Aquarium

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Aquarien (v. lat.: aqua = Wasser) sind die verbreitetste Art von Terrarien. Meist handelt es sich bei ihnen um Gefäße aus Glas oder durchsichtigem Kunststoff, die mit Wasser befüllt werden. Mit Hilfe von Fischen oder auch Krebsen und Garnelen sowie Wasserpflanzen und Bodenmaterialien, meist Kies oder Sand, versucht der Aquarianer eine kleine Unterwasserwelt herzustellen und am Leben zu erhalten. Auf Wassertiere spezialisierte Zoos (auch Aquazoos genannt) bezeichnen sich ebenfalls als Aquarien.

Datei:Burgerszoo aquarium 1280.jpg
Aquarium im Burgers Zoo, Holland
Einfaches Haus-Aquarium, 80x40x30 cm 96l
Datei:Pyranha Pygocentrus piraya group 1280 boosted.jpg
Für Piranhas ist ein Artaquarium empfehlenswert

Geschichte des Aquariums

Ursprünge

Die Haltung von Fischen in einer künstlichen Umgebung hat eine weit zurückreichende Vergangenheit. Bereits die Sumerer hielten gefangene Fische in Teichen, bevor sie sie für Mahlzeiten zubereiteten. Ähnliches ist aus dem alten Ägypten bekannt. Für alle Tempelgärten von der frühdynastischen Zeit bis zum Neuen Reich gilt, dass sie mit rechteckigen Wasserbassins ausgestattet waren. Auch in den häufig relativ kleinen ägyptischen Hausgärten hatten künstlich angelegte Teiche und Becken eine zentrale Rolle inne. Auf einem altägyptischen Gartenmodell, das sich heute im Metropolitan Museum in New York befindet, nimmt das von Maulbeerfeigen umrahmte Wasserbecken fast die ganze Gartenfläche ein. Aufgrund von Abbildungen, die man in der Ausgrabungsstätte Oxyrhynchus gefunden hat, weiß man, dass in solchen Becken Fische gehalten wurden.

Ähnlich alt ist die Hälterung von Fischen in China. Die gezielte Züchtung von Karpfenarten begann vor mindestens 2.000 Jahren. Aus der Zeit der Song-Dynastie (960 - 1216 n. Chr.) ist bekannt, dass Goldfische in großen Keramikgefäßen bereits in den Häusern gehalten wurden. 1596 erschien das erste Buch zum Thema Aquarium von Chang Chi'en-te mit dem Titel "Chu sha yü p'u", auf Deutsch "Traktat über die Goldfische".

Der Beginn der Aquaristik in Europa

Der genaue Zeitpunkt, zu dem erstmals Lebewesen in durchsichtigen Behältern gepflegt wurden, lässt sich nicht genau bestimmen. Der englische Tagebuchschreiber Samuel Pepys notierte 1665 in seinen Aufzeichnungen, dass er in London Fische gesehen habe, die in einem Wasserglas am Leben gehalten wurden. Vermutlich handelte es sich dabei um Paradiesfische, die durch die Handelsbeziehungen der East India Company aus Kanton, wo sie in Gartenteichen gehalten wurden, nach London gelangten. Zunächst waren es vor allem naturwissenschaftliche Forscher, die Lebewesen in Behältern hielten, um daran ihre Untersuchungen vorzunehmen. Der britische Chemiker Joseph Priestley beispielsweise, der 1774 zeitgleich mit dem Schweden Carl Scheele den Sauerstoff entdeckte, nahm weitergehende Untersuchungen zum Sauerstoff an Wasserpflanzen vor, die er in seinem Labor hielt.

Emil Adolf Roßmäßler, „der Vater der deutschen Aquaristik“

Auf der Weltausstellung 1851 in London wurden erstmals Aquarien einer breiten Öffentlichkeit gezeigt. Die Scheiben dieser Aquarien wurden von einem gusseisernen Rahmen zusammengehalten.

Den Begriff „Aquarium“ prägte allerdings der englische Naturforscher Philipp Henri Grosse in seiner 1853 erschienenen Veröffentlichung „A Naturalist's Rambles on the Devonshire Coast“. Das Buch fand in der britischen Öffentlichkeit sehr großen Anklang. Es kam in Mode, Lebewesen zumindest kurzfristig in kleinen Glasbehältern zu pflegen, um sie besser studieren zu können. In Deutschland war es vor allem der Naturforscher, Pädagoge und Schriftsteller Emil Adolf Roßmäßler, der mit verschiedenen Artikeln dieses Hobby in Deutschland populär machte. Er wird daher scherzhaft auch als „Vater der deutschen Aquaristik“ bezeichnet. 1854 erschien von ihm in der damals populären Familienzeitschrift Die Gartenlaube der Artikel Der Ocean auf dem Tisch. Ähnlich wie Grosse stellte er hier die Pflege von Seewassertieren vor. Roßmäßler verfolgte mit der Veröffentlichung das Ziel, die Naturwissenschaft im Volk bekannt und populär zu machen. Ihm wurde allerdings bald klar, dass dies durch ein Süßwasseraquarium einfacher zu erzielen war. Deswegen folgte in der Gartenlaube sehr bald der Artikel Der See im Glas, der zu so viel Rückfragen zu dieser Form der Tierhaltung führte, dass er 1857 sein Buch Das Süßwasseraquarium veröffentlichte. Roßmäßler gab darin konkrete Hinweise, wie ein solches Aquarium einzurichten und zu pflegen sei. Neben dem Goldfisch empfahl er vor allem die Elritze und den Schlammpeitzger.

Roßmäßlers Veröffentlichungen folgten eine Vielzahl von weiteren Aquarienbüchern und -zeitschriften. Aquarienvereine wurden in ganz Deutschland gegründet. Es wurde modern, in den Wintergärten der Gründerzeitvillen ein sogenanntes Salonaquarium aufzustellen.

Hier leben die Tiere genauso wie in der Freiheit - anders als die in Käfigen gefangenen Vögel, Reptilien und Insekten. Durch nichts gehemmt und eingeengt, zeigen sie sich dem Beobachter in ihrer ganzen Naturwüchsigkeit, in ihrer vollen Natürlichkeit. (zit. n. Horst & Kipper, S.12) hieß es in einem 1880 veröffentlichten Aquarienbuch.

Aus heutiger Sicht ist diese euphorische Sicht nicht zutreffend. Man hatte zur damaligen Zeit wenig Wissen über die Bedürfnisse der gehälterten Lebewesen oder die im Aquarium ablaufenden Prozesse. Aquarien wurden damals teilweise noch mit Kerzen geheizt, die unter dem Aquarium aufgestellt wurden. Im Herbst starben die Pfleglinge sehr häufig, weil es dem Wasser an Sauerstoff mangelte und man nicht in der Lage war, für eine ausreichende Beleuchtung der Aquarien zu sorgen.

Entwicklungen bis heute

Die Weiterentwicklung der Aquaristik während der letzten einhundert Jahre ist vor allem auf das Verständnis zurückzuführen, dass ein Aquarium in der Regel ohne entsprechende technische und chemische Unterstützung keinen Lebensraum für Fische und Pflanzen bieten kann. Der Schwerpunkt der technischen Weiterentwicklung lag dabei vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ausschlaggebend war neben einem zunehmenden Wissen über die biologischen und chemischen Vorgänge in einem Aquarium die Verfügbarkeit von Materialien für den Bau immer ausgefeilterer Aquarienfilter, verbesserter Beleuchtungssysteme und kleinerer Pumpen sowie eine ausreichende Kaufkraft eines genügend großen Anteils der Bevölkerung, der bereit war, in dieses Hobby zu investieren und solche Produkte nachzufragen.

Hammerkoralle (Euphyllia ancora) - Großpolypige, langsam wachsende Steinkorallen können in Deep Sand Bed-Aquarien gewaltige Größen erreichen.

Aquarien können aus unterschiedlichem Material gefertigt sein. Bis zum Ende der 1960er Jahre waren die meisten Aquarien Rahmenaquarien, bei denen Glasscheiben in Metallrahmen eingekittet wurden, oder Ganzglasaquarien bis etwa 20 Liter Fassungsvermögen. Ein entscheidender Durchbruch kam erst mit der Entwicklung der Silikonkleber, die die früheren Metallrahmen überflüssig machten. Damit waren rahmenlose Aquarien in den Verschiedensten Größen und Formen möglich. Für die Aquarien gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Temperatureinstellung. Dazu gibt es verschiedene Methoden. Gebräuchlich sind Kontaktthermometer, elektronische Regeleinrichtungen und manuelle Temperatureinstellung. Heute haben die in Aquarien verwendeten Stabheizungen Messsonden, die eine gradgenaue Einstellung, ohne das Zusatzgeräte erforderlich sind, ermöglichen. Elektronische Einrichtungen erlauben teilweise auch eine zeit- oder Tageslichtgesteuerte Temperaturführung entsprechend der täglichen Temperaturschwankungen in den Ursprungsgebieten der Fische. Eine allmähliche Erhöhung der Wassertemperatur, wie sie notwendig ist, um bei einigen Labyrinthfischen die Laichbereitschaft auszulösen, ist mit elektronischen Reglern relativ einfach zu erzielen. Anstelle von in das Becken gehängten Stabheizungen gibt es auch verschiedene Arten von Bodenheizungen.

