Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.
Diese Seite befindet sich derzeit im Review-Prozess

Allradantrieb

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Januar 2006 um 14:38 Uhr durch Geos (Diskussion | Beiträge) (- {{Lesenswert Kandidat}} + {{Lesenswert}}). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Allradantrieb (umgangssprachlich auch Allrad genannt) ist eine Antriebsart bei Kraftfahrzeugen, bei der die Motorkraft eines Fahrzeuges auf alle bodenberührenden Räder einwirkt. Weitere und auch weltweit gebräuchliche Bezeichnungen für den Allradantrieb sind die Kürzel 4×4, 4WD (Four Wheel Drive) und AWD (All Wheel Drive).

Der ursprüngliche Sinn und Zweck des Allradantriebs ist die weitgehend unbeschränkte Geländetauglichkeit
Allradantrieb (und Allradlenkung!) im Autosport: Ein Fiat-Stilo-Prototyp bei einem Eisrennen der Trophée Andros


Allgemeines

Allradantrieb hilft, schwierige Wege zu bewältigen

Ein Allradantrieb wird in Fahrzeugen aus verschiedenen Gründen eingesetzt. Primär dient er jedoch der Erhöhung der Traktion. Durch den Antrieb aller bodenberührenden Räder wird der Schlupf jedes einzelnen Rades minimiert. Daher wird der Allradantrieb häufig in Fahrzeugen verbaut, die für einen Einsatz in schwierigem Gelände oder auf unbefestigten Wegen konzipiert wurden.

Außer in Geländewagen wird der Allradantrieb zunehmend auch in reinen Straßenfahrzeugen eingesetzt. Hier bietet der Allradantrieb durch die erhöhte Traktion die Möglichkeit, die zunehmenden Motorleistungen auf die Straße zu übertragen und den Vorteil einer verbesserten Fahrstabilität. Gerade bei Straßenfahrzeugen bieten einige Hersteller neben dem Modell mit Allradantrieb auch ein gleichartiges mit nur einer angetriebenen Achse (Front- oder Heckantrieb) an. Durch einen geeigneten Aufbau und die Verteilung der Antriebsmomente zwischen den Achsen wird häufig dem Allradfahrzeug ein ähnliches Verhalten diktiert, wie dem einachsig angetriebenen Wagen. Es ist so möglich, ein heckdominantes Fahrverhalten (Übersteuern im Grenzbereich), ein neutrales Verhalten oder ein frontdominantes Fahrverhalten (Untersteuern im Grenzbereich) zu realisieren.

Allgemein liegt auch der Grenzbereich etwas höher als bei Fahrzeugen mit reinem Front- oder Heckantrieb. Beim Überschreiten physikalischer Grenzen ist ein Fahrzeug mit Allradantrieb ohne ausreichende Erfahrung oder Fahrpraxis jedoch ungleich schwerer zu beherrschen als ein Fahrzeug mit konventionellem Antrieb, da es dann über alle vier Räder weg zum Kurvenaußenrand driftet.

Nachteile des Allradantriebs sind das durch ihn selbst bedingte erhöhte Fahrzeuggewicht, die höheren Produktionskosten, ein gewisser Mehrverbrauch und gelegentlich kleinere Kofferräume. Ferner kann der Allradantrieb, gerade auf nassen, vereisten oder verschneiten Fahrbahnen, schnell ein falsches Sicherheitsgefühl suggerieren. Mit Allrad hat das Fahrzeug zwar eine bessere Traktion, aber zum Bremsen verwenden alle Fahrzeuge, ob mit oder ohne Allradantrieb, immer alle Räder, sodass Allradfahrzeuge keine kürzeren Bremswege haben.

Geschichte des Allradantriebs in der Übersicht

Laut heutigem Kenntnisstand geht der Ursprung allradangetriebener Fahrzeuge auf das Jahr 1827 zurück. In diesem Jahr konstruierten John Hill und Timothy Burstall in England ein dampfgetriebenes Transportfuhrwerk mit Heckantrieb und einem über eine – zur damaligen Zeit noch unübliche – Kardanwelle zuschaltbaren Vorderachsantrieb. Weitere Versuche bei dampfgetriebenen Gefährten anderer Konstrukteure folgten, doch konnte sich der Allradantrieb in diesen Fahrzeugen aufgrund technischer Probleme nie durchsetzen.

Der von Ferdinand Porsche entwickelte Lohner-Porsche
  • 1900 entwickelte Ferdinand Porsche das erste als Lohner-Porsche bekannte Automobil mit Allradantrieb. Dieses Fahrzeug war mit Elektromotoren an jedem einzelnen Rad ausgestattet.
  • 1903 wurde der Spyker 60 HP als erstes Automobil mit Allradantrieb und Verbrennungsmotor als Rennwagen für den Autosport von den Brüdern Jacobus und Hendrik-Jan Spijker konstruiert.
  • 1935 wurde mit dem Tempo G1200 das erste Fahrzeug mit Allradantrieb vorgestellt, bei dem jede Antriebsachse durch einen eigenen Verbrennungsmotor angetrieben wurde.
  • 1945 wurde der Unimog vorgestellt, ein vielseitig einsetzbares äußerst geländegängiges Nutzfahrzeug, das ausschließlich mit Allradantrieb gebaut wird (zeitweilig auch als so genannter Triebkopf mit nur einer Achse und zwei Rädern)
  • 1966 begann die Kleinserienproduktion des ersten Straßenfahrzeugs mit permanentem Allradantrieb – dem Jensen FF.

Situation 2005

Neben den Geländewagen sind heutzutage auch nicht geländegängige Fahrzeugtypen, darunter sogar Sportwagen aus Gründen der erhöhten Traktion und Fahrsicherheit, oder auch wegen besserer Vermarktungsmöglichkeiten, mit einem Allradantrieb ausgestattet. Am häufigsten anzutreffen ist der Allradantrieb jedoch bei Geländewagen, SUVs und Lkw, sowie bei land- und forstwirtschaftlichen Traktoren.

Bei Straßenfahrzeugen erfreut sich der Allradantrieb besonders in der oberen Mittelklasse immer größerer Beliebtheit. Bei einigen Fahrzeugherstellern wird er eingesetzt, um die Nachteile des Frontantriebs der Serienmodelle bei immer stärker werdenden Motorleistungen zu kompensieren. Auch wenn in dieser Fahrzeugklasse der Heckantrieb mit weit über 60 Prozent der zugelassenen Fahrzeuge vorherrschend ist, werden zunehmend auch diese Modelle mit Allradantrieb ausgestattet. Ein Beispiel hierfür ist die aktuelle E-Klasse. Von allen mit Allradantrieb ausgestatteten Fahrzeugen von Daimler-Chrysler unter der Marke Mercedes-Benz liegt ihr Anteil bei weit über 10% (Stand 2005).

