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Mercedes-Benz Baureihe 126

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Vorlage:PKW-Modell Das Mercedes-Benz-Modell W126 der S-Klasse löste die W116-Baureihe ab und wurde ab 1979 als Limousine mit langem und kurzem Radstand angeboten.

Zwei Jahre später, im September 1981, stellte Mercedes auf der IAA in Frankfurt die „SEC“ genannte Coupé-Variante des W126 als offiziellen Nachfolger der „SLC“-Modelle der Baureihe R107 vor.

Die Produktion endete offiziell im Jahre 1991 mit 818.036 produzierten Exemplaren. Darüber hinaus wurden bis April 1992 noch 38 weitere Fahrzeuge in Sonderschutzausführung hergestellt. Damit ist der W126 die bis heute erfolgreichste Oberklasselimousine. Keine andere Baureihe von Mercedes-Benz oder von Mitbewerbern hat jemals eine derart hohe Absatzzahl in dieser Fahrzeugklasse erreicht.

Nachfolgemodell war die Baureihe W140, deren Produktion 1991 anlief.

Allgemeines

Die Baureihe W126 wurde zwölf Jahre lang produziert, was im Automobilbereich bei Großserienfahrzeugen einen ungewöhnlich langen Modellzyklus darstellt. Während dieser Produktionszeit wurde die Baureihe immer wieder weiterentwickelt und verbessert. Die meisten Entwicklungsschritte waren eher kleinerer Natur und stellten zumeist Detailverbesserungen dar.

Lediglich 1985 erfuhr die Baureihe eine größere Modellpflegemaßnahme, bei der neben einem durch geänderte Stoßfänger, Seitenbeplankungen und Leichtmetallfelgen (bzw. Radzierkappen) geänderten äußeren Erscheinungsbild auch neu entwickelte Motoren zum Einsatz kamen.

Daher spricht man bei Fahrzeugen, die bis 1985 produziert wurden, von der ersten, bei Fahrzeugen, die ab 1985 gebaut wurden, von der zweiten Serie, obwohl das Fahrzeug im Grunde das gleiche geblieben ist.

Hauptverantwortlich für die Entwicklung des W126 waren Bruno Sacco, zum damaligen Zeitpunkt Leiter der "Hauptabteilung Stilistik", und Werner Breitschwerdt als Direktor des "Bereich PKW-Aufbauten".

Karosserievarianten und Modellbezeichnungen

Raumangebot im Fond des SEL

Der W126 wurde zuerst als viertürige Limousine angeboten. Der Hubraumangabe in der Modellbezeichnung, die ein Zehntel des Hubraums in cm³ gemessen angibt, waren Buchstaben nachgestellt.

Das S steht für "S-Klasse". Das einzige Modell, das nur den Buchstaben S in der Modellbezeichnung trägt, ist der 280 S der ersten Serie, der noch einen Vergasermotor hatte. Alle anderen Modelle des W126 haben Einspritzmotoren und tragen deshalb das Kürzel SE, wobei das zusätzliche E für den Einspritzmotor steht. Eine Ausnahme bildet das Exportmodell mit Dieselmotor und der Bezeichnung SD (D für Diesel).

Daneben war von Anfang an eine Langversion des W126 erhältlich (Ausnahmen: "280 S" und später "260 SE"). Diese Fahrzeuge tragen die Modellbezeichnung SEL. Das L = lang bezieht sich auf einen um 140 mm längeren Radstand, der einen Raumgewinn für die Fondpassagiere bringt.

Im Herbst des Jahres 1981 wurde das Coupé des W126 vorgestellt. Es trägt als Modellbezeichnung das Kürzel SEC; das C für steht Coupé.

