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1st Special Forces Operational Detachment-Delta (Airborne)

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Datei:SFOD-D Patch.jpg
Abzeichen der Delta Force

Das 1st Special Forces Operational Detachment-Delta (Airborne) (1st SFOD-D (A)), meist kurz Delta Force genannt, ist eine Spezialeinheit der US Army mit dem Einsatzschwerpunkt Terrorismusbekämpfung.

Organisation und Auftrag

Über die Delta Force ist wenig bekannt. Obwohl in der Öffentlichkeit weiterhin von Delta Force gesprochen wird, heißt sie Pentagon-intern offiziell Combat Applications Group („Kampf-Einsatz[-fall]-Gruppe“). Als Bestandteil des Joint Special Operations Command (JSOC) ist sie einem der neun höchsten Kommandostäbe der US-Streitkräfte, dem US Special Operations Command (USSOCOM), unterstellt. Ihre offizielle Aufgabenbeschreibung ist vage und umfasst schnelle, punktgenaue Operationen mit weit gefächerten Fertigkeiten. Dabei soll die Delta Force in der Lage sein, so unauffällig vorzugehen, wie keine andere US-Einheit.[1]

Der ausgebildete Delta-Force-Soldat bekleidet, wie bei amerikanischen Spezialeinheiten üblich, mindestens den Rang eines Unteroffiziers (engl. NCO - non-commissioned officer) und wird einheitsintern operator genannt, was als „Operator“, „Einsatzkraft“ oder „Ausführender“ übersetzbar ist. Der Begriff wurde gewählt, um die an Einsätzen teilnehmenden Soldaten von den Mitgliedern des unterstützenden Personals begrifflich abzugrenzen. Die auch in Frage kommenden Bezeichnung Operative konnte nicht verwendet werden, da so schon die Einsatzoffiziere der CIA betitelt werden, und das Wort Agent hätte juristische Schwierigkeiten aufgeworfen.

Die Delta Force ist, zusammen mit der Naval Special Warfare Development Group (DEVGRU), auch bekannt unter dem Namen SEAL-Team 6, die einzige Einheit des US-Militärs, die auf den Kampf gegen Terroristen (speziell in Flugzeugen und in städtischer Umgebung) ausgerichtet ist. Zu ihren stets geheim gehaltenen Einsätzen gehören aber auch spezielle Operationen hinter feindlichen Linien wie das gezielte Töten einzelner Personen, nachrichtendienstliche Aufklärung, unkonventionelle Kriegsführung und direkte Kampfeinsätze.

Bei ihren Einsätzen arbeitet sie oft mit der Special Activities Division zusammen, einer paramilitärischen Einsatzgruppe des US-Nachrichtendienstes Central Intelligence Agency.

Bemerkenswert ist der Umstand, dass die Operator ihre Einsätze selbst planen. Das heißt, dass Kommandeure und Stäbe nur die Missionsziele vorgeben, die taktische Planung obliegt denjenigen, die den Einsatz durchführen. Dieses Prinzip wurde vom britischen Special Air Service übernommen. Es soll das so genannte „Rambo-Syndrom“ verhindern, die Planung unnötig verlustreicher, zu komplizierter oder nicht realisierbarer Einsätze. So werden Besonnenheit und Professionalität gefördert und unnötige Profilierungsbestrebungen vermieden.

Gemäß der Table of Order (TO, etwa „offizielle Schlacht-, bzw. Aufstellungsordnung“) besteht die Delta Force aus drei Einsatzschwadronen, einer Unterstützungsschwadron, einer Fernmeldeschwadron, einem eigenen Heeresfliegerzug (Aviation Platoon) und dem so genannten Funny Platoon. Dieser Einsatzzug aus weiblichen Soldaten (einzigartig beim Joint Special Operations Command), ist nicht primär auf Kampf-, sondern auf Aufklärungseinsätze ausgerichtet. Seine Existenz, Struktur und Auftrag sind allerdings umstritten.

Die Einsatzkräfte setzen sich aus der A-, B-, und seit 1990 C-Schwadron (Sabre Squadrons, dt. „Säbelschwadronen“) zusammen, die sich in je zwei Truppen (troops) aufgliedern, einen Angriffs- (short gunner) und einen Scharfschützen-(Beobachter-)trupp (long gunner). Ein troop besteht aus mindestens fünf Vier-Mann-Teams, die jeweils in besonderen Fertigkeiten ausgebildet sind. Zum Beispiel in speziellen Fallschirmsprungverfahren aus großer Höhe (HALOhigh altitude, low opening) und (HAHOhigh altitude, high opening), Kampfschwimmerausbildung, Gebirgskampf oder Landungsoperationen. Außerdem existieren dazugehörige Logistik- und Ausbildungseinheiten (Support Personnel and Selection Cadre und Asymmetric Warfare Group). Den Schwadronen und Trupps sind jeweils kleine Kommandostäbe zugeordnet.

