Dies ist ein als exzellent ausgezeichneter Artikel.

Emden

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Januar 2007 um 14:14 Uhr durch Happolati (Diskussion | Beiträge) (Exzellent). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Emden ist eine kreisfreie Stadt an der Mündung der Ems in die Nordsee, gegenüber dem Dollart. Mit knapp 52.000 Einwohnern ist Emden die kleinste der kreisfreien Städte Niedersachsens. Die Einwohnerinnen und Einwohner heißen Emderinnen bzw. Emder. Das Adjektiv lautet ebenfalls so: beispielsweise Emder Rathaus oder Emder Matjes.

Die Stadt ist als friesischer Handelsort um das Jahr 800 entstanden und bis zum heutigen Tage wesentlich durch ihren Seehafen geprägt, der im vergangenen Jahrhundert auch die Basis für die Ansiedlung größerer Industriebetriebe wie den Nordseewerken und dem Volkswagenwerk war. Als Wirtschaftsstandort hat die einzige kreisfreie Stadt Ostfrieslands für die Region eine überragende Bedeutung. Seit 1973 ist Emden Fachhochschulstandort.

Bekannt ist Emden zudem als Geburtsort der Komiker Otto Waalkes und Karl Dall, die durch ihr Wirken den sprichwörtlichen Ostfriesenwitz stark geprägt haben. Insbesondere „Otto“ hat seiner Heimatstadt durch Filme und Musikalben zu größerer Bekanntheit verholfen.

Geografie

Geografische Lage

Emsmündung

Emden liegt im Nordwesten Deutschlands in der historischen Landschaft Ostfriesland und ist die westlichste Hafenstadt Deutschlands. Die Seehafenstadt befindet sich nahe der Mündung der Ems in die Nordsee, südlich der Stadt liegt zudem die Bucht Dollart. Der Emder Hafen liegt 38 Seemeilen von der Emsmündung bei Borkum entfernt. An der Knock, die den westlichsten Punkt des Emder Stadtgebietes bildet, befindet sich der südwestlichste Punkt der ostfriesischen Halbinsel.

Nahe gelegene, größere Städte sind Oldenburg (gut 70 Kilometer ostsüdöstlich), Bremen (gut 110 Kilometer ostsüdöstlich), Groningen (gut 50 Kilometer westsüdwestlich – die Strecke per Bahn oder Auto ist allerdings deutlich länger, da der Dollart umfahren werden muss) sowie Wilhelmshaven (gut 60 Kilometer ostnordöstlich).

Die Landesplanung des Landes Niedersachsen weist Emden als Mittelzentrum aus. Das Einzugsgebiet variiert je nach der zu beobachtenden Funktion. Als Einkaufsstadt versorgt Emden im wesentlichen die umliegenden Gemeinden, einige davon auch nur teilweise, da hier eine Konkurrenz zu den Städten Aurich und Leer besteht. Letztgenannte haben den Vorteil, dass ihr Einzugsgebiet in alle Himmelsrichtungen reicht, während im Süden und im Westen von Emden die Ems und der Dollart die natürliche Grenze des Einzugsgebietes bilden. Ähnliches gilt für medizinische oder beratende Dienstleistungen. Als größte Stadt Ostfrieslands hat Emden trotz seiner (als Einkaufsstadt) ungünstigen Lage dennoch eine wichtige Funktion im Einzelhandel Ostfrieslands.

Als Arbeitsort hingegen hat die Stadt eine überragende Bedeutung für die gesamte Region Ostfriesland und teilweise auch darüber hinaus. Das kulturelle Programm wird – zumindest bei einzelnen Veranstaltungen, etwa manchen Konzerten in der Nordseehalle – auch von Gästen besucht, die im Umland von Oldenburg, im mittleren bis südlichen Emsland oder im Nordosten der Niederlande wohnen. Zudem ist Emden oft Ziel von Touristen, die ihren Urlaub an der Küste verbringen und sich die kulturellen Sehenswürdigkeiten der Stadt anschauen.

Tabelle I: Flächennutzung im Jahre 2001
Nutzung Fläche in ha
Bebaute Fläche 3.532
davon Wohnbaufläche 971
davon gemischte Baufläche 133
davon gewerbliche Baufläche 1.738
davon Sonderbauflächen (bes. Hafenanlagen) 689
Gemeinbedarfsfläche 113
Verkehrsfläche 267
davon Straßenverkehr 141
davon ruhender Verkehr 2
davon Bahnanlagen 95
davon Luftverkehr 31
Grünflächen 692
davon Parkanlagen 281
davon Kleingärten 68
davon Sportplätze 105
davon Friedhöfe 23
davon sonstige Grünflächen 215
Wasserfläche 770
Landwirtschaftsfläche 5.869
Gesamtfläche 11.243

Geologie

Das gesamte Stadtgebiet Emdens liegt in der Marsch. Weite Teile der Stadtfläche im Westen Emdens wurden erst im 19. und 20. Jahrhundert eingepoldert und gelten als sehr fruchtbar. Auch darüber hinaus wurden viele landwirtschaftliche Flächen im Osten wie im Westen der Stadt im 20. Jahrhundert mit Schlick überspült, der bei Ausbaggerungen der Ems gewonnen wurde. Nach Trocknung dieser Flächen erfuhren diese nochmals eine Aufwertung, da der Schlick – um etwas anderes handelt es sich auch beim Polderboden nicht – als wertvoller Boden gilt. Diese Praxis wird auch derzeit noch fortgesetzt.

Im Rahmen des Küstenschutzes wird Emden durch Deiche vor Sturmfluten der Nordsee geschützt. Daher verläuft zwischen der Knock im äußersten Westen und der Hafeneinfahrt der Seedeich und von der Hafeneinfahrt bis zur östlichen Grenze Emdens der Emsdeich im Emder Süden entlang. Neben künstlichen Gewässern wie Hafen, Kanälen und Sielen stellen einige hier auch als Tief bezeichnete Flüsse die erforderliche Entwässerung des nur geringfügig über Normalnull liegenden Stadtgebiet sicher. Die höchsten Erhebungen sind die künstliche im Mittelalter angelegte, zirka 7,5 Meter hohe Warft, auf der die Stadt entstand, sowie die gut 15 Meter hohe Mülldeponie, die seit Mitte 2006 zu einem Landschaftspark umgestaltet wird.

Gewässer

Emden ist eine Stadt des Wassers. 770 Hektar Wasserfläche gibt es innerhalb der Grenzen. Ein Gutteil davon besteht aus Hafenbecken, jedoch verlaufen auch rund 150 Kilometer Kanäle durch das Stadtgebiet. Teile des Kanalnetzes sind natürliche Gewässerläufe, der Großteil hingegen ist künstlich geschaffen worden – etwa der Emder Stadtgraben, der zusammen mit dem Emder Wall einen Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlagen bildete, oder für die Schifffahrt angelegte Kanäle wie der Ems-Seitenkanal und der Ems-Jade-Kanal. Zudem liegen zwei Seen, das Uphuser Meer und das Bansmeer, auf dem Gebiet der Stadt Emden, an einen weiteren (Hieve bzw. Kleines Meer) grenzt die Stadt an. Alle Seen sind über Kanäle mit dem Emder Hafen und dem ostfriesischen Wasserstraßennetz verbunden, wobei auf dem als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Bansmeer Fahrverbot besteht. Das Knockster Tief verbindet Emden mit den Kanälen nördlich von Emden, das Fehntjer Tief und der Ems-Jade-Kanal mit den Kanälen östlich von Emden. Über den Ems-Jade-Kanal und weitere Abzweigungen ist eine Fahrt bis nach Oldenburg und zur Weser möglich – abschnittsweise jedoch nur mit Booten ohne höhere Aufbauten wegen niedriger Brücken. Der Emder Hafen mit der Großen Seeschleuse und der Nesserlander Schleuse bildet dabei den Durchlass von der Binnenschifffahrt zur Seeschifffahrt.

Klima

Klimadiagramm von Emden[1]

Emden steht hauptsächlich im direkten Einfluss der Nordsee. Im Sommer sind die Tagestemperaturen tiefer, im Winter häufig höher als im weiteren Inland. Das Klima ist insgesamt von der mitteleuropäischen Westwindzone geprägt.

Nach der Klimaklassifikation von W. Köppen befindet sich Emden in der Einteilung Cfb.

  • Klimazone C: Warm-Gemäßigtes Klima

Die Temperatur des kältesten Monats liegt zwischen +18 und −3 °C.

Das durchschnittliche Jahrestemperaturmittel liegt bei 8,6 °C. Die wärmsten Monate sind Juli und August mit einem Monatstemperaturmittel von 16,6 °C. Der kälteste Monat ist der Januar mit 0,8 °C im Monatsdurchschnitt.

Die Niederschlagsmenge innerhalb eines Jahres liegt in Emden bei 781 mm. Der regenreichste Monat ist der Juli mit 94 mm, der regenärmste Monat ist der März mit 41 mm.

Im Jahr scheint in Emden die Sonne insgesamt 1547,4 Stunden. Die größte Chance auf Sonne bekommt man im Mai. In diesem Monat sind es 212,1 Stunden Sonnenschein. Das Gegenteil im Dezember: Dann scheint die Sonne lediglich 36,7 Stunden lang.

Ausdehnung des Stadtgebiets

Die maximale Länge von Nord nach Süd beträgt 7,7 Kilometer. Die Ausdehnung von West nach Ost beträgt maximal 20,4 Kilometer, die Stadt erstreckt sich in voller Breite entlang der Ems. Die Gesamtlänge der Stadtgrenze beträgt landseitig 43,0 Kilometer. Die Gesamtfläche beträgt 112,43 Quadratkilometer, die sich wie in oben stehender Tabelle zusammensetzen.[2] Die vergleichsweise geringe Einwohnerdichte von 461 Einwohnern pro Quadratkilometer und der hohe Anteil an Landwirtschaftsflächen ergeben sich aus der Kommunalreform des Jahres 1972: Damals wurden die Dörfer Wybelsum, Logumer Vorwerk, Twixlum und Petkum mit ihrem Umland (siehe Stadtgliederung) eingemeindet. Weite Teile der Flächen im Osten und im Westen der Stadt sind daher landwirtschaftlich geprägt.

Nachbargemeinden

Unmittelbar angrenzende Gemeinden von Nordwest nach Ost im Uhrzeigersinn: Krummhörn, Hinte, Südbrookmerland und Ihlow (alle Landkreis Aurich) sowie Moormerland (Landkreis Leer). Im Süden sowie im Westen wird Emden unmittelbar von der Ems und dem Dollart begrenzt. Am gegenüberliegenden Ufer der Ems bzw. des Dollarts befinden sich die Gemeinden Jemgum und Bunde (Landkreis Leer) sowie niederländisches Gebiet, darunter die Stadt Delfzijl und die Gemeinde Reiderland. Ein Sonderfall ist die Insel Borkum: Diese gehört politisch zum Landkreis Leer. Die einzige Verbindung zum deutschen Festland führt aber über Emden, weshalb die Seehafenstadt als Schulstandort, aber auch für Dienstleistungen und die Versorgung mit Gütern eine wichtige Funktion für die Insel einnimmt.

