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Schlagzeug

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Schlagzeug
engl.drum set, ital.la batteria
Klassifikation
Idiophon
Schlaginstrument
Verwandte Instrumente
Elektronisches Schlagzeug
Liste der Schlaginstrumente
Perkussion
Klangbeispiel
typischer Rockbeat auf einem Schlagzeug
Musiker
Liste bekannter Schlagzeuger
Kategorie:Schlagzeuger

Das Schlagzeug, auch drum set (engl. drum = „Trommel“ und set = „Satz“) umgangssprachlich auch Drums genannt, ist eine Kombination verschiedener Schlaginstrumente.

Im Laufe der Geschichte etablierten sich abhängig vom Musikstil unterschiedlichste Aufbauten des Schlagzeugs. Zur heutigen Standardform gehören Snare-Drum (alte Bezeichnungen kleine Trommel oder Schnarrtrommel), Bass-Drum (alte Bezeichnung Basstrommel), Tom Tom, Hi-Hat, verschiedene Becken und Kleinperkussion wie zum Beispiel Woodblock, Cowbell oder Schellenkranz. Diese Kombination kann vom jeweiligen Musiker individuell zusammengestellt und mit Hilfe von Stativen oder Befestigungsstangen angeordnet werden. Neben dem klassischen Schlagzeug existiert heute ein elektronisches Pendant.

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe Schlagzeug und drum set synonym verwendet, akademisch ist das Schlagzeug jedoch ein Synonym für Schlagwerk, der Oberbegriff für sämtliche Schlag- und Perkussionsinstrumente innerhalb eines Sinfonieorchesters.

Schlagzeugnoten werden innerhalb der gängigen Notenschrift notiert. Zur Kennzeichnung dient der so genannte neutrale Notenschlüssel.

Schlaginstrumentarium

Die Wahl der Instrumente hängt vor allem vom musikalischen Kontext, aber auch von der Stilistik und den Vorstellungen des Schlagzeugers ab. Die Größen der Trommeln und Becken werden in Zoll (Inch, 1 Zoll = 2,54 cm) angegeben. Auch wenn sich eine ganze Reihe von Standards durchgesetzt haben, erscheine die Vielfalt der mittlerweile auf dem Markt erhältlichen Größen nahezu unbegrenzt. Fast immer ist als Grundlage des Schlagzeugs eine Kombination aus folgenden Instrumente verwendet.

Snare-Drum

14"-Snare-Drum mit Holzkessel
Hauptartikel: Snare-Drum

Die Snare-Drum (kurz „Snare“) ist mittig vor dem Spieler platziert das Hauptinstrument des Schlagzeugs. Sie kommt aus der europäischen Militärmusik und hat sich aus verschiedenen Formen von Marsch- und Rührtrommeln entwickelt.

Sie besitzt einen Kessel aus Holz oder Metall, der auf beiden Seiten mit Fellen bespannt ist. Das obere Schlagfell ist meist leicht aufgeraut und weiß oder hellgrau beschichtet; das Fell auf der Unterseite ist ein glattes und deutlich dünneres Resonanzfell. Ursprünglich wurden echte Tierhäute eingesetzt, heute kommen fast nur industriell gefertigte Produkte aus Kunststoffen mit Metallreifen zum Einsatz.

Ihren charakteristischen Klang erhält die Snare-Drum durch eine Reihe parallel gespannter Drähte (Snareteppich), die entlang der Außenseite des Resonanzfelles, von einer Seite der Trommel zur anderen, gespannt sind. Der Snare-Teppich wird bei jedem Schlag in Schwingung versetzt und schlägt zurück auf das Resonanzfell, wodurch er den typischen Klang der Snare-Drum verursacht und bei Wirbeln einen dichten und vollen Sound entstehen lässt. Bei einem Einzelschlag eines Trommelstocks entsteht das Geräusch aus einer Kombination zweier Vorgänge: dem Aufschlag des Stocks auf dem Schlagfell und dem dadurch ausgelösten Rückschlag des Snareteppiches auf das Resonanzfell. Mit Hilfe einer speziellen Mechanik (der Snare-Abhebung) kann der Snare-Teppich auch vom Fell abgehoben werden, wodurch er seinen Effekt verliert. Die Spannung des Snareteppichs lässt sich zudem unterschiedlich justieren, was eine Vielzahl unterschiedlicher Klangfarben ermöglicht.

