrhundert Mais zurückgriff. Hauptlieferanten von Fleisch waren Schwein, Schaf und Ziege, hinzu kamen Geflügel und Fisch. Rinderzucht wurde erst im 15. Jahrhundert und dann hauptsächlich in der Po-Ebene betrieben, wobei die Milchwirtschaft eine erhebliche Rolle spielte. Bis dahin wurden Rinder hauptsächlich als Zugvieh gezüchtet, vielfach an Bauern verpachtet. Die Weidewirtschaft bestand vielfach als Transhumanz im alpinen Bereich, in den Abruzzen und auf Sardinien, aber auch als Almwirtschaft in den Alpen. Im Gegensatz zur Weizen- und Viehwirtschaft expandierte der Weinbau stark, ebenso wie der Anbau von Olivenbäumen.

    Im Gegensatz zum Hochmittelalter mit seiner Binnenkolonisation kam es nun eher zu Meliorationen. Neue und überkommene Kulturen wurden ausgeweitet, die Agrarlandschaft änderte sich vor allem im Umkreis der zahlreichen Städte. Systematisch wurden nun Gärten für Gemüse und Obst im Umland und in den Vorstädten angelegt und, ähnlich wie die Felder der Bauern, Tag und Nacht bewacht. In Bologna engagierte man 1291 allein 45 Wächter, um die Getreideausfuhr zu verhindern.[58] Die Expansion der Landbebauung in die Wälder, die zunehmend gerodet wurden, untergrub die Nahrungsgrundlagen erheblicher Teile der Landbevölkerung, die sich bis dahin partiell ohne Marktvermittlung ernähren und mit Brenn- und Bauholz versorgen konnten. Auch gefährdete die Abholzung den Schiffbau, so dass etwa Venedig Wälder unter Schutz stellte. Darüber hinaus verstärkte sich die Bodenerosion und die Überschwemmungen wurden sehr viel weniger im Entstehungsbereich abgefangen, so dass es am Unterlauf vielfach zu Katastrophen und zum Verschwinden von Ackerland und Ökoreserven kam. Gleichzeitig laugte vielfach der Boden aus, so dass sich die Bauern gezwungen sahen, Weiden unter den Pflug zu nehmen.

    Der Ertragsindex stieg nach 1350 von 3:1 auf 4:1, trotz Landflucht und Bevölkerungsrückgang. Entgegen allen negativen Entwicklungen ermöglichte dies eine relativ sichere Versorgung der städtischen Bevölkerung. Zugleich wurde mit der Auflösung des Fronhofsystems fast jede Form der Unfreiheit, sieht man von einigen Regionen im Norden und Süden ab, aufgehoben. Es entstanden regelrechte Landgemeinden, die von Abgaben befreit waren. Allerdings kamen Mitte des 13. Jahrhunderts Teilpachtverträge auf, die auf der Abgabe von Naturalien basierten. Die häufigste, bis ins 20. Jahrhundert bestehende Form war die Mezzadria, die im 12. und 13. Jahrhundert bescheidene Anfänge nahm, jedoch im 14. bis 16. Jahrhundert Verbreitung in fast ganz Italien fand. Durch Verschuldung gerieten die Bauern wieder in ein persönliches Abhängigkeitsverhältnis. Sie mussten vielfach ihr Land und ihr Vieh verkaufen und verloren zunehmend die Kontrolle über die Landgemeinden, Kleinbauern hielten sich aufgrund ihres unmittelbaren Marktzugangs fast nur im Umkreis der Städte. Auch gelang es Bauern in der Po-Ebene, sich zwischen bäuerliche Bevölkerung und Grundbesitzer zu positionieren und als Pächter (fittavoli) aufzutreten. Die Bauern hatten sowohl an den Grundbesitzer als auch den Pächter, und darüber hinaus an die Kommunen Abgaben zu leisten.

    Rollenteilung zwischen den Machtzentren

    Die oberitalienischen Metropolen erlebten bereits vor Beginn der Kreuzzüge eine Phase intensivierten Handels und deutlichen Bevölkerungsanstiegs; zudem erlangten sie immer größere Autonomie. Die Erträge der Bauern stiegen, den Kommunen gelang es, ihr Umland wirtschaftlich auf die Bedürfnisse der Stadt auszurichten. Während Genua und Venedig vorrangig vom Fernhandel, Krieg und Kaperei im Mittelmeer lebten und tief nach Asien vordrangen, profitierte Mailand sowohl davon, als auch vom transalpinen Handel, ähnlich wie Verona. Florenz hingegen wurde zur Zentrale des europäischen Tuchhandels. Hingegen führten die unausgesetzten Kämpfe zwischen Papst und Kaiser, und nach dem Ende der Staufer zwischen Anjou, Byzanz und Aragòn dazu, dass die ertragreichen Rohstoffausfuhren in Süditalien das Übergewicht gewannen und die kommunale Selbstorganisation zunehmend eingeschränkt wurde.

    Bis Ende des 13. Jahrhunderts gelang es den großen Florentiner Gesellschaften, den Weizenexport Süditaliens. Sie erwarben dort die in den Städten Oberitaliens nachgefragten Weizenmengen und boten dafür vor allem toskanische Tuche, die sie überwiegend in Neapel verkauften. Die Anjou, die den Süden seit 1268 beherrschten, brauchten ihrerseits gewaltige Geldmengen, da sie Byzanz erobern wollten und nach der Sizilianischen Vesper von 1282 Aragòn bekämpften, das Sizilien besetzt hatte. Sie setzten alles daran, ihre Rohwarenproduktion zu erhöhen. Der Weizenhandel machte die Florentiner Bankhäuser der Peruzzi, aber auch die Bardi und Acciaiuoli, die den Handel unter sich aufteilten und sogar die Venezianer zeitweise verdrängten, ganz außergewöhnlich reich.

    Handel, Edelmetalle, Geldpolitik

    Goldflorin, geprägt zwischen 1332 und 1348 in Florenz; Lilie von Florenz, Johannes der Täufer mit Nimbus. Zur Rechten des Täufers finden sich drei Halbmonde, das Wappen der Strozzi.

    Trotz der Entwicklung des Wechsels, des Kreditwesens und der Depositenbanken beruhte die Zirkulation von Waren im Spätmittelalter auf Münzen. Ihr Edelmetallgehalt bestimmte ihren Wert. Der Umgang mit Rechengeld änderte nichts Grundsätzliches an dieser Abhängigkeit. Venezianer und Genuesen zahlten in Byzanz mit Silber, während sie für ihre Waren Goldmünzen erhielten, d. h. vor allem Gold-Hyperpyra.[59] Im 12. Jahrhundert basierte hingegen der Handel Italiens noch entweder auf Tauschhandel oder auf Silbermünzen, denn nur das Königreich Jerusalem, das Königreich Sizilien und das Reich der Almohaden brachten neben Byzanz Goldmünzen in Umlauf. Während das Silber im Westen an Wert verlor, floss gleichzeitig das künstlich teuer gehaltene Silber der oberitalienischen Handelsstädte nach Osten ab. Ihnen drohte demzufolge der Verlust ihrer Funktion als Handelsdrehscheibe durch Auszehrung ihrer Silberreserven.

    Die Handelsstädte Florenz und Genua durchbrachen 1252 als erste die Trennung zwischen dem Silbergebiet und dem islamisch-byzantinischen Goldgebiet, indem sie beide Edelmetalle, die die Städte nun in ausreichendem Maße erreichten, als Münzen zirkulieren ließen. Dabei dürfte für Genua der Goldzufluss aus dem Handel mit der Levante und dem Maghreb und der in untragbarem Ausmaß schwankende Feingehalt der bereits in Süditalien umlaufenden Goldtarì eine entscheidende Rolle gespielt haben, den Genovino aufzulegen. Im Florentiner Fall mögen Getreidekäufe in Sizilien für die Einführung des Florin (ab 1533 Scudo d'Oro) eine wichtige Rolle gespielt haben. Venedig zögerte bis 1284 den Golddukaten einzuführen, da hier der Goldzustrom zunächst noch geringer war.

    Das Wertverhältnis zwischen Gold und Silber hing stark von deren Verfügbarkeit ab.[60] War Gold 1284 noch elfmal so teuer wie Silber, so stieg sein Kurs 1305 bis 1330 auf 1:14,2. Ab etwa 1320 lieferten die Goldminen im Raum des ungarischen Kremnitz große Goldmengen, die ab 1324/25 die Prägung einer ungarischen Goldmünze gestatteten. 1327 vereinbarten Ungarn und Böhmen zudem einen Ausfuhrstopp für Silber nach Italien. Darüber hinaus kam es in den 1330er Jahren zu einem verstärkten Goldzustrom aus dem Ural und aus Mali (bis in die 1370er Jahre), der den Silber-Kursverfall bremste und zeitweise umkehrte. Binnen weniger Jahre wurde Venedig zum führenden Goldexporteur, wo es zuvor der führende Silberexporteur gewesen war.

    Gold wurde immer billiger. 1331–32 fiel der Gold- gegenüber dem Silberkurs von 1:14,2 bis 1350 auf einen Tiefststand von 1:9,4. Nun kehrten die Münzprägestätten ihre Politik um und versuchten, den Silberzulauf zu verstärken. Die venezianische Zecca stellte 1354 die Prägung der Silbermünzen ein, um durch ein künstlich erzeugtes Unterangebot ihren Wert zu halten. In dieser Zeit stabilisierte sich der Kurs zwischen 1:9,9 und 1:10,5, schwankte von 1401 bis 1500 zwischen 10,7 und 11,6 und um 1509 lag er bei 1:10,7. Entscheidend dürfte dabei gewesen sein, dass Venedig seine nahöstlichen Gewürzkäufe, die es praktisch zu einem Monopol ausbaute, fast nur noch mit Golddukaten tätigte. Die Stadt wurde dadurch zum größten „Goldleck“ Europas.

    Immer wieder griffen die Städte massiv in die Wechselkurse zwischen den Münzen ein, deren Gold- und Silberanteil immer stärker vermindert wurde, während die Händler gezwungen wurden, weiterhin zum Nominalkurs zu wechseln. Venedig ging sogar so weit, dass es 1353 in seinem Kolonialreich stark überbewertete Münzen massenhaft zwangsweise eintauschen ließ, um seine Silberreserven zu schonen. Nach Alan Stahl[61] prägte die Zecca allein 1375 rund 6 Millionen Münzen und machte durch Zwangsumtausch einen Gewinn von fast 3000 Dukaten. Die Gewinne waren so hoch, dass man in Venedig bereit war, die daraus resultierende Inflation in Kauf zu nehmen.

    Der Umgang mit den Münzsystemen wurde so geläufig, dass er auch als Mittel der Destabilisierungspolitik eingesetzt wurde. Mailand brachte 1429 stark überbewertete Münzen in Umlauf, die im Tausch gegen venezianisches Silbergeld 20 % Gewinn brachten. Venedig halbierte daraufhin den Silbergehalt des umlaufenden Bagattino, gleichzeitig lehnte Venedig Zahlungen in dieser Münze ab und verlangte von seinen Untertanen „gute Münzen“. Mit den Gewinnen wurde der Condottiere Francesco Sforza bezahlt. Mailand brachte wenig später neue Münzen in Umlauf, was neben Einschmelzungen dazu führte, dass die venezianischen Münzen gänzlich verschwanden und sich nur noch der „schlechte“ Bagattino hielt. 1453 wies der Senat die Zecca an, eine ausschließlich für die Terraferma gedachten Münze zu prägen, doch Unmengen an gefälschten Münzen zwangen schnell zur Reduzierung des Nominalwertes. 1463 konnten 20 000 gefälschte Bagattini konfisziert werden. Erst 1472 verabschiedete sich der venezianische Rat der Zehn von dieser Variante des venezianischen „Münzimperialismus“ wie sie Reinhold Mueller bezeichnet hat. Dies geschah offenbar, weil Mailand abermals versuchte, durch erneute Überflutung der Terraferma mit nachgemachten Münzen die venezianische Münzpolitik auszunutzen. Der Rat der Zehn reduzierte den Wert der bedrohten Münzen um volle 40 %, was nach Antonio Morosini einer Vernichtung von einer Million Dukaten an Kaufkraft gleichkam. Gleichzeitig wurden die schlechten Silbermünzen durch vertrauenswürdige Kupfermünzen ersetzt, deren Wert durch Limitierung der Auflagen kontrolliert wurde.

    Renaissance (ab dem 14. Jahrhundert)

    Das Abendmahl von Leonardo da Vinci, 1495-98
    Der vitruvianische Mensch, Proportionsstudie nach Vitruv, ebenfalls von Leonardo, 1492

    Im Italien des späten 14. Jahrhunderts liegen die Anfänge der Renaissance; als Kernzeitraum gilt das 15. und 16. Jahrhundert. Das wesentliche Charakteristikum ist die Wiedergeburt antiken Geistes, der Humanismus war die prägende Geistesbewegung. Vorreiter der Entwicklung waren italienische Dichter des 14. Jahrhunderts wie Francesco Petrarca, der durch seine Beschäftigung mit antiken Schriftstellern und durch seinen Individualismus den Glauben an den Wert humanistischer Bildung förderte und das Studium der Sprachen, der Literatur, der Geschichte und Philosophie außerhalb eines religiösen Zusammenhangs als Selbstzweck befürwortete. Das theozentrische Weltbild des Mittelalters wurde durch eine stärker anthropozentrische Sicht der Dinge abgelöst.

    In der Literatur leiteten im 14. Jahrhundert Dante Alighieris Göttliche Komödie (La Divina Commedia, 1307–1321), Francesco Petrarcas Briefe, Traktate und Gedichte und Giovanni Boccaccios Il Decamerone (1353) das Zeitalter der Renaissance ein. Graf Baldassare Castiglione beschreibt in Il Cortegiano (1528) den Idealtypus eines Renaissancemenschen.

    Vorbedingung war die Möglichkeit, griechisches und arabisches Wissen aufzunehmen. Auch die sozialen und politischen Zustände in Italien trugen zu den Umbrüchen bei. Dort war die Erinnerung an die Antike noch am lebendigsten[62], Verkehrswege verbanden sie mit den Zentren der Bildung und im politisch zersplitterten Byzanz bestand die Möglichkeit, Kunst und Bücher zu erwerben. Die großen Vermögen, die durch den Handel entstanden, machten es möglich, große öffentliche und private Kunstprojekte in Auftrag zu geben. Zudem erlebte die Entwicklung zur pragmatischen Schriftlichkeit bereits im frühen 13. Jahrhundert einen Aufschwung, der Schriftverkehr der Kaufleute vertiefte und verbreiterte die Literalität, so dass die Zahl der Alphabetisierten zunahm.

    Im 15. Jahrhundert gehörte Italien zu den am stärksten urbanisierten Regionen Europas. Die Städte boten relativ große politische Freiheit, die zu neuen wissenschaftlichen und künstlerischen Wegen anregten. Dies galt vor allem für die selbstständigen Mächte auf der Insel, vor allem das Herzogtum Mailand, die Republik Venedig, Florenz, das Königreich Neapel und den Kirchenstaat.

    Die Päpste verhielten sich kaum anders als die weltlichen Fürsten. Sie führten Kriege und versuchten durch Intrigen Macht und Reichtum der eigenen Familien zu vergrößern. Der Sohn Papst Alexanders VI. Cesare Borgia, der sich als Söldnerführer und Machtpolitiker, betätigte und versuchte, Italien unter seine Herrschaft zu bringen, diente Niccolò Machiavelli als Vorbild für sein staatsphilosophisches Werk Der Fürst.

    Konkurrenz der Weltmächte, Wirtschaftskrise, Bevölkerungsrückgang

    Die habsburgischen Gebiete in Europa im Jahr 1547
    Das Osmanische Reich zwischen 1481 und 1683

    Nach der Entdeckung Amerikas 1492 durch den Genuesen Columbus, aber auch Nordamerikas durch den aus Venedig nach England gegangenen Giovanni Caboto, sowie der zunehmenden Nutzung des Seeweges nach Indien verlor Italien nach und nach seine herausragende wirtschaftliche Bedeutung durch Verlagerung der Haupthandelsrouten vom Mittelmeer zum Atlantik. Andere Staaten, unter anderen Spanien und Portugal, nahmen an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung zu, da sie auf Grund der Kolonialisierung zunächst Südamerikas neue Rohstoffressourcen und Absatzmärkte erschlossen, und zudem über größere Binnenressourcen verfügten, als die italienischen Stadtstaaten. Zugleich verlor der Handel mit dem in den Nahen Osten und nach Nordafrika expandierenden Osmanenreich an Bedeutung, während zugleich die Konkurrenz von Holländern und Engländern zunahm.

