Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.

Rotbuche

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Juli 2006 um 12:16 Uhr durch Snapsi (Diskussion | Beiträge) ("Fagin" ersetzt durch "Trimethylamin (auch Fagin genannt)" - siehe: http://www.natur-forum.de/forum/viewtopic.php?t=985&highlight=buche). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Rotbuche
Rotbuchen in einem Wald
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Vorlage:Subclassis: Rosenähnliche (Rosidae)
Vorlage:Ordo: Buchenartige (Fagales)
Vorlage:Familia: Buchengewächse (Fagaceae)
Vorlage:Genus: Buchen (Fagus)
Vorlage:Species: Rotbuche
Wissenschaftlicher Name
Fagus sylvatica
L.

Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist ein in weiten Teilen Europas heimischer Laubbaum aus der Vorlage:Genus der Buchen (Fagus). Sie ist mit einem Anteil von 14% der häufigste Laubbaum in den Wäldern Deutschlands. In der Schweiz beträgt ihr Anteil 19%, in Österreich 9%. Der Namensteil „Rot“ bezieht sich auf die leicht rötliche Färbung des Holzes.

Rotbuchenreiche Laubmischwälder sind die potenzielle natürliche Vegetation großer Teile Mitteleuropas. Die Rotbuche gilt als Zeigerpflanze für ein atlantisches Klima, daher wird das Atlantikum häufig Buchenwarmzeit genannt.

Beschreibung

Gestalt und Wuchs

Die Rotbuche erreicht Wuchshöhen von 20 bis 30 Meter, im dichten Wald auch bis 45 Meter. Der Stammdurchmesser kann im Freistand bis 2 Meter betragen. Sie kann bis zu 300 Jahre alt werden; in Einzelfällen sind auch ältere Exemplare gefunden worden.

Die Krone einer ausgewachsenen Buche kann bis zu 600 m² beschatten, sie blüht und fruchtet in einem Alter von etwa 30 bis 200 Jahren. In der Jugend unter 30 bis 50 Jahren ist sie auf idealen Standorten mit einem Jahreshöhenzuwachs von 40 bis 70 Zentimetern schnellwachsend, mit leicht schütterer und aufrechter Krone sowie zunächst deutlich seitlich wachsenden Zweigen. Bei einer Konkurrenzsituation mit anderen Bäumen zählt sie zu den spätdynamischen Klimax-Bäumen, die sich ab einem Alter von etwa 45 Jahren mit ihrem Längenwachstum durchsetzen.

Der erste Austrieb im April bis Mai wird bis zu einer Länge von 40 cm sehr schnell geschoben und hängt zunächst leicht herab. Dann erst wird wie bei allen verholzenden Gewächsen zunehmend Lignin gebildet und die Zweige richten sich auf. Das Längenwachstum ist nach drei bis fünf Wochen abgeschlossen, danach kann der Zweig sich dichter belauben. Manchmal ist gegen Ende Juni auch ein sogenannter Johannistrieb zu beobachten.

Blatt einer Buche im Detail

Im höheren Alter lässt die Wüchsigkeit nach, und im Alter von etwa 100 bis 150 Jahren kann eine Rotbuche im Freistand bereits ihre maximale Höhe erreichen. Danach wächst sie langsamer und bekommt mit abnehmender Vitalität ab etwa 200 Jahren eine zunehmend dichtere Krone. Der Neuaustrieb wird dann kürzer und es werden schließlich nur noch wenige Zentimeter neu geschoben. Freistehende Exemplare können im Alter ausladende, regelmäßig und fein verzweigte ovale Kronen von 20 bis 30 m Durchmesser ausbilden, deren untere Zweige fast bis auf den Boden reichen. Ältere Starkäste sind fast waagerecht, ausladend und regelmäßig, wechselständig angeordnet. Der junge Austrieb bildet eine nach oben gerichtete Hauptknospe, den sogenannten Hauptast, und eine Seitenknospe. Der Lichtmangel innerhalb der Krone zwingt den Baum zu dieser symmetrischen und feinen Verzweigung mit deutlich horizontaler Blattstellung, während die Krone im Inneren durch die Dunkelheit keinen Neuaustrieb mehr zulässt.

Im Wald stehend wächst sie hingegen schlank, und die unteren Äste sterben aus Lichtmangel früh ab. Der Kronenansatz liegt hier häufig erst in 10 bis 20 m Höhe. Einen maximalen Kronendurchmesser von 20 bis 30 Metern erreicht sie nur in den selten gewordenen sehr alten Wäldern, wenn andere Bäume in der Nachbarschaft absterben. Durch den Konkurrenzdruck um das Licht sind die Starkäste im Wald zum Teil eher aufrecht geneigt als waagerecht. Durch ihre Mächtigkeit, Symmetrie und hell ockerfarbene Herbstfärbung ist die Rotbuche ein beliebter Parkbaum.

Rinde und Blätter

Rotbuche (Fagus sylvatica),
A Zweig mit zwei männlichen und einem weiblichen Blütenstand; 1, 2 und 3 männliche Blüten; 4 weibliche Blüte;
B Zweig mit geschlossenem und offenen Fruchtstand, darin je 3 Bucheckern; 6 Querschnitt und 7 ganze Buchecker.

Die dünne Rinde der jungen Zweige ist anfangs dunkelgrün bis schwarz und glatt, aber schon nach wenigen Wochen wird sie heller. An Ästen und Stamm ist sie meist hellgrau mit über Jahrzehnte sichtbaren Narben bereits abgefallener Zweige, die am Stamm wie kleine Runzeln aussehen. Beim Dickenwachstum des Stammes und der Äste dehnt sich die Rinde mit, wobei sie erst feinste Längsrisse bildet. Das absterbende Periderm, der sogenannte Kork, schuppt nicht deutlich ab, sondern zerfällt zu feinem, hellgrauem Staub. Bei alten Rotbuchen wird die Rinde insbesondere am Stammfuß gröber und rissig. Eine Varietät der Rotbuche, die Steinbuche (Fagus sylvatica var. quercoides) bildet grundsätzlich eine dickere, sehr rissige Borke aus.

In den Monaten April bis Mai schiebt die Rotbuche spitz eiförmigen, schwach gezähnten Laubblätter, die in den ersten Wochen hellgrün und an den Rändern wie an den Rippen ihrer Unterseite seidig behaart sind. Später verlieren die Blätter diesen Verdunstungsschutz und bekommen eine glänzend dunkelgrüne Oberseite und eine helle Unterseite. Meist bleiben aber die Blattnerven und Nervenwinkel behaart, und lange, seidige Wimpernhärchen säumen den Blattrand.

Das Laub verfärbt sich im Herbst leuchtend gelb und braun-rot und bleibt oft bis zum Frühjahr an den Zweigen.

Knospen, Blüten und Früchte

Fruchtansatz an Buche
Keimling im Frühjahr

Die Rotbuche blüht ab einem Alter von 30 bis 50 Jahren. Sie ist ein einhäusig getrenntgeschlechtiger (monözischer) Baum; die männlichen und weiblichen Blüten sind also an einem Baum zu finden. Die Blüten-Knospen sind hellbraun, spindelförmig schmal und spitz. Sie sind eingehüllt in zwei bis drei gegenständig angeordnete, doppelte Hüllblätter, die sich schuppenartig überdecken. Die Blüten erscheinen zeitgleich mit dem Blattaustrieb von April bis Mai. Die Blüten jeweils eines Geschlechtes stehen in Blütenständen zusammen. Die Büschel der männlichen Blüten, die auch als Dichasien bezeichnet werden, sind 3 bis 5 cm lang und hängen herab, wobei jede männliche Blüte aus 4 bis 7 Staubblättern besteht. Aus den aufrecht stehenden weiblichen Blüten ragen jeweils drei rosafarbene Narben.

Die auch als Bucheckern bekannten Früchte sitzen zu dritt in einem Fruchtstand zusammen, was die typische dreikantige Form ergibt. Rohe Bucheckern enthalten Trimethylamin (auch Fagin genannt) und sind dadurch leicht giftig.

Nach einem trockenen heißen Jahr fällt die Bucheckernernte häufig besonders reichlich aus. Solche Mastjahre gehören zur Überlebensstrategie von Buchen. Würde sie jedes Jahr gleich viele Samen ausbilden, würden Mäuse, Wildschweine und Vögel ihre Population an dieses konstante Nahrungsangebot anpassen. Durch die nur gelegentlich überreichlich gebildeten Samen wird sichergestellt, dass mehr Samen ausgebildet werden als die Tiere zu fressen vermögen. Mastjahre stellen jedoch für die Bäume eine starke Belastung dar, da ein Baum etwa zwei Drittel des Jahresgewinns an assimiliertem Zucker zur Bucheckernproduktion verbraucht; daher werden nach einem solchen Jahr in deutlich geringerem Umfang Bucheckern ausgebildet, selbst wenn die klimatischen Voraussetzungen gut sind.

Auch in normalen Bucheckern-Jahren tragen Tiere über die Versteckausbreitung zur natürlichen Verjüngung der Bestände bei. Eichhörnchen, Rötel-, Wald- und Gelbhalsmaus legen Bucheckerdepots als Wintervorräte an, vergessen jedoch häufig ihre versteckten Früchte, die dann auskeimen können.

Verbreitung und Standort

Blatt einer Buche, befallen mit Gallmücken

Während der letzten Eiszeit wurde die Rotbuche aus Mitteleuropa verdrängt. Sie überlebte im Mittelmeerraum und begann ihre Rückeroberung des europäischen Verbreitungsgebietes vor etwa 10.000 Jahren. In Sedimenten des verlandeten Luttersees im Eichsfeld bei Göttingen treten ihre Pollen erstmals in der späteren Warmzeit vor etwa 4800 Jahren auf.

Das Verbreitungsgebiet der Rotbuche reicht heute von Süd-Skandinavien bis Sizilien. Im östlichen Mitteleuropa und im südlichen Skandinavien kommt sie bis in Höhenlagen von 500 m NN vor; in Westeuropa bis 800 m NN und in den südlichen Alpen bis in 1000 m NN. In west-östlicher Richtung reicht ihr Verbreitungsgebiet von der Atlantikküste Frankreichs, wo sie sehr häufig vorkommt, bis zur Weichselniederung im Nordosten Polens. Im subkontinentalen Polen kommt sie nur noch in geschützten Mischwäldern vor.

Die Rotbuche ist eine ausgesprochene Zeigerart feucht-gemäßigten Klimas, der so genannten nemoralen Zone. Sie ist an euozeanische bis subkontinentale Klimate gebunden. Ihr Gedeihen erfordert über 650 mm Jahresniederschlag und eine Jahresdurchschnittstemperatur über 8° Celsius. Die Verbreitung von Buchenreinbeständen ist nach Osten hin durch den Übergang zum subozeanischen Klima begrenzt.

Typische Rotbuchenhecken zur Feldbegrenzung in der Nordeifel

Die Rotbuche bevorzugt nährstoffreiche, schwach saure bis kalkreiche, bindige, mäßig podsolierte Sand- bis Lehmböden. In trockeneren Regionen ist sie an bindige (lehmige) Böden gebunden. Staunässe und stark schwankende Grundwasserspiegel, wie sie im Auwald vorherrschen, sind ebenso wenig geeignet wie lange Dürreperioden.

Die Rotbuche ist in der Jugend relativ schattentolerant und zählt daher zu den Schattenbaumarten. Im Alter benötigt sie jedoch mehr Licht. Aufgrund ihrer hohen Schattentoleranz bei gleichzeitig starker Schattenwirkung ihrer weiten Kronen kann sie andere Baumarten auf den für sie geeigneten Standorten verdrängen. Unter natürlichen Bedingungen wären daher reine Buchenwälder oder Buchenmischwälder die normale Vegetation (Klimaxvegetation) im größten Teil Westeuropas und auch in Deutschland.

Die Buchenwälder in Mitteleuropa lassen sich grob in drei standortbedingte Typen einteilen: Die „Kalkbuchenwälder“ sind an das Vorkommen kalkhaltiger Böden gebunden. Dieser Waldtyp ist daher besonders auf der Schwäbischen Alb, dem Schwäbischen und Fränkischen Jura, dem Weserbergland sowie in den Alpen verbreitet. Auf feuchten Standorten sind der Buche hier Esche und Ahorne beigemischt.

Die Braunerde-Buchenwälder wären vor allem in Norddeutschland häufig, aber zum Beispiel auch am hessischen Vogelsberg. Auf Braunerden können Buchen ihr maximales Potential entfalten. Nur auf besonders nährstoffreichen und feuchten Standorten können hier noch Esche und die Ahorne neben der Buche existieren, auf sehr armen und trockenen Standorten sind Trauben-Eiche und selten Linden beigemischt. Von diesen Buchenwäldern sind nur noch wenige Reste vorhanden, sie sind größtenteils schon früh in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt oder durch Fichtenforste ersetzt worden.

Die bodensauren Buchenwälder wachsen auf sauren, eher nährstoffarmen Böden, wie sie aus älteren Moränen, entkalkten Lössen, Sandstein und Schiefern entstehen. Sie sind insbesondere im norddeutschen Flachland weit verbreitet. Auf den nährstoffärmeren Standorten dieses Waldtyps ist vor allem die Trauben-Eiche beigemischt. Auch diese Wälder sind weitgehend gerodet oder durch Fichtenforste ersetzt worden.

In Berglagen, und zwar in der montanen Höhenstufe, tritt die Rotbuche meist gemischt mit Weißtanne (Abies alba) und Fichte (Picea abies) auf bildet mit diesen die „Fichten-Tannen-Buchenwälder“.

Gefährdung und Schutz

Lichtdurchfluteter Buchenwald mit jungen Blättern im Frühjahr

Natürliche Buchen-Urwälder (und damit die natürliche Vegetation des größten Teils von Deutschland) sind in Deutschland bis auf winzige Reste vollständig vernichtet. So konnten bei einem Projekt zum Vergleich bewirtschafteter und unbewirtschafteter Buchenwälder in Nordostdeutschland nur noch 2 natürliche Buchenwälder von etwa 40 ha (!) Größe gefunden werden. Der größte Teil dieser Wälder ist gerodet oder durch Fichten- bzw. Kiefernforste ersetzt worden. Die übrig gebliebenen Buchenwälder werden heute meist als Hochwald bewirtschaftet.
In Österreich existiert mit dem Rothwald ein ca. 300 ha großer Urwaldrest, der fast ausschließlich aus Fichten-Tannen-Buchenwald besteht.

Mensch und Rotbuche

Merkmale des Holzes

Buchenwald im Herbst mit teilweise herabgefallenem Laub

Die Bezeichnung „Rot“-Buche ist eigentlich irreführend, denn das Holz ist nur leicht rötlich schimmernd. Ein tieferer Rotton kommt durch den Vorgang des so genannten „Dämpfens“ zustande. Dabei wird dem Holz die starke Neigung zum Verwerfen und zur Rissbildung genommen.

Das Holz ist feinporig und meist gleichmäßig gemasert, lässt sich gut bearbeiten und ist in der Möbel- und Spielzeugherstellung ein beliebtes Material. Wegen des geringen Gerbsäureanteils ist das Holz zur Verwendung im Freien nicht geeignet. Die Buche zählt zu den Reifholzbäumen, hat also einen farblich homogenen Aufbau über den gesamten Stammquerschnitt. Sie zählt allerdings zu den Bäumen mit einer fakultativen Bildung eines Farbkernes. Dieser wird als Rotkern bezeichnet. Der Rotkern tritt mit zunehmenden Alter und mit größerem Durchmesser des Baumes häufiger auf. Das rotkernige Holz der Buche erzielt geringere Preise als weißes Holz. Es wird mittlerweile jedoch in der individuellen Möbelherstellung immer häufiger nachgefragt. Aufgrund der großen Härte , die mit der des Eschen-Holzes vergleichbar ist, wird es auch häufig als Parkett verwendet. Die Biegefestigkeit ist sehr hoch, doch im gedämpftem Zustand ist das Holz biegsam und zudem sehr plastisch, was direkt mit der kurzen Holzfaserlänge zusammen hängt. Aus diesem Grund werden gebogene Formteile aus dem Holz gefertigt, wie zum Beispiel Sitzmöbel mit anatomisch geschwungenen Elementen. Michael Thonet erfand 1830 ein Verfahren zum Biegen von Buchenholz und stellte damit seine mittlerweile weltberühmten Thonet-Stühle her.

Buche als Nutzholzlieferant

Buchen-Brennholz als Meterholz aufgearbeitet

Als Nutzholzlieferant war die Buche in der traditionellen Ökonomie der Eiche unterlegen. Die Eiche bot ein vielseitiger verwendbares Holz, das sich anders als das wenig fäulnisresistente Buchenholz auch für den Schiffbau und den Außenbau eignete. Die Eiche lieferte außerdem die Eicheln für die Eichelmast, die in der traditionellen Schweinehaltung eine große Rolle spielte. Überlegen war das Buchenholz dem Eichenholz lediglich in Bezug auf den Heizwert. Über lange Zeit wurde daher die Buche zugunsten der Eiche vernachlässigt. Der Forstingenieur Christian Küchli, der sich intensiv mit der Historie der europäischen Forstbäume beschäftigt hat, spricht daher von einem jahrhundertelangem Ausmerzen der Buche.

Größere forstwirtschaftliche Bedeutung erlangte die Buche erst mit der Entdeckung, dass eine Teeröl-Imprägnierung aus Buchenholz gefertigte Eisenbahnschwellen 40 Jahre lang vor Pilzbefall schützt. Damit waren diese ebenso haltbar wie die aus Eichen gefertigten; die Forstbetriebe konnten für ihr Buchenholz so attraktive Preise erzielen, dass Aufforstungen mit dieser Baumart wieder lohnend erschienen. Um 1930 wurde nur noch die Hälfte des geschlagenen Buchenholzes verfeuert; die andere Hälfte wurde für Eisenbahnschwellen sowie Gebrauchsgegenstände wie Waschtröge, Wäscheklammern, Bürsten oder Kochlöffel verwendet. Dies änderte sich signifikant, als fossile Energieträger das Brennholz zurückdrängten und gleichzeitig aus Öl Kunststoff gewonnen wurde, aus dem nun die vormals aus Buchenholz hergestellten Gebrauchsgegenstände gefertigt wurden.

Heute liefern Buchen ein wichtiges Nutzholz für die Möbelindustrie, Parkett- und Treppenbau. Nachdem jahrzehntelang das Holz der Buche als zu gewöhnlich galt, beginnt man gegenwärtig wieder seine Schönheit und Qualität zu schätzen. Im Handel wird sie gelegentlich unter der Bezeichnung „Edelbuche“ angeboten. Allerdings ist der Anteil der jährlichen Holzschlagmenge, der hierfür genutzt wird, nach wie vor gering. In der Schweiz wurden in der Mitte der 1980er Jahre 1 bis 2 Millionen Kubikmeter Buchenholz geschlagen. Lediglich sechs Prozent davon war hochwertig genug, um einer solchen Nutzung zugeführt zu werden. 70 Prozent des Holzeinschlags ist Industrie- und Energieholz.

Insgesamt sind die Preise für Buchenholz nach wie vor so gering, dass Forstbetriebe nur unbefriedigende Erlöse für ihr Buchenholz erzielen können.

Forstliche Bewirtschaftung von Buchenwäldern

Buchenwald in der Rhön

Auch in der Forstwirtschaft verjüngt man Buchenwaldbestände im Schutz der Altbäume. Für den Erfolg einer solchen gezielten Verjüngung ist die richtige Dosierung des Lichteinfalls entscheidend. Bei zu starker Öffnung droht den Keimlingen Frostgefahr sowie starke Behinderung durch den dann entstehenden Unterwuchs. Zu wenig Licht dagegen lässt die Keimlinge verkümmern oder verkrüppeln.

Buchenwälder brauchen auch danach noch eine regelmäßige und sorgfältige Durchforstung, um wirtschaftlich wertvolle Bäume zu liefern. In einem engen Verband stehende Bäume liefern lange und astfreie Stämme, wie sie beispielsweise im hochwertigen Möbelbau notwendig sind. Unter dem starken Konkurrenzdruck, der bei einem solch engem Bestand entsteht, entwickeln die Bäume jedoch unregelmäßige Kronen. Dieses führt wiederum zu starken Spannungen im Holz, so dass aufgesägtes Holz stark arbeitet und sich dabei spaltet oder propellerartig verzieht. Zu weit auseinanderstehende Bäume verasten sich dagegen zu stark, was sie für eine hochwertige Verwertung ungeeignet macht.

Aus Buchenlaub entstehender Mull ist außerdem ein ideales Keimbett für andere Baumarten Mitteleuropas wie beispielsweise die Fichte oder die Weißtanne. Buchen wirken generell bodenverbessernd, da sich ihr Laub in einem bis zwei Jahren abbaut. Der waldbauliche Wert der Buchen ist mittlerweile unumstritten, nachdem Rotfäule, Windwurf und Borkenkäfer deutlich gemacht haben, wie anfällig insbesondere Fichtenreinbestände sind. Jedoch bleibt auch die Buche nicht von Krankheiten verschont. So gab es allein in Belgien in den Jahren 2000 bis 2002 über 1 Million Festmeter Schadholz auf Grund eines Buchensterbens.

Nutzung als Brennholz

Die mittlerweile gefällte Riesenbuche bei Altmugl war eine sogenannte Büschelbuche

Büschelbuche und Kopfbuche

Buchenholz ist ein hervorragendes Brennholz, das sich durch sehr langes, ruhiges Brennen, starke Glutbildung und einen hohen Heizwert auszeichnet. Aufgrund der starken Glutbildung eignet es sich gut zum Grillen. Die Wertschätzung der Rotbuche als Brennholz führte zu spezifischen, heute nicht mehr praktizierten Formen der Holzgewinnung, bei denen die Bäume immer wieder zurückgeschnitten wurden. Büschelbuchen und Kopfbuchen sind die Wuchsformen, die aus dieser Holzgewinnung resultierten.

Büschelbuchen entwickelten sich, wenn man entweder einen jungen Baum bis knapp über den Boden zurückschnitt und der Baum erneut austrieb oder man mehrere Setzlinge in ein Pflanzloch setzte. Heute sind nur noch wenige Büschelbuchen erhalten geblieben, die häufig als Naturdenkmäler unter Naturschutz stehen. Von Kopfbuchen spricht man analog zu den Kopfweiden bei in Brusthöhe abgesägten Buchen, die man zur erneuten Holzgewinnung wieder nachwachsen ließ. Dies führte zu einem Krüppelwuchs, der den Bäumen ein bizarres Aussehen verlieh. Solche Exemplare sind noch im Kottenforst der Stadt Bonn zu sehen.

Die Buche und die Glasproduktion

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit diente Buchenasche zur Waschlaugenherstellung und zur Glasproduktion. Besonders zur Glasherstellung wurden Buchenbestände im 18. und 19. Jahrhundert massiv abgeholzt. Zwei Teile Buchenasche mit einem Teil Sand ergab das grüne, so genannte Waldglas. Der Holzbedarf für die Glasherstellung war enorm. Für 100 Kilogramm reine Pottasche benötigten die Glaser rund 200 Kubikmeter Holz. Weitere 100 Kubikmeter waren notwendig, um die Pottasche zu Glas aufzuschmelzen. Auch dafür wurde bevorzugt Buchenholzkohle verwendet.

Die abgeholzten Buchholzbestände wurden bevorzugt mit Fichten aufgeforstet. Dabei entstand ein Waldtyp, den man als „Glaswald“, „Glastobel“ oder „Schmelzwald“ bezeichnete.

Nutzung als Nahrungsmittel

Bucheckern spielten in der Vergangenheit in der menschlichen Ernährung eine Rolle. Trotz der leichten Giftigkeit wurde im 19. Jahrhundert und in den Notzeiten nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Nüssen Öl gepresst, das sowohl beim Kochen als auch als Lampenöl Verwendung fand. Eine Handvoll Bucheckern kann wegen ihrer Inhaltsstoffe (Fagin / Blausäure-Glykoside) bereits Unwohlsein hervorrufen. Die essbaren Blätter der Buchen gelten als entzündungshemmend. So wurden sie bei Zahnfleischproblemen zerkaut oder bei Geschwüren als Wundauflagen genutzt.

Nutzung des Laubs als Streu und Viehfutter

Millais, Herbstlaub, Öl auf Leinwand, 1856, Manchester, City Art Hall

Die bodenverbessernden Eigenschaften des sich schnell zersetzenden Buchenlaubs machte man sich früher in den Bergregionen nutzbar. In diesen Regionen konnten häufig keine Getreidearten angebaut werden, die ausreichend Stroh für die Stallhaltung lieferten. Bis auf die Buche waren in diesen Regionen außerdem andere Laubbaumarten nur selten zu finden. In vielen Regionen war es daher über Jahrhunderte hinweg Brauch, dass Frauen und Kinder das Buchenlaub sammelten, das anschließend als Stallstreu genutzt wurde. Dabei wurden die Wälder regelmäßig „leergefegt“ und Buchenlaub kam sogar in den Handel. So wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts Hunderte von Schiffsladungen vom schweizerischen Brienzersee aus in den Handel gebracht. Die Entfernung des Laubes verhinderte die natürliche Verjüngung, da den Buchenkeimlingen der natürliche Schutz vor den winterlichen Frösten fehlte. Für die Landwirte war sie jedoch eine Notwendigkeit, um ihre Höfe wirtschaftlich zu betreiben. Die Laubsammlung stand ähnlich wie die Eichelmast unter Forstwissenschaftlern schon in frühen 19. Jahrhundert in dem Ruf, die Wälder nachhaltig zu schädigen. Christian Küchli führt die umfangreichen Lawinenverbauungen, die heute aufgrund eines fehlenden Schutzwaldes in der Region des Brienzersee notwendig sind, auf diesen jahrhundertelangen Raubbau zurück.

Zu Bündeln gebundene junge Buchenzweige, die noch Blätter trugen, wurden als Winterfutter für das Vieh getrocknet. Besonders Ziegen fraßen diese Zweige gerne. Aber auch im Frühjahr, wenn die Buchen austrieben, wurden Buchenzweige an das Vieh verfüttert, weil damit die Milchleistung gesteigert werden konnte.

Sonstiges

Der Begriff Buchstabe leitet sich vom Buchenholzstab, auf dem Runen eingeritzt wurden, ab (und nicht weil Johannes Gutenberg, der Erfinder des Buchdrucks in Europa, seine ersten Drucklettern aus Buchenholz machte). In der Eifel werden Rotbuchen als Hecke zur Feldumzäunung und als haushoher Windschutz verwendet. Viele Häuser sind dort von mächtigen Hecken umgeben.

Die Buche reagiert äußerst empfindlich auf Erdanschüttungen im Wurzelbereich. Schon eine Anhebung des Bodenniveaus um 10 cm um den Stamm kann die Buche mittelfristig zum Absterben bringen.

Variationen

Rotbuchenhecken als Wetterschutz für Haus und Hof, in der Eifel, bei Monschau

Von der Rotbuche existieren zahlreiche Park- und Gartenformen, die sich in der Laubfärbung, Blattform oder im Wuchs voneinander unterscheiden. Die bekanntesten Variationen sind:

  • Trauer- oder Hänge-Buche (Fagus sylvatica forma pendula)
  • Blutbuche (Fagus sylvatica forma purpurea)
  • Süntel-Buche (Fagus sylvatica forma tortuosa)
  • Säulen-Buche (Fagus sylvatica Kultivar 'Dawyck')
  • Schlitzblättrige Rotbuche (Fagus sylvatica forma laciniata)
  • Schlitzblättrige Buche (Fagus sylvatica forma asplenifolia)
  • Gold-Buche (Fagus sylvatica Cultivar 'Zlatia')

Literatur

  • Horst Bartels: Gehölzkunde. Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-82521-720-5 (UTB) bzw. ISBN 3-80012-648-6 (Ulmer)
  • Gerhard Dönig: Die Park- und Gartenformen der Rotbuche - Fagus sylvatica L. Gartenbild, Rinteln 1994, ISBN 3-928521-05-5
  • Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen aus ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-8252-8104-3
  • Norbert Kessel: Das Wachstum von Buchenwildlingen und Baumschulpflanzen (untersucht wurde die Wirkung von Sproßschnitt, Wurzelschnitt, Konkurrenzregelung, Pflanzverband). Dissertation, Freiburg 1994. (abstract)
  • Reinhard Schober: Die Rotbuche 1971. Schriftenreihe der Forstlichen Fakultät der Universität Göttingen und Mitteilungen der Niedersächsischen Forstlichen Versuchsanstalt, Band 43/44. Sauerländer, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-7939-0200-5
  • Gerhard Veldmann, Helmut Vogt: Die Krankheiten und Schädlinge der Rotbuche (Fagus silvatica L.). Universitätsbibliothek, Jena 1985

Weblinks

Commons: Rotbuche – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Exzellent Kandidat