Wegen des geltenden Geheimhaltungsstatus, der in den Jahren nach den Anschlägen vom 11. September noch verstärkt wurde, gibt es keine offiziellen Angaben über die Personalstärke. Ehemalige Mitglieder schätzen sie insgesamt auf nicht mehr als 2.500 Soldaten, davon 1.000 bis 1.200 bei den Operational Squadrons. Aus diesem Grund ist auch nicht klar, welche Mannstärke die einzelnen operativen Einheiten haben (squadrons und troops).

Bei Eintritt in die Delta Force wird die Personalakte des Soldaten aus dem Armyarchiv entfernt, er existiert dann offiziell nicht mehr innerhalb dieser Organisation. Seine Stammdaten werden nur noch im Department of The Army Security Roster gelistet, der Sicherheitsstammrolle des Verteidigungsministeriums der USA.

Delta-Kräfte wurden anfänglich, in Ermangelung anderer US-Antiterror-Einheiten, auch im Inland eingesetzt (durch Präsidentenerlass {presidential order} genehmigt). Auf Intervention des US-Justizministeriums wurde diese Praxis aufgrund des Posse Comitatus Act (einem US-Gesetz, das den Einsatz von Militär im Inland verbietet), als rechtlich fragwürdig eingestuft. Daraufhin veranlasste die Regierung 1983 die Aufstellung des Hostage Rescue Team (HRT, dt. „Geiselrettungsgruppe“) durch das FBI, bei dessen Ausbildung Deltakräfte Pate standen.

Hauptquartier

Hauptquartier der Delta Force ist der Stützpunkt Fort Bragg (North Carolina), genannt The Home of the Airborne and Special Operations. Dort befindet sich außerdem noch das John F. Kennedy Special Warfare Center, die Akademie für unkonventionelle Kriegsführung.

Den Lufttransport der Delta Force stellt hauptsächlich das 160th Special Operations Aviation Regiment sicher, das zwar auch Bragg als Basis nutzt, dessen Hauptquartier sich aber in Fort Campbell (Kentucky) befindet.

Das Hauptquartier des JSOC befindet sich zum Großteil auf der Pope Air Force Base, ist aber teilweise auch in Fort Bragg angesiedelt.

Der gesamte von der Delta Force genutzte Stützpunktbereich in Fort Bragg ist besonders gesichert und für Einheitsfremde nur mit Sondererlaubnis zugänglich. Das Trainingsgelände der Einheit, Range 19 genannt, wurde erst kürzlich für 80 Millionen US-Dollar modernisiert und wird auch vom Hostage Rescue Team des FBI für gemeinsame Übungen genutzt.

Rekrutierung und Ausbildung

Die Delta Force rekrutiert ihre Mitglieder aus Freiwilligen, die meistens aus den Reihen der Fallschirmjäger, der Green Berets und der US Army Rangers stammen. Sie durchlaufen einen rund vier Wochen langen Auswahlprozess (Selection Course) und nach Bestätigung durch den Bewertungsausschuss des Kommandanten (Commander's Evaluation Board) absolvieren sie danach zusätzlich zu ihrer bereits vorhandenen Special-Forces-, Ranger- oder Airborne-Ausbildung ein sechsmonatiges Training, den Operator's Training Course (OTC).

Das Auswahlverfahren bei der Delta-Force soll im Vergleich zu anderen Spezialeinheiten das anspruchsvollste der US-Streitkräfte sein. Beispielsweise wird abschließend ein 70 Kilometer langer Orientierungs-Querfeldeinmarsch (Forty Miler) mit rund 40 Kilogramm Ausrüstung verlangt. Die Durchfallquote beträgt rund 70 %, und das bei bereits weit überdurchschnittlich ausgebildeten Bewerbern.

Während der Ausbildung durchlaufen die Soldaten spezielle Trainingseinrichtungen. Zum Beispiel das Shooting House mit dem Spitznamen House of Horror („Haus des Schreckens"): ein riesiges Gebäude, in dem unterstützt von automatischen Schießanlagen sämtliche Aspekte des Close Quarter Battle, des Kampfes in Gebäuden, Zügen, Bussen, Tunneln und anderen beengten Bereichen geübt werden können. Außerdem existiert ein so genannter Aircraft Room, bestehend aus einer kompletten Großraumjetkabinen-Sektion, für Geiselbefreiungstraining bei Flugzeugentführungen.

