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Unkel

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Unkel ist eine Stadt im nördlichen Landkreis Neuwied in Rheinland-Pfalz (Deutschland). Sie befindet sich circa 20 Kilometer südlich des Stadtzentrums und drei Kilometer von der Stadtgrenze von Bonn entfernt am rechten Rheinufer und ist Sitz der gleichnamigen Verbandsgemeinde Unkel.

Bekannt geworden ist sie überwiegend durch ihren Ruf als Rotweinstadt und als Wohnsitz vieler bekannter Persönlichkeiten wie Willy Brandt, Stefan Andres und Annette von Droste-Hülshoff. Zur Bekanntheit beigetragen hat auch Ferdinand Freiligrath, der im Freiligrathhaus in Unkel sein Karriere begann.

Geografie

Der Rhein bei Unkel

Geographische Lage

Unkel liegt am östlichen Rhein-Ufer im Norden von Rheinland-Pfalz, am Rande des Siebengebirges, dem Beginn des Rheinischen Schiefergebirges. Die Stadt befindet sich im „Speckgürtel“ der Bundesstadt Bonn und ist knapp 15 Kilometer vom Bundesviertel entfernt, das durch die dort ansässigen Bundesministerien, -behörden, internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen und mehreren Global Playern einen Arbeitsplatzschwerpunkt mit erheblicher nationaler und internationaler Ausstrahlung darstellt.

Das 8,16 Quadratkilometer große Stadtgebiet umfasst den südlicheren Teil des auch als Naherholungsgebiet genutzten Siebengebirges sowie das östlich davon liegende Gebiet. Die höchste Erhebung im Stadtgebiet ist der Stux, der tiefste Bodenpunkt befindet sich am Rheinufer.

Unkel grenzt – von Norden im Uhrzeigersinn – an Rheinbreitbach, Bruchhausen, Windhagen, Linz, Erpel und Remagen.

Klima

Die Stadt befindet sich in der gemäßigten Klimazone. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 9,4 °C, die mittlere jährliche Niederschlagsmenge 678 mm.

Die wärmsten Monate sind Juni bis August mit durchschnittlich 17,2–18,8 °C und die kältesten Dezember bis Februar mit 0,3–1,1 °C im Mittel.

Der meiste Niederschlag fällt von Juni bis August mit durchschnittlich 71–79 mm, der geringste von Februar bis April mit 34–43 mm im Mittel.

Wappen

Datei:Coa of Unkel in Germany.png
Das Unkeler Wappen

Blasonierung:

Das Wappen zeigt ein schwarzes Kreuz, zwei gekreuzte Schlüssel und vier sechseckige Steine.

Das Unkeler Wappen geht auf das Siegel des 16. Jahrhunderts zurück. Am deutlichsten ist das Wappen auf dem Siegel von 1744 zu erkennen. Das schwarze Kreuz auf weißem Grund zeigt die Zugehörigkeit zu Kurköln. Die beiden Schlüssel stellen die Attribute des hl. Petrus dar. Die vier sechseckigen Punkte entsprechen dem sogenannten Unkelstein, der auf der anderen Rheinseite abgebaut wurde. Auf den alten Schöffenkannen von 1750 befindet sich eine der ältesten Darstellungen des Wappens, eine vereinfachte Version ist auf der Pumpe in der Pützgasse abgebildet. Erst im 19. Jahrhundert erhielt das Wappen seine heutige Form.

Geschichte

Der Name Unkel stammt wahrscheinlich aus dem Lateinischen (uncus = Bogen, Haken) beziehungsweise aus dem Fränkischen (angel = Bogen, Krümmung). Da der Rhein bei Unkel einen großen Bogen macht, wurde zunächst das ganze Gebiet rechts und links des Rheinbogens uncus genannt. Später wurden auch die anliegenden Siedlungen Unkel und Unkelbach so bezeichnet.

Fränkische Grabbeigaben aus dem 7. Jahrhundert, die 1900 und 1923 in Unkel entdeckt wurden, belegen, dass Unkel schon um 600 n. Chr. besiedelt war. Die erstmalige urkundliche Erwähnung im Goldenen Buch der Abtei Prüm fand am 26. Februar 886 statt. 943 wurde Unkel letztmalig als Prümer Besitz erwähnt.

