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Sezessionskrieg

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Der Sezessionskrieg (auch Amerikanischer Bürgerkrieg, Krieg zwischen den Staaten [War Between the States] oder Rebellionskrieg [War of the Rebellion] genannt) war der militärische Konflikt zwischen den Nordstaaten und den aus den Vereinigten Staaten (Union) ausgetretenen Südstaaten (Konföderation). Ursache war eine tiefe wirtschaftliche, soziale und politische Spaltung zwischen Nord- und Südstaaten, die sich am offensichtlichsten in der Sklavereifrage zeigte und dort wiederum auch eine ihrer Hauptursachen hatte. Der Krieg begann mit der Beschießung Fort Sumters am 12. April 1861 und endete mit der Kapitulation der letzten Armee der Konföderation im Juni 1865. Der Sezessionskrieg (lat. für Spaltung, Teilung) war der für die USA verlustreichste Krieg ihrer Geschichte und nach dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und dem Krieg von 1812 der letzte Krieg, der auf US-Staatsgebiet geführt wurde. Der Sezessionskrieg ist noch heute im kollektiven Gedächtnis der USA sehr präsent, besonders in den Südstaaten, auf deren Territorium die Kämpfe fast ausschließlich ausgetragen wurden.

Jefferson Davis, Präsident der konföderierten Staaten
Abraham Lincoln, Präsident der Vereinigten Staaten

Zu Beginn des Krieges waren sich beide Seiten nicht darüber im Klaren, wie der Krieg geführt werden sollte. Erst nach der ersten für den Süden siegreichen Schlacht bei Manassas begann der Norden ernsthaft mit der Aufstellung und Ausrüstung einer schlagkräftigen Armee. Gleichzeitig bemühte sich der Süden, die Grenzstaaten Kentucky und Missouri nicht nur politisch, sondern auch militärisch in sein Staatsgebiet zu integrieren. Diese Bemühungen mussten Ende 1862 ergebnislos eingestellt werden.

Im Osten hatte der Norden mit dem Halbinselfeldzug versucht die Hauptstadt der Konföderation Richmond einzunehmen, scheiterte jedoch an General Lee, der seinen Erfolg aus der Sieben-Tage-Schlacht ausnutzend bei Manassas einen Sieg erfocht und mit seiner Nord-Virginia-Armee nach Maryland eindrang. Diese erste Invasion des Nordens endete mit der Schlacht am Antietam. Nach dem Sieg am Antietam verkündete Lincoln die Emanzipationserklärung, die alle Sklaven in den rebellierenden Staaten für frei erklärte. Kriegsziel blieb jedoch weiterhin die Wiederherstellung der Union.

Die Nordstaaten besetzten 1863 die Hälfte Tennessees, eroberten den Verkehrsknotenpunkt Vicksburg, Mississippi und erhielten dadurch die Kontrolle über den Verkehr auf dem Mississippi. Die Konföderation war geteilt. Im Osten gelangen General Lee im Frühjahr einige spektakuläre Erfolge, die er mit der zweiten Invasion des Nordens ausnutzen wollte. Das Ziel beider Invasionen war die Herbeiführung eines Patts, um den Nordstaaten einen Verhandlungsfrieden abzuringen. In der Schlacht von Gettysburg wurde auch die zweite Invasion beendet. Der Rappahannock bildete zum Ende des Jahres im Osten die Grenze, im Westen war Tennessee geteilt und der Mississippi fest in der Hand der Nordstaaten. Die Eroberung des Mississippi-Tales hatte bereits 1862 mit der Einnahme New Orleans, Louisiana und Fort Donelsons, Tennessee begonnen. Die Blockade der Häfen des Südens durch die Nordstaatenflotte zeigte erste Auswirkungen auf die Industrie und die Versorgung.

Präsident Lincoln ernannte 1864 General Grant, den Sieger von Vicksburg, zum Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte. Grant begann auf beiden Kriegsschauplätzen gleichzeitig Feldzüge, der im Osten endete mit großen Verlusten und keinem eindeutigen Sieg bei Petersburg, Virginia. Der Atlanta-Feldzug im Westen führte schließlich zum dringend für die Wiederwahl Lincolns benötigten Sieg. Shermans Marsch zum Meer spaltete die Konföderation erneut und führte 1865 den Krieg nach Virginia zurück.

Der Süden unternahm 1865 noch einmal verzweifelte Anstrengungen, den Ausgang des Krieges abzuändern, aber die wirtschaftlichen Ressourcen zur Versorgung der Armee und der Bevölkerung waren erschöpft. Die wichtigste Armee der Südstaaten, die Nord-Virginia-Armee, musste am 9. April bei Appomattox C.H. die Waffen niederlegen, die übrigen noch nicht geschlagenen Armeen des Südens folgten bis zum Sommer.

Nach der Beendigung des Krieges folgte der Wiederaufbau und die Wiedereingliederung der Südstaaten in die Union, die ‚reconstruction’, die 1877 endete. Mit dem 13. Verfassungszusatz, der am 18. Dezember 1865 in Kraft trat, wurde ferner die Sklaverei auf dem gesamten Bundesgebiet endgültig abgeschafft.

Ursachen

Politische Gründe

Die Gegensätze gehen auf die Staatsgründung der Vereinigten Staaten zurück. Die Sklaverei wurde durch die Verfassung dort geschützt, wo sie bereits existierte. Wegen der Regelung, dass die Anzahl der Abgeordneten eines Bundesstaates zum Repräsentantenhaus von der Bevölkerungszahl abhing – Sklaven rechneten nur zu drei Fünftel auf die Bevölkerungszahl an – gerieten die Südstaaten immer wieder in die Gefahr, ihren Einfluss im Kongress zu verlieren. Als 1820 Missouri und Maine in die Union aufgenommen werden sollten, einigten sich die Abgeordneten auf den Missouri-Kompromiss, nördlich der Mason-Dixon-Linie Sklaverei zu verbieten und südlich davon zu erlauben. Thomas Jefferson befürchtete, die Teilung des Landes durch die Mason-Dixon-Linie könnte zur Zerstörung der Union führen.

„… this momentous question, like a fire bell in the night, awakened and filled me with terror. I considered it at once as the knell of the Union. [1] (dt.:… die augenblickliche Frage alarmierte und verängstigte mich wie eine Feuerglocke in der Nacht. Mir kam sofort der Gedanke, das sei die Totenglocke der Union.)“

Der Konflikt spitzte sich wieder zu, als absehbar wurde, dass im Süden nur noch Florida, im Norden jedoch drei weitere Staaten der Union beitreten würden. Als 1854 das Kansas-Nebraska-Gesetz beschlossen und so der Missouri-Kompromiss verfassungswidrig wurde, schaukelte sich der Konflikt wieder in die Höhe. Der offene Krieg in Kansas (Bleeding Kansas), das Dred-Scott-Urteil 1857 und John Browns Raid 1859 polarisierten die Nation in Nord und Süd.

Der Konflikt fußte auf der These, dass ein Einzelstaat mit dem Beitritt zur Union seine Souveränität nicht aufgegeben habe. Verfechter dieser These behaupteten, die Union könne einem Einzelstaat nicht vorschreiben, welches Gesellschaftssystem dieser bevorzugen solle. Dieser Konflikt um die Rechte der Einzelstaaten strebte ebenfalls einem Höhepunkt zu. Ein Bundesstaat habe deshalb das Recht, ein gegen sein Interesse verstoßendes Bundesgesetz auf seinem Territorium zu annullieren. Verweigere der Bund die „Nichtigkeitserklärung“, bliebe dem Staat die Sezession. Gälte das nicht, wären die Südstaaten 1787 niemals der Union beigetreten. Deshalb hatte die Verfassung das Eigentumsrecht auf Sklaven ausdrücklich garantiert. Aus Sicht der Südstaaten verstießen demnach die Nordstaaten mit den Angriffen auf die Sklaverei fortlaufend gegen den Geist der Verfassung und gefährdeten so den Bestand der Union. Wie weit die Polarisierung 1860 fortgeschritten war, zeigte, dass Abraham Lincoln in zehn Südstaaten gar nicht auf dem Wahlzettel zu finden war.

Wirtschaftliche und soziale Gründe

Die Industrialisierung der Nordstaaten setzte sich immer weiter fort. Mit der Lohnarbeit verschaffte sich der Norden eigene Märkte, die durch Sklaven nicht gehalten werden könnten. Die Südstaaten, besonders die des tiefen Südens, produzierten billige Rohstoffe, die mit Lohnarbeit nicht mehr absatzfähig gewesen wären. Die fortschreitende Technisierung der weiterverarbeitenden Industrie zwang die Plantagenbesitzer, immer mehr Sklaven für die arbeitsintensive Plantagenwirtschaft einzusetzen.

Ein bereits seit langer Zeit bestehender Streitpunkt zwischen Nord und Süd war die Schutzzollpolitik des Bundes, die unter anderem zur bis dahin größten Verfassungskrise, der nullification crisis 1832/33 geführt hatte. [2] In einigen Staaten des Nordens setzte sich als Folge der Wirtschaftskrise von 1857 wieder die Überzeugung durch, dass höhere Schutzzölle der heimischen Wirtschaft helfen könnten, die Krise zu überstehen. Ausdruck fand dieser Wunsch nach einer erneuerten Schutzzollpolitik im Parteiprogramm der Republikaner. [3] Der Süden hingegen produzierte 1860 fast ⅔ aller Exporte und befürchtete, seine Absatzmärkte könnten ebensolche Zölle erheben. Trotz dieser gegensätzlichen wirtschaftlichen Interessen benötigten sich beide für das Wirtschaftswachstum. Was der Süden nicht exportierte, ging in den Norden und der Norden versorgte die Bewohner der Südstaaten mit den Erzeugnissen aus industrieller Fertigung. Auch in wirtschaftlichen Belangen entschied letztlich die Mehrheit des Kongresses.

Das Gros der Bevölkerung der Nordstaaten bestand aus Kleinbauern im Westen und Lohnarbeitern im Osten. Dann gab es eine kleine Mittelschicht und wenige Alteingesessene und Neureiche der Oberschicht. Das öffentliche Bildungssystem war gut ausgebaut, da man qualifizierte Menschen in allen Bereichen benötigte. Zugang zu den Hochschulen hatten aber meist nur Privilegierte. Im Süden gab es die verarmten weißen Tagelöhner und Bauern, eine kleine Mittelschicht aus Handwerkern und kleinen Plantagenbesitzern mit wenigen Sklaven und die kleine, alteingesessene Oberschicht der großen Plantagenbesitzer. Das öffentliche Bildungssystem gab es nur in rudimentären Ansätzen, die Angehörigen der Oberschicht wurden an Privatschulen für ihre Aufgaben bestens ausgebildet.

In den Südstaaten herrschte ein das allgemeine amerikanische Maß überschreitender Individualismus, bei dem sich der Einzelne durch niemanden hineinreden lassen wollte. Trotz der enormen Vermögensunterschiede kam es in der weißen Gesellschaft des Südens kaum zu Spannungen – egal wie tief man sank, immer gab es noch einen Niedrigeren, über den man sich auf Grund seiner Hautfarbe erhaben fühlen konnte.

Ein gespaltenes Land

Bei der Präsidentschaftswahl 1860 spaltete sich die Demokratische Partei in zwei Flügel. Der nördliche Teil nominierte den Senator Stephen A. Douglas aus Illinois zum Präsidentschaftskandidaten, der südliche Teil stellte den Vizepräsidenten John Cabell Breckinridge auf. Für die Republikaner trat Abraham Lincoln an.

Eine vierte Partei war die Constitutional Union, eine Plattform ehemaliger, gemäßigter Whigs, die sich weder den Republikanern noch einer der der beiden demokratischen Parteien anschließen wollten. Kandidat dieser Partei war John Bell. Die Partei versuchte sich als Mittlerin zwischen Nord und Süd und gab sich den Slogan

„... the Union as it is, and the Constitution as it is.[4] (dt. ... die Union wie sie ist und die Verfassung wie sie ist.)

Breckinridge errang wie erwartet alle Wahlmännerstimmen im Unteren Süden. Im Oberen Süden unterlag er jedoch John Bell, während Douglas vor allem in den Grenzstaaten stark war. Die Wahlmännerstimmen des Nordens gingen praktisch vollständig an Lincoln, der dadurch 180 Stimmen im electoral college erreichte, 28 mehr als zur Wahl benötigt. Nach der Wahl Lincolns kam es zur Spaltung (Sezession). Zwischen der Präsidentschaftswahl und dem Amtsantritt des neuen Präsidenten lagen 1860 etwa vier Monate. Es entwickelte sich ein Machtvakuum, weil der noch amtierende Präsident James Buchanan nicht zu energischen Maßnahmen zum Erhalt der Union bereit war. Lincoln hatte in der Frage der Sklaverei immer wieder betont, diese Entscheidung sei Sache der Einzelstaaten.

Innerhalb von drei Monaten nach der Wahl Abraham Lincolns im November 1860 traten sechs Staaten aus der Union aus:

Bundesstaat Sezession am Beitritt zu den CSA
South Carolina 20. Dezember 1860 Gründungsstaat
Mississippi 9. Januar 1861 Gründungsstaat
Florida 10. Januar 1861 Gründungsstaat
Alabama 11. Januar 1861 Gründungsstaat
Georgia 19. Januar 1861 Gründungsstaat
Louisiana 26. Januar 1861 Gründungsstaat

Diese sechs Staaten, in denen die mit Sklavenarbeit betriebene Plantagenwirtschaft (Erdnüsse, Zuckerrohr, Tabak, Baumwolle) der wichtigste Wirtschaftsfaktor war, gründeten am 4. Februar 1861 einen von den USA unabhängigen Staatenbund, die Konföderierten Staaten von Amerika (CSA). Mit dem Kampf um Fort Sumter begannen die Konföderierten den Krieg und besetzten diesen und andere Stützpunkte des US-Militärs auf ihrem Gebiet. Als Reaktion mobilisierte Lincoln die Streitkräfte, um die Stützpunkte zurückzuerobern. Vier weitere Bundesstaaten traten aus der Union aus. Texas hatte sich der Konföderation bereits früher angeschlossen.

Bundesstaat Sezession am Beitritt zu den CSA
Texas 1. Februar 1861 2. März 1861
Virginia 17. April 1861 7. Mai 1861
Arkansas 6. Mai 1861 18. Mai 1861
Tennessee 6. Mai 1861 16. Mai 1861
North Carolina 13. Mai 1861 16. Mai 1861

Vier „Sklavenhalterstaaten“ verblieben in der Union; in Virginia spalteten sich die nordwestlichen Countys von der Konföderation ab und wurden 1863 als West Virginia in die Union als eigener Staat aufgenommen. Diese fünf Staaten bildeten die „Grenzstaaten“ (Border States).

In Delaware hatte nach den Präsidentschaftswahlen Lincolns demokratischer Gegenkandidat John C. Breckinridge die Mehrheit der Stimmen erhalten. Am 3. Januar 1861 entschieden sich die Abgeordneten des Staates gegen eine Sezession.

Auch in Maryland hatte Breckinridge den Wahlkampf gewonnen. Marylands Repräsentantenhaus lehnte am 27. April 1861 die Sezession ab. Milizverbände marschierten nach Washington D.C. und Baltimore. Dort kam es zu ernsthaften Unruhen und Ausschreitungen. Diese Ereignisse sowie die Angst vor einer Invasion der Hauptstadt selbst veranlassten die US-Regierung, Truppen in Maryland zu stationieren und das Kriegsrecht auszurufen. Hätte Maryland die Union noch verlassen, so wäre dies für die US-Regierung eine Katastrophe gewesen, da Washington D.C. zwischen Maryland und Virginia zu einer isolierten Exklave geworden wäre. Die psychologischen Auswirkungen auf die Bevölkerung hätten das Erreichen der Kriegsziele der Union in Frage stellen können. Selbst mit Maryland auf Unionsseite grenzte die Hauptstadt der Nordstaaten unmittelbar an feindliches Territorium. Richmond, Virginia, die Hauptstadt der CSA, war nur 100 Meilen entfernt.

Missouri blieb ebenfalls in der Union. Der mit der Konföderation symphatisierende Gouverneur Claiborne F. Jackson berief die Miliz ein. Unions-Brigadegeneral Nathaniel Lyon griff Jackson am 14. Juni 1861 an und verfolgte ihn und die Reste der Miliz in die Südwestecke des Staates. In das entstandene Vakuum hinein rekonstituierte sich die gewählte Versammlung und bildete die provisorische Regierung.

Karte der Vereinigten Staaten 1864
blau: Staaten der Union
hellblau: Unionsstaaten mit Sklaverei
rot: Konföderierte Staaten

Die Sezessionisten proklamierten die Sezession Missouris. Die Konföderation erkannte diese Regierung am 30. Oktober 1861 an. (siehe die Missouri secession).

Kentucky erklärte sich neutral. Als Südstaatentruppen im Süden und Osten Kentuckys einmarschierten, organisierten Anhänger der Konföderation eine Versammlung, die einen konföderierten Gouverneur wählte. Als jedoch Truppen der Konföderation Columbus, Kentucky besetzten, schwenkte die öffentliche Meinung wieder auf Unionskurs um. Die konföderierte Regierung wurde abgesetzt und Kentucky blieb loyal zur Union.

In Virginia wollten die Menschen in den nordwestlichen Countys bei der Union bleiben. Die „Wiederhergestellte Regierung Virginias“ („Restored Government of Virginia“) erklärte den Austritt Virginias aus der Union am 11. Juni in Wheeling für ungültig. Diese Gebiete traten am 20. Juni 1863 als 35. Bundesstaat (West Virginia) der Union bei.

New Mexico war damals noch kein Bundesstaat, sondern lediglich Territorium. Die südliche Hälfte schloss sich der Sezession an. Die Konföderation nahm sie als Arizona-Territorium mit Mesilla als Hauptstadt auf. Diese Gegend war von Weißen nur wenig bevölkert und spielte im Krieg nur eine untergeordnete Rolle.

Kalifornien war seit dem Eintritt in die Union 1850 ein Staat ohne Sklaverei gewesen. Lincoln hatte hier eine relative Mehrheit. Es gab etliche Sympathisanten der Südstaaten und ihres Präsidentschaftskandidaten John C. Breckenridge, der 28 % der Stimmen gewonnen hatte. Kalifornien galt als „nördlicher“ Staat. Die kalifornischen Soldaten waren nicht der US-Regierung unterstellt, Kalifornien selbst sandte sie in den Kampf gegen die Südstaaten. Darüber hinaus finanzierte das neu entdeckte Gold Kaliforniens zum Teil den Krieg.

Die Verfassung der Konföderierten Staaten von Amerika war mit Ausnahme der ausdrücklichen Erlaubnis der Sklaverei der US-amerikanischen sehr ähnlich. Nach der Gründung der Konföderation gab es einige Versuche, die Nordstaaten zu einer friedlichen Anerkennung zu bewegen. Alle blieben ergebnislos. Der konföderierte Kongress, am 6. Februar 1861 in Montgomery, Alabama konstituiert, wählte am 9. Februar 1861 Jefferson Davis zum vorläufigen Präsidenten und genehmigte die Einrichtung des Kriegsministeriums am 21. Februar 1861. Provisorischer Vizepräsident wurde Alexander Hamilton Stephens. Nach dem Beitritt Virginias zur Konföderation wurde die Hauptstadt von Montgomery nach Richmond verlegt. Die Verlegung in das prestigeträchtigere Richmond brachte jedoch auch die Nähe zum Gebiet der Nordstaaten mit sich.

Der neugewählte Präsident der Nordstaaten Abraham Lincoln versuchte bis zu seinem Amtsantritt am 4. März 1861 immer wieder beschwichtigend auf die Südstaatler einzuwirken. Die Fronten waren jedoch so verhärtet, dass es keine andere Lösung als eine kriegerische Auseinandersetzung zu geben schien. Dabei machte Lincoln in seiner Antrittsrede klar, dass die Nordstaaten den Krieg nicht beginnen würden.[5]

Ausgangslage

Die Armee der Vereinigten Staaten bestand vor Kriegsbeginn aus ca. 16.000 Mann. Viele Soldaten, deren Heimat in den Südstaaten lag, waren bereits aus der Armee ausgetreten und häufig in die Milizen der südlichen Bundesstaaten eingetreten. Zudem lagen die Garnisonen fast alle im Westen und entlang der kanadischen Grenze. Einige Einheiten waren in Forts an der Atlantik- und Golfküste stationiert.