Auch die Meerwasseraquaristik, die lange Zeit nur von erfahrenen Aquarianern betrieben wurde, ist heute einfacher zu realisieren. Sie gilt jedoch immer noch als anspruchsvoller und auch kostenintensiver als die Süßwasseraquaristik. In der Praxis haben sich nationale Vorlieben herausgebildet. In Deutschland und wohl auch in vielen anderen Ländern werden Riffaquarien vor allem nach dem Berliner System betrieben; viele französische Meerwasseraquarianern nutzen das Jaubert-System und aus Nordamerika kommt neuerdings die Deep Sand Methode, die ein enormes Wachstum von Steinkorallen bei geringem Technikeinsatz möglich macht. Zeovith-Methode, Miracle Mud oder Algenrefugium sind weitere Pflegemöglichkeiten in der Meerwasseraquaristik. Es lässt sich allerdings keines von ihnen als das "beste" System bezeichnen. Klassische Filter wie in der Süßwasseraquaristik haben sich nicht durchgesetzt.

In der Süßwasseraquaristik ist Takashi Amano wahrscheinlich der derzeit einflussreichste Aquarianer. Er hat das sogenannte Naturaquarium populär gemacht, bei dem Landschaftsbilder der Natur nachgebildet werden und das von der japanischen Gartenkunst maßgeblich beeinflusst ist. Es handelt sich dabei keineswegs um Biotop-Aquarien, bei denen ein Lebensraum exakt nachgebildet wird. Ziel ist es vielmehr, vorstellbare Biotope mit den Mitteln der Aquaristik zu gestalten. Vorbilder aus der Natur werden dabei auf die Bedingungen der Aquaristik übertragen. So kombiniert Amano beispielsweise Pflanzen, die aus unterschiedlichen Kontinenten stammen und vergesellschaftet Lebewesen, deren Lebensräume sich in der freien Natur nicht überschneiden.

Klassifikation von Aquarien

Aquarien können nach einer Reihe sehr unterschiedlicher Kriterien klassifiziert werden. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist eine Klassifizierung des Wassers nach den darin gelösten Inhaltsstoffen. Sie sind entscheidend dafür, welchen Lebewesen im Aquarium geeignete Bedingungen geschafft werden können.

Klassifikation nach Wasserbedingungen

Amazonasbecken mit Diskusfischen (Symphysodon) und Roten Neonfischen (Paracheirodon axelrodi)

Aquarien werden zuerst vor allem nach dem Salzgehalt des Wassers unterschieden. Meereswasseraquarien haben den höchsten Anteil an gelösten Salz im Wasser. In ihnen werden Lebensbedingungen simuliert, wie sie in Ozeanen vorkommen. Der Salzgehalt liegt bei 3,4 Prozent (34 g/L). Bei Süßwasseraquarien beträgt der Anteil des Salzes im Wasser weniger als 0,6 Prozent. Nachgeahmt werden die Lebensbedingungen in einem See oder Fluss. Dieser Typus von Aquarium ist der in der Aquaristik am meisten verbreitete. Brackwasseraquarien sind dagegen ein verhältnismäßig wenig verbreiteter Aquarientyp. Sie bilden die Lebensbedingungen der Mündungsgebiete großer Flüsse oder Mangrovenküsten nach. Der Salzgehalt liegt zwischen den Werten für ein Salz- und Süßwasseraquarium.

Viele tropische Gewässer, aus denen im Aquarium gepflegte Lebewesen stammen, haben salzarmes und sehr weiches Wasser. Bezeichnungen wie Amazonasbecken oder Schwarzwasseraquarium weisen auf Süßwasseraquarien hin, die diese Lebensbedingungen simulieren; während in einem Schwarzwasserbecken jedoch Arten unterschiedlichster Herkunft gepflegt werden, die diese Haltungsbedingungen fordern, werden in einem Amazonasbecken gezielt nur solche Pflanzen, Fische und Wirbellose gehalten, die ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet im Amazonas haben. Entsprechende Bezeichnungen für Aquarien mit hartem Wasser haben sich bis jetzt nicht etabliert.

Einen spezifischen Typ des Aquariums stellt das sogenannte Altwasseraquarium dar. Hier wird auf den regelmäßigen Teilwasserwechsel verzichtet und lediglich das verdunstete Wasser mit Regen oder destilliertem Wasser aufgefüllt. Notwendig dafür ist ein nur sehr geringer Fischbesatz, damit Filter und Pflanzen die Möglichkeit haben, die anfallenden Schadstoffe abzubauen. Unter Aquarianern ist diese Form der Hälterung von Lebewesen umstritten.

Klassifikation nach Temperatur

Goldfisch - eine der Arten, die im Kaltwasseraquarium gepflegt werden kann

Bei den meisten Aquarien handelt es sich um tropische Süßwasseraquarien, bei denen eine Wassertemperatur zwischen 26 und 28 Grad konstant gehalten wird. Es gibt keine genaue Einordnung, ab welcher Wassertemperatur ein Aquarium zu den Kaltwasseraquarien zählt. In ihnen werden aber häufig Fischarten gehalten, die auch in den Gewässern Mitteleuropas heimisch sind. Dies sind beispielsweise Orfen, Moderlieschen, Steinbeißer, Mühlkoppe und der Dreistachliger Stichling. Auch der Goldfisch und der aus Nordamerika stammende Scheibenbarsch zählen zu den Fischen, die sich bei nicht zu hohen Temperaturen wohl fühlen.

Während bei den tropischen Süßwasseraquarien die Heizung eine wesentliche Rolle spielt, kann beim Kaltwasseraquarium darauf verzichtet werden. Je nach Standort des Aquariums kann es jedoch notwendig sein, mit einem Kühlaggregat dafür zu sorgen, dass an heißen Sommertagen die Wassertemperatur nicht über ein für die gepflegten Lebewesen erträgliches Maß hinaus steigt.

Klassifikation nach Besatz

Die in Mitteleuropa heimische Groppe benötigt ein Strömungsbecken

Die meisten Aquarianer beginnen mit einem sogenannten Gesellschaftsaquarium, in dem mehrere Fisch- und wirbellose Arten gepflegt werden, die die selben Bedingungen an die Wasserwerte stellen. Bei einigen Fischarten spielen nicht nur die Wasserwerte eine Rolle. So benötigen die als Mbuna bezeichneten endemischen Buntbarscharten des Malawi-Sees Felsenaufbauten, die ihnen Höhlen und Rückzugsmöglichkeiten bieten. Die meisten Pflanzen dagegen werden von diesen Fischen gefressen. Die Felsenbecken, in denen diese Fischarten gepflegt werden, benötigen in der Regel eine besonders gute Filterung, da hier die Stickstoffumwandlung nicht durch Aquarienpflanzen unterstützt wird. Ähnlich wie im Felsenbecken ist auch das Strömungsbecken ein Aquarientyp, in dem spezifische Umweltbedingungen vorherrschen. Hier werden Fische vergesellschaftet, die für ihr Wohlbefinden eine hohe Fließgeschwindigkeit des Wassers benötigen. Erzielt wird dies, indem eine starke Kreiselpumpe ihre Ausströmungsöffnung auf der einen Seite des Beckens hat, ihre Einsaugeöffnung aber auf die andere Seite des Beckens verlegt ist. Strömungsbecken, in denen Bachläufe simuliert werden und in denen unter anderem Bachforellen gezeigt werden, sind regelmäßig in großen öffentlichen Schauaquarien zu sehen.

Artaquarien sind vor allem bei erfahreneren Aquarianern verbreitet, die gezielt eine Art pflegen und gegebenenfalls züchten möchten, die besondere Halteanforderungen stellt. Ein Beispiel für eine solche Fischart ist die Australische Wüstengrundel, die sich am wohlsten fühlt, wenn während der Nacht die Wassertemperatur im Aquarium stark abfällt. Nur wenige andere Fischarten kämen über längere Zeit mit diesen starken Temperaturschwankungen zurecht. Andere Arten eignen sich wegen ihrer Aggressivität gegenüber anderen Fischen nicht für eine Haltung im Gesellschaftsbecken. So neigen die im Süßwasser- beziehungsweise im Brackwasseraquarium haltbaren Vertreter der Kugelfische wie Assel-, Zwerg- und Palembang-Kugelfisch dazu, die Flossen anderer Fische zu zupfen. Zumindestens die ersten zwei Arten lassen sich unter Umständen gemeinsam mit sehr wendigen Fischarten halten, empfehlenswerter ist jedoch für sie ein Artaquarium.

Im Naturaquarium und im Holländisches Pflanzenaquarium haben Aquarienpflanzen gegenüber den Fischarten eine mindestens ebenbürtige Rolle inne. Gelegentlich wird in Holländischen Pflanzenaquarien völlig auf die Kultur von Fischen verzichtet. Für beide Aquarientypen ist eine Düngung mit Kohlenstoffdioxid die Regel, um ein optimales Pflanzenwachstum sicherzustellen.

Aquariengröße

Datei:KelpAquariumMed.jpg
Kelpwaldaquarium des Monterey Bay Aquariums
Europas größtes mobiles Aquarium
Die Schauseite

Die kleinsten im Handel erhältlichen Aquarien haben einen Wasserinhalt von 4,5 Liter. Diese Aquarien werden auch als Nano-Aquarium bezeichnet und sind nicht für die Hälterung von Fischen gedacht. In ihnen werden Wasserpflanzen gepflegt und - falls es sich dabei um Meerwasser handelt - auch Weichkorallen, Krustenanemonen, winzige Krebstiere oder Stachelhäuter. Bei diesen Aquarien ist eine genaue Kontrolle der Wasserwerte und eine sorgfältige Konzeption wichtig. Sie gelten daher als nur für erfahrene Aquarianer empfehlenswert.