Kölner Zeit (1000–1803)

Der Unkeler Gefängnisturm

Mitte des 11. Jahrhunderts ging Unkel in den Besitz der Kölner Kirche über. Der Kölner Erzbischof Anno II. schloss mit der ehemaligen Königin Polens einen Vertrag, wonach sich Unkel auf Lebzeiten in ihrem Besitz befinden sollte. Nach ihrem Tod 1063 fiel Unkel wieder an die Kölner Kirche zurück. Erzbischof Anno II. gab Unkel dann an das neugegründete Stift Maria ad Gradus, in dessen Besitz es bis 1803 verblieb. Die Schenkung wurde offiziell 1075 bestätigt. Das Stift war sehr bedeutend für die Entwicklung der Stadt.

Da die Orte der Umgebung für Graf Ruprecht und gegen den Landgrafen Hermann von Hessen gerichtet waren, wurde Unkel am 13. Januar 1475 von kaiserlichen Truppen eingenommen. Erzbischof Ruprecht wurde nach Westfalen versetzt und Hermann von Hessen neuer Erzbischof von Köln.

Als Folge der Kölner Stiftsfehde verbanden sich 1475 verschiedene Städte am Rhein unter der Führung der Stadt Linz zur Linzer Eintracht. 1535 gehörten dieser schon Linz, Remagen, Unkel, Erpel, Honnef (jetzt Bad Honnef), Königswinter und viele weitere Städte der Umgebung an. 1597 traten noch Leutesdorf, Ober- und Niederhammerstein, Brohl und Hönningen bei. Inhalt des Linzer Abkommens waren unter anderem die gegenseitige Hilfeleistung, wenn ein Ort des Bündnisses überfallen werden würde, die gegenseitige Erstattung der durch Angriffe entstandenen Kosten und die gegenseitige Anerkennung der Gerichtsurteile. Die Linzer Eintracht bestand den Unterlagen zufolge bis 1640 und geriet bald danach in Vergessenheit.

Unkel erhielt seine Stadtbefestigung im Jahre 1553. Die Rheinseite erhielt die stärkste Mauer, sie wurde von dem Gefängnisturm und dem Turm des Fronhofs geschützt. Beide Türme sind nicht mehr im Original erhalten; der Turm des Fronhofs wurde 1803 im neu-gotischen Stil komplett umgebaut, der Gefängnisturm erhielt um 1700 ein neues Dach im barocken Stil. Eine aus Mauern und Wassergraben bestehende Festungsanlage führte durch den Stadtkern, der Graben wurde vom Ursbach gespeist. Der Zugang zur Stadt wurde von zwei Stadttoren und mehreren Rheintoren geschützt. Die Stadttore und die Stadtmauern blieben bis in das 19. Jahrhundert erhalten, wurden jedoch 1823 abgerissen und versteigert, weil sie den Durchgangsverkehr behinderten.

Im Jahre 1578 wurde Unkel erstmalig in der Liste der kurkölnischen Städte aufgeführt. Eine förmliche Verleihung der Stadtrechte fand nie statt, deshalb wird dieses Datum als Stadtwerdung Unkels angesehen. Als Stadt war Unkel auch Mitglied des kurkölnischen Landtages, in den es einen Vertreter entsandte.

1583 war Unkel vom Kölner Krieg betroffen, überstand ihn aber ohne größere Schäden. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Unkel stark beschädigt, vor allem durch einen schwedischen Angriff im Jahre 1633. Außerdem gab es in Unkel viele Einquartierungs - und Kontributionskosten. Ein deshalb erbetener Pachtnachlass wurde jedoch abgelehnt.

Unkel in nassauischer Zeit (1803–1815)

Ansicht von Unkel im Jahre 1805

Das Herzogtum Nassau-Usingen hatte einige linksrheinische Besitztümer an Frankreich verloren und sollte nach dem Reichsdeputationshauptschluss vom 27. April 1803 als Entschädigung kurkölnische Besitzungen erhalten. Der Nassauische Fürst hatte jedoch schon im September 1802 von diesen Gebieten Besitz ergriffen. Unter der nassauischen Herrschaft waren die Rechte der Unkeler Bürger sehr eingeschränkt, so wurde Unkel die Gerichtsbarkeit entzogen, die Landstände wurden abgeschafft und die Heiratserlaubnis durfte nur noch das Linzer Oberamt erteilen.