Neben der Coupé-Karosserie selbst unterscheidet sich der SEC noch durch weitere Details von der Limousine:

  • Statt der Breitbandscheinwerfer mit nebeneinander liegenden Haupt- und Nebelscheinwerfern der Limousine hat der SEC schmalere Hauptscheinwerfer, die Nebelscheinwerfer sind in den unteren Bereich der Stoßstange integriert.
  • Dadurch bedingt kann der Kühlergrill breiter gestaltet und in die Motorhaube einbezogen werden. Der freistehende Mercedes-Stern entfällt und wird durch ein großes Emblem im Kühlergrill ersetzt.
  • Die Außentürgriffe liegen in großen Kunststoffschalen.
  • Die Chromleiste am unteren Rand des Heckdeckels (Kofferraumhaube), die bei der Limousine nur den Bereich zwischen den Heckleuchten ausfüllt, ist beim Coupé breiter ausgeführt und reicht bis in den Bereich der hinteren Kotflügel.
  • Durch die fehlenden B-Säulen und die auch hinten voll versenkbaren Seitenfenster wird eine große seitliche Öffnung des Fahrzeugs ermöglicht.
  • Im Fond verfügt das Coupé nur über zwei Einzelsitze. Eine Coupé-Sitzanlage war optional auch für die Limousine erhältlich, allerdings nur bei den SEL-Modellen.

Innovationen

Armaturenbrett mit Airbaglenkrad

Wie bei allen Modellen der S-Klasse wurden auch bei der Baureihe W126 zahlreiche technische Innovationen eingeführt und dem Käufer zugänglich gemacht, die erst viele Jahre später den Einzug in unterhalb angesiedelten Fahrzeugklassen finden sollten und heute sogar in Kleinwagen angeboten werden.

  • 1980 wurde optional - im damaligen Verkaufsprospekt noch als Luftsack bezeichnet - der Airbag angeboten. Erstmals überhaupt wurde ein Automobil gegen Aufpreis mit einem Fahrerairbag angeboten. Der Aufpreis hierfür war mit dem für ein ebenfalls optional erhältliches und elektrisch angetriebenes Schiebedach vergleichbar.
Bei Mercedes war bislang nur ein interner Flottenversuch vorangegangen und es wurden einige hundert Fahrzeuge mit einem Fahrerairbag ausgerüstet, um weitere Erkenntnisse der Alltagstauglichkeit zu erlangen. Im W126 handelte es sich um einen fahrerseitigen Airbag, der im Lenkrad untergebracht wurde, kombiniert mit einem Turbinengurtstraffer auf der Beifahrerseite, der die sogenannte Gurtlose beim Beifahrer reduzierte und ihn besser im Sitz fixierte.
  • Ab 1985 wurde ein Airbag auch für den Beifahrer als Option angeboten.
  • Die Antriebsschlupfregelung, kurz ASR, wurde zum Modelljahr 1987 eingeführt und stellte die erste vollelektrisch gesteuerte Anfahrhilfe dar – sie war anfänglich nur für die V8-Modelle lieferbar. Für die Sechszylindervarianten gab es die Anfahrhilfe namens ASD, ein automatisches Sperrdifferential.
  • Infolge der Ölkrise konzentrierte man sich bei der Entwicklung der neuen S-Klasse parallel zur sicherheitstechnisch bestmöglichen Vollkommenheit auch auf ökonomische Momente, wie etwa die Senkung des Fahrzeuggewichts und dadurch den fahrzeugspezifischen Verbrauch im Vergleich zur Vorgängerbaureihe. Durch eine verbesserte Aerodynamik mit einem cW-Wert von 0,36 sowie die ausgeklügelte Leichtbauweise und vermehrten Einbau von Kunststoffen konnte der Verbrauch der S-Klasse gegenüber seinem Vorgängermodell um über 10 % gesenkt werden.
  • Das für den Export bestimmte und von 1985 bis 1987 gebaute Modell "300 SDL" war das erste Dieselfahrzeug mit seriemäßigem Partikelfilter.
  • Die Baureihe W126 ist die erste Fahrzeugbaureihe der Welt, die bereits in den 1970er Jahren auf den versetzten Frontalcrash ausgelegt wurde, den sogenannten Offset-Crash. Dieser gehört erst seit Anfang des neuen Jahrtausends zu den vorgeschriebenen Crashtest-Pflichtprüfungen für Neuwagen in den USA und innerhalb der EU.
  • Darüber hinaus wurde die S-Klasse vom IIHS zweimal zum sichersten Auto auf nordamerikanischen Straßen gewählt, 1988 und 1989. Auch war die Baureihe W126 in den Jahren 1989 und 1990 die beliebteste Oberklasselimousine in Deutschland - über 10 Jahre nach ihrer Vorstellung.