Noch kleiner sind die sogenannten Ecospheres, die jedoch nach Ansicht vieler Aquarianer nicht unter den Begriff Aquarium fallen. Bei ihnen handelt es sich um einen geschlossenen Glaskörper, in dem eine Koralle, Grünalgen und die Garnelenart Halocaridina rubra vergesellschaftet sind. Hier sind die Vorgänge so ausbalanciert, dass ein geschlossener Kreislauf besteht. Das bedeutet allerdings auch, dass beim Sterben eines der in der Ecosphere gehaltenen Lebewesen dieser Kreislauf zusammenbricht. Ein Eingreifen durch den Aquarianer ist nicht möglich. Aus diesem Grund lehnen viele Aquarianer diese Form der Aquaristik ab.

Die am meisten verkauften Aquarien fassen dagegen 60 Liter Wasser. Diese Aquarien gelten gleichfalls als kleine Aquarien, wenn auch darin eine Reihe von Fischarten gepflegt werden kann. Auch bei dieser Aquariengröße gilt, dass Pflegefehler wie beispielsweise zu hoher Besatz, nicht statt findender Teilwasserwechsel oder zu starke Fütterung sich sehr viel schneller und drastischer auswirken. Eine dadurch verursachte zu schnelle Veränderung des pH-Werts kann zum Tod der darin gepflegten Lebewesen führen. Aquarien, die mehr als 100 Liter fassen, gelten daher als weniger anspruchsvoll in der Pflege und sind für weniger erfahrene Aquarianer eine sinnvolle Größe. Vorgefertigte Aquarien werden vom Fachhandel bis zu etwa 700 Litern Wasser angeboten. Maßgefertigte Aquarien können auch bei Privathaltern diese Größe deutlich übersteigen. Dabei muss jedoch das erhebliche Gewicht eines solchen Aquariums und ihre Auswirkung auf die Statik eines Hauses berücksichtigt werden.

Die größten Aquarien trifft man in öffentlichen Schauaquarien an. Mehrere Aquarien wie beispielsweise das Shedd Aquarium, das Monterey Bay Aquarium und das Okinawa Churaumi Aquarium haben Aquarien, die 7.500 Kubikmeter Wasser fassen.

Das größte mobile Aquarium Europas fasst etwa 60 000 Liter Wasser und wird im Rahmen von Kongressen oder Ausstellungen gezeigt, kann aber auch von privaten Veranstaltern gemietet werden. Mobile Aquarien sind nicht nur wegen der wechselnden Wasserqualität an den einzelnen Einsatzorten schwierig zu versorgen, sondern auch, weil jeweils ein absolut planer und tragfähiger Untergrund vorhanden sein muss, damit die zentimeterdicken Scheiben nicht reißen.

Bestandteile eines Aquariums

Filter, Beleuchtung und Heizung

Datei:Aquarium-Außenfilter.png
Schematische Darstellung eines Außenfilters im Aquarium

Für die Aufrechterhaltung der Lebensbedingungen sind ein Filter, bei der Haltung der meisten Fischarten auch eine Heizung und eine Beleuchtung nötig.

Filter haben im Aquarium die Funktion, Schwebeteilchen, Futter- und Pflanzenreste sowie gelöste Verbindungen aus dem Wasser zu entfernen oder in ungiftige Stoffe umzubauen. Der Aquariumfilter im Süßwasseraquarium kann dabei als Innenfilter oder Außenfilter ausgeführt sein. Innenfilter sind die häufigste verwendete Filterform. Ihr Einsatz ist jedoch auf kleinere Aquarien beschränkt. Eine der einfachsten Filterformen ist dabei der Hamburger Mattenfilter. Außenfilter werden heute meist als sogenannte Topffilter betrieben, daneben sind aber auch Sandfilter oder Rieselfilter denkbar, die aber sehr platzintensiv ist. Die Mikroorganismen, die für eine Stickstoffumwandlung notwendig sind, sind in einem neuen Filter allerdings noch nicht enthalten. Neu eingerichtete Aquarien werden daher über mehrere Wochen ohne Fischbesatz betrieben, damit sich diese Mikroorganismen etablieren können. Der Prozess kann abgekürzt werden, wenn Filterstarter verwendet werden.

Eine spezielle Art eines Innenfilters ist der Bodenfilter. Dabei wird der Kies vom Bodengrund als Filter verwendet.

Die meisten Filter arbeiten als biologische Filter und der Abbau von Schadstoffen erfolgt durch Mikroorganismen. Dieser Effekt tritt auch bei Aktivkohlefiltern auf, nachdem sie einige Zeit in Betrieb sind.

Außenfilter
Filtermaterialien:Torfkügelchen um den pH-Wert des Wassers zu senken, Tonröhren und sogenannte „Biobälle“ zur biologischen Filterung, im Hintergrund Schaumstoff

In einem Meerwasseraquarium wird die Filterung über einen Eiweißabschäumer erzielt. Dies ist möglich, weil Meerwasser eine andere Oberflächenspannung hat als Süßwasser. Organisch gelöste Verbindungen wie Fette und Öle sammeln sich an der Grenzfläche zwischen Luft und Wasser an. Durch die Erzeugung von feinen Blassen entsteht ein mehr oder weniger feiner Schaum, der zusammen mit den Verschmutzungen aus dem Aquarium entfernt werden kann. Dieser Vorgang lässt sich auch an der Küste beobachten, wenn die Meeresbrandung Schaum produziert, der sich als Flocken am Strand sammelt.

Bei der Heizung ist heute eine Stabheizung am gebräuchlichsten. Die vielfach propagierte Bodenheizung, bei der entweder eine Heizmatte auf die Bodenscheibe gelegt wird oder ein Heizkabel im Bodengrund untergebracht wird, ist bei der Aufstellung in beheizten Räumen nicht mehr nötig. Sie hat außerdem den Nachteil, dass, anders als bei der Stabheizung, ein einfacher Austausch bei einem Defekt nicht möglich ist. Einige Außenfilter haben auch eine integrierte Heizung, so dass erwärmtes Wasser in das Becken fließt. Auch hier gilt als Nachteil, dass bei einem solchen Kombigerät das gesamte Gerät ausgetauscht wird, wenn entweder die Heizung oder der Filter defekt ist.

Bei der Beleuchtung werden häufig Leuchtstoffröhren eingesetzt. Quecksilberdampflampen, auch „HQL-Lampen“ genannt, sind heute nicht mehr so gebräuchlich - sie werden in zunehmenden Maße von Halogenmetalldampflampen, auch „HQI-Brenner“ genannt, verdrängt, die bei gleicher Leistung eine höhere Lichtausbeute bieten. Für Becken über 50 cm Höhe sind HQI-Brenner erforderlich, da die Lichtstärke mit zunehmender Tiefe schnell abnimmt.

Weitere Ausrüstungsgegenstände

Ein Thermometer ist notwendig, um die Wassertemperatur gelegentlich zu überprüfen. Ein einfaches Flüssigkeitsthermometer ist dabei ausreichend, auch wenn mittlerweile digitale Aquarienthermometer angeboten werden. Erhältlich sind auch Thermofolien, die von außen an einer Stelle des Aquarienglases aufgeklebt werden. Diese Thermometer, die die Temperatur durch eine unterschiedliche Färbung der Schrift anzeigen, werden gelegentlich als nicht hinreichend genau kritisiert.

Mit einem Käscher oder einer Fischfangglocke werden Fische oder auch frei schwimmende Pflanzenbestandteile aus dem Wasser herausgefischt. Eine Fischfangglocke ist dabei besonders geeignet, wenn die Fische sehr empfindlich sind oder man Jungfischschwärme fangen möchte. Schlauch und Eimer sind nötig, um den Wasserwechsel vornehmen zu können. Ein Mulmsauger ist behilflich, um Mulm aus dem Aquarium zu entfernen. Sinnvoll ist ein Futterautomat, der über einen längeren Zeitraum regelmäßig Futter in das Aquarien abgibt. Mit ihm wird die Versorgung der Fische während eines Urlaubs sichergestellt. Aquarianer, die besonders Wert auf die Pflege ihrer Aquarienpflanzen legen, verwenden außerdem eine langstielige Pflanz-Pinzette und -Schere.

Für die Bestimmung der Wasserwerte werden zum Teil elektronische Geräte angeboten. Es gibt aber auch einfach anzuwendende Tauch- und Tropftests. Bei Tauchtests werden Teststicks kurz ins Aquarienwasser getaucht. Anhand einer Farbskala kann dann der zu bestimmende Wert gemessen werden. Im Handel erhältlich sind dabei Tauchtests, die gleichzeitig Nitrit, Nitrat, die Gesamthärte, die Karbonathärte und den pH-Wert bestimmen. Das im Wasser gelöste Kohlenstoffdioxid lässt sich am einfachsten mit einem CO2-Dauertest messen.