Preußische Zeit (1815–1948)

Nach der Vertreibung Napoleons wurde das Rheinland am 8. Juli 1815 Preußen zugesprochen. Das katholisch geprägte Gebiet stand dem protestantischen Preußen zunächst ablehnend gegenüber. Unkel verlor seine Stadtrechte und wurde Sitz einer Bürgermeisterei. Es gehörte nun dem Kreis Linz an, der aber schon 1822 mit dem Kreis Neuwied zusammengeschlossen wurde. Preußen empfahl nach einer wirtschaftlichen Bestandsaufnahme, die Weinberge in Getreidefelder umzuwandeln. Die Unkeler standen diesem Ratschlag erst misstrauisch gegenüber, folgten dann jedoch den Empfehlungen. Durch seine romantische Lage zog Unkel viele Kölner Adelsfamilien, Dichter und Schriftsteller an.

Am 21. Oktober 1923 wurde in Aachen die Rheinische Republik ausgerufen. Ziel der Freien und unabhängigen Republik Rheinland war die Bildung eines an Frankreich grenzenden Reiches, das unabhängig vom Deutschen Reich sein sollte. Die ersten Separatisten rückten am 12. November 1923 in Unkel ein. Sie errichteten ihr Hauptquartier im Rathaus und durchsuchten das ganze Gebäude nach verwertbaren Gegenständen. Die Separatisten stellten Wachen auf und verhängten eine Ausgangssperre nach 19.00 Uhr. Einige Jugendliche leisteten aktiven Widerstand, wurden aber ergriffen und mussten erhebliche Misshandlungen hinnehmen. Kurz danach organisierte die rheinische Bevölkerung einen Widerstand. Es kam zur Abwehrschlacht im Siebengebirge, bei der die Separatisten völlig besiegt wurden.

Erster Weltkrieg (1914–1918)

Das Christinenstift ist jetzt ein Altenheim

Der Erste Weltkrieg wurde in Unkel wie in vielen anderen deutschen Städten zunächst mit patriotischer Begeisterung begrüßt. Die Reservisten fuhren mit der Bahn zu ihren Gestellungsorten. Eine Landwehrkompanie wurde in Unkel eingerichtet, die die Bahn, den Bahnhof, die Bahnunterführung, das Bürgermeisteramt und die Post- und Telegrafenstationen überwachte. Das Christinenstift wurde in ein Lazarett für mögliche Verwundete umfunktioniert. Weil viele Männer in den Krieg gezogen waren, herrschte bald ein Mangel an Arbeitskräften für die Bearbeitung der Felder und Weinberge. Deshalb mussten alte Männer und die Frauen auf den Feldern arbeiten, der Schulbesuch fiel aus, damit auch die Kinder auf den mithelfen konnten.

Im späteren Verlauf des Krieges wurden auch russische Kriegsgefangene aus dem Kriegsgefangenenlager in Wahn bei der Feldarbeit in Unkel eingesetzt. Da der erhoffte schnelle Sieg ausblieb und sich die Lebensmittelversorgung verschlechterte, stand die Unkeler Bevölkerung dem Krieg zunehmend skeptischer gegenüber; so gab es pro Person nur noch 150 Gramm Fleisch wöchentlich und 375 Gramm Kartoffeln am Tag. Da die Lebensmittel insgesamt sehr knapp waren, konnten viele Unkeler Einwohner nur überleben, weil sie in ihren Gärten Gemüse anbauten. Schüler der oberen Klassen konnten einen Teil des Schulgartens zum Gemüseanbau verwenden. Die Erträge wurden ihnen überlassen.

Weil viele Männer sich im Kriegseinsatz befanden, mussten Frauen und ältere Mädchen in Fabriken arbeiten, z. B. in der Pelzfabrik in Unkel oder der Munitionsfabrik in Troisdorf. Für die vielen Arbeiterinnen wurden Sonderzüge von Linz nach Troisdorf eingesetzt, die umgangssprachlich als Pulverzüge bezeichnet wurden.

Um den Kindern zu helfen, die durch die vorher nicht übliche Berufstätigkeit der Mütter zu verwahrlosen drohten, gründete Pfarrer Schwamborn im Jahre 1916 einen Verein, der ihnen warme Mahlzeiten und Brennholz zur Verfügung stellte.