    Besonders in Süditalien dominierte die Agrarwirtschaft und der Großgrundbesitz, Manufaktur und später Fabrik waren die Ausnahme. Aber auch die Landwirtschaft stagnierte, so dass die Ertragsziffern in Italien bei 7 verharrten, während sie etwa in England und Holland bis zur zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf 9, hundert Jahre später gar auf 10 stiegen. Dies war einer der Gründe, dass die dortige Bevölkerung stark anstieg, während sie sich in Italien von etwa 13,5 Millionen (um 1600) auf 11,7 (1650) verminderte. Dies kontrastiert besonders stark mit der Tatsache, dass die Bevölkerung zwischen 1500 und 1600 von 9 auf 13,5 Millionen, also um etwa die Hälfte angewachsen war.[63]

    Europäischer Kriegsschauplatz (1494–1559)

    Italien um 1494
    Papst Leo X. (1513–21) ließ sich in einem von seinem Vorgänger in Auftrag gegebenen Gemälde von Raffael als Papst Leo I. (440–61) porträtieren, wie er dem Hunnenkönig Attila im Jahr 452 unbewaffnet entgegentritt. Der Legende nach erschienen die Heiligen Roms, Petrus und Paulus, mit Schwertern und veranlassten Attila, auf seinen Marsch nach Rom zu verzichten. Eliodor-Raum der Stanzen des Raffael, Vatikan 1514

    Nach dem Tod König Ferrantes von Neapel intervenierte König Karl VIII. von Frankreich 1494 in Italien. Er zwang im nächsten Jahr Florenz, den Kirchenstaat und Neapel zur Kapitulation. Ferdinand von Aragón, Maximilian I. sowie Venedig, Mailand und der Kirchenstaat verbanden ihre Kräfte am 31. März 1495 in einer „Heiligen Liga“ und zwangen den französischen König zum Rückzug über die Alpen.

    Ludwig XII. nahm die expansive Politik Karls VIII. wieder auf und annektierte 1499 das Herzogtum Mailand. Er und Ferdinand von Aragón teilten im Vertrag von Barcelona 1500 das Königreich Neapel unter sich auf. Danach sollte der Norden an Frankreich, der Süden an Spanien kommen. Im Vertrag von Lyon 1504 wurde nach einem erneuten Krieg Unteritalien wieder in das Königreich Aragón eingegliedert, da die Franzosen Neapel verlassen mussten. 1507 gelang es den Franzosen, sich der Republik Genua zu bemächtigen. Die Liga von Cambrai (Österreich unter Maximilian I., der Papst, Spanien, England, Ungarn, Savoyen und einige italienische Staaten) versuchte im Oktober 1508 die Seerepublik Venedig aufzuteilen, scheiterte jedoch.

    Papst Julius II. (1503–1513) schwenkte auf ein neues politische Ziel um: die Befreiung Italiens von den „Barbaren“. Die Eidgenossenschaft, Spanien, Venedig und der Papst vereinigten sich zur Heiligen Liga, um die Franzosen aus Mailand zu vertreiben, was ihnen 1512 gelang. Die Schweizer restituierten die Dynastie der Sforza und annektierten den größten Teil des Tessins (Domodossola, Locarno, Lugano). In der Schlacht bei Marignano unterlagen die Schweizer jedoch im September 1515 wieder den Franzosen und sie mussten Mailand räumen. Franz I. von Frankreich und Karl I. von Spanien einigten sich im Vertrag von Noyon 1516 über den Status quo.

    1525 gelang es Karl, seit 1519 römisch-deutscher Kaiser, in der Schlacht von Pavia Mailand an sein Haus zu bringen und die französische Oberherrschaft in Italien zu beenden. Die Truppen des Kaisers plünderten 1527 Rom (Sacco di Roma), was einen bleibenden Eindruck auf das Papsttum hinterließ (Trienter Konzil). 1529 schloss Karl mit Frankreich und dem Papst im Vertrag von Cambrai Frieden, da die Osmanen auf Wien marschierten. Im Frieden von Crépy 1544 verzichtete Franz I. auch auf seinen Anspruch auf Neapel und erhielt von Karl V. im Gegenzug Burgund zurück. 1559 konnte Philipp II. im Frieden von Cateau-Cambrésis allerdings Neapel gewinnen.

    Das Osmanische Reich

    Seeschlacht von Preveza (1538) in der Khair ad-Din Barbarossa die Flotte der Hl. Liga besiegte. Historistisches Gemälde von 1866

    Das Osmanische Reich bedrängte die italienischen Seemächte und lenkte ihren Handel mit Asien und Nordafrika entsprechend seinen politischen Interessen. 1453 eroberten sie Konstantinopel, 1475 musste Genua seine Kolonie in Kaffa am Nordrand des Schwarzen Meeres aufgeben, eine Region, in der sich Genua und Venedig seit Jahrhunderten bekriegt hatten. Venedig verlor 1460 seine Stützpunkte auf dem Peloponnes, doch konnte es die Hauptinsel Kreta noch bis 1645 bzw. 1669 halten. Unter Süleyman I. (1520–1566) expandierten die Osmanen, die bereits 1480 bis 1481 mit Otranto erstmals einen italienischen Ort besetzt hatten, Richtung Belgrad und Rhodos, das sie 1522 eroberten. Bei Mohács unterlag der ungarische König, der Sultan ließ 1529 Wien belagern.

    Weiteren Erfolgen im Osten folgte der Sieg des Khair ad-Din Barbarossa 1538 über die Flotte der Heiligen Liga unter Andrea Doria bei Preveza. Zwar konnten die vereinigten Flotten Spaniens und Venedigs die Osmanen in der Seeschlacht von Lepanto 1571 besiegen, doch die modernisierte türkische Flotte stellte bereits wenige Jahre später wieder eine erhebliche Bedrohung dar. Zudem setzten die Korsaren Nordafrikas den Handelskonvois durch das westliche Mittelmeer zu.

    Spanische und österreichische Vorherrschaft

    Mailänder Münze mit dem spanischen König

    Der Frieden von Cateau-Cambrésis (1559) verfestigte die spanische Herrschaft im gesamten Süden Italiens, auf den Inseln, in Mailand und im Stato dei Presidi im Süden der Toskana. Zugleich lagen der Kirchenstaat, das Großherzogtum Toskana und Genua sowie weitere Kleinstaaten im Einflussbereich Madrids. Savoyen wurde immer wieder zum Schlachtfeld zwischen Spanien und Frankreich, nur Venedig gelang es, seine Unabhängigkeit zu bewahren.

    Ende des 16. Jahrhunderts machte sich zunehmend die Verlagerung des Handels vom Mittelmeer in den Atlantik bemerkbar, wozu auch die Kriege in Italien beitrugen. Dort kollidierten die kaiserlichen und die französischen Interessen zunächst im Erbfolgekrieg von Mantua (1628–1631). In dessen Folge schädigte der spanische Fiskalismus, aber auch die Pestepidemien von 1630 bis 1632 und 1656 bis 1657 (Neapel, Rom, Ligurien, Venetien) die wirtschaftliche Entwicklung; so sperrte die Toskana jeden Verkehr mit dem Süden, setzte Quarantäne nach venezianischem Vorbild durch, informierte die benachbarten Mächte.[64] Mit diesen Maßnahmen gelang es Italien lange vor den modernen medizinischen Behandlungsmöglichkeiten, die Epidemien, wenn auch unvollständig einzudämmen.[65] Plünderungen, Hunger, Epidemien förderten in ihrer Wechselwirkung den Prozess des ökonomischen und politischen Niedergangs, der allerdings scharf mit der kulturellen Entwicklung kontrastierte. Italien blieb sowohl im künstlerischen als auch im wissenschaftlichen Bereich noch lange führend.

    Gegen die spanische Fiskalpolitik kam es zu Aufständen, deren in Italien bekanntester der des Fischers Tommaso Masaniello aus Neapel war. Er entzündete sich 1647 an Abgaben auf Lebensmittel, und obwohl Masaniello ermordet wurde, gelang es den Aufständischen unter Führung des Gennaro Annese am 17. Dezember die Spanier aus der Stadt zu vertreiben. Unterstützung fanden sie durch den Franzosen Henri II. de Guise. Er beanspruchte als Nachkomme Renés I. von Anjou das Königreich Neapel und konnte die Truppen des Juan de Austria besiegen. Die Aufständischen riefen die Republik Neapel aus, die bis zum 5. April 1648 bestand. Innere Streitigkeiten führten jedoch dazu, dass der Neapolitaner Gennaro Annese den Spaniern die Tore öffnete. Beim Versuch, die Stadt zurückzugewinnen, geriet Henri II. am 6. April in spanische Gefangenschaft. Ähnliche Volksaufstände fanden 1647/48 unter Führung des Giuseppe d'Alesi in Palermo statt und unter Ippolito von Pastina in Salerno, 1701 erhob sich der Adel Neapels vergeblich in der Verschwörung von Macchia gegen die spanische Herrschaft, ein Aufstand, der seine Bezeichnung nach Gaetano Gambacorta, Fürst von Macchia erhielt.

    Mit dem Ende des spanischen Zweigs der Habsburger kam es ab 1701 zu heftigen Nachfolgekämpfen. Eine Allianz um die österreichischen Habsburger und England kämpfte dabei gegen eine von Frankreich geführte Koalition. Letztlich gelang es Frankreich, mit Philipp V. die bis heute amtierende Dynastie der Bourbonen zu installieren. Im Frieden von Utrecht 1713 wurden Österreich das zuvor spanische Mailand, Neapel (ohne Sizilien) und Sardinien zugesprochen. Es wurde damit zur vorherrschenden Macht in Italien. Der Herzog von Savoyen erhielt hingegen Sizilien sowie Montferrat. 1720 tauschte das Haus Savoyen Sardinien gegen Sizilien von Österreich aus und erhielt somit die Königswürde. Erster Herrscher des neuen Königreichs Sardinien-Piemont wurde Viktor Amadeus I.

    Genuesische Brücke über den Tavignano bei Altiani im Osten Korsikas

    Spanien erwarb 1735/38 Neapel und Sizilien, 1748 Parma und gründete dort eine Sekundogenitur. Nach dem Aussterben der Medici in Florenz 1737 stiftete der Herzog von Lothringen dort eine Sekundogenitur für das Haus Habsburg-Lothringen. 1768 verkaufte die Republik Genua die Insel Korsika an Frankreich. Italien war von 1701 bis 1748 Kriegsschauplatz der Großmächte (Europäische Erbfolgekriege). Bis 1796 blieb dieses System stabil, doch geriet Italien in politischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht ins Abseits. Zwar stieg die Bevölkerungszahl von 1700 bis 1800 von 13,6 auf 18,3 Millionen, doch sank angesichts erheblich schnellerer Wachstumsraten in vielen Nachbarländern der Anteil an der europäischen Gesamtbevölkerung. [66] Vor allem aber gelang es der Agrarproduktion trotz Ansätzen zur Liberalisierung etwa im Großherzogtum Toskana (1764) kaum mehr, mit der Zahl der Konsumenten mitzuhalten.

    Merkantilismus, Ausweitung des Kapitalverkehrs

    Trotz einer gewissen Zunahme des münzlosen Geldverkehrs und des Umfangs des Kreditwesens[67] blieb Europas Wirtschaft weiterhin von der Zufuhr von Edelmetallen abhängig. Die Versorgung mit Silber und Gold hing dabei zunehmend von Lateinamerika ab. Um 1660 kamen von dort Gold und Silber im Wert von rund 365 Tonnen Silber, während Europa nur noch 20 bis 30 Tonnen produzierte.[68] Gleichzeitig erhöhte sich der Abfluss in den Ostseeraum, die Levante und Ostasien so stark zu, dass nur 80 t in Europa blieben. Spanien investierte den überwiegenden Teil dieses Edelmetallstroms in den Krieg gegen die Niederlande. Ähnlich agierte Frankreich. Dabei standen kurzfristige fiskalische Interessen im Vordergrund, aber langfristig löste diese Politik inflationäre Schübe aus und schadete der Wirtschaft. Die Münzen wurden abgewertet, bis sie kaum noch Edelmetall enthielten, so dass sie durch reine Kupfermünzen ersetzt wurden. 1607 war Spanien bankrott, willkürliche Abwertungen folgten bis 1680. Dabei lag der Nennwert viel höher als der Metallwert, die Münzen wurden zudem immer wieder beschnitten. Die Abgaben erfolgten hingegen nach dem Gewicht. Der „Bauer war grausam gefangen zwischen zwei Gruppen; die eine gab ihm das Geld allein nach dem Nennwert, die andere nahm es ihm allein nach Gewicht.“[69]

    Porträt des Beraters des französischen Königs Jean-Baptiste Colbert, Philippe de Champaigne 1655. Colberts merkantilistische Politik behinderte die italienischen Exporte und führte zur Stärkung französischer Konkurrenz.

    Auch Frankreich ging zunächst den Weg der Kupferwährung, zuletzt 1654 bis 1657, und importierte dazu große Mengen aus Schweden. Colbert, Berater König Ludwigs XIV., setzte jedoch ab 1659 stärker darauf, den Abfluss von Edelmetallen aus Frankreich zu behindern und stattdessen den Zufluss zu fördern. Um dies zu erreichen stärkte er die Exportgewerbe, erhöhte den Gold- zuungunsten des Silberkurses. Dadurch stabilisierte er die Staatsschuld so sehr, dass viele Ausländer begannen, ihre Edelmetalle hier anzulegen. Colbert gab ab 1671 Rentenpapiere gegen Geldeinlage zu 7 % Zinsen aus, zudem hielt er das Wertverhältnis zwischen Gold und Silber bei etwa 1:15.

    Das Heilige Römische Reich sah hingegen eine starke Kupferinflation (s. Kipper- und Wipperzeit), die erst während des Dreißigjährigen Krieges zurückging. Gegen Ende des Jahrhunderts stabilisierten sich die Währungen. Gewinner dieser Entwicklung waren die Niederlande, die den Dukaton (nach dem Vorbild des venezianischen Dukaten) nicht als Gold- sondern als Großsilbermünze von hohem Ansehen einführte. Dies verstärkte wiederum den Zufluss spanischen Silbers und die Wiederausfuhr. 1683 stellte man fest, dass von den 15–18 Millionen Gulden, die als spanisches Silber hereinflossen, nur 2,5 bis 4 Millionen im Lande blieben. Doch nicht nur hierin gewannen die Niederlande, wenig später England, einen entscheidenden Vorsprung. Zunächst gründete man 1609 nach dem Vorbild des venezianischem Banco di Piazza di Rialto (1587–1638) die Wisselbank. Ihr gelang es nicht nur, den Münzwert zu stabilisieren, sondern auch durchzusetzen, dass alle größeren Wechsel nur noch über diese Clearingstelle verrechnet werden durften. Dieser bargeldlose Ausgleich von Forderungen zwischen Konten gab ihr eine der Eigenschaften einer Zentralbank.[70]

    Doch man ging viel weiter als in Italien, um den Geldumlauf zu erhöhen und zu beschleunigen. Man gestattete den Kunden ähnlich wie in Venedig Gold zu deponieren, wofür sie als Quittung Recepissen erhielten. Am Edelmetallmarkt Amsterdam, der bald zum bedeutendsten wurde, waren einerseits alle Münzen in ausreichender Menge vorhanden, vor allem aber liefen nur noch die Recepissen als Bargeld für größere Beträge um. Eine ähnliche Ausweitung des Geldverkehrs erreichte Frankreich durch die Ausgabe von verzinslichen Staatspapieren, die gleichfalls per Indossament veräußert werden konnten. So weitete man die umlaufende Geldmenge aus und verbilligte auf diese Art langfristig Kredite, was wiederum Handel und Produktion weiter stimulierte. Gerade in dieser Zeit ging, nachdem der venezianische Pfefferhandel lange Widerstand geleistet hatte, ab den 1620er Jahren sein Volumen erheblich zurück. Wenige Jahre später galt Pfeffer nicht mehr als „östliche“ Ware, sondern als „westliche“. Holländer und Engländer – letzteren gelang 1663 der Einstieg in die Goldwährung, 1697/98 die Währungsstabilisierung –, zeitweilig Portugiesen, hatten den Gewürzhandel weitgehend monopolisiert. Darüber hinaus fielen die Landhandelswege nach Asien immer mehr zurück, Venedig verlor nach und nach seine Kolonien.

    Der Handel mit dem Osten kam im Lauf des 17. Jahrhunderts zunehmend in holländische und englische Hand, um im 18. Jahrhundert weitgehend von Engländern dominiert zu werden. Sie waren in der Gewerbeorganisation, in der wendigen Anpassung an sich verändernde Moden und Märkte, aber auch durch die hinter den Händlern stehende politische Macht und schließlich durch bessere Kapitalausstattung überlegen. Während industriell gefertigte Tuche auf den italienischen Markt drängten, wanderten Zucker und Baumwolle, zwei bedeutende Produktionszweige seit dem 15. Jahrhundert, Richtung Amerika ab.

    Bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts blieb in Italien das Indossament verboten. Damit blieb der bargeldlose Verkehr in den Händen der Messbankiers, nicht der Kaufleute. Zwar griffen italienische Merkantilisten wie Bernardo Davanzati (1529–1606) die französischen Ideen auf, doch wirkte seine Lezione delle monete (1588) eher im Ausland als in Italien. Antonio Serra (1568–1620) erörterte, wie man die Handelsbilanz zu deuten habe und wie man in Gebieten den Geldumlauf sichern könne, die nicht über Gold- oder Silberbergbau verfügten, wie das Königreich Neapel (gedruckt 1613).[71] Die italienischen Staaten reformierten ihre Münzsysteme, die weiterhin auf Gold und Silber basierten, versuchten dabei die Kupfermünzen zu begrenzen und die Münzwerte an die Gold-Silber-Relation anzupassen. Venedig reformierte sein Münzwesen 1722 und 1733, Genua ab 1745, Savoyen 1755 und Mailand 1778. Dabei zeichneten sich Ansätze ab, nicht nur die staatlichen Währungsräume zu vereinheitlichen und die Zahl der verschiedenen Münzen zu verringern, sondern auch in ganz Italien zu Vereinheitlichungen zu gelangen. [72] Zudem setzte sich die Vorstellung durch, Geld habe im Wirtschaftsablauf neutral zu sein. Die aufkommenden Zentralbanken sollten nicht willkürlich Geld auflegen, sondern über Kreditvergabe den Geldumlauf beschleunigen. Für David Hume sollte es nur noch das Öl für das Wirtschaftsgetriebe darstellen, doch erst Adam Smith trennte Geld- und Wirtschaftssphäre vollständig. Andererseits war es noch nicht möglich, eine Papierwährung durchzusetzen. Im Gegenteil erhöhten fehlgeschlagene Versuche, wie etwa durch John Law, das Misstrauen gegen solche Versuche, so dass die partielle Abhängigkeit vom Bergbau fortbestand. Hingegen konnte sich England einen weiteren wirtschaftlichen Vorteil verschaffen, indem es die Ausgabe von Banknoten stabilisierte, die Bank of England erhielt in London ein Monopol, während Country Banks ab 1708 das ländliche Kapital mobilisierten. Ab der Mitte des Jahrhunderts kamen zunehmend Privatbanken auf, wie die Barings Bank.

    1821 stellte die Bank of England die Einlösepflicht von Banknoten in Gold wieder her, eine Regelung die sie auch während der Bankenkrise von 1825/26 unter Rückgriff auf ihre Goldreserven durchhielt. Bald setzte sich der Goldstandard durch, und die Zentralbank übernahm die Funktion einer Bank der Banken, um die Liquidität des Bankensystems zu gewährleisten.[73] In Italien bestanden bei der Einigung des Landes im Jahr 1861 hingegen immer noch fünf Banken, die Noten herausgeben durften. Diese waren die Banca nazionale del Regno d'Italia, die Banca nazionale toscana, die Banca Romana, der Banco di Sicilia und der Banco di Napoli; 1870 kam die Banca toscana di Credito hinzu. Nach dem Zusammenbruch der römischen Bank wurde 1893 die Banca d'Italia gegründet, doch erhielt sie erst 1920 das Monopol auf die Herausgabe von Banknoten.

    Napoleon, Wiener Kongress (1796–1815)

    40-Lirestück mit Napoleon als König von Italien

    1796/97 unterwarf Napoleon Bonaparte im Italienfeldzug große Teile Ober- und Mittelitaliens und zwang im Frieden von Campo Formio Österreich und das römisch-deutsche Kaisertum zur Anerkennung seiner Eroberungen und zum Verzicht auf seine Lehensrechte in Italien. Österreich erhielt nach der Selbstauflösung der Republik Venedig dessen Gebiet (außer den Ionischen Inseln). Frankreich gründete im übrigen Italien Vasallenstaaten. Teile Norditaliens wurden zur „Transalpinischen Republik“ zusammengefasst, die dann in Cisalpinische bzw. Cisalpine Republik umbenannt wurde. Genua wurde zur Ligurischen Republik, das 1799 eroberte Königreich Neapel zur Parthenopäischen Republik. 1798 nahmen die Franzosen Papst Pius VI. gefangen und ließen den Kirchenstaat zur Römischen Republik ausrufen.

    Im 2. Koalitionskrieg erlitt Frankreich 1799 in Italien eine Niederlage gegen Österreich und Russland. Die französische Herrschaft in Italien brach zusammen, die alte Ordnung (so der Kirchenstaat) wurde zum Teil wiederhergestellt. 1800 kam es zur erneuten französischen Eroberung, Napoleon ließ Italien wieder neu ordnen. Das Großherzogtum Toskana wurde zum Königreich Etrurien, die Cisalpine Republik zur Republik Italien mit Napoleon als erstem Konsul. Piemont blieb unter französischer Militärverwaltung. Nach seiner Kaiserkrönung 1804 wandelte Napoleon die Republik Italien zum Königreich Italien um. Er krönte sich 1805 in Mailand mit der Eisernen Krone zum König von Italien. Im Frieden von Preßburg 1805 nach dem 3. Koalitionskrieg verlor Österreich das venezianische Gebiet wieder an Frankreich, das den Westteil Venetiens dem Königreich Italien zuschlug und aus dem östlichen Teil (den Gebieten an der östlichen Adria) einen neuen Vasallenstaat formte, die Illyrischen Provinzen. 1806 wurden die Bourbonen erneut aus dem Königreich Neapel verjagt und Napoleons Bruder Joseph dort als Herrscher eingesetzt, 1808 sein Schwager Joachim Murat.

    Italien im Jahr 1812
    Italien nach dem Wiener Kongress

    Auf Sizilien und Sardinien konnten sich die (süditalienischen) Bourbonen und die Savoyer unter britischem Flottenschutz halten. 1808 besetzte Napoleon erneut den Kirchenstaat und schlug ihn zum Königreich Italien. Teile des Kirchenstaats wurden annektiert, ebenso das Königreich Etrurien, Ligurien und Parma. Bis auf Sizilien und Sardinien stand Italien also unter direkter oder indirekter französischer Herrschaft ehe 1814/15 die napoleonische Herrschaft zusammenbrach.

    Durch den Wiener Kongress kam es zur Neuordnung Italiens. Österreich bekam zur Lombardei nun Venetien dazu, das damit seine Unabhängigkeit endgültig verlor; der Kirchenstaat wurde wiederhergestellt, verlor aber Avignon an Frankreich; das Königreich Sardinien-Piemont bekam die Republik Genua zugesprochen; in Parma-Piacenza und Guastalla wurde Napoleons Frau, die Habsburgerin Marie-Louise als Herrscherin eingesetzt; Modena-Reggio wurde fortan vom Haus Habsburg-Este regiert; das von einer habsburgischen Nebenlinie regierte Großherzogtum Toskana wurde wiederhergestellt; die zuvor formal getrennten Königreiche Neapel und Sizilien wurden zum Königreich beider Sizilien vereinigt.

    Einigung Italiens, Revolution (bis 1870)

    Garibaldi und Viktor Emanuel II.

    Nach 1815 war das Königreich Sardinien-Piemont der letzte bedeutende Staat unter einer einheimischen Dynastie. Italien unterlag weiterhin dem Einfluss fremder Mächte, obwohl durch den Untergang des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation 1806 „Reichsitalien“ mit den daran hängenden Ansprüchen und Titeln verschwand. Je mehr die (in der Regel ausländischen) Fürsten Italiens nun bestrebt waren, die gesellschaftlichen Verhältnisse auf die Zeit vor Napoleon zurückzudrehen, desto mehr wurde der Korse als fortschrittlicher, anti-absolutistischer Herrscher gesehen.

    Der Bourbonenpalast von Caserta (Reggia di Caserta) entstand ab 1752 und sollte der eindrucksvollste Palast Europas werden. Allein der Park erstreckt sich über eine Fläche von 120 ha. Neben dem Palast in Neapel bestanden drei weitere Hauptresidenzen. Heute gehört die Gesamtanlage zum Weltkulturerbe.

    Der Wunsch, Italien von Fremdherrschaft, Zerstückelung und Absolutismus zu befreien, erfasste immer mehr Menschen. Geheimbünde entstanden, vor allem die in Neapel einflussreichen, gegen die Franzosen kämpfenden „Carbonari“, die Aufstände organisierten. Eine bedeutende Rolle spielten der Publizist Giuseppe Mazzini und die von ihm gegründete Bewegung „Giovine Italia“ (Junges Italien), denen sich viele der Carbonari anschlossen. Die Carbonari zwangen die nach Napoleon zurückgekehrten Spanier unter Ferdinand I. im Juli 1820 zur Annahme einer Verfassung, die neben Gott das Volk als Souverän und Quell der Macht betonte. Sie wurde jedoch nach der Unterdrückung des Aufstands widerrufen.

    Das vergleichsweise liberal regierte Königreich Sardinien-Piemont, das beispielsweise 1848 die Emanzipation der Juden durchsetzte, machte sich die Forderung nach einer Einigung Italiens zu Eigen, es kam zu den Italienischen Unabhängigkeitskriegen. Ein Angriff unter der Führung der Savoyer auf das österreichische Lombardo-Venetien – unter Teilnahme von Freiwilligen aus ganz Italien – fand 1848/49 statt. Es kam zur Bildung provisorischer Regierungen in Mailand und Venedig (vgl. Repubblica di San Marco). In der Folge kam es darüber hinaus zur Erhebung gegen die weltliche Herrschaft des Papstes und zur Ausrufung einer Römischen Republik.

    Die Revolutionen wurden niedergeschlagen, zumal sich Sardinien-Piemont unter Carlo Alberto nicht zu einer wirklichen Unterstützung durchringen konnte. In der Folge kam es zur Restauration der Herrschaft Österreichs und Papst Pius’ IX. Carlo Alberto dankte 1849 zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel II. ab.

    Italien 1860
    1861

    1855/56 nahm Savoyen auf Seiten Frankreichs am Krimkrieg teil, wodurch Viktor Emanuel die Unterstützung der dortigen Regierung für seine Einigungspläne erlangte. 1859 griffen die Savoyer erneut Österreich in Oberitalien an, diesmal mit Unterstützung Frankreichs (Sardinischer Krieg). In den Schlachten von Magenta und Solferino unterlagen die Österreicher, im Vorfrieden von Villafranca fiel die Lombardei an Savoyen. Parallel dazu fanden Aufstände in der Toskana, Modena und in anderen Gebieten statt. Als Folge schlossen sich Parma-Piacenza, Toskana, Modena und Teile des Kirchenstaats 1860 Sardinien-Piemont.

    Die Volksabstimmungen in den Regionen ergaben folgende Ergebnisse[74]:

    Gebiet Ja Nein Datum
    Toskana 366571 14925 11./12. März 1860
    Emilia 426.006 756 11./12. März 1860
    Nizza 25743 160 15. April 1860
    Savoyen 130533 237 22. April 1860
    Neapel 1302064 10312 21. Oktober 1860
    Sizilien 432053 667 21. Oktober 1860
    Marken 133807 1212 4./5. November 1860
    Umbrien 97040 380 4./5. November 1860
    Venedig, Mantua 647246 69 21./22. Oktober 1866
    Rom, Provinzen 133681 1507 2. Oktober 1870

    Eine besondere Rolle in dieser „Risorgimento“ genannten Epoche des 19. Jahrhunderts spielten die Freiwilligenverbände unter Giuseppe Garibaldi, die 1860 das Königreich beider Sizilien unter ihre Kontrolle brachten („Zug der Tausend“). Auch hier floh der Monarch, Garibaldi rief sich zum Diktator von Sizilien aus. Der Ministerpräsident von Sardinien-Piemont, Cavour, sandte ein Heer in den Süden, einerseits um Garibaldi zu Hilfe zu kommen, andererseits, um zu verhindern, dass das Risorgimento eine republikanische Stoßrichtung erhielt. Die Truppen von Sardinien besetzten auch weitere Teile des Kirchenstaats (Umbrien und Marken). Plebiszite in Umbrien, in den Marken und in beiden Sizilien besiegelten den Anschluss an Sardinien-Piemont. Am 17. März 1861 wurde Viktor Emanuel II. zum König von Italien ausgerufen.

    In Folge der Niederlage Österreichs gegen Preußen im Krieg von 1866, in dem Italien Verbündeter des Siegers war, kam Venedig gemäß dem Frieden von Wien vom 3. Oktober 1866 an Italien. Die offizielle Übergabe der Stadt erfolgte am 19. Oktober, Plebiszite bestätigten am 21. und 22. Oktober den Anschluss.

    1870 wurde auch der dem Papst seit 1860 verbliebene Teil des Kirchenstaates angeschlossen. Daraufhin wurde Rom die neue Hauptstadt Italiens (Römische Frage). Papst Pius IX., der seine weltliche Herrschaft damit verloren hatte, sah sich bis zu seinem Tod 1878 als „Gefangener im Vatikan“ und verbot Katholiken die Teilnahme am politischen Leben Italiens.

    Königreich Italien (1861 bis 1922/1946)

    Einigung, Gebietsforderungen, Ära Giolitti

    Das junge Königreich Italien war mit wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten, dem Nord-Süd-Gegensatz und dem Brigantenwesen im Süden konfrontiert. Es wurde versäumt, die Verhältnisse im Süden, dem ehemaligen Königreich beider Sizilien, durch eine Landreform und eine gerechte Besteuerung zu verbessern. Über 75 % der 21,8 Millionen Einwohner waren zum Zeitpunkt der Einigung Analphabeten. Nur 2 % beherrschten die Schriftsprache auch als gesprochene Sprache.[75]

    Äthiopische Truppen greifen italienische an, Gravur um 1896

    1882 wurde mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich der Dreibund geschlossen. Italien suchte den Anschluss an die Kolonialmächte. 1881–1885 eroberte es äthiopische Gebiete am Roten Meer, die 1890 zur Kolonie Eritrea zusammengefasst wurden. 1889 folgte der südliche Teil Somalias. Der Versuch, weitere äthiopische Gebiete zu erobern, scheiterte 1894–1896 mit der Niederlage von Adua. Im Krieg mit dem Osmanischen Reich 1911/12 eroberte Italien Libyen und den Dodekanes. Der italienische Expansionsdrang im Zeitalter des Imperialismus wurde vom Großbürgertum entscheidend mitgetragen, im Fall Libyen spielte der Ministerpräsident Giovanni Giolitti eine wichtige Rolle.

    Titelblatt einer spanischen Zeitung zum Tod König Umbertos I.

    Starke soziale Spannungen traten offen zu Tage, Italiens Sozialgesetzgebung belegte in Europa den letzten Platz[76], die Sozialisten standen nicht nur im Gegensatz zur Sozialpolitik, sondern auch zur kolonialen Expansion. Ministerpräsident Francesco Crispi finanzierte die Kolonialpolitik mit Steuererhöhungen und Sparmaßnahmen. Die innenpolitischen Gegensätze kulminierten im Bava-Beccaris-Massaker von Mailand. Dort war es am 7. Mai 1898 zu Massendemonstrationen gegen die steigenden Brotpreise gekommen. General Fiorenzo Bava-Beccaris ließ, nachdem der Belagerungszustand ausgerufen worden war, mit Artillerie und Gewehren in die Menge schießen. Dabei wurden mehrere hundert Mailänder getötet.[77] König Umberto I. gratulierte dem General in einem Telegramm und zeichnete ihn mit einem Orden aus. 1900 wurde der seit 22 Jahren amtierende König in Monza von dem Anarchisten Gaetano Bresci ermordet.

