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Römisch-Persische Kriege

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Über Jahrhunderte stellten das römische bzw. oströmische Reich und das neupersische Sassanidenreich die beiden vorherrschenden Staatengebilde im Mittelmeerraum und im Vorderen Orient dar. Obwohl es zwischen den beiden spätantiken Großmächten durchaus Phasen friedlicher Koexistenz gab, besonders im 5. Jahrhundert, waren ihre zwischenstaatlichen Beziehungen maßgeblich von militärischen Konflikten geprägt, die bisweilen in der Forschung als römisch-persische Kriege bezeichnet werden.

Die militärischen Auseinandersetzungen begannen mit der Formierung des Sassanidenreichs im 3. Jahrhundert n. Chr. und fanden erst mit dem Sieg des Kaisers Herakleios 628/30 einen Abschluss. Besonders intensiv waren die Kampfhandlungen zu Zeiten Schapurs I., Schapurs II., Chosroes’ I. und Chosroes’ II. Dabei gingen die Angriffe sowohl von römischer wie von persischer Seite aus, wobei aber das größere Aggressionspotential wohl bei den Sassaniden lag.

Nach dem letzten und größten römisch-persischen Krieg (603–628) wurden die beiden erschöpften Großreiche ein Opfer der Expansion der Araber. Diese vernichteten das Sassanidenreich und eroberten die römischen Orientprovinzen. Dieses Ereignis markiert schließlich auch das endgültige Ende der Antike.[1]

Die Ausgangslage: Rom und Persien zu Beginn des 3. Jahrhunderts

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Kaiser Mark Aurel

Der Tod Kaiser Mark Aurels im Jahre 180 n. Chr. gilt traditionell als Wendepunkt für das römische Reich. Die Regierungszeit des „Philosophen auf dem Kaiserthron“ war von einem permanenten Abwehrkampf an den Grenzen geprägt gewesen: Im Donauraum hatten die Markomannenkriege getobt und Roms letzte Reserven beansprucht, im Osten mussten die Parther niedergehalten werden. Dennoch war es Mark Aurel nicht gelungen, die Grenzen des Reiches nachhaltig zu stabilisieren. Sein als Kaiser wenig erfolgreicher Sohn Commodus wurde 192 ermordet. Nach einem kurzen Bürgerkrieg begründete der aus Africa stammende Septimius Severus die Dynastie der Severer, die das Reich bis 235 regieren sollten. Dennoch bemerkten Zeitgenossen, wie der aus dem Osten des Reiches stammende Cassius Dio, dass mit dem Tod Mark Aurels das „goldene Zeitalter“ endete und eine Epoche von „Eisen und Rost“ begann.[2] Diese Sichtweise hat auch die moderne Forschung stark geprägt.

Die Macht der severischen Kaiser beruhte zu einem erheblichen Teil auf ihrer Kontrolle der Legionen. Die Donative für die Soldaten wurden ständig erhöht, womit sich aber auch gleichzeitig ihre Begehrlichkeiten steigerten. Andererseits gab es oft genug Palastverschwörungen, so etwa gegen Caracalla, der bei Volk und Militär durchaus beliebt war, aber auch skrupellos agierte und sogar seinen eigenen Bruder Geta hatte umbringen lassen; ebenso gegen Kaiser Elagabal, dessen Religionspolitik viele Römer erzürnt hatte. Der letzte Kaiser des severischen Kaiserhauses, Severus Alexander, wurde schließlich 235 von aufgebrachten Soldaten ermordet, die an seinem militärischen Sachverstand zweifelten. Die nachfolgenden Kaiser hielten sich nur wenige Jahre, meistens aber nicht einmal mehr als ein paar Monate auf dem Thron. Das Reich geriet in eine Krisenzeit, die von der modernen Forschung als Reichskrise des 3. Jahrhunderts bezeichnet wird. Erst Kaiser wie Aurelian und schließlich Diokletian konnten das Reich wieder nachhaltig stabilisieren.[3]

Das römische Reich und seine Umwelt im 2. Jahrhundert n. Chr.

Einen nicht geringen Anteil an den Problemen Roms zu Beginn des 3. Jahrhunderts hatten Entwicklungen, die sich im Osten vollzogen hatten. Dort war 224 n. Chr. der Partherkönig Artabanos IV. von einem aufständischen Fürsten namens Ardaschir in einer Schlacht geschlagen und getötet worden. Dieser stammte aus einer Dynastie von Regionalfürsten, die in der Persis herrschten und ihre Ursprünge auf einen historisch kaum fassbaren Stammvater namens Sasan zurückführten. In der modernen Forschung werden die neuen Herren des Iran, die unter Ardaschir die Nachfolge der Parther antraten, daher auch als Sassaniden (richtiger: Sasaniden) bezeichnet. Diese Dynastie sollte Persien mehr als 400 Jahre lang beherrschen und das letzte vorislamische Großreich des alten Orients begründen.

Ardaschir und seine Nachfolger führten zwar zunächst in allen wichtigen Bereichen die parthischen Traditionen fort, standen aber unter einem großen Legitimationsdruck. Die neue Dynastie brauchte sichtbare Erfolge. Was das bedeutete, sollten die Römer schon bald erfahren: Nur kurze Zeit nachdem Ardaschir seine Macht im Inneren vorläufig gefestigt hatte, kam es zum Krieg mit Rom. Persische Panzerreiter, Kataphraktoi genannt, erwiesen sich als ebenbürtige Gegner der Römer. Schon bald war Rom in einen kostspieligen Defensivkrieg verwickelt. Auch wenn die verschiedenen Stämme an Rhein und Donau ebenfalls eine ständige Bedrohung darstellten, waren sie doch nicht mit den gut organisierten Sassaniden zu vergleichen, die sich als weitaus aggressivere Gegner erwiesen, als es die Parther je gewesen waren.[4]

Persien, kulturell und militärisch hoch entwickelt, wurde zur Nemesis Roms und sollte dies für die nächsten Jahrhunderte bleiben. Rom erkannte das neupersische Sassanidenreich bald schon als (fast) gleichberechtigte Macht an, die persischen Großkönigen in Ktesiphon sahen die Römer ähnlich. Dies änderte freilich wenig daran, dass beiden Großmächten daran gelegen war, den jeweils anderen so weit wie möglich zu schwächen, wobei auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielten. Es war der Beginn eines Jahrhunderte andauernden Ringens: Erst mit dem Ende der Spätantike und dem Untergang des Sassanidenreiches fand die Rivalität ihren Abschluss.

Im Folgenden sollen sowohl die entsprechenden Militäroperationen grundrissartig beschrieben werden als auch ein Überblick bezüglich der politischen Ausgangslage der jeweiligen Konflikte und deren Ergebnisse gegeben werden. In diesem Zusammenhang soll auch in kleineren Exkursen auf die jeweiligen politischen Verhältnisse in Persien und Rom eingegangen werden.

Ardaschir I. – Der Beginn der militärischen Auseinandersetzungen

Der römische Orient

Nachdem Ardaschir I. um 230 seine inneren Gegner niedergeworfen hatte, begann er mit der Erweiterung seines Herrschaftsbereichs, was ihn in Konflikt mit Rom bringen sollte. Ein erster Vorstoß war gegen Armenien gerichtet. Das Land hatte, aufgrund seiner geographischen Lage und seiner Ressourcen, einen ständigen Streitpunkt zwischen Rom und dem Partherreich dargestellt. Auch das Sassanidenreich sollte in Zukunft ein vitales Interesse an Armenien haben, zumal dort bis 428 Mitglieder des alten parthischen Königshauses der Arsakiden regieren sollten, die die Sassaniden als Usurpatoren ansahen.

Severus Alexander

Ardaschirs Offensive gegen Armenien hatte jedoch nicht den erhofften Erfolg, ebenso wenig wie ein Angriff auf das Königreich Hatra in Mesopotamien, einen Verbündeten Roms. Der römische Kaiser Severus Alexander rüstete daraufhin zum Krieg und begann 232 eine Gegenoffensive gegen die persische Hauptstadt Seleukia-Ktesiphon, die jedoch buchstäblich im Sande verlief. Eine der drei römischen Heersäulen wurde von den Persern vernichtend geschlagen, die anderen beiden zogen sich nach geringen Erfolgen zurück. Auch die folgenden Kämpfe, die sich vor allem in Mesopotamien abspielten, brachten keine Entscheidung, so dass Severus Alexander die Operationen bald abbrach, um sich den Germanen am Rhein zuwenden zu können. Nach dem Tod des Kaisers im Jahre 235 unternahm Ardaschir erneut eine Offensive. Diesmal hatte der Großkönig mehr Erfolg: Vermutlich noch 236 fielen die strategisch wichtigen Städte Karrhai und Nisibis in persische Hand, 240 auch das hart umkämpfte Hatra.

Ruinen in Hatra

Die Motive Ardaschirs für das Vorgehen gegen Rom sind in der Forschung oft diskutiert worden. Westliche Quellen unterstellen dem Großkönig, er habe das alte Achämenidenreich erneuern wollen [5], wobei zu beachten ist, dass die westlichen Quellen den Sassaniden in der Regel ohnehin feindlich gesonnen waren. Diesbezügliche Selbstzeugnisse Ardaschirs liegen nicht vor, zumal er sich nur als „König der Könige von Eran [Iran]“ bezeichnete und damit keineswegs ein übersteigertes imperiales Selbstverständnis zum Ausdruck brachte. Ardaschir dürfte es eher darum gegangen sein, sich im Kampf zu bewähren, seine Eignung als neuer König zu beweisen und dadurch seine faktische Usurpation zu legitimieren. Letztendlich bleibt aber vieles eine Frage der Interpretation der vorhandenen Quellen.[6]

Der Fall Hatras löste in Rom eine neue Entschlossenheit aus, gegen die Perser vorzugehen. Doch um 241 verstarb Ardaschir.[7] Sein Sohn und Nachfolger Schapur sollte den Kampf fortsetzen und Rom eine seiner schmachvollsten Niederlagen bereiten.

Schapur I. – Triumph über drei Kaiser

Schapur I. gilt allgemein als einer der bedeutendsten Sassanidenkönige, dessen Andenken im Iran noch heute nicht ganz erloschen ist. Im Inneren betrieb er eine recht tolerante Religionspolitik und verbesserte die Reichsverwaltung, die nun vielleicht stärker zentralisiert wurde.

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Der Triumph Schapurs I. über Valerian, Philippus Arabs und Gordian III.

Militärisch war Schapur zunächst nicht weniger erfolgreich. Er führte insgesamt drei Feldzüge gegen Rom, deren genaue Chronologie aber aufgrund der problematischen Quellenlage der modernen Forschung einige Schwierigkeiten bereitet. Bisweilen widersprechen zudem die westlichen (griechisch-römischen) Quellen, die allerdings nicht besonders reichlich fließen, den sassanidischen Selbstzeugnissen. Eine wichtige Quelle stellt die berühmte dreisprachige Inschrift (in Mittelpersisch, Parthisch und Griechisch) von Naqsh-i Rustam dar, die so genannten res gestae divi Saporis, ein Bericht Schapurs über seine Siege.[8] Auch wenn man eine gewisse Vorsicht bei der Nutzung des Tatenberichtes walten lassen muss, so wird sein Wert von der modernen Forschung doch als recht hoch eingeschätzt. Anders sieht es bei den westlichen Quellen aus, wie der höchst unzuverlässigen Historia Augusta; sie bieten kaum zuverlässige Details über den Verlauf der Kämpfe.[9]

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Antoninian des Philippus Arabs

Der erste Feldzug Schapurs fiel in den Zeitraum von 242 bis 244. Nach der Vita der drei Gordiane in der Historia Augusta,[10] brach Kaiser Gordian III. von Antiochia am Orontes, einer der bedeutendsten Städte des Imperiums, nach Osten auf, um sich Schapur entgegenzustellen. Bei Resaina (in der Nähe von Nisibis) besiegten die Römer 243 den Perserkönig. Sie sollen daraufhin die Kontrolle über die verlorenen Gebiete zurück erlangt haben. Kurz darauf intrigierte jedoch der Prätorianerpräfekt des Kaisers, Philippus Arabs, gegen Gordian und ließ ihn anschließend ermorden – zumindest behaupten dies spätere westliche Quellen. Aus dem Tatenbericht Schapurs ergibt sich allerdings ein ganz anderes Bild: Demnach wurde Gordian, der nach seinem Sieg bei Resaina (den Schapur verschweigt) gegen Ktesiphon marschiert war, zu Beginn des Jahres 244 bei Mesiche (etwa 40 km westlich des heutigen Bagdad) geschlagen und getötet; anschließend wurde Philippus zum Kaiser erhoben. Auch spätere byzantinische Quellen (wie Johannes Zonaras) weisen nicht darauf hin, dass Gordian ermordet wurde; möglich ist, dass er seinen Verletzungen erlag, die er in der Schlacht von Mesiche davon getragen hatte.[11] Philippus Arabs sah sich nach dem Tod Gordians jedenfalls gezwungen, einen Friedensvertrag mit Schapur zu schließen; offensichtlich war der römische Sieg bei Resaina nicht entscheidend gewesen, auch wenn vorübergehend die Perser zurückgedrängt worden waren. Insgesamt scheint Schapurs Version plausibler zu sein.