Der konföderierte Kongress genehmigte die Aufstellung der provisorischen Armee am 28. Februar und die der regulären Armee der Konföderierten Staaten von Amerika mit einem Umfang von 15.015 Soldaten am 6. März. Am selben Tag bewilligte der Kongress die Einberufung von 100.000 Freiwilligen und Milizangehörigen.

Auf dem Territorium der Konföderation gab es nur zwei Marinehäfen – Norfolk, Virginia und Pensacola, Florida, beide von den Nordstaatlern besetzt. Über Schiffe verfügte die Konföderation nicht. Trotzdem wurde am 21. Februar 1861 das Marineministerium eingerichtet.

Operationen im Hafen von Charleston[6]
Fort Sumter

rot: Sieg der Konföderation

Einige Garnisonen der Nordstaaten lagen auf dem Territorium der Konföderation. Besondere Bedeutung sollten Fort Sumter im Hafen von Charleston, South Carolina und Fort Monroe, Virginia an der Spitze der Virginia-Halbinsel erhalten. Nach dem Fall Fort Sumters am 12. April 1861 forderte Präsident Lincoln die Bundesstaaten der Union am 15. April auf, 75.000 Mann für drei Monate einzuberufen, mit denen der Aufstand der Südstaaten niedergeschlagen werden sollte.

Die US Navy verbrannte ihre Schiffe in Norfolk am 20. April, damit sie nicht in die Hände der Konföderierten fielen.

Bei Kriegsbeginn waren 283 Absolventen der US-Militärakademie in West Point, New York in die Armee der Konföderierten Staaten von Amerika übergetreten. 642 Absolventen verblieben in der Unionsarmee. Viele der zukünftigen Südstaatenoffiziere brachten jedoch mehr Erfahrung mit – sie waren Regimentskommandeure oder Abteilungsleiter im Ministerium gewesen.

In der Konföderation gab es keinen Oberbefehlshaber der Armee und der Marine. Die Armee führte Präsident Jefferson Davis selbst – er war Offizier, West-Point-Absolvent und Kriegsminister der Union gewesen, die Marine führte der Marineminister.

Präsident Abraham Lincoln war Oberbefehlshaber aller Streitkräfte der Union. Die Führung der Streitkräfte überließ er Brevet-Generalleutnant Winfield Scott, der weitgehend unabhängig vom Kriegsministerium handelte.

Verlauf

1861

Die Einteilung in Kriegsschauplätze ergab sich aus der geografischen Struktur der Vereinigten Staaten. Von der Atlantikküste bis zu den Appalachen erstreckte sich der ostwärtige, zwischen den Appalachen und dem Mississippi lag der westliche Kriegschauplatz und das Gebiet westlich des Mississippi ausschließlich der an den Pazifik grenzenden Staaten bildete den Kriegsschauplatz Trans-Mississippi. Die an der Westküste liegenden Staaten und Territorien bildeten den Kriegsschauplatz Pazifikküste und die Küsten der Südstaaten inklusive der Mississippimündung bildeten den Kriegsschauplatz Untere Küste und Golfzugänge.

Strategische und politische Entwicklung

Den nördlichen Südstaaten und Arkansas gab die Forderung Lincolns nach 75.000 Soldaten den Anlass, aus der Union auszutreten. Beide Kriegsparteien rechneten jedoch mit einer kurzen Kriegsdauer – der Süden hatte die Soldaten für ein Jahr, der Norden sogar nur für drei Monate verpflichtet.

Scotts Anacondaplan
Cartoon 1861

Die ersten strategischen Gedanken entwickelte General Scott mit dem sogenannten Anacondaplan. Scott wollte das Land der Südstaaten nicht zerstören, weil es später wieder aufgebaut werden müsste. Der Plan sah vor, durch Blockaden der Seehäfen und des Mississippis die Konföderation von Nachschub aus Übersee und dem Westen abzuschneiden und zur Aufgabe zu zwingen.

Die Konföderierten rechneten mit der diplomatischen Anerkennung durch Frankreich und England und bestellten Kriegsschiffe in England. Königin Victoria erklärte zunächst die Neutralität Großbritanniens im inneramerikanischen Konflikt. Kriegsziel der Konföderation war die Sicherung der Unabhängigkeit. Die Südstaaten schlossen einen gewaltsamen Gebietszuwachs auf Kosten der Union aus, ließen aber zu, dass sich weitere Staaten der Konföderation anschlossen. Dazu unterstützten sie die Sezessionsbemühungen der Einwohner von Missouri und Kentucky. Wegen der Forderungen der örtlichen Politiker entstanden überall Milizen und reguläre Truppenteile.

In der Union entstand ein Gerangel um Posten. Erfahrene militärische Ausbilder waren rar und Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft mit einflussreichen politischen Freunden bewarben sich um Offizierspatente. Nach ersten militärischen Erfolgen im Nordwesten Virginias spalteten sich die nordwestlichen Countys unter dem „Restored Government of Virginia“ von der Konföderation ab und beantragten die Aufnahme in die Union. Der US-Kongress stimmte am 4. Juli der vom Präsident Lincoln beantragten Einberufung von weiteren 500.000 Freiwilligen zu und beschloss am 22. Juli, dass die Abschaffung bestehender Institutionen nicht das Ziel des Konflikts mit dem Süden sei.

Nach den ersten Siegen nahm der Süden Missouri und Kentucky in die Konföderation auf. Präsident Jefferson Davis ernannte Botschafter in England, Frankreich und Spanien. Die Konföderation ging davon aus, dass England die Royal Navy zum Schutz des Handels mit der dringend benötigten Baumwolle einsetzen würde. Um den Druck auf die europäischen Mächte noch zu verstärken, verhängten die Konföderierten auch ein inoffizielles Baumwoll-Embargo. Der Präsident der Südstaaten bot bewaffneten Privatschiffen Kaperbriefe an, um sie als Hilfskreuzer gegen die US-Handelsmarine einzusetzen. Die Bevölkerung wählte bei den Wahlen am 6. November den einzigen Kandidaten Jefferson Davis zum regulären Präsidenten der Konföderierten Staaten.

Der US Navy gelang es, zwei der ernannten Botschafter auf dem englischen Postschiff Trent gefangenzunehmen. Großbritannien verhängte daraufhin ein Exportverbot und verstärkte seine Truppen an der kanadischen Grenze. Die USA sahen sich gezwungen, die beiden konföderierten Diplomaten freizulassen. General Scott reichte seinen Abschied ein und wurde am 1. November entlassen. Ihm folgte Generalmajor George B. McClellan als Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte.

Im Süden wurde gegen Ende des Jahres klar, dass die Logistik eines der größten Probleme war. Dafür standen nur ca. 8.500 Meilen Schienen im Gegensatz zu ca. 22.500 Meilen im Norden zur Verfügung, ein trotz des Vorteils der inneren Linien nicht zu vernachlässigender Nachteil. Ein zweites Problem entstand durch die Menschen – im Herbst verließen immer mehr Soldaten ihre Einheiten, um zu Hause nach dem Rechten zu sehen und im Frühjahr zum Kämpfen zurückzukehren.

Kriegsschauplatz Trans-Mississippi

Operationen zum Erlangen der Kontrolle über Missouri
BoonvilleCarthageWilson’s CreekDry Wood CreekLexington ILibertyFredericktownSpringfield I
Operationen im Indianerterritorium
Round MountainChusto-TalasahChustenahlah

blau: Sieg der Union   rot: Sieg der Konföderation

Missouri war der in sich zerstrittenste Staat. Im Mai kam es zu Unruhen in St. Louis. Nach den Siegen über die Unionstruppen bei Wilson’s Creek und Lexington, Missouri gelang es denen, die Südstaatler in die Südwestecke des Staates zu vertreiben. Gegen Ende des Jahres wurde Missouri in die Konföderation aufgenommen, obwohl fast der gesamte Staat von einem unionstreuen Gouverneur regiert wurde.

Die im Indianerterritorium lebenden verschiedenen Stämme der Eingeborenen wurden von beiden Seiten heftig umworben. Der Süden schloss am 12. Juli einen Beistandspakt mit Choctaws und Chickasaws, die Cherokee schlossen sich dem Süden an. Die Oberen Upper Creek unterstützten den Norden, die Seminolen waren gespalten. Viele Indianer wurden in Regimentern auf beiden Seiten eingesetzt. Im November und Dezember versuchten die Südstaatler, die mit den Nordstaaten verbündeten Indianer aus dem Indianerterritorium zu vertreiben, um Unentschiedene auf ihre Seite zu bringen. Die drei Gefechte, an denen auf Seiten der Südstaaten nicht nur Indianer, sondern auch reguläre Truppen beteiligt waren, entschieden die Konföderierten für sich.

Im New Mexico Territorium organisierten Südstaatler den Aufbau von Truppenteilen. Im Juli kam es zu ersten Scharmützeln mit Unionstruppen. Am 1. August erklärten die Südstaaten das Territorium von New Mexico südlich des 34. Breitengrades zum konföderierten Territorium Arizona.

Westlicher Kriegsschauplatz

Kentucky hatte sich unter einem die Sezession befürwortenden Gouverneur und einem unionstreuen Kongress als neutral erklärt. Diese Neutralität verletzte als erster Generalmajor Leonidas Polk, der kämpfende Bischof genannt, der mit Südstaatentruppen Columbus, Kentucky am Mississippi besetzte. Als Antwort besetzten die Nordstaatler unter Brigadegeneral Ulysses S. Grant Paducah, Kentucky an der Mündung des Tennessee Rivers in den Ohio River. Von diesem Zeitpunkt an beachtete keine der Kriegsparteien die Neutralität Kentuckys.

westl. Kriegsschauplatz 1861

Oberbefehlshaber der konföderierten Streitkräfte war General Albert S. Johnston. Ihm unterstanden die Streitkräfte der Konföderation vom Cumberland Gap bis zum Mississippi. Diese Streitkräfte waren denen der Union unterlegen, besaßen jedoch den Vorteil guter Verbindungslinien und einheitlicher Führung. Im Westen war Polk, im Osten Generalmajor William J. Hardee verantwortlich.

Operationen im ostwärtigen Kentucky
BarbourvilleCamp Wild CatIvy MountainRowlett’s Station
Operationen am Zusammenfluss von Mississippi und Ohio
Belmont

blau: Sieg der Union   rot: Sieg der Konföderation

Die Organisation der Streitkräfte der Nordstaaten war dreigeteilt und hatte keinen Oberbefehlshaber. Angriffe über den Mississippi fanden in einem jeweils anderen Organisationsbereich und nicht mit diesem koordiniert statt. Durch die Besetzung Paducahs war es der Union gelungen, die eventuelle Sezession Kentuckys zu verhindern.

Beide Kriegsparteien versuchten nun durch militärischen Druck, die Bevölkerung Kentuckys für ihre Seite zu gewinnen. Brigadegeneral Felix K. Zollicoffer führte im Oktober einen Feldzug aus dem ostwärtigen Tennessee mit dem Ziel durch, entlang der Wilderness Road ins Bluegrass Country vorzustoßen und Lexington, Kentucky zu erobern. Der Feldzug scheiterte und Zollicoffer musste am Cumberland River südlich Somerset, Kentucky überwintern.

Grant beabsichtigte im November, die unionstreuen Missourier mit einem Angriff auf Columbus zu entlasten. Es gelang ihm, die konföderierten Truppen Polks zu vertreiben, die auf das Missouri-Ufer übergesetzt hatten – der Angriff auf Columbus musste aber abgebrochen werden. Diese Aktion zu einer Zeit, als die Union an allen Fronten tatenlos war, wurde als Erfolg gewertet.

Die Südstaaten besetzten Bowling Green, Kentucky und bestimmten es zur Hauptstadt des konföderierten Kentucky, das als deren 13. Staat in die Konföderation aufgenommen wurde.

Ostwärtiger Kriegsschauplatz

Die Konföderation gab das Potomacufer gegenüber Washington auf und richtete sich unter der Führung Generalmajor P.G.T Beauregards am Flüsschen Bull Run, der von Nordosten nach Südwesten in die Chesapeake Bay fließt, zur Verteidigung ein. Gleichzeitig versuchten Truppen der Südstaaten, die sezessionswilligen nordwestlichen Countys Virginias unter Kontrolle zu behalten. Das Shenandoahtal war der „Brotkorb“ Virginias und stellte gleichzeitig eine Möglichkeit dar, Truppen im Schutz der Blue Ridge Mountains nach Norden zu verschieben. Hier waren Truppen unter Generalmajor Joseph E. Johnston stationiert.

ostw. Kriegsschauplatz 1861
Operationen im westl. Virginia
Philippi RacesRich MountainKessler’s Cross LanesCarnifex FerryCheat Mountain Greenbrier River Camp Allegheny
Manassas-Feldzug
Hoke RunBlackburn’s FordErste Schlacht am Bull Run
McClellans Operationen im nördlichen Virginia
Ball’s BluffDranesville

blau: Sieg der Union   rot: Sieg der Konföderation

Generalmajor George B. McClellan wurde Anfang Mai zum Befehlshaber des Wehrbereichs Ohio ernannt und ging einen Monat später gegen die Verbände der Konföderierten im westlichen Virginia vor. Mit einem langsam und vorsichtig durchgeführten Feldzug gelang es McClellan bis Mitte Juli die Konföderierten zu besiegen und die Sezession des Nordwesten Virginias von der Konföderation zu ermöglichen. Bis zum Ende des Jahres wurde das Gebiet westlich der Shenandoah und Allegheny Mountains bis zum Ohio für die Union gesichert.

Am Potomac gegenüber des Shenandoahtals führte Generalmajor Patterson eine 18.000 Mann starke Division aus 3-monatig-Freiwilligen. Rund um Washington führte Generalmajor McDowell ein Korps der US-Armee mit 28.000 Mann. Die wenigen Erfolge auf dem Kriegsschauplatz errang McClellan, der dadurch zum ersten Kriegshelden wurde. Von der Öffentlichkeit gedrängt befahl Lincoln schließlich McDowell gegen die Stellungen der Südstaaten am Bull Run vorzugehen. Um eine Verstärkung der Truppen Beauregards zu verhindern, befahl Scott General Patterson, Johnstons Armee im Shenandoahtal zu binden.

Mit dem Ablauf der 90-Tage-Frist der Einberufung brach Patterson jedoch seinen Auftrag ab. McDowell griff die Konföderierten am Bull Run an. Der Rückzug Pattersons ermöglichte es den Konföderierten, Truppen aus dem Shenandoahtal abzuziehen und Beauregard bei Manassas zu verstärken. Zum ersten Mal wurde die Eisenbahn zur taktischen Verlegung von Truppen genutzt. Die Konföderierten nutzten den Sieg bei Manassas nicht aus, nach der Schlacht blieben die Stellungen entlang des Bull Run nahezu unverändert.

Der bisher erfolgreichste Truppenführer der Union, Generalmajor McClellan, wurde nach Washington berufen und mit der Aufstellung einer starken Armee, der späteren Potomac-Armee, beauftragt. Immer wieder betonte er gegenüber dem Präsidenten, die Armee sei noch nicht für ein offensives Vorgehen bereit. Als Konzession gegenüber Lincoln ordnete er zwei Aktionen auf dem Südufer des Potomac an, von denen eine zum Desaster wurde und den Politikern eine Handhabe gab, einen „Gemeinsamen Ausschuss für die Kriegsführung“ (Congressional Joint Committee on the Conduct of the War) zu berufen, der das Verhalten von Offizieren bei Kämpfen beurteilen sollte. Damit konnten besonders demokratisch eingestellte Offiziere überwacht werden. Am 1. November wurde McClellan Nachfolger Winfield Scotts – zum ersten Mal lag die Führung aller Streitkräfte der Union in der Hand eines durchsetzungswilligen Generals.

Im Süden führte der Sieg bei Manassas zu der Annahme, dass der Union jetzt nichts anderes übrig bliebe, als die Konföderation anzuerkennen.

Seekrieg

Die Industrialisierung der Südstaaten war weit weniger vorangeschritten als die des Nordens. Allein die Fabriken des Staates Massachusetts produzierten mehr Güter als die des gesamten Südens[7]. Die neu gegründete Konföderation war deswegen darauf angewiesen, für die Kriegsführung wichtige Güter aus dem Ausland zu importieren und dafür Baumwolle zu exportieren. Um die

Blockade der Chesapeake Bay
Sewell’s PointAquia CreekBig Bethel
Blockade des Potomac
Cockpit Point
Blockade der Küste Carolinas
Hatteras Inlet Batteries
Operationen während der Blockade des Golfs
Santa Rosa Island

blau: Sieg der Union   rot: Sieg der Konföderation

Südstaaten von dieser wichtigen Nachschub- und Geldquelle abzuschneiden, verhängten die USA, entsprechend den Plänen von General Winfield Scott, bereits im späten Frühjahr 1861 eine Blockade der südstaatlichen Küste. Dies stellte die US-Navy aber vor eine große Herausforderung, da sie mit ihren wenigen Schiffen eine Küste von rund 3.500 Meilen mit zehn großen Seehäfen blockieren musste[8]. Neben der anfänglich unzureichenden Stärke stand die Marine außerdem vor dem Problem, nur wenige Stützpunkte im Süden zu haben. Die Blockade im ersten Kriegsjahr war deswegen nicht besonders effektiv: Von zehn Schiffen, die sie zu durchbrechen versuchten, kamen 1861 noch rund neun durch[9].

Die Konföderation versuchte im Gegenzug das Auslaufen ihrer Schiffe aus der Chesapeake Bay zu unterstützen und gleichzeitig die Chesapeake Bay und die Trichtermündung des Potomac Rivers zu blockieren. Streitkräfte der Union versuchten mehrfach erfolglos die konföderierten Küstenbatterien zu vernichten. Die Mündung des Potomac blieb bis März 1862 gesperrt.

Um die Lage der Blockadeflotte zu verbessern und ihre Arbeit einfacher zu machen, beschloss die Marine, weitere Stützpunkte und Häfen im Süden zu erobern, beziehungsweise für Blockadebrecher zu verschließen.

Ende August eroberte eine amphibische Kampfgruppe die Forts Hatteras und Clark in North Carolina und verschloss damit den Blockadebrechern den Pamlico Sund. Dasselbe Schicksal widerfuhr drei Monate später dem Port Royal Sund in South Carolina: Eine US-Flotte unter dem Befehl von Samuel DuPont zwang Fort Beauregard und Fort Walker zur Aufgabe und ermöglichte die Besetzung des Hafens Port Royal und seiner Umgebung.

Im Golf von Mexiko wurde außerdem Ship Island in der Mississippimündung erobert, das im weiteren Kriegsverlauf zum Ausgangspunkt für weitere Unternehmungen gegen New Orleans wurde.

Der Süden, dem Norden auf See deutlich unterlegen, setzte auf neu entwickelte Waffen. So verwendeten die Südstaaten torpedoes genannte Seeminen, um ihre Häfen und Flüsse zu schützen.

1862

Strategische und politische Entwicklung

Der Süden beschränkte sich nach den Siegen im Herbst zu Beginn des Jahres auf defensive Maßnahmen. Die führenden Persönlichkeiten glaubten in Erinnerung an den Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg, es reiche aus, das Territorium zu halten, um von der Union als Staat anerkannt zu werden. Auf diese Art hatten die amerikanischen Kolonien im Unabhängigkeitskrieg trotz gewaltiger materieller Unterlegenheit und zeitweisem Verlust ihrer bedeutensten Städte das mächtige Britische Imperium besiegt. Da die Überlegenheit des Nordens gegenüber dem Süden weit geringer war als die des Britischen Imperiums gegenüber den 13 Kolonien, stand auch die Mehrheit der Militärexperten dieser Zeit auf dem Standpunkt, dass der Norden einen Krieg gegen den Süden nicht gewinnen und diesen in die Union zurückzwingen könnte. Im Gegensatz zu den amerikanischen Befehlshabern um George Washington, die während des Unabhängigkeitskrieges durchaus bereit waren, Territorium zu opfern, um die Schlagkraft ihrer Truppen zu erhalten, ging der Süden jedoch davon aus, dass alles verteidigt werden müsse. Die Umsetzung dieser Doktrin führte deshalb zu einer Verzettelung der Kräfte, da an allen möglichen Angriffszielen sowohl an den Grenzen zum Norden als auch entlang der gesamten Küste Truppen stationiert wurden. Die so in kleine Kontingente zersplitterten und voneinander isoliert postierten Truppen sahen sich dann im Falle eines Angriffs des Nordens auf ihre Stellungen oft weit überlegenen Truppenkontingenten gegenüber, gegen die sie nichts ausrichten konnten.