Zur Finanzierung des Krieges wurden Kriegsanleihen gezeichnet. Bei mehreren Haussammlungen kamen in Unkel insgesamt 126.000 Reichsmark zusammen. Die Anleihen wurden nie zurückgezahlt.

Zeit des Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg (1933–1945)

Im Jahre 1930 wurde in Unkel eine Ortsgruppe der NSDAP gegründet, die jedoch vor der Machtergreifung Hitlers nur sieben Mitglieder hatte. 1933 waren es bereits 50. Nach der Machtübernahme wurde der Bürgermeister Unkels entlassen, da er sich nicht dem Nationalsozialismus unterordnen wollte. Es wurden auch alle Stadtratsmitglieder entlassen, die nicht mit den neuen Machthabern sympathisierten. Ab 1937 wurden Prozessionen verboten [1]. Geldsammlungen der Caritas durften nur noch in der Kirche und nicht mehr auf der Straße durchgeführt werden. Ein besonderes Ärgernis war, dass das Hetzblatt Der Stürmer in der Nähe der Schule aushing. Die seit Jahrzehnten leerstehende Unkeler Synagoge wurde am 10. November 1938 während der Novemberpogrome von zwei Unkelern angezündet, sie brannte vollständig nieder. Gegen die Brandstifter fand 1949 ein Gerichtsverfahren statt, sie wurden aber freigesprochen [1]. Der Pfarrer Joseph Vaassen wurde mehrmals wegen seiner regimekritischen Predigten zur Gestapo in Koblenz vorgeladen, außerdem wurde sein Haus durchsucht, er kam jedoch mit einem Verweis davon.

Die ersten Bomben auf Unkel fielen am 11. Dezember 1941, jedoch eher in dünnbesiedelte Gebiete. Die Glocken der Kirchen wurden 1942 eingeschmolzen und für die Rüstungsindustrie verwendet. Im Herbst 1944 wurde die Volksschule wegen ständiger Bombenangriffe geschlossen. Als das baldige Ende der nationalsozialistischen Herrschaft offensichtlich wurde, verbrannte man am 7. März alle Geheimakten des Amtes Unkel. Nach dem Übergang der Amerikaner über den Rhein am 7. März 1945 in Erpel-Remagen kamen am 8. März 1945 Teile der 99. US-Infanteriedivision in Unkel an. In Unkel selbst gab es kaum Widerstand, im Stadtteil Scheuren hatten sich jedoch einige Wehrmachtsangehörige verschanzt. Ein junger Soldat versuchte noch, mit einer Panzerfaust einen amerikanischen Panzer zu stoppen, er wurde jedoch sofort getötet. Die Amerikaner errichteten in Unkel einen Kommandoposten.

Nachkriegszeit

Nach der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 gerieten viele deutsche Soldaten in Gefangenschaft. Bei Remagen wurde ein Kriegsgefangenenlager errichtet. Unkel, das seit Anfang März ohne Strom gewesen war, erhielt am 9. Juli wieder Licht. Langsam normalisierte sich das Leben wieder, Hauptproblem war nun die Sicherstellung der Ernährung. Die mit Lebensmittelkarten rationierten Nahrungsmittel alleine reichten nicht zum Überleben aus. So waren viele Unkeler gezwungen, Schmuck und andere Wertgegenstände als Ersatzwährung gegen Eier, Butter und Speck bei den Bauern einzutauschen, da die Reichsmark praktisch wertlos war. Ab dem 21. September 1948 erhielten die Schulkinder in Unkel eine Schulspeisung, die durch amerikanische Spenden ermöglicht wurde. Es wurden täglich etwa 100 Liter Suppe für die Schulkinder im Christinenstift gekocht und an sie ausgegeben.

Am 22. Juli wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung das Schulkreuz, das in der Zeit des Nationalsozialismus verboten war, wieder aufgestellt. Nach dem Abzug der Amerikaner Ende Juli rückten französische Truppen in Unkel ein. Am 12. Oktober wurde die Schule in Unkel wieder eröffnet. Sie war wenig beschädigt worden, doch es gab nur noch Mobiliar für zwei Klassen, deshalb musste der Unterricht schichtweise stattfinden. Besonders in den beiden ersten Nachkriegswintern herrschte Not an Feuerholz und Nahrungsmitteln.