Auch die Tropftests messen die im Wasser enthaltenen Stoffe mit einer Farbskala. Dabei werden eine bestimmte Anzahl einer Testlösung auf meist fünf Milliliter Aquariumwasser gegeben. Sowohl Tauch- wie Tropftests bestimmen die Wasserwerte nicht so exakt wie eine Larboruntersuchung. Für die meisten Aquarianer sind die Tests jedoch hinreichend genau.

Leitungswasser und Aquarienwasser

Hobbyaquarianer entscheiden sich meist für einen Besatz mit Lebewesen, die mit den Wasserbedingungen zurechtkommen, die das jeweilige Leitungswasser bietet. Sofern die Wasserwerte des Aquariums auch beim Leitungswasser vorliegen, kann dann ein Aquarium nach einem Teilwasserwechsel direkt mit entsprechend temperiertem Leitungswasser aufgefüllt werden. Viele Aquarianer behandeln das Wasser jedoch mit einem Wasseraufbereiter, um die darin befindlichen Schwermetalle zu binden und eventuell vorhandenes Chlor zu neutralisieren. Nur bei sehr stark mit Schwermetallen oder Herbiziden belastetem Wasser ist eine Filterung mit einem Carbonit-Filter notwendig.

Generell lässt sich Leitungswasser so verändern, dass jeder gewünschte Wasserwert erreicht werden kann. So kann sehr hartes Leitungswasser durch eine Umkehrosmose oder durch einen Mischbettfilter auf die gewünschten niedrigen pH-Werte gebracht werden. Brackwasser- oder Salzwasserbedingungen werden durch die Hinzufügung von speziellen Salzmischungen erzielt.

Bodengrund

Süßwasseraquarien haben grundsätzlich einen Bodengrund; in der Meerwasseraquaristik ist dies vom Aquarientyp abhängig.

Kies wird am häufigsten als Bodengrund verwendet. Ihn gibt es in unterschiedlichen Körnergrößen. Empfehlenswert sind rund geschliffene Steine, damit Fische mit empfindlichen Barteln sich daran nicht verletzen können. Die Kiesgröße ist abhängig von den zu pflegenden Lebewesen. Generell besteht die Gefahr, dass bei zu großer Kiesgröße Futterreste in die Steinlücken fallen, dort für die Fische nicht erreichbar sind und in den Lücken verfaulen, was die Wasserwerte negativ beeinflusst. Kleine Kiesgrößen mit einem Durchmesser von etwa einem Millimeter sind beispielsweise bei Süßwassergarnelen notwendig. Die Tiere sind dann in der Lage, die einzelnen Steine mit ihrem Beinen umzudrehen und nach Algenaufwuchs abzusuchen. Aquarianer, die Wert auf gutes Pflanzenwachstum legen, bringen unterhalb der Kiesschicht meist noch eine spezielle Aquarienpflanzerde ein, um die Pflanzen ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen. Andere Aquarianer verzichten darauf, da bodenwühlende Schnecken diese Pflanzerde nach oben wühlen können. Statt dessen bringen sie Düngekugeln direkt unterhalb der Pflanzen in den Kies ein. Die Färbung des Kieses ist zu einem großen Teil eine ästhetische Entscheidung. Fische, die in Aquarien mit sehr hellem Kies als Bodengrund gehalten werden, wirken jedoch blasser. Bei Fischarten, die aus schattigen Lebensräumen stammen, kann ein zu heller Bodengrund ein scheueres Verhalten auslösen.

Sand ist bei einigen wenigen Fischarten als Bodengrund notwendig, um ihrer wühlenden Versteckweise entgegenzukommen. Geeignet für Aquarien ist allerdings nur solcher Sand, der vom Wasser nicht verändert wird, der nicht verklebt und zudem aus rundlichen Körnchen besteht, die das Eindringen von Wasser und Pflanzenwurzeln in den Bodengrund ermöglichen.

Dekorationsmaterial im Aquarium

Die Partnergrundel (Amblyeleortis guttata) sollte nur paarweise und mit den Knallkrebsen Alpheus bellulus oder A. ochrostiatus zusammen gehalten werden

Aquarien werden häufig mit Steinen, leeren Muschelschalen und Moorkienwurzeln dekoriert. Die Verwendung dieses Dekorationsmaterials dient nicht nur der ästhetischen Befriedigung des Aquarienbesitzers, sondern ist für die im Aquarien gepflegten Lebewesen häufig auch notwendig. So sind beispielsweise viele Cichliden Höhlenbrüter und legen ihren Laich nur an der Oberdecke einer Steinhöhle ab. Welse raspeln das Holz der Moorkienwurzeln ab und Bienengarnelen suchen bevorzugt darauf nach kleinem Algenaufwuchs. Einige Fischarten wie der Tanganjika-Schneckenbarsch sind darauf angewiesen, dass ihr Aquarium ihnen leere Schnecken- oder Muschelschalen als Rückzugsmöglichkeit anbietet. Und letztlich bilden, ähnlich wie Wasserpflanzen, solche Dekorationsgegenstände die Markierung von Reviergrenzen für territoriale Arten.

Lebewesen im Aquarium

Aquarienpflanzen

Bei den im Aquarium kultivierten Pflanzen handelt es sich entweder um Wasserpflanzen, die stets submers wachsen oder um auch emers gedeihende Sumpfpflanzen. Nach Schätzungen der Aquarienpflanzenexpertin Christel Kasselmann werden zwischen 100 und 150 Pflanzenarten als Aquarienpflanzen angeboten. Lediglich 30 Arten davon sind echte Wasserpflanzen.

Auch wenn ein Aquarium wie etwa ein Felsenbecken ohne Aquarienpflanzen betrieben werden kann, spielen sie in den meisten Aquarien eine wichtige Rolle. Als „Abfallprodukt“ der Photosynthese produzieren sie während der Beleuchtungsphase des Aquariums Sauerstoff, der von den anderen im Aquarium gehälterten Lebewesen zum Leben benötigt wird. Sie reduzieren außerdem das im Aquarium unerwünschte Algenwachstum, indem sie diesen bei gutem Wuchs Nährstoffe entziehen. Schadstoffe wie Phosphat, Nitrat und Ammonium werden gleichfalls durch Pflanzen abgebaut. Darüberhinaus bieten sie Fischen und Wirbellosen Verstecke und Reviergrenzen.

Brasilianisches Tausendblatt

Die für Holländische Pflanzenaquarien typischen Pflanzenstraßen werden mit Pflanzen wie Bachburgel, Kardinalslobelie und Mooskugeln erzielt. Besitzer von diesen Aquarien bemühen sich häufig um die Kultur besonders anspruchsvoller Aquarienpflanzen wie Zungenblatt, Cognacpflanze, Wasserhaar und Tausendblatt. Im Japanischen Naturaquarium spielen besonders häufig kleinwüchsige und zierliche Arten eine Rolle, die im Vordergrund gepflanzt werden. Dazu zählen das Teichlebermoos, das Zungenblatt und die Nadelsimse. Häufig werden in diesen Aquarientypen auch Pflanzen wie beispielsweise der Javafarn auf Steine oder Wurzeln aufgebunden. In Aquarien mit Fischen, die zarte Pflanzen fressen, hat sich insbesondere das Zwergspeerblatt bewährt, dessen harte Blätter von kaum einer Fischart geschädigt werden.

Kohlenstoffdioxid, das die Pflanzen für ihr Wachstum benötigen, ist im Wasser nur in geringem Maße gelöst. Der Bedarf an Kohlenstoffdioxid ist je nach Pflanzenart unterschiedlich. Es gibt eine Reihe von Aquarienpflanzen wie beispielsweise die Dichtblättrige Wasserpest, der Indische Wasserfreund und der Indischer Wasserstern, deren Kohlenstoffdioxidbedarf durch einen regelmäßigen Teilwasserwechsel sichergestellt werden kann. Alle drei Pflanzenarten gehören zu denen, die für ein neu eingerichtetes Aquarium besonders häufig empfohlen werden. Da sie gut anwachsen und schnellwüchsig sind, entziehen sie in der Anfangsphase eines Aquariums, in der die Gefahr eines übermäßigen Algenwachstums besonders hoch ist, diesen effektiv die Nahrungsgrundlage. Wegen ihrer einfachen Kultivierung werden sie außerdem regelmäßig als preisgünstige Bundware angeboten.

Sehr viele Aquarienpflanzen benötigen für ein gutes Gedeihen einen höheren Kohlenstoffdioxidgehalt im Wasser, als über den Teilwasserwechsel sichergestellt werden kann. Diese Pflanzen sind auf eine Kohlenstoffdioxid-Düngung angewiesen. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Möglichkeit, diese Düngung zu erzielen. Dies reicht von einer auf der alkoholischen Gärung basierenden Gärungsanlage bis zum computergesteuerten Druckgasflaschensystem.

Nahezu alle im Handel angebotenen Aquarienpflanzen stammen aus Gärtnereien, die sich auf die Zucht von Aquarienpflanzen spezialisiert haben. Vor allem aus der Gattung der Schwertpflanzen werden immer wieder neue Varietäten herangezogen, die sich vor allem durch interessante rot bis rotbräunlich gesprenkelte Blattfarben auszeichnen.

