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Sprachfamilien der Welt

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Sprachfamilien der Welt

Die Sprachen der Welt lassen sich in Sprachfamilien aufteilen. Eine Sprachfamilie ist eine Gruppe genetisch verwandter, von einer gemeinsamen Vorgängersprache (Protosprache, Ursprache) abstammender Sprachen. Bei manchen Sprachfamilien lassen sich diese Ursprachen durch systematischen Vergleich der Einzelsprachen bis zu einem gewissen Grade rekonstruieren.

Weitere Details zum Begriff "Sprachfamilie" siehe im Artikel Sprachfamilie.

Dieser Artikel führt alle größeren Sprachfamilien der Welt auf, die mindestens 20.000 Sprecher haben oder aus mindestens 25 Einzelsprachen bestehen. Außerdem bietet er einen statistischen Überblick über alle Sprachen und Sprachfamilien nach Stammkontinent und listet zu jedem Stammkontinent sämtliche heute bekannten Sprachfamilien auf.


Sprachfamilien weltweit mit mindestens 20.000 Sprechern

Die folgende Tabelle führt sämtliche Sprachfamilien der Welt auf, die mindestens 20.000 Sprecher haben. Die "isolierten" Sprachen sind ebenfalls aufgeführt, da man sie als Sprachfamilie mit einem einzigen (zur Zeit bekannten) Mitglied ansehen kann. (Zur Problematik der isolierten Sprachen siehe den ausführlichen Artikel Isolierte Sprachen.) Die Sortierung der Tabelle erfolgt strikt nach der Sprecherzahl. Sprachbünde oder areale Sprachgruppen sind nicht berücksichtigt, da sie keine genetische Einheit darstellen. Außer der Sprecherzahl sind für jede Einheit die Anzahl der Sprachen insgesamt, die Anzahl der lebenden Sprachen (Stand 2006) und ihr Hauptverbreitungsgebiet angegeben. Quellen sind die Informationen der aktuellen Standardwerke zu jeder einzelnen Sprachgruppen, die im unten angegeben Weblink zusammengefasst wurden. Die Sprecherzahlen werden ständig den neuesten Erkenntnissen angepasst, sind aber in vielen Fällen nur als ein zur Zeit bestmöglicher Näherungswert zu sehen.

Die Muttersprache von über 99% der Menschheit gehört zu einer der hier aufgeführten 62 Sprachfamilien. Insgesamt gibt es weltweit heute noch etwa 120 weitere Sprachfamilien bzw. isolierte Sprachen, die aber jeweils weniger als 20.000 Sprecher aufweisen. Die meisten dieser sehr kleinen Einheiten gibt es in Australien, Süd- und Nordamerika und Neuguinea. Sie sind fast alle in ihrer Existenz bedroht. Eine Gesamtdarstellung zeigt der unten angegebe Weblink auf sämtliche Sprachfamilien der Erde.