    Sein Nachfolger wurde Viktor Emanuel III. Politisch dominierend war aber Giovanni Giolitti, der von 1901–1914 mit Unterbrechungen zunächst Innenminister, ab 1903 Ministerpräsident war. Er beherrschte die italienische Politik dermaßen, dass man von der Ära Giolitti spricht. Er war gegenüber den reformerischen und revolutionären Bewegungen zu Zugeständnissen bereit und förderte die Industrialisierung. Zwar war 1886 eine staatliche Subventionierung einer privaten Krankenversicherung und 1898 eine erste obligatorische Unfallversicherung eingeführt worden[78], doch erst Giolitti führte 1912 nach deutschem Vorbild eine staatliche Sozialversicherung. Dazu reformierte er das Wahlrecht, so dass es keine Vermögensgrenzen mehr gab und die Zahl der Wahlberechtigten auf 8 Millionen Männer stieg. Bereits 1919, acht Jahre vor Deutschland, entstand eine Arbeitslosenversicherung.[79]

    Massenauswanderung, zögerliche Industrialisierung, Arbeiterparteien

    Massenauswanderung aus Italien nach Regionen, 1876 bis 1915

    Die staatliche Reaktion auf die drastischen sozialen Veränderungen war erst sehr spät erfolgt, denn die gesellschaftlichen Eliten verweigerten sich lange und verließen sich vielfach auf das Wirken der die Sozialsysteme seit dem Mittelalter dominierenden Kirche. Ihr stand aber kein adäquates kommunales oder zünftisches System mehr zur Seite. Die Bevölkerung Italiens stieg von 18,3 Millionen um 1800 auf 24,7 um 1850, schließlich auf 33,8 um 1900.[80] Dennoch sank Italiens Anteil an der Bevölkerung Europas weiter. Dies hing einerseits mit seinem Entwicklungsrückstand zusammen, andererseits damit, dass es ab etwa 1852 zu einer Massenauswanderung größten Ausmaßes kam. Von ihr wurden insgesamt bis 1985 rund 29 Millionen Menschen erfasst. Dabei kamen von 1876 bis etwa 1890 die meisten aus dem Norden und dort besonders aus Venetien (17,9 %), Friaul-Julisch-Venetien (16,1) und dem Piemont (12,5 %). Danach wanderten verstärkt Italiener aus dem Süden aus. Von 1880 bis 1925 wanderten 16.630.000 Menschen aus, wovon 8,3 Millionen aus dem Norden stammten, davon wiederum 3.632.000 aus Venetien. Aus dem Süden wanderten 6.503.000 aus, der Rest aus Mittelitalien.[81] Die meisten wanderten in die USA aus, im kleinen Uruguay stellten die Italiener mit 1,3 Millionen Einwanderern etwa 40 % der Bevölkerung. Weitere Ziele waren Venezuela und Kanada, aber auch Chile, Peru, Mexiko, Paraguay, Kuba und Costa Rica.

    Der Umfang der Auswanderung erklärt sich zum einen aus dem Niedergang der Landwirtschaft und den scharfen Konflikten, die durch die Konservierung älterer Strukturen und durch den Kapitalmangel, sowie durch den Großgrundbesitz und die Halbpacht noch verschärft wurden. Zugleich bot die zögerliche Industrialisierung in den schnell wachsenden Städten kaum genügend Arbeitsplätze. Darüber hinaus war der Binnenkonsum gering, zumal der Fiskalismus, der zum Ausbau der Infrastruktur für notwendig gehalten wurde, die Einkommen weiter belastete. Schließlich waren die italienischen Unternehmen im Vergleich zu den ausländischen mit nur geringem Kapital ausgestattet. Daher errichtete die Regierung von 1878 bis 1887 hohe Zollschranken und verfolgte eine protektionistische Politik, die die noch schwache Textil- und Schwerindustrie in der Aufbauphase schützen sollte. Die Schutzzollpolitik beantwortete Frankreich wiederum mit entsprechenden Gegenzöllen.

    Das Eisenbahnnetz im Jahr 1861
    und im Jahr 1870

    Während im Norden die Industrialisierung gefördert und die Infrastruktur ausgebaut wurde, stützte die Regierung im Süden die Latifundien, wobei in beiden Fällen die Protagonisten von Schwerindustrie bzw. Agrarwirtschaft ihren Einfluss im Norden bzw. Süden durchsetzen konnten. So wurde das Eisenbahnnetz ab 1839 ausgebaut (Neapel-Portici, 1840 Mailand-Monza, 1844/46 Pisa-Livorno und -Lucca, 1846 Mailand-Venedig, 1855 Turin-Genua), ebenso wie die Häfen. Die 1837 gegründeten Lombardisch-venetianischen Eisenbahnen übernahm Italien 1866, die Betriebsführung ging an die Familie Rothschild. 1905 entstanden die bis heute bestehenden Staatsbahnen.[82]

    Große Probleme bereitete die Währungspolitik, denn im deutsch-französischen Krieg hatte auch Italien die freie Konvertierbarkeit ausgesetzt. Nun setzte sich der Goldstandard durch, der dafür sorgte, dass Geldnoten nur in einem festgesetzten Verhältnis zu den Goldreserven ausgegeben werden durften. Man erwartete, dass dies für eine Stabilisierung der Währungsverhältnisse durch den Goldautomatismus sorgen würde, wobei sich die jeweiligen Zentralbanken an strikte Regeln halten musste. Wurde eine Währung schwächer, führte dies demnach zu einem entsprechenden Goldabfluss in Richtung der stärkeren Währung, womit die Banknotenausgabe entsprechend den verminderten Goldreserven vermindert werden musste. Dies erhöhte die Zinsen und senkte die Preise. Im Land, dem Gold zuströmte, sorgte dies im Gegensatz dazu für einen höheren Papiergeldumlauf, der die Zinsen senkte und die Preise anhob. Ab einem bestimmten Punkt kehrte sich der Goldfluss wieder um, die Zahlungsbilanz wurde ausgeglichen, die Währungen stabilisiert. Auch wenn sich die Zentralbanken häufig nicht an die Vorgaben hielten, war das System erfolgreich, da man auf die jederzeitige Umtauschbarkeit von Geld und Gold vertraute. Mit der Anbindung der 1865 gegründeten, auf Bimetallismus, also auf Gold- und Silbermünzen basierenden Lateinischen Münzunion und damit der Lira ans Gold konnte die Regierung soviel Vertrauen herstellen, dass ausländisches Investivkapital nach Italien kam. Finanzminister Sidney Sonnino versuchte zudem die großen Vermögen ebenso zu belasten, wie der Konsum belastet wurde, doch scheiterte er am konservativen Widerstand. Mit der Überwindung der Wirtschaftskrise ab 1896 gelang es dennoch, einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen.

    Filippo Turati (1857–1932), einer der Gründer der Sozialistischen Partei und Kopf einer eher sozialdemokratisch ausgerichteten Gruppe; später bekämpfte er Mussolini

    In den 1880er Jahren kam es zu schweren Arbeitskämpfen, um 1889 setzten Repressionen gegen den Partito Operaio (Arbeitspartei) ein, so dass der Zusammenschluss aller sozialistischen Organisationen des Landes in einer Partei angestrebt wurde. Den Industriearbeitern gelang es, sich 1892 im Partito dei Lavoratori Italiani (Partei der italienischen Arbeiter) zu organisieren, die 1893 in Partito Socialista Italiano (Sozialistische Partei Italiens) umbenannt wurde. Ministerpräsidenten Francesco Crispi setzte ab 1894 Ausnahmegesetze gegen die Sozialisten durch, doch blieben sie letztlich ohne Erfolg. 1901 versuchte sein Nachfolger Giovanni Giolitti die Partei, die in den Wahlen 32 Sitze gewonnen hatte, in die Regierung einzubinden, was diese jedoch ablehnte. Doch von 1908 bis 1912 kam es zur Zusammenarbeit mit der bürgerlichen Linken, bis sich ein radikaler Syndikalismus durchsetzte. 1912 spaltete sich der Partito Socialista Riformista Italiano ab, der aus patriotischen Gründen dem Krieg gegen die Türken zustimmte. 1917 wechselte die Mehrheit der sozialistischen Abgeordneten zu den Kriegsbefürwortern über, die Parteiführung lehnte den Krieg hingegen weiterhin ab.

    Der Erste Weltkrieg

    Karte der Italienfront 1915–1917
    Schlacht von Caporetto/Karfreit (Oktober 1917)
    Schlacht von Vittorio Veneto (Oktober/November 1918)

    Obwohl Italien durch den Dreibund an Deutschland und Österreich gebunden war, erklärte die Regierung Antonio Salandra bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Neutralität des Landes, da der Dreibund nach Ansicht der Regierung ein Verteidigungsbündnis war (und Österreich-Ungarn offensiv in den Krieg eingetreten war). In der Folge entbrannte ein innenpolitischer Streit um eine Kriegsteilnahme. Die Interventionisten, zu denen der damals noch der Sozialistischen Partei zugehörige Benito Mussolini gehörte, sahen in einem Kriegseintritt die Chance, die irredentistischen Pläne zu verwirklichen und gewannen schließlich die Oberhand. Der Irredentismus beinhaltete die Forderung nach dem Anschluss des Trentino und Istriens, teilweise auch anderer Gebiete (Korsika, Nizza, Savoyen, Monaco, Tessin, Dalmatien, Malta, San Marino, Südtirol). Die unter österreichischer Herrschaft stehenden Gebiete Trentino (damals ein Teil Tirols) und Küstenland (Istrien, Triest und ein Teil Friauls) waren dementsprechend die vorrangigen Ziele. Im März 1915 verhandelte Italien mit Österreich-Ungarn, das aber allenfalls bereit war, südliche Teile des Trentino abzutreten. Die Entente-Mächte versprachen Italien im Falle eines Kriegseintritts auf ihrer Seite mehr: das südliche Tirol bis zum Brenner (inklusive Südtirol), die Gebiete, die das österreichische Küstenland ausmachten, die Ostadriaküste (v. a. Dalmatien, das bis Ende des 18. Jahrhunderts zur Republik Venedig gehört hatte), und eine Erweiterung des Kolonialbesitzes. Nachdem im Londoner Vertrag am 26. April 1915 diese Gebietserweiterungen bewilligt wurden, kündigte Italien am 4. Mai den Dreibund. Am 23. Mai erklärte es Österreich-Ungarn den Krieg (1916 auch dessen Verbündeten, dem Deutschen Reich) und trat auf die Seite der Entente.

    Italien und Österreich-Ungarn standen sich an zwei Fronten gegenüber: im gebirgigen Isonzo-Gebiet und in den Alpen im Trentino bzw. südlich davon. Italien war also weitgehend in einen Gebirgskrieg verwickelt, der die Verteidiger begünstigte. Daneben gab es noch kleinere Seegefechte in der Adria. An der Isonzofront fanden von 1915 bis 1917 elf Schlachten statt, die Italien nur geringe Gebietsgewinne einbrachten. Im Trentino versuchte Österreich-Ungarn 1916, die Isonzofront durch einen Großangriff zu brechen, der Angriff scheiterte jedoch nach anfänglichen Gewinnen und musste wegen einer russischen Offensive an der Ostfront eingestellt werden.

    Als Italien 1917 in der elften Isonzoschlacht das Bainsizza-Hochplateau eroberte, geriet der Südabschnitt der angeschlagenen österreich-ungarischen Isonzofront in Gefahr. Für einen Entlastungsangriff am oberen Isonzo wurden mehrere deutsche Divisionen zur Verfügung gestellt. Im Oktober 1917 gelang deutschen und österreich-ungarischen Truppen bei Karfreit/Caporetto in der zwölften Isonzoschlacht ein Durchbruch, der das italienische Heer bis an den Piave zurückwarf. Gleichzeitig brach die italienische Gebirgsfront nordöstlich von Asiago zusammen. Ein weiterer Vormarsch der Mittelmächte scheiterte jedoch am Monte Grappa und am Hochwasser führenden Piave. Kurz danach entsandten die Alliierten zur Stabilisierung Verstärkungen. Der italienische Generalstabschef Cadorna wurde wegen dieser schweren Niederlage abgelöst. Im Februar 1916 begann Wien mit Luftangriffen auf Städte Norditaliens, wie Verona oder Padua.[83] Venedig wurde am 14. August 1917 und am 27. Februar 1918 von österreichischen Flugzeugen angegriffen, wobei 1917 das Krankenhaus (ospedale civile) getroffen wurde.[84]

    Italien nach dem Vertrag von St. Germain

    Im Juni 1918 gelang es Italien in der zweiten Piaveschlacht, den letzten österreichischen Durchbruchsversuch abzuwehren. Im Oktober 1918 begann Italien mit einer Offensive, bei der Österreich-Ungarn am 29. Oktober in der Schlacht von Vittorio Veneto unterlag. Im Waffenstillstand von Villa Giusti wurde Österreich-Ungarn gezwungen, allen alliierten und italienischen Forderungen nachzukommen, was einer bedingungslosen Kapitulation gleichkam. Italienische Truppen besetzten danach die ihnen zugesprochenen Gebiete, darunter Südtirol. Einer geplanten Offensive durch das Inntal gegen das Deutsche Reich kam der Waffenstillstand an der Westfront zuvor. Einen separaten Kriegsschauplatz stellte ab Januar 1916 der Süden Albaniens dar, das Italien als seine Einflusssphäre betrachtete und wo seine Truppen erst 1920 abzogen.[85]

    Italien hatte insgesamt 5.615.000 Männer mobilisiert, davon kamen 650.000 ums Leben[86], 947.000 wurden verletzt.

    Im Vertrag von St. Germain 1919 wurden Italien Trentino, Südtirol, das Kanaltal, das gesamte Küstenland und ein Teil der Krain, die Stadt Zara und einige norddalmatinische Inseln zugesprochen. Italien bekam damit dennoch weniger als es erwartet hatte, die Herrschaft über den ganzen Ostadriaraum sowie eine Vergrößerung seines Kolonialbesitzes. Aus Protest verließ der italienische Ministerpräsident Vittorio Emanuele Orlando die Friedensverhandlungen.

    Die mehrheitlich italienischsprachige Stadt Fiume, die dem Königreich nicht zugesprochen worden war, wurde 1919 von paramilitärischen Verbänden unter Leitung Gabriele D'Annunzios besetzt: Dieser rief die Italienische Regentschaft am Quarnero aus, die aber ohne internationale Anerkennung, auch von Seiten Italiens, blieb. Nachdem D'Annunzio zur Aufgabe gezwungen worden war, vereinbarten Italien und Jugoslawien im Grenzvertrag von Rapallo einen unabhängigen Freistaat Fiume anzuerkennen. Infolge eines Staatsstreiches übernahmen dort 1922 italienische Nationalisten die Macht, die eine Angliederung an Italien anstrebten. Diese wurde mit dem Vertrag von Rom 1924 besiegelt.

    Faschistische Diktatur (1922–1943/45)

    Benito Mussolini 1937 bei Adolf Hitler in München

    Die tiefe wirtschaftliche, soziale und politische Krise nach dem Ersten Weltkrieg, den Italien mitgewonnen hatte, dessen Sieg aber nach Ansicht der Nationalisten von italienischen Verzichtspolitikern und den Alliierten „verstümmelt“ worden war (Gabriele D'Annunzio prägte das enorm einflussreiche Schlagwort der Vittoria mutilata), führten das Land an den Rand eines Bürgerkrieges. Die zwei roten Jahre (Biennio rosso) 1919 und 1920 wurden von der politischen Agitation der Linken geprägt: Demonstrationen und Streiks, die vielfach mit gewaltsamen Fabrik- und Landbesetzungen endeten, legten die Wirtschaft Italiens lahm. Den italienischen Regierungen gelang es nicht, der schwierigen Lage Herr zu werden. Die Angst vor einer bolschewistischen Revolution nutzte Benito Mussolini aus, um sich als Garant von Recht und Ordnung zu etablieren. Unterstützung fand er dabei nicht nur bei den betroffenen Industriellen und Grundbesitzern, sondern auch in weiten Teilen des Bürgertums. Es folgten 1921 und 1922 die zwei schwarzen Jahre (Biennio nero). Faschistische Squadristen, die paramilitärisch organisierten Schwarzhemden, gingen mit Gewalt gegen sozialistische und katholische Gewerkschaftsbewegung sowie gegen linke, als subversiv bezeichnete politische Gegner vor. Insgesamt kamen zwischen 1919 und 1922 wohl etwa 1.000 Faschisten und Antifaschisten in den bürgerkriegsähnlichen Kämpfen ums Leben.

    Nachdem er Ende 1921 aus der lose zusammenhängenden faschistischen Bewegung eine Partei, den Partito Nazionale Fascista („Nationale Faschistische Partei“, PNF) geschaffen hatte, organisierte Mussolini im Oktober 1922 mit etwa 26.000 faschistischen Anhängern einen Sternmarsch, der unter den Namen Marsch auf Rom (Marcia su Roma) in die Geschichte einging. Am 28. Oktober trafen diese Gruppen im strömenden Regen vor den Toren Roms ein. Der Anführer des Marsches reiste später mit einem Schlafwagen aus Mailand an, als in Folge angeblicher Putschdrohungen König Viktor Emanuel III. Ministerpräsident Luigi Facta bereits entlassen hatte. Der König ernannte daraufhin Mussolini zum Ministerpräsidenten; die Faschisten zogen zu einem Siegesmarsch in Rom ein.

    Der Sarde Antonio Gramsci (1891–1937), Mitglied des Zentralkomitees der 1921 gegründeten Kommunistischen Partei, war von 1924 bis 1926 Parlamentsmitglied. Er gilt als einer der wichtigsten marxistischen Theoretiker Italiens.