Demografie

Unkel ist wie das gesamte Rheinland katholisch geprägt. Etwa 55 % der Einwohner sind heute katholisch und 15 % evangelisch. 18 % der in Unkel wohnenden Menschen gehören einer anderen oder keiner Konfession an; circa 8 % sind Muslime. Der Ausländeranteil beträgt 10,29 %. Die Unkeler Bevölkerung ist von der Altersstruktur folgendermaßen verteilt: 22,5 % sind 0–19 Jahre alt, 51,1 % 20–59 Jahre und zu den über 60-Jährigen zählen 26,3 %.


Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1815 923 1970 3140
1835 1083 1975 3312
1871 1153 1980 3737
1905 1371 1985 4024
1939 2020 1990 4350
1950 2695 1995 4724
1961 2869 2000 5042
1965 3106 2005 5299
Bevölkerungsentwicklung von Unkel am Rhein

Politik

Stadtrat

Der Gemeinderat in Unkel besteht aus 20 gewählten Mitgliedern und dem in den meisten Punkten stimmberechtigten nebenamtlichen Bürgermeister als Vorsitzenden.

Sitzverteilung im gewählten Gemeinderat:

CDU SPD Grüne Gesamt
2004 10 9 1 20 Sitze

(Stand: Kommunalwahl am 13. Juni 2004)

Städtepartnerschaft

Vorlage:Border Kamen, Nordrhein-Westfalen

Sehenswürdigkeiten

St. Pantaleon

Wichtigstes Baudenkmal ist das an der Rheinpromenade gelegene Freiligrathhaus, ein barockes Adelspalais von 1760, in dessen Mansardgeschoss der Dichter Ferdinand Freiligrath von 1839 bis 1841 lebte. Die reich ausgestattete, katholische Pfarrkirche St. Pantaleon mit barockem Hochaltar besitzt einen romanischen Turm und drei parallele Satteldächer, die ihr einen reizvollen Anblick verleihen. Sie birgt einen hölzernen Reliquienschrein mit Temperabildern, auf denen das Leben des heiligen Pantaleon dargestellt ist. Außerdem sind noch große Teile der Stadtmauer erhalten, ebenso, wenn auch mit späteren Umbauten, die beiden Ecktürme. Ludwig van Beethoven soll angeblich eine Nacht im Gefängnisturm verbracht haben, was aber jeglichen Beweises entbehrt. Seit 1986 befindet sich in diesem Turm ein Museum, das auf Anfrage zur Besichtigung geöffnet ist.

Am Scheurener Dorfplatz befindet sich die Scheurener Kapelle, die auch als Scheurener Dom bezeichnet wird und dem Heiligen St. Joseph geweiht ist. Sie wurde erstmals 1552 urkundlich erwähnt, vermutlich aber schon um 1500 erbaut. Im Jahre 1583 wurde sie während des Kölner Krieges in Brand gesteckt und blieb circa 100 Jahre ungenutzt. Die Kapelle wurde erst von 1680 bis 1683 wieder aufgebaut. Nur die Chorpartien blieben im Original erhalten, die anderen Wände wurde neu errichtet und es wurde eine Empore geschaffen. 1986 wurde die Kapelle erneut renoviert.