Der Felldurchmesser beträgt in der Regel 14 Zoll, gängige Kesseltiefen sind fünf oder 6,5 Zoll. Mittlerweile haben sich auch Piccolo-Snares mit nur acht oder zehn Zoll Durchmesser oder relativ flachen Kesseln durchgesetzt, die häufig als zusätzliches Instrument (Side-Snare) eingesetzt werden.

Bass-Drum

Bass-Drum
Hauptartikel: Bass-Drum

Die Bass-Drum ist das zweite Hauptinstrument des Drum sets. Sie besteht aus einem großen, meist beidseitig bespannten Holzkessel, der in Seitenlage ruht und durch zwei (beim Transport einklappbare) Beine am vorderen Ende in seiner Position gehalten wird. Die Bass-Drum wird mit Hilfe einer so genannten Fußmaschine bedient, die an der Schlagfellseite mit einer Klemmvorrichtung am Spannreifen der Trommel fixiert wird. Als Alternative zur Verwendung von zwei Bass-Drums kann ein Doppelpedal genutzt werden, das durch mechanische Übertragung das Spielen mit beiden Füßen auf nur einer Bass-Drum ermöglicht.

Das Resonanzfell an der Frontseite ist häufig mit Löchern versehen, um den Nachhall der Bass-Drum zu vermindern und eine direkte Abnahme des Klanges durch ein Mikrofon in der Bass-Drum möglich zu machen. Darüber hinaus werden häufig Kissen oder Decken in die Bass-Drum gelegt, um sie zu dämpfen.

In der Anfangszeit des Schlagzeuges waren die Bass-Drums mit einem Durchmesser von 28 oder auch 30 Zoll sehr groß, ehe sich allmählich auch kleinere Größen durchsetzten. Lange Zeit war ein Kessel mit 14 Zoll Tiefe und 22 Zoll Durchmesser Standard, heutzutage werden 16 oder 18 Zoll tiefe Bass-Drums bevorzugt. Je nach Stilrichtung werden modernere Sets mit unterschiedlich großen Bass-Drums von 16 bis zu 26 Zoll Felldurchmesser ausgestattet.

Als Bass-Drum-Rosette wird die Befestigungsschelle bezeichnet, die zur Montage von Becken und Toms auf der Bass-Drum benötigt wird. Bei hochwertigen Sets ist die Bass-Drum oft ungebohrt, also ohne Rosette. Dies erlaubt der Bass-Drum freier zu schwingen und erzeugt somit einen besseren Klang.

Tom Toms

14"-Standtom
Hauptartikel: Tom Tom

Tom Toms sind meist beidseitig mit Fellen bespannte Trommeln mit einem Durchmesser von etwa 6 bis 18 Zoll. Je nach Art der Aufhängung bzw. der Aufstellung bezeichnet man die Trommeln als Hänge-Toms (engl. „rack toms“), die ein Stativ oder eine Halterung über der Bass-Drum brauchen, oder Stand-Toms (engl. „floor toms“), die auf eigenen am Kessel montierten Beinen stehen. Die Kesseltiefen sind sehr unterschiedlich; Stand-Toms sind häufig tiefer als Hänge-Toms gleichen Durchmessers. Zur besseren Klangentfaltung sind hochwertige Toms heutzutage mit einer Halterung ausgerüstet, die es der Tom erlaubt nach dem Schlag frei auszuschwingen (Freischwingsystem) . Dadurch ist der Klang natürlicher und kann sich länger entfalten.

Je nach Größe, Art und Stimmung des Fells können Toms sehr unterschiedlich klingen. Es befinden sich meist zwei Toms (10 bis 13 Zoll) über der Bassdrum und eine größere Tom (14 bis 16 Zoll) ist seitlich vom Spieler platziert. Die meisten Standard-Sets werden mit drei Toms ausgeliefert.

Die Anzahl der Toms die in einem Schlagzeug verwendet werden ist stark abhängig von der jeweiligen Musikrichtung. Während in der Popularmusik und im Jazz oft zwischen zwei und drei Toms verwendet werden, kommen Schlagzeuger im Heavy Metal selten mit weniger als fünf Trommeln aus.