Die intensivsten Beziehungen bestehen zwischen Hinte und Emden. Hinte ist eine Vorortgemeinde, die im Wesentlichen als Schlafgemeinde dient. Der städtebauliche Übergang ist fließend. Bei der Kommunalreform 1972 war diskutiert worden, ob das heutige Gebiet der Gemeinde Hinte komplett nach Emden eingemeindet werden sollte, dies wurde jedoch verworfen. Ähnlich eng sind die Beziehungen zwischen der Gemeinde Krummhörn und Emden, auch wenn die Krummhörn (so die umgangssprachliche Bezeichnung) im Tourismus ein eigenes wirtschaftliches Standbein hat. Einwohner beider Gemeinden nutzen jedoch in der Mehrzahl Emden als Arbeits- und Einkaufsort sowie die Freizeit-Infrastruktur der Stadt.

In etwas weniger starker, aber immer noch signifikanter Form gilt diese Verflechtung auch für andere, nahe gelegene Teile des Landkreises Aurich sowie die Gemeinde Moormerland im Landkreis Leer.

Stadtgliederung

Emden hat 26 Stadtteile, die jedoch in der städtischen Einwohnerstatistik nicht alle separat aufgeführt, sondern teils zusammengefasst sind. In den vergangenen Jahrzehnten erfolgten drei Mal größere Eingemeindungen: 1928, 1945 und 1972. Besonders durch die bislang letzten Eingemeindungen im Zuge der niedersächsischen Gemeindereform 1972 wurde die Stadtfläche erheblich vergrößert.

Das Stadtzentrum lässt sich in folgende Viertel unterteilen: Altstadt, Behördenviertel, Bentinkshof, Boltentor, Groß-Faldern und Klein-Faldern. Die drei größten Stadtteile sind laut Statistik der Stadt Emden das Stadtzentrum (rund 8700 Einwohner), Barenburg (rund 7000 Einwohner) und Borssum/Hilmarsum (rund 6100 Einwohner).

Das Stadtzentrum Emdens ist – im Vergleich zu vielen anderen ähnlich großen oder größeren Städten – durchaus stark bevölkert. Ein Grund hierfür ist in der Wiederaufbauphase nach dem Krieg zu suchen: Viele niedergebombte Geschäftshäuser – davon kleinere Häuser, in denen Geschäft und Wohnung unter einem Dach vereint waren – wurden in der Wiederaufbauphase durch reine Wohnbauten ersetzt. Im südlichen Teil des Stadtzentrums beginnt bereits der Emder Hafen mit kleineren Umschlagplätzen und Werften.

Der Emder Hafen ist mehreren Stadtteilen zuzuordnen: Port Arthur/Transvaal, Borssum, (Kolonie) Friesland und Stadtzentrum.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte der Stadt Emden

Mittelalter

Die Geschichte der Stadt Emden beginnt um das Jahr 800. In dieser Zeit wurde an der Mündung der Ems eine friesische Handelssiedlung gegründet. Die erste urkundliche Bezeugung der Emder Seefahrt stammt aus dem Jahre 1224, als ein Emder Handelsschiff in London erwähnt wird. Bis in jene Zeit handelte es sich allerdings lediglich um eine kleinere Siedlung, die auf einer Warft angelegt war.

Der Name der Stadt rührt von der Einmündung des Flüsschen Ehe (oder Aa) her, der damals auf dem heutigen Gebiet der Stadt in die Ems mündete. Aus der Lage an dieser Mündung (regional Muhde genannt) ergab sich der Name Amuthon, aus dem im Mittelalter zunächst Emuthon, dann Embden und schließlich Emden wurde.

Im 14. und 15. Jahrhundert geriet die Handelsstadt Emden in stetige Konflikte mit der mächtigen Hanse, da von Emden und anderen Orten in Ostfriesland wie Marienhafe) aus die Seeräuber um Klaus Störtebeker unterstützt wurden. Folge dieses Konfliktes war die mehrfache Besetzung Emdens durch hanseatische (vor allem hamburgische) Kräfte. Die Hamburger zogen erst 1447 endgültig wieder aus Emden ab.

Frühe Neuzeit

Emden um 1575

Der Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit kann für Emden auf das Jahr 1495 datiert werden: In jenem Jahr verlieh König (später Kaiser) Maximilian I. der Stadt Emden ihr Stadtwappen: das Engelke up de Muer (Engelchen auf der Mauer), das noch heute das Wappen der Stadt ziert. Zugleich wurde der Stadt das Stapelrecht eingeräumt, d. h. alle Schiffe, die auf der Ems an Emden vorbeifuhren, hatten zunächst drei Tage lang ihre Waren in der Stadt feilzubieten. Von diesem Privileg profitierte Emden bis zur Abschaffung des Stapelrechts im 17. Jahrhundert. Ein herber Rückschlag für den Emder Handel ereignete sich in Gestalt der Cosmas-und Damian-Flut 1509: Verlief die Ems bis zur Flut noch in einem nordwärts geschwungenen Bogen an der Stadt vorbei, so suchte sie sich nach der Sturmflut einen geradlinigen Weg in den Dollart und weiter zur Nordsee: Der Emder Hafen drohte langsam, aber sicher zu verlanden. Die Freihaltung des Fahrwassers gestaltete sich schwierig und kostspielig.

Nichtsdestoweniger entwickelte sich Emden in den folgenden Jahrzehnten zu einer blühenden Stadt. Dies war zum einen der Tätigkeit der Emder Kaufleute und Reeder geschuldet, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts aber vor allem einer politischen Entwicklung: dem Unabhängigkeitskampf der Niederländer gegen die Spanier im Achtzigjährigen Krieg. Von den Spaniern vertriebene und verfolgte Kaufleute, Reeder und Handwerker siedelten sich in der nächstgelegenen neutralen Hafenstadt an – und das war Emden.

Das Emder Rathaus um 1880

Die neuen Handelsverbindungen, die die Niederländer quasi mitbrachten, bedeuteten für Emden zeitweise den Aufstieg zu einer der wichtigsten Hafenstädte Nordeuropas. Zugleich entwickelte sich Emden durch das Wirken Johannes á Lascos und weiterer reformierter Theologen zu einer wichtigen Stadt des Calvinismus, was Emden zeitweise den Beinamen „Genf des Nordens“ eintrug. Der Reichtum der Stadt um 1600 erlaubte es, die Ems durch einen Leitdamm wieder in das alte Flussbett zurückzuführen. Der Damm hielt bis 1616. In jener Phase wurde zudem der Emder Wall angelegt, der die Seehafenstadt als einzigen Ort in Ostfriesland vor der Einnahme durch Truppen im Dreißigjährigen Krieg bewahrte. Darüber hinaus wurde eine Vielzahl von Bauwerken errichtet – sakrale wie profane. Zu nennen sind hier vor allem das Rathaus (1574–1576), das Hafentor (1635) und die reformierte Neue Kirche (1643).

Johannes Althusius

Ausdruck des bürgerlichen Selbstbewusstseins jener Zeit war die Emder Revolution, in deren Zuge der ostfriesische Graf Edzard II. in die Nachbarstadt Aurich vertrieben wurde. Der 1604 zum Stadtsyndikus berufene Rechtsgelehrte Johannes Althusius stärkte in den folgenden Jahrzehnten noch die Stellung der Stadt, insbesondere gegenüber den Grafen und den Nachbarstädten. Emden war zu jener Zeit zwar nicht de jure eine freie Reichsstadt. Mit den Niederlanden als Schutzmacht im Rücken und weitgehender Unabhängigkeit vom ostfriesischen Grafenhaus war Emden allerdings de facto eine freie Reichsstadt. Kappelhoff (1994, s. Literatur) hat dafür den Begriff quasiautonome Stadtrepublik geprägt.

1648–1918

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges und der Rückkehr der Niederländer allerdings zeigte sich, dass die Boomphase vorbei war. Die Rückkehr der Exilanten und mit ihnen die Handelsverbindungen und das Kapital führten zu einem empfindlichen Aderlass im Emder Seehandel. Das Engagement des Kurfürstentums Brandenburg, das an der Hafenstadt als Basis für überseeische Expeditionen ein reges Interesse hatte, änderte daran nicht viel. Der Emder Ostasiatischen Handelskompanie des Kurfürstentums war nur ein kurzes Leben beschieden. Gleichwohl war die Stadt die treibende Kraft hinter der Annexion Ostfrieslands durch Preußen im Jahre 1744, als der letzte ostfriesische Graf kinderlos gestorben war. Die preußischen Jahre brachten einen – wenn auch bescheidenen – wirtschaftlichen Aufschwung.

In der Zeit der Napoleonischen Kriege gehörte Emden – wie die ganze ostfriesische Halbinsel – zeitweise zum Königreich der Niederlande, später zum Kaiserreich Frankreich. Nach dem Wiener Kongress trat Preußen schließlich Emden und Ostfriesland an das Königreich Hannover ab – als Ausgleich für den Erwerb ehemals polnischer Landstriche. Die Hannoversche Zeit brachte der Stadt – vom Bau der Hannoverschen Westbahn 1854/1856 abgesehen – nur wenige wirtschaftliche Impulse.

Aufnahme vom Besuch Kaiser Wilhelm II. am 2. Juli 1902 zur Einweihung des neuen Emder Hafens

Dies änderte sich nach den deutschen Einigungskriegen rapide. Die Autarkiebestrebungen des Deutschen Reiches in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der sich abzeichnende Aufstieg des Ruhrgebietes zum industriellen Ballungszentrum eröffneten auch dem Emder Seehafen neue Chancen, war er doch vom Ruhrgebiet aus der nächstgelegene inländische Seehafen. Die Transportwege gen Süden wurden vor allem durch den Bau des Dortmund-Ems-Kanals und weiterer Kanäle deutlich verbessert. Durch großzügige Einpolderungen im Bereich des Hafens entstanden Flächen, auf denen in den folgenden Jahrzehnten Industriebetriebe angesiedelt wurden. Der wichtigste war zu jener Zeit die 1903 gegründeten Nordseewerke. Weitere, wichtige Infrastrukturmaßnahmen dieser Jahrzehnte waren der Bau der Nesserlander Schleuse (Inbetriebnahme 1888) und vor allem der Großen Seeschleuse (1913), zu jener Zeit die weltgrößte ihrer Art mit einer Binnenlänge von 260 Metern. Damit wurde der tideabhängige Emder Hafen auch für große Schiffseinheiten erreichbar. Kohle aus dem Ruhrgebiet und Eisenerz retour waren die wichtigsten Umschlagsgüter jener Zeit. 1882 wurde die erste Kabelverbindung zwischen Deutschland und den USA von Emden nach Coney Island/New York City in Betrieb genommen. Außerdem war die Emder Heringsfischerei zu jener Zeit von großer Bedeutung. Die Nordseewerke bauten im Ersten Weltkrieg eine Vielzahl von Schiffen für die Reichsmarine.