Sprachfamilien und isolierte Sprachen mit mindestens 20.000 Sprechern

Rang Sprachfamilie Sprachen
insgesamt
Sprachen
lebend
Sprecher Verbreitungsgebiet
1 Indogermanisch 280 220 2675 Mio Europa, SW- und Südasien; heute weltweit
2 Sinotibetisch 343 335 1288 Mio China, Himalaya-Region, Südostasien
3 Niger-Kongo 1386 1364 354 Mio West-, Zentral- und Südafrika
4 Afroasiatisch 354 311 347 Mio Nord-Afrika, Naher Osten
5 Austronesisch 1144 1119 296 Mio Indo-Pazifik, Philippinen, Indonesien, Madagaskar
6 Drawidisch 27 27 220 Mio Süd- und Zentral-Indien; Nord-Indien; Pakistan
7 Turkisch 41 37 160 Mio West- u. Zentral-Asien, Osteuropa, Nordost-Sibirien
8 Japanisch-Ryūkyū 4 4 126 Mio Japan, Okinawa
9 Austroasiatisch 157 156 95 Mio Nordost-Indien, Südostasien
10 Tai-Kadai 69 68 83 Mio Süd-China, Südostasien
11 Koreanisch 1 1 78 Mio Korea
12 Nilosaharanisch 196 188 34 Mio Afrika: Süd-Sahara-Zone, Sudan
13 Uralisch 31 28 24 Mio Nordost-Europa, Ungarn, Ural-Gebiet, Westsibirien
14 Quechua 39 38 10 Mio Peru, Ecuador, Kolumbien, Bolivien, Argentinien
15 Mongolisch 14 14 7,5 Mio Mongolei, Nord-China; Burjatien, Kalmykien
16 Hmong-Mien (Miao-Yao) 21 21 6,3 Mio Süd-China, nördl. Südostasien
17 Tupi 74 60 5,3 Mio Paraguay, Bolivien, Brasilien
18 Kartwelisch 4 4 4,5 Mio Georgien; auch Türkei
19 Maya 33 31 4,2 Mio Mexiko, Guatemala, auch Belize
20 Trans-Neuguinea 533 530 3,2 Mio Neuguinea; Timor, Alor, Pantar
21 Nacho-Dagestanisch 29 29 3,0 Mio Russland: Tschetschenien, Inguschetien, Dagestan
22 Aymara 3 3 2,2 Mio Bolivien, Peru, Chile, Argentinien
23 Oto-Mangue 21 19 2,0 Mio Mexiko, auch Nicaragua, Costa Rica
24 Uto-Aztekisch 32 22 1,6 Mio West-USA, Nordwest- und Zentral-Mexiko
25 Abchaso-Adygisch 5 4 1,1 Mio Nordwest-Kaukasus: Abchasien, Adygien, Kabardien
26 Baskisch 1 1 800 Tsd Baskenland: NO-Spanien, SW-Frankreich (Pyrenäengebiet)
27 Arawak (Maipure) 83 45 640 Tsd Zentralamerika, Karibik, Nord- und Zentral-Südamerika
28 Araucano 2 2 450 Tsd Chile, Argentinien
29 West-Papua 25 25 310 Tsd Halmahera; Irian Jaya: Vogelkop-Halbinsel
30 Zentral-Khoisan (Khoe) 15 13 290 Tsd Namibia, Südafrika, Botswana
31 Totonac-Tepehua 2 2 280 Tsd Mexiko: Puebla, Veracruz, Hidalgo
32 Chibcha 25 15 255 Tsd Meso-Amerika, Kolumbien
33 Sepik-Ramu 102 102 235 Tsd Nordwest- u. Nord-Zentral-Papua-Neuguinea
34 Misumalpa 4 2 193 Tsd Honduras, Nicaragua, El Salvador
35 Athabaskisch-Tlingit 43 30 182 Tsd Westliches Nordamerika
36 Mixe-Zoque 3 2 165 Tsd Mexiko: Oaxaca, Golf, Chiapas ua
37 Algonkin-Ritwan 29 16 146 Mio NO-, Ost- und Zentral-Nordamerika; Kalifornien
38 Ost-Papua 36 33 120 Tsd Neubritannien, Bougainville; Salomonen
39 Tarasco 1 1 120 Tsd Mexiko: Michoacan
40 Paez 1 1 120 Tsd Kolumbien, Ecuador
41 Burushaski 1 1 100 Tsd Nord-Pakistan: Hunzatal, Yasintal
42 Torricelli 47 47 95 Tsd Nordwestliches Papua-Neuguinea
43 Jivaro 7 4 90 Tsd Ecuador, Peru
44 Eskimo-Aleutisch 8 8 80 Tsd Grönland, Nord-Kanada, Alaska, NO-Sibirien
45 Choco 7 2 78 Tsd Panama, Kolumbien
46 Tungusisch 12 11 75 Tsd Russland: Ostsibirien; Nordost-China
47 Matacao 6 6 64 Tsd Bolivien, Paraguay, Argentinien
48 Guaicuru 7 4 60 Tsd Bolivien, Brasilien, Paraguay, Argentinien
49 Carib 46 32 55 Tsd Kolumbien, Venezuela, Guyana, Brasilien
50 Barbaco 10 5 50 Tsd Kolumbien, Ecuador
51 Macro-Ge 41 18 50 Tsd Bolivien, Brasilien
52 Pano-Tacana 38 23 47 Tsd Peru, Bolivien, Brasilien
53 Ost-Vogelkop 3 3 40 Tsd Irian Jaya: Vogelkop-Halbinsel
54 Sandawe 1 1 40 Tsd Tansania: Kondoa-District
55 Tucano 30 24 28 Tsd Kolumbien, Ecuador, Peru, Brasilien
56 Muskogee 7 6 26 Tsd Südost-USA
57 Ticuna 1 1 25 Tsd Kolumbien, Peru, Brasilien
58 Guajibo 6 5 24 Tsd Kolumbien, Venezuela
59 Geelvink-Bay 33 33 22 Tsd Irian Jaya: Geelvink Bay, Yapen-Insel
60 Sioux-Catawba 18 8 22 Tsd Süd-Zentral-Kanada, Zentral-USA; Carolina
61 Yanomam 4 4 20 Tsd Venezuela, Brasilien
62 Nord-Khoisan (Ju) 4 4 20 Tsd Angola, Nord-Namibia, Botswana