Der Anteil der mit Allradantrieb ausgestatteten Fahrzeuge dieser Fahrzeugklasse stieg insgesamt von 2002 bis 2004 von sieben auf zwölf Prozent.

Technik

Ein Antrieb

Die derzeit häufigste Variante besteht aus einem einzelnen Antrieb (meist Verbrennungsmotor), dessen Leistung auf mehrere Achsen und Räder verteilt werden soll. Für eine grundsätzliche Betrachtung der technischen Grundlagen reicht es zunächst aus, sich auf Fahrzeuge zu beschränken, welche die Antriebsleistung auf zwei Achsen aufteilen. Andere Konfigurationen lassen sich aus diesen Grundprinzipien ableiten. Allradantriebe kann man aus technischer Sicht in zwei Grundtypen einteilen:

  • Differenzialgesteuerte oder permanente Allradantriebe besitzen ein Zentraldifferenzial (auch: Längsdifferenzial, Mittendifferenzial), welches die Antriebsleistung permanent auf beide Achsen aufteilt und das in aller Regel sperrbar ist (siehe: Sperrdifferenzial)
  • Kupplungsgesteuerte Allradantriebe werden auch durch Begriffe wie zuschaltbar, Hang-On oder On-Demand gekennzeichnet. Bei diesen Systemen wird eine Achse permanent angetrieben, die andere Achse wird nur unter bestimmten Voraussetzungen über die Kupplung mit Antriebsleistung versorgt. Die Kupplung selbst kann eine einfache Klauenkupplung (manuelle Zuschaltung), eine Visco-Kupplung, eine Fliehkraftkupplung oder eine elektronisch gesteuerte Reiblamellenkupplung sein. Der Vorteil kupplungsgesteuerter Allradantriebe liegt vor allem in den niedrigeren Systemkosten.

Ein Allradantrieb erfordert beim Fahrzeug zwei Achsdifferenziale, die beim Permanent-Allrad ihrerseits wieder mit einem Längsdifferenzial verbunden sind. Vor allem beim Lkw sind zusätzlich noch Sperren des hinteren Quer- oder des Längsdifferenzials möglich.

Der permanente Allradantrieb mit Zentraldifferenzial

Differenzialgesteuerter (permanenter) Allradantrieb

Bei Fahrzeugen mit permanentem Allradantrieb wird die Motorleistung ständig auf alle vier Räder übertragen und durch die Differenziale wird der vollständige Drehzahlausgleich ohne Leistungsverluste gewährleistet. Um Verspannungen im Antriebsstrang zu vermeiden, wird ein zusätzliches Zentraldifferenzial zwischen Vorder- und Hinterachse eingebaut. Der Nachteil hierbei ist jedoch, dass bei fehlender Bodenhaftung eines einzelnen Rades oder einer Achse das übertragbare Antriebsmoment durch dieses Rad oder diese Achse begrenzt wird, wodurch ein Fahrzeug im Extremfall nicht mehr aus eigener Kraft bewegt werden kann. Aus diesem Grund ist bei Fahrzeugen mit permanentem Allradantrieb das Zentraldifferenzial manchmal mit einer Sperre ausgestattet, oder es kommen elektronische Traktionshilfen wie ASR zum Einsatz.

Durch die Bauart des Zentraldifferenzials kann das Antriebsmoment gleichmäßig oder ungleichmäßig auf beide Achsen aufgeteilt werden. Da an Steigungen und beim Beschleunigen durch die dynamische Achslastverschiebung zusätzlich Gewicht auf die Hinterachse verlagert wird, ist es üblich, beispielsweise 65 Prozent des Antriebsmomentes auf die Hinterachse und 35 Prozent auf die Vorderachse zu übertragen. Diese Verteilung ist allerdings in ungesperrtem Zustand fest und kann dazu führen, dass bei einem durchdrehenden Vorderrad das Anfahren ohne Sperre noch schwieriger wird.

Der per Klauenkupplung zuschaltbare Allradantrieb

Kupplungsgesteuerter (zuschaltbarer) Allradantrieb

Bei Fahrzeugen mit zuschaltbarem Allradantrieb wird bei normalen Fahrbedingungen nur eine Achse angetrieben. Erst, wenn die Situation es erfordert, wird der Antrieb der zweiten Achse zugeschaltet. Dadurch wird die Traktion des Fahrzeugs bei glatter Fahrbahn oder losem Untergrund erhöht.

Das Zuschalten der zweiten Antriebsachse erfolgt im einfachsten Falle manuell durch Betätigen einer Klauenkupplung, oder durch das Schalten von Radnaben, welche die Antriebswelle mit dem Rad verbinden (dies erfordert es, das Fahrzeug zu verlassen). Durch ein fehlendes Mitteldifferenzial findet so jedoch kein Drehzahlausgleich zwischen den beiden nun angetriebenen Achsen statt. Dadurch kann es bei Kurvenfahrten zu Verspannungen im Antriebsstrang kommen, denn die Vorderräder, weil sie einem größeren Radius folgen, müssen sich schneller drehen als die Hinterräder – werden aber genauso schnell angetrieben wie diese. Das führt in Kurven zu starkem Untersteuern. Aus diesem Sachverhalt resultiert auch ein leicht erhöhter Reifenverschleiß, obgleich sich Allradautos in der Regel durch eine geringere Reifenabnutzung (da bei ihnen kaum Radschlupf auftritt) gegenüber zweiradgetriebenen Fahrzeugen auszeichnen. Zusätzlich sorgen manuell zuschaltbare oder automatisch zuschaltende Freilaufnaben (die meist bei Geländewagen zu finden sind) dafür, dass die Räder der nicht permanent angetriebenen Achse von den Antriebskomponenten getrennt werden, wenn der Allradantrieb nicht genutzt wird.

Der per Visco-Kupplung zuschaltende Allradantrieb

Der zuschaltbare Allradantrieb wird heute fast ausschließlich in Fahrzeugen angeboten, die auf normalen Straßen bewegt werden und zusätzlich bedingt geländetauglich sein sollen (SUVs).

Beim automatisch zuschaltenden Allradantrieb wird bei bestimmten Fahrbedingungen das Antriebsmoment, zum Beispiel mittels einer Visco-Kupplung oder über eine elektronisch gesteuerte Reiblamellenkupplung, automatisch auf die zweite Achse übertragen. Ein geringer Teil der Antriebsleitung wird hierbei in der Kupplung in Wärme umgewandelt, um den Drehzahlausgleich zwischen den Achsen zu gewährleisten.

Der Allradantrieb 4MATIC im Mercedes W124

Spezielle Systeme

Eine Sonderstellung nehmen Systeme ein, die zwar nicht permanent sind, aber dennoch über ein Zentraldifferenzial verfügen, das bei zugeschaltetem Allradantrieb die Verteilung der Antriebskraft übernimmt. Diese komplizierte Lösung kommt allerdings nur sehr selten zum Einsatz.