Schwerpunkt der Ausbildung in allen Bereichen ist das so genannte Selective Firing („selektives Schießen“). Das meint instinktives, punktgenaues Schießen und Nicht-Schießen in Sekundenbruchteilen bei unübersichtlicher Lage und in beengtem Umfeld.

Darüber hinaus ist das Delta-Ausbildungszentrum noch mit einem Tauchturm, mehreren Scharfschützen-Schießanlagen für alle Entfernungen und Counter-sniping („Anti-Scharfschützenkampf“) und einer Kletteranlage ausgestattet.

Weitere Ausbildungsfelder sind:

  • Bodenpersonalfertigkeiten:
    Delta-Operatoren werden während der Ausbildung in sämtlichen Tätigkeitsfeldern von Flughafenbodenpersonal (Flugzeugversorgung und -wartung) eingewiesen, um sich bei einer Flugzeugentführung unauffällig auf dem Flugfeld bewegen zu können.
  • Einweisung in sämtliche Verkehrsflugzeugmuster:
    Die Fluglinie Delta Air Lines stellte der Delta Force in den Anfangsjahren auf dem Hartsfeld International Airport in Atlanta ihre in der Wartung befindlichen Maschinen plus Personal (Wartungsingenieure) für Übungen und Besichtigungen zur Verfügung. Mittlerweile gibt es auch Kooperationen mit anderen Fluggesellschaften.
  • Fahrertraining (Dynamic Driving Course):
    Verfolgung, Flucht und absichtliche Karambolage wird auf dem Gelände von Camp Mackall, einem Außenposten von Fort Bragg, trainiert. Zusätzlich werden die Soldaten über die gesamte Bandbreite der Fahrzeugphysik (Fahrverhalten) unterrichtet.
  • SERE-Training (survival-, evasion-, resistance- and escape-training, dt.: „Überlebens-, Ausweich-, Widerstands- und Fluchttraining“):
    Die Vorbereitung auf Kriegsgefangenschaft, auf Verhörsituationen (in der Opferrolle), das Training der Vermeidung der Gefangennahme und Flucht unter realistischen Bedingungen. Absolventen glauben nicht selten nach einigen Tagen, tatsächlich in einer realen Situation zu sein.
  • Ausbildung in operativer Nachrichtendiensarbeit:
    Dabei wird die gesamte Bandbreite der Fertigkeiten ( "Tradecraft", dt. „Handwerkskunst“ genannt), die ein Agent im Einsatz beherrschen muß, von CIA-Insrukteuren gelehrt. Diese umfassen unter Anderem Observation, Gegenobservation, direkte konspirative Kontaktaufnahme mit Informanten aber auch indirekten nichttechnischen Nachrichtenaustausch (z.B. die Nutzung toter Briefkästen) und die verdeckte Infiltration in feindliche Operationsgebiete. Dabei steht nicht so sehr die klassische nachrichtendienstliche Informationsgewinnung im Vordergrund, sondern die Weiterleitung von Informanten- und Agentenerkenntnissen und die Sondierung der Lage. Der Delta-Soldat soll in die Lage versetzt werden, unentdeckt undercover in feindlichem Territorium zu operieren.

Die Einheit wird in ihrem Ausbildungsprogramm von den besten Experten der jeweiligen Fachgebiete unterstützt. Gast-Dozenten anderer Bundesbehörden wie der CIA, der FBI-Academy, des State Department, der Bundesluftfahrtaufsichtsbehörde (FAA), dem Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives, der Defense Threat Reduction Agency, dem Department Of Energy (Energieministerium) und des United States Marshals Service unterrichten turnusmäßig im Ausbildungszentrum der Delta Force.

Ausrüstung

Datei:M16w-att.jpg
M16A4 Einzelteile und Zubehör
Light Strike Vehicle (LSV)
Scharfschützengewehr Barrett M82A1
Schlauchboot Zodiac

Grundsätzlich kann die Delta Force über das gesamte und modernste weltweit erhältliche Waffen- und Ausrüstungsspektrum verfügen was für eine optiomale Auftragserfüllung erforderlich ist. Sie ist dabei von dem regulären Beschaffungwesen der Army abgekoppelt. Die bereit gestellte Logistik und die finanzielle Unterstützung können als nahezu unbegrenzt gelten.

Darüber hinaus können in einer eigenen Waffenwerkstatt erforderliche Modifikationen an Material und Ausrüstung vorgenommen werden. Diese Änderungen umfassen den Um- und Spezialbau von Waffen, das Anpassen der Ausrüstung sowie die Herstellung von Spezialmunition. Die Waffenkammer der Delta Force enthält zum Beispiel das M16, aber auch russische Infanteriewaffen wie das AK-47 oder andere „Fremdwaffen“. Neben der deutschen Maschinenpistole MP5 in verschiedenen Varianten gehören ebenfalls Maschinengewehre wie das M249 SAW, verschiedene Scharfschützengewehre (M24 SWS und Barrett M82A1) und Schrotflinten zum Arsenal. Diese können je nach Auftrag mit Zubehör wie einen Anbaugranatwerfer (M203) für das Sturmgewehr ergänzt werden.

Des Weiteren gehören Panzerfäuste wie die M72 LAW und Mörser im Kaliber 81 mm zur Ausrüstung, um gegen Panzer sowie zur Gefechtsfeldunterstützung eingesetzt zu werden.

Im Rahmen ihres Auftrages ist die Delta Force zu Land, wie auch zu Wasser von den anderen Teilstreitkräften teilweise unabhängig. So verfügen die Einsatzkräfte über umgebaute Defender 110 SOV von Land Rover, so genannte Special Operations Vehicles (SOV), umgebaute Humvee, Quad ATV (All Terrain Vehicle) und für den Wüsteneinsatz Light Strike Vehicle (LSV), auch bekannt unter „Wüstenbuggys“. Üblicherweise sind sie bis auf das Quad bewaffnet mit aufmontierten M60 Maschinengewehr, MK-19 Maschinengranatwerfer oder dem schweren Browning M2HB Maschinengewehr.

Für den maritimen Einsatz besitzt die Delta Force Schlauchboote vom Typ Zodiac, kleine Patroullienboote sowie Sturmboote vom Typ Rigid Raider. Der Einsatz erfolgt meist in Zusammenarbeit mit der US-Navy und dem 160th Special Operations Aviation Regiment (Airborne). So ist es möglich das Zodiac direkt in den im Wasser warteten Transporthubschrauber MH-47E Chinook zu steuern.

Der heute bei SWAT-Einheiten gebräuchliche meist schwarze, feuerabweisende und mit Kevlar verstärkte Kampfanzug wurde ursprünglich für die Delta Force entwickelt. Wissenschaftliche Studien kamen zu dem Ergebnis, dass 30 % aller im Gefecht erlittenen Verletzungen durch Feuer- und Hitzeeinwirkungen verursacht werden.

Geschichte

Gründung

Die Delta Force wurde am 21. November 1977 von Colonel Charles Beckwith gegründet, nachdem er von 1962 bis 1963 als Austausch-Offizier bei dem britischen SAS gedient hatte. Nach dem Vorbild des SAS gestaltete er schließlich die Delta Force.

1978 wurde der Ausbildungsstab der Einheit durch ein Experten-Team des SAS in Techniken und Taktiken des Antiterrorkampfes unterwiesen und damit der Grundstein für die Aufstellung der Einsatschwadronen gelegt. Mitte des Jahres begann das Auswahlverfahren für die Rekruten und Anfang 1979 das Ausbildungsverfahren. Im Sommer 1979 war die Delta Force mit vorerst zwei Einsatzschwadronen einsatzbereit.

Der Name 1st Special Forces Operational Detachment-Delta resultiert aus der Organisationsform der Army Special Forces (aus deren Personal die ersten Delta-Soldaten rekrutiert wurden). Deren kleinste Organisationseinheit heißen Detachment Alpha (oder auch A-Team), die nächst größere Detachment Bravo und schließlich Detachment Charlie. Er wurde gewählt, um die Existenz der neuen Einheit administrativ und technisch innerhalb der Army-Struktur zu tarnen und einzubinden.

1979 nahm die Delta Force gemeinsam mit dem FBI Sicherungsaufgaben bei den panamerikanischen Spielen in Puerto Rico war.

Befreiungsoperationen und Personenschutz

Gedenkstein auf der Gunter Air Force Base im US-Bundesstaat Alabama für die gefallenen Soldaten während der Operation Eagle Claw

Die erste öffentlich bekanntgewordene Operation der Einheit war der 1980 gescheiterte Befreiungsversuch der US-Geiseln im Iran (siehe auch: Geiselnahme von Teheran und Operation Eagle Claw), bei dem fünf Soldaten der US Air Force und drei Angehörige des United States Marine Corps starben.

1981 plante die Delta Force eine Befreiungsoperation amerikanischer Kriegsgefangener aus dem Vietnamkrieg, die laut Nachrichtendiensterkenntnissen in geheimen Lagern auf laotischen Gebiet nahe der Grenze zu Vietnam immer noch festgehalten wurden. Über ein halbes Jahr dauerten die Vorbereitungen, bei denen ein komplettes Lager dem Original entsprechend aufgebaut (und regelmäßig wegen sowjetischer Satellitenüberwachung auch wieder demontiert) wurde. Bei den Übungen wurde erstmals mit dem neuaufgestellten 160th SOAR-Hubschrauberregiment zusammengearbeitet. Leztendlich konnte die Operation nicht durchgeführt werden, weil der pensionierte Green Berets-Lieutenant Colonel Bo Gritz in einem Fernsehinterview eine private Rettungsoperation eben dieser Kriegsgefangenen ankündigte. Dies führte zur deren Liquidierung und zur Auflösung der Lager. Beide, die vietnamesische und die amerikanische Regierung, waren nicht daran interessiert, dass die Existenz solcher Lager publik wurde. Insider behaupten sogar, dass Lt. Col Gritz von Regierungskreisen veranlasst wurde, die Operation unmöglich werden zu lassen.

Neben der Ausbildung einheimischer Militär- und Polizeieinheiten waren die speziellen Anti-Terror-Fähigkeiten zum Personenschutz auch bei der Sicherung von US-Würdenträgern in gefährdeten Gebieten gefragt, wobei sie den Diplomatic Security Service des State Departments anleitend unterstützten (meist als Außenministeriumsmitarbeiter legendiert, also mit fingierter Identität und Biographie ausgestattet).

Machtpolitische Einsätze

Neben diversen Einsätzen in Mittelamerika (Honduras, El Salvador und Guatemala), die hauptsächlich die Stabilisierung der lokalen Regierungen und Eindämmung linker von Kuba unterstützter revolutionärer Guerilleros zum Ziel hatten, wurden Delta-Force-Mitglieder auch über Jahre in Beirut zur Sicherung des US-Botschaftspersonals eingesetzt.

Die Mittelamerika-Politik der Reagan-Regierung beinhaltete auch die geheime militärische Unterstützung rechter Militärregimes und die Destabilisierung der sandinistischen Regierung Nicaraguas durch Unterstützung der Contras (siehe auch Iran-Contra-Affäre). Dabei standen ausschließlich geopolitische Gesichtspunkte (Eindämmung und Zurückdrängung sowjetischer und kubanischer Einflusssphären) im Vordergrund. Die Einhaltung der Menschenrechte und des Völkerrechts wurden den Sicherheitsinteressen der USA nachgeordnet. Selbst nach US-Recht waren viele Operationen der beteiligten Geheimdienste und des Militärs illegal („Reagans geheime Kriege“). Die Delta Force wurde dabei zur Unterbindung von Waffenschmuggel, zur Ausbildung von lokalen Antiterroreinheiten (obwohl solche Kräfte offensichtlich auch Teil des Repressionsapparats der rechten Regierungen war) und bei direkten Kampfoperationen eingesetzt. Beispielsweise beschreibt Haney in seinem Buch, das eine komplette Schwadron Mitte der 1980er Jahre nach Honduras eingeflogen wurde, um dort zusammen mit honduranischen Spezialeinheiten eine 300 Mann starke in Kuba ausgebildete Guerillierogruppe der Farabundo Marti National Liberation zu bekämpfen, mit dem klaren Befehl keine Gefangenen zu machen (alle zu töten), was dann auch geschah. Haney spricht von einem damals „üblichen Prozedere“, da Gefangene nur weitere Verhandlungen und Terrorakte verursachten und die US-Regierung besser mit Märtyrern „zurecht“ käme als mit „lebenden Feinden“.

Weitere Einsätze der 1980er Jahre

Datei:PointOfSalinasAirportGrenada.jpg
Der umstrittene Flughafen Point of Salinas im Dezember 1983

1983 hatte die Delta Force ihren ersten Kriegseinsatz bei der Eroberung des karibischen Inselstaates Grenada (Operation Urgent Fury). Dabei führte führte sie einen Luftlandeangriff auf die Festung Richmond Hill Prison durch und nahm sie ein. Deltas sicherten das Gelände, bekämften feindliche Feuerstellungen oberhalb des Flughafens Point Salinas und unterstützten so dessen Einnahme durch Rangerkräfte. Schließlich waren sie noch bei dem Angriff auf Fort Rupert beteiligt.

Am 18. April starben mehrere Delta-Mitglieder bei dem Bombenattentat der Terrorgruppe Islamischer Dschihad auf die US-Botschaft in Beirut. Bezeichnenderweise hatten vor Ort stationierte Delta-Soldaten mehrfach auf die gravierenden Sicherheitsmängel, die das Attentat erst ermöglichten, hingewiesen. Doch weder der zuständige Regional Security Officer, noch der Botschafter selbst waren bereit, Konsequenzen zu ziehen. Man lehnte Schranken, Poller und Kontrollpunkte ab, denn die Botschaft sollte „einladend und offen“ sein, „wie die amerikanische Gesellschaft selbst“.

1984 wurden Delta-Kräfte zur Sicherung der Olympischen Sommerspiele in Los Angeles ausnahmsweise im Inland eingesetzt, da das zuständige HRT des FBI zahlenmäßig nicht für die Sicherung eines solchen Großereignisses ausreichte und auch noch nicht über den Erfahrungsstand der Delta Force verfügte.

Im selben Jahr wurden Deltas gegen die Entführer eines Jets der Kuwait Airways eingesetzt, nachdem dieser auf seinem Flug nach Pakistan zur Landung in Tehran gezwungen wurde. Nachdem die Entführer zwei amerikanische Geiseln (Mitarbeiter der United States Agency for International Development) töteten, wurde die Maschine zusammen mit iranischen Sicherheitskräften erfolgreich gestürmt. Interessant dabei ist die Kooperation mit dem eigentlich verfeindeten Iran.[2]

Mitte der achziger Jahre bildeten Delta-Kräfte in Ägypten und im Sudan (obwohl die US-Regierung mit dem dortigen Militärregime offiziell auschließlich diplomatischen Kontakt hatte) Antiterror-Einheiten (engl. Counter Terrorism-Units) aus. Die Angehörigen der ägyptischen Antiterrortruppe wurde aber später auf das übrige Militär verteilt, weil Berater von Präsident Mubarak ihn davon überzeugten, dass eine derartige Einheit im Falle eines Umsturzversuchs eine Gefahr für die Regierung sein könnte.

1985 wurden Teile der Einheit nach Italien entsandt, um bei der Enführung des Kreuzfahrtschiffes Achille Lauro einzugreifen, was aber auf Wunsch der italienischen Regierung nicht geschah. Nachdem den Entführern mit einer agyptischen Boeing 737 von Port Said aus freies Geleit gewährt worden war und das Flugzeug von US-Luftwaffen-Jets abgefangen und zur Landung auf dem italienischen Luftwaffenstützpunkt Sigonella in Sizilien gezwungen wurde, waren Delta-Kräfte vor Ort bereit, die Entführer festzunehmen. Dabei standen sich italienische Polizei und US-amerikanisches Militär nahezu fünf Stunden in einer Pattsituation gegenüber, bis die amerikanische Seite nachgab und die Entführer von der Carabinieri in Gewahrsam gemommen wurden.

Datei:Delta Force during Operation Just Cause.jpg
Delta Force während Operation Just Cause.

1989 nahm die Delta Force an der Operation Just Cause teil, der Invasion Panamas und inhaftierte General Noriega, als dieser freiwillig seine Zuflucht, die Botschaft des Vatikans, verließ. Während der Kampfhandlungen befreite ein kleines Team den CIA-Mitarbeiter Kurt Muse aus dem Cárcel Modelo-Gefängnis (Operation Acid Gambit).

Einsätze seit 1990

1990, während des zweiten Golfkriegs (Operation Desert Shield), beschützten Delta Kräfte als Leibwächter hochrangige US-Offiziere, zum Beispiel General Norman Schwarzkopf, in Saudi-Arabien.

1991 (Operation Desert Storm) waren Delta-Teams hinter feindlichen Linien im Irak, um Raketenabschussrampen aufzuklären und mit Laserdesignatoren zu markieren, damit sie anschließend aus der Luft zerstört werden konnten.

1992 war ein Delta-Team (acht Soldaten) unter Führung von Colonel Boykin (dem späteren Kommandeur der Delta Force) verdeckt in Kolumbien im Einsatz, um im Rahmen einer außenpolitischen Amtshilfe (Kampf gegen Drogen) Pablo Escobar aufzuspüren. Als man den Chef des Medellín-Kartells lokalisierte, wurde er durch Scharfschützen erschossen. Offiziell war das eine Operation kolumbianischer Sicherheitskräfte. Es gibt jedoch Beobachter, die davon ausgehen, dass die Delta Force die gezielte Tötung ausführte und sie aus politischen Erwägungen kolumbianischen Einsatzkräften zugeschrieben wurde.

Am 3. Oktober 1993 war die C-Schwadron als Teil der Task Force Ranger in Somalia im Einsatz, um den Kriegsherr Mohammed Farah Aidid festzunehmen (Operationen Gothic Serpent und Irene). Zwei Soldaten der Einheit, Master Sergeant Gary Gordon und Sergeant First Class Randall Shughart, kamen dabei ums Leben.

1997 wurde ein Delta-Team nach Lima Peru gesandt, um dort gemeinsam mit sechs Soldaten des britischen Special Air Service und peruanischen Einsatzkräften die Befreiung der Geiseln in der von der Movimiento Revolucionario Túpac Amaru besetzten Residenz des japanischen Botschafters durchzuführen.

Einsätze seit 2000

Zerstörung eines Tunnelkomplex zwischen den afghanische Provinzen Paktika und Paktia. (Operation Enduring Freedom)

2001 nahmen Delta-Kräfte am Afghanistan-Krieg (Operation Enduring Freedom) teil und versuchten, noch während des Kampfes den Aufenthaltsort von Al Qaida-Chef Osama Bin Laden und Taliban-Führern aufzuklären.

2002 wurden Deltas mit Navy SEALs im Ramen der Operation Anaconda zur Task Force 11 zusammengefasst, um weiter Osama Bin Laden und versprengte oder untergetauchte Taliban im Raum Afghanistan aufzuspüren. Dabei operierten sie auch verdeckt in am Krieg eigentlich nicht beteiligten Nachbarländern.

Noch vor Beginn des Irak-Krieges 2003 (Operation Iraqi Freedom), operierten Delta-Kräfte verdeckt im Raum Bagdad, um irakische Militärstützpunke auszuspähen und Kommunikationseinrichtungen zu sabotieren.

2005 wurde ein kleines Team der Delta Force bei der Amtseinführung des US Präsidenten George W. Bush zum Personenschutz eingesetzt, trotz des eigentlich zuständigen Secret Service, weil man wegen des umstrittenen Wahlergebnisses einen Aufruhr befürchtete.

Rechtliche Problematik

Eine Diskussion oder gar Wertung der Operationen der Delta Force im Hinblick auf die Rechtmäßigkeit nach internationalen Normen (Völkerrecht, Kriegsrecht und anderen Regelungen) ist, ebenso wie bei Geheimdiensten und Spezialeinheiten anderer Länder (britischer SAS oder deutscher KSK), problematisch. Dies gilt besonders für präventive Einsätze im Ausland (außerhalb des Geltungsbereichs US-amerikanischen Rechts), aber auch für fragwürdige Verhörmethoden, bis hin zum Verdacht auf Anwendung von Folter. So ermittelte das Pentagon nach Berichten des amerikanischen Fernsehsenders NBC [3] aus dem Jahr 2004 gegen die Delta Force, nachdem es Hinweise über Misshandlungen bei Verhören in einem geheimen Internierungslager beim Flughafen von Bagdad gab.

Verdeckte Operation vom Militär durchführen zu lassen ist unter anderem deswegen rechtlich problematisch, weil das Militär anderen Regeln unterworfen ist als der Geheimdienst. So ist die CIA verpflichtet, dem Kongress über seine verdeckten Aktivitäten Bericht zu erstatten. Eine Verlagerung dieser Aktionen, die dann beim beim National Security Council (NSC) angesiedelt wären, würde eine Stärkung des Präsidenten, dem der NSC unterstellt ist, bewirken und wäre geeignet, dem Parlament die Kontrolle über verdeckte Operationen zu erschweren oder sogar zu nehmen.

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen

Abschließend lässt sich feststellen, dass die Delta Force, ähnlich wie der SAS für Großbritannien, ein Instrument zur gewaltsamen Durchsetzung politischer Interessen der US-Regierung ist. Die Gesetzgebung zur Nationalen Sicherheit lässt etliche Ausnahmetatbestände zu, die sonst nach amerikanischen Recht Unrecht sind. Das Foltern vermeintlicher Terroristen in irakischen Gefängnissen ist allerdings definitiv illegal. Manche Einsätze während der Reaganära in Zentralamerika waren das mit Sicherheit auch, was auch nachträglich gerichtlich festgestellt wurde (Iran-Contra-Affäre). Die USA wurden Mitte der 1980-er Jahre sogar wegen ihrer militärischen und paramilitärischen Aktionen in und gegen Nicaragua vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu einer Zahlung von 2,4 Milliarden US-Dollar verurteilt.[4] Die USA zahlten nicht und bestritten die Zuständigkeit des Gerichts, obwohl sie selbst Richter an den Gerichtshof entsandten. Folgenlos blieb auch eine Resolution der UN-Generalversammlung, in der die USA aufgefordert wurden, dem Urteil zu folgen.[5]

Bekannte Delta-Force-Mitglieder

  • General Peter J. Schoomaker, 35. Generalstabschef der US Army und Kommandeur der Delta Force von 1989-1992.
  • Brigadier General William G. Boykin, Kommandeur der Delta Force von 1992–1995; Kommandierender Offizier der Delta-Einheit in Mogadischu und 1995 erster Kommandeur der Special Activities Division; heute stellvertretender Unterstaatssekretär des US-Verteidigungsministeriums für Nachrichtendienstwesen.
  • Colonel Charles Beckwith, Gründer der Delta Force, der im Auftrag von US-Präsident Jimmy Carter eben jene aufstellte.
  • Major Richard J. Meadows (a.D.), höchstdekorierter ehemaliger Angehöriger der Green Berets. Hatte als Zivilberater neben Beckwith eine Schlüsselrolle bei der Aufstellung der Delta Force.
  • Master Sergeant Gary Gordon, KIA (killed in action – „im Einsatz gefallen“) am 3. Oktober 1993 in Mogadischu, Somalia und posthum ausgezeichnet mit der Medal of Honor. Ein US-Kriegsschiff wurde nach ihm benannt.
  • Sergeant First Class Randall Shughart, KIA am 3. Oktober 1993 in Mogadischu und ebenfalls posthum mit der Medal of Honor ausgezeichnet. Auch seinen Namen trägt ein US-Kriegsschiff.[6]
  • Command Sergeant Major Eric Lee Haney (a. D.), Mitgründer der Einheit und „Mann der ersten Stunde“, sowie Autor eines Buches (siehe Literatur) über die Delta Force.

Siehe auch

Verweise

Quellen

  1. Globalsecurity.org: 1st Special Forces Operational Detachment (Airborne) DELTA. [13. März 2006]
  2. Hinweis auf Einsatz bei Entführung Kuwait Airways 1984: 1st Special Forces Operational Detachment - Delta (SFOD-D). [4. Juli 2006]
  3. Michael Streck: Folterskandal zieht immer weitere Kreise. In: taz. 22. Mai 2004, S. 10. [4. Juli 2006]
  4. Verfahren beim IGH: Military and paramilitary activities in and against Nicaragua (Nicaracua v. United States of America), Urteile vom 26. November 1984 (pdf; 2,0 MB) und vom 27. Juni 1986 (pdf; 4,9 MB) (jeweils englisch)
  5. Resolution A/RES/41/31 (pdf; englisch) der 41. regulären Sitzung der UN-Generalversammlung vom 3. November 1986
  6. Globalsecurity.org: T-AKR 295 Shughart - Large, Medium-speed, roll-on/roll-off ships [LMSR]. [13. März 2006]

Literatur

  • Eric L. Haney: Delta Force – Im Einsatz gegen den Terror. Ein Soldat der amerikanischen Elite-Einheit berichtet. Goldmann, München 2003, ISBN 3-442-15215-1 (Hervorragende Insiderbiographie)
  • Christoph Rojahn: Militärische Antiterroreinheiten als Antwort auf die Bedrohung des internationalen Terrorismus und Instrument nationaler Sicherheitspolitik – das Beispiel Amerika. Utz, München 2000, ISBN 3-89675-841-1
  • Charlie A. Beckwith: Delta Force. Avon Books, New York 2000, ISBN 0380809397 (Gewährt den wahrscheinlich besten Einblick in die Gründungszeit der Delta Force)
  • Terry A. Griswold, D. M. Giangreco: DELTA. America's Elite Counterterrorist Force. Motorbooks International, Osceola/WI 1992, ISBN 0-87938-615-0
  • Mark Bowden: Blackhawk Down. Atlantic Monthly Press, New York 1999, ISBN 0-87113-738-0

Weblinks