    Im Juli 1923 wurde durch ein neues Wahlgesetz, die Legge Acerbo, der Einfluss von Oppositionsparteien erheblich eingeschränkt. 1924 wurde der sozialistische Oppositionspolitiker Giacomo Matteotti entführt und ermordet. Indizien deuten darauf hin, dass Mussolini wahrscheinlich selbst den Auftrag für diesen Mord gegeben hatte – in einer berühmt-berüchtigten Rede vor der Abgeordnetenkammer am 3. Januar 1925 gab der „Duce“ das selbst zu. Zugleich nutzte er die Gelegenheit, den Aufbau der faschistischen Diktatur anzukündigen und voranzutreiben, nachdem er im Gefolge der Krise zeitweise unter starken Druck der Kirche, von Gewerkschaften und Opposition, aber auch von „intransigenten“, revolutionär-squadristischen Kreisen des Faschismus geraten war. 1926 wurden endgültig alle Oppositionsparteien verboten. Zu den Wahlen 1928 traten nur noch Kandidaten an, die vom PNF zugelassen wurden; mit der Schaffung des „Faschistischen Großrats“ (Gran Consiglio del Fascismo) existierte nun auch ein Gremium, das Partei- und Staatsfunktionen vereinte. Der institutionelle Umbau des italienischen Staates zur faschistischen Diktatur war somit abgeschlossen.

    Getreu der nationalistischen Ideologie, unternahm das Regime eine strikte Italianisierungspolitik. Die größten Leidtragenden waren die ethnischen Minderheiten im Lande, insbesondere Frankoprovenzalen, Slawen und Südtiroler.

    Am 11. Februar 1929 wurden die Lateranverträge zwischen dem Vatikan und dem Königreich Italien abgeschlossen. In dem von dem Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri und Benito Mussolini unterzeichneten Vertragswerk werden die Souveränität eines Kirchenstaates anerkannt, die Beziehungen zwischen der Kirche und dem italienischen Staat geregelt und dem Vatikan Entschädigungen zugesprochen. Das faschistische Regime löste damit die seit 1870 mit der Einnahme Roms durch italienische Truppen schwelende Frage des Verhältnisses von katholischer Kirche und italienischem Staat. Dieser Erfolg brachte dem Faschismus die Zustimmung auch vieler bürgerlich-konservativer Kreise, die von der faschistischen Gewaltpolitik noch abgeschreckt worden waren.

    Wirtschaftspolitisch hatte das Regime mit den Folgen der Großen Depression zu kämpfen. Bankrotte Unternehmen wurden von der öffentlichen Hand übernommen und unter den Schutzschirm des neugegründeten Staatskonzerns Istituto per la Ricostruzione Industriale gestellt. Es wurde massiv in die öffentlichen Infrastrukturen investiert. Mehr und mehr unterstütze das Regime einen protektionistischen Kurs: Die Weizenschlacht (battaglia del grano) sollte die Autarkie im Bereich der Nahrungsmittelversorgung erreichen. Die Trockenlegung des Gebiets der Pontinischen Ebene diente als umfangreiches Arbeitsbeschaffungsprogramm für arme Familien aus dem Norden Italiens, besonders Venetien und Emilia.

    International verfolgte Italien in den folgenden Jahren zunächst eine Politik, die das Land als Stütze der internationalen Ordnung und als Friedensgaranten im Mittelmeerraum erscheinen lassen sollte. Das brachte beispielsweise zunächst gute Beziehungen zu Großbritannien mit sich. Zunehmend jedoch radikalisierten sich die faschistische Kultur und Politik – eine Rückkehr zur rohen Gewalt, jetzt auf internationaler Ebene, war die logische Konsequenz eines Weltbildes, das auf dem Gedanken eines ewigen Kampfes und der imperialistischen Expansion Italiens fußte.

    Äthiopienkrieg, Spanischer Bürgerkrieg, Beteiligung am Zweiten Weltkrieg

    Italienisches Kolonialreich
    Datei:Pattuglia di soldati che aggiusta i tiri.jpg
    Italienische Soldaten im Krieg gegen Äthiopien, 1935

    Der Italienisch-Äthiopische Krieg markierte 1935 bis 1936 eine neue, expansionistische Phase in der faschistischen Außenpolitik: Abessinien konnte trotz internationaler Proteste erobert werden und wurde mit den bestehenden Kolonien Eritrea und Somalia zu Italienisch-Ostafrika zusammengeschlossen. Dabei bekämpfte Mussolinis Partei das Zusammenleben italienischer Soldaten mit afrikanischen Frauen (madamato) [87] Der militärische Erfolg festigte die Herrschaft der Faschisten und deren Popularität im Inland, führte aber zu einer zunehmenden Isolierung im Ausland. Der Völkerbund verhängte Sanktionen, an denen sich allerdings Deutschland unter Hitler nicht beteiligte. Dies und die Intervention beider Staaten im Spanischen Bürgerkrieg zugunsten der nationalistischen Militärs um Francisco Franco führte 1936 zu einem Bündnisvertrag, der sogenannten „Achse Rom-Berlin“. 1937 trat Italien aus dem Völkerbund aus und dem Antikomintern-Pakt zwischen Deutschland und Japan bei; 1939 folgten die Okkupation Albaniens und das als „Stahlpakt“ bezeichnete Kriegsbündnis mit dem Deutschen Reich. 1938 hatte Italien rassistische Gesetze erlassen, die vor allem Juden und Afrikaner diskriminierten.

    In den Zweiten Weltkrieg griff Italien zunächst nicht ein, da es für einen umfassenden militärischen Konflikt noch längst nicht gerüstet war und seine Streitkräfte sich nach der Intervention in Spanien sowie Ostafrika in einer Phase der Modernisierung (die jedoch sehr langsam vorankam) befanden. Mussolini proklamierte 1939 die „Nichtkriegführung“ (non belligeranza), kündigte aber auch an, zum passenden Zeitpunkt das „entscheidende Gewicht“ (peso determinante) seines Landes in die Waagschale zu werfen.

    Angesichts des deutschen Feldzugs gegen Frankreich fürchtete Mussolini, auf einer Friedenskonferenz ohne eigene militärische Erfolge ins Hintertreffen zu geraten. Der „Duce“ erklärte Großbritannien und Frankreich trotz anders lautendem Rat seiner Generäle am 10. Juli 1940 den Krieg und begründete diesen Schritt mit der Ambition Italiens, das Imperium Romanum wieder aufleben zu lassen. Italien würde sein Territorium auf Nizza, Korsika, Malta, die gesamte Küste Dalmatiens mitsamt Albanien, Kreta und weitere griechische Inseln ausweiten. Zu den bisherigen Kolonien würden Tunesien, Ägypten (mit Sinai-Halbinsel), Sudan und Teile Kenias hinzukommen, um eine Landverbindung von Libyen nach Italienisch-Ostafrika zu schaffen. Auch die Territorien von Britisch- und Französisch-Somaliland sowie Teile Französisch-Äquatorialafrikas sollten somit in Besitz genommen, mit der Türkei und arabischen Staaten Vereinbarungen über Einflusszonen getroffen werden. Zudem sollten Aden und Perim unter italienische Kontrolle geraten.

    Die Kriegsanstrengungen waren jedoch nicht mehr von Erfolg gekrönt. Der Angriff gegen das bereits geschlagene Frankreich blieb nach geringen Geländegewinnen in den Alpen (vgl. Vichy-Regime) stecken; die Offensive gegen die Briten in Nordafrika Ende 1940 und der Feldzug gegen Griechenland (ab dem 28. Oktober 1940) gerieten zu regelrechten Katastrophen, die nur durch das Eingreifen der deutschen Wehrmacht überdeckt werden konnten. Ursachen waren mangelnde Ausbildung, zum Teil schlechte Ausrüstung, vor allem aber dilettantische strategische Planung und maßlose Selbstüberschätzung insbesondere des „Duce“ selbst. Trotz auf dem Papier gegebener Überlegenheit gelang es der italienischen Marine nicht, die britische Marine aus dem Mittelmeer zu vertreiben. Später verhinderte Kraftstoffmangel entsprechende Vorhaben.

    1941 nahm ein Expeditionskorps am deutschen Feldzug gegen die Sowjetunion teil. Auch auf dem Balkan verfolgten die Italiener teilweise ein nationalistisches Regiment, vor allem gegenüber den Slowenen und in der Zusammenarbeit mit der faschistischen Bewegung der Ustascha in Kroatien. 1942 scheiterte die letzte deutsch-italienische Offensive in Nordafrika; seitdem riss die Kette der militärischen Niederlagen für das faschistische Regime nicht mehr ab. Nach der Kapitulation der Achsentruppen in Tunesien im Mai 1943 eroberten Amerikaner und Briten im Sommer desselben Jahres die Inseln Lampedusa und Pantelleria und landeten im Juli 1943 auf Sizilien (Operation Husky).

    Unter dem Eindruck dieser Niederlagen setzte der Faschistische Großrat am 25. Juli 1943 Mussolini mit einfacher Mehrheit ab. Mussolini wurde gefangen genommen. König Viktor Emanuel III., dessen Tochter Mafalda im KZ Buchenwald ums Leben kam, übernahm den Oberbefehl über die Streitkräfte und beauftragte Marschall Pietro Badoglio, eine Militärregierung zu bilden. Badoglio erklärte die faschistische Partei und ihre Gliederungen per Gesetz für aufgelöst. Am 8. September schloss die Badoglio-Regierung mit den Alliierten den Waffenstillstand von Cassibile, der Krieg hatte Italien seit 1940 etwa 198.501 Menschenleben gekostet.[88]

    Republik von Salò, deutsche Besatzung

    Deutsche Verteidigungslinien in Mittelitalien 1943
    Deutsche und italienische Soldaten nehmen Zivilisten nach dem Attentat auf eine Südtiroler Polizeieinheit am 13. März 1944 vor dem Palazzo Baberini fest. Sie wurden später in den Ardeatinische Höhlen ermordet.

    Das Deutsche Reich versuchte, die „Schwarzhemden“ wieder an die Macht zu bringen und ließ dazu Mussolini am 12. September 1943 im Unternehmen Eiche befreien. Norditalien wurde bis nach Rom durch deutsche Truppen besetzt und in diesem Gebiet eine Marionettenregierung unter Mussolini installiert, die Republik von Salò oder Italienische Sozialrepublik. Diese Parallelregierung blieb mit Deutschland aufs engste verbündet, erklärte ihrerseits dem von den Alliierten besetzten Teil Italiens den Krieg und führte in Norditalien Krieg gegen Partisanen. Etwa 20.000 italienische Soldaten schlossen sich in Griechenland den Partisanen an.[89]

    Zum 1. Oktober 1943 wurden im Norden zwei deutsche Operationszonen gegründet, nämlich die Operationszone Adriatisches Küstenland, bestehend aus den Provinzen Udine, Görz, Triest, Pola, Fiume und Laibach (Laibach stand kurzzeitig ebenfalls unter italienischer Verwaltung) und die Operationszone Alpenvorland, bestehend aus den Provinzen Belluno, Bozen und Trient. Entlang der Schweizer und französischen Grenze entstand aus einem etwa 50 km tiefen Streifen die Operationszone Nordwest-Alpen.

    Vor allem Mittelitalien wurde von den schweren Kämpfen entlang der vorrückenden Front vielfach verwüstet. Die Zivilbevölkerung wurde zum Ziel deutscher Repressalien (siehe Deutsche Kriegsverbrechen in Italien). Beim Massaker in den Ardeatinischen Höhlen wurden am 24. März 1944 335 Zivilisten erschossen, unter ihnen 57 Juden, am Lago Maggiore wurden bereits ab Mitte September 1943 mindestens 56 Juden ermordet.[90] Rom wurde am 4. Juni 1944 kampflos übergeben, nachdem die Stadt bereits am 14. August 1943 zur „offenen Stadt“ erklärt worden war.

    Der Beitrag der Partisanen bzw. der Resistenza zur Befreiung Italiens wurde aufgrund der Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten, Sozialisten, Katholiken und Liberalen sehr widersprüchlich beurteilt. Im September 1943 entstand das Comitato di Liberazione Nazionale, in dem sich Vertreter der fünf wichtigsten Parteien zusammenfanden. Die Zahl der Kämpfer wird auf 130.000 geschätzt, die Gesamtzahl der aktiven Unterstützer auf vielleicht 250.000.[91] Vor allem die SS, aber auch Truppen Mussolinis gingen mit terroristischen Maßnahmen gegen die Partisanen vor, wie etwa in Sant’Anna di Stazzema bei Lucca, wo die SS etwa 560 Zivilisten ermordete, oder im Massaker von Marzabotto.

    Mussolini versuchte in die Schweiz zu flüchten, wurde jedoch in Dongo am Comer See am 27. April 1945 von kommunistischen Partisanen erkannt und gefangen genommen. Trotz einer Zusage, ihn an die Alliierten auszuliefern wurde er zusammen mit seiner Geliebten Clara Petacci am 28. April in Giulino di Mezzegra erschossen. Am 29. April kapitulierten die deutschen Streitkräfte bedingungslos. Allein 30.000 Italiener in deutschen Kriegsgefangenenlagern wurden in Frankreich interniert (insgesamt 65.000), in der Sowjetunion weitere 11.000.[92] Von den 40.000 Italiener, die auf Titos Seite gekämpft hatten, kam etwa die Hälfte ums Leben[93]; insgesamt starben etwa 70.000 Partisanen, mindestens 77.000 Soldaten starben zwischen dem 8. September 1943 und dem Kriegsende.[94]

    Judenverfolgung

    Durchgangslager Fossoli, 1944
    Güterwaggon, in dem Juden in die Vernichtungslager transportiert wurden, zur Erinnerung an den Holokaust 2007 in Verona aufgestellt

    Die jüdischen Gemeinden in Italien lassen sich bis in das 2. Jahrhundert v. Chr. belegen. Im 1. Jahrhundert dürfte ihre Zahl bei rund 60.000 gelegen haben, doch lebten sie vom 5. bis zum 13. Jahrhundert ganz überwiegend in Rom, im Süden und auf den großen Inseln. Allerdings lassen sich einige Juden in den Handelsmetropolen belegen. Die recht großen Gemeinden prosperierten unter den Muslimen, doch die Normannen belasteten sie zunehmend. Die Anjou setzten sie starkem Bekehrungsdruck aus, besser hingegen erging es ihnen unter der aragonesischen Herrschaft; als Aragòn 1442 das Königreich Neapel übernahm, prosperierte auch die jüdische Gemeinde. 1475 entstand eine erste Druckerei in Reggio.

    Doch 1492 wurde die spanische Vertreibungspolitik auf Sizilien und Sardinien, 1541 auf Neapel ausgedehnt. Dies verstärkte die im 13. Jahrhundert einsetzende Abwanderung in den Norden. Da dort das Zinsnahmeverbot einer Kreditversorgung vor allem der kleinen Orte im Wege stand, entstanden Hunderte kleiner Gemeinden. In den dortigen Judenhäusern lebte die Familie des Geldleihers und seine Angestellten.

    Im Gefolge der franziskanischen Anti-Wucherkampagnen kam es jedoch zur zwangsweisen Ansiedlung der jüdischen Gemeinden in festgelegten, abgeschlossenen Bezirken, wie etwa im venezianischen Ghetto. Diese Einrichtung bestand bis 1797 und wurde erst auf Veranlassung Napoleons aufgelöst. 1924 zählte man 54.000 Juden in Italien und 1936 28.299 in Libyen.[95]

    Im August 1938 wurde eine Judenzählung nach den Kriterien der Faschisten vorgenommen, bei der 58.412 Juden registriert wurden, wobei nur 46.656 mosaischen Glaubens waren. Sie lebten vorwiegend in den Großstädten des Nordens. Überall dort, wo die Spanier lange geherrscht und fast alle Juden vertrieben hatten, also im gesamten Süden, lebten nur sehr wenige Juden. Im Norden hingegen waren sie Teil der Gesellschaft, wenn diese auch nicht gänzlich frei von Antisemitismus war. 1876 war Isacco Artom erster jüdischer Senator geworden, Sidney Sonnino und Luigi Luzzatti waren von 1909 bis 1910 bzw. 1910 bis 1911 Premierminister, 1922 zählte das Parlament 24 jüdische Abgeordnete.[96] Giuseppe Emanuele Modigliani (Bruder des Malers Amedeo Modigliani) oder Claudio Treves (Onkel von Carlo Levi) repräsentierten die Sozialistische Partei. Ernesto Nathan war von 1907 bis 1913 Bürgermeister von Rom. Zwar wurde Mussolini, der Hitlers Rassetheorien verspottete, von manchen Juden bekämpft, fand aber auch Unterstützung, wie etwa durch Enrico Rocca, den Gründer des römischen Faschismus. Mussolinis Haltung änderte sich erst 1936 mit der „Achse Rom-Berlin“.