Eine besondere Sonderform in der Popmusik der 1980er Jahre waren so genannte Roto-Toms. Diese verzichteten auf einen Kessel; die Felle waren auf flache Metallrahmen gespannt. Mittels einer Schraubkonstruktion konnten die Toms so während des Spielens durch Drehung der gesamten Tom am Spannring gestimmt werden. Dadurch waren besondere Klangeffekte möglich. Auch existieren Concert-Toms, die kein Resonanzfell besitzen. Sie klingen etwas tonaler (vergleichbar mit Timbales) und waren vor allem in den 1970ern weit verbreitet. Außerhalb des klassischen Schlagwerks werden sie heute jedoch kaum noch eingesetzt.

Becken

Hauptartikel: Becken (Musikinstrument)

Im Prinzip lassen sich fünf Beckentypen unterscheiden. Entsprechend ihrer Klang-Charakteristik erfüllen diese unterschiedliche Funktionen im Drum set:

Ride-Becken

Das Ride-Becken (ride cymbal) hat meist einen Durchmesser von 16 bis 24 Zoll und kann vom Material her sehr unterschiedlich stark sein. Je nach Bearbeitung verfügen sie über einen relativ definierten Anschlag („ping“), der von einem Grundrauschen („wash“) unterlegt ist. Einige Becken klingen relativ trocken, andere dünnere erzeugen mehr Grundrauschen und dadurch einen eher undefinierten Klangteppich. Spielt man die Kuppe (engl. „bell“) an, so ertönt ein heller und klarer glockenartiger Ton. Spielt man dagegen den Rand an, wird der Obertonanteil entsprechend größer, und das Becken kann sich aufschaukeln. Entsprechend ihrer Anwendungen gibt es einige Sonderformen, wie zum Beispiel Sizzle-Rides, die mit einigen Nieten ausgestattet sind, um ein fließendes, ausgeprägtes Grundrauschen zu erzeugen oder das Flat-Ride, das über keine Kuppe verfügt und somit weniger Obertöne hat.

Auf dem Ride-Becken werden meist ein durchgehender Puls, oder feste rhythmische Figuren (engl. „pattern“) gespielt.

Hi-Hat

Hi-Hat
Hauptartikel: Hi-Hat

Die Hi-Hat besteht aus einem Becken-Paar, das horizontal auf einem Ständer mit einem Pedal montiert ist. Dieses ermöglicht mittels eines Federzugs ein Öffnen und Schließen der Hi-Hat mit dem linken Fuß im Standard-Setup.

Das Schließen der Hi-Hat-Becken mit dem Pedal erzeugt einen vergleichsweise leisen Klang ähnlich dem einer Cabasa. Das Anschlagen mit einem Stick erzeugt im geschlossenen Zustand einen feinen Klang, im halboffenen Zustand einen raueren („rockigen“) Klang, im offenen Zustand einen lauten Klang ähnlich demjenigen eines Crash-Beckens. Je nachdem, wie lang der Kontakt der beiden Becken ist, entstehen unterschiedliche Klänge.

Die Hi-Hat wird oft als klangliche Alternative zum Ride-Becken verwendet. Auch auf ihr werden meist ein durchgehender Puls, oder feste rhythmische Figuren („pattern“) gespielt.

Crash-Becken

16"-Crash-Becken (Bronze)

Crash-Becken (crash cymbal) sind im Vergleich zu Ride-Becken in der Regel dünner und kleiner (etwa 13 bis 20 Zoll Durchmesser) und von ihrer Bearbeitung her auf einen deutlich höheren Anteil von „weißem Rauschen“ ausgelegt. Ihr Klang ist eher geräuschartig und wird auch entsprechend angewendet, das heißt für Akzente oder (zum Beispiel mit Filzschlegeln) für anschwellende Crescendo-Effekte. Abhängig von Größe und Bearbeitung klingen verschiedene Crash-Becken unterschiedlich lange nach. Größere und schwerere Crash-Becken eignen sich teilweise auch als klangliche Alternative zur Ride.