Dieser Vertrag, auf den nur wenige Quellen eingehen, war für die Sassaniden recht günstig: Er sah Zahlungen Roms an Persien sowie eventuell territoriale Zugeständnisse in Mesopotamien vor; wenigstens aber entzog Rom Armenien seine Unterstützung.[12]

Dass Philippus dennoch mit Siegesnamen wie Persicus und (nun anachronistisch) Parthicus maximus bedacht wurde, darf nicht über den Tatbestand hinwegtäuschen, dass die Römer eine empfindliche Niederlage erlitten hatten. Schapur ließ seinen Sieg denn auch auf zahlreichen Feldreliefs verewigen und nahm 252 oder 253 die Kampfhandlungen gegen Rom wieder auf.[13] Der Verlauf dieser zweiten Expedition (der so genannten zweiten agoge), die bis 256/57 dauerte, ist wiederum vor allem anhand des Tatenberichts Schapurs rekonstruierbar. Offenbar hatte der neue römische Kaiser Decius weniger Interesse an einer Ausgleichspolitik mit Persien und hatte sich deshalb den persischen Ambitionen im Hinblick auf Armenien widersetzt. Dies sah Schapur als Kriegsgrund an. Zuerst eroberte er Armenien und drang dann, die Wirren nach dem Tod Kaiser Decius’ nutzend, in Syrien und Mesopotamien ein. Wahrscheinlich im Frühjahr 253 marschierte Schapur mit seinem Heer den Euphrat entlang auf römisches Territorium vor, wobei er die starken römischen Festungen Circesium und Dura-Europos umging. Die Sassaniden erlitten zwar bei Emesa eine kleinere Niederlage (bezeichnenderweise nicht durch eine römische Heeresabteilung, sondern durch einheimische Kräfte), allerdings war dies nur ein geringer Rückschlag, denn Schapurs Truppen, deren Kern die Panzerreiterei darstellte, vernichteten ein römisches Heer von angeblich 60.000 Mann bei Barbalissos am Euphrat. Hierapolis, nördlich von Barbalissos, und vor allem Antiochia am Orontes wurden anschließend von den Sassaniden (kurzzeitig) erobert.[14] Die Perser drangen sogar bis nach Kappadokien vor und konnten 256 auch das schwer befestigte Dura-Europos stürmen, doch zog sich Schapur bald darauf wieder zurück. Allerdings hatte der Großkönig eine im Nachhinein unkluge Entscheidung getroffen, als er ein Bündnisangebot des Königs der Oasenstadt Palmyra, Septimius Odaenathus, abgelehnt hatte; Odaenathus nahm daraufhin Kontakt zu den Römern auf, die für jede Hilfe dankbar waren.

Valerian auf einem Aureus mit der Göttin Fortuna.

Die Lage in Roms Orientprovinzen war so ernst, dass sich Kaiser Valerian, der 253 an die Macht gekommen war, genötigt sah, sich persönlich in den Osten zu begeben. Valerian sammelte dort ein größeres Heer und zog gegen Schapur ins Feld. Im Frühsommer 260 kam es bei Edessa zur Schlacht, in der Valerians Heer vernichtend geschlagen wurde. Allein das wäre schlimm genug gewesen, wenn der Kaiser im Verlauf der Schlacht nicht auch noch in persische Hand gefallen wäre. Die Gefangennahme Valerians – ein einmaliger und für die Römer äußerst schmachvoller Vorgang – wurde von Schapur in seinem Tatenbericht sowie auf Felsreliefs festgehalten:

Im dritten Feldzug, als wir gegen Karrhai und Edessa vorstießen und Karrhai und Edessa belagerten, da marschierte Kaiser Valerian gegen uns, und es war mit ihm, eine Heeresmacht von 70.000 Mann. Und auf der jenseitigen Seite von Karrhai und Edessa hat mit Kaiser Valerian eine große Schlacht für Uns stattgefunden, und Wir nahmen Kaiser Valerian mit eigenen Händen gefangen und die Übrigen, den Prätorianerpräfekten und Senatoren und Offiziere, alle welche auch immer Führer jener Heeresmacht waren, alle diese ergriffen Wir mit den Händen und deportierten sie in die Persis.[15]

Einige der westlichen Quellen berichten, die Gefangennahme des Kaisers sei das Ergebnis eines Verrats von Seiten der Perser gewesen, die Valerian während laufender Verhandlungen überwältigt hätten,[16] doch bestätigen andere Autoren eher die Darstellung Schapurs.[17] Valerian beschloss sein Leben in persischer Gefangenschaft, ebenso wie die überlebenden Römer, die von Schapur in das Sassanidenreich verschleppt wurden, wo sie in einer vom Großkönig neu gegründeten Stadt angesiedelt wurden. Nach der Schlacht nahm Schapur mehrere Städte ein, vor allem aber wurde Antiochia zum zweiten Mal geplündert. Rom war außer Stande, den Persern effektiven Widerstand zu leisten. Somit fiel die Verteidigung der römischen Orientprovinzen Odaenathus von Palmyra zu, der bei der Erfüllung dieser Aufgabe einigen Erfolg hatte und die persischen Truppen auf dem Rückmarsch schlagen konnte (Ende 260) und in der Folgezeit sogar bis Ktesiphon vordringen konnte.

Es sollte mehr als 20 Jahre dauern, bis Rom wieder gegen die Perser in die Offensive gehen konnte.[18] Schapur hingegen, der sich stolz „König von Iran und Nicht-Iran“ nannte, hatte unter Beweis gestellt, dass das Sassanidenreich für Rom ein ebenbürtiger Gegner war.

Dennoch konnte Schapur seine Siege kaum ausnutzen, da die Perser nach 261 gegenüber Palmyra in die Defensive gerieten. Dass der König in den Jahren nach 260 im Westen eher defensiv agierte (palmyrenische Truppen drangen 262 sogar bis nach Ktesiphon vor), mag auch mit den Operationen Schapurs an der Ostgrenze Persiens zu tun haben, wo sich die Kuschan bemerkbar machten, die Schapur einige Probleme bereiten sollten.[19] Dennoch bleibt festzuhalten, dass die sassanidischen Gebietsgewinne im Westen minimal waren und die Kämpfe auch auf persischer Seite einen hohen Blutzoll gefordert hatten. Trotz der großen Siege zwischen 244 und 260 konnten die Perser ihr wahrscheinliches Kriegsziel, einen Zugang zum Mittelmeer, nicht erreichen.

Der Perserkrieg Diokletians

Bis zum Tod Schapurs (ca. 272) und auch danach herrschte an der römisch-persischen Grenze zunächst Ruhe. Dies lag zum einen an der Wirren im römischen Reich, die erst unter Kaiser Aurelian weitgehend überwunden werden konnten. Zum anderen hatten auch die Sassanidenkönige genug mit inneren Problemen zu kämpfen, wie dem Aufkommen des Manichäismus, der von Bahram I. und Bahram II. energisch bekämpft wurde. Als Bahram II. zusätzlich damit beschäftigt war, eine Rebellion im Osten seines Reiches niederzukämpfen, nutzten die Römer unter Kaiser Carus die Gunst der Stunde und fielen 283 in Mesopotamien ein. Sie gelangten bis zur Hauptstadt Ktesiphon, die sogar eingenommen werden konnte, doch dort verstarb Carus, sodass dieser Einfall eine Episode blieb.

Follis Diokletians; Quelle: CNG Coins.

Unter Kaiser Diokletian, der 284 an die Macht kam, endete die „Krisenzeit“ des römischen Reiches, das in der Folgezeit von Diokletian und den von ihm ernannten Mitkaisern (siehe Römische Tetrarchie) tiefgreifend reformiert und gestärkt wurde. Diokletian beabsichtigte auch, an der römischen Ostgrenze für Ruhe zu sorgen. Es kam 287 zu Verhandlungen mit Bahram II., die mit einer Friedensgarantie für die Grenze endeten. Doch sollte diese Lösung nur vorübergehend sein, denn sobald Diokletian im Inneren des Reiches für Ruhe gesorgt hatte – neben der Grenzsicherung gegen die Germanen mussten auch lokale Aufstände niedergeworfen werden –, wandte er sich wieder den Persern zu. Den vertriebenen armenischen König Trdat III. setzte er 290 wieder in sein Königreich ein, womit aber auch sassanidische Interessen tangiert wurden. Narseh, seit 293 persischer König, reagierte schließlich auf das römische Vorgehen und griff, wohl auch das Vorbild seines Vaters Schapur I. vor Augen, 296 in Armenien ein. Diokletian, der damit beschäftigt war, in Ägypten einen Aufstand niederzuschlagen, hatte seinen Caesar (Unterkaiser) Galerius mit der Aufgabe betraut, den persischen Angriff abzuwehren. Zwischen Kallinikos und Karrhai in Mesopotamien erlitt Galerius jedoch 297 (die genaue Chronologie der Ereignisse ist umstritten) eine schwere Niederlage.

Diokletian eilte aus Ägypten nach Syrien und war angeblich derart erzürnt über die Niederlage seines Caesars, dass er den mit einem Purpurmantel bekleideten Galerius eine Meile vor seinem Wagen herlaufen ließ.[20] 298 (oder vielleicht noch 297) gingen die Römer wieder in die Offensive. Galerius rückte in Armenien ein, wo das Gelände eine wirksame Entfaltung der gefürchteten persischen Panzerreiterei nicht erlaubte, während Diokletian in Mesopotamien einfiel. Beim armenischen Satala wurde Narseh von Galerius bei einem Überraschungsangriff entscheidend geschlagen.[21] Sogar der Harem Narsehs fiel den Römern in die Hände, sodass der Großkönig, auch in Sorge um seine Verwandten, um Frieden bitten musste. Im so genannten Frieden von Nisibis im Jahr 298 (vereinzelt wird in der Forschung auch für das Jahr 299 plädiert) verloren die Sassaniden fünf Provinzen östlich des Tigris sowie das nördliche Mesopotamien mit dem strategisch und wirtschaftlich bedeutenden Nisibis, das auch als einziger Ort bestimmt wurde, an dem in Zukunft Handel zwischen den beiden Großmächten betrieben werden durfte.[22]

Der Sieg Diokletians bedeutete für Rom einen ungeheuren Prestigegewinn. Von den Persern wurden manche der Vertragsbestimmungen, wie die Übergabe von Nisibis und vor allem die Ausdehnung des römischen Einflusses auf das linke Tigrisufer, jedoch als Erniedrigung empfunden. Der persische Unterhändler hatte Galerius erklärt, dass Persien und Rom die beiden großen Mächte der Welt seien und es nicht nötig sei, auf die Vernichtung des jeweils anderen hinzuarbeiten. Die Römer sollten daher das Glück nicht herausfordern. Galerius geriet darüber in Rage und erinnerte an den Tod Kaiser Valerians in der Gefangenschaft (siehe oben).[23] Letztlich sollte der Vertrag nicht dazu beitragen, die bestehenden Spannungen zwischen den beiden Großmächten zu beseitigen, er konnte diese höchstens überdecken. Einige Historiker werten die römischen Friedensbedingungen dennoch als moderat, da Galerius prinzipiell mehr hätte fordern können, doch übersieht diese Wertung wohl, als wie demütigend der Vertrag von der persischen Seite gesehen werden musste. Der Ausbruch neuer Kampfhandlungen war somit nur eine Frage der Zeit.

Rom und Persien zur Zeit Konstantins des Großen: Die Folgen der konstantinischen Wende

Diokletian dankte, als einziger römischer Kaiser überhaupt, im Jahre 305 freiwillig ab. Das von ihm erdachte Regierungssystem der Tetrarchie, das zwei Senior- (Augusti) und zwei Juniorkaiser (Caesares) vorsah, brach jedoch bereits zu seinen Lebzeiten zusammen. 306 wurde Konstantin, Sohn des gerade verstorbenen Augustus Constantius I., von den Truppen in Britannien, entgegen den Bestimmungen der tetrarchischen Ordnung, zum Kaiser ausgerufen. Bis 312 kontrollierte er den gesamten Westteil des römischen Reiches und vollzog nun eine religionspolitische Entscheidung von weltgeschichtlicher Bedeutung: die Privilegierung des nur wenige Jahre zuvor verfolgten Christentums. Bis 324 hatte Konstantin seinen letzten Rivalen besiegt und war nun Alleinherrscher des römischen Reiches.[24]

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Follis Konstantins des Großen

Die so genannte Konstantinische Wende, also die Begünstigung des Christentums, hatte aber auch Auswirkungen auf das Verhältnis Roms zu Persien. Dort war 309 Schapur II. schon als Säugling zum König erhoben worden. Zunächst befand sich Persien daher in einer Krise. Mitte der 30er Jahre des 4. Jahrhunderts konnte Schapur aber endlich selbständig die Regierungsgeschäfte führen und sich bald darauf als ein bedeutender Herrscher erweisen. Die Entwicklungen im römischen Reich mussten den Großkönig beunruhigen, denn viele seiner Untertanen, vor allem in Mesopotamien, waren Christen. Solange die Christen im römischen Reich verfolgt worden waren, konnte sich der Großkönig ihrer Loyalität weitgehend sicher sein. Nun aber befürchtete er eine Kollaboration der Christen in seinem Reich mit dem römischen Kaiser, der sich nun als Schutzherr der Christenheit verstand und sein Kaisertum mit christlichen Ideen sakral zementierte. Konstantin hatte sein neues Selbstverständnis auch in einem Brief an Schapur zum Ausdruck gebracht.[25]

Nun, wo auch noch zusätzlich Armenien und Iberien unter christlichem Einfluss standen, fühlte sich Schapur bedroht, wohl nicht ganz zu Unrecht. Er sammelte Truppen in Mesopotamien, um die Bestimmungen des Friedensvertrags von Nisibis gewaltsam zu revidieren, und drang in Armenien ein, wo er einen Marionettenkönig auf den Thron setzte. Konstantin sandte daraufhin seinen Sohn Constantius nach Antiochia und seinen Neffen Hannibalianus nach Kleinasien. Das Jahr 336 über wurden Gesandtschaften ausgetauscht; ein Vermittlungserfolg blieb freilich aus, sodass Konstantin zum Perserkrieg rüstete.[26]

Konstantins Pläne für den Fall eines Sieges sind nicht ganz eindeutig. Hannibalianus sollte wohl als rex regum et Ponticarum gentium Klientelkönig von Armenien werden; vielleicht beabsichtigte Konstantin aber auch, das ganze Perserreich zu erobern und es ebenfalls zu einem römischen Klientelstaat zu machen. Unabhängig davon, welche Pläne Konstantin hatte (ganz zu schweigen davon, wie realistisch sie waren) – sein Tod am 22. Mai 337 machte alle Überlegungen überflüssig, da der geplante Perserkrieg nicht stattfand. Konstantins Söhne sollten nach der Säuberung von 337 in einen blutigen und Jahre andauernden Machtkampf verwickelt werden. An dessen Ende sollte Constantius ab 353 das Gesamtreich regieren. Er musste sich seine gesamte Regierungszeit hindurch vor allem mit einem Gegner beschäftigen: Schapur II., der nach dem Tod Konstantins die Kampfhandlungen fortsetzte und Rom Jahrzehnte in Atem halten sollte.