Sprachfamilien weltweit mit mindestens 25 Einzelsprachen

Probleme der Sprachidentifikation

Häufig tritt beim "Sprachenzählen" das Problem der Unterscheidung zwischen Sprache und Dialekt auf. So werden z.B. von manchen Forschern die hier angegebenen 39 Quechua-Sprachen als eine einzige Sprache mit 39 - teilweise sehr unterschiedlichen - Dialekten betrachtet. Zuweilen werden Sprachen politisch definiert: dadurch werden z.B. das Serbische, Kroatische und Bosnische als separate Sprachen gewertet, obwohl sie nach linguistischen Kriterien eindeutig nur eine Sprache - Serbo-Kroatisch - darstellen. Ein weiteres Problem sind große Dialektcluster, bei denen benachbarte Dialekte zwar untereinander verständlich sind, die Randdialekte aber so unterschiedlich ausfallen, dass eine wechselseitige Verständigung nicht mehr möglich ist. Ob es sich dabei um eine Sprache mit abweichenden Dialekten handelt oder um mehrere Sprachen, wird von verschiedenen Autoren unterschiedlich gesehen. Die eindeutige Identifikation von Sprachen wird zudem durch die Existenz von Übergangsdialekten erschwert. Z.B. stellen die neuindoarischen Sprachen Nordindiens ein durchgehendes Sprachen- oder Dialektkontinuum dar, die Ausdifferenzierung von Einzelsprachen ist damit sehr schwierig. Sie folgt eher politischen, kulturellen und literarischen Traditionen als linguistischen Kriterien.

Die Sprachfamilien der Erde mit mehr als 25 Einzelsprachen

Die angegebenen Zahlen liegen unter denen von Ethnologue, da Ethnologue in vielen Fällen das, was andere Forscher als Dialekte einer Sprache werten, als eigenständige Sprachen klassifiziert (z.B. "Kölsch" und andere deutsche Dialekte als "Sprachen" in Deutschland.) Die folgenden Zahlen - die wegen der oben erläuterten Probleme natürlich auch nur als Richtwerte zu verstehen sind - stammen für jede Sprachfamilie aus möglichst aktuellen Forschungsarbeiten. Ausgestorbene Sprachen (z.B. Hethitisch beim Indogermanischen) werden mitgezählt, soweit sie wenigstens als klassifizierbarer Sprachrest bekannt geworden sind. Die Tabelle ist nach Anzahl der Einzelsprachen sortiert. Alle anderen Sprachfamilien haben weniger als 25 Sprachen.