China-Becken

Das China-Becken (china cymbal, dt. „chinesisches Becken“) stellt insofern eine Ausnahme dar, da es sich - bedingt durch einen anderen kulturellen Hintergrund - in der Formgebung deutlich von den anderen Beckentypen unterscheidet. Es hat ebenfalls eine exponierte Kuppe. Diese ist allerdings im Gegensatz zu den anderen Beckentypen häufig nicht rund, sondern eher zylindrisch. Augenfälligstes Merkmal ist der hochgebogene Rand, der das Becken im Querschnitt wie eine Art lang gezogene Gugelhupfform aussehen lässt. Der Durchmesser liegt meist bei 14 bis 24 Zoll. Das Klangbild ist mit dem eines Crash-Beckens vergleichbar, allerdings eher „schmutziger“ oder „roher“ und kürzer. China-Becken werden häufig für kurze, explosive Akzente oder Staccato-Figuren eingesetzt. Größere, oft mit Sizzles versehene Chinas haben auch im Jazz und der Big-Band-Musik Eingang als Ride-Becken gefunden. Um den Beckenrand zu schützen, werden diese meist verkehrt herum oder senkrecht aufgehängt, damit man den umgebogenen Rand flächig treffen kann. Desweiteren ist das Chinabecken (auch ab und zu China-Type genannt) das Becken mit der breitesten Palette an unterschiedlichen Klängen. Während ein Crash immer crasht kann man beim China z.B. ganz grob zwischen einem "Käng"-, einem "Kong"- oder einem "Pääsh"-Sound unterscheiden. Dazu käme noch der "Trashanteil", das bedeutet, wie weit das China tatsächlich noch nach einem normalen Becken klingt, oder wie deutlich man schon dieses explosive Rauschen wahrnehmen kann.

Splash- und Effekt-Becken

10″-Splash-Becken mit Tom-Halterung

Splash-Becken (splash cymbal) sind in Art und Funktion vergleichbar mit Crash-Becken, allerdings sind sie im Durchmesser deutlich kleiner (etwa 6 bis 12 Zoll), weshalb sie auch eine andere Klang-Charakteristik aufweisen: Splash-Becken sprechen rasch an, klingen hell, spritzig und klingen kaum nach. Sie werden für kurze, helle Akzente verwendet. Besonders Stewart Copeland und Manu Katché etablierten den Einsatz von Splash-Becken.

Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe verschiedener Effekt-Becken mit speziellen Eigenschaften wie Löchern oder Schellen, um das Klangspektrum des drum set zu erweitern. Die Kreativität der Beckenhersteller ist schier unerschöpflich, ebenso die Vielfalt an Namen, unter denen Effekt-Becken vertrieben werden. Somit wird die Palette an „Cups“, „Bells“, „Stacks“, „Mini-Chinas“, „Jingle-Hats“ oder ähnlichen Instrumenten immer größer, wobei nicht alle Becken eindeutig einer Gruppen zugeordnet werden können. Cups oder Bells sind Becken, die einen Klang ähnlich der Glocke eines Ride-Becken erzeugen. Stacks sind mehrere Becken, die direkt übereinander gelegt werden. Dabei ist meistens ein Becken deutlich kleiner als das andere oder ein Becken wird in ein China gelegt. Sie erzeugen damit sehr dreckige und kurze Klänge, die vorwiegend im Drum ’n’ Bass und vergleichbaren elektronischen Stilrichtungen eingesetzt werden.

Hardware

Fußmaschine

Unter Hardware werden sämtliche Bedienelemente wie Fußmaschine, Beckenständer und Stative sowie diverse Halterungen zusammengefasst. Auch mit dem Kessel fest verbundene Teile wie Spannböckchen, Snare-Abhebung und Bass-Drum-Füße fallen unter diesen Begriff.