Die Blockade durch die Nordstaaten war 1862 noch nicht durchschlagend. Da aber fast die gesamte Kriegsgüter produzierende Industrie in den Nordstaaten lag, begann in den agrarisch geprägten Südstaaten der Aufbau einer Kriegsgüterproduktion. Schon bald stand diese Industrie mit der Armee im Wettbewerb um männliche weiße Arbeitskräfte. Der Kongress genehmigte am 23. Januar, 400.000 Freiwillige und Milizionäre einzuberufen.

Der Norden hatte die Zeit nach den Niederlagen genutzt, seine Truppen neu zu organisieren und auszubilden. Auf Druck der Politiker und der Öffentlichkeit, endlich aktiv gegen den Süden vorzugehen, befahl Lincoln am 27. Januar im Kriegserlass Nr. 1[10], dass alle Armeen am 22. Februar mit Offensiven beginnen sollten. Lincoln entband McClellan am 11. März vom Kommando als Oberbefehlshaber der Streitkräfte[11] und führte die Streitkräfte gemeinsam mit Verteidigungsminister Stanton. Mit der größten Armee, die jemals auf amerikanischen Boden existiert hatte, griff McClellan auf der Virginia-Halbinsel an und drang immer weiter nach Richmond vor. Schließlich scheiterte er nur wenige Meilen vor Richmond an General Lee. Der Süden setzte während des Feldzuges zum ersten Mal eine neue Waffe ein: bei der Redoubt No. 4 bei Yorktown, Virginia detonierten die ersten Landminen[12].

Jefferson Davis ernannte General Lee am 3. März zu seinem militärischen Berater. Der Kongress führte unter dem Eindruck der Niederlagen im Westen am 16. April die Wehrpflicht für weiße Männer im Alter von 18 – 35 Jahren für die Dauer der Feindseligkeiten ein. Im Westen konzentrierte Albert S. Johnston seine Truppen im Raum Corinth, Mississippi und im Osten begann der einer strategischen Defensive verhaftete Joseph E. Johnston, sich der Invasion der Virginia-Halbinsel entgegenzustellen. Die Aufgabe von Gelände entsprach nicht der Doktrin der Konföderation und führte zu heftigen Kontroversen mit Jefferson Davis. Die größte Stadt der Konföderation, New Orleans, Louisiana, ging am 25. April verloren, der Unterlauf des Mississippi wurde bis Vicksburg, Mississippi von der Union beherrscht. Mit dem erstmaligen Aufeinandertreffen zweier gepanzerter Schiffe im Frühling begann das Ende der hölzernen Kriegsschiffe und die Ära der dampfgetriebenen Panzerschiffe.

Präsident Lincoln bat die Gouverneure der Bundesstaaten am 2. Juli weitere 300.000 Freiwillige einzuberufen und der Bundesarmee zur Verfügung zu stellen. Der Kongress ermächtigte den Präsidenten am 17. Juli, Farbige zu den Streitkräften einzuziehen. Am selben Tag wurden alle wehrfähigen Männer zwischen 18 und 45 Jahren zum neunmonatigen Dienst in den Milizorganisationen der Bundesstaaten verpflichtet. In Alabama trat das unionstreue Winston County aus der Konföderation aus und stellte 2.000 Soldaten für den Norden.

Auf allen Kriegsschauplätzen wurde die Konföderation im Sommer und Herbst wieder offensiv. Im Westen marschierte Generalleutnant Braxton Bragg nach Kentucky, im Osten drang Lee nach Maryland ein. Ziel war es, durch die Besetzung Marylands, Pennsylvanias und Missouris die europäischen Mächte zur völkerrechtlichen Anerkennung der Konföderation zu bringen, mit den Nordstaaten einen Kompromißfrieden zu schließen, Herbstoffensiven der Nordstaaten in Virginia und Tennessee zu verhindern und Lincolns Position gegenüber den Kriegsgegner im Norden zu schwächen.

Nach der Abwehr der Invasion in Maryland durch die Schlacht am Antietam verkündete Lincoln eine vorläufige Emanzipationserklärung für alle Sklaven, die am 1. Januar in den sezessionistischen Gebieten in Kraft treten sollte. Die Emanzipationserklärung erlaubte allen Staaten, die vor dem 1. Januar in die Union zurückkehrten und Maryland und Delaware weiterhin die Sklaverei. Das Kriegsziel blieb nach wie vor die Wiederherstellung der Union und nicht die Abschaffung der Sklaverei. Bei den Wahlen zum Kongress behielten die Republikaner trotz deutlicher Verluste an die Demokraten die Mehrheit.

Im Süden wurde das Höchstalter von Wehrpflichtigen am 27. September beginnend mit dem 15. Juli 1863 auf 45 Jahre erhöht. Davis betonte erneut, keine Gebietsansprüche an den Norden zu stellen. Im Dezember gelang es den Südstaatenarmeen auf den westlichen und ostwärtigen Kriegsschauplätzen Angriffe der Nordstaaten abzuwehren. Die Blockade zeigte erste Versorgungsengpässe, in der Kriegsindustrie herrschte Rohstoffmangel und eine Inflation schwächte die Währung.

Trotz der Abhängigkeit der Europäer von Baumwollimporten aus der Konföderation zeigten die Monarchien Europas zwar Wohlwollen für die Sache des Südens, hielten sich aber zurück, was die Anerkennung der Konföderation anging. Nach den konföderierten Siegen im Sommer und den Offensiven auf nordstaatliches Territorium wurde jedoch auch in der britischen Regierung eine Anerkennung der Südstaaten in Erwägung gezogen [13]. Die Nachricht von der Niederlage der Konföderierten bei Antietam und die darauf folgende Emanzipationserklärung setzten diesen Erwägungen aber ein Ende. Die europäischen Staaten unterstützten die Konföderation weiterhin lediglich durch den Export von für den Süden kriegswichtigen Gütern, von denen jedoch immer weniger wegen der Blockade durch die Nordstaaten die Konföderation erreichten.

Kriegsschauplatz Trans-Mississippi

Operationen im nordostwärtigen Missouri
Mount Zion ChurchRoan’s Tan Yard
Pea Ridge-Feldzug
Pea Ridge
Prairie Grove-Feldzug
Cane HillPrairie Grove
Operationen zur Niederschlagung des Sioux-Aufstandes
Fort RidgelyWood Lake
Sibleys New Mexico-Feldzug
ValverdeGlorieta PassPeralta
Operationen nördlich der Boston Mountains
KirksvilleIndependence ILone JackNewtonia IClark’s MillOld Fort Wayne
Operationen am Cache River, Arkansas
Hill’s Plantation

blau: Sieg der Union   rot: Sieg der Konföderation

Die vollständige Eingliederung Missouris in das Staatsgebiet war das wichtigste Ziel der Konföderation auf dem Kriegsschauplatz. Dazu übernahm der energische Generalmajor Earl van Dorn den Oberbefehl über die konföderierten Streitkräfte in Missouri und Arkansas. In Kansas verhängte die Union das Kriegsrecht. Van Dorns West-Armee rückte am 4. März gegen die Verteidigungsstellungen der Nordstaatler am Sugar Creek, nordwestlich von Fayetteville, vor. Auf Seiten der Südstaatler kämpften Choctaw, Chickasaw, Cherokee und Seminolen. In der Schlacht von Pea Ridge, Missouri standen die Konföderierten Brigadegeneral Samuel Curtis’ Südwest-Armee gegenüber, zu der auch Sigels „Missouri- und Illinois-Deutsche“ gehörten. Van Dorn musste das Schlachtfeld erst räumen, als ihm die Munition ausging.

Die Bedrohung Missouris durch die Konföderierten war für 1862 abgewehrt. Das bedeutete nicht, dass es zu keinen Kampfhandlungen mehr kam.

Der Kampf um Missouri nahm die Form eines Guerillakrieges an. Die Konföderierten – „Bushwhackers“ („Strauchdiebe“) genannt – legten immer wieder Hinterhalte und überfielen Truppen der Nordstaaten. Beide Seiten drangsalierten häufig die Zivilbevölkerung. Historiker schätzten, dass die Bevölkerungszahl Missouris während des Bürgerkrieges um ¹/₃ sank. Nach dem Krieg behielt eine dieser Gruppen ihre Waffen und mordete und überfiel unter der Führung Jesse James’ und seines Bruders Frank bis 1881 Banken.

Die Union stellte im Oktober erstmalig Farbige als Freiwillige in Missouri ein. Die Südstaatler erzielten bei Prairie Grove, Arkansas am 7. Dezember ein taktisches Unentschieden, das jedoch eine strategische Niederlage darstellte, da als Folge Nordwest-Arkansas fest in der Hand der Union verblieb.

In Minnesota erhoben sich im August die Santee, ein Sioux-Volk. Armeeeinheiten gelang es, den Aufstand im September niederzuschlagen. Opfer des Aufstandes war in erster Linie die Zivilbevölkerung beider Seiten. In einer Massenexekution wurden am 26. Dezember 36 Santee erschossen.

Im Arizona-Territorium brach Brigadegeneral Sibley mit einer Brigade auf, um das New Mexico-Territorium für die Konföderierten zu erobern. Gleichzeitig sollten die Goldfelder in Colorado besetzt und die Häfen Kaliforniens bedroht werden. Nach Anfangserfolgen musste Sibley nach der Schlacht am Glorieta Pass nach Süden ausweichen. Den Konföderierten gelang zwar der Sieg über die Unionstruppen, gleichzeitig vernichteten die Nordstaatler jedoch seinen Tross. Der Rückzug der Konföderierten nach El Paso, Texas bedeutete das Ende der Invasion des New Mexico-Territoriums.


Westlicher Kriegsschauplatz

Wie auf dem Kriegsschauplatz Trans-Mississippi ging es auch auf diesem Kriegsschauplatz um den Besitz eines Staates – Kentucky. Konföderierte Truppen drangen von Virginia aus in den Nordosten Kentuckys ein. Südstaatler unter Brigadegeneral Zollicoffer standen nördlich des Cumberland Rivers im mittleren Kentucky bei Somerset. Columbus am Mississippi war nach wie vor besetzt.

Strategie der Union im Westen
Konföderierte Offensive im ostwärtigen Kentucky
Middle CreekMill Springs
Vorstoß der Union entlang des Cumberland und des Tennessee
Fort HenryFort DonelsonShilohCorinth I
Gemeinsame Operationen gegen New Madrid, Insel Nr. 10 und Memphis
New MadridInsel Nr. 10Fort Pillow I -Memphis
1. Vicksburg-Feldzug
Chickasaw Bayou
Konföderierte „Heartland“ Offensive
Chattanooga IMurfreesboro IRichmondMunfordvillePerryville
Gemeinsame Operationen gegen Iuka und Corinth
IukaCorinth IIHatchie’s Bridge
Stones River-Feldzug
HartsvilleStones River
Operationen im LaFourche Distrikt
Georgia Landing
Forrests Expedition ins westliche Tennessee
JacksonParker’s Cross Roads

blau: Sieg der Union   rot: Sieg der Konföderation

Scotts auf einen langen Krieg angelegter Anacondaplan wurde zwar nicht reaktiviert, aber als Grundlage des Handelns genommen. Um in Tennessee einzudringen, war es notwendig, den Mississippi und dessen schiffbaren Zuflüsse zu beherrschen. Die Forts Henry und Donelson schützten den Tennessee und den Cumberland River. Brigadegeneral Grant führte eine gemeinsame Operation von Heer und Marine gegen Columbus durch, um das geplante Vorgehen Generalmajor Don Carlos Buells nach Tennessee zu verschleiern. Da es jedoch keine einheitliche Führung gab, trat Buell überhaupt nicht an. Die Ohio-Armee griff lediglich im Januar die Konföderierten bei Prestonsburg und Somerset an. Einer der Kommandeure war der spätere Präsident James A. Garfield. Die Südstaatler wichen nach Virginia und südlich des Cumberland Rivers aus. Die Union hatte ihren ersten Sieg auf dem Kriegsschauplatz erfochten.

westl. Kriegsschauplatz 1862

Grant griff in einer weiteren gemeinsamen Operation im Februar zunächst die Forts Henry und Donelson an. Fort Henry wurde von den Konföderierten geräumt und aufgegeben, Fort Donelson kapitulierte bedingungslos. Grant erhielt hier seinen Spitznamen – anstelle von „Ulysses Simpson“ „Unconditional Surrender“ Grant. Durch die Niederlage verlor der konföderierte Oberbefehlshaber General Albert S. Johnston ¹/₃ seiner Kräfte. Die Verteidigungslinie zwischen Columbus und Bowling Green konnte nicht mehr gehalten werden. Die Konföderierten evakuierten Columbus und organisierten eine neue Verteidigung entlang der Linie Island No. 10, Tennessee, Corinth, Mississippi und Chattanooga, Tennessee. Die Hauptstadt Tennessees verlegten die Konföderierten von Nashville nach Memphis. Nashville fiel als erste Hauptstadt eines Staates der Konföderation in die Hand der Union.

Generalmajor Henry W. Halleck entband Grant seines Kommandos. Lincoln setzte Grant mit den Worten „I can’t spare this man, he fights.“ („Ich kann diesen Mann nicht entbehren, er kämpft.“) als Oberbefehlshaber der West-Tennessee-Armee wieder ein. Buell lehnte eine gemeinsame Operation gegen Corinth ab. Lincoln ernannte deshalb Halleck im März zum Oberbefehlshaber auf dem Kriegsschauplatz und stellte so die einheitliche Führung her. Halleck befahl Grant, den Tennessee River flussaufwärts zu fahren, bei Pittsburg Landing in der Nähe von Shiloh, Tennessee an Land zu gehen, dort auf die über Land marschierende Armee Generalmajor Don Carlos Buells zu warten und gemeinsam die Konföderierten bei Corinth anzugreifen.

Albert S. Johnston beabsichtigte, Grant noch vor dem Eintreffen Buells zu schlagen und marschierte von Corinth nach Shiloh. Wegen schlechten Wetters verzögerte sich der Angriff und Grants Armee wurde durch das Eintreffen Buells gerettet. Johnston wurde während der Schlacht tödlich verwundet und Beauregard zu seinem Nachfolger ernannt. Die Konföderierten wichen in das befestigte Corinth aus. General Halleck griff aus Pittsburg Landing mit 100.000 Mann Corinth an. Nach einer fast einmonatigen Belagerung verließen die Konföderierten unter Beauregard die Stadt, in erster Linie wegen der katastrophalen hygienischen Bedingungen. Damit waren die für den Süden wichtigen Eisenbahnverbindungen aus dem Norden und aus dem Westen unterbrochen.

Am Mississippi gelang es den Nordstaatlern die Sperren des Flusses bei New Madrid, Missouri, Island No. 10 und Fort Pillow zu durchbrechen und Memphis zu besetzen. Im Juni versuchten die Nordstaatler den Mississippi bei Vicksburg, Mississippi umzuleiten und so die Befestigungen zu umgehen. Jefferson Davis bezeichnete Vicksburg als den Nagel, der die zwei Hälften der Konföderation zusammenhält. Der Bau des Kanals misslang. Die Konföderierten stellten auf dem Yazoo das Panzerschiff CSS Arkansas fertig, das im Juli die Unionsflotte nördlich von Vicksburg passierte und in den Schutz von Vicksburg einlief. Mehrere Versuche, die Arkansas zu versenken, scheiterten. Im August sollte das Schiff Generalmajor Breckinridge bei einem Angriff auf Baton Rouge unterstützen. Die Maschinen des Schiffes versagten und es musste aufgegeben werden. Der Angriff auf Baton Rouge misslang ebenfalls, die Stadt wurde jedoch kurze Zeit später von den Nordstaaten geräumt und erst im Dezember wieder besetzt.

Die Union versuchte im Sommer durch einen Angriff auf Chattanooga, Tennessee vollständig unter Kontrolle zu bekommen. Nahezu gleichzeitig marschierten zwei Armeen der Südstaaten unter Generalmajor Edmund Kirby Smith und Braxton Bragg, der Beauregard abgelöst hatte, in Richtung Kentucky. Den Konföderierten gelang im September die Einnahme Frankforts, Kentucky und Munfordvilles, Kentucky. General Don Carlos Buell verfolgte die konföderierten Armeen. Im Süden griff Earl van Dorn im Oktober erfolglos Corinth, Mississippi an, und verhinderte trotzdem, dass Buells Armee verstärkt werden konnte. Bragg wich nach der Schlacht von Perryville Mitte Oktober aus Kentucky nach Chattanooga aus. Die Sommeroffensiven der Konföderation waren trotz der Siege erfolglos und verlustreich geblieben.

Braxton Bragg besetzte gegen Ende des Jahres erneut Murfreesboro, Tennessee. Neuer Oberbefehlshaber der konföderierten Truppen westlich der Appalachen und in North Carolina wurde nach seiner Genesung Joseph E. Johnston. Grant bereitete einen Feldzug gegen Vicksburg vor, einzelne Angriffe auf Vicksburg scheiterten. Rosecrans griff Braggs Südstaatler am Stones River in der Nähe von Murfreesboro am 31. Dezember an und zwang ihn am 2. Januar 1863 zum erneuten Ausweichen ins mittlere Tennessee.

Die Bundestruppen versuchten nach der Einnahme von New Orleans ihr Einflussgebiet in Louisiana zu vergrößern. Die Nordstaatler beabsichtigten, die dortige Zucker- und Baumwollproduktion in die eigene Hand zu bekommen und das Gebiet zur Vorbereitung zukünftiger Operationen zur Beherrschung des Mississippis zu nutzen.

Die Konföderierten führten ab Februar eine neue Art der Kriegsführung ein – die sogenannten Raids. Nathan Bedford Forrest und John Hunt Morgan hießen die beiden erfolgreichsten Generale, denen es immer wieder gelang, tief ins Hinterland vorzustoßen und Eisenbahnlinien und Depots der Union nachhaltig zu zerstören.

Ostwärtiger Kriegsschauplatz

General Joseph E. Johnston baute nach dem Sieg bei Manassas Verteidigungsstellungen entlang des Bull Run aus. Das Umgehen der Stellungen auf dem Wasserweg verhinderte die Blockade des Potomac-Rivers und der Chesapeake Bay. Der Held von Manassas, Generalmajor Thomas J. Jackson stellte im Shenandoah-Tal eine Division auf und griff im Januar erfolglos die Baltimore & Ohio Eisenbahnlinie an.

ostw. Kriegsschauplatz 1862

Präsident Lincoln hielt viel vom Oberbefehlshaber, General McClellan. Ungehorsam und Unhöflichkeit ließ er ihm durchgehen. Auf Drängen der Politiker und der Öffentlichkeit enthob Lincoln ihn am 11. März des Oberbefehls. McClellan sollte sich ausschließlich auf die Führung der Potomac-Armee konzentrieren. Den ersten Operationsplan für den Angriff auf Richmond vereitelte General Johnson, weil die Konföderierten die Stellungen am Bull Run aufgaben und auf das Südufer des Rappahannock Rivers auswichen.