Ein Beispiel für ein derartiges Fahrzeug ist der Mercedes W124 4MATIC. Obwohl im Normalbetrieb nur die Hinterräder angetrieben werden, besitzt das Fahrzeug ein Planetengetriebe als Zentraldifferenzial. Die Schaltung des Allradantriebs erfolgt mittels zweier elektronisch gesteuerter Kupplungen. Die Steuerungselektronik trifft nach Auswertung von ABS-Daten automatisch eine Wahl zwischen reinem Heckantrieb, Allradantrieb mit kraftverteilendem Zentraldifferenzial und Allradantrieb mit gesperrtem Zentraldifferenzial und kann bei Bedarf obendrein auch noch eine Quersperre an der Hinterachse aktivieren. Das ausgeklügelte 4MATIC-System wurde auch nach dem W124 weiterhin von Mercedes angeboten, allerdings änderte man seine doch als etwas zu aufwendig erachtete Technik bereits für das Nachfolgemodell W210.

Ähnlich aufgebaut ist auch der Allradantrieb des aktuellen Mitsubishi Pajero Classic. Bei ihm kann der Fahrer selbst zwischen reinem Heckantrieb, Allradantrieb über das Zentraldifferenzial mit Längsausgleich und zusätzlicher Visco-Sperre sowie Allradantrieb mit voll gesperrtem Längsdifferenzial wählen. Falls notwendig kann zudem noch eine Geländeuntersetzung geschaltet werden.

Mehrere Antriebe

Verbrennungsmotoren

Eine Sonderform des Allradantriebs stellt eine Variante dar, bei der jede Fahrzeugachse durch einen eigenen Motor angetrieben wird. Zu den Fahrzeugen, die mit dieser Antriebsart ausgestattet wurden, zählen zum Beispiel der Tempo G1200 (4000 produzierte Fahrzeuge) und der Citroën 2 CV 4×4 "SAHARA" (694 produzierte Exemplare). In den 1980ern experimentierte auch der Wiener Kurt Bergmann (Formel V, Kaimann), in Kooperation mit VW-Motorsport, mit dieser Sonderform des Allradantriebs und produzierte, nach einem VW Jetta (das "doppelte Jettchen", 220 PS, 1981), einem VW Scirocco (der "Twin-Scirocco", 360 PS, 1982) und zwei VW Golf (390 PS, 1985; 500 PS, 1986), für das berühmte Pikes-Peak-Bergrennen 1987 in den USA den ultimativen Prototypen auf Basis eines weiteren VW Golf. Der Bi-Motor-Golf wurde dort (wie bereits 1985 und 1986) unter dem deutschen Rallyefahrer Jochi Kleint eingesetzt, verfügte über zwei GTI-16V-Motoren, die mit KKK-Turboladern bestückt insgesamt 652 PS produzierten, fiel aber nur drei Kurven vor dem Ziel mit einem schleichenden Aufhängungsschaden vorne rechts endgültig aus. Diese Fahrzeugart gelangte jedoch nie in die Produktion und obendrein wurde die Bi-Motor-Entwicklung von Volkswagen bzw. VW-Motorsport später nicht mehr weiterverfolgt. Rund 20 Jahre später ist das Doppelmotor-Allrad-Konzept aber wieder einmal en vogue, wie der auf dem Audi TT basierende Bimoto der Firma mtm mit bis zu 1000 PS Leistung eindrücklich unter Beweis stellt.

Elektromotoren

Eine weitere Sonderform ist der Allradantrieb durch separate Elektromotoren an jedem bodenberührenden Rad, die dort als so genannte Radnabenmotoren eingesetzt werden. Bereits im Jahr 1900 entwickelte Ferdinand Porsche im Auftrag der Automobilfabrik Jacob Lohner & Co ein als Lohner-Porsche bekanntes Fahrzeug mit dieser Technik. Allerdings hatten bei diesem Automobil alleine die Bleiakkumulatoren ein Gewicht von nicht weniger als 1800 kg.

Extraterrestrischer Allradantrieb-Einsatz: David Scott, der Kommandeur von Apollo 15, auf dem "Mondauto"

Beim als "Mondauto" bekannten Lunar Roving Vehicle fand diese Variante des Allradantriebs ebenfalls Verwendung. Hier kam an jedem Rad ein 0,18 kW leistender Elektromotor zum Einsatz. Das High-Tech-Gefährt wurde 1969 entwickelt und kam erstmals im Juli 1970 auf dem Mond zum Einsatz.

Anfang der 2000er-Jahre wurde die Entwicklung von Allradfahrzeugen mit Radnabenmotoren weiter vorangetrieben. Durch immer kompakter werdende Stromspeicher, oder auch durch die Verwendung von Brennstoffzellen, wird der Einsatz dieser Technik in Fahrzeugen erleichtert. Die Firma Peugeot stellte 2005 mit dem Peugeot Quark ein allradangetriebenes Konzeptfahrzeug vor. Im gleichen Jahr präsentierte Mitsubishi den auf dem Lancer Evolution IX basierenden Mitsubishi Lancer Evolution MIEV (Mitsubishi In-wheel motor Electric Vehicle). Das Fahrzeug verfügt über eine Gesamtleistung von 200 kW (50 kW pro Motor) und über ein maximales Drehmoment von 518 Nm. Es erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h und hat eine Reichweite von 250 km. Bei der Shikoku EV Rallye 2005, einer japanischen Rennveranstaltung für Elektrofahrzeuge, sollte der Lancer Evolution MIEV erstmals an den Start gehen. Mitsubishi plant, dieses Antriebskonzept bis zum Jahr 2010 zur Serienreife zu entwickeln.

Bezeichnungen

Speziell bei Lastkraftwagen kommen oft auch Varianten mit mehr als zwei Achsen vor. Um kenntlich zu machen, wie viele Achsen bzw. Räder angetrieben werden, hat sich die folgende Schreibweise etabliert:

Diese Schreibweise wird auch als Antriebsformel bezeichnet.

Der Standard-Pkw hätte demnach die Antriebsart 4×2, der Allrad-Pkw oder Geländewagen 4×4 (4WD = four wheel drive; FWD wird häufig fälschlich ebenfalls mit four wheel drive übersetzt, steht jedoch für front wheel drive bzw. Frontantrieb, so wie RWD die englische Abkürzung für rear wheel drive bzw. Heckantrieb ist und AWD all wheel drive Allradantrieb bedeutet und somit – neben 4×4, Allrad und 4WD – ebenfalls als Abkürzung verwendet wird), der dreiachsig angetriebene Baustellen-Lkw 6×6 oder der Dreiachs-Reisebus mit nur einer angetriebenen Achse entsprechend 6×2 bzw. mit zwei angetriebenen Achsen 6×4. Außerdem gibt es Baustellen-Lkw mit allen vier angetriebenen Achsen, somit 8×8.