Rheinpromenade

Die Rheinpromenade in der Nähe der Kirche

Der Bau der Rheinpromenade erstreckte sich über viele Jahre mit einem enormen finanziellen Aufwand für die Stadt. Auf alten Ansichten kann man erkennen, dass das Rheinufer in Unkel sehr flach war. Vor dem Ufer befanden sich zahlreiche Sandbänke. Eine ähnliche Form des Rheinufers findet man heute noch im Bereich zwischen Gefängnisturm und Kanuheim. Bei jedem Hochwasser wurde ein Teil der Uferböschung abgetragen, wozu besonders die Dampfschiffe mit ihrem Wellenschlag beitrugen. Beim Hochwasser von 1845 stürzte direkt vor der Kirche die Stadtmauer durch Unterspülung ein. Nachdem die Mauer durch die Kirchengemeinde repariert worden war, versuchte die politische Gemeinde, eine bessere Befestigung des Rheinufer zu erreichen; die Rheinprovinz lehnte die entsprechenden Anträge jedoch ab. Erst im Jahre 1859 gab die Preußische Wasserbau-Inspektion einen Kostenvorschlag ab. Es wurden 7500 Taler für das Rheinufer vom Fronhof bis zum Turm veranschlagt. Da Unkel wegen des Neubaus einer Schule hoch verschuldet war, konnte die Summe jedoch nicht aufgebracht werden. Schließlich erklärte sich die Rheinbau-Verwaltung im Jahre 1866 bereit, die Kosten für die Uferbefestigung bei normalem Wasserstand (bis zwölf Fuß) zu übernehmen. Die Unkeler Bürger hätten lieber eine höhere Mauer bis 20 Fuß gehabt, da die finanziellen Mittel der Stadt aber zu dieser Zeit sehr beschränkt waren und man einen erneuten Einsturz der Mauer nicht ausschließen konnte, entschied man sich, den Vorschlag anzunehmen. Die Kosten für die Erhöhung der Ufermauer im Jahre 1867 wurden vollständig von der Rheinprovinz übernommen. 1870 erfolgte dann die Erhöhung der Promenade vom Turm bis zur Kirchgasse auf 20 Fuß, der restliche Teil der Rheinpromenade wurde 1873 erhöht. Die Kosten der Umbauten (2500 Taler) wurden aus dem Verkaufserlös des Unkeler Waldes aufgebracht. Nach Fertigstellung der Promenade legte man eine Allee aus Lindenbäumen an.

Veranstaltungen

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Wirtschaft und Infrastruktur

Das Gewerbegebiet Unkel mit dem Vorteil-Center, dem Vorteil-Baucenter, einer Aldi- und einer Lidl-Filiale

Im Unkeler Gewerbegebiet gibt es ein Einkaufszentrum mit Lebensmitteldiscountern, einem Baumarkt und vielen weiteren Geschäften, außerdem gibt es in der in den letzten Jahren sanierten historischen Innenstadt, die im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurde, weitere Lebensmittelgeschäfte und gastronomische Betriebe. Das Unternehmen Haus Rabenhorst hat seinen Firmensitz in Unkel und produziert hier seine Fruchtsäfte.

Die Stadt Unkel war am 31. Dezember 2005 mit 4,2 Millionen Euro verschuldet, was eine Verschuldung von 482 Euro pro Einwohner ergibt.

Verkehr

Fernstraßen

Unkel ist über die B 42 an die nördlicher (Bad Honnef, Königswinter, Bonn) und südlicher gelegenen Städte (Linz, Bad Hönningen, Neuwied) angebunden. Via L 252 erreicht man über die zur Verbandsgemeinde Unkel gehörende Gemeinde Bruchhausen und den Bad Honnefer Stadtbezirk Aegidienberg die Anschluss-Stelle 34 Bad Honnef/Linz der A 3. Die Verbindung zur A 3 ist auch über die Bad Honnefer Schmelztalstraße (L 144) möglich, die einen wesentlich besseren Straßenzustand hat.

Datei:Bahnhof Unkel um 1910.jpg
Der Unkeler Bahnhof um 1910

Eisenbahn

Vom Bahnhof Unkel fahren zu den Hauptverkehrszeiten im 30-Minuten-Takt der RE 8 (Rhein-Erft-Express) und die RB 27 (Rhein-Erft-Bahn) auf der rechten Rheinstrecke nach Mönchengladbach und Koblenz. Der Zug in Richtung Mönchengladbach hält u. a. in Bad Honnef, Königswinter, Bonn-Beuel und Köln, seit Sommer 2004 hält die RE 8-Linie auch am Köln/Bonner Flughafen. Der Zug in südliche Richtung hält u. a. an den Stationen Linz, Bad Hönningen, Rheinbrohl und Neuwied.

ÖPNV

Unkel gehört dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg an.

Die Linie 565 verkehrt vom Linzer Bahnhof zur Bad Honnefer Stadtbahn-Endhaltestelle der Linie 66 und verbindet Unkel somit mit dem Netz der Bonner Stadtbahn. Auf der Strecke liegen Bushaltestellen in Rheinbreitbach, Unkel-Scheuren, Unkel-Stadtmitte, Unkel-Heister, Erpel und Kasbach.

Die Haltestellen auf Unkeler Stadtgebiet sind in Scheuren: Löwenburgstraße, Siebengebirgsstraße; Stadtmitte: Bahnhof, Fritz-Henkel-Straße, Schulstraße, Graf-Blumenthalstraße, Sportplatz; Heister: Auf dem Sand, Kapelle.