Drumsticks

Datei:Drum Sticks.jpg
Ein Paar Drumsticks

Die Trommeln und Becken des Schlagzeugs werden per Hand mit zwei Trommelstöcken (engl. „drumsticks“) gespielt, die zumeist aus Holz bestehen und die Bass-Drum mit einer Fußmaschine, einem Schlegel, der einen Filz- oder Kunststoffkopf besitzt. Per Hand kommen auch Rods (Ruten mit gebündelten Holz-Stöckchen, die wegen der Ähnlichkeit zu Sticks und Besen auch Stesen genannt) oder Besen zur Anwendung. Daneben finden sich für das Handspiel Schlegel mit Filz- oder Flanellköpfen für abgedämpftes oder dumpfes Spiel. Beim Spiel mit den Händen wird das Abprallen der Sticks von der schwingenden Oberfläche ausgenutzt, vor allem je dichter die Schläge werden (bis hin zum Wirbel). Um einen gedämpften Ton zu erzielen werden besonders in der klassischen Musik so genannten Mallets verwendet.

Standardgrößen

Standardaufbau des Schlagzeugs

Die gängigen Trommel- und Beckendurchmesser sind:

Bauart Größe
Bass-Drum 22 Zoll (16 bis 26 Zoll)
Snare-Drum 14 Zoll (8 bis 15 Zoll)
Tom Tom 10, 12 und 14 Zoll (6 bis 18 Zoll)
Hi-Hat 14 Zoll (8 bis 15 Zoll)
Ride-Becken 20 Zoll (16 bis 24 Zoll)
Crash-Becken 16 Zoll (13 bis 24 Zoll)
Splash-Becken 10 Zoll (6 bis 12 Zoll)
China-Becken 18 Zoll (8 bis 24 Zoll)

Materialien

Felle

Die Felle des Schlagzeugs wurden früher aus Naturfell hergestellt. Heutzutage bestehen sie gewöhnlich aus ein- oder zweilagiger Kunststofffolie. Sie werden auf den Trommelkessel mittels Spannreifen aufgespannt, die meist aus Metall gefertigt sind. Dies geschieht abhängig vom Kesseldurchmesser mit je vier bis zwölf Spannschrauben. Auf diese Weise lassen sich die Felle durch Veränderung der Straffheit in einer zum Musikstil passenden Tonhöhe stimmen. Das obere, bespielte Fell heißt Schlagfell, das untere wird als Resonanzfell bezeichnet. Man unterscheidet bei Fellen hauptsächlich zwischen durchsichtigen („clear“) und aufgerauten Fellen („coated“). Letztere erzeugen einen wärmeren Klang der Trommel und erlauben es, mit Schlagzeug-Besen beim Wischen ein Rauschen zu erzeugen. Während aufgeraute Felle früher oft nur auf der Snare-Drum verwendet wurden, findet man sie heute oft auch auf den anderen Trommeln. Außerdem gibt es Snarefelle mit sehr kleinen Löchern, die den Klang beeinflussen und die Snare-Drum trockener klingen lassen. Sie bezeichnet man mit dem Zusatz „dry snare“.

Kessel

Die Kessel der Bass-Drum und der Toms sind meistens aus Holz. Das populärste Holz ist Ahorn (Maple), das einen warmen und ausgewogenen Klang mit relativ starken Tiefen bietet. Daneben ist Birke aufgrund der hervorgehobenen Höhen in Tonstudios sehr beliebt. Im Gegenzug dazu bietet Mahagoni sehr kräftige Tiefen und reduzierte Höhen. Als weitere Hölzer verwendet man Buche, Pappel, Linde, Eiche und etliche andere Hölzer. Auch Holzgemische kommen vor. Heutzutage haben sich in einem Stück gegossene Acryl-Kessel zu einer interessanten Alternative zu den Holzkesseln etabliert. Bei billigen Schlagzeugen findet man unter anderem auch Pappkessel, die verklebt und gepresst sind. Diese reichen im Klang jedoch nicht an die Alternativen heran.

Die Snare-Drum besteht oft aus Metall oder ebenfalls aus Holz. Inzwischen bieten manche Hersteller auch exotische Snares an, zum Beispiel mit größeren Löchern im Kessel („vents“), die für einen lauteren und knalligeren Klang sorgen.

Je geringer der Klangverlust im Kessel ist, desto besser und vor allem resonanter ist der Trommelklang. Daran lässt sich gute Qualität der Trommelkessel erkennen. Damit der Klang möglichst ohne Verluste auf die Kessel übertragen wird, sind Qualität und Form der Gratung ausschlaggebend; das ist die Kante des Kessels, auf der das Fell aufliegt. Während früher meist flache oder runde Gratungen vorherrschten, haben sich heute dünne und spitze Kanten durchgesetzt.