Nach 1918

Siehe auch: Ostfriesland zur Zeit des Nationalsozialismus

Die Zeit zwischen den Weltkriegen war in Emden – korrespondierend mit der Entwicklung in der Weimarer Republik – von wirtschaftlichen Nöten im Zusammenhang mit der Inflation von 1923 und der Weltwirtschaftskrise nach 1929 geprägt. Auch die Machtergreifung der Nationalsozialisten und die Ausschaltung politischer Gegner erfolgte ähnlich rasch wie anderenorts im Deutschen Reich. Durch das Aufrüstungsprogramm Nazi-Deutschlands wurden auf den Werften eine Vielzahl von Militärschiffen gebaut, während der Krieges vor allem U-Boote. Im Zweiten Weltkrieg erfolgten eine Reihe von Luftangriffen auf die wichtige Industrie- und Hafenstadt, die zunächst jedoch keine großen Zerstörungen anrichteten. Dies änderte sich am 6. September 1944 – bis heute der Tag der größten Katastrophe in der Geschichte Emdens. Alliierte Bombereinheiten zerstören rund 80 Prozent der Innenstadt und damit fast die gesamte historische Bausubstanz der vergangenen Jahrhunderte. Alliierte Bodentruppen erreichten die Stadt Anfang Mai 1945. Im Laufe des Krieges fielen 2127 Emder Soldaten. [3] Zudem wurden 408 Emder Bürger, Zwangsarbeiter und Wehrmachtsangehörige bei Bombenangriffen getötet. Während der NS-Zeit wurden 465 jüdische Bürger ermordet.

Der Wiederaufbau der stark zerstörten Stadt zog sich bis in die frühen 1960er Jahre hin – noch zu Beginn jenes Jahrzehnts gab es in der Stadt Barackenlager, in denen ausgebombte Personen wohnten – zumal die Stadt trotz der Zerstörungen auch Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten aufgenommen hatte.

Das Wirtschaftswunder ging an der Stadt dennoch nicht vorbei: So wurden nach der Genehmigung durch die Besatzungsmächte bereits Anfang der 1950er Jahre wieder Seeschiffe auf den Werften gebaut. Die bis heute wichtigste Industrieansiedlung erfolgte mit der Grundsteinlegung 1964: das Volkswagenwerk Emden. Hier wurde ab 1965 der VW Käfer produziert, seit 1977 der VW Passat. Mit der Kommunalreform des Jahres 1972 wurde das Emder Stadtgebiet erheblich erweitert und erreichte seine heutige Größe. Darunter befand sich neben ausgedehnten landwirtschaftlichen Flächen auch das Industriegebiet Rysumer Nacken an der Knock, wo seit 1977 Erdgas aus norwegischen Nordsee-Feldern angelandet wird.

Der Wiederaufbau der Stadt und die Versorgung mit Wohnungen war Ende der 1960er Jahre im Wesentlichen abgeschlossen, wozu auch der Bau von höhergeschossigen (bis zu elf Etagen) Mietshäusern beitrug – vornehmlich durch den gewerkschaftseigenen Konzern Neue Heimat. Beginnend in den 1970er Jahren, wurde auch die kulturelle Infrastruktur der Stadt erheblich ausgebaut: Es entstanden das Neue Theater, die Nordseehalle, die Fachhochschule und weitere Einrichtungen. In den 1980er Jahren kam unter anderem die Kunsthalle hinzu, in den 1990ern die Johannes-a-Lasco-Bibliothek.

Siehe auch: Einwohnerstatistik der Stadt Emden

Politik

Rathaus

Stadtrat

Der Rat der Stadt besteht aus 42 Ratsfrauen und Ratsherren. Hinzu kommt als stimmberechtigtes Mitglied kraft Amtes der Oberbürgermeister. Die Stadt Emden ist seit Jahrzehnten eine Hochburg der SPD.

Der seit 1986 amtierende, zunächst ehrenamtliche und seit 1998 hauptamtliche Oberbürgermeister von Emden ist Alwin Brinkmann von der SPD. Seit der Kommunalwahl im September 2006 ist er der dienstälteste Oberbürgermeister Niedersachsens.

Vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Kommunalwahl 2001 hatte die Sozialdemokratische Partei Deutschlands – mit Ausnahme einer kurzen Periode in den 1950ern – stets eine absolute Mehrheit der Stimmen bei den Wahlen zum Rat der Stadt. Diese Mehrheit lag teils auch bei mehr als 60 Prozent der abgegebenen, gültigen Stimmen. Die Kommunalwahl 2001 konnte daher als kommunalpolitische Zäsur begriffen werden, da die Emder SPD „nur“ noch 39,5 Prozent der Stimmen erhielt. Zugleich erreichte die Emder FDP eines der besten Wahlergebnisse der Partei in Niedersachsen. Bei der Kommunalwahl im September 2006 eroberten die Sozialdemokraten jedoch die Mehrheit zurück. Die FDP verlor bei dieser Wahl zwar deutlich, liegt mit dem Ergebnis aber immer noch über dem Landesdurchschnitt der Partei bei der Wahl. Umgekehrt schnitten die Christdemokraten im Landesvergleich deutlich unterdurchschnittlich ab.

Das amtliche Endergebnis der Kommunalwahl am 10. September 2006 (mit Vergleichszahlen zur Kommunalwahl vom 9. September 2001):[4]

Vorlage:Highlight1 |Partei Vorlage:Highlight1 |anteilige
Stimmen
Vorlage:Highlight1 |Änderung Vorlage:Highlight1 |Sitze Vorlage:Highlight1 |Änderung
SPD 54,1 % +14,6 23 Sitze +5
CDU 19,3 % −7,0 8 Sitze −3
FDP 15,1 % −9,2 6 Sitze −4
Bündnis 90
Die Grünen
7,7 % +0,0 3 Sitze 0
Linke 3,8 % +1,6 2 Sitze +2

Vertreter in Landtag und Bundestag

Der Landtagswahlkreis besteht aus der Stadt Emden sowie den benachbarten Gemeinden Krummhörn und Hinte im Landkreis Aurich. Im Niedersächsischen Landtag (Legislaturperiode bis 2008) sind derzeit drei Abgeordnete aus dem Wahlkreis vertreten. Das Direktmandat gewann bei der Wahl 2003 der Sozialdemokrat Hans-Dieter Haase. Er ist seit 1998 Mitglied des Landtages. Über die Landesliste seiner Partei zog der FDP-Abgeordnete Roland Riese erstmals in den Landtag ein. Als „Nachrücker“ zog im Herbst 2005 der Christdemokrat Reinhard Hegewald in den Landtag ein, ebenfalls erstmalig.

Bei der Landtagswahl 2003 ergaben sich folgende Verhältnisse:[5]

Vorlage:Highlight1 |Partei Vorlage:Highlight1 |Erststimmen Vorlage:Highlight1 |Kandidat Vorlage:Highlight1 |Zweitstimmen
SPD 52,3 % Haase 51,9 %
CDU 32,0 % Hegewald 30,6 %
Bündnis 90
Die Grünen
7,8 % Stolz 7,4 %
FDP 5,8 % Riese 7,4 %
PDS 1,0 % Thon 0,7 %
Partei
Rechtsstaatlicher
Offensive
1,1 % Möhle 1,0 %

Der Bundestagswahlkreis Aurich/Emden umfasst die Stadt Emden und den Landkreis Aurich. Bei der jüngsten Bundestagswahl im Herbst 2005 wurde der Sozialdemokrat Garrelt Duin direkt gewählt. Mit einem Zweitstimmen-Ergebnis von 55,9 Prozent gelang der SPD im Wahlkreis Aurich/Emden das beste Ergebnis in Deutschland. Außerdem wird der Wahlkreis von dem Bündnisgrünen Thilo Hoppe aus Aurich vertreten. Dieser zog bei der Wahl über die Landesliste in den Bundestag ein.

Bei der Bundestagswahl 2005 ergaben sich folgende Ergebnisse:[6]

Vorlage:Highlight1 |Partei Vorlage:Highlight1 |Erststimmen Vorlage:Highlight1 |Kandidat Vorlage:Highlight1 |Zweitstimmen
SPD 58,3 % Duin 55,9 %
CDU 27,1 % Reinders 24,9 %
Bündnis 90
Die Grünen
6,2 % Hoppe 6,2 %
FDP 3,1 % Kunz 6,2 %
Die Linke/PDS 3,9 % Moll 4,5 %

Wappen

Das Emder Wappen wurde der Stadt im Jahre 1495 nach langem Bitten und Zahlung von hohen Gebühren von König Maximilian I. verliehen. Das Wappen trägt den Namen „Engelke up de Muer („Engel auf der Mauer“) und ist in den Stadtfarben (Gold, Rot, Blau) gehalten. Die blauen Wellen ganz unten symbolisieren Emdens Verbundenheit und Nähe zur Ems, die damals noch direkt an der Stadt vorbei floss. Die Mauer in der Mitte steht für die Sicherheit und den Schutz, den Emden bot, sowohl durch die Emsmauer, welche Emden von der Ems trennte, als auch für die riesige Wallanlage die rings um die Stadt verläuft. Der goldene Engel ist dem ehemaligen Wappen der Cirksena-Familie nachempfunden, der damals herrschenden Adelsfamilie der Stadt. Dabei handelt es sich übrigens nicht etwa um einen „echten“ Engel, sondern um eine Harpyie, einen weiblichen Unheilsdämon mit Flügeln und Krallen aus der griechischen Mythologie, in der Heraldik auch als „Jungfrauenadler“ bekannt.

Städtepartnerschaften und Patenschaften

Fregatte Emden, aufgenommen südlich von Kreta

Mit folgenden Städten ist Emden eine Städtepartnerschaft eingegangen:

Vorlage:Border London Borough of Hillingdon im Vereinigten Königreich seit 1961
Vorlage:Border Archangelsk in Russland seit 1989
Vorlage:Border Prenzlau in Deutschland (Brandenburg) seit 1990

In jüngerer Zeit haben einzelne Lokalpolitiker wiederholt die Partnerschaften mit Prenzlau und Hillingdon in Frage gestellt, zuletzt im Mai 2006 Vertreter der CDU-Fraktion im Stadtrat. Sie schlugen stattdessen vor, Kontakte zu Hafenstädten, mit denen die Stadt Emden wirtschaftlich verbunden ist, zu intensivieren.

Die Partnerschaft mit Prenzlau diente vor allem der Hilfe bei der Reorganisation der Kommunalverwaltung in der brandenburgischen Stadt nach der Wende und ist seitdem nach Ansicht der Kritiker deutlich „erlahmt“. Widerspruch regte sich von Seniorenorganisationen, die auf weiterhin gepflegte Kontakte verwiesen.

Die Kritik, dass die älteste Partnerschaft, also diejenige mit Hillingdon, nicht mehr so intensiv verfolgt wird wie noch vor zehn bis zwanzig Jahren, blieb hingegen ohne größeren Widerspruch in der Öffentlichkeit.

Mit Archangelsk hingegen findet ein reger Austausch statt, insbesondere auf wissenschaftlichem Niveau mit der dortigen Universität.

Emden ist zudem die offizielle Patenstadt der gleichnamigen Fregatte der Deutschen Marine. Das 1983 in Dienst gestellte Schiff ist das fünfte einer deutschen Marine, das diesen Namen trägt – und das erste, das auch in Emden gebaut wurde, nämlich bei den Nordseewerken.

Religion und Kirche

Christentum

Neue Kirche (1648), evangelisch-reformiert

Emden ist überwiegend protestantisch, geprägt durch die Aufnahme von protestantisch-calvinistischen Glaubensflüchtlingen aus den Niederlanden in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Sie war Ort berühmter theologischer Disputationen und galt lange Zeit als „Genf des Nordens“. In den folgenden Jahrhunderten nahm – vor allem durch Zuwanderung – die Zahl der Lutheraner zu, die inzwischen gegenüber den Reformierten die Mehrheit stellen.

Nach einer Statistik aus dem April 2005 leben etwa 16.800 Menschen evangelisch-lutherischer Konfession in Emden. Es gibt lutherische Kirchengemeinden in Borssum, Petkum sowie vier weitere Gemeinden, die verschiedene Gebiete der zentralen Stadtteile abdecken

Evangelisch-reformiert sind demnach etwa 16.000 Gläubige. Reformierte Kirchen stehen in Larrelt, Logumer Vorwerk, Twixlum, Wybelsum, Marienwehr, Jarssum, Uphusen, und Wolthusen. Dazu kommen die Neue Kirche und die nicht mehr für Gottesdienste genutzte Große Kirche im Stadtzentrum, früher die moederkerk (ndl. Mutterkirche) des nordwesteuropäischen Calvinismus (mehr dazu im Artikel Geschichte der Stadt Emden). Neben den reformierten Gemeinden gibt es auch eine altreformierte Gemeinde in Emden. Sie wurde 1856 gegründet und feierte somit 2006 ihr 150-jähriges Bestehen.

Nach der Reformation wurde erst 1803 wieder eine katholische Kirche gebaut. Im April 2005 lebten etwa 4300 Katholiken in der Stadt, die in einer Gemeinde mit zwei Gotteshäusern organisiert sind.

Die Emder Mennonitengemeinde ist weltweit eine der ältesten ihrer Art. Sie stammt ebenfalls aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und geht indirekt auf das Wirken des Täuferführers Melchior Hofmann zurück. Nach eigenen Angaben hat die Gemeinde 125 Mitglieder.

Die Baptistengemeinde wurde 1902 als verfasste Gemeinde gegründet. Eine ihrer Keimzellen war die hugenottische „Gemeinde unter dem Kreuz“, von der ein Teil sich dem baptistischen Tauf- und Gemeindeverständnis zuwandte – darunter ihr Prediger de Haan.

Judentum

Hauptartikel: Jüdische Gemeinde Emden

Die 1834–1836 erbaute Synagoge der jüdischen Gemeinde wurde am 9. November 1938 zerstört. Das jüdische Waisenhaus, die jüdische Volksschule und das jüdische Altersheim wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Erhalten ist nur ein jüdischer Friedhof. Es leben heute kaum noch Menschen jüdischen Glaubens in Emden, die Religion wird daher auch nicht öffentlich praktiziert.

Siehe auch: Geschichte der Juden in Ostfriesland, Liste der ehemaligen ostfriesischen Synagogen.

Sonstige/Konfessionslose

Die Statistik aus dem April des Jahres 2005 gibt eine Zahl von etwa 13.600 Menschen an, die nicht einer der drei großen christlichen Konfessionen angehören. Dazu zählen neben den Konfessionslosen auch Mitglieder der oben genannten Freikirchen, wie auch Moslems und Mitglieder anderer Glaubensgemeinschaften. Alle kirchlich gebundenen und ungebundenen Einwohner zusammengerechnet, ergibt sich eine kleine Differenz zur Gesamteinwohnerzahl des Aprils 2005, die sich aus unterschiedlichen Erhebungsmethoden oder -zeitpunkten erklären dürfte.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Siehe auch: Bauwerke in der Stadt Emden

Theater, Museen und Bibliotheken

Panoramaaufnahme Kunsthalle Emden

Die Kunsthalle in Emden geht auf eine Initiative des gebürtigen Emders Henri Nannen zurück. Die Planungen begannen 1983, am 3. Oktober 1986 wurde die Kunsthalle vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker eröffnet. Der Sammlungsschwerpunkt liegt auf Bildern der Neuen Sachlichkeit und des deutschen Expressionismus.

Das Ostfriesische Landesmuseum befindet sich im von 1574 bis 1576 durch den Antwerpener Stadtbaumeister Laurens van Steenwinckel errichteten Emder Rathaus. Es wurde am 6. September 2005 – dem 61. Jahrestag der Zerstörung der Stadt im Bombenkrieg – nach zweijähriger (Um-)Bauzeit und Erweiterung wiedereröffnet. Das Landesmuseum ist ein Regionalmuseum mit dem Schwerpunkt Emden/Friesland/Europa. Im Landesmuseum ist eine große Sammlung von Harnischen sowie Hieb- und Stichwaffen der frühen Neuzeit ausgestellt. Es handelt sich dabei um die größte in städtischem Besitz befindliche Sammlung Europas.

Die Johannes á Lasco-Bibliothek in den Ruinen der Großen Kirche wurde 1995 nach dreijähriger (Um-)Bauzeit eröffnet. Sie geht auf das Archiv und die seit 1559 bestehende Büchersammlung der reformierten Gemeinde Emden zurück und dient als öffentliche Bibliothek mit dem Schwerpunkt reformierter Protestantismus. Benannt wurde die JALB nach dem polnischen Theologen und Reformator Jan Laski, genannt Johannes á Lasco, der zwischen 1540 und 1555 in Emden wirkte. Die Bibliothek wird in der Rechtsform einer Stiftung betrieben und wurde im Jahre 2001 vom Deutschen Bibliotheksverband und der Zeit-Stiftung zur Bibliothek des Jahres gewählt.

Das 1986 eröffnete Otto-Huus zeigt den Werdegang des im Emden geborenen Komikers Otto Waalkes. Diverse Devotionalien werden ausgestellt, zudem sind Ausschnitte aus Veranstaltungen des Komikers zu sehen und zu hören.

Das Leben in den Bunkern der Stadt während des Zweiten Weltkriegs dokumentiert das Bunkermuseum. Es wurde am 6. Mai 1995 eröffnet (siehe auch Bunker in Emden).

Feuerschiff Amrumbank

Im Ratsdelft sind drei Museumsschiffe vertäut. Das Feuerschiff Amrumbank, gebaut 1915 auf der Meyer Werft in Papenburg, war 1984 das erste der Museumsschiffe im Ratsdelft. Das Schiff war ab 1917 als „schwimmender Leuchtturm“ auf mehreren Positionen in der Nordsee im Einsatz. Die Amrumbank beherbergt ein schifffahrtshistorisches Museum mit dem Schwerpunkt Seezeichentechnik. Auf dem Logger Stadt Emden wird die Geschichte der Heringsfischerei anschaulich dargestellt. Der Seenotkreuzer Georg Breusing nahm am 23. Dezember 1988 seinen „letzten Liegeplatz“ im Ratsdelft ein. Der Rettungskreuzer der DGzRS wurde 1963 in Dienst gestellt und bis 1988 auf der Station Borkum eingesetzt.

Die Pelzerhäuser in der Pelzerstraße Nr. 11 und 12

An der Pelzerstraße in der Altstadt Emdens befinden sich die Pelzerhäuser, eine Außenstelle des Ostfriesischen Landesmuseums. Es handelt sich dabei um zwei Häuser, gelegen an der Pelzerstraße Nummer 11 und 12. Das Pelzerhaus 11 ist ein dreigeschossiges, 1909 in Anlehnung an den aus dem 16. Jahrhundert stammenden Vorgängerbau neu errichtetes Wohngebäude mit wieder verwendeten Originalteilen. Beim Pelzerhaus 12, erbaut in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, sind nur noch die dreigeschossige Backsteinfassade mit Volutengiebel erhalten. Das zugehörige Haus wurde 1983 durch einen Neubau ersetzt. Sie gehören zu den ältesten Häusern der Stadt.

Das Neue Theater Emden bietet etwas mehr als 600 Plätze und wurde in den frühen 1970er Jahren errichtet. Es liegt im so genannten Kulturviertel, in dem sich auch die Veranstaltungshalle Nordseehalle befindet. Im Neuen Theater werden Theaterstücke und Konzerte gegeben. Die Friesenbühne bietet Plattdeutsches Theater und verfügt über eine eigene Bühne im Stadtteil Groß-Faldern. In wechselnden Abständen finden in Emden Freilufttheater-Veranstaltungen statt.

Weitere Bauwerke

Das Emder Hafentor wurde 1635 vom Emder Stadtbaumeister Martin Faber erbaut. Es ist eines von mehreren künstlerisch bedeutenden Stadttoren, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts errichtet wurden - und das einzig erhalten gebliebene. Allerdings wurden im Laufe der Jahrhunderte mehrfach Restaurierungen vorgenommen, so dass der jetzige Zustand zwar den Originalzustand zeigt, jedoch keine ursprünglichen Materialien mehr aufweist. Auf dem Torbogen steht der lateinische Sinnspruch „Et pons est Embdae et portus et aura deus“ („Gott ist für Emden Brücke, Hafen und Segelwind“).

Die Neue Kirche der evangelisch-reformierten Gemeinde wurde in den Jahren 1643 bis 1648 von dem Emder Stadtbaumeister Martin Faber erbaut. Sie ist der Noorderkerk in Amsterdam nachempfunden.