Die meisten Militärfahrzeuge besitzen einen Allradantrieb, bei entsprechenden Lkw und Panzerwagen sind häufig auch die Antriebsformeln 6×6 bzw. 8×8 zu finden.

Allradantrieb in Pkw

Der Audi quattro wurde als erstes Großserienfahrzeug mit permanentem Allradantrieb gebaut
  • Das erste Allrad-Pkw-Serienfahrzeug der Welt war der von 1966 bis 1971 gebaute Jensen FF, der über einen permanenten Allradantrieb der Firma Ferguson Research verfügte. Der FF ('Formula Ferguson') wurde aber nur in einer kleinen Stückzahl von 320 Exemplaren produziert. Die Firma Ferguson Research stattete neben dem Jensen FF auch einige Fahrzeuge von Ford mit Allradantrieb aus. Aufgrund der geringen Stückzahl haben diese Sonderfahrzeuge jedoch keine größere Bedeutung für die Geschichte des Allradantriebs in Pkw.
  • 1972 stellte Subaru den Subaru Leone Station Wagon AWD vor. Dieses Modell war der erste Pkw mit zuschaltbarem Allradantrieb, das in Großserie gefertigt wurde.
  • 1980 wurde der Audi quattro als erstes Großserienfahrzeug mit permanentem Allradantrieb vorgestellt.

Einführung des permanenten Allradantriebs in Pkw nach Fahrzeugherstellern

Allrad-Winzling: Fiat Panda 4x4 bei einem Rallye-Einsatz
Ein Supersportwagen mit Allradantrieb: Porsche 959
Der VW Golf IV R32 mit 4Motion-Allradantrieb
Jahr Hersteller Modell/Baureihe Großserie Kleinserie
1966 Jensen Jensen FF x (320 St.)
1980 Audi Audi quattro x
1982 Renault Renault R18 Combi 4x4 x
1983 Alfa Romeo Alfa 33 4x4 x
1983 Fiat Fiat Panda 4x4 x
1985 BMW BMW 325iX x
1985 Lancia Lancia Delta HF 4WD x
1985 Subaru Subaru XT Coupé x
1985 Volkswagen VW Passat Syncro x
1986 Ford Ford Scorpio 4x4 x
1987 Mazda Mazda 323 4WD x
1987 Mercedes-Benz Mercedes W124 4MATIC x
1987 Porsche Porsche 959 x (283 St.)
1988 Opel Opel Vectra 4x4 x
1988 Porsche Porsche 911 Carrera 4 x
1991 Bugatti Bugatti EB110 x (ca. 300 St.)
1991 Lamborghini Lamborghini Diablo VT x
2004 Jaguar Jaguar X-Type x

Andere Bezeichnungen für Pkw mit Allradantrieb

Straßenversion des Rallye-WM-Siegers Subaru Impreza

Zusätzlich zu den Standardbezeichnungen haben einzelne Pkw-Hersteller spezielle Bezeichnungen eingeführt und sich zum Teil sogar rechtlich schützen lassen, wie beispielsweise:

Allradantrieb in SUVs

Ein frühes Sports Utility Vehicle, der VW Golf II Country

Als SUV (Sports Utility Vehicle) werden im deutschsprachigen Raum seit Mitte der 1990er-Jahre Fahrzeuge bezeichnet, die den Fahrkomfort eines Straßenfahrzeugs und die Geländetauglichkeit eines Geländewagens unter einen Hut bringen sollen. Deswegen sind SUVs in den meisten Fällen zwar mit einem Allradantrieb erhältlich, eignen sich aber trotzdem nur bedingt für einen Einsatz abseits asphaltierter Straßen.

  • 1980 wurde der AMC Eagle, ein so genanntes Crossover-Fahrzeug (als Mischung eines Geländewagens mit einem Straßenfahrzeug), mit anfänglich permanentem Allradantrieb vorgestellt. Nach heutiger Verwendung des Begriffs SUV (zumindest im deutschsprachigen Raum) mit hoher Wahrscheinlichkeit das erste Fahrzeug dieser Kategorie.
  • 1990 wurde der Golf II Country, nach einem ähnlichen Prinzip gebaut, vorgestellt.
  • 1997 wurde die M-Klasse von Mercedes-Benz vorgestellt. Diese Baureihe war die erste, die auch offiziell mit dem Begriff SUV bezeichnet wurde.

Allradantrieb in Geländewagen

Der Ur-Jeep: Ein Willys MB des Baujahres 1945
Heutzutage bauen die US-Streitkräfte auf den Hummer

Geländewagen sind fast ausschließlich mit einem Allradantrieb ausgerüstet. Sie haben ihre Wurzeln im militärischen Bereich.

Sonderform

  • 1935 stellte die Firma Tempo einen Geländewagen namens Tempo G1200 vor, der auf dem Lieferwagen Tempo V600 basierte. Dieses Fahrzeug verfügte über zwei Motoren mit jeweils 600 cm³ Hubraum und zwei 4-Gang-Getriebe. Dadurch konnte der G1200 wahlweise mit Front- oder Heckantrieb gefahren werden. In schwierigem Gelände war es aber auch möglich, beide Motoren gleichzeitig zu nutzen und somit einen Allradantrieb zu simulieren. Der Tempo G1200 wurde von 1937 bis 1944 insgesamt 4000-mal produziert.

Geländewagen nach heutigem Verständnis

  • 1940 fragte die US-Armee wegen des Zweiten Weltkrieges bei 135 Firmen an, ob diese in der Lage seien, ein geländegängiges Militärfahrzeug nach bestimmten Vorgaben zu konstruieren. Ein Prototyp wurde bereits kurze Zeit später erwartet. Die einzigen Firmen, die diese Aufgabe erfüllen konnten oder wollten, waren American Bantam, Ford und Willys-Overland. Kurz darauf stellte American Bantam seinen Prototypen vor. Auf Grundlage der Pläne für das Fahrzeug entwickelte Willys-Overland den Quad und Ford den Pygmy. Die Wahl der US-Armee fiel auf den Willys, da dieser die gestellten Anforderungen deutlich übertraf. Dieser wurde ab 1941 zunächst in einer Kleinserie als Willys MA produziert und wenige Monate später durch die nur geringfügig überarbeitete Version Willys MB ersetzt. Um die große Nachfrage befriedigen zu können wurde ein Vertrag mit der Firma Ford abgeschlossen, die den Willys als Ford GP nach Vorgabe von Willys-Overland fertigte. Der Willys ist auch der Ur-Jeep und sorgte dafür, dass der Begriff Jeep weltweit bekannt wurde und heutzutage häufig als Synonym für fast alle Geländewagen gebraucht wird. Den Begriff Jeep ließ sich Willys-Overland 1950 schützen.
  • 1945 wurde mit dem Jeep CJ-2A der erste zivile Geländewagen auf Grundlage des Willys MB von Willys-Overland vorgestellt.