Sprachfamilien mit mindestens 25 Sprachen

Rang Sprachfamilie Sprachen
insgesamt
Sprachen
lebend
Sprecher Verbreitungsgebiet
1 Niger-Kongo 1386 1364 354 Mio West-, Zentral- und Südafrika
2 Austronesisch 1144 1119 296 Mio Indo-Pazifik, Philippinen, Indonesien, Madagaskar
3 Trans-Neuguinea 533 530 3,2 Mio Neuguinea; Timor, Alor, Pantar
4 Afroasiatisch 354 311 347 Mio Nord-Afrika, Naher Osten
5 Sinotibetisch 343 335 1288 Mio China, Himalaya-Region, Südostasien
6 Indogermanisch 280 220 2675 Mio Europa, SW- und Südasien; heute weltweit
7 Nilosaharanisch 196 188 34 Mio Afrika: Süd-Sahara-Zone
8 Austroasiatisch 157 156 95 Mio Nordost-Indien, Südostasien
9 Sepik-Ramu 102 102 235 Tsd Nordwest- u. Nord-Zentral-Papua-Neuguinea
10 Arawak 83 45 640 Tsd Zentralamerika, Karibik, N- und Z-Südamerika
11 Tupi 74 60 5,3 Mio Paraguay, Bolivien, Brasilien
12 Tai-Kadai 69 68 83 Mio Süd-China, Südostasien
13 Torricelli 47 47 95 Tsd Nordwest-Papua-Neuguinea
14 Carib 46 32 55 Tsd Kolumbien, Venezuela, Guyana, Brasilien
15 Athabaskisch-Tlingit 43 30 182 Tsd Westl. Nordamerika
16 Turkisch 41 37 160 Mio West- und Zentralasien, Nordostsibirien
17 Macro-Ge 41 18 50 Tsd Bolivien, Brasilien
18 Quechua 39 38 10 Mio Peru, Ecuador, Kolumbien, Bolivien, Argentinien
19 Pano-Tacana 38 23 47 Tsd Peru, Bolivien, Brasilien
20 Ost-Papua 36 33 120 Tsd Neubritannien, Bougainville; Salomonen
21 Maya 33 31 4,2 Mio Mexiko, Guatemala, auch Belize
22 Geelvink-Bay 33 33 22 Tsd Irian Jaya: Geelvink Bay, Yapen-Insel
23 Uto-Aztekisch 32 22 1,6 Mio West-USA, Nordwest-Zentral-Mexiko
24 Uralisch 31 28 24 Mio Nordost-Europa, Ungarn, Ural-Gebiet, Westsibirien
25 Tucano 30 24 28 Tsd Kolumbien, Ecuador, Peru, Brasilien
26 Algonkin-Ritwan 29 16 146 Tsd NO-, Ost- und Zentral-Nordamerika; Kaliforn.
27 Drawidisch 27 27 220 Mio Süd- und Zentral-Indien; Nord-Indien; Pakistan
28 Salish 26 17 4 Tsd British Columbia; Washington, Oregon, Idaho

Statistik: Sprachfamilien nach Stammkontinent

Anzahl der Sprachen, Sprecher, Sprachfamilien und isolierten Sprachen nach Stammkontinent

Stamm-
Kontinent
Sprachen
gesamt
Sprachen
ausgest.
Sprachen
lebend
Sprecher
in Mio.
Genet. Einh.
gesamt
Genet. Einh.
ausgest.
Genet. Einh.
lebend
Isol.
Sprachen
gesamt
Isol.
Sprachen
ausgest.
Isol.
Sprachen
lebend
Spalte 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
WELT 6493 879 5614 5857 281 93 188 115 57 58
Eurasien 1063 91 972 4767 28 4 24 10 3 7
Indopazifik 1965 40 1925 300 19 0 19 5 0 5
Australien 253 174 79 0,04 51 23 28 10 5 5
Afrika 1964 79 1885 735 9 1 8 3 1 2
Amerika 983 370 613 29 174 65 109 87 48 39
Nordamerika 272 124 148 0,5 56 27 29 27 19 8
Mittelamerika 119 34 85 8,6 17 5 12 7 3 4
Südamerika 592 212 380 19,4 101 33 68 53 26 27
Kreol-Pidgin 138 19 119 27 . . . . . .
Unklassifiziert 127 106 21 0,003 . . . . . .