Krieg zwischen „Brüdern“: Constantius II. und Schapur II.

Schapur II. nutzte die Wirren im römischen Reich nach dem Tod Konstantins aus und drang in das römische Mesopotamien ein. Sein Ziel war es, Nisibis wiederzugewinnen, doch scheiterte die erste Belagerung (zwei weitere sollten in den Jahren 346 und 350 folgen) im Jahr 337 (oder 338). Gleichzeitig intervenierte der Großkönig in Armenien. Eine innenpolitische Maßnahme war der Beginn einer Christenverfolgung in Persien, die aus politischen, nicht aber aus religiösen Gründen motiviert war. 338 ging Constantius II., nunmehr Kaiser im Osten des römischen Reiches, gegen Schapur vor.[27]

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Constantius II.

Offenbar versuchte Constantius, offene Feldschlachten zu vermeiden. Sein Plan war vielmehr, dass sich Schapurs Angriffe an dem Festungsring brechen sollten, der Roms orientalische Provinzen schützte. Das römische Festungssystem basierte auf dem Halten strategisch wichtiger Städte, die die umliegenden Festungen versorgten.[28] Eine Schlüsselrolle in diesem System hatte Nisibis inne, woraus sich auch Schapurs wiederholte (erfolglose) Versuche erklären, die Stadt zu erobern.[29]

344 kam es bei Singara doch zu einer Feldschlacht. Für Constantius, der Panzerreiterei nach persischem Vorbild einsetzte, schien der Sieg bereits zum Greifen nahe zu sein, als seine Soldaten undiszipliniert nach vorne stürmten und geschlagen wurden. Allerdings fiel in der Schlacht auch ein persischer Prinz.[30] Die Niederlage dürfte den Kaiser in seinem defensiven Vorgehen nur noch bestärkt haben. Dabei ist auch zu beachten, dass Constantius nur über einen Teil des römischen Gesamtheeres verfügte; der Rest wurde von seinen beiden Brüdern im Westen beansprucht und blieb ihm somit vorenthalten. Doch auch Schapur hatte mit Problemen zu kämpfen: Im Osten seines Reiches brachen Barbaren aus der Steppe Mittelasiens ein, die Chioniten. Deren Invasion bewirkte eine Waffenruhe von mehreren Jahren, die Constantius ausnutzte, um sich nach dem Tod seiner Brüder bis zum Jahr 353 die Herrschaft über das Gesamtreich zu sichern.

357 kam es zu Verhandlungen zwischen Constantius und Schapur. Über deren Inhalt sind wir durch den Historiker Ammianus Marcellinus recht gut informiert. Ammianus, der als Offizier an den folgenden Kämpfen teilnahm, verfasste gegen Ende des 4. Jahrhunderts seine Res Gestae, das letzte große lateinische Geschichtswerk der Antike. Es beinhaltet eine detaillierte und zuverlässige Beschreibung des letzten Perserkriegs Constantius’, und ebenso einen bemerkenswerten Bericht über die Verhandlungen:

Ich, König der Könige, Sapor [Schapur], Gefährte der Sterne, Bruder von Sonne und Mond, entbiete dem Caesar Constantius, meinem Bruder, alles Gute.
Antwort des römischen Kaisers: Ich, Sieger zu Wasser und zu Lande, Constantius, immer der erhabene Augustus, entbiete meinem Bruder, dem König Sapor, alles Gute.[31]

Schapur forderte den Kaiser in dem Schreiben auf, auf weite Teile Mesopotamiens sowie auf Armenien, wo sich die pro-römische Partei wieder durchgesetzt hatte, zu verzichten. Constantius dachte verständlicherweise gar nicht daran, freiwillig römisches Territorium aufzugeben. Am Ende bedeutete dies, dass es wieder zum Kampf kommen würde. Doch die überlieferten Anreden machen auch eines deutlich: Obwohl Rom und Persien teils erbittert gegeneinander kämpften, so war das gegenseitige Denken doch von einer prinzipiellen Gleichwertigkeit bestimmt. Man war zwar Gegner, achtete den anderen aber dennoch. Dies hielt Schapur freilich nicht davon ab, 359 die Kampfhandlungen erneut zu eröffnen.[32]

Schapur, in dessen Gefolge nun chionitische Hilfstruppen auftauchen, hatte aber aus den vergangenen Kämpfen eines gelernt: Ein direkter Angriff auf die Festungen im römischen Mesopotamien würde wenig Aussicht auf Erfolg haben. So umging er sie mit seinem Heer (angeblich 100.000 Mann) und stieß gegen Amida vor. Diese Festung musste er einnehmen, denn dort standen wenigstens sieben Legionen mit Hilfstruppen, die ihm ansonsten erhebliche Probleme bereiten konnten. Die Belagerung erwies sich jedoch schwieriger als erwartet; die Festung fiel erst nach 73 Tagen, in deren Verlauf Schapur ebenfalls hohe Verluste zu beklagen hatte.[33] Nun gelang Schapur im folgenden Jahr auch die Einnahme der Städte Singara und Bezabde. Weitere Vorstöße hatten jedoch keinen Erfolg, sodass sich Schapur, vielleicht auch durch einen ungünstigen Orakelspruch beeinflusst, 360 zurückzog.

Constantius konnte aufatmen, sah aber auch, dass die Bedrohung noch nicht vorbei war. So forderte er aus Gallien von seinem Verwandten Julian, der seit 355 dort als Caesar fungierte, zusätzliche Truppen an. Bei Eintreffen der betreffenden Befehle weigerten sich jedoch die gallischen Truppen und erhoben Julian zum neuen Kaiser, wobei der Verdacht nicht ganz unbegründet ist, dass die Erhebung von Julian, der ohnehin kein gutes Verhältnis zu Constantius hatte, inszeniert wurde.[34] Julian rüstete nun zum Bürgerkrieg, der dem Reich aber durch den Tod Constantius’ II. am 3. November 361 in Kilikien erspart wurde.

Julians Perserkrieg: Ein Abenteuer endet in der Katastrophe

Solidus des Julian um das Jahr 361. Auf der Rückseite wird die militärische Stärke des römischen Imperiums dargestellt.

Julian trat die Nachfolge des Constantius an und war bald schon bestrebt, die christliche Religion, für die sich Constantius stark engagiert hatte, zugunsten der traditionellen Götterkulte zurückzudrängen. „Julian der Abtrünnige“ (Apostata) wurde er dafür später von seinen christlichen Gegnern genannt, obwohl Julians an sich bereits anachronistisches Vorhaben keinen Erfolg hatte. Julian hatte jedoch noch einen anderen Plan: Er wollte einen Persienfeldzug unternehmen und damit jegliche Gefahr, die von den Sassaniden ausging, ausschalten. Zu diesem Zweck reiste der Kaiser im Sommer 362 nach Antiochia am Orontes, um dort den Feldzug vorzubereiten. Im Gegensatz zu Constantius standen ihm alle Truppen des Reiches zur Verfügung.

Welche Gründe Julian nun zum Perserkrieg trieben, ist in der Forschung immer wieder diskutiert worden. Eine wirkliche Notwendigkeit für eine derartige Offensive war jedenfalls nicht gegeben: Die Perser wollten sogar mit Julian in Verhandlungen treten, was dieser jedoch ablehnte.[35] Ein oft angeführtes Argument ist die von Julian beabsichtigte Alexander-Imitatio, also die Nachahmung des großen Alexander. Tatsächlich berichtet Ammianus über ein solches Motiv,[36] zumal Alexander ohnehin für jeden General, der gegen Persien aufbrach, ein unausweichliches Vorbild darstellte.[37]

Aber auch ein ganz realpolitisches Motiv käme für Julian in Frage, nämlich sich den Zusammenhalt der Armee zu sichern. Dieser war ganz und gar nicht gewährleistet, schließlich hatten sich die Soldaten des gallischen Feldheeres den Truppen aus dem Osten beinahe im Bürgerkrieg gegenübergestanden. Mehrere der führenden Offiziere des gallischen Heeres waren Heiden, wie etwa Dagalaifus oder Nevitta, während die Mehrzahl der Offiziere aus dem Osten bereits Christen waren. Man mag auch darüber spekulieren, inwiefern die Offiziere des Ostheeres, die schließlich bereits ausgiebig Erfahrung im Kampf gegen die Perser hatten, skeptisch bezüglich einer offensiven Kriegsführung waren. Die Kriegsbegeisterung Julians wurde jedenfalls nicht von all seinen Soldaten geteilt. Dies beweisen die Hinrichtungen von Offizieren und die Dezimierungen ganzer Truppenteile, die während des späteren Feldzugsverlaufs notwendig wurden.[38]

Julians Persienfeldzug

Julian brach jedenfalls am 5. März des Jahres 363 von Antiochia nach Osten auf. Über die Stärke des Heeres existieren in den Quellen unterschiedliche Angaben. Es handelte sich jedenfalls um eine der größten römischen Militäraktionen der Spätantike (näheres siehe unten).[39] Der Kaiser hatte den König von Armenien beauftragt, ihn mit Vorräten und Hilfstruppen zu versorgen. In Hierapolis nahm Julian auch Kontakt zu den Arabern auf. Anschließend marschierte er den Fluss Euphrat entlang nach Süden. In seiner Begleitung war auch Hormisdas, ein Mitglied der persischen Königsfamilie, der vor Jahren schon nach Rom geflohen war und als Ratgeber Julians diente.

Über den Verlauf des Feldzugs liegt uns mit dem Bericht des Ammianus Marcellinus (Buch 23–25) eine detaillierte und zuverlässige Darstellung vor. Ammianus berichtet uns auch von bösen Vorahnungen, die den Kaiser geplagt haben sollen, als er in Karrhai Station machte.[40] Julian beschloss, einen Teil seines Heeres (nach Zosimos, der um 500 eine heidnisch gefärbte Geschichte Roms schrieb, lag die Truppenstärke bei 18.000 Mann, vielleicht waren es aber auch mehr) unter der Führung seines Verwandten Procopius und des Heermeisters Sebastianus dem armenischen König Arsakes zur Unterstützung zu schicken und in Nordmesopotamien operieren, während er mit der Hauptmacht von etwa 65.000 weiter auf Ktesiphon zumarschieren wollte.[41] Im weiteren Verlauf des Feldzugs eroberte Julian mehrere feindliche Städte und Festungen. Beunruhigen musste den Kaiser jedoch, dass vom persischen Feldheer noch keine Spur zu sehen war. Die Perser beschränkten sich darauf, mit Überfällen das römische Heer nicht zur Ruhe kommen zu lassen und den Römern den Zugriff auf größere Vorratslager zu verwehren.

Ende Mai 363 erreichte das römische Heer endlich die persische Hauptstadt. Bald wurde den Offizieren aber klar, dass ein Angriff auf die befestigte Stadt keine Aussicht auf Erfolg hatte, zumal irgendwann auch Schapur mit dem persischen Hauptheer eintreffen würde. Julian traf nun eine folgenschwere Entscheidung: Da den Römern das nötige Belagerungsgerät fehlte, um Ktesiphon in absehbarer Zeit einzunehmen, und man andererseits nicht auf der ursprünglichen Route nach Hause zurückkehren konnte – nun rächte es sich, dass die Römer auf dem Hinweg geplündert und die Perser eine Politik der verbrannten Erde betrieben hatten –, wollte er ins Binnenland ausweichen, um sich so mit der in Nordmesopotamien stehenden römischen Armee zu vereinen. Würde Schapur ihnen nachsetzen, könnte er ihn immer noch vernichten und würde nicht Gefahr laufen, zwischen dem persischen Heer und der Festung Ktesiphon eingekesselt zu werden. Die römischen Offiziere waren von dem Plan nicht überzeugt, aber der Kaiser hatte das letzte Wort, sodass man Anfang Juni das Lager abbrach und sich ins Landesinnere aufmachte. Auch die begleitende Flotte wurde verbrannt, was sich im Nachhinein als ein schwerer Fehler Julians erweisen sollte, denn nun konnte an einen Flussübergang nicht mehr gedacht werden. Ammianus beschreibt eindringlich die Strapazen des Rückzugs, der noch durch die hohen Temperaturen, Mücken und die mangelhafte Versorgungslage erschwert wurde. Die Stimmung im Heer war an einem Tiefpunkt angelangt.[42]

Auf dem Rückmarsch tauchte nun das persische Hauptheer auf, das sich endlich gesammelt hatte. In der Schlacht von Maranga konnten sich die Römer noch behaupten, doch Julian verstarb am 26. Juni aufgrund einer in der Schlacht erlittenen Verwundung. Daraufhin wählte ein Offizierskollegium nach längeren Debatten den Gardeoffizier Jovian zum neuen Kaiser. Die Zeit drängte, denn die Versorgungslage verschlechterte sich immer mehr, während die Perser ihre Angriffe intensivierten. Das römische Heer drohte, völlig aufgerieben zu werden. Da bequemte sich Schapur II. plötzlich zu Verhandlungen; offenbar wollte er die günstige Situation ausnutzen. Jetzt gelang ihm auf dem Verhandlungsweg das, was ihm im Krieg misslungen war. Die Römer traten notgedrungen im Frieden von 363 Nisibis, Singara, die Gebiete jenseits des Tigris und 15 Festungen an Persien ab. Die Erwerbungen Diokletians (siehe oben) gingen wieder an Persien über, und Schapur sah sich am Ziel. Für die Römer hingegen stellte der Vertrag einen Schmachfrieden dar. Vor allem ging ihnen mit Nisibis ein wichtiger Grundpfeiler ihres Verteidigungssystems verloren. Die Grenze lag wieder dort, wo sie vor 298 gewesen war. Die offizielle Aufgabe von Reichsgebiet war eine seltene Ausnahme – zumeist erfolgte sie höchstens de facto, aber nicht de iure. Allerdings sollte sich in der Folgezeit zeigen, dass beide Seiten grundsätzlich mit dem Grenzverlauf leben konnten.