Einführung des Allradantriebs in Geländewagen nach Fahrzeugherstellern

Auch der Papst wird mit Allradantrieb chauffiert. Hier Johannes Paul II. im Fiat Campagnola
Jahr Hersteller Modell/Baureihe Großserie Kleinserie
1941 Willys-Overland Willys MA/MB Militärfahrzeug
1941 Volkswagen Typ 128 Schwimmwagen Militärfahrzeug
1945 Willys-Overland Jeep CJ-2A x
1948 Rover Land Rover x
1951 Alfa Romeo Alfa Romeo Matta x
1951 Fiat Fiat Campagnola x
1956 Auto Union F91/4 Munga Militärfahrzeug
1970 British Leyland Range Rover x
1979 Mercedes-Benz
Steyr Daimler Puch
G-Modell x

Allradantrieb in Lkw

Der erste Lkw mit Allradantrieb war der Büssing Typ 504. Er wurde 1935 von der Büssing AG vorgestellt. Bereits 1931 stellte Büssing mit dem Typ G 31 einen Lkw mit drei Achsen vor, von denen zwei angetrieben wurden (6x4).

Allradantrieb bei Zweirädern

Seit dem Jahr 2000 gibt es auch Allrad-Motorräder. Bei ihnen drückt eine Hydraulikpumpe, die im Getriebe des Motors untergebracht ist, Öl durch flexible Druckleitungen zum Vorderrad. Das Öl treibt dort einen kleinen Hydraulikmotor an, bevor es gefiltert wieder zur Pumpe zurückfließt. Die Leitungen sind, ähnlich wie eine Tachowelle, federnd verlegt. Bei diesem System werden bis zu 15 Prozent der Motorleistung auf das Vorderrad übertragen. Der so aufgebaute Allradantrieb im Motorrad verspricht vor allem eine höhere Kurvenstabilität und eine leichtere Fahrzeugkontrolle. Derzeit wird er von vielen Herstellern forciert entwickelt, eine Serienreife erlangte er jedoch noch nicht. Der Einsatz beschränkte sich bisher auf den Motorsport.

Schon in den 1950er-Jahren gab es erste Versuche, Motorräder mit der Allradtechnik auszurüsten. Dies scheiterte jedoch an einem zu hohen Verschleiß der flexiblen Antriebswelle.

Bei Fahrrädern wurde ein Allradantrieb mit Hilfe einer biegsamen Welle entwickelt. Sie verteilt die Antriebskräfte, speziell bei Mountainbikes, auf beide Räder.

Allradantrieb im Autosport

Für einige Formen des Automobilsports ist der Allradantrieb heutzutage ein Muss. Audi beispielsweise revolutionierte in den frühen 1980ern mit seinem Audi quattro den Rallyesport. Allerdings – die ersten vierradgetriebenen Rennfahrzeuge gab es bereits einige Jahrzehnte früher.