Diese komplexe Tabelle sollte nicht ohne Heranziehen der ausführlichen Erläuterungen benutzt werden, da sonst Missverständnisse möglich sind. Insbesondere muss der Begriff des "Stammkontinents" beachtet werden. (In diesen Sinne ist z.B. Englisch keine "amerikanische" oder "australische", sondern eine "eurasische" Sprache.)

Erläuterungen zur Statistik

Die Tabelle gibt einen statistischen Überblick über alle Sprachen und genetische Einheiten der Welt. Eine genetische Einheit ist dabei eine Sprachfamilie oder eine isolierte Sprache. Quelle der Tabelle sind Forschungsarbeiten von E. Kausen, die auf den Primärquellen zu den einzelnen Sprachfamilien basieren und zusammen mit umfassenderen Daten zu den einzelnen Sprachfamilien über den unten angegebenen Weblink verfügbar sind.

Die angegebenen Daten umfassen für jeden Stammkontinent

  1. die Gesamtzahl der Sprachen
  2. die Zahl der ausgestorbenen (aber durch Überlieferung bekannt gewordenen) Sprachen
  3. die Zahl der heute (2006) lebenden Sprachen
  4. die Zahl der muttersprachlichen Sprecher (in Mio.) der dem Stammkontinent zugerechneten Sprachen
  5. die Gesamtzahl der genetischen Einheiten (also Sprachfamilien und isolierte Sprachen) insgesamt
  6. die Zahl der ausgestorbenen genetischen Einheiten
  7. die Zahl der heute existierenden genetischen Einheiten
  8. die Zahl der isolierten Sprachen (eine isolierte Sprache gilt auch als "genetische Einheit")
  9. die Zahl der ausgestorbenen isolierten Sprachen
  10. die Zahl der lebenden isolierten Sprachen

Zur Vervollständigung werden auch die Zahlen der Kreol- und Pidginsprachen weltweit angeführt, die sich - wie die unklassifizierbaren Sprachen - keiner Spracheinheit zuordnen lassen. (Zum Unterschied zwischen "unklassifiziert" und "isoliert" siehe die Artikel Unklassifizierte Sprachen und Isolierte Sprachen.)

Zuordnung der Sprachen und Sprachfamilien zu Stammkontinenten

Die Ausbreitung der europäischen Sprachen in andere Kontinente durch die neuzeitliche Kolonisierung (etwa seit 1500 n. Chr.) wird bei der Zuordnung der Sprachfamilien zu den geographischen Großräumen (Stammkontinenten) üblicherweise nicht berücksichtigt. Insbesondere werden also z.B. Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Französisch zum Stammkontinent "Eurasien" gezählt, obwohl sie heute weltweit verbreitet sind. Anders ausgedrückt werden jedem Stammkontinent nur die indigenen Sprachfamilien, Sprachen und ihre Sprecher zugeordnet. "Australische Sprachen" sind also nur die Sprachen der Aborigines, "amerikanische Sprachen" sind die der indigenen amerikanischen Völker etc.