Halbinsel-Feldzug
YorktownWilliamsburgEltham’s LandingHanover CourthouseSeven PinesSieben-Tage-Schlacht
Burnsides North Carolina Expedition
Roanoke IslandElizabeth CityNew BernFort MaconSouth MillsTranter’s Creek
Jacksons Operation gegen die B&O Eisenbahn
Hancock
Jacksons Shenandoah-Feldzug 1862
Kernstown IMcDowellFront RoyalWinchester ICross KeysPort Republic
Nordvirginia-Feldzug
Cedar MountainRappahannock Station IManassas StationThoroughfare GapManassas IIChantilly
Maryland-Feldzug
SouthMountainHarpers FerryAntietamShepherdstown
Fredericksburg-Feldzug
Fredericksburg I
Goldsboro Expedition
KinstonWhite HallGoldsboro Bridge

blau: Sieg der Union   rot: Sieg der Konföderation

Erst nachdem die unmittelbare Bedrohung der Seewege durch die CSS Virginia ausgeschaltet war, schiffte McClellan die Potomac-Armee am 17. März ein und landete am südostwärtigen Rand der Virginia-Halbinsel in Fort Monroe. Die Potomac-Armee war ca. 120.000 Mann stark. Lincoln befahl zur Unterstützung des Feldzuges, Truppen aus dem unteren Shenandoah-Tal und aus der Sicherung Washingtons abzuziehen. Der Halbinsel-Feldzug begann am 5. April mit der Belagerung Yorktowns, Virginia. Die Konföderierten gaben die Stadt nach einem Monat auf und stellten sich bei Williamsburg, Virginia zur ersten Schlacht. McClellan meldete den Ausgang der Schlacht als grandiosen Erfolg, obwohl Johnstons Truppen zwar unter Verlusten geordnet und planmäßig ausweichen konnten. McClellan verfolgte die Konföderierten vorsichtig. Die Zahl der der Potomac-Armee gegenüber stehenden konföderierten Truppen überschätzte McClellan; zeitweise war er davon überzeugt, gegen 200.000 Soldaten kämpfen zu müssen.

Johnston blieb durch das langsame Vorgehen Zeit, seine Großverbände zu verschieben und McClellan über die tatsächliche Stärke der Nord-Virginia-Armee zu täuschen. Da Johnston aber immer weiter in Richtung Richmond auswich, geriet er immer wieder mit Präsident Jefferson Davis aneinander. Ende Mai sah Johnston erstmalig die Möglichkeit, Teile der überlegenen Potomac-Armee zu vernichten. In der Schlacht von Seven Pines gelang es McClellan jedoch, diesen Angriff abzuwehren. General Johnston erlitt in der Schlacht eine schwere Verwundung und ihm folgte General Robert E. Lee als Oberbefehlshaber der Nord-Virginia-Armee nach.

In North Carolina gelang es Generalmajor Ambrose E. Burnside im Winter und Frühjahr die Häfen am Pamlico und Albermarle Sund und New Bern und Fort Macon zu besetzen.

Lee hatte als militärischer Berater des Präsidenten nach seiner Ernennung General Jackson beauftragt, möglichst viele Truppen der Union im Shenandoah-Tal zu binden und so zu verhindern, dass McClellans Vormarsch aus Norden unterstützt werden konnte. Jackson gelang dies mit dem brillant geführten Shenandoah-Feldzug.

Jedes Mal wenn die Unionstruppen das Tal verlassen wollten und aus Norden McClellan unterstützen sollten, griff er die abziehenden Nordstaatler an und bedrohte Washington. Die Bedrohung der Hauptstadt wollte Präsident Lincoln nicht hinnehmen und befahl deshalb, die gerade eingeleiteten Marschbewegungen zur Unterstützung des Halbinsel-Feldzuges zu beenden und die Bedrohung Washingtons zu beseitigen.
Lee verstärkte nach der Schlacht von Seven Pines die Befestigungen Richmonds. Am 26. Juni ergriff er die Initiative und griff die Potomac-Armee an sieben aufeinanderfolgenden Tagen an. Lee konnte während der Sieben-Tage-Schlacht an keinem Tag gewinnen – der übervorsichtige McClellan nutzte die Vorteile jedoch nicht und Lee erzielte seinen ersten strategischen Sieg.

McClellan hatte den Präsidenten immer wieder aufgefordert, ihm für die Dauer des Angriffs auf Richmond alle dazu zur Verfügung stehenden Truppen zu unterstellen. Die Bedrohung Washingtons schätzte McClellan nicht so hoch ein wie Lincoln. Für eine kurze Zeit erhielt McClellan diesen Oberbefehl, aber als Jackson Washington erneut bedrohte, führte Lincoln die Verbände im Norden wieder selbst. McClellan schob aus diesem Grund die alleinige Schuld für das Misslingen des Feldzuges dem Präsidenten zu. Der neue Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte, Generalmajor Henry W. Halleck, befahl am 3. August den Abtransport der Potomac-Armee und die Unterstützung des offensiven Vorgehens der Virginia-Armee unter Generalmajor John Pope. McClellan führte diese Aufträge nur halbherzig und widerwillig aus.

Lee hatte nach dem Abschluss der Kämpfe auf der Virginia-Halbinsel entschieden, Popes Virginia-Armee anzugreifen, bevor diese durch McClellan verstärkt werden konnte. Lee stellte Popes Armee nahe des Schlachtfeldes des letzten Jahres bei Manassas und schlug die Nordstaatler vernichtend. In Abstimmung mit Präsident Davis beschloss Lee eine Invasion Marylands. Dort wollte er die Vorräte der Nord-Virginia-Armee auffrischen und, wenn möglich, Freiwillige aus der Bevölkerung des Grenzstaates für die Armee rekrutieren. Darüber hinaus hoffte Lee, sein Einmarsch könnte die öffentliche Meinung im Norden beeinflussen und Friedensbestrebungen unterstützen.

Die Virginia-Armee war nach der Niederlage bei Manassas in der Potomac-Armee aufgegangen. Nach der Schlacht kam es zur Amtsenthebung eines Kommandierenden Generals, Generalmajor Fitz J. Porter. Nach einem Kriegsgerichtsverfahren aus der Armee entlassen, wurde Porter nach dem Krieg rehabilitiert. McClellan folgte der Nord-Virginia-Armee zögerlich. Am 17. September kam es am Antietam zur Schlacht, während der es McClellan trotz doppelter Überlegenheit wegen mangelhafter Koordination nicht gelang, Lee zu besiegen. Lincoln fordert McClellan im Oktober immer wieder auf, den Gegner zu verfolgen („Give battle to the enemy.“). Erst gegen Ende des Monats überschritt McClellan den Potomac. Die energische Verfolgung der inzwischen reorganisierten Nord-Virginia-Armee unterblieb.

Lee gelang es, die Nord-Virginia-Armee nach Virginia zurückzuführen. Longstreets Flügel bezog Stellungen auf dem Südufer des Rappahannock Rivers bei Fredericksburg, Jackson verblieb mit den linken Flügel der Armee im Shenandoah-Tal.

Präsident Lincoln löste auf Druck der Öffentlichkeit General McClellan vom Oberbefehl über die Potomac-Armee am 5. November ab. Sein Nachfolger wurde Generalmajor Ambrose E. Burnside, der sich der Aufgabe aber nicht gewachsen sah. Trotzdem entwickelte er sofort einen Operationsplan zur Eroberung Richmonds. Dazu gehörte als eine der ersten Maßnahme eine Organisationsänderung der 100.000 Mann starken Potomac-Armee. Burnside beabsichtigte den Rappahannock bei Fredericksburg auf Pontonbrücken zu überqueren, die Nord-Virginia-Armee auf dem jenseitigen Ufer zu schlagen und Richmond einzunehmen. Am 13. Dezember kam es zur Schlacht. Alle Angriffe Burnsides scheiterten. Die beiden Armeen lagen sich am Rappahannock gegenüber. Ein erneuter Angriff im Januar 1863 scheiterte im schlechten Wetter.

In North Carolina griffen Unionstruppen die Eisenbahnbrücke bei Goldsboro an. Über diese verlief die Wilmington & Weldon Eisenbahnlinie, auf der wichtige Versorgungsgüter aus Wilmington, die Blockadebrecher dort anlandeten, transportiert wurden. Es gelang den Nordstaatlern, die Eisenbahnbrücke nachhaltig zu zerstören.

Seekrieg

Operationen gegen Fort Pulaski
Fort Pulaski
Operationen gegen wichtige Städte der Konföderation
Forts Jackson and St. PhilipNew OrleansSecessionvilleSimmon’s Bluff TampaBaton RougeDonaldsonville I
Operationen am White River
Saint Charles
Blockade der texanischen Küste
Sabine Pass IGalveston
Halbinsel-Feldzug
Hampton RoadsDrewry's Bluff
Expedition nach St. John’s Bluff
St. John’s Bluff

blau: Sieg der Union   rot: Sieg der Konföderation

1862 setzte der Norden seine Strategie fort, Häfen entlang der Küste der Südstaaten zu erobern oder für die Blockadebrecher unzugänglich zu machen. In Georgia wurde der Hafen Savannah durch die Besetzung von Fort Pulaski durch US-Truppen für Blockadebrecher gesperrt. In Florida wurden Jacksonville und St. Augustine eingenommen, Pensacola wurde im Mai von den Konföderierten geräumt. Ein Vorstoß der Nordstaaten auf Charleston, South Carolina scheiterte jedoch, als die Südstaatler bei Secessionville einen Sieg errangen.

Gefecht zwischen CSS Virginia (links) und USS Monitor (rechts) auf kurze Distanz

Um die Blockade zu durchbrechen, setzte der Süden auf neuartige Waffen und baute das Panzerschiff CSS Virginia (gepanzerte Kanonenboote waren bereits zuvor von beiden Seiten eingesetzt worden, allerdings nur auf den Flüssen im Westen). Der Norden reagierte jedoch schnell und baute seinerseits nach dem Entwurf von John Ericsson das Panzerschiff USS Monitor. Am 8. März versenkte oder zerstörte die CSS Virginia am ersten Tag der Schlacht von Hampton Roads zwei hölzerne US-Schiffe und zeigte damit die Überlegenheit der neuen Panzerschiffe. Am folgenden Tag traf sie jedoch auf die USS Monitor. Das erste Gefecht zwischen gepanzerten Kriegsschiffen endete unentschieden, die Virginia zog sich schließlich zurück. Die von ihr ausgehende Gefahr war durch die Monitor neutralisiert worden. Die Virginia wurde im Mai von den Konföderierten zerstört, als sie aufgrund General McClellans Halbinsel-Feldzug ihren Heimathafen Norfolk verlor. Den bis dato größten Sieg zur See errang eine US-Flotte unter David Glasgow Farragut. Er eroberte am 25. April New Orleans, die bevölkerungsreichste Stadt des Südens. Farragut stieß in der Folgezeit weiter den Mississippi hinauf vor, eroberte Baton Rouge, passierte die Batterien von Vicksburg und traf sich oberhalb davon mit einer Süßwasserflottille. Für seine Erfolge wurde er zum ersten Konteradmiral der US-Marine ernannt. Im Oktober eroberten die Nordstaaten den Hafen von Galveston, Texas. Die Stadt wurde jedoch bereits kurze Zeit später, am Neujahrstag 1863, von konföderierten Truppen unter General Magruder zurückerobert und blieb bis Kriegsende in konföderierter Hand. Der Kaperkrieg (siehe auch Piraterie) der Südstaaten war seit August sehr erfolgreich. Die CSS Alabama mit englischer Besatzung unter Kapitän Raphael Semmes unter Südstaatenflagge brachte 60 Kauffahrer auf und wurde zum Schrecken der US-Handelsschifffahrt, ehe er am 19. Juni 1864 von der Kearsarge versenkt wurde.

1863

Strategische und politische Entwicklung

Die Emanzipationserklärung trat am 1. Januar in Kraft. Die Gründe für die Erklärung waren zum einen, dass der Siegeswille im Norden einen neuen moralischen Impuls brauchte und zum anderen, dass durch einen Kreuzzug gegen die Sklaverei die ständige Bedrohung durch eine Intervention der europäischen Mächte aus dem Weg geschafft wurde. Auf den Krieg hatte die Erklärung entscheidende Auswirkungen. Ein Kompromissfrieden war nicht mehr möglich, denn die Erklärung zog die Zerschlagung der Wirtschaftsordnung des Südens nach sich. Die Demokraten als Kriegsgegner erhielten immer mehr Zulauf. Sie schürten unter anderen Ängste der Bevölkerung, dass Neger als billige Arbeitskräfte bald das gesamte Land überfluten würden. Im Juni wurde West Virginia als 35. Staat in die Union aufgenommen.

Das Embargo der Union wurde immer effektiver. Es führte im Süden zu Versorgungsengpässen – Rohstoffmangel gefährdete die Kriegsführung, Inflation schwächte die Währung. Kriegsspekulanten trieben die Preise in die Höhe. In Mobile, Alabama kam es im August zu Unruhen. Die Konföderation schöpfte wegen des Engagements Frankreichs in Mexiko Hoffnung, bei einer Unterstützung der Pläne Napoleons III. doch noch anerkannt zu werden.

Auf beiden Seiten wurden Sanitätskorps zur Versorgung der Verwundeten geschaffen. Erstmals in der Militärgeschichte kamen Hospitalschiffe und –züge zum Einsatz. Massachusetts stellte im Februar das erste Negerregiment auf.

Der Kongress im Norden beschloss am 3. März die allgemeine Wehrpflicht. Auf beiden Seiten war es möglich, sich gegen Zahlung von $  300,00 freizukaufen oder einen Ersatzmann zu stellen. Deswegen kam es im Juli zu Krawallen in New York, New York, die durch Regimenter, die direkt aus Gettysburg kamen, blutig niedergeschlagen wurden. Lincoln verlangte von den Bundesstaaten im Oktober, weitere 300.000 Freiwillige zu stellen, die mit einem Handgeld geworben werden sollten. Dieses System erwies sich als nicht tauglich. Viele schrieben sich ein, desertierten und schrieben sich erneut ein oder sie schrieben sich unter Pseudonymen mehrfach ein. Die Südstaaten verboten die Gestellung von Ersatzleuten im Dezember.

Die Situation an allen Fronten war zu Beginn des Jahres festgefahren – Grant mühte sich hartnäckig ergebnislos am Mississippi, in Tennessee waren die beiden Armeen nach der Schlacht am Stones River auf ihre Ausgangsstellungen bei Nashville und Chattanooga zurückgegangen und in Virginia standen sich die Armeen am Rappahannock gegenüber. Im März unternahm Grant einen neuen Versuch, Vicksburg zu erobern. Nach dem grandiosen Sieg bei Chancellorsville griff Lee die Union in Pennsylvania an. Diese beiden Operationen endeten nahezu gleichzeitig – bei Gettysburg wurde Lee von Meade geschlagen und einen Tag später kapitulierte Vicksburg. Viele Historiker werteten den Ausgang dieser beiden Schlachten als den Wendepunkt des Krieges zugunsten der Union. Präsident Lincoln erklärte im November das Schlachtfeld von Gettysburg mit der „Gettysburg Address“ zum National Cemetery. Im Herbst gelang der Konföderation noch einmal ein Sieg im Süden Tennessees. Eine weitere Geheimwaffe des Südens, das Tauchboot „CSS H.L. Hunley“ sank endgültig im Hafen von Charleston.

Kriegsschauplatz Trans-Mississippi

Marmadukes Missouri-Expeditionen
Springfield IIHartsvilleCape GirardeauChalk Bluff
Quantrills Raid nach Kansas
LawrenceBaxter Springs Massaker
Operationen im westlichen Louisiana
Fort BislandIrish BendVermillion Bayou
Operationen Taylors im westlichen Louisiana
LaFourche CrossingDonaldsonvilleKock’s PlantationStirling’s Plantation
Vorstoss nach Little Rock
Little RockPine Bluff
Operationen zur Beherrschung des Indianer-Territoriums
Cabin CreekHoney SpringsDevil’s Backbone
Operationen gegen Galveston
Galveston II
Operationen gegen die Sioux in North Dakota
Big MoundDead Buffalo LakeStony LakeWhitestone Hill
Expedition von Camp Douglas, Utah Territorium nach Cache Valley, Idaho Territorium
Bear River (Boa Ogoi Massaker)

blau: Sieg der Union   rot: Sieg der Konföderation

Im letzten Jahr war auf dem Kriegsschauplatz ein Patt entstanden. Das Kriegsziel der Konföderation, Missouri zu kontrollieren, konnte auf absehbare Zeit nicht mehr erreicht werden. Den Südstaaten ging es nur noch darum, dem Norden in Missouri möglichst großen Schaden zuzufügen. Dazu war nahezu jedes Mittel recht.

Die Konföderierten führten zumeist Raids gegen Depots und Versorgungslinien der Union durch. Die neuralgischen Stellen wurden besonders gesichert. Dort entbrannten dann heftige Gefechte. Im Oktober gelang es den Südstaatlern durch die Anwendung einer anderen Kampfweise, sie übernahmen die Taktiken der Indianer, Schäden im Gesamtwert mehrerer Millionen Dollar anzurichten.

Die Südstaaten setzten weiter auf Guerillas. Diese führten ihre Operationen nicht entsprechend der Regeln des Krieges durch, d. h. sie kämpften in Zivil oder in Nordstaatenuniformen. Häufig führten sie Terrorangriffe gegen die Zivilbevölkerung durch. Im August überfielen Südstaatenguerillas Lawrence, Kansas und ermordeten 160 unbewaffnete Männer, Frauen und Kinder (siehe Massaker von Lawrence). Als Vergeltung vertrieben die Nordstaatler 19.000 Südstaatenanhänger aus an Kansas grenzenden Countys.

Die Bundestruppen unter Generalmajor Nathaniel P. Banks, einem „politischen General“, kämpften im April im westlichen Louisiana. Die Kämpfe dienten der Inbesitznahme eines möglichst großen Gebietes Louisianas und zur Sicherung des Verkehrs auf dem Mississippi. Der konföderierte Befehlshaber im westlichen Louisiana führte Gefechte zur Entlastung der Besatzung von Port Hudson während und im Anschluss an die Belagerung durch die Union. Banks rückte im Herbst im westlichen Texas vor, um Frankreich auf Risiken seines Mexikoabenteuers aufmerksam zu machen. Brownsville und Corpus Christi fielen in die Hand der Union. Generalmajor Taylor (CS) versuchte Banks zu stören. Das gelang ihm trotz eines Sieges nicht nachhaltig.

Wegen der großen Schlachten des Sommers auf den anderen Kriegsschauplätzen wurde Trans-Mississippi zum Nebenkriegsschauplatz. Die Kämpfe verlagerten sich aus Missouri und Arkansas ins Indianerterritorium und ins Utah-Territorium. Der Bruderkrieg der „Missourians“ fand vor Vicksburg statt – dort standen sich 17 konföderierte und 22 Unionsregimenter aus Missouri gegenüber. Im Gefecht von Honey Springs, Indianer Territorium trafen im Juli zum ersten Mal schwarze Unionssoldaten auf konföderierte Indianer.

Dem Süden gelang im Januar die Zurückeroberung der Hafenstadt Galveston, Texas, die aber weiterhin von der US-Marine blockiert wurde. Galveston blieb bis Kriegsende in konföderierter Hand. Im Dakota-Territorium wurden bei einer Strafexpedition mehr als 3.000 Sioux getötet, verwundet oder gefangen.

An den Operationen westlich des Mississippi waren weniger Soldaten als auf anderen Kriegsschauplätzen beteiligt. Die Gefechte waren trotzdem genauso intensiv und der prozentuale Anteil der Verluste gleich hoch wie auf den ostwärts gelegenen Kriegsschauplätzen.

Auf dem Kriegsschauplatz Pazifikküste gab es zu Beginn des Jahres eine Expedition der Unionstruppen gegen Schoschonen. Die Indianer hatten am Ende des vorangegangenen Jahres mehrere Raids gegen Einrichtungen der Weißen durchgeführt. Im Januar führte die US-Armee einen Bestrafungsfeldzug nach Idaho durch. Die Unionssoldaten töteten im Cache Valley 384 Krieger, Frauen und Kinder (Boa Ogoi Massaker).