Julians Perserkrieg hatte in einer Katastrophe geendet. Der Kaiser hatte offensichtlich die klimatischen und geographischen Verhältnisse im Perserreich völlig falsch eingeschätzt und sich zusätzlich zu einigen wenig klugen Entscheidungen hinreißen lassen. Persien war eben nicht Gallien, wo Julian seine militärischen Erfolge gefeiert hatte, und die sassanidischen Panzerreiter waren ein ganz anderer Gegner als die Alamannen. Obwohl die Beziehungen zwischen Rom und Persien sich in den folgenden Jahren etwas entspannten und es zu einer Phase der friedlichen Koexistenz kam – vergessen sollten die Römer den Frieden von 363 nie. Bei allen nachfolgenden Kampfhandlungen galt daher zunächst auch der Rückeroberung von Nisibis die höchste Priorität.

Intermezzo: Die römisch-persischen Kriege im 5. Jahrhundert

In der Regierungszeit von Julians Nachfolger Valens kam es ab 369/70 zu Kämpfen in Armenien, wo Schapur II. versuchte, die persische Oberhoheit durchzusetzen. Eine römische Armee drang in Armenien ein und setzte den alten König Pap wieder ein. In den folgenden Jahren ließ die Intensität die Kampfhandlungen ab. Dies war zum einen darauf zurückzuführen, dass Valens auch gegen die Goten zu kämpfen hatte (gegen die er 378 fiel), zum anderen verstarb Schapur 379. Seine unmittelbaren Nachfolger regierten nur kurze Zeit. Um 400 herrschte dann zwischen Rom und Persien eine seltene Eintracht. Der Hauptgrund dafür war, dass das „Armenienproblem“ vorläufig gelöst worden war. In der Regierungszeit Kaiser Theodosius’ I. war es zu einer Vereinbarung gekommen, wonach Persien den Großteil Armeniens erhielt (so genanntes Persarmenien), während sich Rom mit rund einem Fünftel des Landes begnügte. Der Vertrag sorgte für eine Grenzbereinigung, die auch für Rom vorteilhaft war.[43]

Die gegenseitigen Beziehungen schienen nun so gut zu sein, dass der römische Historiker Prokopios von Caesarea noch im 6. Jahrhundert eine Anekdote überlieferte, wonach der oströmische Kaiser Arcadius im Jahr 408 angeblich auf dem Totenbett seinen kleinen Sohn Theodosius II. dem Schutz des persischen Großkönigs Yazdegerd I. anvertraut hatte.[44] Der Kirchenhistoriker Sokrates, der eine nicht unwichtige Quelle für das 5. Jahrhundert darstellt, beschrieb Yazdegerd als einen toleranten und den Christen freundlich gegenüberstehenden Monarchen.[45] Yazdegerds tolerante Religionspolitik hatte wohl auch einen maßgeblichen Anteil an den guten Beziehungen der beiden Großmächte.

Theodosius II. (Benennung unsicher)

Dennoch brach 421 erneut ein Krieg zwischen Rom und Persien aus. Der Hauptgrund stellte die Verfolgung von Christen im Perserreich dar: Die dortigen Christen hatten eine recht umfassende Missionierung begonnen, die den zoroastrischen Priestern ein Dorn im Auge war. Hinzu kam, dass sogar ein zoroastrischer Feuertempel zerstört worden war, woraufhin der ansonsten tolerante Yazdegerd I. eingreifen musste. Mehrere Christen flohen jedoch auf römisches Territorium, wo ihnen Kaiser Theodosius II. Schutz gewährte. Yazdegerd verstarb 420; in dem nachfolgenden Thronkampf setzte sich schließlich sein Sohn Bahram V. durch, der den Kampf fortsetzte. Bahram, eine der schillerndsten Persönlichkeiten auf dem sassanidischen Thron, führte das persische Heer gegen die römische Festung Theodosiopolis in Armenien, doch scheiterte sein Angriff. Dafür konnte er aber mit Hilfe seiner arabischen Verbündeten, der Lachmiden, die römische Belagerung von Nisibis aufheben. Dann erlitten die Araber beim Vorstoß auf Antiochia eine schwere Niederlage. Die Römer konnten sich behaupten, der römische General Areobindus tötete sogar einen persischen General im Zweikampf und die Römer schlugen die sassanidische Garde „der Unsterblichen“. Insgesamt aber verliefen die Kämpfe ergebnislos. Schon 422 kam es zu einem Friedensvertrag, wonach sich beide Seiten verpflichteten, Angehörigen der jeweils anderen Religionsrichtung die freie Ausübung ihres Glaubens zu gestatten. Zusätzlich sollten die Römer den Persern Hilfsgelder für die Sicherung der Kaukasuspässe gegen die Hunnen zahlen, die beide Seiten als Feinde ansahen.[46]

440/41 brach Bahrams Nachfolger Yazdegerd II. den Vertrag, möglicherweise aufgrund des Ausbleibens der römischen Jahrgelder, und fiel in römisches Gebiet ein, doch trat ihm bald der magister militum (Heermeister, d. h. einer der ranghöchsten Generale in der spätrömischen Armee) Anatolius entgegen. Es kam in diesem Zusammenhang zu keinen größeren Kampfhandlungen, sodass man zum Status quo zurückfand, zumal sich Yazdegerd II. auch der Bedrohung durch die Hephthaliten an seiner Nordostgrenze ausgesetzt sah. Allerdings wurde im Friedensvertrag von 442 wohl auch festgelegt, dass beide Seiten keine Festungen an der gemeinsamen Grenze errichten durften.[47] Beide Kriege blieben eher eine Episode in den erstaunlich friedlichen Beziehungen zwischen Rom und Persien im 5. Jahrhundert.[48] Das 6. und frühe 7. Jahrhundert hingegen sollte von einem fast permanenten Kriegszustand geprägt sein, wobei der im Jahr 603 ausbrechende Krieg beide Mächte an den Rand des Zusammenbruchs führte.

Das 6. Jahrhundert

Die Kriege Kavadhs I.

Die langandauernde Friedenszeit des 5. Jahrhunderts fand 502 ein Ende, als der persische Großkönig Kavadh I. auf römisches Gebiet vorstieß.[49] Den Hauptgrund für das kriegerische Vorgehen Kavadhs stellte wohl die angespannte innenpolitische Lage in Persien dar. Dort hatte Kavadh gegen erhebliche Widerstände zu kämpfen gehabt und seinen Thron nur mit Hilfe der Hephthaliten behaupten können, zumal die sozialrevolutionäre Sekte der Mazdakiten einige Probleme bereitete. Kavadh hatte laut der Chronik des Josua Stylites, die detailliert über den Krieg berichtet, vom oströmischen Kaiser Anastasios I. Gelder gefordert, die der Kaiser aber nicht gewillt war zu zahlen.[50] Kavadh griff im Herbst 502 an, eroberte Theodosiopolis in Armenien und begann mit der Belagerung Amidas, das im Januar 503 ebenfalls fiel.

Anastasios I.

Kaiser Anastasios, der zunächst verhandeln wollte, entsandte 503 eine für spätrömische Verhältnisse gewaltige Armee von 52.000 Mann gegen die Perser.[51] Da den römischen Truppen eine einheitliche Führung fehlte, agierten sie erfolglos: Ein Heer von nur 12.000 Mann wurde in Mesopotamien geschlagen, während ein zweites Heer von 40.000 Mann bei Amida zurückgeschlagen wurde. Das römische Edessa wurde daraufhin von Kavadh ohne Erfolg belagert. Anastasios ernannte nach den Rückschlägen einen neuen Oberkommandierenden für die Ostgrenze. Dabei handelte es sich um den Illyrer Celer, den magister officiorum. Er fiel in die Landschaft Arzanene ein, während ein weiteres römisches Heer Persarmenien verwüstete. 505 konnte sogar Amida zurückgekauft werden. Kavadh, der im Osten mit Hunnen zu kämpfen hatte, schloss 505/506 einen Waffenstillstand mit dem Kaiser, der auf 7 Jahre befristet war, aber gut 20 Jahre halten sollte. Für die Römer waren die Operationen in Mesopotamien eine Lehre gewesen, dass die Perser mit dem Besitz der starken Festung Nisibis dort im Vorteil waren. So ließ der Kaiser nun mit Dara-Anastasiupolis ein ähnlich starkes Bollwerk errichten, was den Perser freilich kaum gefiel (die Römer verstießen damit gegen den Vertrag von 442) und vielleicht mit ein Grund für den Krieg war, der ca. 526 ausbrach.

Dieser zweite Krieg Kavadhs gegen Ostrom entsprang aber auch Machtansprüchen der beiden Großmächte im Kaukasusraum. Dort wurde das kleine Königreich Lazika von Konstantinopel, wo inzwischen Justin I. regierte, umworben, was die persische Interessensphäre empfindlich tangierte, zumal sich die Römer auch als Schutzherren der Christen im persischen Iberien verstanden. Der Lazenkönig Tzath reiste 521/22 sogar nach Konstantinopel, wurde dort getauft und mit einer Christin verheiratet, was von den Persern durchaus zu Recht als Zeichen einer Verbundenheit mit Konstantinopel ausgelegt wurde. Als dann die Perser versuchen, die christlichen Iberer zum Zoroastrismus zu bekehren, bat der Ibererkönig Gurgenes Kaiser Justin um Hilfe, und es kam zum Krieg, der sich vor allem auf die Kaukasusregion sowie auf den mesopotamischen Grenzraum konzentrierte; der Krieg dauerte auch nach dem Tod Justins 527 weiter an.

Justins Nachfolger, sein Neffe und Vertrauter Justinian, gilt als einer der bedeutendsten spätantiken Herrscher. Er sollte Ostrom noch einmal zu Glanz verhelfen, wenn auch die langen Kriege dem Reich viel Kraft kosteten. Für Justinians „Perserkriege“ steht uns zudem mit den Historien (oder Kriegsgeschichten) des Historikers Prokopios von Caesarea eine hervorragende Quelle zur Verfügung; an ihn schloss Agathias an.[52] Justinians Generäle Sittas und Belisar operierten zunächst recht erfolgreich. Belisar etwa siegte 530 bei Dara in Mesopotamien, unterlag aber im folgenden Jahr bei Kallinikos; Sittas wurde zum magister militum von Armenien bestellt – ein neues Amt, das die gestiegene Bedeutung dieses Raums verdeutlicht –, wo er geschickt agierte. Außerdem konnte Justinian ein Bündnis mit den Ghassaniden abschließen, doch gelang es keiner Seite, die Oberhand zu gewinnen.

Da verstarb 531 Kavadh, der im selben Jahr, wie schon 529, noch seine arabischen Verbündeten gegen die Römer mobilisiert hatte. Kavadh folgte sein Lieblingssohn Chosroes (auch Husrav oder Chosrau genannt) nach.[53]

Der neue König Chosroes I. schloss 532 den mit der hohen (aber einmaligen) römischen Zahlungen von 11.000 Goldpfund verbundenen so genannten ewigen Frieden mit Justinian ab, welcher dafür den Sitz des römischen magister militum per Orientem, der für die Verteidigung der Ostgrenze verantwortlich war, von Dara nach Constantia verlegen sollte; die in den zurückliegenden Kämpfen jeweils eroberten Festungen wurden wieder getauscht.[54] Justinian nutzte den Frieden im Orient und engagierte sich im Westen, wo Belisar in den folgenden Jahren das Vandalenreich in Nordafrika vernichtete und in das ostgotische Italien einfiel. Wie trügerisch die Ruhe an der Ostgrenze in Wirklichkeit war, zeigte sich 540, als Chosroes den Friedenvertrag brach und mit einem großen Heer in Syrien einfiel.

Chosroes I. Anuschirvan – Ostrom in der Defensive

Chosroes I. war wohl der bedeutendste Herrscher auf dem Thron von Ktesiphon. Er sollte sich zum großen Gegenspieler Justinians entwickeln und war ein an Philosophie und Kunst ebenso interessierter Monarch wie ein teils skrupelloser Feldherr. In vielerlei Hinsicht führte er das Sassanidenreich auf seinen Höhepunkt. Der Großkönig ließ griechische und indische Werke ins (Mittel-)Persische übersetzen. Selbst von Feinden respektiert, verdiente er sich den Beinamen Anuschirvan („mit der unsterblichen Seele“). Er schlug auch die Bewegung der Mazdakiten nieder und führte militärische und innere Reformen durch, die die Macht des Königs stärkten und den Adel schwächten. Sie sicherten dem Großkönig höhere Einnahmen und ermöglichten ein expansives Vorgehen.