Bei hochwertigen Sets sind die Kessel oft lackiert, um sie optisch attraktiver zu machen. Dafür sollte die äußerste Holzschicht eine schöne Maserung aufweisen. Bei billigen Sets werden dagegen oft farbig bedruckte Folien verwendet, die auf den Kessel aufgeklebt sind. Aber auch hochwertige Sets können foliert sein, um ein entsprechendes Aussehen zu erzielen. Die Verwendung solcher Folien kann jedoch die Soundqualität beeinträchtigen, wenn die Folien schlecht verklebt sind und den Kessel so am Schwingen hindern.

Becken

Die Becken bestehen in der Regel aus Legierungen wie Messing oder verschiedenen Bronzen wie Kupfer-Nickel-Bronze und Zinn-Bronze. Der Zinn-Gehalt variiert von 8 % bis hin zur Glocken-Bronze mit 20 %. Darüber hinaus enthalten viele hochwertige Becken einen geringen Anteil an Silber. Zu früheren Zeiten existierten auch sogenannte Sterlingsilber-Becken, welche dem Namen gerecht silbrig schimmerten und aus der namensgleichen Legierung bestanden. Sie waren jedoch höchstens in der Unterklasse der Becken einzuordnen.

Drumsticks

Die Drumsticks werden aus Holz (meistens Hickory), Kunststoff oder Kohlefaser (Carbon-Sticks) und selten aus Metall gefertigt. Rods bestehen aus mehreren dünnen Holz- oder Plastikstöckchen, die zu einem Bündel zusammengebunden sind. Die Besen sind meist aus Kunststoff oder Metall. Die Schlegel werden meist aus Holz oder Kunststoff angefertigt; für den Kopf wird Filz oder Fell verwendet.

Geschichte

Maßgeblich für die Entstehung des Schlagzeugs sind die Patentierung des ersten Bass-Drum-Pedals im Jahre 1887 durch J. R. Olney. Darauf folgt im Jahre 1899 die Herstellung des ersten Serienprodukts durch William F. Ludwig und auf soziokulturellem Gebiet die „No-Drumming-Laws“ in den USA. Diese verboten es den Sklaven, ihre traditionellen Handtrommeln zu spielen und führte dazu, dass die afrikanische stark rhythmische Musikkultur mit europäischen und orientalischen Schlaginstrumenten gepflegt wurde. Das erste komplette Schlagzeug kam 1918 durch die Ludwig Drum Corporation in den Handel.

Wie in vielen anderen Wirtschaftsbranchen setzten sich auch in Schlagzeugherstellung und -vertrieb die Internationalisierung und Globalisierung durch. Bis in die 1960er kamen die Spitzenprodukte vor allem aus den USA (Ludwig, Gretsch, u. a.), Großbritannien (Premier, u. a.) und Deutschland (Sonor, Trixon, u. a.).

Ab den 1960ern jedoch machten Billigprodukte zunehmend Konkurrenz. Billig-Schlagzeuge kamen zunächst aus Japan (Pearl, u. a.), später dann aus Taiwan und Südkorea. Alle drei asiatischen Länder boten aber schon ab den 1970ern Spitzenprodukte an (Tama, Yamaha, Mapex, u. a.), die sogar die Spitzenschlagzeuge aus den USA, Großbritannien und Deutschland auf dem Markt bedrängten und schließlich große Marktanteile von den traditionellen Hersteller wie Ludwig (Musik) übernommen haben.

Im Laufe der 1980er wurde besonders Taiwan immer mehr zum günstigst produzierenden Hardware-Zulieferer fast jedes Schlagzeugherstellers auf der Welt. Mit der Globalisierung ab etwa 1990 drehte sich das internationale Abhängigkeitsverhältnis quasi um: Ehemalige Spitzenproduzenten kamen in die Abhängigkeit früherer Billigproduzenten (z. B. Sonor in chinesische Kapitalabhängigkeit).

In jüngster Zeit drängen weitere Länder wie Brasilien und die Türkei mit preisgünstigen Schlagzeugen in relativ hoher Qualität auf den internationalen Markt.