Die Linie 134 führt ins nahegelegene Bruchhausen und nach Orsberg und die Linie 133 nach Rheinbreitbach und dessen Ortsteil Breite Heide.

Fahrrad

Gut befahrbare und touristisch häufig genutzte Radwege führen am Rhein entlang nach Bad Honnef, Königswinter und Bonn. In südlichere Richtung führen breitere Wege nur bis nach Erpel, der weitere Weg ist oft schmaler und liegt etwas weiter weg vom Rhein.

Bildung

Unkel verfügt über eine Grundschule und eine Regionale Schule. Von den 774 Schülern, die in Unkel zur Schule gehen, besuchen 40 % die Grundschule Am Sonnenberg, 10 % den Hauptschulzweig der regionalen Stefan-Andres-Schule und die übrigen 50 % den Realschulzweig der Regionalen Schule.

Weinbau

Weinberge und Felder bei Unkel-Heister

Die erste Erwähnung Unkels im Jahre 886 im Zusammenhang mit dem Tausch von Weingärten zeigt, dass in Unkel schon in fränkischer Zeit Weinbau betrieben wurde. Im Mittelalter waren die Unkeler Weingärten im Besitz von geistlichen und weltlichen Herrschaften; Hauptgrundherr Unkels war das Stift „Maria ad Gradus“. Im Laufe der Jahrhunderte aber änderten sich die Eigentumsverhältnisse und auch die Einheimischen erhielten Grundbesitz. Die preußische Regierung, die sich sehr für den Ackerbau einsetzte, um den Bedarf an Lebensmitteln zu decken, bemängelte schon kurz nach der Regierungsübernahme im Jahre 1815, dass in Unkel zu wenig Getreide angebaut würde. Sie ordnete schließlich an, dass die Weingärten in Tallagen durch Getreidefelder zu ersetzten seien, was nach großen Protest der Unkeler auch geschah. So wurde die Anbaufläche vermindert.

Als 1871 durch die Pelzfabrik Profitlich und die Betonwarenfabrik Schwenzow eine kleine Industrie entstand, welche circa 100 Arbeitsplätze schuf, gaben viele Winzer ihren unsicheren Beruf auf. Auch wurde es durch die neugebaute Eisenbahn möglich, Arbeitsplätze in den umliegenden Orten zu erreichen. Im Jahre 1875 betrug die Anbaufläche in Unkel circa 200 Hektar. Am Ende des 19. Jahrhunderts machten tierische und pflanzliche Rebschädlinge den Winzern sehr zu schaffen und minderten ihre Erträge. Hinzu kamen noch Absatzschwierigkeiten des heimischen Rotweins durch billigere ausländische Konkurrenz.

Während nun viele Winzer den Beruf wechselten, schlossen sich etwa 60 Winzer zu einer Winzergemeinschaft zusammen und gründeten am 8. September 1895 den „Unkeler Winzerverein“. Durch diesen Zusammenschluss war es möglich, rationellere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Aber auch der Winzerverein konnte den Niedergang des Weinbaus nur verzögern, nicht aber verhindern. Das 20. Jahrhundert fing für den Weinbau gut an. Da Jahr 1905 brachte einen vollen Herbst mit einer überdurchschnittlichen Quantität. Aber dann begann 1906 bis 1915 eine Reihe von Missernten bedingt durch massives Auftreten von Rebschädlingen. Infolgedessen wurden viele Weinberge aufgegeben.

Im Jahre 1928 wurden in der Bürgermeisterei Unkel nur noch circa 50 Hektar Weinberge genutzt, einige Jahre später waren es nur noch 40 ha. Da während der Zeit des Nationalsozialismus der Weinbau stark gefördert wurde, erlebt er einen kurze Aufschwung. Im Amt Unkel wurden circa 10 ha neue Weinreben gepflanzt. Im Jahr 1935 betrug die bearbeitete Weinbaufläche wieder circa 50 ha. Der Zweite Weltkrieg und die Zeit danach brachte eine enorme Verringerung der Weinbergsflächen. 1969 wurde mit der Schließung des Unkeler Winzervereins der Tiefpunkt in der Geschichte des Unkeler Weinbaus erreicht, danach gab es kaum noch Winzer in Unkel und der Umgebung.