Justinian I., Mosaik aus San Vitale in Ravenna

540 sah Chosroes I. die Gelegenheit gekommen, um Ostrom anzugreifen. Als Vorwand dienten nicht gelöste Probleme zwischen den arabischen Vasallen Roms und Persiens, den Ghassaniden und den Lachmiden; vielleicht spielte auch ein Bündnisangebot der Ostgoten eine Rolle. Im Frühjahr rückte Chosroes mit einem gewaltigen Heer in Syrien ein.[55] Bei Kirkesion wurde der Euphrat überschritten, anschließend rückte das Heer auf Antiochia vor. Justinian berief seinen Verwandten Germanus, einen fähigen General, nach Antiochia, um die Verteidigung der bedeutenden Stadt zu organisieren. Germanus verfügte aber nur über lächerlich anmutende 300 Mann. Nachdem er die Verteidigungsanlagen der Stadt inspiziert hatte, kam er laut Prokopios zu dem Schluss, dass eine Verteidigung sinnlos sei, zumal die versprochenen Verstärkungen nicht eingetroffen waren. So reiste er wieder ab, während Chosroes auf seinem Weg nach Antiochia von mehreren römischen Städten mit der Drohung einer persischen Belagerung Geld erpresste. Andere Städte wurden gestürmt oder konnten die geforderte Summe nicht aufbringen, wie Beroia, das anschließend erobert und geplündert wurde. Die Bevölkerung der Stadt Sura wurde deportiert und teilweise massakriert.

In Antiochia verbot ein kaiserlicher Gesandter kategorisch jede Zahlung an die Perser. Die Stadt wurde deshalb von Chosroes belagert und schließlich gestürmt. Der Großkönig machte gewaltige Beute; er ließ die überlebende Bevölkerung nach Persien deportieren und dort geschlossen ansiedeln, während Verhandlungen des Großkönigs mit den Römern keine Einigung brachten. Chosroes besuchte auch den Hafen von Antiochia, Seleukia, nahm ein rituelles Bad im Meer und ließ dem Sonnengott opfern.[56] Anschließend kehrte der König nach Persien zurück, nachdem eine Belagerung Daras gescheitert war.

Der Fall Antiochias hatte eine deutliche Schockwirkung auf die Römer. Nun hatte es sich gerächt, dass Justinian Truppen nach Italien verlagert hatte, um dort die Goten zu bekämpfen. Ostrom führte fortan faktisch einen Zweifrontenkrieg. Doch reagierte der Kaiser entschlossen auf die persische Bedrohung. Er entsandte Belisar in den Osten, um der Gefahr zu begegnen; zusätzlich wurden starke Truppenverbände an die Ostgrenze verlegt, wo nun römische Armeen mit einer Stärke von etwa 15.000–30.000 Mann operierten. 541 stießen die Perser nach Lazika vor, wo vor allem im Bereich der wichtigen Festung Petra am Schwarzen Meer gekämpft wurde. Der Lazenkönig Gubazes hatte die Perser gerufen, offenbar besorgt über die römische Militärpräsenz in seinem Land. Bald darauf wandte sich Gubazes jedoch wieder den Römern zu. Im gleichen Jahr scheiterte ein Versuch Belisars, Nisibis zu belagern. 542 fiel Chosroes wieder in römisches Gebiet ein, doch gelang es Belisar, die Rückzugswege des Königs zu gefährden, sodass dieser den Feldzug abbrach, allerdings nicht ohne zuvor Kallinikos zu erobern. Dennoch war vorerst wenigstens das stets gefährdete römische Edessa gerettet. Zudem brach im selben Jahr die so genannte Justinianische Pest aus, die auch den Perser schwer zu schaffen machte. Bald darauf wurde Belisar abberufen und durch den General Martinos ersetzt.

Das Restaurationswerk Justinians I.

Die folgenden Kampfhandlungen waren von dem gleichen Muster von Vorstoß und Gegenschlag geprägt. 543 griffen die Römer Persarmenien an, wo sie bei Anglon eine schwere Niederlage erlitten; im folgenden Jahr (oder schon 543) fiel Chosroes wieder in Mesopotamien ein und belagerte erneut Edessa. Edessa hatte vor allem eine hohe symbolische Bedeutung, denn dort befand sich das Mandylion, ein Tuch, auf dem angeblich das Gesicht Christi abgebildet war. Die großangelegte Belagerung scheiterte jedoch. Bald darauf kam es zu Verhandlungen, deren Ergebnis ein Waffenstillstand war; Justinian, der freien Handlungsspielraum im Westen brauchte, zahlte dafür einen beträchtlichen Preis.[57] Die Waffenruhe bezog Lazika jedoch ausdrücklich nicht mit ein, da Chosroes nicht bereit war, auf seine dort errungene Machtstellung einfach zu verzichten. 548 brachen die Kampfhandlungen erneut aus, doch wurde 551 wieder ein Waffenstillstand geschlossen, den Justinian sich aber wieder erkaufen musste. Wiederum wurde Lazika vom Waffenstillstand ausgenommen. Obwohl die Römer in der restlichen Regierungszeit Justinians von persischen Einfällen verschont blieben, ging der Krieg in Lazika weiter.[58] Langsam gelang es den Römern, die Truppen des Großkönigs zurückzudrängen. Um 556 waren die Perser nach schweren Niederlagen aus Lazika fast vollständig vertrieben, sodass 557 ein weiterer Waffenstillstand, diesmal unter Einschluss von Lazika, geschlossen wurde. Dieser bereitete den Boden für den Friedensvertrag, den beide Seiten nach langen Verhandlungen, die auf römischer Seite von vom magister officiorum Petros Patrikios geführt wurden, schließlich 562 schlossen, zumal sowohl Rom als auch Persien sich an ihren anderen Grenzen weiteren Bedrohungen ausgesetzt sahen.[59]

Der Vertrag wurde auf 50 Jahre geschlossen. Den Vertragsbestimmungen zufolge blieb Lazika Teil der römischen Machtsphäre, auch die arabischen Vasallen beider Seiten hatten sich an den Frieden zu halten. Die Perser sollten die Kaukasuspässe für die Hunnen und andere Barbaren sperren. Weiterhin beinhaltete der Vertrag unter anderem Verfahrensregeln für den Umgang mit Überläufern sowie die Erklärung, dass keine weiteren Festungen an der römisch-persischen Grenze errichtet werden sollten – ein durchaus entscheidender Punkt – und handelspolitische Bestimmungen. Letztere waren nicht ganz unbedeutend, denn handelspolitische Interessen spielten für beide Seiten eine Rolle. In diesem Kontext ist auch das von Ostrom unterstützte Eingreifen des christlichen Königreichs Aksum im Jemen zu sehen (im Jahr 525), wo sowohl Rom als auch Persien vitale Interessen verfolgten. Das Engagement in Südarabien blieb allerdings eine Episode, da Chosroes auch in diesem Raum aktiv wurde und schließlich (um 570) die Perser die Oberhand gewannen.

Solidus Justins II., in dessen Regierungszeit es erneut zu einem Perserkrieg kam

Letztlich hatte Justinian die Ostgrenze also halten können, wenn auch nur unter größten Anstrengungen. Ein Passus des Vertrags erhitzte auf römischer Seite jedoch die Gemüter: Demnach musste Ostrom den Sassaniden jährlich Tribut in Höhe von etwa 500 Goldpfund entrichten. Von Justin II., der Justinian nach dessen Tod im Jahre 565 nachfolgte, wurde diese Bestimmung als unehrenhaft angesehen. Justins Ziel war es, wenn überhaupt, dann nur auf gleicher Augenhöhe zu einer Einigung zu kommen.[60] 572 kam es daher wieder zum Krieg, nachdem Justin den jährlichen Tribut verweigert hatte. Es gab allerdings noch weitere Gründe für die angespannten Beziehungen: So kam es wieder einmal zum Streit um den Besitz umstrittener Gebiete im Kaukasus, wobei Ostrom Kontakt zu den pro-römischen Kräften in Persarmenien aufgenommen hatte; in Konstantinopel war man zudem über die Bestellung eines persischen Gouverneurs im Jemen und über die Übergriffe der Lachmiden verärgert. Chosroes wollte mit Justin verhandeln, dieser war jedoch nicht mehr dazu bereit, weshalb dem Kaiser in mehreren spätrömischen Quellen auch schwere Vorwürfe gemacht werden.[61]

Keine Seite war wirklich auf den Krieg vorbereitet, der für Ostrom denn auch alles andere als günstig verlief: Ein Bündnis mit den Türken in Zentralasien brachte nicht den erhofften Erfolg; zudem zerstritt sich Justin mit seinen arabischen Verbündeten. 573 stießen die Perser nach Syrien vor und eroberten Apameia; im selben Jahr fiel nach einer längeren Belagerung auch das strategisch wichtige Dara, ein Eckpfeiler der römischen Orientverteidigung seit Anastasios, an die Perser. Dies konnten auch die römischen Erfolge in Persarmenien, wo die Römer und ihre armenischen Verbündeten die Hauptstadt Dvin eroberten, nicht wettmachen. Die schlechten Nachrichten von Ostgrenze nahmen kein Ende und machten dem Kaiser derart zu schaffen, dass er einen Nervenzusammenbruch erlitt und zunehmend dem Wahnsinn verfiel. Die restliche Regierungszeit übernahm der General Tiberios, Ende 574 zum Caesar erhoben, die Leitung der Staatsgeschäfte und die Führung der Armee. Mit Chosroes wurde gegen Bezahlung ein einjähriger Waffenstillstand vereinbart, der sich jedoch nicht auf Armenien bezog.[62]

Der Perserkrieg des Maurikios

Solidus des Maurikios

Hoffnungslos war die Lage der Römer, die auch in Italien mit den Langobarden und bald darauf auf dem Balkan mit den Awaren und Slawen zu kämpfen hatten, freilich nicht. Denn 575 (nach anderen Angaben 576) errang der General Justinian, ein Verwandter Justins II., bei Melitene einen überwältigenden Sieg über Chosroes. Dieser hatte die Stadt Melitene am Euphrat erobert und sich nun absetzen wollen, als Justinian ihn abfing und den Großteil des persischen Heeres vernichtete. Der Großkönig selbst entkam nur mit knapper Not. Dennoch brachte der Sieg keine Entscheidung, die Situation war festgefahren.

Als Chosroes 579 verstarb, folgte ihm sein Sohn Hormizd IV. auf den Thron, der in den Quellen übereinstimmend negativ beschrieben wird. Tiberios, seit 578 Kaiser (Augustus), hatte dem neuen Großkönig ein Friedensangebot unterbreitet, das dieser jedoch ablehnte, woraufhin Tiberios den überaus fähigen General (und zukünftigen Kaiser) Maurikios mit der Kriegsführung im Osten betraute. Römische Truppen stießen bis nach Medien und Mesopotamien vor; die Perser reagierten darauf, indem sie den römischen Teil Mesopotamiens angriffen und damit die Nachschubswege Maurikios’ gefährdeten. Maurikios konnte den persischen Vorstoß schließlich am Euphrat stoppen und den Sassaniden empfindliche Verluste beibringen (581). 582 bestieg Maurikios nach dem Tod des Tiberios dann den Kaiserthron. Für seine Regierungszeit und die damit verbundenen Kriege steht uns mit dem Werk des Theophylaktos Simokates eine gute Quelle zur Verfügung. Es ist das letzte Geschichtswerk in der antiken historiographischen Tradition.

Der Krieg gegen Persien wurde von Maurikios weitergeführt, wobei jedoch keine Seite einen Vorteil erringen konnte. 585 lehnte Maurikios ein Friedensangebot des Großkönigs ab, da er dessen Bedingungen als unannehmbar ansah. Im folgenden Jahr konnten die Römer bei Dara einen Sieg erringen, nur um kurz darauf von den Persern geschlagen zu werden. Da kam die Wende: 589, im selben Jahr, als Komentiolos das Oberkommando der römischen Truppen im Osten übernahm, wurde der persisch kontrollierte Teil Armeniens von barbarischen Stämmen überfallen. Der persische General Bahram Chobin schlug sie zurück, doch trieb ihn Hormizds Undankbarkeit in die Rebellion. Hormizd, ohnehin unbeliebt beim Adel, verlor schließlich Anfang 590 Krone und Leben. An seiner Stelle wurde sein Sohn Chosroes II. König, doch auch mit ihm wollte sich Bahram nicht einigen. Chosroes musste nach einer Niederlage gegen Bahram fliehen, während die römischen Truppen von der Uneinigkeit der Perser profitierten; der römische General Johannes Mystakon etwa belagerte Dvin in Armenien und stieß bis in die Atropatene (Aserbaidschan) vor. Chosroes II. entschloss sich, Maurikios um Hilfe zu bitten, und floh in das Oströmische Reich. Der Kaiser kam der Aufforderung nach, und zum ersten (und einzigen Mal) marschierten römische und persische Truppen gemeinsam in die Schlacht. Bahram wurde geschlagen, und Chosroes II. bestieg 591 erneut den Thron.