Derzeitige Bedeutung des W126

Aufgrund der genannten technischen und auch optischen Innovationen des Fahrzeugs (Kunststoffstoßfänger, versenkte Scheibenwischer usw.) ist der W126 heute in der Oldtimerszene teilweise auch als sogenannter „Youngtimer“ noch umstritten, da er in vielen Belangen zu modern erscheint, obwohl die ersten Modelle bereits ein Alter von fast 27 Jahren erreichen (Stand 2006).

Hauptsächlich ist dafür das Design verantwortlich. Besonders die Fahrzeuge der zweiten Serie (ab 1985) mit ihren glattflächigen Beplankungen und den bündigen Leichtmetallfelgen sehen nicht aus wie Oldtimer oder Youngtimer, sie sehen einfach aus wie gepflegte ältere Mercedes. Hier wird dem lange im automobilen Oberhaus verfolgten Leitsatz Rechnung getragen, dass Daimler-Benz keine Fahrzeuge mit modischen Attitüden hervorbringt (anders als heute), sondern dass die Wagen ein langzeitstabiles, ausgeglichenes Design tragen.

Bedeutung des W126 im gesellschaftlichen Zusammenhang

Auch der Vatikan nutzt den W126 seit 1985. Hier ein Papamobil in Form eines umgebauten 500 SEL der ersten Serie

Der W126 galt in den 1980er Jahren als Oberklasselimousine und Luxussymbol schlechthin. Auch wenn es hochwertigere und teurere Fahrzeuge wie zum Beispiel von Rolls-Royce oder von Bentley gab, war der W126 in den sogenannten „höheren Kreisen“ stets präsent.

Mitglieder der deutschen Bundesregierung wurden in den 1980er Jahren fast ausschließlich in diesen Fahrzeugen (meist in Sonderschutzausführung) chauffiert, ebenso zahlreiche Mitglieder ausländischer Regierungen. Das direkte Konkurrenzmodell, der BMW E23 stellte hier keine besondere Gefahr für den Einsatz des W126 dar und wurde in Regierungskreisen fast ausschließlich von bayerischen Regierungsbeamten gefahren.

Zahlreiche, meist umgebaute Fahrzeuge (damals wurden diese als „veredelt“ bezeichnet) wurden häufig auch in den arabischen Raum geliefert.

Daneben war der W126 ein beliebtes Fahrzeug in vielen Filmproduktionen, wo das Fahrzeug meist den finanziellen Wohlstand des Besitzers darstellen sollte: "Beverly Hills Cop" (500 SEL), "Mein Partner mit der kalten Schnauze" (560 SEL), "Der Morgen stirbt nie", "Der große Bellheim" mit Mario Adorf (500 SEL), "Peter Strohm" mit Klaus Löwitsch (560 SEL), "Coming to America" (560 SEL und 500 SEL Stretchlimousine) usw.

Am Rande spielte der W126 auch im sogenannten "Rotlichtmillieu" temporär eine gewisse Rolle, weil u. a. Zuhälter mit diesem Fahrzeug - speziell mit der Coupé-Variante - zeigen wollten, wie weit sie es finanziell gebracht hatten. Die von dieser Personengruppe gefahrenen Fahrzeuge waren meist enorm getunt, um optisch aufzufallen. Nachhaltig wurde der Ruf des W126 dadurch jedoch nicht geschädigt.

Modellreihen und Motorisierung

Modelle bis 1985 Limousine

Datei:~Phot061.jpg
Modell der ersten Serie vor 1985. Die gezeigten Leichtmetallfelgen werden auch „Barockfelgen“ genannt

Jeweils als Limousine (SE) und Langversion (SEL).