    Mit dem „Gesetz zum Schutz der italienischen Rasse“ vom 17. September 1938 erließ Italien Rassengesetze nach nationalsozialistischem Muster, die sich gegen die Afrikaner in den faschistischen Kolonien richteten und die Juden marginalisieren sollten. Letztere mussten den Öffentlichen Dienst verlassen, durften nur mehr geringen Grundbesitz haben und nur kleine Firmen leiten. Im Innenministerium wurde die „Generaldirektion für Demographie und Rasse“ eingerichtet, die eine Judenzählung betrieb, die die jüdische Bevölkerung ausgrenzte. Nach dem Kriegseintritt im Juni 1940 folgte Zwangsarbeit für italienische und Internierung in Konzentrationslagern für ausländische Juden. Der Katalog diskriminierender Gesetze und Verordnungen wurde ständig erweitert; als Mussolini im Juli 1943 gestürzt wurde, gab es kaum einen Beruf mehr, den Juden legal ausüben durften.

    Ab September 1943 wurden in der Italienischen Sozialrepublik die verbliebenen 39.000 Juden enteignet, 8.566 über Durchgangslager wie die Risiera di San Sabba bei Triest in die Vernichtungslager deportiert.[97] Dabei arbeiteten nationalsozialistische und faschistische Behörden eng zusammen, die Häscher erhielten Belohnungen.[98] Etwa ein Viertel der jüdischen Bevölkerung Italiens kam auf diese Weise ums Leben.[99]

    Republik Italien

    Ende der Monarchie, Gebietsabtretungen

    Diese Karte zeigt die Zustimmungsraten zur Einführung einer Republik in den 31 italienischen Wahlkreisen beim Referendum von 1946. An den Farbabstufungen erkennbar sind starke regionale Unterschiede im Abstimmungsverhalten: Während im Norden überall mehr als 50 % der Wähler die neue Staatsform begrüßten, erhielten im Süden die Monarchisten eine breite Mehrheit.

    König Viktor Emanuel III. trat, diskreditiert durch den Faschismus (Ernennung Mussolinis zum Premier, Unterzeichnung der Rassengesetze), 1946 zugunsten seines Sohnes Umberto (II.) zurück. Wenig später fand, gleichzeitig mit der Wahl zu einer verfassunggebenden Versammlung, eine Volksabstimmung über die künftige Staatsform statt. Das Ergebnis fiel knapp zugunsten der Republik aus, Angehörige des Hauses Savoyen mussten danach Italien verlassen.

    Die republikanische Verfassung trat 1948 in Kraft, alle erwachsenen Frauen erhielten das Wahlrecht. Auf Grund der Erfahrungen mit der faschistischen Diktatur legte man den Schwerpunkt der politischen Macht auf ein kompliziertes parlamentarisches System mit zwei gleichberechtigten Kammern. Die von beiden Kammern abhängige Regierung erhielt eine relativ schwache Stellung. Die erstmals vorgesehene umfassende Dezentralisierung wurde in den Jahren danach nur zögerlich durchgesetzt.

    Im Pariser Vertrag von 1947 verlor Italien auch formal seine Kolonien Libyen, Äthiopien und Eritrea. Italienisch-Somaliland wurde zuerst von den Briten besetzt und anschließend von den Vereinten Nationen als Treuhandgebiet wieder unter italienische Verwaltung (1949–1960) gestellt.

    Das Gebiet um Triest zwischen 1947 und 1954 bzw. 1993

    Auch das italienische Mutterland war von Gebietsabtretungen betroffen. Die Gemeinden Briga und Tenda (frz. La Brigue und Tende) mussten an Frankreich abgetreten werden, das Dodekanes (mit Rhodos) fiel an Griechenland. Italien musste auch den Großteil Julisch Venetiens (Istrien, die Städte Fiume und Zara sowie die norddalmatinischen Inseln) an Jugoslawien abtreten. Triest und sein Umland wurden zunächst internationalisiert und in zwei Zonen geteilt (Schaffung eines Freies Territoriums Triest), ehe 1954 eine Regelung getroffen wurde. Die Stadt Triest blieb bei Italien, das südliche Umland wurde Jugoslawien zugeschlagen. Mit dem Pariser Vertrag von 1947 wurden damit, vorbehaltlich des Territoriums um Triest, die heutigen Grenzen Italiens festgelegt. Im Zuge dieser Grenzänderungen, sowie bereits zuvor zwischen 1943 (Waffenstillstand) und 1945 kam es seitens der kommunistischen Partisanen Jugoslawiens zu Massakern an der italienischen Bevölkerung sowie an slawischen Antikommunisten (Foibe-Massaker). Zwischen 200.000 und 350.000 ethnische Italiener (Esuli) wurden in der Zeit von 1943–1954 aus Jugoslawien vertrieben.[100] Jene Gebiete, die das faschistische Italien während des 2. Weltkriegs oder kurz davor erworben hatte, also „Mittelslowenien“ , Dalmatien und Albanien (das nach der Aufteilung Jugoslawiens die albanischsprachigen Teile des Kosovos und Mazedoniens umfasste), verlor Italien ebenso.

    Gegensatz zwischen Christdemokraten und Kommunisten

    Unter Ministerpräsident Alcide de Gasperi gehörte das Land zu den Mitbegründern der NATO, des Europarats und der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Seine Partei, die Democrazia Cristiana war die wichtigste politische Partei Italiens zwischen 1945 und 1993 und stellte fast alle Ministerpräsidenten in diesem Zeitraum. Sie verstand sich als gemäßigte katholische Volkspartei.

    Die Kommunistische Partei Italiens mit ihren Vorsitzenden Palmiro Togliatti und Enrico Berlinguer war mit über zwei Millionen Mitgliedern[101] und zirka 30 % der Wählerstimmen die stärkste kommunistische Partei Westeuropas. 1976 konnte die Partei mit 34,4 %[102] ihr bestes Ergebnis bei den Parlamentswahlen verzeichnen, 1984 gelang es ihr zum ersten und einzigen Mal als stärkste Partei aus einer Wahl hervorzugehen. Sie erreichte bei der Europawahl 33,3 % der Stimmen und lag damit vor den Christdemokraten mit 33,0 %.[103]

    Obwohl sich die PCI unter Berlinguer vom Kommunismus sowjetischer Prägung lossagte und versuchte, den Weg des Eurokommunismus zu beschreiten - so verurteilte sie den Einmarsch nach Prag 1968 -, hielt die Furcht vor einer Machtbeteiligung an. Auch von Seiten der USA gab es erhebliche Bedenken gegen eine Regierungsbeteiligung der Kommunisten, da man einen Domino-Effekt befürchtete.[104]

    Unter Beibehaltung eines Verhältniswahlrechts (ohne 4- oder 5-Prozent-Hürde) gelang es der Democrazia Cristiana durch die Einbeziehung von in der Regel vier oder fünf kleineren Parteien (Sozialisten, Sozialdemokraten, Republikaner und Liberale, sog. Pentapartito), die Kommunisten von einer Regierungsübernahme abzuhalten. Doch vertraten diese Parteien zunehmend Partikularinteressen, zahlreiche Regierungskrisen und eine Zunahme der organisierten Kriminalität bis in Regierungskreise hingen damit zusammen.

    Bleierne Jahre, Historischer Kompromiss

    Ministerpräsident Aldo Moro in Gefangenschaft der Roten Brigaden

    Der linksextreme Terrorismus der Roten Brigaden und die Attentate neofaschistischer Extremisten, an denen auch die Geheimdienste beteiligt waren, versetzten das Land in Angst und Schrecken und führten zu einer Destabilisierung der politischen Situation, so dass ein Staatsstreich nicht unwahrscheinlich schien. Bekannt sind die Putschversuche von einigen Carabinieri-Offizieren im Jahr 1964 (Piano solo) und der Golpe Borghese von Fürst Junio Valerio Borghese. Die Zeit wurde als anni di piombo (bleierne Jahre) bezeichnet.

    Es kam zu einer Annäherung von Christdemokraten und Kommunisten, an der Ausarbeitung des Historischen Kompromisses (compromesso storico) waren der Christdemokrat Aldo Moro und der Kommunist Enrico Berlinguer beteiligt. Nach den Wahlen von 1976, bei denen die Kommunisten stark zulegen konnten, wurde Giulio Andreotti Ministerpräsident einer Minderheitsregierung, die auf die Tolerierung der KPI angewiesen war. Am 11. März 1978 kam es, abermals unter Führung von Andreotti, zur Bildung einer Regierung der nationalen Solidarität, an der erstmals die Kommunisten beteiligt sein sollten. Doch wenige Tage später, am 16. März, wurde Aldo Moro entführt und am 9. Mai nach 55-tägiger Geiselhaft tot aufgefunden. Die Roten Brigaden bekannten sich zu seiner Entführung und Ermordung.

    Der Anschlag von Bologna 1980 markierte den Höhepunkt der terroristischen Aktivitäten in Italien. 1990 stellte sich im Rahmen von gerichtlichen Ermittlungen heraus, dass eine geheime Parallelstruktur innerhalb des Staatsapparats mittels einer sogenannten Strategie der Spannung über Jahrzehnte versucht hatte, eine Regierungsbeteiligung der Kommunisten zu verhindern. Die Ergebnisse der Untersuchungskommission „Terrorismus und Massaker“ (1994–2000) des italienischen Senats bestätigten, dass Rechtsextremisten im Rahmen dieser Strategie eine Reihe von Terroranschlägen gegen die Zivilbevölkerung verübt hatten.[105] Die Aufdeckung dieser Zusammenhänge löste 1990 eine Staatskrise aus (Gladio-Affäre). Gesichert ist, dass die italienischen Militärgeheimdienste, die von NATO und CIA betriebene Organisation Gladio sowie die Geheimloge Propaganda Due dabei zentrale Rollen spielten.[106]

    Der Einfluss der Katholischen Kirche auf die Gesellschaft schwand. 1984 wurde ein neues Konkordat mit der Kirche unterzeichnet, durch das der Katholizismus seinen Status als Staatsreligion verlor. Bereits 1970 wurde die Ehescheidung gegen ihren Widerstand erlaubt; das Gesetz wurde bei einer Wahlbeteiligung von 87,7 % einer Volksabstimmung unterzogen, die die Befürworter mit 59,3 % gewannen. 1979 wurde die Abtreibung legalisiert.

    Der Anteil der Bevölkerung, die einen Studienabschluss erwarb, stieg drastisch an. Im akademischen Jahr 2006/07 waren 1.809.186 Studenten an 95 Universitäten eingeschrieben[107], was etwa 3 % der Bevölkerung entsprach, während es 1960/61 noch 0,4 % oder 217.000 Studenten gewesen waren.[108]

    Nach dem Krieg erlebte Italien, ähnlich wie das übrige Westeuropa, ein „Wirtschaftswunder“ (miracolo economico). Die Bevölkerung wuchs von 1951 bis 1961 von 47,5 auf 50,6 Millionen[109], in den Jahren 1959 bis 1962 wuchs das Bruttosozialprodukt jedoch erheblich schneller, nämlich um 6,4 und 5,8, dann 6,8 und 6,1 %. Auch die 1980er Jahren waren von einem außerordentlichen Wachstum gekennzeichnet, wobei sich das Bevölkerungswachstum verlangsamte (von 1971 bis 1981 von 54,1 auf 56,5 Millionen Einwohner, bis 1991 auf 56,8 Millionen[110]). 1987 kündigte die Regierung Bettino Craxi den sorpasso an, denn Italien hatte Großbritannien „überholt“ und war nun zur fünftgrößten Wirtschaftsnation der Welt aufgestiegen.[111]

    Der Boom blieb jedoch hauptsächlich auf den Norden und die Mitte Italiens beschränkt. Viele Süditaliener mussten nach wie vor ihre Heimat verlassen, um Arbeit zu finden, und ins europäische Ausland (besonders Deutschland, Schweiz, Belgien und Frankreich) oder in die norditalienischen Regionen auswandern.

    Gleichzeitig verschlechterte sich die Lage der öffentlichen Haushalte dramatisch. Die Staatsverschuldung etwa verdoppelte sich im Laufe der 1980er Jahre. Die Inflation blieb immer relativ hoch, die Lira wurde zur Stützung der eigenen Industrie abgewertet.

    Zerfall der etablierten Parteien (ab 1992)

    Antonio Di Pietro (am Pult), Hauptermittler im Tangentopoli-Skandal

    Im Kampf gegen das organisierte Verbrechen gelangen dem Staat einige Erfolge. Nach den Attentaten gegen die Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino wurden die Gesetze noch einmal verschärft.

    Finanziell stand Italien allerdings vor dem Kollaps. Dies veranlasste die Regierung unter Giuliano Amato zu einem radikalen Sparkurs. Als äußerste Maßnahme wurden sämtliche Bankkonten einer einmaligen Sonderbesteuerung unterworfen. Die Regierung Ciampi setzte diesen Sparkurs fort. Im Zuge der Sanierung der Staatsfinanzen machte man sich an eine Privatisierung der zahlreichen, durch politische Patronage korrumpierten Staatsbetriebe.

    Ab 1992 erfolgte durch die Aufdeckung von Korruptions- und Parteifinanzierungsskandalen Tangentopoli und Mani pulite eine grundlegende Neuordnung der Parteienlandschaft. Die Christdemokraten, die Sozialisten, die Liberalen und die Republikaner, die das Land vierzig Jahre lang geführt hatten, hörten auf als eigenständige Parteien zu existieren. Gleichzeitig stürzte der Zusammenbruch des Ostblocks die Kommunisten in eine ideologische Krise. Aus der KPI gingen die nun sozialdemokratisch orientierte PDS (Partito Democratico della Sinistra) sowie zahlreiche kommunistische Neugründungen hervor. Im Norden des Landes wurde der Unmut der Bevölkerung über die Politik von der sezessionistisch auftretenden Lega Nord angesprochen.

    Wechselnde Regierungsbündnisse, Wirtschaftskrise

    Bei den Parlamentswahlen 1994, bei denen erstmals ein gemischtes Mehrheits- und Proporzwahlrecht mit Sperrklausel Anwendung fand, setzte sich die Koalition des Bauunternehmers und Medienunternehmers Silvio Berlusconi durch. Seine Forza Italia, nur wenige Monate zuvor gegründet, verbündete sich mit der Lega Nord und der Nationalen Allianz, die aus dem postfaschistischen Movimento Sociale Italiano hervorgegangen war. Doch zerbrach die Koalition nach nur wenigen Monaten. Die einberufene Technikerregierung unter dem ehemaligen Generaldirektor der italienischen Zentralbank und Finanzminister unter Berlusconi Lamberto Dini regierte von Januar 1995 bis Mai 1996.

    Die Wahlen von 1996 gewann eine Mitte-links-Koalition (Ulivo) unter Führung des ehemaligen Christdemokraten Romano Prodi. In der Regierung Prodi I (Mai 1996 – Oktober 1998) saßen erstmals (reform-) kommunistische Minister. Prodis strikter Sparkurs ebnete Italien den Weg in die Eurozone. Von seinen Verbündeten verlassen musste er zurücktreten und Massimo D'Alema bzw. Giuliano Amato sein Amt überlassen. Der aus der kommunistischen Partei 1991 hervorgegangene Partito Democratico della Sinistra, PDS, hatte sich nach der Vereinigung mit anderen sozialistischen Gruppen 1998 in „Linksdemokraten“ (Democratici di Sinistra, DS) umbenannt. Ihr Vorsitzender D'Alema blieb bis 2000 Ministerpräsident, ihm folgte Giuliano Amato, der von Juni 1992 bis April 1993 bereits dieses Amt ausgefüllt hatte.

    Die Wahlen 2001 konnte Berlusconis Bündnis Casa delle Libertà für sich entscheiden. Nach fünf Jahren Amtszeit musste er sich erneut Romano Prodi geschlagen geben. Mitte Mai 2006 wurde dann auch mit Giorgio Napolitano der Kandidat Romano Prodis zum Präsidenten der Republik gewählt, mit dem zum ersten Mal ein ehemaliges Mitglied der Kommunistischen Partei dieses Amt einnahm.

    Auf der Ebene der Gemeinden, Provinzen und Regionen wurden ebenso Reformen durchgeführt, wie auf der nationalen Ebene. Auch wurden 1997 Reformen der Streitkräfte eingeleitet, die 2005 in die Aussetzung der Wehrpflicht mündeten. Auf eine Verfassungsreform zur Stärkung der Regierung, zur Verbesserung der parlamentarischen Arbeit und zur Einführung einer Vertretung der Gebietskörperschaften konnte man sich jedoch nicht einigen.