Maurikios forderte und erhielt einige umstrittene Gebiete in Mesopotamien, den von den Römern gehaltenen Teil Armeniens sowie Territorien in Iberien (Georgien).[63] Insgesamt verhielt sich der Kaiser wohl recht maßvoll und tatsächlich waren die Beziehungen zwischen ihm und Chosroes, den er sogar adoptiert hatte, ausgesprochen gut. Rom und Persien schienen auf dem Weg zu einer friedlichen Koexistenz zu sein.

Pax Persica? Chosroes II. und der Gegenschlag des Herakleios

Münzbild des Phokas, der 602 Maurikios stürzte

Sowohl Rom als auch Persien nutzten die kurze Friedenszeit aus. Kaiser Maurikios verlegte die nun frei gewordenen Truppen auf den Balkan, wo er gegen die Awaren und Slawen Krieg führte. Chosroes II. wiederum konsolidierte seine Herrschaft und sanierte die Staatsfinanzen. Um 600 war Persien finanziell und militärisch wieder erstarkt. 602 spielte sich im Oströmischen Reich ein Drama ab, das den letzten Krieg zwischen Rom und Persien auslösen sollte – einen Krieg, der erbitterter als alle vorangegangenen geführt werden sollte und beinahe den Zusammenbruch Ostroms bewirkt hätte.

Ausgangspunkt war der Donauraum, wo Kaiser Maurikios erfolgreich gegen Awaren und Slawen operiert hatte, nun aber von seinen Truppen forderte, am linken Donauufer zu überwintern und trotz Versorgungsengpässen einen Feldzug gegen die Slawen zu führen. Dies führte schließlich zu einer Meuterei der Truppen, die einen rangniedrigen Offizier namens Phokas zum Kaiser ausriefen. Maurikios floh, wurde aber gefangen. Phokas marschierte auf Konstantinopel, wo er in seiner Stellung als Kaiser bestätigt wurde. Maurikios und seine gesamte Familie fanden in einem regelrechten Blutbad ihr Ende und Phokas errichtete – den ihm feindlich gesonnenen Quellen zufolge – eine Schreckensherrschaft.

Chosroes nutzte den Tod seines Gönners Maurikios aus und fiel 603 in römisches Gebiet ein.[64] In den folgenden Jahren wurden die Städte Amida, Dara, Edessa, Hierapolis und Beroia erobert, ebenso fiel eine persische Armee in Armenien ein. Manch einer begrüßte sogar die Invasion, da die religiösen Streitigkeiten in Ostrom, welche sich um das Wesen Jesu Christi drehten (vgl. Monophysitismus), die Bevölkerung in Syrien von der Reichszentrale entfremdet hatte. Außerdem präsentierte Chosroes einen angeblichen Sohn des Maurikios, der ihm zufolge die Säuberung des Phokas überlebt hatte. Phokas selbst fiel 610 einer Konspiration oppositioneller Kreise zum Opfer. Herakleios, der Sohn des Exarchen von Karthago bestieg den Thron, hatte aber noch einige Zeit mit phokastreuen Truppen zu kämpfen, was den Widerstand gegen die Perser wohl erschwerte. Wie auch immer der wahre Charakter von Phokas’ Regime gewesen sein mag – uns stehen nur spätere Quellen aus der Zeit des Herakleios zur Verfügung –, völlig frei von Schrecken war es wohl offensichtlich nicht gewesen. Herakleios, ohne Zweifel einer der bedeutendsten Kaiser des oströmisch/byzantinischen Reiches, wurde als Retter gefeiert, doch auch er vermochte zunächst nicht, den Persern effektiv entgegenzutreten.

Solidus des Herakleios mit seinen Söhnen Konstantin III. und Heraklonas.

Mit dem Sturz des Phokas gewann der persische Vormarsch an Tempo. 611 unterlagen die Römer bei Emesa, woraufhin die Perser in Kleinasien eindrangen und auch Antiochia eroberten. 613 begann dann die römische Gegenoffensive. Ein Teil des Heeres unter dem General Philippicus sollte in Armenien eindringen und so die Perser dazu zwingen, Truppen aus Syrien abzuziehen. Dies gelang, sodass Herakleios zum Angriff antreten konnte; in Syrien unterlag das römische Heer jedoch in einer großen Schlacht bei Antiochia. Herakleios musste das Land preisgeben, Damaskus fiel noch im selben Jahr. Wesentlich schlimmer für die Römer war jedoch der Verlust von Jerusalem, das von dem persischen General Shahrabaraz – offenbar mit Hilfe der Juden in der Stadt, die sich von den Persern mehr Freiheiten erhofften – 614 erobert wurde.[65] Eines der Beutestücke war das angebliche Heilige Kreuz, das der General Schirin übergab, der christlichen Lieblingsfrau Chosroes’. Die Schockwirkung auf die Christen war gewaltig.[66] Ostrom, das auch weiterhin auf dem Balkan bedroht wurde, verlor bis 619 auch Ägypten, die Kornkammer des Reiches, während die Perser Vorstöße bis tief nach Kleinasien unternahmen, das aber nur teilweise von ihnen kontrolliert werden konnte. Der gesamte römische Orient stand nun unter persischer Herrschaft, womit das alte Achämenidenreich wiedererwacht schien. In Konstantinopel soll man sogar überlegt haben, den Regierungssitz in das sicherere Karthago zu verlegen. Das Imperium Romanum stand am Abgrund.

In dieser Situation, die in der Tat aussichtslos schien, fasste Herakleios einen überaus gewagten Plan. Er wollte mit einem Heer die Hauptstadt verlassen und die Perser im Hinterland angreifen. Am 5. April 622 verließ der Kaiser die Stadt auf dem Seeweg und begab sich wohl in die Nähe von Issos im äußersten Südosten Kleinasiens. Die Rekonstruktion der nachfolgenden Ereignisse wird durch die überaus problematische Quellenlage extrem erschwert; weder ist die genaue Route des Kaisers bekannt noch die exakte Größe der Armee. Herakleios, der in den nachfolgenden Jahren insgesamt drei Feldzüge gegen die Perser unternahm, verfügte aber wohl über eine recht beachtliche Streitmacht.[67] Herakleios drillte die Armee zunächst, wobei im Heer bald eine seltsame Stimmung entstand, die Georg von Pisidien, eine unserer wenigen Quellen, besonders herausstellt. Der Kaiser hatte nämlich seinen Soldaten eingeimpft, dass dies kein gewöhnlicher Feldzug sei. Man kämpfe nicht einfach gegen einen Feind des Reiches, sondern gegen einen Feind der Christenheit. Dies sei ein heiliger Krieg, im gewissen Sinne ein „Kreuzzug“ gegen die Mächte der Finsternis, wenn auch freilich der Krieg insgesamt vor allem ein Ziel hatte: Ostrom endgültig von der persischen Bedrohung zu befreien.[68] Dazu passend wurden Christusbilder im Feldlager aufgestellt. Diese psychologischen Maßnahmen zeigten offenbar Wirkung und motivierten die Soldaten, was aufgrund der angespannten Lage wohl auch nötig war; sollte Herakleios scheitern, würde wohl auch das Reich mit ihm untergehen.

Doch konnten die Römer 622 (oder 623) die Perser in Kappadokien schlagen. 623 kehrte der Kaiser zwischenzeitlich in die Hauptstadt zurück und nahm anschließend Kontakt zu der christlichen Bevölkerung im Kaukasus auf. Herakleios konnte seine Truppen verstärken und kämpfte in den folgenden Jahren vor allem in dieser Region. Er unternahm einen Vorstoß nach Armenien, wobei die Stadt Dvin in seine Hand fiel, vor allem aber die Stadt Ganzdak in Aserbaidschan. Bei der Stadt befand sich ein berühmter zoroastrischer Feuertempel (heute Taht-i Suleiman), den der Kaiser zerstören ließ – und damit ein deutliches Signal an Chosroes sandte. Dieser mobilisierte nun alle verfügbaren Truppen, doch gelang es nicht, Herakleios zu schlagen. Der Kaiser zog sich 625 zunächst nach Kilikien zurück.

626 setzten sich die persischen Truppen erneut in Marsch. Die kaiserlichen Truppen sollten gestellt und vernichtet werden. Vor allem aber sollte Konstantinopel fallen. Zu diesem Zweck waren die Perser in Verhandlungen mit den Awaren getreten. Im Sommer 626 wurde die Hauptstadt des oströmischen Reiches von einem gewaltigen Heer aus Awaren und Slawen belagert. Die Stadt konnte sich aber dank der Flotte halten, die zudem verhinderte, dass die Perser auf das europäische Ufer übersetzen konnten. Die Awaren mussten die Belagerung schließlich abbrechen und das persische Heer unter Shahrabaraz zog sich im Frühjahr 627 aus Chalkedon nach Syrien zurück. Schon 626 hatte Herakleios eine persische Armee, die sein Heer vernichten sollte, schlagen können.

Darstellung des Königs Chosroes II. als Panzerreiter (Taq-e-Bostan).

In Konstantinopel wurde die Rettung der Hauptstadt der Gottesmutter zugeschrieben. Der Zenit der persischen Bedrohung war damit überschritten, die Initiative ging jetzt völlig an die Römer über. Herakleios konnte sich noch über einen weiteren Sieg freuen: Sein Bruder Theodoros hatte in Mesopotamien ein persisches Heer unter dem Befehl des Generals Schahin schlagen können, was Chosroes in rasende Wut versetzt haben soll. Viele am Hof fürchteten angeblich um den Geisteszustand des Großkönigs, der seinen Generalen inzwischen zutiefst misstraute. Dies erklärt auch, weshalb sich Shahrabaraz aus den weiteren Kampfhandlungen heraushielt und den Lauf der Dinge abwartete.

Herakleios sammelte inzwischen weitere Truppen in Lazika am Schwarzen Meer und nahm Kontakt mit den Göktürken auf. Das Bündnis hatte jedoch keine großen Auswirkungen auf das Ende des Krieges, da die Hilfstruppen den Kaiser später verließen, wenigstens aber beunruhigten die türkischen Übergriffe Chosroes II.[69] Herakleios marschierte im September 627 von Tiflis aus nach Süden. Am 12. Dezember 627 kam es bei den Ruinen von Ninive zur Entscheidungsschlacht. Der persische General Rhazates fiel im Kampf, und die Römer, die wohl geschickter manövrierten, vernichteten das persische Heer. Herakleios besetzte anschließend die Lieblingsresidenz des Großkönigs in Dastagird, wo sich Chosroes noch kurz zuvor aufgehalten hatte. Dieser floh in Panik nach Ktesiphon. Auf eine Belagerung der persischen Hauptstadt hatte Herakeios absichtlich verzichtet, da er wohl befürchtete, dann von seinen Nachschubswegen abgeschnitten zu werden.

Doch auch so brachte die Schlacht von Ninive die Entscheidung im jahrelangen Ringen der beiden Großmächte. Chosroes verlor bei den Großen des Reiches jeden Rückhalt, wurde im Februar 628 entmachtet und im Gefängnis ermordet. Ihm folgte sein Sohn Kavadh II. Siroe auf den Thron, der seine nur kurze Regierungszeit mit einem Mord an seinen Geschwistern einleitete. Er nahm aber auch sofort Kontakt zu Herakleios auf, um mit ihm über einen Friedensvertrag zu verhandeln. Der Kaiser hielt sich zu diesem Zeitpunkt in Gandzak auf. Der Text des an Herakleios gerichteten Briefs, in dem Kavadh Siroe um Frieden bittet und den Kaiser als „… den mildesten Kaiser der Römer, unseren Bruder …“ bezeichnet (vgl. auch den oben im Text erwähnten Auszug aus Ammianus Marcellinus), ist uns durch die so genannte Osterchronik (Chronicon Paschale) überliefert.[70]

Es kam schließlich ein Friedensvertrag zustande. Dessen Bestimmungen orientierten sich am status quo ante bellum: Persien gab alle Eroberungen auf und erstattete das Heilige Kreuz zurück, wofür Herakleios den Persern freien Abzug garantierte. Der Truppenabzug vollzog sich jedoch nur schleppend, während Persien im Chaos versank. Kavadh Siroe starb schon im September 628 und alle bis 632 nachfolgenden Herrscher sollten sich nur wenige Monate halten können. Wenigstens wurde 630 von Shahrabaraz, der nun selbst Machtambitionen entwickelte, das Heilige Kreuz zurückerstattet. Dessen feierliche Rückführung stellte zweifellos einen Höhepunkt in der Regierungszeit des Herakleios dar. Aus mehreren christlichen Königreichen erhielt er Glückwunschschreiben, der Prestigegewinn für den Kaiser war gewaltig. Persien war gebrochen, während Ostrom über den alten Erzfeind endgültig triumphiert zu haben schien.

Rom und Persien: Eine Bilanz

Die islamische Expansion bis 750.
Aus dem Historical Atlas von William R. Shepherd, 1923.

Herakleios konnte sich nur wenige Jahre über das Erreichte freuen. Kurz nach dem Sieg über Persien setzte die Islamische Expansion ein. 636 wurden die römischen Truppen von den muslimischen Arabern am Jarmuk geschlagen, nach dem langen Krieg gegen Persien fehlten nun die Ressourcen für weiteren Widerstand: Bis 642 hatte Ostrom alle Orientprovinzen verloren. Ihnen sollte einige Jahrzehnte später auch das römische Nordafrika folgen. Auf dem Balkan überschwemmten derweil die Slawen oströmisches Gebiet und setzten sich dort fest. Ostrom war auf das von arabischen Gruppen durchstreifte Kleinasien, die Hauptstadt mit dem Umland sowie auf einige Inseln und befestigte Orte in Griechenland reduziert worden. Auch Staat und Gesellschaft veränderten sich: Unter Herakleios nahm die Gräzisierung von Verwaltung und Militär zu, Latein wurde als Amtssprache noch während des Perserkriegs abgeschafft. Das spätrömische Reich fand damit endgültig ein Ende, und es begann die Geschichte des mittelalterlichen Byzanz, das noch bis 1453 das griechisch-römische und christliche Erbe hochhalten sollte.