Die Kesselschleuse ist die einzige Rundkammerschleuse Europas, die vier Wasserstraßen miteinander verbindet, und daher ein einzigartiges Bauwerk. Die in den 1880er Jahren erbaute Schleuse steht unter Denkmalschutz und erfüllt noch heute eine wichtige Funktion im Wasserstraßennetz Emdens.

Das Gödenser Haus am Roten Siel, rechts der Turm der Neuen Kirche, links der Emder Fernsehturm

Nach den schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg haben sich nur noch spärliche Reste der historischen Wohnbebauung erhalten. Den besten Eindruck vom alten Emden vermittelt das weitgehend verschont gebliebene Stadtviertel Klein-Faldern mit vorwiegend kleinbürgerlichen Häusern. An Einzelbauten hervorzuheben sind das Gödenser Haus und weitere Wohnhäuser. Das Gödenser Haus ist ein zweigeschossiges Backsteinhaus im Specklagensystem mit jüngerem Krüppelwalmdach. Es wurde 1551 errichtet und ist damit eines der ältesten Gebäude Emdens. Es dient seit 1985 als Studentenwohnheim.

Jüngeren Datums sind die Häuser an der Torumer Straße und Wilgumer Straße. Die beiden Straßenzüge bilden den Ausgangspunkt der Entwicklung des Stadtteils Port Arthur/Transvaal, die im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts begann. Viele der kleinen, geduckten Gebäude, typisch für eine Arbeitersiedlung, sind noch weitgehend in ihrem Ursprungszustand erhalten. Ebenfalls zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand der Wasserturm der Stadt. Das Jugendstil-Gebäude nahe des Bahnhofs ist 42 Meter hoch.

Im Emder Stadtgebiet existierten in früheren Zeiten eine Reihe von Mühlen, bei denen es sich zumeist um Holländermühlen handelte. Die älteste stammt aus dem Jahre 1732 und steht im Stadtteil Larrelt. Die weiteren Mühlen befinden sich auf dem Wall im Stadtzentrum und im Stadtteil Tholenswehr.

Im Stadtgarten unweit des Rathauses befindet sich ein Denkmal zu Ehren des früheren Oberbürgermeisters Leo Fürbringer. Es ist in Gestalt eines Brunnens angelegt. Fürbringer, Oberbürgermeister von 1878 bis 1913, machte sich sehr um den Ausbau des Emder Hafens in jener Zeit verdient. Am Siel und Schöpfwerk Knock im äußersten Westen Emdens stehen die Denkmäler von Friedrich dem Großen und dem Großen Kurfürsten. Bis zum Kriege hatten sie vis-à-vis des Rathauses gestanden. Beide Monarchen haben sich um Ostfriesland verdient gemacht: der Große Kurfürst durch die Förderung des Seehandels in Emden, Friedrich II. durch die Urbarmachung von Mooren und den Küstenschutz.

Als Wahrzeichen Emdens gelten aus früheren Jahrhunderten das Rathaus (wenn es sich auch nach der Kriegszerstörung um einen Neubau handelt) und das Hafentor. Aus dem Industriezeitalter sind der Wasserturm und der Bockkran der Nordseewerke zu nennen.

Grünanlagen

Siehe auch: Emder Wall
Emder Wall

Emden liegt in der Marsch und ist daher nur sehr spärlich natürlich bewaldet. 1999 wurde daher damit begonnen, auf landwirtschaftlichen Grundstücken im Norden Emdens an der Grenze zur Gemeinde Hinte einen Stadtwald anzulegen. Dieser soll der Naherholung dienen, aber auch ein Beitrag zur Klimaverbesserung werden.

Größte und älteste Grünanlage der Stadt ist der Emder Wall. Ursprünglich als Verteidigungsanlage erbaut, erfüllt der Wall heute eine Naherholungsfunktion. Er wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts zur Verteidigung der damals sehr wohlhabenden Stadt errichtet und bestand früher aus elf Zwingern (fünfeckigen Bastionen), die sich nahezu ringförmig um die Stadt legten. Im frühen 19. Jh. wurden auf den Anhöhen Windmühlen errichtet, von denen noch drei stehen. Heute sind von den einstmals elf Zwingern noch acht übrig.

Der Zentralfriedhof der Stadt, gelegen zwischen den Stadtteilen Tholenswehr und Wolthusen, ist insbesondere in seinem älteren Teil parkähnlich angelegt. Ein weiterer Park ist der Burgplatz in der Innenstadt auf dem Gelände der mittelalterlichen und später geschleiften Burg. Der Stephansplatz im Stadtteil Groß-Faldern wurde im Bett einer nach dem Krieg mit Trümmerschutt verfüllten Gracht, dem Brauersgraben, angelegt und ist neben dem Burgplatz der zweite zentrumsnahe Park. Im Jahr 2006 wurde mit der Umgestaltung der früheren städtischen Mülldeponie zu einem Landschaftspark begonnen. Auf dem Gelände soll die dann mit mehr als 15 Metern höchste Erhebung Emdens entstehen. In Emden gibt es darüber hinaus sieben Schrebergarten-Anlagen.

Veranstaltungen und Freizeit

Konzerte vor größerem Publikum finden in der Nordseehalle mit einem Fassungsvermögen von bis zu 5500 Personen statt. Hinzu kommen Konzerte vorwiegend im Bereich Rock/Pop im Kulturzentrum Alte Post. Konzerte, Theaterstücke, Revuen und festliche Veranstaltungen werden im Neuen Theater gegeben. Das Forum der örtlichen Volkshochschule in deren Gebäude dient vor allem für Vorträge, Diskussionsrunden und Konzerte vor kleinerem Publikum. In der Johannes á Lasco-Bibliothek sowie in den Kirchen, darunter insbesondere in der Neuen Kirche und der Martin Luther-Kirche, finden darüber hinaus Konzerte statt – vorwiegend klassische Musik, in den Kirchen auch Gospel-Konzerte. Die Bibliothek dient darüber hinaus für festliche Veranstaltungen wie etwa Preisverleihungen. 2005 ist der zum sogenannten Kulturbunker umgebaute Bunker im Stadtteil Barenburg als Veranstaltungsraum hinzugekommen. Im Frühjahr und Sommer gibt es an vielerlei Orten Freiluftveranstaltungen.

Einmal im Jahr finden das Matjesfest, das Delftfest und das Emder Filmfest im Frühjahr und Sommer statt. Im Juli und August wird zum Musikalischen Sommer Ostfriesland/Groningen eingeladen – stets mindestens eines der Klassik-Konzerte wird in Emden gegeben. Im Spätsommer gibt es vor Kneipen in der Innenstadt diverse Konzerte (u. a. die Reihe Summer In The City). Im September wird seit dem 19. Jahrhundert das Schützenfest gefeiert, das allerdings auf deutlich ältere Traditionen zurückgeht. An einem Freitag zu Beginn des Novembers findet seit Ende der Achtziger Jahre die Blues Night in verschiedenen Emder Innenstadt-Kneipen statt. Der Emder Weihnachtsmarkt befindet sich seit wenigen Jahren zum Teil auf einem Ponton im Ratsdelft (Schwimmender Weihnachtsmarkt).

Blick vom Rathausturm auf den Ratsdelft, wo das Matjesfest und das Delftfest stattfinden

Mit dem Matjesfest, das in der Emder Innenstadt rund um das Rathaus und den Ratsdelft stattfindet, würdigen die Emder die Geschichte der Heringsfischerei ihrer Stadt. Das Delftfest (meist im Juli) war bis in die 1990er Jahre das Stadtfest Emdens. Durch die Einbeziehung des Ratsdelftes soll der maritime Charakter der Stadt hervorgehoben werden. Eine große Anzahl an historischen Schiffen sowie Booten von Freizeitkapitänen legt dann im Ratsdelft an. Dazu wird ein Unterhaltungsprogramm „rund ums Wasser“ geboten. Das Internationale Filmfest Emden-Aurich-Norderney (meist Anfang/Mitte Juni) hat sich seit seiner Gründung 1990 als das größte Filmfestival Niedersachsens etabliert. Es wurde in seinen Anfangsjahren besonders vom deutschen Regisseur Bernhard Wicki gefördert. Federführend bei der Ausrichtung des Filmfestes ist die Volkshochschule Emden. Nach deren Angaben liegen die Besucherzahlen seit mehreren Jahren konstant über 20.000.

In Emden sind zwei Kinos zu finden. Das traditionsreichere, Ende der 1920er Jahre errichtete Apollo-Kino mit drei Sälen war bis zu Beginn dieses Jahrzehnts das einzige Kino der Stadt. Zu Beginn dieses Jahrzehnts wurde zudem in Bahnhofsnähe ein Multiplex-Kino der CineStar-Gruppe errichtet. Dieses Kino hat sechs Säle mit insgesamt 927 Plätzen.

Durch viele erhalten gebliebene Bunker der Stadt bieten sich gute Übungsbedingungen für die lokale Musikszene. Das Nachtleben der Stadt spielt sich vor allem rund um den Neuen Markt ab. Emden hat eine überdurchschnittlich hohe Kneipendichte.[7] Aus jener Zeit, in der die Schiffsbesatzungen bei Hafenaufenthalten noch länger an Land verweilten, haben sich auch mehrere Freudenhäuser im Hafen und in der Innenstadt erhalten. Obwohl die Liegezeiten der Schiffe (und damit auch die Landgänge der Besatzungen) in den vergangenen Jahrzehnten stets kürzer geworden sind, existieren viele jener Häuser noch heute.

Kulinarische Spezialitäten

Grünkohlgericht mit Pinkel, Kassler und Speck

Als traditioneller wenn auch ehemaliger Seefischereistandort gehört Fisch zu den kulinarischen Spezialitäten Emdens. Hier ist insbesondere der Matjes zu nennen, der in verschiedenen Verarbeitungsformen dargereicht wird. Auch Krabben, die beispielsweise im nahe gelegenen Greetsiel angelandet werden, gehören zu den Spezialitäten. Die zahlreichen Binnengewässer sind ebenfalls fischreich, so dass selbst gefangener und zubereiteter Fisch auch oft auf der Speisekarte steht. Beliebt ist dabei das Räuchern des Fisches.

Im Winter wird gerne Grünkohl – bevorzugt mit Pinkel, Kochwurst, Kassler und Speck – gegessen. Ein Klarer (Korn) gehört dazu. Kohlessen sind oft Bestandteil einer Boßeltour.