Modell Motor Hubraum Leistung  
280 S
(126.021)
Reihen-
sechs-
zylinder
2.746 cm³ 115 kW/156 PS nicht als
Langversion
280 SE
(126.022)/
280 SEL
(126.023)
136 kW/185 PS  
380 SE
(126.032)/
380 SEL
(126.033)
Achtzylinder-
V-Motor
3.818 cm³ 160 kW/218 PS
(bis 10/1981)
150 kW/204 PS
(ab 10/1981)
 
500 SE
(126.036)/
500 SEL
(126.037)
4.973 cm³ 177 kW/240 PS
(bis 10/1981)
170 kW/231 PS
(ab 10/1981)
 

Die Leistungseinbußen der V8-Motoren ab Oktober 1981 resultierten aus dem „Mercedes-Benz Energiekonzept“, einem Programm zur Reduzierung von Abgasschadstoffen und Verbrauch. Unter anderem wurde hier die Schubabschaltung realisiert und bei den V8-Modellen die Leerlaufdrehzahl elektronisch auf ca. 500 U/min reduziert. Der Mercedes 380 SE/SEL war bereits - gegen einen hohen Aufpreis - optional mit Katalysatortechnik erhältlich.

Modelle ab 1985 Limousine

Mercedes Benz 560 SE, zweite Serie. Die gezeigten Felgen werden auch „Gullideckel“ genannt
Mercedes Benz 500 SEL, zweite Serie, Heckansicht

Die Fahrzeuge der zweiten Serie waren alle für die Katalysatortechnik vorbereitet, welche sich problemlos nachrüsten oder - gegen Aufpreis - direkt ab Werk bestellen ließ. Diese Fahrzeuge erhielten die Zusatzbezeichnung RÜF (Rückrüstfahrzeug). Ab September 1986 war der Katalysator dann bei allen Modellen serienmäßig, die RÜF-Version ohne Katalysator blieb aber weiterhin erhältlich, wobei der Kaufpreis bei Wahl dieser Version gemindert wurde.

Lediglich für den 560er mit 220 kW war kein Katalysator erhältlich. Diese ECE genannte Version erfüllte dennoch die zum damaligen Zeitpunkt von der europäischen Kommission geforderten Abgaswerte. Mittlerweile ist jedoch auch bei diesem Modell ein Katalysator nachrüstbar, der von einer Fremdfirma angeboten wird.

Ab September 1987 zum Modelljahr 1988 wurden überarbeitete und leistungsgesteigerte Motoren in den Achtzylinder-Varianten eingesetzt, um die Leistungseinbußen durch den Katalysator auszugleichen. Diese Leistungssteigerung wurde im Großen und Ganzen durch den Einsatz von Klopfsensoren und Feinarbeit erreicht.

  Motor Hubraum Leistung
ohne Kat
Leistung
mit Kat
260 SE* Reihen-
sechs-
zylinder
2.599 cm³ nicht als
Langversion;
122 kW/166 PS
nicht als
Langversion;
118 kW/160 PS¹
300 SE* / 300 SEL* 2.962 cm³ 138 kW/188 PS 132 kW/179 PS¹
420 SE** / 420 SEL** Achtzylinder-
V-Motor
4.196 cm³ 160 kW/218 PS
(bis 9/1987)
170 kW/231 PS
(ab 9/1987)
150 kW/204 PS¹
(bis 9/1987)
165 kW/224 PS
(ab 9/1987)
500 SE** / 500 SEL** 4.973 cm³ 180 kW/245 PS
(bis 9/1987),
195 kW/265 PS
(ab 9/1987)
164 kW/223 PS
(bis 9/1987)
185 kW/252 PS²
(ab 9/1987)
560 SE** / 560 SEL** 5.547 cm³ 200 kW/272 PS
(bis 9/1987),
220 kW/300 PS
(ab 9/1987)
178 kW/242 PS
(bis 9/1987)
205 kW/279 PS
(ab 9/1987)

* Schaltgetriebe, Automatikgetriebe optional erhältlich
** nur mit Automatikgetriebe erhältlich
¹ nachrüstbar auf Euro 2-Norm
² nachrüstbar auf D3-Norm
³ nachrüstbar auf D4-Norm

Modelle bis 1985 Coupé

Mercedes Benz 500 SEC. Fahrzeug der ersten Serie mit „geriffelter“ Beplankung und Felgen aus der zweiten Serie. Die hier zu sehende Chromleiste am unteren Rand des Heckdeckels bis in den Bereich der hinteren Kotflügel war den Coupé-Modellen vorbehalten. Die Limousinen verfügten über eine kürzere Leiste im Bereich zwischen den Heckleuchten.
Mercedes Benz 500 SEC, Fahrzeug der zweiten Serie
  Motor Hubraum Leistung
380 SEC Achtzylinder-
V-Motor
3.818 cm³ 160 kW/218 PS
(bis 10/1981)
150 kW/204 PS
(ab 10/1981)
500 SEC 4.973 cm³ 177 kW/240 PS
(bis 10/1981)
170 kW/231 PS
(ab 10/1981)

Der Mercedes 380 SEC war bereits - gegen einen hohen Aufpreis - optional mit Katalysatortechnik erhältlich.