Eurasien als Stammkontinent umfasst hier Europa und das asiatische Festland. Eine Aufteilung in "europäische" und "asiatische" Sprachen ist wegen der vielen übergreifenden Einheiten - z.B. Indogermanisch, Uralisch, Turkisch, kaukasische Sprachen - nicht sinnvoll. Die künstliche geographische Grenze zwischen Europa und Asien hatte nie eine linguistische Bedeutung. Die Inselwelt Südostasiens (Philippinen, Indonesien, Neuguinea) und die malayische Halbinsel werden zum Großraum Indo-Pazifik gerechnet, der damit vor allem die austronesischen und die sog. Papua-Sprachen umfasst. Die afrikanischen Sprachen enthalten wie üblich die gesamte afroasiatische Sprachfamilie, also auch die semitischen Sprachen des Nahen Ostens.

Problematik der angegebenen Zahlenwerte

Bei der Angabe sämtlicher Zahlen sind die Einschränkungen zu beachten, die im vorigen Abschnitt unter "Probleme der Sprachidentifikation" und des "Sprachenzählens" zusammengefasst wurden. Alle Zahlen sind also nicht als objektiv richtige und genaue Werte zu betrachetn, sondern als fachlich bestmögliche Einschätzung, die von den oben genannten Faktoren abhängt und von Autor zu Autor schwanken kann.

Die hier erfasste Gesamtzahl von rund 6500 Sprachen weltweit wird heute von vielen Forschern als Anhaltswert genannt, die Bandbreite der Gesamtzahl liegt in der Literatur zwischen 5000 und 7500. Die Zahl der genetischen Einheiten (hier 281, davon 188 heute existent) hängt von der Einschätzung der genetischen Gesamtstruktur aller Sprachen weltweit ab, die das Gesamtaufgabengebiet der Vergleichenden Sprachwissenschaft ist. Hier wird die aktuelle Mehrheitsmeinung der Forschungen zu den einzelnen Sprachfamilien vertreten, wie sie aus hunderten von Primärquellen extrahiert und schließlich konsolidiert wurde. Dies gilt insbesondere bezüglich der amerikanischen Sprachen (bei denen die Position J. Greenbergs eine völlig andere ist, da er nur von drei amerikanischen Sprachfamilien ausgeht, während hier nach der Mehrheitsmeinung der Amerikanisten 174 Einheiten zugrundegelegt werden).

Die Gesamtzahl aller Sprecher beträgt knapp sechs Milliarden und liegt damit unter dem Wert der Weltbevölkerung, die fast 6,5 Mrd erreicht hat. Diese Differenz ergibt sich aus dem relativen Alter der verfügbaren Spracherzahlen fast aller Sprachfamilien und spiegelt somit in etwa die statistische Situation von 2000 wieder. Allerdings ist es problematisch, einen konstanten prozentualen Aufschlag auf die hier genannten Sprecherzahlen zu machen, da die Sprecherzahlen sich je nach Sprachfamilie und Stammkontinent äußerst unterschiedlich entwickelt haben. Es ist auch davon auszugehen, dass inzwischen einige der hier noch als "lebend" eingestuften Sprachen inzwischen ausgestorben sind. Es gibt seriöse Schätzungen, dass in den nächsten 50 Jahren über 30 % der hier erfassten Sprachen nicht mehr existieren.

Vollständige Liste der Sprachfamilien nach Stammkontinent

In diesem Abschnitt werden sämtliche Sprachfamilien und isolierte Sprachen nach Stammkontinent alphabetisch aufgelistet. (Zum Begriff des Stammkontinents siehe die Definition im vorigen Abschnitt). Ausgestorbene Einheiten werden durch †, isolierte durch • gekennzeichnet. Kursiv gedruckte Einheiten geben häufig verwendete areale Gruppierungen wieder, die nach heutigem Forschungsstand keine genetische Einheit bilden.

Eurasien: Europa und asiatisches Festland

Abchaso-Adygisch - Ainu • - Altaisch - Austroasiatisch - Baskisch • - Burushaski • - Drawidisch - Elamisch † • - Etruskisch † - Hattisch † • - Hmong-Mien (Miao-Yao) - Hurritisch-Urartäisch † - Indogermanisch - Japanisch-Ryūkyū - Jenisseisch - Jukagirisch - Kartwelisch - Kaukasisch - Koreanisch • - Kusunda • - Mongolisch - Nacho-Dagestanisch - Nahali • - Nivchisch (Giljakisch) • - Paläosibirisch - Sinotibetisch -   Sumerisch † • - Tai-Kadai - Tschuktscho-Kamtschadalisch - Tungusisch - Turkisch - Uralisch.