  • 1903: Der Spyker 60 HP – das erste Auto und Rennauto der Welt mit permanentem Allradantrieb
Der Spyker 60 HP (sprich: Speiker; das y [statt ij] im Firmennamen hatte man für den internationalen Markt gewählt) genannte Wagen der beiden niederländischen Brüder Jacobus und Hendrik-Jan Spijker aus Amsterdam gilt heutzutage als das erste je gebaute Auto und auch Rennauto mit einem 6-Zylinder-Motor (8,6 Liter Hubraum), permanentem Allradantrieb und Bremsen für alle vier Räder. Mit dem vom Belgier Joseph Laviolette entwickelten 60 HP bestritt Jacobus Spijker 1906 selbst das Renndebüt und gewann dabei völlig überlegen das Bergrennen des Birmingham Motor Club in England – im Regen. Mehr als 100 Jahre nach seiner Entstehung kann man den Spyker 60 HP in der Louwman Collection (vormals: Nationaal Automobiel Museum) in Raamsdonksveer bei Geertruidenberg besichtigen.
  • ab 1931: Der legendäre Ettore Bugatti baut mindestens zwei Allrad-Rennwagen unter der Bezeichnung Bugatti Type 53
Der als genial geltende Ettore Bugatti baute mindestens zwei Allrad-Fahrzeuge (Bugatti Type 53, 8-Zylinder-Reihenmotor, 4972 cm³ Hubraum und ca. 224 kW/300 PS) für Bergrennen, zumindest einer davon wurde von seinem Sohn Jean Bugatti gefahren, die auch heute noch existieren. Einer der beiden ist Bestandteil der berühmten Collection Schlumpf, der andere gehört einem privaten Sammler. Es soll allerdings noch einen dritten T53 mit Allradantrieb gegeben haben, über dessen Verbleib jedoch nichts mehr bekannt ist.
  • 1932: Mit dem Miller 4x4 kommt erstmals ein Allrad-Rennwagen beim Indy 500 zum Einsatz
Der Konstrukteur und Rennfahrer Harry Miller setzte in Indianapolis einen Miller 4x4 mit einem V8-Motor ein, der 5 Liter Hubraum besaß. Im Jahre 1934 kam dieses Fahrzeug auch beim Grand Prix von Tripolis und auf der AVUS zum Einsatz.
  • ab 1947: Die Firma Porsche entwickelt mit dem CIS 360 einen Formel-1-Boliden mit Allradantrieb
Porsche entwickelte in Gmünd für den italienischen Industriellen und Rennwagen-Konstrukteur Piero Dusio ein 1,5-l-Fahrzeug mit 12-Zylinder-Mittelmotor (bei seinen Leistungsangaben standen PS-Zahlen zwischen 280 und 550 bei etwa 10.500 U/min im Raum), das, via Porsche-Synchromesh-Getriebe und entsprechendem Antriebsstrang, über einen während der Fahrt abkoppelbaren Vorderradantrieb verfügte. Der Name des innovativen Formel-1-Wagens lautete Cisitalia CIS 360. Viele Jahre später wurde aus noch vorhandenen Ersatzteilen ein zweiter CIS 360 zusammengebaut. Das erste Auto von Dusio verbrachte, nach dessen finanziellem Ruin in Italien, als so genannter Autoar ('Auto Motores Argentinos') in den 1950ern einige Jahre in Buenos Aires und befindet sich heute im Porsche-Museum in Stuttgart. Der aus Ersatzteilen entstandene zweite CIS 360 steht (angeblich noch immer nicht komplett fertiggestellt) als Cisitalia-Porsche 360 seit Anfang der 1970er im Rennwagen-Museum der britischen Rundstrecke Donington Park.
Datei:MercedesW196.JPG
Eine Allradversion des Mercedes-Benz W196 war in Stuttgart zumindest im Gespräch
  • 1954: Mercedes-Benz erwägt, einen Allrad-Silberpfeil für Juan Manuel Fangio zu bauen
Mercedes-Benz spielte mit dem Gedanken, eine Allradversion des W196 für Juan Manuel Fangio auf die Räder zu stellen. Mit dem Bau des Autos wurde angeblich nie begonnen, vielleicht auch nur deshalb, weil sich das Werk in Stuttgart nach zwei gewonnenen Formel-1-Titeln und dem berühmt-berüchtigten Le-Mans-Unfall (am 11. Juni 1955) im Herbst 1955 offiziell für viele Jahre völlig aus dem Rennsportgeschehen zurückzog.
  • 1961: Mit dem P99 baut Ferguson Research den ersten einsatzfähigen F1-Rennwagen
Die Firma Harry Ferguson Research Ltd. setzte erstmals einen allradgetriebenen Formel-1-Wagen namens Ferguson-Climax P99 ('Project 99') mit 1,5-l-Motor unter Rennsport-Veteran Jack Fairman beim Britischen Grand Prix in Aintree ein. Später übernahm Stirling Moss das Steuer und wurde am Ende disqualifiziert. Dies war der einzige Auftritt des P99 4WD bei einem offiziellen GP. Noch im selben Jahr gewann Stirling Moss damit das nicht zur F1-WM zählende Oulton Park Gold Cup Race – nach häufigen Regenschauern mit mehr als 40 Sekunden Vorsprung auf den Brabham-Cooper. Nichtsdestotrotz, seine zweitbeste Zeit im vom Regen verschont gebliebenen Training, ganze zwei Zehntelsekunden hinter Bruce McLaren und dessen Cooper, demonstrierte eindeutig die Kapazitäten dieses Allrad-Boliden – auch auf trockener Fahrbahn. Im Winter 1962/1963 bestritten Graham Hill und Innes Ireland mit dem P99 (jetzt mit einem 2,5-l-Motor ausgerüstet) die Tasman Series von Australien und Neuseeland und 1964 gewann Peter Westbury damit die British Hill-Climb Championship (die 'Britische Bergmeisterschaft'). Der P99 ist jetzt Bestandteil der Rennwagen-Sammlung von Donington Park.
  • 1961: Der Cannonball von Howard Parkin ist das erste Autocross-Rennfahrzeug mit Allradantrieb
Der Brite Howard Parkin konstruierte mit seinem so genannten Cannonball ('Kanonenkugel') das erste allradgetriebene Fahrzeug im Autocross. Bis in die 1970er war der einsitzige Open Special fast unschlagbar und sicherte Parkin bei über 60 Rennen den Gesamtsieg, der jeweils durch die Tagesbestzeit (FTD bzw. Fastest Time of the Day) ermittelt wurde.
  • 1964: Mit dem BRM P67 gibt ein weiterer Formel-1-Renner mit Allradantrieb ein kurzes Gastspiel
Der junge Techniker Mike Pilbeam bekam von seinem Team BRM die Möglichkeit geboten, einen F1-4x4-Rennwagen zu bauen. Aus einem veralteten P56-Fahrgestell, einem V8-Motor mit 1500 cm³ Hubraum und 147 kW/200 PS und einem Formula-Ferguson-System erstellte Pilbeam den BRM P67, den Richard Attwood während des Trainings zum Britischen Grand Prix von Brands Hatch testete. Unmittelbar danach entschied sich BRM gegen den allradgetriebenen P67 und setzte seine Jetons weiterhin auf Zweiradantrieb. Einige Jahre später übernahm Privatfahrer Peter Lawson das Fahrzeug, nun mit einem weit potenteren 2,1-l-Tasman-Motor ausgerüstet, und wurde damit völlig überlegen Britischer Bergmeister 1968. Der BRM-Monoposto steht heutzutage ebenfalls in der Donington-Kollektion.
  • 1964: Der allradgetriebene STP-Oil Novi V8 kommt in Indianapolis unter Bobby Unser zum Einsatz
Bobby Unser bestritt das Rennen in Indianapolis mit einem STP-Oil Novi V8 mit Allradantrieb. Das Auto wurde jedoch bei einem Unfall beschädigt und Unser musste aufgeben. Dasselbe Auto fiel 1965 in Indy erneut aus, diesmal mit technischen Problemen.
  • 1968: Gleich vier Lotus 56 von Colin Chapman fahren in Indianapolis mit Gasturbinen und Allradantrieb