    Die Staatsfinanzen litten weiterhin an einer hohen Steuerhinterziehung (je nach Schätzung 20–30 % des BIP), an den wachsenden Lasten in Gesundheitswesen und Altersversorgung, sowie an einer zu sehr auf Rom ausgerichteten Finanzierung der Regionen. Steigende Zinsen, bei gleichzeitigem Anstieg der Steuer- und Abgabenlast, belasteten die Gesamtwirtschaft. Als problematisch wird zudem die Schwerfälligkeit von Justiz und Verwaltung angesehen. Die strukturellen Probleme Süditaliens sind ungelöst; als besonders hemmend gilt der Einfluss der organisierten Kriminalität auf das Wirtschaftsleben.

    Im Januar 2008 zerfiel das von Romano Prodi geführte Bündnis, nachdem sich der Koalitionspartner UDEUR aus dem Bündnis zurückgezogen hatte. Prodi scheiterte in der Vertrauensfrage. Staatspräsident Giorgio Napolitano beauftragte daraufhin den Senatspräsidenten Franco Marini mit der Bildung einer Übergangsregierung, doch musste er das Mandat zur Regierungsbildung am 4. Februar wieder zurückgeben.[112] Daraufhin löste Napolitano beide Kammern des Parlaments auf und schrieb Neuwahlen aus.[113]

    Aus diesen ging mit 46,8 % (Abgeordnetenkammer) und 47,3 % (Senat) Silvio Berlusconis neues Wahlbündnis Popolo della Libertà - Lega Nord - Movimento per l’Autonomia als Sieger hervor. Die vierte Regierung Silvio Berlusconis wurde am 8. Mai 2008 vereidigt. Bedingt durch die Finanzkrise schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2008 um 1 %, im Jahr 2009 um weitere 5 %. Dank seines Bankensystems und der niedrigen Verschuldung der Privathaushalte konnte sich das Land zunächst[114] vor den wirtschaftlichen Folgen schützen,[115] wurde jedoch 2011 von der Eurokrise erfasst.

    Mario Monti, seit dem 16. November 2011 Ministerpräsident und zugleich Wirtschafts- und Finanzminister, 2011

    Angeführt vom Präsidenten des Abgeordnetenhauses Gianfranco Fini verließen seit Mitte 2010 zahlreiche Parlamentarier Berlusconis Koalition, bis dieser im November 2011 über keine Mehrheit mehr im Abgeordnetenhaus verfügte. Von ihm selbst ausgelöste Skandale und anstehende Gerichtsverfahren, sowie die Zuspitzung der Eurokrise zwangen Silvio Berlusconi am 12. November 2011 zum Rücktritt.

    Staatspräsident Napolitano beauftragte den Parteilosen und ehemaligen EU-Kommissar Mario Monti mit der Bildung einer neuen Regierung, die seit dem 16. November amtiert. Unter den 17 Ministern sind drei Frauen, die das Innen-, Justiz- und Arbeitsministerium führen.

    Bevölkerungsstagnation, Zuwanderung

    Seit Anfang der 1990er Jahre stieg die Zahl der Zuwanderer stark an, nachdem Italien bis 1972 überwiegend Auswandererland gewesen war.[116] 1991 zählte das Statistikinstitut ISTAT 625.034 Ausländer bei 56,8 Millionen Einwohnern, 1997 schätzte man ihre Zahl auf 1,25 Millionen[117], Anfang 2011 auf 5,4 Millionen.[118] Davon kamen 969.000 aus Rumänien, 483.000 aus Albanien, 452.000 aus Marokko; dann folgten China (210.000) und die Ukraine (201.000).

    1946 hatte Italien etwas mehr als 45,5 Millionen Einwohner, 1960 über 50, 1975 mehr als 55 Millionen. 2011 wies Italien etwa 60 Millionen Einwohner auf, wobei das Bevölkerungswachstum ganz überwiegend auf Zuwanderung zurückzuführen war, deren jährliches Saldo zwischen etwa 300.000 und 600.000 schwankt; ansonsten überwiegt seit 1993 die Zahl der Sterbefälle die der Geburten, im Jahr 2010 um 25.000.[119]

    Dabei begannen die Geburtenziffern spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts langsam zu sinken, während die Sterbeziffer nach 1870 sehr viel schneller zurückging, so dass die Bevölkerung weiter anstieg. Lag die Geburtenziffer pro tausend Einwohner um 1850 bei 38,6, so sank sie bis 1913 auf 31,7, die Sterbeziffer sank im selben Zeitraum sehr viel schneller von 29,9 auf 18,7.[120] 2010 lagen diese Werte bei 9,3 und 9,7.[121] Gleichzeitig stieg die Lebenserwartung von 50 Jahren im Jahr 1920 auf 77,5 im Jahr 1994. 2010 lag sie bei 79,1 Jahren bei Männern und bei 84,3 bei Frauen.

    Erst 1986 begann Italien mit Versuchen, die Zuwanderung zu steuern und den Status vieler Zuwanderer zu legalisieren. 1990 und 1993, 1995 und 1998, erneut 2002 und 2009 wurden insgesamt etwa 1,7 Millionen von ihnen „reguliert“. Dabei lebten die meisten Immigranten im Norden, insbesondere in der Lombardei (25 %). Die dortigen Arbeitskräfte forderten Schutz vor der Konkurrenz, die wiederum häufig als Lohndrücker eingesetzt wurde. Bis 2007 wurde allerdings vielfach ein Mangel an Arbeitskräften spürbar, so dass alle Parteien für eine regulierte Zuwanderung warben. Erst die Wirtschaftskrise ab 2008 und die Flucht von Afrikanern aus Libyen und Tunesien nach den dortigen Revolutionen weckten neue Sorgen. Die politischen Parteien versuchten die seit Mitte der 80er Jahre sichtbare Veränderung in der Bevölkerungszusammensetzung bereits ab den 1990er Jahren zu nutzen, wobei Terrorangst und Sorge vor Kriminalität für die Bevölkerung im Vordergrund standen.

    1975 urteilte der Oberste Gerichtshof, dass eine Italienerin, die einen Nichtitaliener heiratete, ihre Staatsbürgerschaft behalten durfte, ab 1983 erhielten nicht nur ihre Kinder ihre Staatsbürgerschaft, sondern auch der Ehepartner konnte sie erwerben. Ab 1986/92 wurde darüber hinaus die doppelte Staatsbürgerschaft erstmals gestattet. Die Möglichkeit einen Antrag auf Naturalisation zu stellen, wurde allerdings 1992 auf sehr viel längere Fristen verlängert, als sie achtzig Jahre zuvor festgesetzt worden waren – für Menschen von außerhalb der Europäischen Union wurde die Frist auf 10 Jahre verdoppelt. Diese Bindung an die Aufenthaltsdauer reichte wiederum bis ins Mittelalter zurück. Zugleich wurde das Verfahren für Nachkommen von Italienern im Ausland (Italiani residenti all'Estero, 2008 genau 3.734.328) stark vereinfacht. Hinzu kommen die etwa 60 Millionen sogenannten oriundi, Menschen, die von Italienern abstammen, ohne je die entsprechende Staatsangehörigkeit besessen zu haben. Von ihnen kamen zwischen 1998 und 2007 etwa 800.000 nach Italien und beantragten einen Reisepass.[122]

    Verwaltung des Kulturerbes

    Seit 1974 besteht das Ministerium für Kulturgüter und -aktivitäten unter wechselnden Namen, leitender Minister ist seit Ende 2011 Lorenzo Ornaghi.[123] Dem Ministerium sind 157 Staatsarchive, 298 archäologische Stätten, 58 Bibliotheken, 244 Museen, insgesamt 1052 staatliche Institutionen zugeordnet, hinzu kommen 2.119 nicht-staatliche (Stand: 26. Februar 2012).[124] Einige der Museen sind Nationalmuseen. Zu diesen zählen das das Archäologische Nationalmuseum in Ferrara, sowie die von Florenz, das von Rom, das von Neapel und von Tarent, sowie das Museo Nazionale Alinari della Fotografia in Florenz. Hinzu kommt das Museo Nazionale della Magna Grecia in Reggio, das Museo Nazionale G. A. Sanna auf Sardinien, ebenso wie das Nationalmuseum der Kunst des 21. Jahrhunderts in Rom. Allerdings ist die Bezeichnung „Nationalmuseum“ nicht genau abgegrenzt, so dass zahlreiche weitere, überregional bedeutende staatliche Museen hinzukommen.

    In keinem Land gehören so viele Stätten zum UNESCO-Welterbe (2012: 47), die früheste geschützte Stätte sind die seit 1979 eingetragenen Felsbilder des Valcamonica und seit 1980 das gesamte Historische Zentrum von Rom, seit 1982 das von Florenz. Neben dem Schutz, dem ein Comando Carabinieri Tutela Patrimonio Culturale dient, arbeiten die Institutionen vor allem daran, die Kulturschätze zu erhalten, zu restaurieren, der Öffentlichkeit und der Forschung zugänglich zu machen.

    Quelleneditionen

    • Helmut Rix (Hrsg.): Etruskische Texte. Einleitung, Konkordanz, Indices, Tübingen: Gunter Narr 1991.
    • Salvatore Cusa: I diplomi greci ed arabi di Sicilia, pubblicati nel testo originale, tradotti e illustrati, Bd. I (in 2 Teilen). Palermo 1868-1882, Nachdruck Köln, Wien 1982.
    • Gottlieb Lukas Friedrich Tafel, Georg Martin Thomas (Hrsg.): Urkunden zur älteren Handels- und Staatsgeschichte der Republik Venedig mit besonderer Beziehung auf Byzanz und die Levante vom neunten bis zum Ausgang des fünfzehnten Jahrhunderts, in: Fontes Rerum Austriacarum, Abt. II. Diplomataria et Acta, 3 Bde, Wien 1856f.
    • Rerum Italicarum Scriptores
    • Fonti per la Storia d'Italia

    Wichtige Zeitschriften

    Literatur

    Überblickswerke

    Regionen und Städte

    • Adele Cilento: Bisanzio in Sicilia e nel sud dell’Italia. Magnus, Udine 2005, ISBN 978-8-8705-7196-7.
    • Thomas Dittelbach: Geschichte Sizilien - Von der Antike bis heute, Verlag C.H. Beck, München 2010 ISBN 978-3-406-58790-0
    • Alberto Tenenti, Ugo Tucci (Hrsg.): Storia di Venezia, 12 Bde, Rom 1992ff.
    • Teofilo Ossian De Negri: Storia di Genova, Giunti Editore, Florenz, 2003. ISBN 978-8809-02932-3
    • Matthias Schnettger: "Principe sovrano" oder "Civitas imperialis"? Die Republik Genua und das Alte Reich in der frühen Neuzeit (1556–1797). Habil., Von Zabern, Mainz 2006, ISBN 978-3-8053-3588-1.
    • Robert Davidsohn: Geschichte von Florenz. 4 Bde, Berlin 1896ff. (deutschsprachiges Standardwerk, wenn auch veraltet)
    • Cinzio Violante: Economia, società, istituzioni a Pisa nel Medioevo, Dedalo, Bari 1980.
    • Giovanni Treccani degli Alfieri (Hrsg.): Storia di Milano, 16 Bde, Mailand, -1962.

    Wirtschaftsgeschichte

    • Valerio Castronovo: Storia economica d’Italia. D’all Ottocento ai giorni nostri. Einaudi, 2006. ISBN 978-8-8061-3621-5
    • Rolf Petri: Storia economica d’Italia. Dalla Grande guerra al miracolo economico (1918–1963). Il Mulino, 2002.
    • Gino Luzzatto: Storia economica d’Italia. Il Medioevo. Sansoni, 1967.
    • Vera Zamagni: Introduzione alla storia economica d’Italia. Il Mulino, 2007 (Einführung, Mittelalter bis Gegenwart). ISBN 978-8-8151-2168-4
    • Paolo Malanima: Measuring the Italian Economy 1300–1861. In: Rivista di Storia Economica. Band 19, 2003, S. 265–295.
    • Paolo Malanima, Vera Zamagni: 150 years of the Italian economy, 1861–2010. In: Journal of Modern Italian Studies. Band 15, 2010, S. 1–20.
    • Alfred Doren: Italienische Wirtschaftsgeschichte. Jena 1934 (vielfach veraltet, dennoch ein Epochenwerk).
    • Richard A. Goldthwaite: The Economy of Renaissance Florence, The Johns Hopkins University Press 2009. ISBN 978-0-8018-8982-0

    Vorschriftliche Geschichte

    • Margherita Mussi: Earliest Italy. An Overview of the Italian Paleolithic and Mesolithic. Springer, 2001. ISBN 978-0-3064-6463-8
    • John Robb: The Early Mediterranean Village. Agency, Material Culture, and Social Change in Neolithic Italy. Cambridge University Press, 2007. ISBN 978-0-5218-4241-9
    • Andrea Pessina, Vincenzo Tiné: Archeologia del Neolitico. L’Italia tra VI e IV millennio a.C. 2. Auflage. Carocci, Rom 2010. ISBN 978-8-8430-4585-3
    • Robert Leighton: Sicily before History. An Archaeological Survey from the Palaeolithic to the Iron Age, Cornell University Press, 1999. ISBN 978-0-8014-8585-5

    Antike, Frühmittelalter

    Hoch- und Spätmittelalter, Renaissance

    • Elke Goez: Geschichte Italiens im Mittelalter. Primus Verlag, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-8967-8678-4 (Rezension).
    • Bernd Rill: Sizilien im Mittelalter. Das Reich der Araber, Normannen und Staufer. Belser, Stuttgart 1995, ISBN 3-7630-2318-6.
    • Karl Bosl: Gesellschaftsgeschichte Italiens im Mittelalter. Hiersemann, Stuttgart 1982. ISBN 978-3-7772-8206-0
    • Gino Luzzatto: An Economic History of Italy. From the Fall of the Roman Empire to the Beginning of the 16th Century. 2006 (Nachdruck der 2. Auflage von 1963; italienische Originalausgabe Florenz 1928).
    • Hagen Keller: Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien (9.–12. Jahrhundert). Niemeyer, Tübingen 1979. ISBN 978-3-4848-0088-5
    • Kenneth Gouwens: The Italian Renaissance. The Essential Sources. Blackwell Publishing, 2004, ISBN 978-0-6312-3165-3.
    • Eugenio Dupré-Theseider: Literaturbericht über italienische Geschichte des Mittelalters. Veröffentlichungen 1945–1958. In: Historische Zeitschrift. Sonderheft 1, 1962, S. 613–725.
    • Alfred Haverkamp, Horst Enzensberger: Italien im Mittelalter. Neuerscheinungen 1959–1975. Oldenbourg, München 1980.
    • Gudrun Gleba: Die oberitalienischen Städte vom 12. bis 15. Jahrhundert. Forschungstendenzen der achtziger Jahre. In: Zeitschrift für Historische Forschung. Band 20, 1993, S. 463–483.
    • Thomas James Dandelet, John A. Marino: Spain in Italy. Politics, Society, and Religion 1500–1700. Brill, Leiden 2007, ISBN 978-9-0041-5429-2.