Westlicher Kriegsschauplatz

westl. Kriegsschauplatz 1863
1. Vicksburg-Feldzug
Arkansas Post
2. Vicksburg-Feldzug
Grand GulfSnyder’s BluffPort GibsonRaymondJacksonChampion HillBig Black River BridgeMilliken’s Bend Goodrich’s LandingHelenaVicksburg
Belagerung von Port Hudson
Plains StorePort Hudson
Operationen im mittleren Tennessee und Tullahoma-Feldzug
DoverThompson’s StationVaught’s HillBrentwoodFranklinHoover’s Gap
Chickamauga-Feldzug
Chattanooga IIDavis’ Cross RoadsChickamauga
Öffnung des Tennessees westlich Chattanooga
Wauhatchie
Chattanooga-Ringgold-Feldzug
Chattanooga IIIRinggold Gap
Ost-Tennessee-Feldzug
BlountsvilleBlue Springs
Longstreets Knoxville-Feldzug
Campbell’s StationFort SandersBean’s Station
Morgans Raid nach Kentucky, Indiana und Ohio
Tebbs BendLebanonCorydonBuffington IslandSalineville
Streights Raid durch Alabama und Georgia
Day’s Gap
Operationen gegen die Memphis & Charleston Eisenbahn
Collierville

blau: Sieg der Union   rot: Sieg der Konföderation

Die Union verlegte ihren Schwerpunkt im 1. Halbjahr auf die Öffnung des Mississippis für den Warenverkehr. Vicksburg, Mississippi war das wichtigste Bollwerk der Konföderation, um zum einen die Union an der Nutzung des Mississippi zu hindern und zum anderen eine Landverbindung zu den westlichen Staaten offen zu halten. Vicksburg liegt auf dem Ostufer des Mississippi auf einer ca. 50 m über das Land ragenden Klippe. Von hier aus konnte sowohl der Schiffsverkehr auf dem Mississippi unterbunden, als auch Angriffe aus Osten aus überhöhten Stellungen abgewehrt werden.

Generalmajor Grant versuchte mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit immer wieder, Vicksburg auszuschalten. Dies gelang ihm endgültig mit dem Marsch durch Louisiana nach Süden an Vicksburg vorbei, den er mit der Tennessee-Armee am 31. März begann. Einen Monat später überquerte er den Mississippi und griff in einer Reihe von Schlachten und Gefechten nach Osten bis zur Hauptstadt Mississippis, Jackson, an und brannte sie nieder. Danach drehte er mit seiner Armee nach Westen und griff Vicksburg an. Grant scheiterte zweimal an den starken Befestigungen und der guten Ausnutzung des Geländes durch die Konföderierten. Da weitere Angriffe wenig Aussicht auf Erfolg mit sich brachten, entschloss sich Grant, die Stadt zu belagern. Die Belagerung der Stadt endete mit der Kapitulation am 4. Juli.

Der Oberbefehlshaber der Südstaaten in Vicksburg war Generalleutnant Pemberton. Er unterstand General Johnston. Pemberton griff Grant im März nicht auf dem Westufer des Mississippis an, weil er dessen Verhalten als Abbruch der Operationen gegen Vicksburg ansah. Johnston befahl Pemberton, nachdem Grant den Mississippi überquert hatte, den Schwächemoment der Invasoren auszunutzen und Grant anzugreifen. Diesen Befehl ignorierte Pemberton und stellte sich mit namhaften Kräften erst am 16. Mai Grant entgegen.

Johnston hatte, als die Bedrohung Vicksburgs akut wurde, Präsident Davis gemeldet, die Konföderation könne entweder Tennessee oder Mississippi halten. Für beides seien die Kräfte im Westen zu schwach. Diese politische Frage könne ein Soldat nicht entscheiden. Davis verfiel wieder in den alten Fehler der Konföderierten, alles halten zu wollen und traf keine Entscheidung. Er befahl Johnston mit seinen 5.000 Mann stattdessen, Vicksburg zu entsetzen. Dazu kam es nicht, weil Johnston vor dem mehr als sechsfach überlegenen Grant bei Jackson ausweichen musste und Pemberton Befehle zum gemeinsamen Angriff auf Grants Armee ignorierte.

Generalmajor Banks griff von New Orleans aus ab Mai nach Norden über Baton Rouge Port Hudson, Louisiana an, nach Vicksburg die letzte Bastion der Südstaaten am Mississippi an. Dadurch sollte Grant vor Vicksburg entlastet werden. Banks eroberte die Stadt nach dem Fall von Vicksburg.

Im mittleren Tennessee standen sich nach der Schlacht am Stones River die Cumberland-Armee Generalmajor William Rosecrans’ und die konföderierte Tennessee-Armee Braggs nahezu tatenlos bis Mitte Juni gegenüber. Als Rosecrans mit dem Anmarsch begann, wich Bragg mit der Tennessee-Armee nach Chattanooga aus. Rosecrans erreichte das Cumberland Plateau nach zwei Monaten. Im September kam es zur Schlacht am Chickamauga. Rosecrans konnte die erreichten Stellungen nicht halten und musste ausweichen. Bragg verfolgte die geschlagene Armee nicht und belagerte Chattanooga. Diese Fehler führten auf beiden Seiten zu erheblichen Personalveränderungen. Generalmajor Thomas ersetzte Rosecrans, Grant wurde am 17. Oktober Oberbefehlshaber des neugeschaffenen Territorialkommandos Mississippi, das den gesamten westlichen Kriegsschauplatz abdeckte. Grant griff in einer konzertierten Aktion bei Chattanooga Ende November Braggs Tennessee-Armee an und eroberte die Höhenzüge südlich des Tennessees. Bragg wich nach Süden aus und gab sein Kommando zurück. Sein Nachfolger wurde General Joseph E.Johnston.

Im ostwärtigen Tennessee stieß die Ohio-Armee Generalmajor Ambrose Burnsides aus Kentucky vor. Burnside gelang es, Knoxville zu nehmen und auch gegen Gegenangriffe der Konföderierten zu halten.

Union und Konföderation verstärkten ihre Truppen auf dem Kriegsschauplatz in der zweiten Jahreshälfte. Generalmajor Hooker kam mit dem XI. und XII. Korps der Potomac-Armee zu neuer Reputation. Auf Seiten der Konföderierten war das Korps Generalleutnant Longstreets Bragg unterstellt worden. Longstreet führte den entscheidenden Angriff bei Chickamauga durch, der zum Ausweichen der Tennessee-Armee der Union führte. Wenig später kämpfte Longstreets Korps in einer der wenigen ausschließlich bei Nacht geführten Schlachten.

Das Konzept der Raids in das gegnerische Hinterland wurde von beiden Kriegsparteien angewandt. Die Konföderierten führten im Laufe des Jahres vier große Raids durch: Generalmajor Earl van Dorn störte zu Beginn des Jahres Generalmajor Shermans Angriffsbemühungen links des Mississippi gegen Vicksburg. Brigadegeneral Bedford Forrest führte im Februar einen Raid nach Ft. Donelson durch, besetzte es und verlor es wieder. Im April wehrte er den Raid der Union im nördlichen Georgia ab. Brigadegeneral Morgan gelangte durch Kentucky bis nach Indiana und Ohio, wo er gefangen genommen wurde. Morgan verursachte einen Schaden von ca. $ 1.000.000. Brigadegeneral James R. Chalmer beabsichtigte General Shermans Verbindungslinien während dessen Vormarsch nach Chattanooga zu unterbrechen.

Die Union führte zwei große Raids durch: Oberst Streight beabsichtigte die Verbindungslinien Braggs im nördlichen Alabama und Georgia zu unterbrechen. Er wurde von Forrest gestellt. Oberst Benjamin Grierson führte einen Raid bis nach Baton Rouge durch, um von Grants Vicksburg-Feldzug abzulenken. Die Union hatte auf dem Kriegsschauplatz alle ihre Ziele erreicht. Vicksburg und Port Hudson waren gefallen und der Mississippi für den Verkehr nutzbar. Die Konföderation war geteilt. Ganz Tennessee war unter Kontrolle der Nordstaaten.

Ostwärtiger Kriegsschauplatz

ostw. Kriegsschauplatz 1863
Fredericksburg-Feldzug
Mud March
Operationen der Kavallerie am Rappahannock
Kelly’s Ford
Chancellorsville-Feldzug
Chancellorsville – Fredericksburg II – Salem Church
Gettysburg-Feldzug
Brandy StationWinchester IIAldieMiddleburgUppervilleHanoverGettysburgWilliamsportBoonsboroManassas Gap
Bristoe-Feldzug
Auburn IAuburn IIBristoe StationBuckland MillsRappahannock Station II
Mine Run-Feldzug
Mine Run
Longstreets Operationen im Tidewater
Fort AndersonWashingtonNorfleet House / SuffolkHill’s Point / Suffolk
Averells Raid gegen die Virginia & Tennessee Eisenbahn
Droop Mountain

blau: Sieg der Union   rot: Sieg der Konföderation

Präsident Lincoln lehnte nach der katastrophalen Niederlage von Fredericksburg ein Rücktrittsgesuch Generalmajor Burnsides ab. Burnside beabsichtigte während einer Schönwetterperiode im Januar die Nord-Virginia-Armee rechts zu umgehen, in derer linken Flanke anzugreifen und den Weg nach Richmond freizukämpfen. Das Wetter schlug jedoch kurz nach Beginn des Marsches entlang des Rappahannock nach Westen auf nur einer Straße um – es regnete Tag und Nacht. Die Potomac-Armee versank im Schlamm. Burnside brach den Angriff ab und kehrte in die Ausgangsstellungen zurück. Generalmajor „Fighting Joe“ Hooker wurde sein Nachfolger.

Die Nord-Virginia-Armee kämpfte mit erheblichen Schwierigkeiten. Das Land war ausgelaugt und die Versorgung der Armee mit Lebensmitteln nur eingeschränkt möglich. General Lee schickte seine Kavallerie und die Artilleriepferde in weit entlegene Gegenden Virginias, um sie über den Winter zu bringen. Die Abstellung Generalleutnant Longstreets mit zwei Divisionen in den Süden Virginias nahm er gerne hin.

Hooker bestand gegenüber Lincoln im Frühjahr auf einen Paradigmenwechsel in der Operationsführung. Ziel jeden Feldzuges sollte die gegnerische Armee und nicht die gegnerische Hauptstadt sein. Hooker hatte bis Anfang Mai die Potomac-Armee wieder auf einen hohen Einsatzstand gebracht. Er löste die von Burnside geschaffenen „Grand Divisions“ wieder auf, führte Korps ein und stellte ein selbstständiges Kavalleriekorps auf. Die Potomac-Armee griff Ende April weit nach Westen ausholend die rechte Flanke der Nord-Virginia-Armee an. Lee stellte sich der angreifenden Potomac-Armee beim Gehöft Chancellorsville. Mit Jacksons Korps umging er nahezu unbemerkt Hookers Armee im Süden und griff seinerseits die Potomac-Armee in deren Rücken an. Hooker gelang es wegen mangelhafter Koordination mit seiner nahezu doppelt so starken Armee nicht, die Südstaatler abzuwehren. Die Potomac-Armee musste geschlagen auf das Nordufer des Rappahannock ausweichen. Die Konföderierten verloren während der Schlacht einen ihrer fähigsten Truppenführer; Generalleutnant Thomas J. Jackson wurde durch eigenes Feuer tödlich verletzt.

Lee plante nach seinem größten Sieg eine Invasion des Nordens. Er gliederte die Nord-Virginia-Armee von zwei auf drei Korps um und marschierte ab Juni im Schutz der Blue Ridge Mountains durch das Shenandoah-Tal und das Cumberland-Tal nach Pennsylvania. Das Kavalleriekorps der Potomac-Armee unter Generalmajor Pleasonton und die Kavalleriedivision der Nord-Virginia-Armee unter Generalmajor J.E.B Stuart trafen bei Brandy Station in der größten Kavallerieschlacht des Bürgerkrieges aufeinander. Hooker musste sein Kommando am 28. Juni an Generalmajor George G. Meade abgeben. Die Potomac-Armee und die Nord-Virginia-Armee trafen am 1. Juli bei Gettysburg aufeinander. Lee verließ das Schlachtfeld nach drei Tagen als Verlierer.

General Lee konnte wegen zögernder Verfolgung durch Meade die Nord-Virginia-Armee nach Virginia zurückführen und reorganisieren. Die beiden Armeen standen sich im August wieder am Rappahannock gegenüber. In den nächsten beiden Monaten kam es zu zahlreichen Geplänkeln und Vorstößen in das jeweilige gegnerische Gebiet. Keine Seite errang Vorteile.

Generalmajor Meade beabsichtigte im November noch vor dem Wintereinbruch die Nord-Virginia-Armee anzugreifen und im Mine-Run-Feldzug vom Rappahannock zu vertreiben. Der Feldzug misslang, beide Armeen überwinterten auf beiden Seiten des Flusses.

Generalleutnant Longstreet wurde am 25. Februar zum Befehlshaber des Wehrbereichs Virginia und North Carolina ernannt und begann unverzüglich mit den Operationen im Grenzgebiet Virginias mit North Carolina. Es gelang ihm mehr als 20.000 Nordstaatler und Schiffe der Marine zu binden, bis er Anfang Mai auf Betreiben General Lees zur Nord-Virginia-Armee zurückbeordert wurde.

Auch auf diesem Kriegsschauplatz kam es zu Raids auf beiden Seiten. Berühmt ist auf konföderierter Seite Oberst John S. Mosby, der ganzjährig mit dem 43. Bataillon des 1. Virginia Kavallerieregiments, den Partisan Rangers, die rückwärtigen Verbindungslinien der Union immer wieder unterbrach.

Seekrieg

Operationen gegen Charlestons Verteidigungsanlagen
Charleston HarborFort WagnerGrimball’s LandingFort Wagner/Morris IslandFort Sumter IICharleston Harbor
Angriffe der Marine auf Fort McAllister
Fort McAllister I
Blockade der texanischen Küste
Sabine Pass II
Expedition zum Hillsboro River
Fort Brooke

blau: Sieg der Union   rot: Sieg der Konföderation

1863 war Charleston, South Carolina der am meisten umkämpfte Hafen im Süden. Im Januar unternahmen die Südstaaten einen Angriff auf die Blockadeflotte, im April schlugen sie einen Angriff durch Panzerschiffe der Union zurück. Im Juli nahm die US-Marine auch an den Gefechten um Fort Wagner und Morris Island teil. Dabei bewiesen afroamerikanische Verbände ihre hohe Moral und Kampfkraft.

Die Unionsflotte suchte im Frühjahr nach Möglichkeiten, ihre Panzerschiffe zu testen. Dazu boten sich kleine Stützpunkte der Konföderierten an, die wenig Gegenwehr und minimale eigene Schäden erwarten ließen.

Die Konföderierten experimentierten weiter mit neuen Waffen. Ein Versuchs-Unterseeboot, die H.L. Hunley, sank jedoch zweimal im Hafen von Charleston.

Die CSS David mit ihrem Spierentorpedo

Eine weitere neu entwickelte Waffe der Konföderierten war die CSS David. Das mit einem Spierentorpedo ausgerüstete Boot attackierte im Oktober das US-Panzerschiff USS New Ironsides in den Gewässern vor Charleston und beschädigte es schwer.

In Texas wehrten die Konföderierten eine Expedition der US-Marine auf Sabine Pass ab. Der Union gelang in Florida die Zerstörung einiger Frachtschiffe der Konföderation.

Auf dem offenen Meer verbreitete unterdessen die Kaperkreuzer der CS-Marine, vor allem die CSS Alabama und die CSS Florida, Angst und Schrecken unter den Schiffen der US-Handelsmarine. Die beiden in England gebauten Schiffe nahmen in ihrer Dienstzeit insgesamt 97 Prisen.

1864

Strategische und politische Entwicklung

Das wichtigste Ereignis in den Nordstaaten würde die Präsidentschaftswahl im Herbst werden. Die Union hatte die großen Siege des vorangegangenen Jahres nicht konsequent ausgenutzt. Auf allen Kriegsschauplätzen standen sich die Armeen in den erreichten Stellungen des Vorjahres gegenüber. Die Kriegsmüdigkeit wuchs wegen der Einschränkungen in der Versorgung der Zivilbevölkerung und der erneuten Einberufung von Wehrpflichtigen, sowie den immer größer werdenden Verlusten des Heeres. Im Frühjahr stand die Entlassung der Dreijährig-Freiwilligen an, die in ihren letzten Dienstmonaten nicht zu größtem Heldentum anzustacheln waren. Zur Deckung der Verluste wurden weitere 500.000 Wehrpflichtige einberufen.

Die Lage der Konföderation war erheblich schlechter als noch vor einem Jahr geworden. Der Krieg im Westen musste nach der Niederlage bei Chattanooga als verloren angesehen werden und im Osten war nach der Niederlage bei Gettysburg ein mühevolles Unentschieden erreicht worden. Eine Aussicht auf Besserung war nicht in Sicht. Die Blockade durch die US-Marine schränkte die Kriegsgüter produzierende Industrie immer weiter ein. Die Besetzung Tennessees, Louisianas und Mississippis führten zur Unterversorgung mit Lebensmitteln und zum Hunger der Bevölkerung. Außenpolitisch war die Konföderation isoliert. Nur wenige Länder erlaubten Südstaatenschiffen das Einlaufen.

Die Regierung der Konföderation verschärfte im Februar das Wehrgesetz und erlaubte die Einberufung aller Männer zwischen 17 und 50 Jahren. Die Soldaten, deren Dienstzeit abgelaufen war, wurden zum weiteren Wehrdienst verpflichtet. Die größte Hoffnung war die Niederlage Lincolns in den Präsidentschaftswahlen und ein danach folgender möglicher Verhandlungsfrieden. Die Armeen mussten deshalb soviel Widerstand wie möglich leisten. Braxton Bragg wurde im Westen als Oberbefehlshaber der Tennessee-Armee durch den als Meister der Defensive angesehenen General Joseph E. Johnston ersetzt. Brigadegeneral John H. Morgans Ausbruch aus dem Gefängnis in Ohio wurde frenetisch gefeiert. Die Armeen litten unter erheblichen Pferdemangel.

Präsident Lincoln benötigte zur Wiederwahl Erfolge. Der erfolgreichste General der Nordstaaten im letzten Jahr war Ulysses S. Grant. Lincoln berief ihn mit Einverständnis des Kongresses im März zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte und ernannte ihn zum Generalleutnant. Grant bezog sein Hauptquartier „im Felde“ bei der Potomac-Armee und ordnete zeitgleiche Angriffe auf allen Kriegsschauplätzen an. Eines der erklärten Ziele Grants war, die Südstaatler abzunutzen. Seine Überlegung war so einfach wie unmenschlich – der Norden würde seine Verluste ausgleichen können, der Süden nicht – was Grant den Namen „der Schlächter“ einbrachte.

Im Westen brach General William T. Sherman zum Atlanta-Feldzug, im Osten General George G. Meade zum Überland-Feldzug mit jeweils 100.000 Mann auf. Im Westen drang Sherman gegen den ständig kämpfend ausweichenden Johnston auf Atlanta vor, im Osten gelang es General Lee, jede Bewegung der Potomac-Armee vorherzusehen und sich erfolgreich vorzulegen. Die enormen Verluste der Union zwangen die Führung dazu, bereits vor der Schlacht von Cold Harbor nicht kriegserprobte Truppen aus allen Teilen des Landes in den verschiedenen Schlachten einzusetzen. Meade gelang nach der Schlacht von Cold Harbor eine taktische Überraschung Lees. Die Potomac-Armee umging die Nord-Virginia-Armee und bedrohte die letzten Verbindungslinien Richmonds bei Petersburg. Lee reagierte noch rechtzeitig und der Krieg im Osten erstarrte in der Belagerung von Petersburg. Die riesigen Verluste lieferten den Befürwortern eines Verhandlungsfriedens neue Argumente im bevorstehenden Wahlkampf. Sherman gelang die Einnahme von Atlanta und beendete damit den Feldzug. Der Fall Atlantas war der dringend benötigte Erfolg für die Wiederwahl Lincolns.

Atlanta war ein bedeutender Handels- und Wirtschaftsplatz und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Johnstons Defensivstrategie war gegen Sherman erfolgreich, nur führte sie zu keiner Entscheidungsschlacht und war mit ständigen Gebietsverlusten verbunden. Präsident Davis ersetzte Johnston durch den als „aggressiv“ geltenden General John B. Hood. Diese Personalie verhinderte den Fall Atlantas nicht. Lee schickte zur Entlastung der Nord-Virginia-Armee das Korps Generalleutnant Jubal Earlys durch das Shenandoah-Tal in Richtung Washington. Das Ziel wurde nicht erreicht und auf der Verfolgung Earlys zerstörte Generalmajor Sheridan systematisch das Shenandoah-Tal.