Sprache

In Emden wird Ostfriesisches Platt gesprochen. Wie in anderen Städten und Gemeinden Ostfrieslands auch, hat die Zahl der Sprecher gerade unter den Jüngeren allerdings abgenommen. Zudem gibt es in Emden im Vergleich zu anderen ostfriesischen Kommunen (besonders Landgemeinden) überdurchschnittlich viele Menschen, die nicht mit dem Plattdeutschen aufgewachsen sind und es kaum oder gar nicht sprechen – zurückzuführen zum einen auf die Fachhochschule, zum anderen auf die Unternehmen, wo viele Studenten und Beschäftigte arbeiten, die nicht gebürtig aus Ostfriesland stammen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Siehe auch: Wirtschaft in der Stadt Emden, Emder Hafen

Hafen, Industrie und Energie

Emder Produkt: VW Passat (hier die neueste Baureihe B6)
Emder Produkt: Fregatte Hessen der Deutschen Marine bei der Ausrüstung (2004)

In Emden befindet sich ein Seehafen an der Mündung der Ems in die Nordsee. Es handelt sich dabei um den westlichsten Seehafen Deutschlands. Der Hafen hatte bereits um 1600 große Bedeutung, die aber in den folgenden Jahrhunderten abnahm. Seit dem späten 19. Jahrhundert erfolgten ein großzügiger Ausbau und Industrieansiedlungen.

Der drittgrößte Autoverladehafen Europas in Emden schlägt fast ausschließlich Fahrzeuge des Volkswagen-Konzerns um. Hinzu kommen unter anderem Forstprodukte, Baustoffe und zunehmend auch Windenergieanlagen. Außerdem besteht ein Fährverkehr nach Borkum.

Größter Arbeitgeber in Emden ist das ansässige VW-Werk. Gemessen an der Zahl der Beschäftigten handelt es sich um den größten industriellen Produktionsstandort westlich von Bremen und nördlich des Ruhrgebietes. Das Werk zählt mehr als 9000 Beschäftigte. Das Werk nahm nach neunmonatiger Bauzeit 1965 die Produktion auf, zunächst mit dem VW Käfer. Hier lief 1978 der letzte in Deutschland produzierte Käfer vom Montageband. Seit 1978 wird im Emder Werk der VW Passat produziert, die Fabrik ist das Leitwerk für dieses Modell. Neben der Limousine wird auch das Kombi-Modell Variant in Emden hergestellt, letzteres ausschließlich in der Seehafenstadt. Im Industriepark Frisia, auf dem Gelände einer abgerissenen Erdölraffinerie vor den Toren des VW-Werkes, haben sich inzwischen mehrere Zulieferfirmen angesiedelt. Zweitgrößter industrieller Arbeitgeber in Emden und drittgrößter in Ostfriesland nach VW und Enercon sind die ThyssenKrupp Nordseewerke.

Neben den Industrie-Beschäftigten auf den Werften und im VW-Werk gibt es noch eine Reihe anderer Unternehmen in der Stadt, vornehmlich des Bausektors, des Maschinenbaus und der Lebensmittelindustrie. Es existiert noch eine kleine Zahl an fischverarbeitenden Betrieben. Zudem gibt es eine Anzahl von Schiffsausrüstungsbetrieben und anderen Werftzulieferern, darunter im Bereich der Navigations- und Kommunikationstechnik (siehe auch unten: Unternehmen und Behörden).

Datei:WindenergieLarrelterPolderSonnenuntergang150106.jpg
Windenergieanlagen im Larrelter Polder, die über den Dächern Emdens zu sehen sind

Im Westen der Stadt steht laut Betreiber einer der größten (on-shore-)Windparks Europas. Enercon fertigt zudem in einem Betontürme-Fertigteilewerk im Emder Hafen, das 2005 seinen Betrieb aufgenommen hat. Im Westen Emdens befindet sich seit Mitte der 1970er Jahre eine Erdgas-Anlandestation. Diese empfängt das Gas aus norwegischen Feldern in der Nordsee. Damit wird über Emden ein wesentlicher Teil des deutschen Gas-Importes angeliefert.

Im Frühjahr 2006 hat der Energiekonzern E.ON das Kraftwerk Emden 4 (Leistung 400 MW) wieder in Betrieb genommen. Zuvor war das in den 1950er Jahren entstandene Kraftwerk einige Jahre lang vom Netz genommen worden. Basis ist weiterhin Erdgas. Zudem gibt es seit 2005 ein Biomasse-Kraftwerk (20 MW) im Emder Hafen.

Dienstleistungen und Tourismus

In den vergangenen Jahren wurde auch der Tourismus als Standbein entwickelt. Dabei herrschen Tagestouristen vor, die im Zuge eines Urlaubes an der Küste Emden besuchen. Die Touristen besuchen dabei vor allem die kulturellen Einrichtungen Emdens. Des Weiteren wurde (und wird) insbesondere der Wassertourismus ausgebaut. Beim Fahrradtourismus arbeitet die Stadt eng mit den umliegenden Kreisen zusammen. Die Ausweisung von Ferienwohnungen und Ferienhäusern sowie die Errichtung des Parkhotels Upstalsboom in Emden sind wirtschaftliche Zeichen der touristischen Entwicklung. Ein Campingplatz befindet sich in der Nähe des Seedeiches an der Knock. Emden liegt an den folgenden Rad- und Fernwanderrouten: North Sea Cycle Route, Dollardroute und Dortmund-Ems-Kanal-Route.

Neben den sonstigen Dienstleistungen einer kreisfreien Stadt hat Emden eine wichtige Funktion im Einzelhandel Ostfrieslands. Hier befindet sich auch das Dollart-Center, größtes Einkaufszentrum der Region. In der Seehafenstadt gibt es zudem eine Anzahl von Reedereien.

Die Emder Stadtverwaltung beschäftigt zirka 800 Menschen. Zudem gehören noch die im folgenden aufgeführten Unternehmen zu wichtigen (öffentlichen) Arbeitgebern. Dabei handelt es sich um öffentliche Unternehmen - also solche, deren Eigentümer die Stadt Emden ist. Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aufgeführt sind lediglich die wichtigeren Behörden und Betriebe. Die Sparkasse Emden hatte 2004 nach eigenen Angaben eine Bilanzsumme von 644 Millionen Euro und knapp 240 Mitarbeiter.

Die Stadtwerke Emden GmbH (SWE) übernehmen die Versorgung mit Gas, Wasser, Strom und Fernwärme im Emder Stadtgebiet. Strom wird zu einem kleineren Teil selbst mit Windenergieanlagen im Emder Stadtgebiet gewonnen, zum deutlich größeren Teil aber extern eingekauft. Weitere Tochterunternehmen der Stadtwerke und damit letztlich der Stadt Emden sind SVE (Stadtverkehr Emden GmbH), die den ÖPNV mit Bussen innerhalb des Stadtgebiets sicherstellen, sowie FPE (Flugplatz Emden GmbH), die den örtlichen Flugplatz betreiben.

Das Hans-Susemihl-Krankenhaus (HSK) ist die einzige Emder Klinik und eine gemeinnützige GmbH (gGmbH) der Stadt Emden.

Weitere wichtige (nicht-städtische) öffentliche Arbeitgeber mit einer teils dreistelligen Beschäftigtenzahl sind die Fachhochschule sowie mehrere Behörden, darunter das Finanzamt, das Gewerbeaufsichtsamt, das Amtsgericht, das Arbeitsgericht und das Wasser- und Schifffahrtsamt Emden (mit Außenstellen in Leer sowie auf Borkum und Norderney; zusammen 351 Beschäftigte).

Außerdem gibt es in der Seehafenstadt eine Niederlassung der landeseigenen Niedersachsen Ports GmbH (Hafenbetreiber) und die regionale Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg. Emden ist zudem Sitz und Namensgeber des Bezirkes Emden der Bundesagentur für Arbeit. Dieser umfasst die Stadt Emden, den Landkreis Aurich, den Landkreis Wittmund sowie die Stadt Borkum im Landkreis Leer.

Wirtschaftliche Kenndaten

Da das VW-Werk – gemessen an der Zahl der Beschäftigten – für Emden und weite Teile Ostfrieslands nach wie vor eine überragende Bedeutung hat, kann man von einer Monostruktur sprechen. Das Volkswagenwerk steht für den Großteil der Umsätze im produzierenden Gewerbe Ostfrieslands.

Die Wirtschaftskraft in Emden liegt dank der Industriebetriebe deutlich über dem Bundesdurchschnitt (folgende Zahlen stammen aus dem Jahre 2003 und sind Regis-Online, der Wirtschaftsdatenbank für Nordwestdeutschland entnommen, siehe Quellen). Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner betrug 38.995 Euro, das entsprach 151 Prozent des Bundesdurchschnitts. Die Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigem lag im produzierenden Gewerbe bei 65.136 Euro (120 Prozent des Bundesdurchschnitts), im Dienstleistungsbereich bei 45.690 Euro (89 Prozent des Bundesdurchschnitts) – ein klarer Hinweis auf Emdens Rolle als Industriestadt. Im Dienstleistungsbereich sind vor allem Hafendienstleistungen zu nennen. Obwohl der Anteil landwirtschaftlicher Flächen an der Gesamtfläche der Stadt mehr als 50 Prozent beträgt, spielt die Landwirtschaft für die Beschäftigtenzahl in der Stadt nur eine äußerst untergeordnete Rolle.

Emden weist einen deutlichen Einpendlerüberschuss auf. Die einpendelnden Beschäftigten stammen zumeist aus Ostfriesland, in geringerem Maße auch von weiter her. Besonders hoch ist der Anteil der einpendelnden Beschäftigten aus dem Landkreis Aurich. Von den 26.548 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Emden (Stand: 30. Juni 2004) pendelten 15.624 ein. Zugleich arbeiteten 2666 Einwohner Emdens jenseits der Stadtgrenzen, was einen Pendlerüberschuss von 12.958 Personen ergab. Aufgrund der Größe der Unternehmen sind das VW-Werk und die Nordseewerke das vorrangige Ziel der Einpendler.

Aktuell gibt es in Emden rund 28.600 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Emder Zeitung, 23. Dezember 2006). Bei einer Einwohnerzahl von zirka 51.700 liegt die Arbeitsplatzdichte in Emden damit bei überdurchschnittlichen 553 Arbeitsplätzen auf 1000 Einwohner. Eine aktuelle Studie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) führt Emden auf Rang 14 unter den deutschen Städten und Kreisen, wenn es um den Anteil des Pendlereinkommens am insgesamt erwirtschafteten Einkommen in der Stadt geht.