Indopazifik: Philippinen, Indonesien, Malaysia, Neuguinea, Pazifik-Inseln

Amto-Musan - Andamanisch - Austronesisch - Burmeso • - Busa • - Geelvink-Bay - Karkar-Yuri • - Kibiri - Kwomtari-Babai - Left May (Arai) - Ost-Papua - Ost-Vogelkop - Papua-Sprachen - Sepik-Ramu - Sko - Torricelli - Transneuguinea - West-Papua - Yale • - Yoke-Wambori

Australien und Tasmanien

Areal eng zusammengehörende Gruppen, deren genetische Einheit jedoch bisher nicht nachgewiesen werden konnten, werden durch (ar) gekennzeichnet. Zugrundegelegt ist die neue Klassifikation von Dixon 2002, die australischen Sprachen insgesamt werden also nicht mehr als genetische Einheit aufgefasst.

Aranda - Arnhem Land (ar) - Baagandji † • - Bunaba (South Kimberley) - Cairns - Central East Coast (ar) † - Central New South Wales (ar) † - Daly River (ar) - Darambala-Bayali † - Darwin (ar) - Fitzroy River - Gascoyne River to Pilbara (ar) - Giimbiyu † • - Herbert River (ar) - Kalkatungu-Yalarnnaga (ar) † - Kitja-Miriwung - Kuku Yalanji • - Lake Eyre Bassin (ar) † - Lower Burdekin (ar) - Lower Murray River (ar) † - Magunj (ar) - Makro-Mari (ar) † - Mayi † - Mindi - Moore to Gascoigne River (ar) - Mukhtang † - Ngarna - North Cape York - North Kinmberley (ar) - Northern Desert Fringe - North West Arnhem Land - Nyungar - Sidney † - South-East Cape York (ar) † - South New South Wales (ar) † - Spencer Gulf Bassin (ar) - Tangk - Tiwi • - Umbidhamu † • - Upper Murray River (ar) † - Waanji-Garrwa - Warumungu • - West Cape York (ar) - West Torres • - West Victoria (ar) † - Wester Bight (ar) † - Western Desert • - Wirangu † • - Yolngu - Yota Yabala (ar) †

Tasmanisch †

Afrika und Nahost

Afroasiatisch - Hadza • - Khoisan - Kwadi † • - Niger-Kongo - Nilosaharanisch - Nord-Khoisan (Ju) - Süd-Khoisan - Zentral-Khoisan (Khoe) - Sandawe

Amerika

Nordamerika

Adai † • - Algonkin-Ritwan - Alsea • - Aranama † • - Atakapa † - Athabaskisch-Tlingit - Beothuk † • - Caddo-Pawnee - Cayuse † • - Chimakum - Chimariko † • - Chinook - Chumash † - Chitimacha † • - Coahuiteco † • - Comecrudo † - Coos † - Cotoname † • - Eskimo-Aleutisch - Esselen † • - Haida • - Hoka - Irokesisch - Karankawa † • - Klamath-Modoc • - Maidu - Miwok-Costano - Molala † • - Muskogee - Karuk • - Keres • - Kiowa-Tano - Kutenai • - Na-Dene - Natchez † • - Palaihni † - Penuti - Pomo - Sahaptin-Nez Perce - Salinan † • - Salish - Shasta - Sioux-Catawba - Siuslaw † • - Solano † • - Takelma-Kalapuya † - Timucua † • - Tonkawa † • - Tsimshian - Tunica † • - Wakash - Washo • - Wintu - Yana † • - Yokuts - Yuchi • - Yuki-Wappo † - Yuma-Cochimi - Zuni (Zuñi) •