Sherman begann im Herbst den Marsch zum Atlantik. Auf seinem Weg zum Meer ließ er einen bis zu 60 Meilen breiten Streifen der Verwüstung zurück – Ortschaften, Bauernhöfe und Plantagen wurden geplündert und in Brand gesetzt, Industrieanlagen und Eisenbahnanlagen zerstört. Sherman marschiert im Dezember in Savannah, Georgia ein.

Die Demokraten wählten im Sommer George B. McClellan zum Präsidentschaftskandidaten. McClellan beabsichtigte zwar nicht den Krieg sofort zu beenden, bestand aber nicht auf einem Sieg über die Konföderation, sondern wollte einen Verhandlungsfrieden erreichen. Bei der Wahl im November siegte der Amtsinhaber mit 55 % der abgegebenen Stimmen. Nur drei Staaten – Kentucky, New Jersey und Delaware – stimmten nicht für Lincoln. Vizepräsident wurde Andrew Johnson.

Dieses Kriegsjahr warf seine Schatten auf Ereignisse des 20. Jahrhunderts voraus. Der bisher nie in dieser Intensität vorgekommene Grabenkrieg begann in Cold Harbor und fand seine Fortsetzung während der Belagerung von Petersburg und in den Kämpfen um Atlanta. Minenangriffe gegen die gegnerischen Stellungen wurden durchgeführt. Neue Waffe wie z. B. Mörser feuerten Tag und Nacht in die gegnerischen Stellungen und führten zur weiteren Verbesserungen im Stellungsbau. Die Zerstörungen während des zweiten Shenandoah-Feldzuges und Shermans Marsch zum Meer wurden zur militärischen Taktik. Durch „verbannte Erde“ sollte nicht nur die gegnerische Armee geschwächt werden, sondern besonders der Widerstandswille der Bevölkerung gebrochen werden. Im Gegensatz zu späteren Aktionen der „verbrannten Erde“ kam es während dieser beiden Feldzüge jedoch nur in Ausnahmefällen zu persönlichen Übergriffen gegen die Zivilbevölkerung. Der Begriff „Abnutzungskrieg“ tauchte zum ersten Mal in der Geschichte auf und der Ablauf des Jahres zeigte eine Vorausschau späterer „totaler Kriege“.

Kriegsschauplatz Trans-Mississippi

Die beiden westlich des Mississippi liegenden Staaten Louisiana und Texas produzierten weiterhin Waren und führten sie über Mexiko nach Europa im Tausch gegen kriegswichtige Produkte aus. Die Union hatte bereits im Vorjahr erfolglos versucht, diese beiden Staaten zu besetzen oder zumindest den Handel zu unterbinden. In diesem Jahr fanden die letzten ebenfalls erfolglosen Versuche der Union statt.

Red River-Feldzug
Fort De RussyMansfieldPleasant HillBlairs LandingMonetts FerryMansuraYellow Bayou
Camden Expedition
Elkins FerryPrairie D'AnePoison SpringMarks' MillsJenkins' Ferry
Price's Expedition nach Missouri
Fort DavidsonGlasgowLexingtonLittle Blue RiverIndependenceByrams FordWestportMarais des CygnesMarmiton RiverMine CreekNewtonia
Expedition nach Lake Village
Old River Lake
Sullys Expedition gegen die Sioux im Dakota-Territorium
Killdeer Mountain
Sand Creek-Feldzug
Sand Creek (Massaker)

blau: Sieg der Union   rot: Sieg der Konföderation

Generalleutnant E. Kirby Smith und Generalmajor Frederick Steele standen sich zu Beginn des Jahres am Arkansas gegenüber. Die Front blieb bis zum Frühjahr bis auf wenige Scharmützel ruhig. Generalmajor Banks beabsichtigte im März Shreveport, Louisiana zu nehmen, das zu dieser Zeit Hauptstadt des konföderierten Louisianas und Hauptquartier E. Kirby Smiths war. Steele sollte Banks aus dem Norden zu Hilfe kommen. Beide Feldzüge waren schlecht aufeinander abgestimmt, Steele brach drei Wochen später als Banks auf und kam nur langsam voran. Banks führte eine amphibische Operation entlang des Red Rivers durch. Konteradmiral David Dixon Porters Kanonenboote konnten wegen des niedrigen Wasserstandes Banks nur ungenügend unterstützen. Banks brach den Feldzug nach der Niederlage in der Schlacht bei Mansfield, Louisiana gegen Generalleutnant Richard Taylor, einem Sohn des zwölften US-Präsidenten, ab. Smith schlug Ende April Steele, der mit dem VII. Korps nach Little Rock, Arkansas auswich. Beide Feldzüge waren gescheitert.

E. Kirby Smith beabsichtigte im Herbst, Missouri zu besetzen. Mit großem Widerstand rechnete er nicht, da die unionstreuen missourischen Regimenter an allen Fronten im Einsatz waren. Smiths Ziel war es, die öffentliche Meinung in der Union durch die Besetzung Missouris gegen die Wiederwahl Lincolns aufzubringen und die Bevölkerung Missouris auf die Seite der Konföderation zu ziehen. Dazu sollte Generalmajor Sterling Price mit 12.000 Soldaten der neuaufgestellten Missouri-Armee St. Louis, Missouri nehmen und sich dort versorgen. Price sollte anschließend Jefferson City, die Hauptstadt Missouris, erobern und damit Missouri symbolisch in die Konföderation zurückzuholen. E. Kirby Smith beabsichtigte im Anschluss daran, mit der Missouri-Armee durch Kansas und das Indianerterritorium unter Beschlagnahme sämtlicher auf dem Weg vorgefundener Pferde, Maultiere und sonstigen militärisch nutzbaren Gutes nach Arkansas zurückzukehren.

Jeder dritte Soldat der Missouri-Armee war zu Beginn des Raids unbewaffnet. Price gegenüber stand das XVI. US-Korps unter Generalmajor Andrew J. Smith, der durch die Kavalleriedivision Generalmajor Alfred Pleasontons verstärkt wurde. Ab Mitte Oktober stellte die Union die Grenz-Armee auf, die den Weg der Missouri-Armee im Westen versperrte. Price erreichte am 2. Dezember mit der geschlagenen Armee Arkansas. Die Verluste betrugen ca. 6.000 Mann. Die Erfolge bezifferte Price auf ca. 3.000 Gefangene, achtzehn Geschütze und Sachschäden im Gegenwert von $ 10.000.000. Der Raid war die letzte große Kampfhandlung des Kriegsschauplatzes.

Scharmützel zwischen Guerillas und Milizen fanden in Missouri, Kansas und im nördlichen Arkansas das ganze Jahr über statt. Leutnant William „Bloody Bill“ Anderson, ein Kumpan Oberst William C. Quantrills, ermordete am 27. September nach der Plünderung und Brandschatzung der Ortschaft Centralia, Missouri 25 unbewaffnete Unionssoldaten und tötete am Abend 116 Soldaten des 39. Missouriregiments, das Anderson stellen sollte. An der „Anderson Massaker“ genannten Ermordung waren auch die „Guerillas“ Frank und Jesse James beteiligt.

Brigadegeneral Alfred Sully führte im Sommer mit ca. 2.500 Soldaten eine erneute Strafexpedition gegen die Sioux im Dakota-Territorium durch. Der Widerstand der Indianer sollte endgültig gebrochen werden. Sully gelang wegen der überlegenen Waffentechnik, besonders der Artillerie, die ca. 5.000 Indianer in die Flucht zu schlagen und nach einer neun Meilen langen Verfolgung zu besiegen.

Westlicher Kriegsschauplatz

westl. Kriegsschauplatz 1864
Operationen im nördlichen Alabama
Athens
Expeditionen nach Meridian und auf dem Yazoo
MeridianOkolona
Ablenkung bei Dalton
Dalton I
Atlanta-Feldzug
Rocky Face RidgeResacaAdairsvilleNew Hope ChurchDallasPicketts MillMariettaKolbs FarmKennesaw MountainPeachtree CreekAtlantaEzra ChurchUtoy CreekDalton IILovejoys StationJonesborough
Franklin-Nashville-Feldzug
AllatoonaDecaturJohnsonvilleColumbiaFranklinMurfreesboroNashville
Savannah-Feldzug (Shermans Marsch zum Atlantik)
GriswoldvilleBuck Head CreekHoney HillWaynesboroughFort McAllister II
Forrests Expedition ins westliche Tennessee und nach Kentucky
PaducahFort Pillow
Morgans Raid nach Kentucky
Cynthiana
Forrests Verteidigung von Mississippi
TupeloBrice’s Cross Roads Memphis
Burbridges Raid ins südwestliche Virginia
Saltville
Breckenridge's Vorstoss ins ostwärtige Tennessee
Bulls Gap
Stonemans Raid ins südwestliche Virginia
MarionSaltville

blau: Sieg der Union   rot: Sieg der Konföderation

Der Atlanta-Feldzug dominierte die Operationen dieses Jahres. Die Kampfhandlungen blieben aber nicht auf Georgia beschränkt. Aus Vicksburg, Mississippi griff Generalmajor Sherman im Meridian-Feldzug im Januar den Bahnknotenpunkt Meridian, Mississippi an. Bei günstigen Verlauf beabsichtigte Sherman, Selma, Alabama zu erobern und von dort Mobile, Alabama zu bedrohen. Gleichzeitig sollte eine Kavalleriedivision aus Memphis, Tennessee Shermans Operationen unterstützen. Die Kavallerie sollte am 1. Februar aufbrechen und am 10. Februar Meridian gemeinsam mit Sherman erreichen. Smiths Kavallerie begann den Anmarsch jedoch erst am 11. Februar. Sie musste sich bald Generalmajor Forrests konföderierter Kavallerie stellen und ohne Meridian zu erreichen, wieder mach Memphis ausweichen. Sherman traf westlich Meridian auf Generalmajor Polks zusammengewürfelte Truppen. Polk war zahlenmäßig überlegen, wich aber trotzdem aus der Stadt aus. Sherman zerstörte die Eisenbahneinrichtungen und alles rollende Material, das er in der Stadt vorfand. Er brach den Feldzug, ohne seine Ziele erreicht zu haben, am 20. Februar ab, weil die Kavallerie nicht zu ihm stieß und kehrte nach Vicksburg zurück. Die Unzuverlässigkeit der Kavallerie bestärkte Sherman in seiner Auffassung über die Nutzlosigkeit der Unionskavallerie. General Johnston musste zur Unterstützung Polks zwei Divisionen der Tennessee-Armee abstellen. Generalmajor Thomas nutzte diesen Schwächemoment und griff die Tennessee-Armee mit der Cumberland-Armee erfolglos an.

Generalmajor Sherman wurde Nachfolger Grants auf dem westlichen Kriegsschauplatz. Gleichzeitig mit dem Überland-Feldzug der Potomac-Armee im Osten begann Sherman im Mai den Atlanta-Feldzug. Dazu setzte er die Tennessee-Armee unter dem Kommando Generalmajor James B. McPhersons, die Ohio-Armee unter Generalmajor John M. Schofield und die Cumberland-Armee unter Generalmajor George H. Thomas, insgesamt ca. 112.000 Mann ein. Sein Gegner war die konföderierte Tennessee-Armee unter Joseph E. Johnston mit zunächst ca. 50.000, später 65.000 Soldaten.

Sherman ging entlang der Western und Atlantic Eisenbahnlinie (W&A) nach Süden vor. Sein Ziel war es, die konföderierte Tennessee-Armee zu vernichten. Atlanta als ein wichtiges Industriezentrum und Eisenbahnknotenpunkt lag am Wege und würde nach der Vernichtung der Tennessee-Armee in seine Hand fallen. Die W&A war die Hauptversorgungslinie der Unionsarmeen. Dementsprechend häufig wurde sie von Kavallerieraids der Konföderierten unterbrochen. Sherman stellte deshalb eine Division zum Schutz der Eisenbahnlinie und der Reparaturtrupps ab.

Johnston legte sich mit der Tennessee-Armee während des Feldzuges immer wieder vor. Er nutzte dabei die natürlichen Geländehindernisse im nördlichen, gebirgigen Georgia aus und verteidigte sich aus Feldbefestigungen. Weil die Unionsarmeen gegen diese Feldbefestigungen meist erfolglos anrannten, umging Sherman jedes Mal die Stellungen und zwang Johnston zum erneuten Ausweichen. Am Kennesaw Mountain errang Johnston einen der größten Siege während des Feldzuges.

Johnston hielt die Verteidigung Atlantas nur unter großen Verlusten für möglich und beabsichtigte deshalb, die Stadt nicht zu verteidigen. Präsident Jefferson Davis nutzte diesen Augenblick und enthob den ungeliebten Feldherrn seines Kommandos. Generalleutnant John B. Hood wurde sein Nachfolger und beabsichtigte die Unionsarmeen nacheinander anzugreifen und zu schlagen. Hoods erste beiden Angriffe gegen die Cumberland- und die Tennessee-Armee scheiterten unter hohen Verlusten und passten genau in Shermans Strategie, der in der offenen Schlacht seine Überlegenheit besser zum Einsatz bringen konnte als gegen eingegrabene Truppen. Sherman begann nach mehreren Angriffsversuchen die Belagerung der Stadt und marschierte am 3. September ein. Er zerstörte das, was die Konföderierten bei ihrem Ausweichen stehen gelassen hatten und siedelte die Bevölkerung um.

Hood marschierte im Herbst mit der Tennessee-Armee nach Norden. Er griff immer wieder die Versorgungslinien Shermans an, ohne jedoch langwierige Schäden zu hinterlassen und drang nach Tennesee ein. Hood beabsichtigte dadurch, Sherman von einem weiteren Vordringen nach Süden abzuhalten und ihn zur seiner Verfolgung zu verleiten. Sherman beauftragte Generalmajor Thomas mit der Abwehr des Vorstosses. Er unterstellte Thomas dazu die Ohio-Armee Schofields. Thomas befahl Teile seiner Tennessee-Armee nach Nashville, Tennessee, um spätesten dort die konföderierte Tennessee-Armee zu stellen und verfolgte mit dem übrigen Truppen Hood. Hood arbeitete während dieses Vorstosses eng mit Generalmajor Nathan Bedford Forrest zusammen, der einen Raid ins südliche Tennessee durchführte. Es kam zu einer Reihe von Gefechten, die die Union ausnahmslos zu ihren Gunsten entscheiden konnten. Thomas wehrte Hoods Vormarsch in der Schlacht bei Nashville, Tennessee im Dezember endgültig ab. Hood wich mit der geschlagenen Armee nach Tupelo, Mississippi aus.

Sherman ließ seine Truppen, mit denen er Atlanta erobert hatte, zunächst ruhen. Er begann mit dem Savannah-Feldzug, besser bekannt als „Shermans Marsch zum Meer“, am 15. November. Sherman war überzeugt, dass der Krieg nur enden konnte, wenn die strategischen, wirtschaftlichen und psychologischen Fähigkeiten der Konföderation entscheident geschwächt worden waren. Er befahl seinen Truppen, Getreide zu verbrennen, Vieh zu töten, Versorgungsgüter mitzunehmen oder zu verbrauchen und sämtliche zivile Infrastruktur zu zerstören.

Sherman führte den Feldzug mit zwei Marschkolonnen durch. Diese trennten 60 Meilen und dazwischen lag die „verbrannte Erde“. Dabei kam es aus heutiger Sicht auch zu Kriegsverbrechen. Die Konföderierten stellten sich dem Marsch mehrmals erfolglos entgegen. Der Feldzug endete am 22. Dezember mit der Eroberung Savannahs, Georgia.

Das Jahr 1864 schuf einen weiteren Helden der Konföderation. Generalmajor Nathan Bedford Forrest führte drei große, letztendlich erfolglose Raids nach Tennessee durch. In zweien band er jeweils erhebliche Kräfte der Union, im letzten konnte Forrest Hoods Feldzug nach Nashville nicht entscheident unterstützen. Ein weiterer im Süden bejubelter Raid war der des Volkshelden Morgan, dem im Vorjahr die Flucht aus einem Unionsgefängnis gelungen war, nach Kentucky. Die Bedeutung der Raids lag darin, das erhebliche Truppen der jeweils anderen Seite gebunden wurden. Morgan fiel jedoch bei einem Gefecht in Tennessee am 4. September 1864.

Ostwärtiger Kriegsschauplatz

ostw. Kriegsschauplatz 1864
Ablenkung am Rapidan
Morton’s Ford
Kilpatrick-Dahlgren Raid
Walkerton
Bermuda Hundred-Feldzug
Port Walthall JunctionSwift CreekChester StationProctor’s CreekWare Bottom Church
Lynchburg-Feldzug
New MarketPiedmontLynchburg
Crook-Averell Raid auf die Virginia & Tennessee Eisenbahnlinie
Cloyd’s MountainCove Mountain
Überland-Feldzug
WildernessSpotsylvania Court HouseYellow TavernWilson’s WharfHaw’s ShopNorth AnnaTotopotomoy CreekOld ChurchCold HarborTrevilian StationSaint Mary’s Church
Richmond-Petersburg-Feldzug
Petersburg IPetersburg IIJerusalem Plank Road

Deep Botoom ICraterDeep Bottom IIGlobe TavernReams StationOld ChurchNew Market HeightsPeebles FarmDarbytown & New Market RoadsGlobe TavernReams StationOld ChurchNew Market HeightsPeebles FarmDarbytown & New Market Roads

Earlys Raid und Operationen gegen die B & O Eisenbahnlinie
MonocacyFort StevensCool SpringRutherford’s FarmKernstown IIFolck’s MillMoorefield
Sheridans Feldzug im Shenandoahtal
Guard HillSummit PointSmithfield CrossingBerryvilleOpequonFisher’s HillTom’s BrookCedar Creek

blau: Sieg der Union   rot: Sieg der Konföderation

Die Armeen lagen sich zu Beginn des Jahres wieder am Rappahannock gegenüber. Die Fronten waren ruhig, es kam nur zu vereinzelten Feuergefechten. Auch im Shenandoahtal und der Küste von North Carolina kam zu vereinzelten Scharmützeln.

Die Regierung in Washington wollte durch einen Raid nach Richmond ein politisches Zeichen setzen: 15.000 Gefangene sollten befreit und Lincolns Amnestieerlass an die Bewohner verteilt werden. Die Potomac-Armee führte zunächst eine Ablenkung am Rapidan durch, bevor Generalmajor Hugh Judson Kilpatrick zu dem Raid Ende Februar aufbrach. Der Raid scheiterte u. a. wegen mangelnder Koordination der beiden Angriffskolonnen. Kilpatrick wurde in den Westen versetzt. Den Befehl über das Kavalleriekorps der Potomac-Armee übernahm Anfang April Generalmajor Philip H. Sheridan.

Generalleutnant Grant standen drei Armeen für seine Pläne zur Verfügung. Die stärkste Armee war mit ca. 122.000 Soldaten die Potomac-Armee unter Generalmajor Meade. Die beiden anderen Armeen waren die James-Armee mit 33.000 Soldaten im Osten der Halbinsel und die West-Virginia-Armee mit 10.000 Soldaten im Shenandoah-Tal. Diese beiden wurden von den „politischen“ Generalen Benjamin Butler und Franz Sigel geführt. Grant beabsichtigte mit diesen drei Armeen und einem Raid zur Unterbrechung der Versorgungslinien der Konföderierten, die Armeen der Generale Lee und Beauregard anzugreifen.

Die Nord-Virginia-Armee hatte im Herbst das Korps Generalleutnant James Longstreets an den westlichen Kriegsschauplatz abgeben müssen. General Lee verfügte Ende April über ca. 60.000, General Beauregard zur Verteidigung von Richmond über 20.000 Soldaten.

Grant befahl den Angriff Anfang Mai. Die Potomac-Armee sollte die Nord-Virginia-Armee angreifen und vernichten, die James-Armee die Versorgungslinien der Konföderierten ostwärts Richmond dauerhaft unterbrechen, die West-Virginia-Armee die konföderierten Truppen im Shenandoahtal binden und durch den Raid sollte die Virginia & Tennessee Eisenbahnlinie im südwestlichen Virginia nachhaltig unterbrochen werden.

Der Bermuda Hundred-Feldzug scheiterte trotz teilweiser fünffacher Überlegenheit. Beauregard gelang es, Butlers Armee mit geringen Kräften in Schach zu halten und konnte Lee während der Schlacht von Cold Harbor sogar verstärken. Der Lynchburg-Feldzug scheiterte im ersten Ansatz, der Oberbefehlshaber Sigel wurde durch Generalmajor David Hunter ersetzt. Hunter erreichte beinahe Lynchburg, das Ziel des Feldzuges. Die Annäherung dauerte jedoch so lange, dass in der Zwischenzeit Generalleutnant Jubal A. Early das Shenandoahtal erreicht hatte und die Unionstruppen über den Potomac zurückwarf. Der Raid zur Virginia & Tennessee Eisenbahnlinie führte zur Zerstörung der Brücke über den New River.

Die Potomac-Armee griff die Nord-Virginia-Armee in der Gegend von Chancellorsville an. Die Schlacht in der Wilderness endete unentschieden. Generalleutnant Longstreet traf am zweiten Tag der Schlacht ein, rettete das Unentschieden und wurde dabei verwundet. Generalmajor Richard H. Anderson übernahm das Korps. Anders als andere Feldherren vor ihm beendete Grant aber den Feldzug nach der Schlappe in der Wilderness nicht, sondern befahl Meade, weiter anzugreifen. Dazu wandte Grant dasselbe Mittel wie Sherman während des Atlanta-Feldzuges an – Grant versuchte den Gegner zu umfassen. Die Umfassung gelang nicht. Lee hatte die Bewegung der Potomac-Armee vorausgesehen und die Nord-Virginia-Armee bei Spotssylvania Court House erneut eingraben lassen. Generalmajor Sheridan sollte gleichzeitig die Versorgungslinien der Nord-Virginia-Armee unterbrechen. Am Beaver Dam Creek und bei Mechanicsville traf er auf die Kavallerie der Nord-Virginia-Armee unter Generalleutnant J.E.B. Stuart. Stuart fiel in der letzten großen Reiterschlacht an der Yellow Tavern. Sheridan konnte seinen Auftrag nicht erfüllen.

Die Potomac-Armee griff Lee bei Spotssylvania C.H. erneut an. Mit Bajonettangriffen gelang den Soldaten der Einbruch in die konföderierten Stellungen – die berühmte „Stonewall“ Brigade geriet fast vollständig in Gefangenschaft. Die Nord-Virginia-Armee wich wieder aus, bevor die Nordstaatler ihren Erfolg ausweiten konnten, und grub sich am North Anna erneut ein.

Die Potomac-Armee versuchte wieder die Stellungen der Nord-Virginia-Armee zu umgehen. Am North Anna verpassten die Konföderierten die Gelegenheit, zwei Unionskorps zu vernichten. Während des nächsten Umgehungsversuches besetzten und hielten Sheridans Reiter die wichtige Straßenkreuzung bei Cold Harbor. Die Nord-Virginia-Armee hatte sich aber wiederum eingegraben. Der Frontalangriff von drei Korps brach im Feuer der Konföderierten zusammen. Die beiden Armeen lagen sich eine Woche gegenüber. Die Tage und Nächte der Soldaten waren geprägt durch Feuerüberfälle mit Artillerie und Mörsern, Stoßtruppunternehmen, Scharfschützeneinsätzen und Nachtangriffen. General Grant gelang es schließlich unbemerkt von den Konföderierten, die Stellungen zu verlassen. Die Potomac-Armee überquerte den James und marschierte auf Petersburg vor. Mit einem Tag Verspätung konnte General Lee gerade noch die Nord-Virginia-Armee rund um Pertersburg in Stellung bringen und die ersten Angriffe der Potomac-Armee abwehren.

Der Überland-Feldzug war beendet. Grants Theorie, der Norden würde einen Abnutzungskrieg besser überstehen als der Süden, hatte sich bestätigt. Die Verluste der Potomac-Armee betrugen ca. 55.000 Mann. Die Angriffsfähigkeit der Potomac-Armee war trotz Auffüllung der Verluste eingeschränkt, da es sich bei den zugeführten Soldaten entweder um unerfahrene Festungstruppen oder um Rekruten handelte. Die Verluste der Nord-Virginia-Armee betrugen ca. 30.000 Soldaten. Der Süden konnte die Verluste nur eingeschränkt durch Rekruten und Genesende ersetzen.

Die Potomac- und die James-Armee begannen am 15. Juni mit der Belagerung von Petersburg, die im Sinne des Wortes keine Belagerung war, bei der eine Stadt vollständig abgeschnitten war. Beide Seiten lagen sich nach den erfolglosen Angriffsversuchen der Potomac-Armee in Feldbefestigungen gegenüber. Die Stellungen erstreckten sich schließlich auf einer Länge von 30 Meilen. Während der Belagerung kam es immer wieder zu Angriffen von mehreren Korps der Unionsarmeen auf die Stellungen der Konföderierten. Berühmtheit erhielt der Versuch Generalmajor Burnsides mittels eines Stollens unter die konföderierten Stellungen zu gelangen und diese zu sprengen. Die Detonation tötete ca. 300 Konföderierte, der anschließende schlecht koordinierte Angriff der Bundestruppen brach im Feuer der konföderierten Reserven zusammen. Die Kämpfe und Schlachten dauerten bis ins Frühjahr des nächsten Jahres an. Die Nord-Virginia-Armee hielt bis zum Jahresende die Stellungen vor Petersburg.

General Lee hatte noch während der Schlacht von Cold Harbor Generalleutnant Early beauftragt, mit dem II. Korps Hunter aus dem Shenandoahtal zu vertreiben und die Baltimore & Ohio Eisenbahnlinie zu unterbrechen. Das weitere Vordringen durch Maryland in Richtung Washington stellte Lee in das Ermessen Earlys. Dadurch sollte Grant gezwungen werden, Truppen der Potomac-Armee zum Schutz Washingtons abzustellen und so der Druck auf die Nord-Virginia-Armee verringert werden. Grant befahl Generalmajor Horatio G. Wrights VI. Korps zur Abwehr Earlys nach Washington.

Early führte den Feldzug ähnlich wie Jackson zwei Jahre zuvor – nach großen Marschleistungen schlug er überraschend zu und verschwand wieder. Early sah von einem Angriff auf Washington ab, da er dafür zu schwach war. Teile der Kavallerie ritten nach Chambersburg, Pennsylvania und forderten Gold im Wert von $ 100.000. Als die Bürger das nicht aufbringen konnten, brannten die Konföderierten die Stadt nieder.

Grant wollte den „Unruheherd Early“ ausschalten und ernannte den Kommandierenden General des Kavalleriekorps der Potomac-Armee Generalmajor Philip Sheridan zum Oberbefehlshaber der Shenandoah-Armee. Ihm unterstanden das VI. Korps, zwei Kavalleriedivisionen und alle Truppenteile Generalmajor Hunters. Sheridan ging sehr bedächtig vor, um im Wahlkampf Lincolns keine Fehlschläge zu verursachen. Am Cedar Creek gelang der Shenandoah-Armee der entscheidende Sieg über Early. Washington wurde nicht mehr bedroht. Sheridan wandte genauso wie Sherman die Taktik der verbrannten Erde im Shenandoahtal an. Sheridan kehrte zur Potomac-Armee zurück und nahm an der Belagerung von Petersburg teil. Early musste bis zum Ende des Jahres fast alle seine Truppenteile an General Lee abgeben, die bei Petersburg eingesetzt wurden. Early selbst verblieb im Shenandoahtal.

Seekrieg

Operationen gegen Plymouth
PlymouthAlbemarle Sound
Operationen in der Mobile Bay
Mobile Bay

Expedition gegen Fort Fisher
Fort Fisher

rot: Sieg der Konföderation blau: Sieg der Union

Nach zwei fehlgeschlagenen Versuchen mit dem Versuchsunterseeboot H. L. Hunley gelang den Konföderierten im Februar 1864 der erste erfolgreiche U-Boot-Angriff der Geschichte. Die Hunley attackierte die USS Housatonic mit einem Speertorpedo und versenkte sie. Das Unterseeboot wurde durch die Explosion jedoch auch beschädigt und sank ebenfalls. Im April stellten die Konföderierten das Panzerschiff CSS Albemarle in Dienst, das wesentlich an der Rückeroberung von Plymouth, North Carolina, beteiligt war. Die Albemarle sicherte in der Folgezeit den Roanoke effektiv ab. Erst die Versenkung des Schiffs im Oktober durch einen Angriff mit Speertorpedos ermöglichte den Nordstaaten die Rückeroberung Plymouths.

Die CSS Hunley (illustration von R. G. Skerrett, 1902)

Im August 1864 attackierte eine Flotte unter Admiral Farragut die konföderierten Befestigungen und Schiffe vor Mobile. Die Schlacht von Mobile Bay wurde zu einem großen Sieg der Nordstaaten: Die Forts Morgan und Gaines am Eingag der Buch wurden von Landtruppen besetzt, und die Schiffe der konföderierten Flottille in der Bucht, darunter das Panzerschiff Tennessee, wurden allesamt versenkt, erbeutet oder zur Flucht gezwungen. Der Kommandeur der konföderierten Schiffe, Admiral Franklin Buchanan, wurde verwundet und gefangen genommen. Mobile selbst blieb zwar bis April 1865 in konföderierter Hand, war aber von nun an blockiert. Farragut wurde für seine Verdienste zum neu geschaffenen Rang des Vizeadmirals befördert.

Ende 1864 war Wilmington, North Carolina, der einzige verbliebene Hafen der Konföderierten an der Ostküste. Die Nordstaaten unternahmen im Dezember einen Angriff auf das die Stadt bewachende Fort Fisher, wurden jedoch zurückgeschlagen. Weitere Erfolge errang die Marine der Nordstaaten dagegen auf offener See: Am 19. Juni versenkte die Fregatte USS Kearsarge die gefürchtete CSS Alabama vor Cherbourg, und die CSS Florida wurde am 7. Oktober in den Gewässern von Bahia, Brasilien, von der USS Wachusett erobert. Die Angriffe konföderierter Kreuzer gingen dennoch weiter: Im August 1864 griff die CSS Tallahassee nordstaatliche Handelsschiffe an, und am 19. Oktober stellten die Konföderierten die in England gebauten CSS Shenandoah in Dienst.

1865

Strategische und politische Entwicklung

Die militärische Lage der Konföderation war verzweifelt. Die Armeen im Westen waren geschlagen, im Osten verteidigte die Nord-Virginia-Armee rund um Petersburg gegen die mehr als doppelt so starke Potomac-Armee, das Shenandoahtal war unter Kontrolle der Bundestruppen und von Süden wurden die Carolinas und Virginia durch die Truppen Shermans bedroht. Am 31. Januar wurde General Lee Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Konföderation.

Die wirtschaftliche Lage war gleichermaßen desolat. Die Konföderation verfügte mit Wilmington, North Carolina nur noch über einen Seehafen, im Westen waren die Südstaaten nach dem Fall von Atlanta geteilt und die Versorgungswege mit dem Westen waren zusammengebrochen, die Landwirtschaft im Shenandoahtal, früher der Brotkorb des Südens, weitgehend zerstört und die wenigen nutzbaren Eisenbahnlinien verliefen von Osten nach Westen über Petersburg nach Richmond in den Westen Virginias. Die Menschen hungerten und die Soldaten mussten mit allem haushalten.

Präsident Lincoln beabsichtigte den 13. Verfassungszusatz Anfang Januar in Kraft zu setzen. Gegen erbitterten Widerstand des Repräsentantenhauses gelang das erst am 31. Januar. Die Abschaffung der Sklaverei wurde erst jetzt auch zum offiziellen Kriegsziel. Obwohl jedem in den Südstaaten nach der Wiederwahl Lincolns klar war, dass ein Verhandlungsfrieden unmöglich geworden war, führte die Einführung des 13. Verfassungszusatzes zu der Erkenntnis, dass das Wirtschaftssystem des Südens nach dem Sieg der Nordstaaten am Ende war. Dies führte zu zwei gegensätzlichen Reaktionen: viele Soldaten desertierten, weil es nichts mehr zu gewinnen gab, und andere kämpften nach dem Motto „jetzt erst recht“ weiter.

Der letzte Seehafen Wilmington fiel Ende Februar. Gleichzeitig begann Sherman, Virginia durch die Carolinas anzugreifen. Der Kongress der Südstaaten stimmte Lees Forderung zu, Sklaven zum Militärdienst einzuberufen. Diese Maßnahme kam zu spät, kein Farbigenregiment kam mehr zum Einsatz. Die Wähler in Tennessee, obwohl bereits lange von den US-Truppen besetzt immer noch Mitgliedsstaat der Konföderation, stimmten für die Abschaffung der Sklaverei. Lincoln versprach den Südstaaten in seiner Rede zum Beginn der zweiten Amtsperiode, sie mit Nachsicht zu behandeln.

Die Potomac-Armee trat Ende März zur letzten Offensive mit bis zu fünffacher Überlegenheit an. Lee entschloss sich, um einer Einkesselung zu entgehen, Petersburg und Richmond aufzugeben und sich mit General Johnston im westlichen Virginia zu vereinigen. Von der Potomac-Armee bei Appomattox Court House gestellt, kapitulierte die Nord-Virginia-Armee am 9. April. Johnston ergab sich am 20. April, in Alabama kapitulierten die Generale Taylor und Forrest am 8. und 9. Mai und im Westen Brigadegeneral Stand Watie am 23. Juni. Das letzte Kriegsschiff der Konföderation ergab sich am 4. November in Liverpool, Großbritannien.

Präsident Lincoln wurde am 14. April Opfer eines Attentats durch John Wilkes Booth. Sein Nachfolger wurde der Tennesseer Andrew Johnson, der die Politik Lincolns fortsetzte. Die Nordstaaten feierten den Sieg mit einer Truppenparade mehrerer Armeen auf der Pennsylvania Avenue in Washington am 23. und 24. Mai. Präsident Jefferson Davis wurde am 10. Mai gefangen genommen. Johnson ordnete die Entlassung der Kriegsgefangenen an. Ein Kriegsgericht verurteilte im November den Kommandanten des Kriegsgefangenenlagers Andersonville als einzigen Soldaten des Südens als Kriegsverbrecher zum Tode. Heinrich H. Wirz wurde am 10. November gehängt. Der 13. Verfassungszusatz trat am 18. Dezember in Kraft – vier Millionen Farbige waren frei.

John Salling, der letzte überlebende Bürgerkriegsveteran verstarb 113jährig am 16. März 1959.

Kriegsschauplatz Trans-Mississippi

Die Unionstruppen richteten ihr Hauptaugenmerk auf die Bekämpfung der Guerillas und Grenzbanditen. Dabei kam es auch nach Lees Kapitulation zu einer Reihe von Scharmützeln und Schießereien, teilweise auch mit regulären Kräften der Konföderation. Befehlshaber des Wehrbereichs Missouri war seit dem 31. Januar Generalmajor John Pope.

Expedition aus Brazos Santiago
Palmito Ranch
rot: Sieg der Konföderation

Das letzte Gefecht des Bürgerkrieges fand im Mai am Rio Grande in Texas statt. Beide Seiten hatten sich dort im März auf einen Nichtangriffspakt verständigt. Der US-Kommandeur griff trotzdem die Außenposten der Konföderierten an. Augenzeugen berichteten, dass mexikanische Regierungstruppen den Rio Grande überquert, sich aber nicht an den Schießereien beteiligt hatten. Es ist nicht sicher, ob bei den Aktionen am Rio Grande Konföderierte vom mexikanischen Ufer des Rio Grande die US-Einheiten beschossen haben oder ob mexikanische Regierungstruppen sich von dort am Gefecht beteiligt haben. Der Oberbefehlshaber der konföderierten Truppen westlich des Mississippi, General Edmund Kirby Smith kapitulierte am 2. Juni in Galveston, Texas. Als letzter Kommandeur der Konföderierten ergab sich am 23. Juni Brigadegeneral Stand Watie, ein Cherokee-Indianer.

Westlicher Kriegsschauplatz

westl. Kriegsschauplatz 1865

Die Tennessee-Armee war der letzte Großverband der Konföderation auf dem Kriegsschauplatz. Die Armee hatte in den Kämpfen der letzten zwei Monate ca. 20.000 Mann verloren. Der neue Oberbefehlshaber, Generalleutnant Richard Taylor, erhielt den Auftrag, die Carolinas gegen Generalmajor Sherman zu verteidigen. Dort übernahm General Johnston den Oberbefehl, Taylor verlieb im Westen.

Mobile-Feldzug
Spanish FortFort Blakely
Wilsons Raid in Alabama und Georgia
Selma

blau: Sieg der Union  

Wie in Trans-Mississippi gab es besonders in Tennessee viele kleine Gefechte, Scharmützel und örtliche Raids. Die letzte größere Stadt, die noch nicht in der Hand der Union war, war Mobile, Alabama. Der Angriff begann Mitte März aus Norden und Osten und führte am 11. April zum Fall der Stadt. Der nach Richmond, Virginia der Konföderation verbliebene wichtigste Industriestandort war Selma, Alabama. Die Stadt sollte durch einen Raid zerstört werden, der am 22. März begann. Der als unbesiegbar geltende Generalleutnant Forrest verteidigte die Stadt. Die Unionstruppen besiegten Forrest und zerstörten Selma zu großen Teilen. Am 12. April besetzten sie die erste Hauptstadt der Konföderation, Montgomery, Alabama.

Die Generalleutnante Richard Taylor und Nathan Bedford Forrest kapitulierten am 8. und 9. Mai 1865.

Ostwärtiger Kriegsschauplatz

ostw. Kriegsschauplatz 1865
Fortsetzung des Richmond-Petersburg-Feldzuges
Hatcher’s RunFort Stedman
Carolina-Feldzug[14]
Rivers’ BridgeWyse ForkMonroe’s Cross RoadsAverasboroughBentonville
Sheridans Expedition nach Petersburg
Waynesboro
Appomattox-Feldzug
Lewis’s FarmWhite Oak RoadDinwiddie Court HouseFive ForksPetersburg IIISutherland’s StationNamozine ChurchAmelia SpringsSayler’s CreekCumberland ChurchHigh BridgeAppomattox StationAppomattox Court House

blau: Sieg der Union  rot: Sieg der Konföderation

Der Krieg endete in dem Staat, in dem die erste große Schlacht vor drei dreiviertel Jahren stattgefunden hatte – in Virginia. Die Nord-Virginia- und die Potomac-Armee lagen sich bei Petersburg in ausgebauten Stellungen gegenüber. Generalleutnant Grant versuchte, wie schon während des Überland-Feldzuges, die Stellungen der Südstaatler links zu überflügeln und deren Versorgungslinien zu unterbrechen. Die Stellungen dehnten sich im Januar über dreißig Meilen rund um Petersburg aus. General Lee hatte bis März alle Versuche, die Nord-Virginia-Armee zu umgehen, abwehren können. Die Schwierigkeiten, die Stellungen zu bemannen, wuchsen jedoch immer mehr. Der letzte Versuch der Nord-Virginia-Armee Grants Linien zu durchbrechen und das Versorgungsdepot der Union zu zerstören, scheiterte in den tiefgestaffelten Schützengräben der Union am 25. März.

Die Tennesse-Armee erreichte im Februar das Gebiet im nördlichen South Carolina. General Johnston übernahm den Oberbefehl über alle Truppen in den Carolinas und bildete mit ihnen die die Süd-Armee. Die Personalstärke betrug Mitte März ca. 10.000 und Mitte April ca. 15.000 Soldaten.

Grant hatte Sherman zunächst befohlen, dessen Armee einzuschiffen und die Potomac-Armee vor Petersburg zu verstärken. Sherman überzeugte Grant davon, dass ein Feldzug durch die Carolinas ähnlich dem Marsch zum Meer, die Konföderation empfindlicher träfe. Sherman beabsichtigte, die kleinen Garnisonen an der Carolina-Küste zu umgehen und die Hauptstadt South Carolinas, Columbia, zu erobern. Im Anschluss daran wollte er nach Virginia marschieren und die Nord-Virginia-Armee im Rücken bedrohen. Während des Feldzuges sollte das Prinzip der verbrannten Erde erneut angewendet werden. Die Stärke der Streitkräfte Shermans betrug am 1. Februar ca. 60.000 und am 1. April ca. 90.000 Soldaten.

Generalmajor Sherman begann mit den drei Armeen – Tennessee-, Ohio- und Georgia-Armee – Ende Januar den Vormarsch von Savannah, Georgia durch die Carolinas. Den vordringenden Verbänden stellten sich immer wieder Teile der Süd-Armee, kurzfristig erfolgreich, aber hoffnungslos unterlegen, gegenüber. Columbia, South Carolina fiel am 17. Februar. Johnston gelang es am 19. März, seine gesamten Streitkräfte bei Bentonville, North Carolina zusammen zu ziehen und Shermans Vormarsch erneut zu verlangsamen.

Im Süden des Shenandoahtals behauptete sich bis Februar Generalleutnant Earlys kleine Streitmacht von ca. 1.600 Mann und versperrte den Kavalleriedivisionen Generalmajor Sheridans den Weg über die Pässe über die Blue Ridge Mountains. Sheridan griff die Konföderierten am 2. März bei Waynesboro, Virginia an und zerschlug Earlys Kräfte. Sheridan erreichte die Potomac-Armee am 26. März und nahm entscheident am Appomattox-Feldzug teil.

General Lee sah sich nach dem Angriff auf Fort Stedman nicht mehr in der Lage, die Stellungen zu verteidigen und entschloss sich, Petersburg und das sich in der Zwischenzeit zum Industriezentrum entwickelte Richmond aufzugeben. Er beabsichtigte nach Lynchburg, Virginia auszuweichen und dort die Nord-Virginia-Armee mit dort lagernden Versorgungsgütern aufzufrischen. Danach wollte Lee sich mit General Johnston im Norden Nord-Carolinas vereinen und anschließend mit vereinten Kräften zunächst Sherman und danach Grant schlagen.

Generalleutnant Grant begann am 29. März mit dem Appomattox-Feldzug. Zunächst versuchte er erneut die Nord-Virginia-Armee links zu überflügeln. In der entscheidenden Schlacht von Five Forks am 1. April gelang es Grant, die Southern Eisenbahnlinie, Hauptversorgungslinie der Nord-Virginia-Armee, zu unterbrechen. Am 2. April gelang Generalmajor Meade der Durchbruch in Petersburg. Lee evakuierte Richmond und die Stellungen um Petersburg über den Appomattox nach Westen. Grant verfolgte die ausweichende Nord-Virginia-Armee teilweise überholend und zwang ihr täglich Gefechte auf. Im Gefecht von Saylers Creek verlor die Nord-Virginia-Armee am 6. April ein Viertel ihres Personalbestandes. Generalmajor Custers Division verlegte am 8. April Lees Armee den Rückzugsweg. General Lee kapitulierte am 9. April. Grant entließ die Soldaten der Nord-Virginia-Armee auf Ehrenwort.

General Johnston war es nicht gelungen, Shermans Vormarsch nachhaltig zu verlangsamen. Johnston stimmte am 18. April in der Nähe von Raleigh, North Carolina einem Waffenstillstand zu und kapitulierte am 26. April mit allen Truppen der Carolinas, Georgia und Florida.

Der Krieg auf dem ostwärtigen Kriegsschauplatz war beendet.

Seekrieg

Operationen gegen Fort Fisher und Wilmington
Fort FisherWilmington
Operation bei St. Marks, Florida
Natural Bridge

rot: Sieg der Konföderation
blau: Sieg der Union  

Anfang Januar 1865 ging ein amphibisches Expeditionskorps erneut gegen Fort Fisher vor, das dieses Mal erobert wurde. Wilmington, der letzte Hafen an der Ostküste der Südstaaten, war ebenfalls blockiert und wurde einen Monat später auch von den Nordstaaten besetzt. Vier Tage vor Wilmington, am 18. Februar 1865, war auch das lang umkämpfte Charleston im Zuge von Shermans Carolina-Feldzug geräumt worden. Die letzte amphibische Operation des Krieges führten die Unionsstreitkräfte im Panhandle Floridas am St. Marks River am 6. März durch. Galveston in Texas fiel mit der Kapitulation von E. Kirby Smith am 2. Juni.

Die Sultana

Auf dem offenen Meer machte die CSS Shenandoah jedoch noch weiter Jagd auf amerikanische Handelsschiffe. Das Schiff unter dem Kommando von James I. Waddell attackierte im Sommer die US-Walfangflotte im Pazifik und feuerte dabei die letzten Schüsse des Krieges ab. Von einem britischen Schiff erfuhr Waddell im August von der Kapitulation der Konföderierten. Er entschied, nach England zu fahren. In Liverpool senkte die Shenandoah als letztes Schiff der Konföderierten am 6. November 1865 ihre Flagge und gab auf.

Auf dem Missippi kam es kurz nach dem Ende der Feindseligkeiten zur bis heute schwersten Schiffskatastrophe in der Geschichte der US-Seefahrt: Der mit ausgetauschten US-Gefangenen überladene Raddampfer Sultana ging am 27. April infolge einer Explosion seiner Kessel unter. Schätzungsweise 1.700 Menschen kamen dabei um. Es konnte nie geklärt werden, ob es sich um einen Unfall oder einen Anschlag handelte.

Rekonstruktion

reconstruction

Den Begriff „reconstruction“ mit „Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes“ zu übersetzen, erscheint nicht ausreichend. Er umfasst sowohl die Inhalte Wiederaufbau und Umformung als auch den technischen Begriff „Neukonstruktion“.

Die Führer im Norden stimmten darin überein, dass das Kriegsende mehr als nur die Beendigung des Kämpfens bedeutete. Es musste die beiden Kriegsziele umfassen: der konföderierte Nationalismus musste völlig zurückgedrängt und alle Arten von Sklaverei beseitigt werden. Der Weg dahin war jedoch heftig umstritten. Die Fragen der Intensität der Aufsicht durch die Union, der der Süden unterliegen sollte und der Prozesse, durch den die Südstaaten wieder in die Union eingegliedert werden sollten, polarisierten die Gesellschaft des Nordens.

Die „reconstruction“ begann schon in einem frühen Stadium des Bürgerkrieges und endete formal 1877. Lincoln hatte bereits am 8. Dezember 1863 eine Amnestie und den Wiederaufbau für die von den US-Armeen besetzten Gebieten ausgerufen. Lincolns Pläne für die „reconstruction“ waren von Milde gegenüber dem ehemaligen Gegner bestimmt. Die radikalen Republikaner wollten den Süden so lange wie möglich von der Beteiligung an der Union heraushalten und besonders wirtschaftlich ausbeuten.

Zur „reconstruction“ gehörte auch das Ablegen eines Eides, der nach den Forderungen der Radikalen den Passus enthalten sollte, der Eidgeber habe in der Vergangenheit nie die Konföderation unterstützt oder in deren Streitkräften gedient. Damit wäre der gesamten Oberschicht des Südens der Zugang zu irgendwelchen Ämtern der Union versagt geblieben. Die Gemäßigten setzten sich durch und die Südstaatler mussten schwören, dass sie zukünftig zur Union stehen würden.

Die langanhaltendste Wirkung erzielten die drei „Bürgerkriegs“-Verfassungszusätze. Der 13. hob die Sklaverei auf, der 14. erweiterte den Schutz der Bürger auf alle Rassen und der 15. schaffte Rassenbeschränkungen bei den Wahlen ab. Die Republikaner erreichten bei den Kongresswahlen 1866 die absolute Mehrheit, vor allem weil die Südstaaten nicht mitwählen durften. Der Kongress verabschiedete in den Folgejahren vier Rekonstruktionsgesetze, gegen die Präsident Johnson jeweils sein Veto einlegte. Ziel der Gesetze war es, in erster Linie die Südstaaten zur Anerkenntnis der Zusatzartikel zur Verfassung zu zwingen. Die Südstaaten wurden mit Ausnahme von Tennessee in fünf Wehrbereiche unter der Kommandogewalt eines Militärgouverneurs aufgeteilt und verwaltet. Unter strenger Aufsicht der Armee erarbeiteten sich die Staaten neue Verfassungen und wählten neue Kongresse, Unruhen schlug die Armee nieder. Den Willen zur Durchsetzung ihres Machtanspruches zeigte die Union z. B. bei der Auslöschung des Ku-Klux-Klan 1870.

Die Demokraten in den Südstaaten entschieden sich 1870, dass es für die Südstaaten keinen anderen Weg als den der „reconstruction“ gäbe, wenn man denn überleben und erneut Einfluss gewinnen wolle.

Die „reconstruction“ endete in den verschiedenen Staaten zu unterschiedlichen Zeitpunkten, in den letzten dreien durch den Kompromiss von 1877. Darin stimmten die Südstaaten der Präsidentschaft Rutherford Hayes’ zu, wenn gleichzeitig alle US-Truppen diese Staaten verlassen würden.

Die aus der Union ausgetretenen Staaten traten der Union nacheinander, nachdem sie die Voraussetzungen erfüllt hatten, wieder bei.

Bundesstaat Beitritt zur Union am
Tennessee 24. Juli 1866
Arkansas 22. Juni 1868
Florida 25. Juni 1868
North Carolina 4. Juli 1868
South Carolina 9. Juli 1868
Louisiana 9. Juli 1868
Alabama 13. Juli 1868
Virginia 26. Januar 1870
Mississippi 23. Februar 1870
Texas 30. März 1870
Georgia 15. Juli 1870

The Lost Cause

Der Ausdruck „Lost Cause“ ist der Name, der gemeinhin für eine literarische Bewegung nach dem Bürgerkrieg galt. Dadurch versuchte die traditionelle Gesellschaft des Südens sich mit der Niederlage abzufinden. Der Süden war wirtschaftlich und psychologisch zerstört. Mit dem „Lost Cause“ konnten viele Südstaatler die Niederlage als außerhalb ihrer Kontrolle und als Verrat an ihren Helden darstellen. Die wesentlichen Grundsätze des „Lost Cause“ waren:

  1. Konföderierte Generale wie Lee oder Jackson verkörperten die Tugenden der südstaatlichen Aristokratie gegenüber den meisten Unionsgeneralen, deren niedriges moralisches Niveau zu entwürdigenden Taten wie Shermans Marsch zur See oder Sheridans Zerstörungen im Shenandoahtal geführt hatten
  2. Die Niederlagen auf dem Schlachtfeld waren eine zwangsläufige Folge der Überlegenheit des Nordens von Kräften und Mitteln
  3. Niederlagen waren aber auch die Folge von Verrat und Inkompetenz einzelner Untergebener General Lees
  4. Nicht die Beibehaltung der Sklaverei, sondern die Verteidigung der Rechte des Einzelstaates waren der Hauptgrund für die Sezession
  5. Die Sezession war die verfassungs- und rechtmäßige Antwort auf die kulturellen und wirtschaftlichen Angriffe des Nordens auf den „southern way of life“

Die wichtigsten Beispiele des „Lost Cause“ waren General Lee und Picketts Charge. In der Erinnerung vieler Menschen blieb Lee der Führer, dessen Soldaten für ihn durchs Feuer gingen. Gleichzeitig stellte Lee das Idealbild eines Südstaaten-Gentlemans dar, eines Mannes, der selbstlos und gottesfürchtig Virginia und der Konföderation diente. Lees taktische Brillanz am Bull Run und bei Chancellorsville und seine Erklärung, er allein trage die Schuld an der Niederlage bei Gettysburg, erhoben Lee in den Stand einer lebenden Legende. Lee galt lange Zeit als unantastbar und auch Historiker sparten ihn bei kritischen Äußerungen aus.

Generalleutnant Jubal A. Early schrieb in den 1870ern viele Artikel für die Southern Historical Society. Der „Lost Cause“ wurde dadurch ein langlebiges literarisches und kulturelles Phänomen. Early hatte als Hauptverräter Generalleutnant James Longstreet ausgemacht, dessen Verhalten entgegen der Anweisungen Lees am zweiten und dritten Tag der Schlacht von Gettysburg die Niederlage herbeigeführt hatte. Dabei hatte Lee nie seine Unzufriedenheit mit dem Verhalten Longstreets ausgedrückt. Longstreet war auch deshalb der geeignete Verräter, weil er mit Präsident Grant zusammenarbeitete und der republikanischen Partei beitrat. Grant selbst akzeptierte den „Lost Cause“-Mythos, weil er vermeiden wollte, das wieder und wieder die Argumente breitgetreten wurden, die schon vor Beginn des Krieges die Gemüter erhitzt hatten.

Das Erscheinen der Lee-Biographie Douglas Southall Freemans erweckte die „Lost Cause“-Mentalität erneut. Freeman schob in dem vierbändigen Werk die Schuld an Niederlagen auch anderen Untergeben Lees wie Richard Ewell, J.E.B Stuart, A.P. Hill, George Pickett und sogar Jubal Early zu. Freeman stützte sich dabei auf „bisher unbekannte Daten“ aus der „Southern Historical Society“. Die Ansicht aus der „Lost Cause“-Perspektive beeinflusste ebenfalls die Novelle Margaret Mitchells „Gone with the Wind“ von 1936 oder D.W. Griffiths Film „The Birth of a Nation“ von 1915. Die Thesen des „Lost Cause“ fanden neue Beachtung durch die „Neu-konföderierte Bewegung“ des späten 20. Jahrhunderts.

In der heutigen Geschichtsschreibung bleibt der „Lost Cause“ außen vor. In der Bevölkerung, besonders des Südens beeinflusst der „Lost Cause“ weiterhin erheblich das Wissen über den Bürgerkrieg. Im Norden erreichte Abraham Lincoln, nicht als Antwort auf den „Lost Cause“, ebenfalls Heldenstatus. Er und Lee sind im Bewusstsein der amerikanischen Bevölkerung die unstrittigen Helden des Bürgerkrieges.

Auswirkungen

Im amerikanischen Bürgerkrieg kamen etwa 600.000 Menschen ums Leben. Die Kriegskosten überstiegen 8 Milliarden Dollar. Die Unionsarmee zählte am Ende des Kriegs über 1 Million Mann, die Flotte 671 Schiffe.

Mit dem Sieg des Nordens änderten sich Wesen und Politik der Vereinigten Staaten entscheidend. Die alten Jeffersonschen Ideale, wonach die Verfassung möglichst eng ausgelegt und die Zentralregierung möglichst wenig Macht haben sollte, wurden nicht länger hochgehalten. Stattdessen wurde die Macht des Bundes weiter ausgeweitet: Hatten elf der ersten zwölf Verfassungszusätze die Zentralregierung geschwächt, wurde ihre Stellung durch sechs der nächsten sieben Verfassungszusätze gestärkt [15]. Der Sezessionskrieg brachte die erste nationale Einkommenssteuer, die erste allgemeine Wehrpflicht (ironischerweise auf der Seite des Südens), und eine erweiterte Zuständigkeit der Bundesgerichte. Gleichzeitig wurde durch den Sieg der Union die politische Vorherrschaft des Nordens und der Partei der Republikaner über Jahre hinaus gefestigt: Der erste demokratische Präsident nach Abraham Lincoln war Grover Cleveland. Er wurde 1884, also fast 20 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs, zum Präsidenten gewählt.

Mit dem 13. Verfassungszusatz hatten die farbigen Sklaven ihre Freiheit erlangt, die Verfassungszusätze 14 und 15 gaben ihnen das Bürger- und Wahlrecht. Dennoch sahen sich die Farbigen im Süden weiterhin Diskriminierungen und Rassentrennung ausgesetzt, was durch das Urteil des Obersten Gerichtshof im Fall Plessy v. Ferguson (Separate but equal) de facto bestätigt wurde. Außerdem ging mit der Konföderation auch das alte südstaatlich-aristokratische Gesellschaftssystem unter. Im Laufe der Jahrzehnte wurde auch der einst landwirtschaftlich orientierte Süden immer mehr industrialisiert. Das wohl beste Beispiel hierfür ist die Stadt Atlanta: Im Sezessionskrieg weitestgehend zerstört, wurde sie schnell zur wichtigsten Industriemetropole des Südens und zur Hauptstadt des Bundesstaates Georgia. Politisch gesehen blieb der Süden als Solid South die Hochburg der Demokraten.

Siehe auch

Verfilmungen

Folgende Filme handeln vom Sezessionskrieg:

Verweise

Literatur

  • United States. War Dept.: The War of the Rebellion: a Compilation of the Official Records of the Union and Confederate Armies, Govt. Print. Off., Washington 1880–1901
  • SOUTHERN Historical Society Papers CD-Rom, H-Bar Enterprises 1st Edition, 1997 ISBN 0763900842
  • David J. Eicher: The Civil War in Books: An Analytical Biography, 1997, ISBN 0252022734. (Kommentierte Bibliographie)
  • Robert Underwood Johnson: Battles and Leaders of the Civil War, Century Co, New York 1884–1888
  • William F. Fox: Regimental Losses in the American Civil War: A Treatise on the Extent and Nature of the Mortuary Losses in the Union Regiments, u.a. Ebooksondisk.com, 2002, ISBN 1932157077
  • Frederick Dyer: Compendium of the Civil War, Morningside Bookshop, 1978, ISBN 0890290466
  • James M. McPherson: Für die Freiheit sterben. Die Geschichte des amerikanischen Bürgerkrieges, List Verlag Berlin, ISBN 3-471-78178-1, auch Weltbild Verlag, Augsburg 2000. (Der Autor erhielt hierfür den Pulitzerpreis. Die beste einbändige Darstellung des Krieges, die auch detailliert auf die Ursachen eingeht.)
  • Shelby Foote: The Civil War. A Narrative, 3 Bde., New York 1958–1974, ISBN 0-7126-9812-4. (Sehr gut geschriebene Darstellung des Krieges, wenn auch ohne fachwissenschaftlichen Apparat.)
  • Bruce Catton: The Army of the Potomac, u.a. bei Peter Smith Pub Inc., orig. Garden City/NY 1951–53.
  • Bernd G. Längin: Der Amerikanische Bürgerkrieg. Eine Chronik in Bildern – Tag für Tag. Bechtermünz Verlag, ISBN 3-86047-900-8, auch Weltbild Verlag, Augsburg 1998. (Reich bebildert, aber ohne Register.)

Weblinks

Anmerkungen und Quellen

  1. The Thomas Jefferson Papers Series 1. General Correspondence. 1651–1827 Brief Jeffersons an John Holmes vom 22.April 1820
  2. Department of Humanities Computing, University of Groningen: An Outline of American History (1994): Nullification Crisis. Zugriff: 5. November 2006
  3. James L. Huston: The Panic of 1857 and the Coming of the Civil War. Louisiana State University Press, Baton Rouge, LA [u. a.] 1987, S. 144ff. ISBN 0-8071-1368-9
  4. Englische Wikipedia: United States Presidential Election 1860
  5. Horace Greeley, The American conflict Lincolns Rede zur Amtseinführung, Bd 1., Kap. 26, New York 1864, 1969 (Repr.), S. 422–426, ISBN 0-8371-1438-1
  6. Die Zusammenstellung der Gefechte und Schlachten entspricht der Ordnung der Feldzüge, Schlachten und Gefechte durch den National Park Service
  7. Shelby Foote, The Civil War, A Narrative, Bd. 1, S. 60
  8. James M. McPherson, Für die Freiheit sterben, S. 358
  9. ebenda
  10. The War of the Rebellion, Series I, Volume V, S. 41: Angriffe ab Washingtons Geburtstag
  11. The War of the Rebellion, Series I, Volume V, S. 54: Amtsenthebung McClellans
  12. The War of the Rebellion, Series I, Volume XI, Part I, S. 511: Verluste durch Landminen
  13. Vergleiche McPherson: Crossroads of Freedom, S.94
  14. Der National Park Service ordnet den Carolina-Feldzug dem westlichen Kriegsschauplatz zu, weil er die Fortsetzung der Offensive der Armeen Shermans war, die in Tennessee begann.
  15. McPherson Für die Freiheit sterben, S.845f.

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