Fische

Der Diskus gilt vielen Aquarianern immer noch als der „König der Fische“
Kongosalmler werden meist in einem tropischen Gesellschaftsbecken gepflegt
Siamesischer Kampffisch, Männchen - sie wurden erstmals 1893 in Frankreich nachgezüchtet

Die ersten gehälterten Fischarten stammten meist aus heimischen Küsten- und Binnengewässern. Zu den wenigen fremdländischen Aquarienfischen, die bereits sehr frühzeitig in der aquaristischen Literatur genannt wurden, zählt der Goldfisch. Zu den ersten auffällig gefärbten Tropenfischen, die gezielt und regelmäßig importiert wurden, zählt der Paradiesfisch. Für ihn ist belegt, dass er 1876 erstmals in Deutschland gehalten wurde. Diese Fischart zählte zu den wenigen, die den langen Transport aus Asien überstehen konnten. Paradiesfische sind nicht nur auf die Kiemenatmung angewiesen, sondern sind als eine Art, die in Biotopen mit ständig niedrigem Wasserstand lebt, auch in der Lage, über ihr sogenanntes Labyrinthorgan atmosphärischen Sauerstoff zu atmen.

Aufgrund der Nachfrage in Europa folgten sehr schnell weitere Fischarten, die aus Regionen wie Manaus in Brasilien, Bangkok in Thailand oder Jakarta importiert wurden. Meist handelte es sich wie beim Paradiesfisch um Labyrinthfische. Aufgrund des langwierigen Transports setzten sich jedoch in der Aquaristik anfangs nur solche Fischarten durch, die erfolgreich nachgezüchtet werden konnten. Die Mehrzahl der heute im Handel erhältlichen Fische stammt aus Nachzuchten. Wildfänge werden jedoch nach wie vor regelmäßig angeboten, da einige Fischarten nach wie vor in Gefangenschaft nicht nachzüchtbar sind. Über Wildfänge werden außerdem bis heute neue Arten in die Aquaristik eingeführt. Das gilt insbesondere für Panzerwelse und Buntbarsche.

Wie viele andere Hobbys unterliegt auch die Beschäftigung mit der Hälterung von Lebewesen in Aquarien Trends und Moden. In der Süßwasseraquaristik gilt der Diskus vielen Aquarianern immer noch als der „König der Fische“. Ebenfalls sehr beliebt ist die Haltung von Skalaren und der sogenannten Mbunas. Viele Aquarianer halten außerdem Welse, wobei eine starke Nachfrage insbesondere nach solchen Arten besteht, die wie der Großkopf-Bratpfannenwels oder der Blauer Antennenwels eine ausgefallene Körperform haben. Bei einigen neu eingeführten Welsarten wie dem sehr auffallend gefärbtem Zebrawels drückt sich diese Nachfrage auch in einem, im Vergleich zu anderen Fischarten hohen Preis aus.

Nach ihrer Nahrungsweise können Fische in fischfressende Piscivoren, insektenfressende Insektivoren, pflanzenfressende Herbivoren und Phyto- und Planktonfresser unterteilt werden. Meist lässt schon die Stellung des Fischmauls darauf schließen, welche Nahrungsnische die jeweilige Art nutzt. Fische mit oberständigem Maul sind in der Regel an der Wasseroberfläche jagende Fische. Ein unterständiges Maul ist meist bei den Bodenfischen zu finden, die im Mulm nach Nahrung suchen oder Algenaufwuchs abraspeln.

Zur Fütterung der Fische bietet die Tierfutterindustrie heute ein großes Spektrum an Zierfischfutter an. Trockenfutter, das in Flocken-, Granulat- oder als Futtertabletten angeboten wird, gibt es in unterschiedlichen Zusammensetzungen, um den unterschiedlichen Nahrungsanforderungen der einzelnen Fischarten gerecht zu werden. Gefriergetrocknete Daphnien und Mückenlarven dienen vor allem der Fütterung von überwiegend räuberisch lebenden Fischarten. Nicht alle Fischarten nehmen jedoch Trockenfutter an. Frostfutter ist eine mögliche Alternative, diese Fische zu füttern. Arten wie Schützenfische sind jedoch auf Lebendfutter angewiesen. Lebendfutter wie Grindale und Salinenkrebse können selbst herangezogen werden. Der Handel bietet aber eine Reihe von Futtertieren an.

Wirbellose und Amphibien

Apfelschnecke, die mit ihrem Siphon Luft holt

Vor allem in den letzten Jahren hat in der Süßwasseraquaristik die gezielte Haltung von Wirbellosen zugenommen. In der Meerwasseraquaristik wurde sie schon länger praktiziert.

Turmdeckel- und Posthornschnecken sind schon seit längerer Zeit in Aquarien zu finden. Insbesondere die grabenden Turmdeckelschnecken belüften den Bodengrund und verwerten organische Pflanzenstoffe. Obwohl sie damit ein gesundes Pflanzenwachstum sicherstellen, waren sie in der Aquaristik immer eher „Beitiere“. Der Handel bietet daneben immer mehr an auffallend gefärbten oder geformten Schnecken wie die unterschiedlichen Arten der Apfelschnecken oder die Zebrarennschnecke an. Diese werden anders als Turm- und Posthornschnecke gezielt im Aquarium gepflegt. Wegen ihres hohen Stoffwechsels müssen sie bei der maximal im Aquarium haltbaren Tierzahl mit eingerechnet werden. So rechnet man, dass auf eine ausgewachsene Apfelschnecke eine Wassermenge von 10 Litern nötig ist. Die maximale Anzahl von Apfelschnecken in einem 60-Liter-Aquarium sind ohne Fischbesatz daher sechs Schnecken.

Seit einigen Jahren werden auch vermehrt Süßwassergarnelen im Aquarium gehalten. Ihre Popularität ist vor allem auf den japanischen Fotografen und Aquarianer Takashi Amano zurückzuführen, der in seinen Aquarien Yamatonuma-Garnelen zur Algenkontrolle einsetzte. Dies hat zu einer vermehrten Einführung anderer Süßwassergarnelenarten geführt. Derzeit besonders beliebt ist die Haltung der sogenannten Bienengarnelen und darunter vor allem die der Kristallrote Zwerggarnele, einer Zufallsmutation, die ähnlich wie Meerwassergarnelen eine leuchtend rote Körperfärbung aufweist.

Im Handel angeboten werden außerdem einige Krebsarten. In der Süßwasseraquaristik sind es vor allem Flußkrebsarten, die zur Fauna Australiens gehören. Diese in ihrem Habitus einem Hummer ähnlichen Krebsarten werden vorwiegend in Farmen für Speisezwecke gezüchtet. In den Zoofachhandel gelangen vor allem blau gefärbte Exemplare wie der Yabbi, der Marron und der Red Claw Hummer. Alle drei Arten benötigen sehr große Aquarien, können nur mit großen Fischen vergesellschaftet werden und vergreifen sich auch an den Aquarienpflanzen. Beliebt ist deshalb auch der im Vergleich dazu winzige Orangene Zwergflusskrebs. Krabben dagegen werden nicht im Aquarium gepflegt; sie benötigen für ihr Wohlbefinden auch immer einen ausreichend großen Landteil und sind deshalb besser in einem Paludarium aufgehoben.

Seltene Pfleglinge im Aquarium sind Amphibien. Zu den im Aquarium pflegbaren Arten zählen Krallenfrösche, Zwergkrallenfrösche, der Japanischer Feuerbauchmolch, der Axolotl sowie die Schwimmwühle.

Im Aquarium unerwünschte Lebewesen

Algen

Guppy - sie zählen zu den Fischen, die Algenaufwuchs fressen
Muschelblumen entziehen dem Wasser Nährstoffe und reduzieren dadurch das Algenwachstum
Die Yamatonuma-Garnele wird gleichfalls zur Algenbekämpfung im Aquarium gepflegt

Algensporen sind nur wenige Mikrometer groß. Sie werden beim Um- und Einsetzen von Fischen und Pflanzen sowie beim Wasserwechsel mit eingeschleppt. Vermehren sie sich explosionsartig, ist dies ein Hinweis darauf, dass die Stickstoffumwandlung im Aquarium nicht ausreichend gut funktioniert.

Besonders in der Startphase eines Aquariums können sich Blaualgen stark vermehren, die einen meist blaugrünen, gelegentlich auch schwärzlich-purpurnen oder bräunlichen Überzug über Pflanzen und Steinen bilden. Blaualgen wachsen sehr schnell und können Pflanzen, die noch nicht gut angewachsen sind, unter sich ersticken. Eine mechanische Entfernung ist zwar sinnvoll, allerdings können selbst aus kleinsten Rückständen wieder große Algenmengen nachwachsen.

Zu den Rotalgen zählen die sogenannten Bart-, Pinsel- und Pelzalgen. Sie sind von einer schmutzig grünen bis schwärzlichen Farbe. Die namensgebende Rotfärbung ist dann sichtbar, wenn man die Algenfäden in Spiritus legt. Rotalgen werden allerdings im Gegensatz zu den Blaualgen von einer Reihe von Fischarten gefressen. Kieselalgen treten dann auf, wenn ein Aquarium nur unzureichend beleuchtet ist und der Sauerstoffwert wegen der dann geringen Assimilationsleistung der Aquarienpflanzen zu niedrig ist. Diese Algen, die einen schmierig-bräunlichen Belag auf Steinen und Wurzeln bilden, verschwinden, wenn die Lichtverhältnisse im Aquarium verbessert werden. Grünalgen stellen dagegen ähnlich hohe Ansprüche an das Wasser wie die Aquarienpflanzen. Sie sind von grüner bis hellgrüner Farbe und wachsen je nach Art watteartig, fadenförmig oder büschelartig und lassen sich einfach mit der Hand oder einer Pinzette entfernen.