Lotus setzte zusammen mit Andy Granatelli insgesamt vier mit Gasturbinen ausgerüstete Lotus 56 mit Allradantrieb in Indianapolis ein. Mike Spence, den man als Ersatzfahrer für den gestorbenen Jim Clark ins Team aufgenommen hatte, verunglückte in einem der vier Autos während des Trainings ebenfalls tödlich. Joe Leonard und Graham Hill qualifizierten sich mit ihren 56ern als Schnellster und Zweitschnellster. Während Leonard im Rennen selbst ständig in den Top 3 rangierte, und in Runde 192 mit defekter Benzinpumpe das Handtuch werfen musste, wurde Hill durch einen Unfall nach einem Aufhängungsschaden aus dem Wettbewerb katapultiert.
  • 1969: Mit dem Triumph 1300 4WD und dem Capri 3000GT 4WD tauchen die ersten beiden Allradautos im Rallycross auf
Am 8. Februar brachten die beiden britischen Firmen Ford und BMC – am selben Tag, aber auf verschiedenen Rennstrecken – die ersten allradgetriebenen Fahrzeuge im Autosport Rallycross an den Start. Während der Triumph 1300 4WD von BMC-Pilot Brian Culcheth sein Rennen in Lydden (bei Dover) gewann und der Sieg auch anerkannt wurde, bekam Ford-Werksfahrer Roger Clark seinen Gesamtsieg mit dem Ford Capri 3000GT 4WD in Croft (bei Darlington) schon bald nach dem Rennen wieder aberkannt, weil der Rallycross Special mit Ferguson-Antrieb damals "nicht dem gültigen Reglement entsprach". Der Triumph verschwand danach wieder in der Versenkung, doch Ford hatte Blut geleckt und baute einen weiteren Capri für Roger Clarks Bruder Stan. Ein drittes Capri-4WD-Projekt, von Privatfahrer Rod Chapman, wurde werksseitig ebenfalls unterstützt und nach einigen Monaten kontinuierlicher Weiterentwicklung waren die "Ford-Biester" so stark und der Konkurrenz dermaßen überlegen, dass sie erst 5 oder 10 Sekunden (4WD Penalty) nach ihren Gegnern starten durften. Trotzdem gelang es den Capri-Piloten zumeist, am Ende doch die Nase vorne zu haben und ihre jeweiligen Rennen zu gewinnen. Während Ford selbst seine inzwischen gut 250 PS starken 3000GT 4WD im Herbst 1971 einmottete, um sich von nun an verstärkt dem neuen Ford Escort zu widmen, war Chapman auch 1972 noch mit seinem Allrad-Capri auf britischen Rallycross-Strecken erfolgreich.
  • ab 1969: Lotus, Matra, McLaren und Cosworth testen F1-Allrad-Boliden – ohne zufriedenstellende Resultate
Bis einschließlich 1971 (Lotus) beschäftigten sich in der Formel 1 die Teams von Lotus, Matra, McLaren und selbst Motorenbauer Cosworth mit allradgetriebenen 3-l-Boliden. Lotus baute zwei Lotus-Ford 63 (V8-Motor, 2993 cm³, 430 PS bei 9000 U/min), die eigentlich mit Gasturbinen von Pratt & Whitney ausgestattet werden sollten, aufgrund von Terminproblemen dann jedoch Cosworth-Motoren erhielten. Nachdem Graham Hill das Auto in Zandvoort getestet hatte, Joakim Bonnier beim Britischen und John Miles beim Italienischen Grand Prix damit ausgefallen waren, stellten sich immer mehr Probleme für Colin Chapman und seinen Designer Maurice Phillippe ein. Glücklich wurde das Lotus-Team mit dem 63er nicht – daran änderte auch dessen größter Erfolg, ein zweiter Platz unter Jochen Rindt beim nicht zur F1-WM zählenden Oulton Park Gold Cup Race 1969, nicht viel. Rindts 63/I gehört heute zur Sammlung von Donington. Colin Chapman versuchte sich dann 1971 doch noch einmal am Allrad-Konzept und stellte seinen Lotus 56B vor, eine Art Wiederverwertung des Indy-Wagens von 1968. Nachdem aber auch dieses Gasturbinen-Fahrzeug keine F1-Erfolge in Aussicht stellte, obwohl es in Zandvoort unter Nachwuchsfahrer David Walker den verregneten 71er-GP der Niederlande vielleicht sogar hätte gewinnen können, wenn Walker nicht in viel versprechender Position damit von der Piste geflogen wäre, gab Lotus endgültig auf.
Genau wie Lotus hatte auch Matra einen Allrad-Renner zum Testen nach Zandvoort gebracht – genau wie Lotus setzte auch Matra ihn nicht im eigentlichen Rennen ein. Jackie Stewart war mit dem zweiradgetriebenen MS80 im Training um knapp zweieinhalb Sekunden schneller als im vierradgetriebenen MS84, worauf die Wahl des Wagens keiner weiteren Frage bedurfte. Zwei Wochen später, beim Französischen GP in Clermont-Ferrand, war Stewart im MS84 sogar sechs Sekunden langsamer und wieder optierte er für den MS80. Weitere zwei Wochen später, beim GB-GP in Silverstone, brachte Jean-Pierre Beltoise seinen MS84 als Neunter ins Ziel. Und beim GP von Kanada, im Mosport Park, schaffte es Matra-Pilot Johnny Servoz-Gavin, sich mit seinem sechsten Platz den einzigen je durch ein Allrad-Fahrzeug gewonnenen F1-WM-Punkt zu sichern. Allerdings stellte sich schon bald nach der Zieldurchfahrt heraus, dass das Frontdifferenzial seines MS84 nicht funktioniert hatte und er dadurch einzig mit Heckantrieb unterwegs gewesen war ...
McLaren war ziemlich optimistisch, plante gleich eine kleine Serie von 4x4-Fahrzeugen, baute am Ende aber nur einen einzigen mit der Typbezeichnung McLaren-Ford M9A-1 (V8-Motor, 2999 cm³, 321 PS bei 9000 U/min). Der Motor kam von Cosworth, den Antrieb entwickelte Jo Marquardt und als Testpilot fungierte Derek Bell beim Britischen GP in Silverstone. 1971 übernahm die Donington Collection den M9A, nachdem Bruce McLaren Motor Racing schon längst das Interesse daran verloren hatte.
Auch die Motorenbauer von Cosworth versuchten sich 1969 an einem Allrad-F1-Boliden, der allerdings nie einen echten Renneinsatz erlebte. Keith Duckworth, der "worth" in Cosworth, beauftragte Robin Herd das Fahrzeug zu entwickeln, das den ultimativen Rahmen für seinen neuen DFV-GP-Motor (V8, 2993 cm³, 430 PS bei 9000 U/min) abgeben sollte. Die aerodynamische Frontpartie des Cosworth 4WD war für damalige Verhältnisse revolutionär, doch genau wie die anderen Allrad-F1-Renner hatte auch der "Cossie" Probleme mit seinem zu hohen Gewicht. Mike Costin, der "Cos" in Cosworth, und Trevor Taylor testeten den Rennwagen ausführlich, gaben das Projekt aber bereits im Teststadium entnervt wieder auf und 1971 landete auch dieser Allradler im Donington-Museum.
Bis zum noch heute geltenden Allradantriebsverbot für die Formel 1, das 1983 in Kraft trat, gab es drei weitere 4WD-Versuchsfahrzeuge von March (March 2-4-0) und Williams (Williams FW07D und FW08B), die allerdings nie in der F1-WM eingesetzt wurden. Während der March-Wagen später bei einigen Bergrennen auftauchte, nahmen die Williams-Prototypen an keinem einzigen offiziellen Wettbewerb teil.
  • 1971: DAF baut mit dem 55 Coupé 4WD einen Allradler für den Rallycross-Fahrer Jan de Rooy