Das Sassanidenreich hingegen ging bereits 651 unter. Nach der Niederlage bei Kadesia 636 (oder 637), schlugen die hereinbrechenden Araber 642 bei Nehawend das persische Heer vernichtend. Der letzte Großkönig, Yazdegerd III., fand 651 ein unrühmliches Ende, als er im äußersten Nordosten seines zusammenbrechenden Reiches von einem Statthalter (oder Müller) ermordet wurde. Auch wenn das Erbe das Sassaniden kulturell in der arabischen Welt nachwirkte, so endete mit ihnen doch die letzte Phase der altorientalischen Geschichte.

Gut 400 Jahre hindurch waren (Ost-)Rom und Persien die beiden wichtigsten Machtfaktoren der Alten Welt gewesen. Obwohl oft feindlich gesonnen und nicht selten in einen erbittert geführten Krieg gegeneinander verwickelt, litt darunter doch nie ernsthaft die gegenseitige Anerkennung. Beide Mächte beeinflussten sich auch kulturell,[71] letztlich bestimmten aber doch vor allem die militärischen Auseinandersetzungen das gegenseitige Verhältnis, das vom Kampf um die Vormachtstellung im Vorderen Orient geprägt war.

Am Ende waren beide Staaten vom jahrhundertelangen Kräftemessen derart erschöpft, dass die hereinbrechenden Araber leichtes Spiel hatten – genutzt hatten alle Anstrengungen keiner der beiden Parteien. Am Ende bleibt festzuhalten, dass die wohl fruchtbarsten Zeiten im Verhältnis beider Reiche die Phasen der friedlichen Koexistenz, besonders zwischen 387 und 502, gewesen waren. Einer dauerhaften Lösung standen aber die Machtansprüche und das jeweilige Selbstverständnis beider Seiten im Weg.

Zeittafel

  • 224: Das Sassanidenreich wird begründet.
  • ab 230: Vorstöße Ardaschirs I. auf römisches Territorium.
  • 242–44: Perserfeldzug Gordians III.; nach ersten Erfolgen wird er bei Mesiche (Misik) geschlagen und stirbt kurz darauf. Schapur I. schließt einen Friedensvertrag mit Rom.
  • 252: Schapur I. erobert Armenien. Im folgenden Jahr stößt er nach Syrien vor.
  • 260: Valerian gerät während seines Perserfeldzugs in Gefangenschaft. Zusammenbruch der römischen Orientverteidigung, die nun weitgehend von Palmyra übernommen wird. Deren Königin Zenobia entwickelt bald eigene Ambitionen.
  • 283: Perserkrieg des Carus.
  • ab 296: Der persische König Narseh fällt in römisches Gebiet ein. Galerius schlägt ihn, nach anfänglichem Rückschlag, bei Karrhai.
  • 298: Frieden von Nisibis. Der römische Kaiser Diokletian gewinnt Territorien in Mesopotamien und fünf Provinzen jenseits des Tigris.
  • 338: Beginn eines Jahrzehnte andauernden Krieges zwischen Rom und Persien. Weder Schapur II. noch Constantius II. können jedoch die Oberhand gewinnen. In Persien kommt es zudem zu Christenverfolgungen.
  • 359: Schapur II. fällt mit einem großen Heer in Mesopotamien ein. Die wichtige Festung Amida fällt nach langer Belagerung an Persien.
  • 363: Perserkrieg Julians. Das römische Heer stößt bis nach Ktesiphon vor, wird dann aber abgedrängt. Nach dem Tod Julians schließen Römer und Perser den Frieden von 363. Rom gibt die Eroberungen Diokletians wieder auf.
  • wohl 387: Teilung Armeniens in einen römisch und einen persisch (Persarmenien) kontrollierten Teil.
  • 395: Tod Theodosius’ I. und so genannte „Reichsteilung“ (siehe Westrom und Ostrom).
  • 410: Den persischen Christen wird auf der Synode von Seleukia-Ktesiphon die freie Religionsausübung gestattet.
  • 421/22: Krieg zwischen Rom und Persien. Dieser Konflikt stört jedoch, ebenso wie der deutlich begrenztere Konflikt von 440/41, kaum die guten zwischenstaatlichen Beziehungen im 5. Jahrhundert
  • 476: Absetzung des letzten (in der traditionellen Zählung) weströmischen Kaisers Romulus Augustulus. Ende des Westreichs.
  • 484: Die Assyrische Kirche des Ostens konstituiert sich endgültig unabhängig von der Reichskirche in Konstantinopel.
  • 502: Beginn eines neuen Krieges zwischen Rom und Persien. Nach einem Waffenstillstand im Jahre 506 flammen die Kämpfe 526 wieder auf.
  • 532: „Ewiger Frieden“ zwischen Rom und Persien. Kaiser Justinian I. beginnt seine „Restaurationspolitik“ im Westen.
  • 540: Chosroes I. bricht den Friedenvertrag. Plünderung von Antiochia und anderen römischen Städten. Der Krieg wird erst 562 beendet.
  • 572: Justin II. forciert einen neuen Krieg mit Persien. Der Krieg wird erst unter Maurikios 591 entschieden.
  • 603: Beginn des letzten und größten römisch-persischen Krieges. Chosroes II. beginnt mit der Eroberung der römischen Orientprovinzen und deren Integration in das Sassanidenreich.
  • 627: Sieg des Kaisers Herakleios bei Ninive. 628 bittet der neue persische König Kavadh II. um Frieden.
  • 630er Jahre: Beginn der Islamischen Expansion. Byzanz verliert den Großteil seiner Besitzungen, kann sich aber letztendlich behaupten. Persien fällt dem Ansturm der Araber zum Opfer.

Literatur

Um die Literaturliste nicht ausufern zu lassen, werden nur einige grundlegende oder für die Einführung in das Thema empfehlenswerte Werke genannt. Eine recht erschöpfende Darstellung der römisch-persischen Kriege liefert die Quellensammlung von Dodgeon bzw. Greatrex und Lieu. Da eine vollständige Dokumentation der Quellenlage den Rahmen des Artikels sprengen würde, sei vor allem auf diese Quellensammlung hingewiesen. In den Anmerkungen finden sich auch weiterführende Angaben, die teils nicht speziell im Literaturverzeichnis aufgeführt wurden. Zusätzlich sei auf die Literaturangaben verwiesen, die in den jeweiligen im Text genannten Einzelartikeln aufgeführt sind; als Überblick sei auf die Artikel Spätantike und Sassanidenreich aufmerksam gemacht.

Quellen

  • Michael H. Dodgeon und Samuel N. C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars (AD 226–363). Routledge, London und New York 1991 (mehrere Nachdrucke), ISBN 0415103177.
  • Geoffrey B. Greatrex und Samuel N.C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars. Part II AD 363–630. A narrative sourcebook. London und New York 2002, ISBN 0415146879.
  • Engelbert Winter und Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz. Akademie Verlag, Berlin 2001, ISBN 3050034513 (Quellenausschnitte in deutscher Übersetzung).

Sekundärliteratur

  • Roger C. Blockley: East Roman Foreign Policy. Formation and Conduct from Diocletian to Anastasius (ARCA 30). Leeds 1992, ISBN 0905205839.
  • Averil Cameron u. a. (Hrsg.): The Cambridge Ancient History. Bd. 12–14, Cambridge Uni. Press, Cambridge 1998–2005 (umfassende Gesamtdarstellung der Zeit von 193 bis 600).
  • E. Dabrowa (Hrsg.): The Roman and Byzantine Army in the East. Krakau 1994.
  • Geoffrey B. Greatrex: Rome and Persia at War, 502–532. Cairns, Leeds 1998, ISBN 0-905205-93-6 (wichtige Darstellung für die Kampfhandlungen zur Zeit Kavadhs I.).
  • Geoffrey B. Greatrex: Byzantium and the East in the Sixth Century. In: Michael Maas (Hrsg.), The Cambridge Companion to the Age of Justinian. Cambridge Uni. Press, Cambridge 2005, S. 477–509, ISBN 0-521-81746-3 (knappe Zusammenfassung der römisch persischen Beziehungen im 6. Jahrhundert mit Hinweisen auf die aktuelle Literatur).
  • James Howard-Johnston: East Rome, Sasanian Persia and the End of Antiquity: Historiographical and Historical Studies (Collected Studies). Aldershot 2006, ISBN 0860789926 (eine hervorragende Aufsatzsammlung, welche vor allem bzgl. des letzten römisch-persischen Kriegs informativ ist).
  • Walter E. Kaegi: Heraclius – Emperor of Byzantium. Cambridge Uni. Press, Cambridge 2003, ISBN 0521814596, (Biographie, in der auch ausführlich auf den Perserkrieg des Herakleios eingegangen wird).
  • Erich Kettenhofen: Die römisch-persischen Kriege des 3. Jahrhunderts. n. Chr. Nach der Inschrift Sāhpuhrs I. an der Ka’be-ye Zartošt (ŠKZ). Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients B 55. Wiesbaden 1982.
  • Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire. AD 284 – 641. Blackwell, London 2006, ISBN 1-40510-856-8 (aktuelle Gesamtdarstellung, in der auch auf die römisch-persischen Kriege eingegangen wird).
  • David S. Potter: The Roman Empire at Bay. Routledge, London und New York 2004, ISBN 0-415-10057-7 (aktuelles Überblickswerk für die Zeit von 180 bis 395 n. Chr.).
  • Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990, ISBN 3-534-07826-8.
  • Martin Schottky: Parther- und Perserkriege. In: Der Neue Pauly. Bd. 9 (2000), Sp. 375–377 (sehr knapper Überblick).
  • Michael Whitby: The Emperor Maurice and his Historian – Theophylact Simocatta on Persian and Balkan Warfare. Oxford 1988.
  • Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Aktual. Neuaufl., Albatros, Düsseldorf 2005, ISBN 3-491-96151-3 (Standardwerk zum antiken Persien).

Weblinks

Anmerkungen

  1. Eine Erläuterung zu den Literaturangaben: Grundlegende Sekundärliteratur wird im Literaturverzeichnis vollständig aufgeführt, dafür in den Anmerkungen aber nur abgekürzt zitiert; spezielle Literatur wird nur in den Anmerkungen genannt. Die antiken Quellen werden absichtlich nicht abgekürzt aufgeführt, sodass sie auch für den Laien nachvollziehbar sind.
  2. Cassius Dio 72,36,4.
  3. Zur „Reichskrise“ vgl. die Literaturangaben im entsprechenden Artikel. Einen knappen, teils aber problematischen Überblick bietet Michael Sommer, Die Soldatenkaiser, Darmstadt 2004.
  4. Einen aktuellen und umfassenden Überblick über die Zeit nach Mark Aurel, einschließlich des Untergangs des severischen Kaiserhauses und der Bedeutung des Sassanidenreiches, bietet Potter, The Roman Empire at Bay. Bzgl. spezieller Literaturhinweise sei auf die Bibliographie im Artikel Sassanidenreich verwiesen; einen empfehlenswerten Überblick stellt Schippmann, Grundzüge, dar.
  5. Herodian 6,2 und Cassius Dio 80,4,1.
  6. Vgl. dazu Erich Kettenhofen, Die Einforderung des Achämenidenerbes durch Ardašir: eine interpretatio romana, in: Orientalia Lovaniensia Periodica 15 (1984), S. 177–190.
  7. Die Chronologie vieler Sassanidenkönige ist aufgrund nur schwer datierbarer Quellenzeugnisse problematisch. Die folgenden Regierungsdaten orientieren sich an Josef Wiesehöfer, Das antike Persien.
  8. Grundlegend zum Tatenbericht Schapurs ist Philip Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šabuhrs I. an der Ka’ba-i Zardušt (ŠKZ), 2 Bde., London 1999. Für den Verlauf der Kampfhandlungen sei vor allem auf Kettenhofen, Die römisch-persischen Kriege, hingewiesen.
  9. Einen Überblick hinsichtlich der Quellenlage für das 3. Jahrhundert, der Zeit der „Reichskrise“, bieten unter anderem Bruno Bleckmann, Die Reichskrise des III. Jahrhunderts in der spätantiken und byzantinischen Geschichtsschreibung. Untersuchungen zu den nachdionischen Quellen der Chronik des Johannes Zonaras, München 1992, sowie David S. Potter, Prophecy and History in the Crisis of the Roman Empire. A Historical Commentary on the Thirteenth Sibylline Oracle, Oxford 1990 (welches wesentlich mehr Informationen bietet, als der Name der Monographie vermuten lässt).
  10. HA Vita Gordiani, 26f.
  11. Vgl. David MacDonald, The death of Gordian III – another tradition, in: Historia 30 (1981), S. 502–508.
  12. Bzgl. des Feldzugs Gordians und seines Todes vgl. Christian Körner, Philippus Arabs. Ein Soldatenkaiser in der Tradition des antoninisch-severischen Prinzipats, Berlin u. a. 2002, S. 75ff.; zum Vertrag: ebd., S. 120ff. (mit recht ausführlicher Erörterung der Quellen und der Forschungsprobleme) sowie Engelbert Winter, Die sasanidisch-römischen Friedensverträge des 3. Jahrhunderts n. Chr. Ein Beitrag zum Verständnis der außenpolitischen Beziehungen zwischen den beiden Großmächten, Frankfurt a. M. 1988.
  13. Zur Problematik der Datierung vgl. Udo Hartmann, Das palmyrenische Teilreich, Stuttgart 2001, S. 71f.
  14. Wann genau Antiochia von Schapur erobert wurde, ist nicht sicher. In der Forschung wird entweder das Jahr 253 oder 256 angenommen.
  15. SKZ, §§ 18–22, griechische Fassung; Übersetzung entnommen aus: Engelbert Winter/Beate Dignas, Rom und das Perserreich, Berlin 2001, S. 98. Um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten, wurde auf die Ergänzungs- und Auslassungszeichen verzichtet.
  16. Zosimos 1,36,2; Aurelius Victor, De Caesaribus, 32,5
  17. Vgl. etwa Eutropius 9,7 sowie Zonaras 12,23.
  18. Dabei spielte auch der Umstand eine Rolle, dass sich Gallien und andere Gebiete im Westen von der römischen Zentralgewalt loslösten, während im Osten bald darauf Palmyra Roms Schwäche versuchte auszunutzen. Erst Kaiser Aurelian konnte das Imperium wieder stabilisieren; zusammenfassend vgl. dazu Potter, Roman Empire at Bay, S. 251ff..
  19. Vgl. Schippmann, Grundzüge, S. 24f.
  20. Eutropius 9,24 und Ammianus Marcellinus 14,11,10. Lactantius, der die Abhängigkeit Diokletians von Galerius betonen will, verschweigt diese Episode. Möglich ist freilich auch, dass Diokletian seinen Caesar mit dieser Aktion nicht demütigen, sondern vielmehr anstacheln wollte. Vielleicht beschreiben die Quellen auch ganz einfach das Ritual des adventus.
  21. Der Galeriusbogen in Thessaloniki stellt sowohl den Perserkrieg als auch den Triumph des Galerius dar.
  22. Zum Perserkrieg Diokletians vgl. Wilhelm Enßlin, Valerius Diocletianus, in: RE 7 A, 2 (1948), Sp. 2442ff. Die wichtigste Quelle für den Vertrag von 298 stellt Petros Patrikios dar (Fragment 13f.); zu den Details vgl. Winter/Dignas, Rom und das Perserreich, S. 144ff.
  23. Petros Patrikios, Fragment 13.
  24. Einen guten und knappen Überblick bietet Bruno Bleckmann, Konstantin der Große, 2. Aufl., Reinbek 2003.
  25. Eusebius von Caesarea, Vita Constantini, 4,9–13. Vgl. dazu Miriam Raub Vivian, Eusebius and Constantine’s Letter to Shapur: Its Place in the Vita Constantini, in: Studia Patristica 29 (1997), S. 164–169.
  26. Vgl. dazu Timothy D. Barnes, Constantine and the Christians of Persia, in: Journal of Roman Studies 75 (1985), S. 126–136, sowie Wilhelm Enßlin, Zu dem vermuteten Perserfeldzug des rex Hannibalianus, in: Klio 29 (1936), S. 102–110.
  27. Zu Constantius vgl. Pedro Barceló, Constantius II. Die Anfänge des Staatskirchentums, Stuttgart 2004. Zu den Kämpfen vgl. Dodgeon/Lieu, Persian Wars, Bd. 1, S. 164ff.
  28. Vgl. dazu zusammenfassend Potter, Roman Empire at Bay, S. 467f.
  29. Zur Rolle von Nisibis siehe M. Maróth, Le Siège de Nisibe en 350 ap. J.-Ch. d’après des Sources Syriennes, in: Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae 27 (1979), S. 239–243.
  30. Eutropius 10,10. Zur Schlacht von Singara siehe auch Karin Mosig-Walburg, Zur Schlacht bei Singara, in: Historia 48 (1999), S. 330–384; zur Identität des persischen Prinzen siehe Dies., Zu Spekulationen über den sasanidischen 'Thronfolger Narsê' und seine Rolle in den sasanidisch-römischen Auseinandersetzungen im zweiten Viertel des 4. Jahrhunderts n.Chr., in: Iranica Antiqua 35 (2000), S. 111–157.
  31. Ammianus Marcellinus, 17,5. Übersetzung entnommen aus: Ammianus Marcellinus, Das Römische Weltreich vor dem Untergang. Bibliothek der Alten Welt, übersetzt von Otto Veh, eingeleitet und erläutert von Gerhard Wirth, Zürich und München 1974. Von Ammianus’ Geschichtswerk sind uns die Bücher 14 bis 31 erhalten, die den Zeitraum von 353 bis 378 behandeln; in den verlorenen 13 Bücher wurde der Zeitraum ab dem Jahr 96 wohl nur sehr knapp geschildert.
  32. Siehe Roger C. Blockley, Ammianus Marcellinus on the Persian Invasion of A. D. 359, in: Phoenix 42 (1988), S. 244–260.
  33. Ammianus, der selbst in Amida anwesend war und nur mit knapper Not entkommen konnte, schildert die Belagerung eingehend: Ammian 19,1–9.
  34. Vgl. Klaus Rosen, Julian. Kaiser, Gott und Christenhasser, Stuttgart 2006, S. 178ff.
  35. Libanios, orat. 18,164. Ammianus weist darauf hin, dass Julian begierig auf Siege über die Perser gewesen sei, vgl. Ammian 22,12,1f.
  36. Ammian 24,4,27.
  37. Vgl. dazu Robin Lane Fox, The Itinerary of Alexander: Constantius to Julian, in: Classical Quarterly, New Series, 47 (1997), S. 239–252.
  38. Vgl. dazu vor allem den Aufsatz von Gerhard Wirth, Julians Perserkrieg. Kriterien einer Katastrophe, in: Julian Apostata, hrsg. von Richard Klein, Darmstadt 1978, S. 455ff.
  39. Die Literatur bzgl. Julians Perserkrieg ist recht umfassend; in jeder Biographie des Kaisers wird darauf eingegangen. Im Folgenden wurde vor allem Glen Warren Bowersock, Julian the Apostate, London 1978, S. 106ff.; Rosen, Julian, S. 333ff. und Wirth, Julians Perserkrieg, gefolgt. Vgl. daneben auch J. den Boeft/J.W. Drijvers/D. den Hengst/H.C. Teitler, Philological and Historical Commentaries on Ammianus Marcellinus, Groningen 1995ff. [für die Darstellung ab Buch 22], sowie François Paschoud, Zosime. Histoire Nouvelle (Les Belles Lettres/Bude), Bd. 1ff., Paris 1971ff.; Paschouds Kommentar zu Zosimos bietet auch wertvolle Informationen bzgl. Julians Kampagne.
  40. Ammian 23,3,3.
  41. Die Angaben für das Hauptheer basieren auf Zosimos (3,12), dem in dieser Hinsicht von der modernen Forschung meistens gefolgt wird. Allerdings ist es unsicher, ob das Detachment, das Julian nach Nordmesopotamien entsandte, nun von den 65.000 abgerechnet werden muss (womit dem Kaiser nur etwa 47.000 Mann zur Verfügung gestanden hätten) oder ob Julian mit insgesamt 65.000 Mann vorstieß.
  42. Vgl. Ammian 24,7f. und zum weiteren Rückzug Ammian 25,1ff. Siehe auch Rosen, Julian, S. 353ff. mit Belegen; vgl. dazu auch Wirths Überlegungen: Wirth, Julians Perserkrieg, S. 484ff.
  43. Wann genau der Vertrag geschlossen wurde, ist in der Forschung umstritten. Die meisten Althistoriker plädieren für 387, aber es ist auch möglich, dass die Vereinbarung ein paar Jahre früher oder später zustande kam. Vgl. dazu Geoffrey Greatrex, The Background and Aftermath of the Partition of Armenia in A.D. 387., in: The Ancient History Bulletin 14 (2000), S. 35–48.
  44. Prokopios, de bello Persico, 1,2. Die Historizität ist allerdings sehr umstritten.
  45. Sokrates, Kirchengeschichte, 7,8.
  46. Vgl. dazu Winter/Dignas, Rom und das Perserreich, S. 160ff.
  47. Prokopios, de bello Persico, 1,2, verwechselt möglicherweise den Frieden von 422 mit dem von 442.
  48. Zum Verlauf der beiden Kriege vgl. Greatrex/Lieu, Persian Wars, Bd. 2, S. 36ff. sowie Geoffrey Greatrex, The two fifth-century wars between Rome and Persia, in: Florilegium 12 (1993), S. 1–14.
  49. Zu den Hintergründen des Krieges von 502 vgl. Greatrex/Lieu, Persian Wars, Bd. 2, S. 62ff.; Greatrex, Rome and Persia at War sowie John B. Bury, History of the Later Roman Empire, Bd. 2, New York 1958 (ND von 1923), S. 10–15.
  50. Andreas Luther, Die syrische Chronik des Josua Stylites, Berlin 1997, Übersetzung mit einem umfangreichen historischen Kommentar. Zu den Kampfhandlungen: ebd., S. 64ff.
  51. Zu den Zahlenangaben siehe Josua Stylites, Chronik, 54 [Luther, S. 68f.].
  52. Zu Justinian vgl. die Beiträge in Michael Maas (Hrsg.), The Cambridge Companion to the Age of Justinian, Cambridge 2005. Einen knappen, aber lesenswerten und auf dem neuesten Forschungsstand basierenden Überblick bietet Mischa Meier, Justinian. Herrschaft, Reich und Religion, München 2004.
  53. Prokopios berichtet auch davon, dass Kavadh Justin um 525 vorgeschlagen haben soll, den jungen Chosroes zu adoptieren, um ihm so den Thron zu sichern. Justin und Justinian seien dazu bereit gewesen, da hätte aber ein römischer Jurist Einspruch erhoben: Die Perser hätten so auch Anspruch auf das römische Reich erheben können; die Adoptionsverhandlungen an der Grenze scheiterten, woraufhin sich die Beziehungen zwischen den beiden Reichen verschlechterten [Prokopios, de bello Persico, 1,11].
  54. Prokopios, de bello Persico, 1,22; Johannes Malalas, Chronographia, 18,76.
  55. Vgl. dazu Greatrex/Lieu, Persian Wars, Bd. 2, S. 102ff.; Greatrex, Byzantium and the East, S. 488ff; Berthold Rubin, Das Zeitalter Justinians, Bd. 1, Berlin 1960, S. 324ff. (teils überholt, dennoch recht detailliert).
  56. Dazu Prokopios, de bello Persico, 2,11; Prokopios berichtet auch eingehend von der Belagerung Antiochias, wobei er Chosroes, im Gegensatz zu orientalischen Quellen, wie etwa Tabari, sehr negativ darstellt.
  57. Prokopios, de bello Persico, 2,28.
  58. Dazu vgl. Rubin, Das Zeitalter Justinians, Bd. 1, S. 345ff.
  59. In diese Zeit fällt auch die Vernichtung des Hephthalitenreichs durch Perser und Türken, wenngleich die Türken bald an Stelle der Hephthaliten als Hauptfeinde der Perser im Osten traten. Zum Vertrag von 562 siehe Menander Protektor, Fragment 6,1; übersetzt und kommentiert bei Winter/Dignas, Rom und das Perserreich, S. 164–177.
  60. Vgl. Greatrex/Lieu, Persian Wars, Bd.2, S. 141f.; siehe auch Greatrex, Byzantium and the East, S. 503f.
  61. Vgl. Euagrios Scholastikos, Kirchengeschichte, 5,7. Euagrios, der Justin II. eher feindlich gesonnen ist, bietet auch wichtige Informationen über den Verlauf des Perserkriegs.
  62. Zum weiteren Kriegsverlauf: Greatrex/Lieu, Persian Wars, Bd. 2, S. 151ff.
  63. Zur Rebellion Bahrams, dem Verlauf des Krieges und dem Friedensvertrag siehe Greatrex/Lieu, Persian Wars, Bd. 2, S. 172–175.
  64. Vgl. zum Folgenden Kaegi, Heraclius, passim, sowie Greatrex/Lieu, Persian Wars, Bd. 2, S. 182ff.
  65. Dabei ist es auch zu Massakern an den Christen in der Stadt gekommen, vgl. Elliot Horowitz, Reckless Rites: Purim and the Legacy of Jewish Violence, Princeton 2006, S. 228ff.
  66. Zur Bedeutung der Reliquie siehe etwa Barbara Baert, Heraclius and Chosroes or The Desire for the True Cross
  67. Vgl. Kaegi, Heraclius, S. 122ff., der auf diese Problematik hinweist; möglicherweise operierte Herakleios später in Mesopotamien mit 25.000–50.000, vielleicht sogar mit bis zu 70.000 Mann (ebd., S. 160). Daneben siehe auch James Howard-Johnston, Heraclius’ Persian Campaigns and the Revival of the East Roman Empire 622–630, in: War in History 6 (1999), S. 1–44 [nun auch auffindbar in Howard-Johnstons Aufsatzsammlung, siehe Literaturverzeichnis].
  68. Vgl. Kaegi, Heraclius, S. 126 und 146.
  69. In der neueren Forschung wird oft angenommen, dass mit der Bezeichnung „Chasaren“, die in den Quellen auftaucht, eigentlich die Göktürken gemeint waren und die betreffende Quelle, der Historiker Moses Daskhurantsi, den Terminus Chasaren anachronistisch gebrauchte. Vgl. dazu Howard-Johnston, Heraclius’ Persian Campaigns, S. 13 sowie Kaegi, Heraclius, S. 142f. mit Belegen.
  70. Winter/Dignas, Rom und das Perserreich, S. 177–181; Zitat: ebd., S. 178.
  71. Vgl. dazu Nina Garsoïan, Byzantium and the Sasanians, in: The Cambridge History of Iran. Vol 3, hrsg. von Ehsan Yarshater, Cambridge 1983, S. 568–592.