    Bis zur Staatsgründung

    • Ruggiero Romano, Corrado Vivanti: Storia d'Italia. Il Risorgimento, Einaudi, Turin 1978. ISBN 978-8-8061-6729-5

    Königreich und Faschismus

    Republik (seit 1946)

    Weblinks

    Anmerkungen

    1. Art. Mantel, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 19, hier: S. 239.
    2. Marta Arzarello, Federica Marcolini, Giulio Pavia, Marco Pavia, Carmelo Petronio, Mauro Petrucci, Lorenzo Rook, Raffaele Sardella: L’industrie lithique du site Pléistocène inférieur de Pirro Nord (Apricena, Italie du sud): une occupation humaine entre 1,3 et 1,7 Ma / The lithic industry of the Early Pleistocene site of Pirro Nord (Apricena South Italy): The evidence of a human occupation between 1.3 and 1.7 Ma In: L'Anthropologie 113,1 (2009), S. 47–58.
    3. Margherita Mussi: Earliest Italy. An Overview of the Italian Paleolithic and Mesolithic. Kluwer Academic/Plenum Publishers, New York 2001, S. 18.
    4. Paolo Villa: Terra Amata and the Middle Pleistocene archaeological record of southern France.University of California Press, Berkeley 1983, S. 54f.
    5. Wil Roebroeksa, Paola Villa: On the earliest evidence for habitual use of fire in Europe. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 108,13 (2011), S. 5209–5214.
    6. Zwei Zähne aus der Grotta del Cavallo wurden entsprechend datiert und gelten als der älteste Beleg für die Existenz des anatomisch modernen Menschen in Europa (Stefano Benazzi et al.: Early dispersal of modern humans in Europe and implications for Neanderthal behaviour. In: Nature, Online-Vorabveröffentlichung vom 2. November 2011, doi:10.1038/nature10617).
    7. Fulco Pratesi: Storia della natura d'Italia, Soveria Manelli: Rubbettino Editore, 2010, o. S. (Abschnitt Un mondo in equilibrio).
    8. Andrea Pessina, Vincenzo Tiné: Archeologia del Neolitico. L'Italia tra VI e IV millennio a.C., Rom: Carocci editore, 1. Aufl. 2008, 2. Nachdruck 2010, S. 28ff.
    9. Andrea Pessina, Vincenzo Tiné: Archeologia del Neolitico. L'Italia tra VI e IV millennio a.C., Rom: Carocci editore, 1. Aufl. 2008, 2. Nachdruck 2010, S. 32.
    10. John Robb: The Early Mediterranean Village. Agency, Material Culture, and Social Change in Neolithic Italy. Cambridge University Press, Cambridge 2007, S. 36.
    11. Im Val Petronio, östlich von Sestri Levante; vgl. Nadia Campana, Roberto Maggi, Mark Pearce: ISSEL DIXIT, in: La nascità della Paletnologia in Liguria. Atti del Convegno, Bordighera 2008, S. 305–311. Der Titel bezieht sich auf Arturo Issel (1842–1922), der schon 1879 ein so hohes Alter des Kupferbergbaus vermutete.
    12. Der Jahrtausendknall, in: Die Zeit, 10. April 2003. Vgl. C. Albore Livadie: Territorio e insediamenti nell'agro Nolano durante il Bronzo antico (facies di Palma Campania): nota preliminare, in: Actes du colloque L'Eruzione vesuviana delle “Pomici di Avellino” e la facies di Palma Campania (Bronzo antico): Atti del Seminario internazionale di Ravello, 15-17 luglio 1994. Edipuglia, Bari 1999, S. 203–245.
    13. Harald Haarmann: Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen, München: Beck 2010. Ihm folgt die weitere Darstellung.
    14. Brian E. McConnell: The Early Bronze Age Village of La Maculufa and Prehistoric Hut Architecture in Sicily. In: American Journal of Archaeology 94 (1992), S. 23–44.
    15. Thomas Urban Studien zur mittleren Bronzezeit in Norditalien, 1993. Allgemein zu den Venetern: Art. Veneter, in: Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Bd. 32, S. 133–138, ab S. 136 zu den oberitalienischen Venetern.
    16. Grundlegend: Luisa Franchi dell'Orto (Hrsg.): Die Picener. Ein Volk Europas. Ausstellungskatalog Frankfurt a. M. 1999, Rom 1999.
    17. Grundlegend: Gianluca Tagliamonte: I Sanniti: Caudini, Irpini, Pentri, Carricini, Frentani. Longanesi, Mailand 1996.
    18. Dazu Barbara Scardigli: I Trattati Romano-Cartaginesi. Introduzione, edizione critica, traduzione, commento e indici. Scuola Normale Superiore, Pisa 1991.
    19. Famed Roman statue 'not ancient', BBC, 20. Juli 2008
    20. Grundlegend zur Geschichte Roms in der Antike: Frank Kolb: Rom. Die Geschichte der Stadt in der Antike. Beck, München 2002.
    21. Lukas Grossmann: Roms Samnitenkriege. Historische und historiographische Untersuchungen zu den Jahren 327 bis 290 v. Chr, Wellem, Düsseldorf 2009, S. 115.
    22. Dietmar Kienast: Augustus, Prinzeps und Monarch. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999, S. 480.
    23. Paul Petit: Pax Romana. University of California Press, Berkeley 1976, S. 50.
    24. Paul Petit: Pax Romana. University of California Press, Berkeley 1976, S. 56.
    25. Paul Petit: Pax Romana. University of California Press, Berkeley 1976, S. 83.
    26. Karl Strobel: Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans. Habelt, Bonn 1984, S. 221, gibt, wie die meisten Historiker, 5 Millionen Pfund an. Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit: Von Augustus bis zu Konstantin. 6. Aufl., Beck, München 2009, S. 300 bezweifelt diese Zahlen, die von Johannes Lydos stammen, der sich wiederum auf den Leibarzt Trajans, auf T. Statilius Kriton beruft.
    27. Hans Kloft: Die Wirtschaft des Imperium Romanum. von Zabern, Mainz 2006, S. 116.
    28. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 25, S. 173.
    29. Günter Stangl: Antike Populationen in Zahlen. Überprüfungsmöglichkeiten von demographischen Zahlenangaben in antiken Texten. Peter Lang, Rankfurt am Main, 2008, S. 86.
    30. Michael E. Jones: The End of Roman Britain, Cornell University 1998, S. 262.
    31. Marc Bloch: Les invasions. In: Annales, VIII, 1945, S. 18.
    32. Karl Julius Beloch: Die Bevölkerung der griechisch-römischen Welt. Duncker & Humblot, Leipzig 1886. Seine Schätzungen lagen zunächst niedriger, für Italien bei 6 Millionen, doch erhöhte er später einige Ergebnisse.
    33. Josiah Cox Russell: Late Ancient and Medieval Population. American Philos. Soc, Philadelphia 1958, S. 93f.
    34. Reinhard Blänkner, Bernhard Jussen: Institutionen und Ereignis. Über historische Praktiken und Vorstellungen gesellschaftlichen Ordnens. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 143.
    35. Gregor forderte die Zwangsbekehrung der Heiden in Epist. 9, 204. Der Ostteil der Insel blieb noch länger orthodox.
    36. Auguste Boullier: L’Île de Sardaigne. Description, histoire, statistique, mœurs, état social. E. Dentu, Paris, 1865, S. 78.
    37. Dazu: François Menant: Lombardia feudale. Studi sull'aristocrazia padana nei secoli X-XIII, Vita e Pensiero, Mailand 1992.
    38. Grundlegend: Stefano Del Lungo: Bahr ʻas Shâm. La presenza musulmana nel Tirreno centrale e settentrionale nell'alto medioevo. Archaeopress, Oxford 2000.
    39. Ekkehard Eickhoff: Seekrieg und Seepolitik zwischen Islam und Abendland. Das Mittelmeer unter byzantinischer und arabischer Hegemonie (650–1040). de Gruyter, Berlin 1966, S. 189.
    40. Josiah Cox Russell: Late Ancient and Medieval Population. American Philosophical Society , Philadelphia 1958, S. 93f.
    41. Italien. In: Lexikon des Mittelalters, Bd. V, Sp. 732.
    42. Maureen Fennell Mazzaoui: The Italian Cotton Industry in the Later Middle Ages, 1100–1600 Cambridge University Press, Cambridge 1981.
    43. Zu den italienischen Kaufleuten in Europa vgl. Arnold Esch: Viele Loyalitäten, eine Identität. Italienische Kaufmannskolonien im spätmittelalterlichen Europa. In: Historische Zeitschrift 254 (1992), S. 581–608.
    44. Erstmals bei Raymond de Roover: The Commercial Revolution of the Thirteenth Century, Diskussionsbeitrag zu N. S. B. Grass: Capitalism - Concept and History, In: Business History Review 16 (1942), S. 34-39, Nachdruck 1962.
    45. Die Debatte hierüber fand in den 1970er bis 90er Jahren statt und teilte Historiker wie Archäologen in solche, die eher einen katastrophischen Umbruch sahen (die catastrofisti), wie A. Carandini, R. Hodges, D. Whitehouse oder G. P. Brogiolo), und den Verfechtern einer Kontinuität (die continuisti, wie B. Ward-Perkins, C. Wickham, C. La Rocca.
    46. Vgl. Frederic C. Lane: Family Partnerships and Joint Ventures in the Venetian Republic. In: Journal of Economic History 4 (1944), S. 178–196.
    47. Gino Luzzatto: Storia economica di Venezia dall'XI al XVI secolo. Venedig 1961, Nachdruck 1995, S. 121.
    48. Grundlegend zur Zweiteilung Italiens ist immer noch David Abulafia: The Two Italies. Economic Relations between the Norman Kingdom of Sicily and the Northern Communes. Cambridge University Press, Cambridge 1977.
    49. Grundlegend: Hagen Keller: Pataria und Stadtverfassung. In: Josefl Fleckenstein (Hrsg.): Investiturstreit und Reichsverfassung. Thorbecke, Sigmaringen 1973, S. 321–350.
    50. Zu kirchlichen Reformbestrebungen und der Veränderung der Gesellschaft vgl. John Howe: Church Reform and Social Change in Eleventh-Century Italy, University of Pennsylvania Press, Philadelphia 1997.
    51. Für das Bistum Verona untersuchte dies Maureen Catherine Miller: The Formation of a Medieval Church. Ecclesiastical Change in Verona, 950-1150, Cornell University Press, Ithaca, 1993.
    52. Dies und das Folgende nach Wolfgang Behringer: Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung, Beck, München 2002, S. 44f.
    53. Massimo Prevideprato: Tu hai renegà la fede - Stregheria ed inquisizione in Valcamonica e nelle Prealpi lombarde dal XV al XVIII secolo. Vannini, Brescia 1992.
    54. Wolfgang Behringer: Witches and Witch-Hunts. A Global History. Polity Press, Cambridge 2004, S. 167.
    55. Wolfgang Behringer: Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung, Beck, München 2002, S. 61.
    56. Diese Einreihung als frühester Kreuzzug bietet Paul E. Chevedden: “A Crusade from the First”: The Norman Conquest of Islamic Sicily, 1060–1091. In: Al-Masaq: Islam and the Medieval Mediterranean 22 (2010), S. 191-225.
    57. Zur Italienpolitik der römisch-deutschen Könige im 14. Jahrhundert siehe zusammenfassend (wenngleich in der Wertung nicht immer zutreffend) Roland Pauler: Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert. WBG, Darmstadt 1997.
    58. Hans Conrad Peyer: Zur Getreidepolitik oberitalienischer Städte im 13. Jahrhundert, Diss. Wien 1950, S. 54.
    59. Dies und das Folgende nach Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Beck, München 2009, S. 24–26.
    60. Dies und das Folgende nach: Hans-Jürgen Hübner: Quia bonum sit anticipare tempus. Die kommunale Versorgung Venedigs mit Brot und Getreide vom späten 12. bis ins 15. Jahrhundert. Peter Lang, Frankfurt/M. u.a. 1998, S. 126–132.
    61. Alan M. Stahl: The Venetian Tornesello. A medieval colonial coinage. American Numismatic Soc., New York 1985, S. 45.
    62. Jacob Burckhardt: Die Kultur der Renaissance in Italien, bearb. v. Walter Goetz. 12. Auflage, Kröner, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-520-05311-4.
    63. Massimo Livi Bacci Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte. Beck, München 1999, S. 24 (ital. Bari: Laterza 1998).
    64. Massimo Livi Bacci: Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte. Beck, München 1999, S. 105f.
    65. Massimo Livi Bacci Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte. Beck, München 1999, S. 190f. (ital. Bari: Laterza 1998).
    66. Massimo Livi Bacci Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte. Beck, München 1999, S. 19 (ital. Bari: Laterza 1998).
    67. Dazu Elena Maria Garcia Guerra, Giuseppe De Luca: Il Mercato del Credito in Età Moderna. Reti e operatori finanziari nello spazio europeo, Mailand 2010.
    68. Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. Beck, München 2009, S. 95f.
    69. Thomas Babington Macaulay, zitiert nach Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. Beck, München 2009, S. 110.
    70. Stephen Quinn, William Roberds: An Economic Explanation of the Early Bank of Amsterdam, Debasement, Bills of Exchange, and the Emergence of the First Central Bank. Federal Reserve Bank of Atlanta, September 2006, S. 41–44.
    71. Pietro Custodi (Hrsg.): Breve trattato delle cause che possono far abbondare li regni d'oro e d'argento dove non sono miniere. Mailand 1803.
    72. Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. Beck, München 2009, S. 124f.
    73. Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. Beck, München 2009, S. 227.
    74. Nach: Jörg Fisch: Das Selbstbestimmungsrecht der Völker oder die Domestizierung einer Illusion, Beck, München 2010, S. 125, „Tabelle 3: Die Plebiszite im Zusammenhang mit der italienischen Einigung, 1860-1870“.
    75. Varietätenlinguistik des Italienischen, S. 7, Prof. Dr. Maria Lieber, TU Dresden, WS 2009/2010
    76. Ute Klammer: Alterssicherung in Italien. Eine institutionelle, theoretische und empirische Analyse, Berlin 1997, S. 90.
    77. Raffaele Colapietra: Bava Beccaris, Fiorenzo In: Dizionario Biografico degli Italiani - Treccani, Bd. 7 (1970).
    78. Ute Klammer: Alterssicherung in Italien. Eine institutionelle, theoretische und empirische Analyse. Duncker & Humblot, Berlin 1997, S. 87f.
    79. Georg Wannagat: Lehrbuch des Sozialversicherungsrechts. Bd. 1, Mohr, Tübingen 1965, S. 83.
    80. Massimo Livi Bacci Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte, München: Beck 1999, S. 19 (ital. Bari: Laterza 1998).
    81. HOME emigrati.it
    82. Einen guten Überblick über die Entstehung der italienischen Bahnen bietet Italo Briano: Storia delle ferrovie in Italia, 3 Bde, Mailand: Cavallotti, 1977; die wirtschaftlichen und politischen Hintergründe beleuchtet stärker Stefano Maggi: Politica ed economia dei trasporti nell'età contemporanea (secoli XIX–XX). Una storia della modernizzazione italiana. Il Mulino, Bologna 2001.
    83. Stephen Harvey: The Italian War Effert and the Strategic Bombing of Italy, in: History 70 (1985) 32–45.
    84. Andrea Moschetti: I danni ai monumenti e alle opere d'arte delle Venezie nella guerra mondiale MCMXV–MCMXVIII. C. Ferrari, Venedig 1932, S. 65.
    85. Pietro Pastorelli: L'Albania nella politica estera italiana, 1914–1920. Jovene, Neapel 1970.
    86. Antonella Astorri, Patrizia Salvadori: Storia illustrata della prima guerra mondiale, Bd. 1, Florenz 1999, S. 160.
    87. Antonella Randazzo: L'Africa del Duce. I crimini fascisti in Africa. Arterigere, Varese 2008, S. 237f.
    88. Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 162, Anm. 40.
    89. Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 105.
    90. Aldo Toscano: L'olocausto del Lago Maggiore (settembre - ottobre 1943). Verbania, Alberti 1993.
    91. Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 207.
    92. Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 157. Nur 10.000 der 60.000 gefangenen Italiener kehrten aus sowjetischen Gefangenenlagern zurück.
    93. Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 106f.
    94. Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 154. Demnach werden auch 87.303 angegeben.
    95. Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 184f.
    96. Martin Baumeister: Ebrei fortunati? Juden in Italien zwischen Risorgimento und Faschismus. In: Petra Terhoeven (Hrsg.): Italien, Blicke. Neue Perspektiven der italienischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, S. 43–60, hier: S. 46.
    97. Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 185.
    98. Sie erhielten 5000 Lire pro zur Deportation ausgeliefertem Mann, 2000 pro Frau und 1000 pro Kind (Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 69).
    99. Carlo Moos: Ausgrenzung, Internierung, Deportationen, Antisemitismus und Gewalt im späten italienischen Faschismus (1938–1945). Chronos Verlag, Zürich 2004, ISBN 3-0340-0641-1
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    101. Christian Jansen: Italien seit 1945, UTB, Göttingen 2007, S. 122.
    102. Christian Jansen: Italien seit 1945, UTB, Göttingen 2007, S. 187f.
    103. Christian Jansen: Italien seit 1945, UTB, Göttingen 2007, S. 187.
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    105. Gunther Latsch: Die dunkle Seite des Westens, in: Der Spiegel, 11. April 2005, S. 48–50.
    106. Karl Hoffmann: Vor 25 Jahren: Bomben-Anschlag im Bahnhof von Bologna, Deutschlandfunk, 2. August 2005; Daniele Ganser: Nato-Geheimarmeen und ihr Terror In: Der Bund, Bern 20. Dezember 2004, S. 2 ff. (online PDF.
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    108. Ricerca Italiana.
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    110. Giuseppe Vottari, S. 191.
    111. Craxi will nicht weichen In: Die Zeit, 27. Februar 1987; Italien: Das Wunder In: Die Zeit, 7. August 1987 ; Madonna, was ist passiert in bella Italia? In: Der Spiegel, 3. August 1987.
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    113. Sciolte le Camere, si vota il 13 e 14 aprile Corriere della Sera, 6. Februar 2008
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    115. Italien hält sich im Trubel abseits Handelsblatt, 11. Februar 2010
    116. Giovanna Zincone: The case of Italy. In: Giovanna Zincone, Rinus Penninx, Maren Borkert (Hrsg.): Migration Policymaking in Europe. The Dynamics of Actors and Contexts in Past and Present, Amsterdam University Press, Amsterdam 2012, S. 247–290, hier: S. 247.
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