Die Sportabteilung des niederländischen Autowerkes DAF baute in nur 10 Tagen für den Rallycross-Fahrer Jan de Rooy ein DAF 55 Coupé mit einem genial-einfachen aber äußerst effektiven Allradantrieb. Ein anfänglich rund 96 kW/130 PS starker Gordini-Motor wurde an die Stelle montiert, wo sich normalerweise der Beifahrersitz befindet. Über eine Sportvariomatic, die auf dem Platz des Fahrersitzes befestigt wurde, trieb der Motor jeweils einen Antriebsriemen für die Kardanwellen zur Vorder- und Hinterachse an. Dort leiteten Sperrdifferenziale vom BMW 2002 die Kraft stufenlos an alle vier Räder weiter. Der Fahrersitz mitsamt De Rooy thronte über der Variomatic und für die nötige Kopffreiheit des Piloten hatte man ein Loch in das Dach des Autos geschnitten und durch eine kleine Kuppel um gut 10 cm erhöht. Für 1972 baute DAF dann gleich zwei 555 Coupés (die dritte 5 stand für die Gruppe 5 laut FIA-Reglement) für Jan de Rooy (Jahre später ein berühmter Allrad-Trucker der Rallye Paris-Dakar) und seinen Bruder Harry de Rooy auf, die jetzt über 147 kW/200 PS starke Ford-BDA-Motoren verfügten, die nun am dafür bestimmten Platz unter der Kühlerhaube werkelten. Neu war außerdem, dass der Variomatic-Allradantrieb eine so genannte disconnecting control besaß, mit dem der Hinterradantrieb jederzeit stillgelegt werden konnte. Weil ab Ende 1972 (bis einschließlich 1981) Allradantrieb im Rallycross verboten war, wurden beide DAF im Jahre 1973 von den De-Rooy-Brüdern nur noch mit Heckantrieb gefahren.
  • 1980: Der Audi quattro gibt sein Rallye-Sport-Debüt
Im November wurde der neue Audi quattro erstmals in Rallye-Ausführung eingesetzt, jedoch nur als so genannter Vorauswagen bei der zur Rallye-EM zählenden Algarve-Rallye in Portugal.
  • 1981: Erfolgreicher erster offizieller Sport-Einsatz des Audi quattro bei der österreichischen Jänner-Rallye
Der Österreicher Franz Wittmann gewann in seinem Heimatland die zur Rallye-Europameisterschaft zählende Jänner-Rallye und beendete damit den ersten offiziellen Sport-Einsatz eines Audi quattro erfolgreich. Bei der rund 14 Tage später stattfindenden Rallye Monte Carlo, dem ersten Lauf zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft, fielen die beiden quattros von Hannu Mikkola (nach Bremsversagen) und Michèle Mouton (wegen verschmutztem Benzin) zwar vorzeitig aus, doch hatten sie bereits hier eine ganz neue Ära für den gesamten Rallyesport eingeläutet – denn ohne Allradantrieb ging in dieser Motorsport-Szene zukünftig nichts mehr.
  • 1982: Mit seinem quattro gewinnt das Ingolstädter Autowerk Audi die Markenwertung der Rallye-WM
Audi gewann Ende November bei der RAC-Rallye von Großbritannien, durch einen Doppelsieg von Mikkola und Mouton, mit seinem quattro die Markenwertung der Rallye-WM. Den ersten FIA-Titel mit einem Audi quattro hatte sich allerdings bereits einige Wochen zuvor schon Franz Wurz aus Österreich gesichert, der am 3. Oktober in Buxtehude im Urquattro Rallycross-Europameister werden konnte.
  • 1983: Der Ford Escort Xtrac des Norwegers Martin Schanche – der erste Allrad-Rennwagen mit regelbarer Kraftverteilung
Der Norweger Martin Schanche stellte im Dezember beim British Rallycross Grand Prix in Brands Hatch seinen neuen Ford Escort XR3 T16 4x4 vor, den ersten Rennwagen mit einem während der Fahrt manuell regelbaren Allradantrieb. Der von Schanche initiierte und finanzierte und vom Briten Mike Endean realisierte variable Xtrac-Antrieb konnte durch Hydraulik-Komponenten stufenlos die Kraft des über 368 kW/500 PS starken Zakspeed-Motors von 28:72 (VA:HA) bis 50:50 Prozent an die Vorder- und Hinterachse weiterleiten. 1984 wurde Schanche dann mit seinem Xtrac-Escort auf Anhieb FIA Rallycross-Europameister. Das Auto ist, in den Zustand von Dezember 1983 zurückversetzt, jetzt Eigentum von "Mister Xtrac" Mike Endean, der seit seiner Pensionierung auf der Insel Jersey lebt.
Die "zivile" Version des Ford RS 200 der Gruppe B
  • ab 1984: Die allradgetriebenen "Gruppe-B-Monster" dominieren die Rallye-WM
Ausgelöst durch die kontinuierlichen Erfolge des Audi quattro und seiner Weiterentwicklung Audi quattro A2 begann in der Rallye-Weltmeisterschaft eine Art Wettrüsten. Hatte man zuvor hauptsächlich zweiradgetriebene Serien-Straßenautos zu potenten Rallye-Fahrzeugen aufgepäppelt, so wurden nun reine Allrad-Rennmaschinen entwickelt und für die Gruppe B der FIA homologiert. Dafür mussten mindestens 200 Exemplare des betreffenden Modells produziert und der FIA präsentiert werden. Der Großteil dieser Kleinserienfahrzeuge wurde danach an Liebhaber für den Straßeneinsatz oder an Auto-Sammler verkauft, aus nur etwa 10 Prozent der Produktion schufen die Werksteams dann extreme Rallye-Geräte. Peugeot 205 Turbo 16 E2, Ford RS 200 und Lancia Delta S4 hießen die wichtigsten Vertreter der Turbo-Mittelmotor-Fraktion, während die Audi Sport quattro S1 über einen Turbo-Frontmotor und die MG Metro 6R4 über einen Sauger-Heckmotor verfügten. Ihre Leistung war irgendwo zwischen 300 und 400 kW (ca. 400 und 550 PS) angesiedelt. Diese regelrechten "Allradmonster" konnten nur von einigen wenigen Weltklasse-Piloten wirklich gezähmt und am Limit bewegt werden. Nach mehreren schweren und zum Teil auch tödlichen Unfällen zog die FIA 1986 die Notbremse und verbannte die Überflieger für immer aus der Rallye-WM. Von 1987 bis einschließlich 1992 fanden dann gut zwei Dutzend dieser ultimativen Gruppe-B-Renner, zum Teil sogar noch weiter leistungsgesteigert bis über 480 kW/650 PS, in der Rallycross-EM ihr letztes internationales Betätigungsfeld.
  • 1985: Der Porsche 959, ein Supersportwagen mit elektronisch gesteuertem variablen Allradantrieb, wird vorgestellt
Die Firma Porsche stellte den Medien den Porsche 959 für die Gruppe B vor. Die Straßenversion des Supersportwagens hat einen 6-Zylinder-Boxermotor mit 2,85 Liter Hubraum, dem zwei Turbolader zu mindestens 331 kW/450 PS verhelfen. Der 959 verfügt über einen elektronisch gesteuerten variablen Allradantrieb, bei dem nach Wahl von drei verschiedenen Automatikprogrammen die Vorderräder über eine hydraulisch geregelte Lamellen-Kupplung stufenlos zugeschaltet werden. In einer vierten Einstellung wird die Motorleistung "für besonders tiefes Gelände" gleichmäßig auf alle vier Räder verteilt. Anfang 1986 gewann der Franzose René Metge mit einem Vorserienauto in Rallye-Raid-Ausführung (davon gab es dem Vernehmen nach vier Stück) des später insgesamt nur 283-mal gebauten und in seiner "billigsten" Version 420.000 DM teuren High-Tech-Wagens die berühmt-berüchtigte Paris-Dakar.

Zulassungszahlen

In Deutschland sind, nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA), zur Zeit nur ca. 3,8 Prozent aller Personenkraftwagen mit einem Allradantrieb ausgestattet: Insgesamt 1,74 Millionen Allrad-Pkw bei einem Gesamtbestand von 45,57 Millionen angemeldeter Pkw.

Sonstige Einsatzbereiche des Allradantriebs

Der Allradantrieb wird auch eingesetzt:

  • in Aufsitz-Rasenmähern
  • in Schubkarren mit Radnabenmotor – wobei hier der Begriff Allradantrieb relativ zu betrachten ist, da eine moderne Schubkarre in der Regel ohnehin nur über ein einziges Rad verfügt.

Weblinks