Mittelamerika

Cuitlatec † • - Guaicura † - Huave • - Jicaque (Tol) - Lenca † - Maratino † • - Maya - Misumalpa - Mixe-Zoque - Naolan † • - Oto-Mangue - Seri • - Tarasco • - Tequistlatec - Totonac-Tepehua - Uto-Aztekisch - Xinca †

Südamerika: lebende Sprachfamilien und isolierte Sprachen

Aikana (Tubarao) • - Alacaluf (Kaweskar) - Andoque • - Arahua (Arawa) - Araucano (Mapuche) - Arawak (Maipure) - Arutani • - Aymara (Jaqui) - Barbaco - Cahuapana - Camsa • - Candoshi - Canichana • - Carib - Cayubaba • - Chapacura - Chibcha - Chiquitano • - Choco - Chon - Cofan • - Guaicuru - Guajibo - Guarao (Warao) • - Harakmbut - Irantxe • - Itonama • - Jabuti - Jivaro - Joti • - Kapixana • - Katukina - Koaja • - Lengua-Mascoy - Lule-Vilela - Macro-Ge - Makú - Matacao - Moseten - Movima - Mura - Nambiquara - Paez - Pano-Tacana - Peba-Yagua - Puinave • - Puquina - Quechua - Sabela (Waorani) • - Saliva-Piaroa - Sape • - Taushiro • - Ticuna • - Timote - Tinigua - Trumai • - Tucano - Tupi - Urarina • - Uru-Chipaya - Witoto - Yamana (Yagan) • - Yanomam - Yaruro • - Yuracare • - Yuri • - Zamuco - Zaparo

Südamerika: ausgestorbene Sprachfamilien und isolierte Sprachen

Die meisten ausgestorbenen Sprachen Südamerikas konnten keiner Sprachfamilie zugeordnet werden, sie sind also isoliert bzw. unklassifiziert.

Andaqui - Baenan - Betoi - Canari-Puruhua - Cholon-Hibito - Culle - Esmeralda - Gamela - Guamo - Huarpe - Jirajara - Katembri - Kariri - Kukura - Leco - Matanawi - Mochica - Munichi - Natu - Oti - Otomaco - Pankararu - Secura-Tallan - Tarairu - Taruma - Tequiraca - Tuxa - Uamoe - Xoco - Xukuru (Ichikele) - Yurumangui

Siehe auch

Literatur

Aktuelle Literatur

  • Raymond C. Gordon (Hrsg.): Ethnologue: Languages of the World, 15. Aufl., Dallas: SIL, 2005, ISBN 1-55671-159-X
  • Merritt Ruhlen: A Guide to the World's Languages, Volume 1: Classification. Stanford: Stanford University Press, 1987, Nachdruck 2000: ISBN 0-8047-1894-6
  • Charles F. Voegelin & Florence M. Voegelin: Classification and Index of the World's Languages. New York: Elsevier, 1977, ISBN 0-444-00155-7
  • R.M.W. Dixon, Australian Languages. Cambridge University Press 2002.
  • Lyle Campbell, American Indian Languages. Oxford University Press 1997.
  • Marianne Mithun, The Languages of Native North America. Cambridge University Press 1999.
  • Willem F.H. Adelaar et al., The Languages of the Andes. Cambridge University Press 2004.
  • R.M.W. Dixon and Alexandra Y. Aikhenvald, The Amazonian Languages. Cambridge University Press 1999.

Historische Literatur

  • Franz Nikolaus Finck: Die Sprachstämme des Erdkreises. Berlin: Teubner, 1909
  • Ernst Kieckers: Die Sprachstämme der Erde. Heidelberg: Winter, 1931
  • Wilhelm Schmidt: Die Sprachfamilien und Sprachenkreise der Erde, 1926, Nachdruck 1977: ISBN 3-87118-277-X

Weblinks