Modelle ab 1985 Coupé

  Motor Hubraum Leistung
ohne Kat
Leistung
mit Kat
420 SEC Achtzylinder-
V-Motor
4.196 cm³ 160 kW/218 PS
(bis 9/1987)
170 kW/231 PS
(ab 9/1987)
150 kW/204 PS¹
(bis 9/1987)
165 kW/224 PS
(ab 9/1987)
500 SEC 4.973 cm³ 180 kW/245 PS
(bis 9/1987),
195 kW/265 PS
(ab 9/1987)
164 kW/223 PS
(bis 9/1987)
185 kW/252 PS²
(ab 9/1987)
560 SEC 5.547 cm³ 200 kW/272 PS
(bis 9/1987),
220 kW/300 PS
(ab 9/1987)
178 kW/242 PS
(bis 9/1987)
205 kW/279 PS
(ab 9/1987)

Exportmodelle

In den USA wurde die Limousine des W126 auch als Turbodieselmodell angeboten, und zwar folgende Typen:

Typ Leistung Bauzeit Motor
300 SD Turbodiesel 118 bis 125 PS bis August 1985 Fünfzylinder, OM 617, 3,0 l
300 SDL Turbo 143 PS Februar 1985 bis Herbst 1987 Sechszylinder, OM 603, 3,0 l
350 SD Turbo 136 PS März 1990 bis Juni 1991 Sechszylinder, OM 603, 3,5 l
350 SDL Turbo 136 PS März 1990 bis Juni 1991 Sechszylinder, OM 603, 3,5 l

Der 300 SDL Turbo war das erste Dieselfahrzeug mit serienmäßigem Partikelfilter. Nicht zuletzt wegen Problemen mit der Dauerhaltbarkeit des Filters wurde die Produktion dieses Modells Ende 1987 eingestellt.

Ausstattung

Die Fahrzeugausstattung war zur Markteinführung recht dürftig. So gab es außer einer Servolenkung keine nennenswerten Besonderheiten, jedoch eine lange Aufpreisliste für optional erhältliche Extras. Selbst heute selbstverständliche Dinge wie ein rechter Außenspiegel, elektrische Fensterheber oder eine Zentralverriegelung mussten zusätzlich gegen Aufpreis geordert werden.

Das Einstiegsmodell 280 S verfügte noch nicht einmal über einen Drehzahlmesser, der allerdings gegen Aufpreis lieferbar war. Lediglich das Spitzenmodell 500 SEL verfügte anfangs schon serienmäßig über Velourssitze, elektrische Fensterheber vorne und hinten sowie über eine Zentralverriegelung.

Bis zum Ende der Bauzeit wurde die Serienausstattung immer weiter aufgewertet, sodass die Fahrzeuge aus den letzten Baujahren als relativ gut ausgestattet zu bezeichnen sind, wobei die 560er-Modelle zahlreiche Ausstattungen serienmäßig aufweisen, die für die „kleineren“ Modelle weiterhin aufpreispflichtig waren (z. B. Klimaanlage).

Modellpflege

500 SEL Baujahr 1988, vor der MoPf im September mit silbergrauer Beplankung

Ab September 1985 wurde eine überarbeitete Version dieser Modellreihe auf den Markt gebracht. Mercedes-Insider sprechen hierbei von dem MoPf (Modellpflegemaßnahme).

Die Änderungen sind zum einen optischer Natur mit geänderten Stoßfängern und Schutzleisten - jetzt in glattflächiger Ausführung - an den Seiten der Karosserie sowie neu gestalteten Leichtmetallfelgen und dem generellen Umstieg auf 15"-Felgen mit einer Bereifung im 65er Querschnitt, die das gesamte optische Erscheinungsbild noch mehr harmonisieren.