Maßnahmen gegen Algen

Einem übermäßigen Wachstum von Algen in der Einlaufphase eines Aquariums kann vorgebeugt werden, in dem man mehrere Wochen wartet, bis das Aquarium das erste Mal mit Fischen und Wirbellosen besetzt wird. In dieser Zeit wird das Aquarium etwa 10 Stunden am Tag beleuchtet und der Filter läuft ständig. Gleichzeitig wird das Aquarium sehr dicht mit schnellwüchsigen Pflanzen bepflanzt. Die Pflanzen entziehen den Algen die für ihr explosionsartigen Wachstum nötigen Nährstoffe und im Filter können sich in dieser Zeit die Mikroorganismen ansiedeln, die für den Abbau von Ammonium, Phosphat und Nitrat notwendig sind. Die überwiegende Anzahl der Aquarienpflanzen sind Sumpfpflanzen , die in Wassergärtnereien emers herangezogen werden. Sie brauchen daher einige Tage, um sich auf das Aquarienmilieu umzustellen. Zu den empfohlenen Pflanzen, die auch bei vorheriger emerser Kultur sehr schnell anwachsen, zählen Dichtblättrige Wasserpest, Indischem Wasserfreund und Wasserstern. Zu einer Nährstoffreduktion im Aquarium tragen auch Schwimmpflanzen wie die einheimischen Hornblätter bei. Sie können in großen Mengen zu Büscheln gebunden frei flutend ins Wasser gelegt werden. Auch die Muschelblumen sowie Wasserlinsen tragen dazu bei, ein hohes Nährstoffangebot zu reduzieren.

Eine Reihe von Fischarten fressen Algen. Als hervorragender Algenvertilger gilt die Siamesische Rüsselbarbe und auch die Schönflossige Rüsselbarbe. Auch Ohrgitterwelse und die Antennen-Harnischwelse werden unter anderem wegen dieser Eigenschaft im Aquarium gepflegt. Die auch von Anfängern häufig gehaltenen Guppys sowie die Spitzmaulkärpflinge, zu dem die Zuchtform Black Molly gehört, sind gleichfalls Fische, die Algenaufwuchs fressen. Darüberhinaus sind es Süßwassergarnelen, die wirkungsvoll gegen deren Aufwuchs vorgehen. Mittlerweile bietet der Handel auch chemische Mittel gegen Algenaufwuchs an. Diese Mittel können allerdings auch die Pflanzen schädigen.

Schnecken und Planarien

Obwohl Schnecken eine wichtige Funktion im Aquarium innehaben, können sich einige Arten sehr schnell vermehren und im Aquarium über Hand nehmen. Zur Plage werden sie vor allem dann, wenn Fische zu reichlich gefüttert werden, so dass die Schnecken ein sehr großes Nahrungsangebot finden. Sie können über spezielle Schneckenfallen entfernt werden. Auch einige Fischarten wie beispielsweise die Prachtschmerlen fressen junge Schnecken.

Planarien treten gleichfalls gelegentlich in Aquarien auf. Es handelt sich um bis zu mehrere Millimeter große Würmchen, die auf Scheiben und Einrichtungsgegenständen herumkriechen. Während sie erwachsenen Fischen nicht gefährlich werden, können sie jedoch den Fischlaich fressen. Planarien vermehren sich vor allem dann stark, wenn im Aquarium Futterreste und organische Abfallstoffe reichlich vorhanden sind. Chemische Mittel, die Planarien behandeln, lassen auch Schnecken und gegebenenfalls Pflanzen eingehen. Hilfreich kann es sein, wenn das Aquarium für mehrere Tage eine Wassertemperatur von mindestens 35 Grad Celsius aufweist. In dieser Zeit müssen die Fische und Wirbellosen in einem Ersatzaquarium gepflegt werden.

Chemie im Aquarium

pH-Wert

siehe auch den Hauptartikel pH-Wert für eine ausführlichere Beschreibung

Der Hohe Segelflosser benötigt für sein Wohlbefinden einen pH-Wert zwischen 5,5 und 6,5

Der pH-Wert gilt in der Aquaristik als der wichtigste „Wasserwert“, der sich aus der Karbonathärte und dem Säuregehalt von Wasser ableitet. Lebewesen haben einen unterschiedlich großen Toleranzbereich für den pH-Wert und können außerhalb von diesem nicht überleben. Die Überprüfung, ob eine Tierart in einem Aquarium geeignete Überlebensbedingungen findet, orientiert sich in aller Regel zuerst am pH-Wert. Der Toleranzbereich von Pflanzen ist meist etwas größer als der von Tieren.

Der pH-Wert wird auf einer logarithmischen Skala mit Werten üblicherweise zwischen 0 und 14 gemessen. Wasserwerte im Aquarium liegen zwischen 4,5 und 9,5, wobei beides Extremwerte darstellen. Ein pH-Wert von sieben gilt als „neutral“, d.h. weder als alkalisch noch als sauer. Logarithmisch bedeutet dabei, dass Wasser mit einem pH-Wert von sechs bereits 10 mal mehr Säuren als solches mit einem pH-Wert von 7 enthält. Wasser mit einem pH-Wert gar von fünf enthält bereits 100 mal mehr Säuren als solches mit einem Wert von 7. In der aquaristischen Terminologie wird Wasser mit einem Wert unter sieben als „sauer“ bezeichnet. Sogenannte Schwarzwasseraquarien, in denen südamerikanische Fische wie etwa Skalare oder der häufig gehaltene Rote Neon gut gedeihen, haben beispielsweise pH-Werte im Bereich von 5,5 bis 6,5.

Wasserpflanzen gedeihen am besten in Aquarien mit einem pH-Wert unter 7, da bei diesen Werten in aller Regel auch der für das Pflanzenwachstum wichtige Kohlensäurewert höher ist. In Wasser mit einem pH-Wert über 7, das in der Aquaristik als „alkalisch“ bezeichnet wird, fühlen sich vor allem ostafrikanische Barsche wohl.

Karbonat- und Gesamthärte

Die Karbonathärte (KH) bezeichnet die Menge an Calcium- und Magnesiumionen, die an Hydrogencarbonat-Anionen (HCO3-) gebunden sind. Wasser mit einem niedrigen KH-Wert hat im allgemeinen einen niedrigen pH-Wert, während Wasser mit einem hohen KH-Wert normalerweise alkalisch ist. Die Karbonathärte stellt im Wasser einen Säurepuffer dar, der eine starke und schnelle Veränderung des pH-Wertes verhindert. Dies kann bei KH-Werten unter 2 eintreten. Eine Zugabe von Kohlensäure führt zu einer Erhöhung des KH-Wertes.

Die Gesamthärte wird als dGH bezeichnet und misst die Summe aller im Wasser gelösten Ionen der Erdalkalimetalle. Zu diesen zählen neben Magnesium und Calcium unter anderem Strontium und Barium. In der Aquaristik spielt die Gesamthärte eine geringere Rolle als die Karbonathärte, da 80 % der im Wasser gelösten Ionen aus Calcium und Magnesium bestehen. Generell ist die Karbonathärte geringer als die Gesamthärte.

Leitwert

Mit dem Leitwert wird die Summe aller gelösten Salze im Wasser bezeichnet. Je mehr Salze im Wasser gelöst sind, desto besser ist die Leitfähigkeit. Vollentsalztes Wasser leitet dagegen keinen Strom mehr.

Der Leitwert spielt insbesondere dann eine Rolle, wenn Weichwasserfische gezüchtet werden sollen.

Salzgehalt und Redoxpotential

Eine Bestimmung des Salzgehaltes und des Redoxpotentials wird nur für Brackwasser- und Meereswasseraquarien benötigt.

Die Dichte des Salzgehaltes wird mit einem Aräometer gemessen. Süßwasser hat bei einer Temperatur von 4 Grad Celsius ein spezifisches Gewicht von 1,0. Tropisches Meereswasser, also das Meereswasser, das normalerweise in einem Meereswasseraquarium nachgebildet wird, hat dagegen bei dieser Temperatur wegen der gelösten Salze und Spurenelemente ein spezifisches Gewicht zwischen 1,020 und 1,027. Brackwasser liegt zwischen diesen beiden Werten. Die in der Aquaristik verwendeten Aräometer sind auf 24 Grad Celsius geeicht.

Das Redoxpotential (rH-Wert) sagt aus, wie hoch das Wasser mit organischen Substanzen belastet ist und welchen Gehalt an Sauerstoff es aufweist. Hohe Werte deuten auf einen hohen Sauerstoffgehalt und einen geringen Gehalt an organischen Stoffen hin. Gemessen wird der rH-Wert mit elektronischen Messgeräten. Bei der Ermittlung der Werte muss auch der pH-Wert sowie die Wassertemperatur berücksichtigt werden.

Stickstoffumwandlung im Aquarium

Stickstoffkreislauf im Aquarium

Die Stickstoffumwandlung, die durch Pflanzen, Filter und Mikroorganismen im Aquarium stattfindet, wird gelegentlich auch als Stickstoffkreislauf bezeichnet. Bei den wenigsten Aquarien liegt jedoch tatsächlich ein Kreislauf vor, bei dem keine Eingriffe mehr notwendig sind. Die Lebewesen im Aquarium sind in der Regel auf Futter angewiesen und zur Nitratreduzierung ist ein regelmäßiger Teilwasserwechsel notwendig.