Trotz der hohen Arbeitsplatzdichte liegt die Arbeitslosenquote in der Stadt nicht nur klar über dem Durchschnitt der Bundesrepublik, sondern auch über dem Durchschnitt des Umlandes. So lag im Jahresmittel 2006 die Arbeitslosenquote im Bezirk Emden der Agentur für Arbeit (Stadt Emden, Landkreise Aurich und Wittmund, Stadt Borkum) bei 11,8 Prozent. Im Bereich der Geschäftsstelle Emden (Stadt Emden, Gemeinden Krummhörn und Hinte) lag sie bei 13,9 Prozent, in der Stadt Emden allein jedoch bei 14,6 Prozent. [8]

Verkehr

Schiene: Emden verfügt über mehrere Bahnhöfe für den Personen- und Güterverkehr. Als Personenbahnhof dienen der Emder Hauptbahnhof sowie der Bahnhof Emden Außenhafen in unmittelbarer Nähe des Borkum-Kais. Dort legen die Fähren nach Borkum ab.

Täglich fahren Intercitys in Richtung Köln (über Münster, Ruhrgebiet) sowie nach Berlin/Cottbus und Leipzig (über Bremen und Hannover). Regionalzugverbindungen bestehen nach Münster sowie über Oldenburg und Bremen nach Hannover. Einige derjenigen Züge, die in Emden enden, haben ihren Endhaltepunkt am Bahnhof Außenhafen, abgestimmt auf die Abfahrtzeiten der Borkumfähre. Die anderen enden am Hauptbahnhof.

Emden verfügt über einen kleineren ehemaligen Rangierbahnhof. Dieser Güterbahnhof dient heute nur mehr dem örtlichen Güterverkehr, insbesondere für den Schienentransport der in Emden verladenen Autos. Darüber hinaus gibt es einen Werksbahnhof des VW-Werkes mit einigen Rangier- und Verladegleisen. Im Hafen existieren ein eigener Hafenbahnhof und ein heute allerdings kaum noch genutzter Verladebahnhof am früheren Erzkai. Eine Vielzahl von Betrieben im Hafen verfügt über einen Gleisanschluss.

Die Eisenbahnstrecke von Emden nach Münster, in den 1850er Jahren angelegt (Hannoversche Westbahn), ist doppelgleisig gebaut. Wegen der Erztransporte per Bahn von Emden ins Ruhrgebiet wurde sie schon sehr früh für den Schwerstlastverkehr ausgelegt. Die Ostfriesische Küstenbahn zwischen Emden und Norddeich ist eingleisig.

Straße: Halbkreisförmig um Emden herum legt sich die Bundesautobahn 31 mit Anschlussstellen an verschiedenen Punkten der Stadt (insgesamt fünf). Diese Autobahn, die umgangssprachlich auch Ostfriesenspieß genannt wird, verbindet Emden und Ostfriesland mit dem Ruhrgebiet. Die A 31 wurde im Dezember 2004 komplett fertig gestellt. Der erste Abschnitt der A 31 nach Emden wurde 1976 gebaut. Die Bundesstraße 210 beginnt in Emden und führt in West-Ost-Richtung quer durch Ostfriesland nach Wilhelmshaven. In der Emder Innenstadt gibt es mehrere Fußgängerzonen. sowie ein Parkhaus mit 394 Einstellplätzen in Bahnhofsnähe. Tiefgaragen existieren wegen der Bodenverhältnisse in der Stadt nicht, alle anderen öffentlichen Parkmöglichkeiten sind ebenerdig.

ÖPNV und Fahrrad: Der ÖPNV in Emden wird mit Bussen sichergestellt. Neben den Stadtbuslinien der Stadtverkehr Emden GmbH (SVE), einer Tochterfirma der Stadtwerke Emden und damit letztlich der Stadt selbst, gibt es auch Verbindungen ins Umland, die von der Deutsche Bahn-Tochter Weser-Ems-Bus GmbH bedient werden. In Emden existieren Radwege an fast allen Hauptstraßen sowie eine Reihe Fahrradstraßen.

Flugverkehr: Die Stadt besitzt einen kleinen Flugplatz mit Linienverkehr zu allen Ostfriesischen Inseln sowie für den Geschäftsverkehr der ortsansässigen Unternehmen, insbesondere VW. Emden ist Sitz der OLT (Ostfriesische Lufttransport GmbH), die hier auch eine ihrer beiden Flugzeugwerften betreibt – die zweite, größere befindet sich in Bremen.

Katamaran der AG Ems am Borkumkai

Fähren: Es gibt einen Fähranleger im Emder Außenhafen. Von dort aus fahren täglich Fähren und Katamarane auf die Insel Borkum, zudem bestehen die technischen Kapazitäten für die Abfertigung größerer RoRo-Schiffe. Weitere Fähranleger für den Ausflugsverkehr befinden sich an der Knock und im Stadtteil Petkum.

Kanalverbindungen: Richtung Süden verbindet der Dortmund-Ems-Kanal den Hafen Emden via Münster mit dem Ruhrgebiet und dem Rhein, über den Mittellandkanal sind Magdeburg, Berlin, Dresden und Prag erreichbar. Als Ergänzung des Dortmund-Ems-Kanals und zur Entlastung der Schleusen im Emder Hafen dient der Ems-Seitenkanal von Emden zum emsabwärts gelegenen Ort Oldersum. Über den Ems-Jade-Kanal ist Emden mit Aurich und Wilhelmshaven verbunden. Der Ems-Jade-Kanal ist allerdings zum größten Teil nur noch für die Sportschifffahrt von Bedeutung. Lediglich der Transport von Baustoffen nach Aurich fällt noch ein wenig ins Gewicht.

Medien

In Emden erscheinende Tageszeitungen (außer sonntags) sind die Emder Zeitung (Marktanteil in der Stadt Emden nach eigenen Angaben zirka 70 Prozent) und die Lokalausgabe Emden/Norden der ostfrieslandweit erscheinenden Ostfriesen-Zeitung. Zudem gibt es das mittwochs und sonntags erscheinende Anzeigenblatt Heimatblatt/Sonntagsblatt, welches mittwochs als Heimatblatt erscheint, sonntags als Sonntagsblatt. Ein monatlich erscheinendes Anzeigenblatt ist Der Delftspucker.

In Emden befindet sich zudem die Hauptredaktion des Bürgerradios Radio Ostfriesland, weitere Redaktionen befinden sich in Aurich und Leer. Das Bürgerradio ist eines der 15 niedersächsischen Veranstalter von Bürgerrundfunk, wird aus öffentlichen Mitteln finanziert und hat seinen Emder Sitz im Gebäude der Volkshochschule.

2005 nahm der private lokale TV-Sender Friesischer Rundfunk (mit Sitz in Emdens Vorortgemeinde Hinte) seinen Betrieb auf und wird ebenfalls über das Kabelnetz verbreitet.

Bildung

Die Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven hat in Emden ihren Hauptsitz. Die Seehafenstadt ist einer von fünf Standorten der Hochschule, die anderen befinden sich in Oldenburg, Leer, Elsfleth und Wilhelmshaven.

Die damals noch eigenständige Fachhochschule Ostfriesland (inklusive Standort Leer) wurde 1973 gegründet. Die heutigen Gebäude im Stadtteil Constantia wurden – ebenso wie der gesamte Stadtteil selbst - Anfang der 1980er Jahre errichtet. Die Emder FH ist als Campus-Hochschule konzipiert. Kurz vor der Fusion mit den Fachhochschulen in Oldenburg, Wilhelmshaven und Elsfleth zum 1. Januar 2000 waren es bereits knapp 3000.

Am Standort Emden der Fachhochschule werden in erster Linie technische Studiengänge angeboten. Die Fachbereiche am Emder Standort sind Technik, Sozialwesen und Wirtschaft (mit Institut für Seefahrt in Leer). In Emden sind zirka 3500 Studenten eingeschrieben.

Es gibt in Emden zehn Grundschulen, eine Grund-, Haupt- und Realschule, zwei Hauptschulen, eine Haupt- und Realschule und eine Realschule. Zudem gibt es zwei Gymnasien: das Johannes-Althusius-Gymnasium (JAG) mit Außenstelle in Pewsum in der Nachbargemeinde Krummhörn und das Gymnasium am Treckfahrtstief (GaT). Dazu kommen die Berufsbildenden Schulen I und II, die größten ihrer Art in Ostfriesland. An den BBSen sind auch Fachgymnasien untergebracht. Weiterhin existieren eine Förderschule für Lernhilfe und geistig Behinderte.

Die Stadt Emden weist einen deutlichen Einpendlerüberschuss von mehreren Tausend Schülern auf, der Löwenanteil stammt aus dem Landkreis Aurich.

In Emden gibt es zudem eine Volkshochschule und eine Musikschule, beide Betriebe der Stadt Emden.

Sport

In Emden gibt es ein reges Sportleben. Der Anteil der Mitgliedschaften in Sportvereinen ist deutlich höher als im Durchschnitt des Landes Niedersachsen. Als populärste Sportart ist Fußball anzusehen. Durch die Nähe zum Wasser (auf See und auf den Binnengewässern) gibt es auch eine größere Zahl an Wassersportvereinen jeglicher Couleur und mit entsprechender Infrastruktur wie Marinas. Auch die Friesensportarten Boßeln und Klootschießen werden in Emden betrieben. Nicht unbedingt Teil des Vereinslebens, sondern vielmehr traditionell ein Teil des Alltags ist das Fahrradfahren. Im Emden gibt es ein ausgedehntes Radwegenetz.

Größtes Stadion der Stadt ist mit 7200 Plätzen das Embdena-Stadion des BSV Kickers Emden, das nach einem der Hauptsponsoren des Fußball-Regionalligisten benannt ist. Früher hieß das Stadion zunächst schlicht Kickers-Stadion, später Dr. Helmut Riedl-Stadion nach einem ehemaligen Präsidenten des Vereins. Bootshäfen und Marinas befinden sich unter anderem im Außenhafen, im Alten Binnenhafen, am Kleinen Meer (Hieve) und am Uphuser Meer sowie entlang von Kanälen, etwa am Ems-Seitenkanal und am Emder Stadtgraben. Seit dem Bau eines neuen, kombinierten Hallen- und Freibades (Friesentherme Emden, Eröffnung im Dezember 2006) verfügt Emden über drei Freibäder sowie ein Hallenbad. Eines der Freibäder (van Ameren-Bad) wird von einem gemeinnützigen Trägerverein betrieben, der das Bad von der Stadt übernahm, als dieses in den 1990ern geschlossen werden sollte.

Zu den stärker besuchten Sportveranstaltungen zählen die Heimspiele des BSV Kickers Emden, des Tischtennis-Regionalligisten Blau-Weiß Borssum sowie drei Laufveranstaltungen: der Matjes-Lauf, der während des Matjesfestes stattfindet, sowie der Silvesterlauf. Beide führen durch den Emder Hafen. Außerdem ist Emden Startpunkt des Ems-Jade-Laufes über zirka 72 Kilometer nach Wilhelmshaven. Die Strecke entlang des Ems-Jade-Kanals gilt wegen der kaum ausgeprägten Topografie als Deutschlands „flachster“ Ultramarathon.