Im Innenraum waren die Veränderungen eher marginal. Das Kombiinstrument (Tachoeinheit) verfügte nun über mattierte Ziffernblätter und neue Kontrollleuchten für niedrigen Kühlmittelstand, Scheibenwaschwasserstand, Motorölstand und darüber hinaus auch über eine Glühlampenausfallkontrolle, die sämtliche Leuchtmittel der Fahrzeugaußenbeleuchtung (auch die Kennzeichenbeleuchtung) überwachte - damals ein Novum. Weiter wanderte der Schalter für das nun auch aufstellbare Schiebedach von der Mittelkonsole in den Dachhimmel und war ab Ende 1987 beleuchtet.

Im Unsichtbaren gab es eine weiter verfeinerte Geräuschisolierung des Fahrgastraumes - man spricht von ungefähr 25 kg mehr Dämmmaterial bei der zweiten Serie.

Im September 1987 erhielten die Achtzylinder-Modelle stärkere Motoren, die leistungsgesteigerten Achtzylinder mit Antiklopfregelung; die Sechszylinder waren hiervon nicht betroffen.

Ab September 1988 wurde eine überarbeitete Lederausstattung (Softleder) statt der klassischen mit Längspfeifen angeboten. Außerdem war der 560er von nun an auch mit der kurzen Karosserie erhältlich, zuvor wurde er nur als SEL mit verlängertem Radstand geliefert.

Ende des Jahres 1989 wurde dann eine erneute Modellpflege durchgeführt, die lediglich optischen Aspekten nachging. Die Stoßfänger und Seitenbeplankungen (Sacco-Bretter genannt) wurden fortan der jeweiligen Wagenfarbe besser angepasst (ca. 8 verschiedene seidenmatte Farbtöne). Zuvor waren diese Anbauteile in einem der vier verschiedenen Silber- oder Grautöne lackiert.

Produktionszahlen

Typ Stückzahl
260 SE 20.836
280 S 42.996
280 SE 133.955
280 SEL 20.655
300 SE 105.422
300 SEL 40.956
420 SE 13.996
420 SEL 74.017
380 SE 58.239
380 SEL 27.014
500 SE 33.418
Typ Stückzahl
500 SEL 72.693
560 SE 1.252
560 SEL 78.442
300 SD Turbodiesel 78.725
300 SDL Turbo 13.830
350 SD Turbo 2.066
350 SDL Turbo 2.925
380 SEC 11.267
420 SEC 3.689
500 SEC 30.184
560 SEC 28.929

Kaufpreisentwicklung

Das günstigste Fahrzeug der W126-Baureihe, der 280 S kostete bei der Markteinführung 1979 ca. 35.900 DM, das damalige Topmodell, der 500 SEL war für ca. 56.200 DM erhältlich.

Die 1981 vorgestellten Coupé-Modelle kosteten anfangs ca. 69.500 DM (380 SEC), bzw. ca. 73.900 DM (500 SEC)

Zum Ende der Produktionszeit im Jahre 1991 bekam man für den Preis, den der 280 S zwölf Jahre zuvor zur Markteinführung kostete, gerade noch das "Einstiegsmodell" bei Mercedes, den 190er mit Dieselmotor für ca. 35.800 DM.

Der Einstiegspreis für die W126-Baureihe betrug nun 66.200,00 DM, die für einen 260 SE verlangt wurden. Für das ursprüngliche Topmodell, den 500 SEL wurden bereits ca. 101.100,00 DM verlangt, das spätere Topmodell, der 560 SEL, welcher erst ab 1985 angeboten wurde, kostete zuletzt ca. 141.500,00 DM, die Coupé-Variante, der 560 SEC, sogar 155.700,00 DM.

Langzeitqualität

Der W126 ist ein sehr robust gebautes Fahrzeug. Laufleistungen von 500.000 km und mehr mit dem ersten Motor und dem ersten Getriebe sind - besonders bei den Achtzylinderversionen - bei guter Wartung und Pflege keine Seltenheit. In der Regel funktionieren auch selbst die für die damalige Zeit exotischen Sonderausstattungen wie elektrische Sitzverstellungen heute noch problemlos.