Aus den Exkrementen der im Aquarium gepflegten Lebewesen sowie dem unverbrauchtem Futter wird zunächst das giftige Ammoniak freigesetzt. Durch die Ammonifikation reagiert das Ammoniak im Wasser sofort zu Ammonium. Dieses ist für die Fische und Wirbellosen des Aquariums unschädlich. Für Pflanzen stellt es sogar einen wertvollen Dünger dar. Lediglich bei hohen pH-Werten und Temperaturen läuft die Umwandlung von Ammoniak in Ammonium nicht ab. Für Fische stellt Ammoniak ein starkes Gift dar. Ist im Ammoniak im Wasser hoch konzentriert, sind diese nicht mehr in der Lage, über die Kiemen Ammoniak abzuatmen. Sie vergiften sich dann letztlich selber.

Das Ammonium, das von den Pflanzen nicht als Nährstoff verbraucht wird, wird von Mikroorganismen wie Nitrosomonas-Bakterien, die sowohl im Aquarium als auch im Filter vorhanden sind, in Nitrit abgebaut. Nitrit ist wie Ammoniak für Fische giftig und bereits ab Werten von 1 Milligramm pro Liter tödlich. Ein plötzliches Hin- und Herschießen der Fische im Aquarium, apathisches Verhalten oder hektisches Atmen weisen auf eine mögliche Vergiftung durch Nitrit hin. Nitrit wird allerdings durch Nitrobakter-Bakterien in der letzten Stufe des aeroben Stickstoffabbaus in Nitrat umgewandelt. Dieser gesamte Prozess, bei dem unter Verbrauch von Sauerstoff Nitrit in Nitrat umgewandelt wird, wird als Nitrifikation bezeichnet. Nitrat ist für Fische nicht giftig. Er sollte allerdings einen Wert von 50 Milligramm pro Liter nicht übersteigen. Nitrat wird durch den regelmäßigen Teilwasserwechsel aus dem Aquarienwasser entfernt. Daneben findet jedoch ein weiter Prozess statt, bei dem von Mikroorganismen Nitrat als Ersatz für Sauerstoff veratmet wird. Diesen anaerob ablaufenden Prozess bezeichnet man als Denitrifikation. Er wird im Aquarium durch sehr poröse Filtermaterialien unterstützt, die den Nitrat abbauenden Mikroorganismen Lebensraume bieten.

Wirtschaft, Wissenschaft, Natur- und Tierschutz

Herkunft der im Aquarium gepflegten Lebewesen

Die meisten regelmäßig im Zoofachhandel angebotenen Süßwasserfische stammen aus Nachzuchten. Geschätzt wird, dass es jährlich 300 Millionen Zierfische sind, die für den Aquarienhandel herangezogen werden.

Gezüchtet werden die Fische vor allem in Südostasien. Zuchtstationen befinden sich vor allem im Umland von Hongkong, Singapur und Bangkok sowie in geringerem Umfang auf Sri Lanka, Japan und Taiwan. Darüberhinaus gibt es große Zierfischzuchten in Nord- und Südamerika, in einigen südafrikanischen Ländern sowie Israel und Tschechien. Deutschlands größter Zierfischzüchter ist in Bad Lauterberg ansässig und züchtet jährlich etwa eine Millionen Zierfische. Zuchtanlagen für Meerwasserfische sind vor allem seit der Mitte der 1990er Jahre entstanden.

Für den Flugzeugtransport in die Importländer werden die Fische in der Regel in Beutel verpackt, die zu einem Drittel mit Wasser und zu zwei Drittel mit Luft oder Sauerstoff gefüllt sind. Luft wird bei Arten wie Labyrinthfischen und Panzerwelsen verwendet, da diese auch atmosphärische Luft atmen. Für sie wäre reiner Sauerstoff tödlich. Gelegentlich wird dem Wasser auch ein Betäubungsmittel beigegeben, damit der Stoffwechsel der Fische nicht zu hoch ist und das Wasser nicht zu sehr belastet wird. Zierfischexporteure lassen außerdem ihre Fische vor dem Transport einige Tage fasten, um die Wasserbelastung niedrig zu halten. Die Beutel werden dann in Styroporboxen verpackt und an ihre Bestimmungsorte geflogen. Eine der großen Frachtflughäfen, an denen viele Zierfische ankommen, ist der Frankfurter Flughafen. Importeure sind in der Regel Großhändler, die die Fische zunächst in Quarantänebecken halten. In den Verkauf gelangen sie in der Regel erst nach sieben bis 14 Tagen.

Wild gefangener Piranha

Nach wie vor werden außerdem weltweit Fische, Pflanzen und Wirbellose aus der freien Natur für den Tier- und Pflanzenexport entnommen. Vor allem in Länder mit einem niedrigen Pro-Kopf-Einkommen kann dies in ländlichen Regionen für Bevölkerungsteile eine wesentliche Einkommensquelle darstellen. Regelmäßig importiert werden vor allem Fische, die gar nicht oder nur sehr schwer nachzuzüchten sind. Darüberhinaus besteht eine große Nachfrage nach aquaristischen Neuheiten. Geschätzt wird die Zahl der Wildfänge auf 30 Millionen pro Jahr.

Die negativen Auswirkungen der Sammlung von Fischen und Pflanzen werden immer wieder kritisch diskutiert. Als Kritikpunkte werden unter anderem angeführt, dass beim Wildfang von Riff-Fischen Korallenriffe zerstört, sehr viele andere Tierarten als Beifang entnommen und Artbestände so stark geplündert werden, dass Populationen im ursprünglichen Verbreitungsgebiet zusammenbrechen. Sammelexpeditionen sind langwierig, kostspielig und nicht immer erfolgreich. Der Transport zu den Exportzentren kann für die Tier sehr belastend sein. Viele Aquarianer halten deshalb nur Fische aus Nachzuchten. Unter US-Aquarianern, die sich auf die Meerwasseraquaristik spezialisiert hatten, gaben in einer in 1997 durchgeführten Umfrage zwei Drittel der Befragten an, dass sie lieber Fische aus Nachzuchten kaufen würden als Wildfänge. 80 Prozent der Befragten gaben außerdem an, dass nur solche Fische in den Handel gelangen sollten, bei denen entweder durch Fangquoten der Fortbestand der Art vor Ort sichergestellt ist oder die direkt aus Nachzuchten stammten.

Tierquälerei Aquarium

Eine artgerechte Haltung von Fischarten im Aquarium ist möglich. Sie setzt wie bei jeder Haltung von Lebewesen ein ausreichendes Wissen voraus. Viele Aquarianer investieren viel Zeit und Geld, um ihren Fischen oder Wirbellosen artgerechte Bedingungen zu bieten. Eine Reihe von Aquarianern halten auch bewusst nur solche Tiere, die nachzüchtbar sind und unternehmen zum Teil große Anstrengungen, um seltenere Fischarten nachzuzüchten.

Ist kein ausreichendes Wissen vorhanden, können in einem Aquarium sehr schnell Bedingungen entstehen, die als Tierquälerei angesehen werden können. Typische Haltefehler sind:

  • ein zu hoher Besatz an Fischen und Wirbellosen. Es gibt unterschiedliche Faustregeln, die maximale Besatzgröße im Aquarium zu berechnen. Als Anhaltspunkt kann gelten, dass pro Zentimeter Fisch zwei Liter Wasser im Aquarium notwendig sind.
  • die Vergesellschaftung von Tierarten, die untereinander unverträglich sind,
  • die Haltung von Tierarten bei Wasserwerten, die außerhalb des Spektrums liegen, bei denen sie sich wohlfühlen. Auch eine zu starke Fütterung kann dazu beitragen, dass sich Wasserwerte im Aquarium verschlechtern und ein für die Fische erträgliches Maß übersteigen. Nicht durchgeführte Teilwasserwechsel führen gleichfalls meist zu schlechten Wasserwerten (s. jedoch Altwasseraquaristik).
  • die Einzelhaltung von Schwarmfischen
  • die Gruppenhaltung von Fischen und Wirbellosen mit territorialem Verhalten in nicht ausreichend großen Becken, so dass die Tiere ein stark aggressives Verhalten untereinander zeigen.
  • die Haltung von Fischen in nicht der Fischgröße entsprechenden Becken.
Das Silberflossenblatt wird häufig als Süßwasserfisch angeboten, benötigt jedoch Brackwasser für sein Wohlbefinden

Im besten Fall reagieren die Fische auf diese Haltefehler mit verzögertem Wachstum und verringerter Farbpracht. Häufiger gehen die Fische allerdings zugrunde, wobei sich das Sterben über mehrere Monate hinziehen kann.

Viele Mitarbeiter des Zoofachhandels sind fachlich kompetent und raten vom Kauf bestimmter Fischarten ab, wenn sie den Eindruck haben, dass der Käufer nicht die geeigneten Haltevoraussetzungen bietet. Die Qualität der Beratung ist allerdings personenabhängig. Bei einigen Arten werden Zuchtformen angeboten, die aus Sicht einer sehr großen Zahl von Aquarianern Qualzuchten darstellen. Dies sind beispielsweise Goldfische mit teleskopartig vergrößerten Augen oder so stark vergrößerten Flossen, dass ein artgerechtes Verhalten den Tieren nicht mehr möglich ist. Regelmäßig werden außerdem Arten angeboten, die sehr spezielle Halteanforderungen stellen, die die wenigsten Aquarianern erfüllen können. So wird beispielsweise das Silberflossenblatt regelmäßig als Süßwasserfisch angeboten, obwohl der Fisch im ausgewachsenen Zustand ein 1.400 Liter Aquarium mit Brackwasserbedingungen benötigt.