Nach einer Erhebung des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik weist Emden die höchste Dichte an Mitgliedschaften in Sportvereinen unter den kreisfreien Städten Niedersachsens auf. Die Quote liegt auch deutlich höher als der Landesdurchschnitt. Mitgliedschaften ist in diesem Fall nicht gleichzusetzen mit Mitgliedern, da ein und dieselbe Person natürlich auch Mitglied in zwei oder mehr Sportvereinen sein kann.

In Emden gab es 2001 (Jahr der Erhebung) 19.679 Mitgliedschaften in Sportvereinen. Bezogen auf die Einwohnerzahl ergibt sich eine Mitgliedschaftsdichte von 384,47 auf 1000 Einwohner. Die entsprechenden Vergleichswerte betragen 362,59 (Landesdurchschnitt) oder beispielsweise 250,85 (Stadt Oldenburg), 193,84 (Hannover) und 273,24 (Delmenhorst). Sogar einige Landkreise, in denen die Mitgliedschaftsdichte aufgrund der eher dörflichen Strukturen meist höher ist, werden übertroffen. Im Zeitraum von 1991 bis 2001 erhöhte sich die Zahl der Mitgliedschaften in Emden um 2,5 Prozent.

Ausgewählte Vereine:

Datei:Wap16.gif
  • Kickers Emden – Fußball, Tischtennis. Gegründet 1946, 721 Mitglieder. Die Fußballer von Kickers Emden spielen seit der Saison 2005/2006 in der Regionalliga Nord (3. Liga) und sind damit der höchstrangig spielende Fußballclub Ostfrieslands. Nächstgelegene gleich- oder höherrangig spielende Clubs sind Werder Bremen (1. Bundesliga) sowie VfL Osnabrück und SV Wilhelmshaven (beide ebenfalls Regionalliga Nord).
  • Integrierter Sportverein Emden – Behindertensport, Tanzen, Turnen, Gymnastik, Leichtathletik, Schwimmen. Gegründet 1989, etwas mehr als 2000 Mitglieder und damit der größte Emder Sportverein. Der ISV hatte sich seinerzeit gegründet, um auch Menschen mit Behinderungen ein adäquates Sportprogramm bieten zu können und ist seither stark gewachsen. Im Verein treiben behinderte und nicht-behinderte Menschen gemeinsam Sport.
  • Blau-Weiß Borssum – Fußball, Handball, Volleyball, Tischtennis (Regionalliga/3. Liga), Leichtathletik. BW Borssum ist mit rund 1800 Mitgliedern der zweitgrößte Emder Sportverein.
  • Emder Turnverein – Turnen, Fechten, Basketball, Volleyball, Badminton, Kegeln, Moderner Fünfkampf, Faustball, Ballett, Behindertensport, Gymnastik, Tanzen, Tischtennis, Gewichtheben. Gegründet 1861 und damit älteste Sportverein Emdens. Der ETV ist mit 1729 Mitgliedern der drittgrößte Sportverein der Stadt. Aus der ehemaligen Fußballabteilung des ETV (seit den 1920er Jahren) ist nach dem Zweiten Weltkrieg der BSV Kickers hervorgegangen. Fußballer anderer Vereine stießen bei der BSV-Gründung 1946 hinzu.
  • Bezirksfischereiverband Ostfriesland (BVO) – Fischereisport. Gegründet 1914. Der BVO ist – gemessen an der Zahl der ausgegebenen Lizenzen – der größte Bezirksfischereiverband Deutschlands mit mehr als 9000 Mitgliedern. Der Einzugsbereich umfasst ganz Ostfriesland, einzelne Mitglieder stammen gar aus dem Nordosten der Niederlande. Die Zentrale befindet sich in Emden. Betrieben wird auch Casting. Der Emder Wiebold Visser gewann mit der deutschen Nationalmannschaft die Goldmedaille bei der Casting-Weltmeisterschaft in Irland.

Die Vereine sind im Stadtsportbund Emden zusammengeschlossen, der die Interessen der Vereine gegenüber der Stadt Emden vertritt.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Wolfgang Petersen
Otto Waalkes
Datei:Karl von Mueller.jpg
Kapitän Karl von Müller

Folgende bekannte Persönlichkeiten stammen aus Emden:

Ehrenbürger

Weitere Persönlichkeiten

Folgende Persönlichkeiten sind nicht in Emden geboren, haben aber dort gewirkt:

Bemerkenswertes

Leichter Kreuzer Emden 1930
  • „Emden“ ist auch der Name eines Meerestiefs im Philippinengraben. Das Emdentief wurde 1926 vom Leichten Kreuzer Emden der Reichsmarine gelotet und nach dem Schiff (und damit letztlich nach der Stadt) benannt. Bis 1945 galt das Emdentief als die tiefste Stelle der Ozeane, nach derzeitigem Wissensstand ist es das zehnttiefste aller Meerestiefs.
  • Emden war um 1600 eine äußerst wohlhabende Stadt, bedingt durch den Seehandel der Emder Kaufleute und durch den Zustrom niederländischer Glaubensflüchtlinge, darunter viele Kaufleute und Reeder. Emden galt zu jener Zeit als einer der wichtigsten Häfen Nordeuropas. Die in Emden registrierte Handelsflotte soll nach einigen (allerdings nicht nachgewiesenen) Quellen zeitweise diejenige Großbritanniens an Größe übertroffen haben. Nachgewiesen aus jener Zeit ist allerdings eine Bearbeitung des Faust-Themas durch den englischen Dichter Christopher Marlowe. Er schrieb 1592 seinen Dr. Faustus und ließ ihn einen Wunsch aussprechen: Ich wünsche mir die Herrlichkeit von Emden! (The signiority of Emden shall be mine!).[9]
  • Emder oder Emdener? Der Duden erlaubt offiziell zwei Varianten. Beide sind im sprachlichen Sinne korrekt. Die einzig akzeptierte Variante in der Stadt der Emder lautet allerdings Emder.[10]

Quellen

  1. Geoklima 2.1.
  2. Quelle: Niedersächsisches Landesamt für Statistik.
  3. http://www.bunkermuseum.de/a_z_frame_1.htm
  4. Quelle: NDR.
  5. Wahlkreis 93 Emden, Quelle: Niedersächsisches Landesamt für Statistik.
  6. Wahlkreis 25 Aurich/Emden, Quelle: Der Bundeswahlleiter.
  7. Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Statistische Monatshefte 5/2004.
  8. Emder Zeitung, 5. Januar 2007
  9. Claudi/Claudi (1982), S. 69 f.
  10. Ostfriesischer Kurier, 3. Juni 2005

Literatur

  • Kurt Asche: Bürgerhäuser in Ostfriesland. Verlag Soltau-Kurier, Norden 1992, ISBN 3-922365-39-6. Das Werk bietet weiterführende Informationen zu den wenigen erhalten gebliebenen Wohngebäuden Emdens aus vergangenen Jahrhunderten.
  • Marianne Claudi/Reinhard Claudi: Goldene und andere Zeiten – Emden, Stadt in Ostfriesland. Gerhard Verlag, Emden 1982, ISBN 3-88656-003-1. Eines der Standardwerke zur Geschichte der Stadt Emden bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.
  • Marianne Claudi/Reinhard Claudi: Die wir verloren haben – Lebensgeschichten Emder Juden. Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 1988, ISBN 3-925365-31-1. Eines der Standardwerke zur ehemaligen jüdischen Gemeinde in der Stadt Emden.
  • Reinhard Claudi (Hrsg.): Stadtgeschichten – Ein Emder Lesebuch 1495/1595/1995. Gerhard Verlag, Emden 1995, ISBN 3-9804156-1-9. Zum 500. Jahrestag der Verleihung des Stadtwappens herausgegebenes Werk mit Beiträgen mehrerer Autoren, die teils chronologisch, teils thematisch wichtige Aspekte und Zeitpunkte der Stadtgeschichte herausstellen.
  • Gunther Hummerich: Auf den Spuren einer Emder Straße. Cosmas und Damian Verlag, Emden 2000, ISBN 3-933379-02-4. Exemplarisch beschreibt der Autor anhand einer Straße im erhalten geblieben Stadtteil Klein-Faldern die Entwicklung dieses Viertels (insbesondere städtebaulich).
  • Gunther Hummerich/Wolfgang Lüdde: Der Wiederaufbau - Die 50er Jahre in Emden. Verlag Soltau-Kurier, Norden 1995, ISBN 3-928327-18-6. Anhand einer (fiktiven) Familiengeschichte, jedoch mit historisch belegten Fakten, wird der Wiederaufbau der stark zerstörten Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg beschrieben – auch viele Details zum Wirtschaftsleben jener Zeit.
  • Dietrich Janßen: 6. September 1944: Emden geht unter – Zerstörung und Kriegsende 1944–1945. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2004, ISBN 3-8313-1411-X. Anhand von Interviews mit Zeitzeugen sowie Dokumenten der Alliierten und der Wehrmacht werden der Bombenkrieg, der Tag der Zerstörung Emdens im Zweiten Weltkrieg sowie die Einnahme durch alliierte Truppen beschrieben.
  • Bernd Kappelhoff: Emden als quasiautonome Stadtrepublik 1611–1749. In: Deichacht Krummhörn (Hrsg.): Ostfriesland im Schutze des Deiches (Band 11), Pewsum 1994. Das Werk befasst sich mit der Stellung der Stadt Emden innerhalb Ostfrieslands und innerhalb des Reiches in jener Zeit.
  • Eckart Krömer: Kleine Wirtschaftsgeschichte Ostfrieslands und Papenburgs. Verlag Soltau-Kurier, Norden 1991, ISBN 3-922365-93-0. Das Buch bietet Informationen zur Emder Wirtschaft in vergangenen Jahrhunderten, insbesondere aber für den Zeitraum von der Industrialisierung bis zirka Mitte der 1980er Jahre.
  • Eberhard Rack: Kleine Landeskunde Ostfrieslands. Isensee Verlag, Oldenburg 1998, ISBN 3-89598-534-1. Das Werk liefert für den vorliegenden Artikel (unter anderem) Hintergrundinformationen zu behandelten Aspekten der Geografie.
  • Axel von Schack/Albert Gronewold (1994): Arbeit alleine, da wirst nicht von satt! – Zur Sozialgeschichte der Stadt Emden 1848–1914. Edition Temmen, Bremen 1994, ISBN 3-86108-233-0. Die Autoren haben die Industrialisierung der Stadt und die Anfänge der Emder Arbeiterbewegung beleuchtet.

Weblinks

Commons: Emden – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


Vorlage:Link FA