Aus Unkel kommt auch der „Rotbäckchen“-Saft der ursprünglich 1805 von Pfarrer Johann-Heinrich Lauffs in Oberwinter als Weingut gegründeten Firma Haus Rabenhorst. Sein Enkel und Nachfolger als Firmenleiter Alexander Lauffs begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts Traubenkelter als „alkoholfreien Wein“ zu verkaufen, was ihm nach einem Prozess 1910 am Königlichen Landgericht in Neuwied gestattet wurde. Die lange Zeit vom Nachkommen des Firmengründers und Unkeler Ehrenbürger Günther Lauffs (* 28. November 1901) geleitete Firma hat seit mehr als hundert Jahren in Unkel ihren Hauptsitz, stellt heute Fruchtsäfte her und führt auf Anfrage auch Führungen durch.

Bekannte Persönlichkeiten

Das Freiligrathhaus in Unkel
  • Willy Brandt lebte die letzten Jahre seines Lebens, von 1979 bis 1992, in Unkel. Durch ihn kamen viele bekannte Politiker nach Unkel, wie Helmut Kohl und Michail Gorbatschow. Heute ist Brandt der Marktplatz (ehemals Unterer Markt) gewidmet. Außerdem ist auf Anfrage sein ehemaliges Arbeitszimmer zu besichtigen.
  • Konrad Adenauer fand in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft vorübergehend Zuflucht im neben dem Freiligrathhaus in Unkel gelegenen Pax-Heim. Nach ihm ist die Unkeler Rheinpromenade zwischen Mariensäule und Gefängnisturm benannt.
  • Friedrich Karl Henkel (1848−1930), Gründer des Henkel-Konzerns, hatte seinen Sommersitz in Unkel; diese Gründerzeit-Villa wurde in den 1960er Jahren abgerissen. Der Fabrikant war sehr engagiert in der Stadt und spendete zum Beispiel der Feuerwehr eine Motorpumpe und einen Löschwagen. 1905 finanzierte er der Stadt den heute noch existierenden Fritz-Henkel-Park mit historischem Baumbestand und Orangerie von 1914, in dem im 21. Jahrhundert kulturelle Veranstaltungen und Bürgerfeste ausgerichtet werden. Im Norden der Stadt in der Nähe des Rheins gibt es eine Fritz-Henkel-Straße, an deren Westende sich die evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde befindet.
  • Ferdinand Freiligrath, Dichter der Revolution von 1848, lebte von 1839 bis 1841 in Unkel und begann dort sein schriftstellerisches Wirken. Das Freiligrathhaus steht noch heute am Rheinufer.
  • Annette von Droste-Hülshoff, deutsche Schriftstellerin und Dichterin, lebte ab 1830 in Unkel, eine Straße wurde nach ihr benannt.
  • Stefan Andres, Verfasser der Novelle „Wir sind Utopia“
  • Leonhard Reinirkens, Schriftsteller, Autor und Rezitator. Ehrenbürger von Unkel.
  • Tilo Medek, deutscher Komponist und Musikverleger, lebte von 1980 bis 1985 und verfasste dort das Werk „Unkeler Fahr“, dass zu seinen bekanntesten Orgelwerken zählt.
  • Sibylle Mertens-Schaaffhausen, Archäologin und Musikerin, hatte ihre Sommerresidenz im Landhaus „Am Zehnthof“ in Unkel, heute „Christinenstift“

Literatur

  • Dorothea F. Voigtländer: Geschichte und Geschichten vom Rhein. Bad Honnef 2004, ISBN 3-87066-381-2, 2. Auflage.
  • Rudolf Vollmer: Unkel am Rhein – Chronik einer Stadt. Önel Verlag, Unkel 1995, ISBN 3-929490-07-2.
  • Martina Rohfleisch: Zwischen Rhein und Wingert. Lese-, Bilder- und Wanderbuch für Bruchhausen, Erpel, Rheinbreitbach und Unkel. edition Wolkenburg, Rheinbreitbach 2004, ISBN 3-934676-13-8.
  • Heinz Magka: Liebe in Unkel. Eine Freiligrath-Novelle. Horlemann Verlag, Bad Honnef 2002, ISBN 3-89502-153-9.

Weblinks

Commons: Unkel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. a b Rudolf Vollmer: Unkel am Rhein - Chronik einer Stadt Önel-Verlag, Unkel 1995, S. 61 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Unkel am Rhein“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.