So lautete es auch bereits in einer Mercedes-Werbeanzeige für den W126 Mitte der 1980er Jahre selbstbewusst: "Nach 266.623 km wurde hier zum ersten Mal was Größeres ausgetauscht: Der Besitzer."

Dennoch geht die Zeit nicht spurlos an diesem Fahrzeug vorüber. Als besonders defektanfällig gilt heute die ausschließlich für die SEL-Modelle mit Achtzylindermotor optional erhältliche hydropneumatische Federung, wobei Reparaturen in diesem Bereich recht kostspielig sind.

Auch ist die optional erhältliche Klimaautomatik für Ausfälle bekannt. Die "normale" Klimaanlage gilt daher als bessere Wahl, weil auch bei dieser die Temperatur elektronisch geregelt wird.

Die Klimaanlage hat zudem den Vorteil, dass sich die Temperatur für jede Seite des Innenraums separat einstellen lässt, eine Funktion, die der Klimaautomatik fehlt. Letztere regelt lediglich die Intensität des Luftstroms des Gebläses, welcher bei der Klimaanlage manuell gewählt werden muss.

Ebenfalls sind viele Fälle bekannt, in denen das Steuergerät für die Motorelektronik ausfällt. Die Ursache hierfür ist in der Regel eine mit den Jahren spröde gewordene Wärmeleitpaste, was zur Überhitzung und somit zum Ausfall des Steuergerätes führt. Eine vorsorgliche Erneuerung der Wärmeleitpaste kann in Eigenregie erfolgen und somit den Ausfall des Steuerungsgeräts verhindern.

Fahrzeugvarianten

Neben Sondermodellen, die auf Wunsch ab Werk lieferbar waren, versuchten sich besonders in den 1980er Jahren zahlreiche Fahrzeugtuner speziell mit dem W126 einen Namen zu machen. Einigen ist dies erfolgreich gelungen (AMG, Brabus).

Besonders die Kreationen der Firma Koenig aus München brachten einige stark verbreiterte Fahrzeuge hervor, die heute oftmals eher belächelt werden.

Andere Firmen verlängerten die Karosserie des W126, teilweise auch auf Basis des Coupés, wieder andere boten ein viertüriges Cabriolet vom W126 an. Teilweise waren die Umbauten interessant, wie die der Firma SGS, die erstmals ein Cabrio des W126 Coupés vorstellte, und die auch ein Coupé mit Flügeltüren anbot, ähnlich denen des legendären Mercedes W198 (300SL).

Monteverdi in der Schweiz veränderte die Karosserie des W126 so sehr, dass der Wagen nur noch von Fachleuten als solcher erkannt wird. Die Autos mit der Modellbezeichnung Tiara waren Monteverdis letzte Versuche auf dem Automarkt. Die Umbauten verdoppelten den Grundpreis, sodass Monteverdi-Tiaras nur in kleinster Stückzahl auf den Markt kamen, von dem sie mangels Erfolg auch bald wieder verschwanden.

Literatur

  • Heribert Hofner: Die S-Klasse von Mercedes-Benz: von der Kultur des Fahrens. Bechtermünz, Augsburg 1997, ISBN 3-86047-589-4
  • Christof Vieweg u.a.:Alles über die Mercedes-Benz-S-Klasse: eine Publikation des Daimler-Benz-Service. Hrsg.: Daimler-Benz AG, Abteilung VSE/I, Stuttgart 1998, ISBN 3-932786-04-1
  • Matthias Röcke: Das grosse Mercedes-S-Klasse-Buch: alle Modellreihen von W 108 bis W 140 (1965 bis heute). Heel, Königswinter 1991, ISBN 3-89365-234-5
  • Matthias Röcke, Helmut Baaden [Red.]: Das neue große Mercedes-S-Klasse-Buch. Heel, Königswinter 2003, ISBN 3-89880-158-6
  • R.M. Clarke: Mercedes S-Class - 1979-1991. Brooklands Books Ltd., ISBN 1-85520-5815 (auch ISBN 1-85520-1879)
  • Mercedes S-Klasse 280 S/280 SE/380 SE/500 SE ab September 1979 bis 1984. Band 662. Reparaturanleitung. Bucheli Verlag, ISBN 3-7168-1585-3

Weblinks