Erhaltungszuchten

Eine Reihe von Fischarten, Wirbellose als auch Wasserpflanzen sind vom Aussterben bedroht oder gelten als in der freien Natur bereits ausgestorben. Tropische Lebewesen haben zum Teil nur sehr kleine Verbreitungsgebiete. So ist der südamerikanische Villavicencio-Zwergbuntbarsch nur in wenigen Gewässern in der Nähe der kolumbianischen Stadt Villavicencio am Fuße der Anden gefunden worden und ist durch Biotopzerstörung bedroht. Der Endlers Guppy aus der Familie der Lebendgebärenden Zahnkarpfen stammt aus einer einzigen Süßwasser-Lagune im Nordosten Venezuelas. Er gilt in der freien Natur als ausgestorben; als Aquarienfisch wird er jedoch sowohl von Privatpersonen als auch öffentlichen Zoos wie beispielsweise dem Kölner Zoo gezüchtet. Dies gilt auch für eine ganze Reihe anderer Arten. Die Fachzeitschrift Aquarium Live veröffentlichte beispielsweise in ihrer Ausgabe vom April/Mai 2006 einen Aufruf von Professor Dr. Peter Finke, sich an der Erhaltungszucht der Gattung Parasphromenus zu beteiligen. Diese Fische gehören zu den am meisten bedrohten Labyrinthfischen, da ihr Lebensraum durch Waldabholzung bedroht ist. Die in sehr sauren, fast mineralstofffreien Urwaldbächen Südostasiens lebenden Fische sind allerdings in ihrer Hälterung sehr anspruchsvoll und werden äußerst selten im Zoofachhandel angeboten. Es existiert aber ein Arbeitskreis, der sich zum Ziel gesetzt hat, das Aussterben dieser Fischgattung zumindest in Aquarien aufzuhalten.

Erhaltungszuchten sind jedoch nicht einfach durchzuführen. In Gefangenschaft gezüchtete Fische können sich sehr schnell in Körperform und Färbung deutlich von denen in freier Natur lebenden Artgenossen unterscheiden.

Wissenschaft und Aquaristik

In Aquarien gehaltene Lebewesen haben immer wieder eine Rolle in den Naturwissenschaften gespielt. Das gilt von den Sauerstoffforschungen von Priestley anhand von Wasserpflanzen im 18. Jahrhundert über die Beobachtungen von Konrad Lorenz über Territorialverhalten am Beispiel des Stichlings im frühen 20. Jahrhundert bis zu den Untersuchungen über Auswirkungen von in Wasser gelösten Schadstoffen heute. Die Aquaristik führt auch dazu, dass Tier- und Pflanzenarten eingeführt werden, die bislang noch nicht wissenschaftlich beschrieben wurden. Für einige Fischfamilien, bei denen die Anzahl der neu entdeckten Arten die Geschwindigkeit übersteigt, mit der diese eingeordnet werden, behelfen sich Aquarianer mit Code-Systemen. So werden beispielsweise noch nicht klassifizierte Harnisch-Welse mit L-Nummer bezeichnet. Die Rückwirkung des mit der Aquaristik verbundenen kommerziellen Interesse auf die Forschung lässt sich auch an einer gänzlich anderen Familie zeigen. Wissenschaftliche Untersuchungen bei Süßwassergarnelen konzentrierten sich vor wenigen Jahren noch auf die für den menschlichen Verzehr in Shrimps-Farmen gezüchteten Arten. Erst seitdem es eine Nachfrage für in Aquarien haltbare Arten gibt, hat sich hier die Forschung auch auf die zahlreichen anderen Garnelenarten ausgedehnt.

Wirtschaftsfaktor Aquaristik

Geschätzt wird, dass von einhundert deutschen Haushalten etwa vier bis sechs mindestens ein Aquarium pflegen. Etwa vierzig Prozent der Aquarianer besitzen mehr als ein Aquarium. Der Industrieverband Heimtierbedarf veranschlagte den Umsatz mit Aquarienbedarf für 2003 mit 189 Millionen Euro. Damit geben Aquarienbesitzer für ihr Hobby mehr aus als Hunde- oder Katzenbesitzer. Nicht in dieser Zahl enthalten ist der Umsatz von Wassertiere und -pflanzen. 2003 wurden für mehr als 20 Millionen Euro Zierfische von Großhändlern importiert. Da die Einzelverkaufspreise im Zoofachhandel deutlich über den Importpreisen im Großhandel liegen, wird der jährliche Umsatz auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt.

Öffentliche Schauaquarien

Die meisten Zoos zeigen auf ihrem Gelände auch Aquarien. Berühmt ist der Zoologische Garten Berlin, der eines der ältesten Aquarien in Deutschland besitzt. Der Aquazoo Düsseldorf verfolgt ein besonders interessantes Konzept. Dieser Zoo, der gleichzeitig Naturkundemuseum ist, bemüht sich in seiner Ausstellung, die Adaption von Tieren an ihren Lebensraum deutlich zu machen. Die Sammlung ist nach pädagogischen Aspekten aufgebaut. Zu den zahlreichen öffentlichen Schauaquarien gehört auch das Deutsches Meeresmuseum in Stralsund und das Seewasseraquarium in Wilhelmshaven. Sehenswert ist auch das Oceanário de Lisboa in Lissabon, das anlässlich der Weltausstellung 1998 errichtet wurde und das als das zweitgrößte Meerwasseraquarium der Welt gilt.

Das größte Aquarium der Welt entsteht derzeit in Großbritannien; das Institut in der Grafschaft Bedfordshire soll zwei riesige Biosphären umfassen, die 200 Aquarien mit Frischwasserfischen, Amphibien und Reptilien enthalten. Das Baukosten dieses Aquariums sind mit 350 Millionen Euro veranschlagt. Es soll im Jahre 2010 fertig errichtet sein. Das derzeit größte Aquarium der Welt befindet sich in Atlanta, USA. Die riesigen Becken fassen mehr als 30 Millionen Liter Wasser. Über 500 verschiedene Spezies, gesamthaft rund 120000 Meeresbewohner, finden Platz in diesem künstlichen Riff. Hauptattraktion sind zwei junge Walhaie. Wegen der Haltung solcher Meerestiere werden diese Aquarien häufig kritisiert. Besonders häufig steht die us-amerikanische Sea World-Kette mit ihren Delphin- und Orca-Shows in der Kritik, da bezweifelt wird, dass derart großen Meerestieren eine artgerechte Haltung geboten werden kann. Die ebenfalls kommerzielle Kette Sea Life Centre verfolgt zumindest in Deutschland ein anderes Konzept und arbeitet mit Greenpeace zusammen. Greenpeace nutzt die Räumlichkeiten für eigene Ausstellungen; die Sea Life Centre zeigen dafür keine Hochseehaie, tropische Fischarten und bedrohte Arten. Diese Verpflichtung verhindert allerdings auch, dass sich die Sea Life Centre an Erhaltungszuchten beteiligen.

Schauaquarien in kleinerem Maßstab betreiben auch einige Aquarienvereine, die in Deutschland überwiegend im Verband deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde e.V. organisiert sind.

Der Besuch von Schauaquarien kann hilfreich sein, um sich einen Eindruck davon zu verschaffen, wie groß die überwiegend als Jungfische im Fachhandel angebotenen Arten werden. Die Fachliteratur gibt zwar grundsätzlich die Körpergröße an, die ausgewachsene Fischarten erreichen. Der optische Eindruck vermittelt jedoch meist ein besseres Gefühl, ob das Heimaquarium die notwendige Größe bietet.

Literatur

Aquarien einrichten

Lebewesen im Aquarium

  • Hans Baensch, Rüdiger Riehl: Aquarien-Atlas, Band 1 bis 6, Mergus Verlag, Melle 1982 bis 2004
  • Hans Gonella: Krebse, Krabben und Garnelen im Süßwasseraquarium, bede-Verlag, Ruhmannsfelden 1999, ISBN 3-931-792-870
  • Bernd Greger: Pflanzen im Süßwasseraquarium, Birgit Schmettkamp Verlag, Bornheim 1998, ISBN 3-928819-16-X
  • Kaspar Host: Pflanzen im Aquarium, Ulmer Verlag, Stuttgart 1986, ISBN 3-8001-7159-7
  • Christel Kasselmann: Aquarienpflanzen. Ulmer Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-8001-7454-5
  • Ulrich Schliewen: Aquarienfische von A bis Z, Gräfe und Unzer Verlag, München 2006, ISBN 3-7742-5694-2
  • Uwe Werner: Ausgefallene Aquarienpfleglinge, Landbuch Verlag, Hannover 1993, ISBN 3-7842-0495-3

Fachzeitschriften

  • Datz - Die Aquarien- und Terrarienzeitschrift, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
  • Amazonas - Süßwasseraquaristik-Fachmagazin, Natur und Tier - Verlag
  • Aquaristik-Fachmagazin, Tetra Verlag GmbH, Berlin
  • Aquarium live, Gong Verlag, Ismaning

Weblinks

Commons: Aquarium – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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