Elektronisches Schlagzeug

Elektronisches Schlagzeug
Siehe Hauptartikel: Elektronisches Schlagzeug

Das elektronische Schlagzeug (kurz E-Drums) wird wie das klassische Drum set gespielt. Jedoch entstehen die Töne nicht durch den Schlag, sondern werden digital erzeugt und können über Boxen oder Kopfhörer ausgegeben werden. Zu diesem Zweck sind alle bespielten Komponenten elektronisch. Der entstehende Sound ist gleichmäßiger und besitzt einen eigenen Klangcharakter, der sich von dem Klang eines herkömmlichen akustischen Schlagzeugs unterscheidet. Neben dem aufwendigeren Aufbau und dem hohen Anschaffungspreis des elektronischen Schlagzeugs ist dies der Grund, dass heute beide Formen nebeneinander weiterleben. Das elektronisches Schlagzeug ist nicht mit dem Drumcomputer zu verwechseln, der die Klänge der Instrumente ohne Interaktion mit einem Schlagzeuger nachahmt.

Der größte Vorteil des elektronischen Schlagzeugs ist sein fast völlig fehlender Eigenklang ohne Verstärkung. Es eignet sich deswegen für den Einsatz unter schwierigen akustischen Verhältnissen. Einsatzbeispiele sind Popmusik in Zimmerlautstärke bei entsprechenden Veranstaltungen, Üben (keine Lärmbelästigung der Nachbarn bei Spiel mit Kopfhörern) und Musicalproduktionen, bei denen eine extrem geringe Bühnenlautstärke erforderlich ist.

Spielpraxis

Siehe Hauptartikel: Schlagzeugspiel

Funktion des Schlagzeugs

Die wichtigste Funktion des Schlagzeuges in einer Band ist das Erzeugen eines Grundrhythmus der die Band trägt und gemeinsam mit den anderen Instrumenten der Rhythmusgruppe (Bass und Keyboard) den tragenden Groove ergibt. Dazu setzt der Schlagzeuger in der Regel einen festen Schlagfolge ein, die immer wieder wiederholt wird. Die Basis des tragenden Rhythmus ist dabei die Abwechslung zwischen dem tiefen Klang der Bass-Drum und dem hohen Klang der Snare-Drum.

Neben dieser grundliegenden Funktion wird mit höherer Komplexität der Musik etwas anderes immer wichtiger: Das Schlagzeug baut Verzierungen ein und betonen und hebt durch Effekte und Abwandlungen Stellen hervor. Hier kommen meist Crashbecken oder anderer Effektbecken zum Einsatz. Auch der Einsatz von Wirbeln und Rudiments auf der Snare-Drum zielen auf diesen Effekt ab. Der Gipfel der Verzierung und Betonung ist das Schlagzeugsolo während dem die anderen Instrumente der Band in den Hintergrund treten.

Notation

Typischer drum key (in der heutigen Schreibkonvention)

Aufgrund der Vielzahl von Kombinationen verschiedener Schlaginstrumente und Aufbauten hat sich bis heute keine allgemeinverbindliche Notation für das Schlagzeug durchgesetzt. Dies führt dazu, dass am Anfang von Schlagzeugnoten die Notation erläutert werden muss. Diese Beschreibung nennt man drum key.

Es gibt jedoch mehrere verbreitete Schreibkonventionen: Anstelle der gängigen Notenschlüssel wird ein so genannter neutraler Notenschlüssel verwendet, da viele Schlaginstrumente nicht auf eine genaue Tonhöhe gestimmt sind. Auch werden normalerweise die metallenen Einzelinstrumente (wie Becken) mit x-förmigen Notenköpfen darzustellen, während die Trommeln gewöhnliche runde Notenköpfe erhalten. Auch ist in der Anordnung der Instrumente im Notenbild die relative Tonhöhenbeziehungen ablesbar. Zudem ist üblich, die Teile des Sets, die mit den Füßen gespielt werden in den unteren Teil des Notensystems zu setzen, während die mit den Händen (bzw. Stöcken oder Besen) gespielten Figuren weiter oben notiert werden. Eine Ausnahme bildet hier die Hi-Hat, da sie sowohl mit den Füßen als auch mit den Händen angespielt werden kann. In diesem Fall wird versucht, die Notation möglichst deutlich und lesbar zu halten. Dies ist notwendig, da eine komplett aufgeschriebene Schlagzeugfigur in der Notation schnell komplex aussieht. So ist folgendes Beispiel ein einfacher Achtelnoten-Beat:

Einfacher Achtelnoten-Beat

Analysieren und Lernen

Das Analysieren und Lernen steht in engen Zusammenhang mit dem Aufbau eines drum set. Das Schlagzeug unterscheidet sich von der Masse anderer Instrumente dadurch, dass es nicht nur mit beiden Händen, sondern auch mit beiden Füßen gespielt wird. Zudem ist es nicht ein einzelnes Instrument, sondern ein System aus mehreren Instrumenten, die für Hände und Füße bequem erreichbar und schnell schlagbar sein müssen. Auf der Snare können die Schlagfiguren grundsätzlich erlernt werden, müssen dann aber auf dem ganzen Schlagzeug und besonders in das Wechselspiel von Snare und Bass-Drum umgesetzt werden. Dieser Übertragungsprozess wird mit Hand-Fuß-Koordination umschrieben und ist wesentlicher Bestandteil des Lernprozesses.

Das Analysieren und Lernen erfolgt oft praktisch anhand eines Musikstückes. Hier gilt es, zuerst die Taktart und die Form des Stückes herauszuhören. Anschließend analysiert und erlernt man eine passende Begleitung auf dem Schlagzeug und spielt es später zusammen mit anderen Instrumenten. Dieser Prozess kann durch Unterricht unterstützt werden. Dieser vermittelt das besonders in größeren Musikgruppen wichtige Aufzeichnen des Gespielten mithilfe von Schlagzeugnoten. Auch können so wichtige Grundkenntnisse der allgemeinen Musiklehre und die richtige Körperhaltung am Schlagzeug von Grund auf richtig erlernt werden.

Pädagogik

Das Spielen des Schlagzeuges kann an den meisten Musikschulen erlernt werden. Eine weitere verbreitete Art des Unterrichts sind private Schlagzeuglehrer, die jedoch oft keine professionelle Ausbildung haben. Als professionelle Fortsetzung des Unterrichts ist es auch möglich das Schlagzeugspiel zu studieren. Diesen Weg bieten neben den staatlichen Hochschulen auch private Institute wie das Drummers Institute oder das Drummers Focus an.

In der Musikpädagogik spielt das Schlagzeug eine große Rolle. Neben dem Einsatz zum Abbau von Aggressionen, besonders für jüngere Kinder, kann das Schlagzeug auch zur Vermittlung von grundlegendem Musikverständnis wie Takt und Rhythmus eingesetzt werden. Aufgrund der schnellen Erfolgserlebnisse ist der Motivationsgrad bei Anfängern sehr hoch. Durch die Vielseitigkeit und Komplexität des Schlagzeugspieles kann jedoch auch eine große Langzeitmotivation entstehen. Diese kann durch den Einsatz in einer größeren Instrumentengruppe wie einer Band noch verstärkt werden.

Siehe auch

Literatur

  • James Holland: Das Schlagzeug. (= Yehudi Menuhins Musikführer). 2. durchges. u. aktualisierte Auflage. Edition Bergh im Verlag Ullstein, Frankfurt am Main u.a. 1994, ISBN 3-7163-0136-1
  • Geoff Nicholls: The Drum Book. A history of the rock drum kit. Miller Freeman, San Francisco 1997, ISBN 0-87930-476-6
  • Peinkofer/Tannigel, Handbuch des Schlagzeugs, 2., rev. u. erg. Aufl., 1981
  • Christian Wenzel: Taschenlexikon Drumset und Percussion. PPVMEDIEN, Bergkirchen 2002, ISBN 3-932275-32-2
  • Peter Wicke, Kai-Erik und Wieland Ziegenrücker: Handbuch der populären Musik. Überarb. und erw. Neuausgabe, 4. Auflage. Atlantis-Schott, Mainz 2001, ISBN 3-254-08363-6, S. 477-479, S. 437-46 u.a.

Einzelnachweise


Weblinks

Wiktionary: Schlagzeug – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Schlagzeug – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien