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Blechblasinstrument

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Blechblasinstrumente
Trompete

Ein Blechblasinstrument ist ein Musikinstrument, bei dem die Töne mit einem Kessel- oder Trichtermundstück nach dem Prinzip der Polsterpfeife angeblasen werden: Die schwingenden Lippen des Musikers erzeugen den Ton, das Musikinstrument in Form einer Röhre ist der Resonator. Musikwissenschaftlich gehören sie nach der Hornbostel-Sachs-Systematik zur Gruppe der Aerophone.

Bedeutung des Materials der Grundröhre

Die überwiegende Mehrheit der Blechblasinstrumente wird aus Blech von Metalllegierungen wie Messing oder Neusilber hergestellt. Besonders bei großen Instrumenten wie dem Sousaphon kommen mitunter Faserverbundwerkstoffe zur Gewichtsersparnis zum Einsatz. Hölzerne Instrumente wie das Alphorn oder das Didgeridoo funktionieren zwar nach dem gleichen Prinzip, werden aber im Sprachgebrauch genauso wie die mit Tonlöchern ausgestatteten Serpente und Zinken historisch nicht zu den Blechblasinstrumenten gezählt. Das Klappenhorn und die Ophikleide zählen dagegen im Hinblick auf ihre Entwicklungsgeschichte zu den Blechblasinstrumenten. Auch sie werden mit einem Kesselmundstück angeblasen.

Das Saxophon und die Querflöte hingegen gehören aufgrund ihrer Tonerzeugung zur Gruppe der Holzblasinstrumente, obwohl sie meist aus Metall hergestellt werden.

Prinzip der Tonerzeugung

Waldhorn

Die meisten Musikinstrumente bestehen aus einem Schwingungserzeuger (Generator) und einem Schwingungsverstärker (Resonator). Die Besonderheit der Blechblasinstrumente liegt darin, dass die Schwingungserzeugung durch die Lippen des Spielers erfolgt und somit ein menschliches Organ in diesem Sinne Teil des Instruments wird. Die Luft wird gleichmäßig durch die seitlich gespannten vibrierenden Lippen durch ein Instrumentenmundstück durch das Instrument geblasen. (Zu den physikalischen Grundlagen siehe: Polsterpfeife)

Je gleichmäßiger die Lippen entsprechend der gewünschten Tonhöhe schwingen, umso „sauberer“ ist der Ton in seiner Qualität. Die ersten Millisekunden in der Tonerzeugung entscheiden die physiologische Qualität eines Instrumententones. Die Dauer eines auszuhaltenen Tones ist abhängig vom Lungenvolumen des Bläsers und der geblasenen Dynamik (Musik): Töne bis ca. 60 Sekunden sind bei geringer Lautstärke möglich (Ausnahme: Zirkularatmung).

Physik der Tonerzeugung

Durch das Schwingen der Lippen am Instrument entsteht in diesem eine stehende Welle durch schwingende Luftmoleküle (Grundlegendes dazu in: Polsterpfeife). Der eigentliche Ton tritt am Schallstück aus. Bei den Blechblasinstrumenten hat speziell die Schalltrichterform (auch Schallbecher) physikalisch/akustische Auswirkungen zum einen auf die Klangfarbe und zum anderen auf den Intervallabstand der Naturtöne. Dieser instrumententypische Exponentialtrichter gibt teilweise Schall-Energie in die Umgebung ab, der andere Teil wird zur Erzeugung der stehenden Welle (die aus vielen Impulsen den eigentlichen Ton bildet) wieder ins Rohr reflektiert, der bei den Lippen einen neuen Impuls auslöst. Gleichzeitig entsteht der Effekt der variablen akustischen Rohrlänge: Die Form des Schalltrichters bestimmt den Reflexionspunkt außerhalb des Trichters. Er kann mit Hilfe des Ansatzes verschoben werden, im Prinzip wird dadurch die akustische (=klingende) Rohrlänge verändert. Dieses Phänomen ist zur Zeit noch nicht ausreichend erforscht, einen Einfluss hat zB. auch die Form des Mundinnenraum des Bläsers oder die Stellung der Zunge.

Einfluss der Schalltrichterform

Nur leicht geöffnete, flache Trichter sind Bügelhörner. Diese Instrumente sprechen sehr leicht an, klingen aber leiser und dumpfer, da sie nur wenig Obertöne haben. Die Tonhöhe kann vom Bläser mit dem Ansatz gut variiert werden (+10/-50 Cent). Flache Trichter stellen für die Reflexion eine ungenaue Abrisskante dar. Der Trichter verstärkt die Schwingung nur wenig, relativ wenig Schallenergie wird an die Umgebungsluft abgegeben. Gleichzeitig wird dadurch mehr Energie ins Instrument reflektiert, die die leichtere Bildung der stehenden Welle zu unterstützt.

Steilere Trichter haben Trompete oder Posaune, die relativ schwer ansprechen, aber einen obertonreichen, hellen bis scharfen Ton haben können, der schwieriger intonierbar ist. Dieser lässt sich mitunter nur sehr geringfügig durch Ansatztechnik verschieben, Intonationskorrekturen sind nur in eng begrenztem Umfang möglich. Steile Trichter bilden eine scharfe Abrisskante, geben somit mehr Schallenergie ab und verstärken den Ton. Die Instrumente klingen lauter, verringern dadurch aber gleichzeitig die reflektierte Energie zur Bildung der stehende Welle.

Einfluss der Mensur

Das Kessel- oder Trichtermundstück steckt in einem meist konischen Mundrohr. Die nachfolgenden zylindrischen Rohre, wo sich auch die Ventilenbögen befinden, definieren die „Bohrung“. Mitunter folgt darauf noch ein konischer „Anstoß“, bevor das Instrument im Schallstück mit dem Schalltrichter mündet. Die Längen und Durchmesser dieser einzelnen Segmente bestimmen insgesamt die Mensur des jeweiligen Blechblasinstruments. Dieser Begriff bezeichnet also die Steigung des Rohrdurchmessers zur jeweiligen Position in der Grundrohrlänge. Ein exaktes metrisches Maß kann daher nicht definiert werden, sondern man vergleicht meistens gleichlange Instrumente miteinander.

Die Mensur bestimmt einerseits die Klangfarbe des Instruments: Eine Posaune klingt heller als ein Baritonhorn. Andererseits beeinflusst sie, wie gut der 1.Naturton (der „Grundton“) anspricht. Der tiefste spielbare Ton der Naturtonreihe liegt mitunter eine Oktave über dem eigentlichen Grundton. Entsprechend schwierig ist es, tiefe Passagen auf dem F-Waldhorn zu spielen, während die gleiche Lage bei einer gleich langen F-Tuba den Normalfall bildet.

Weiterhin hat die Mensur Einfluss auf den exakten Intervallabstand der Naturtonreihe. Durch gezielte punktuelle Durchmesserveränderungen können bestimmte Naturtöne in ihrer Intonation verändert werden.

Mensurtypen bei Blechblasinstrumenten

Verschiedene Mensurtypen: 1-weitmensuriert; 2-engmensuriert
  • Engmensuriert − Das Mundrohr ist leicht konisch (Naturtrompete) oder zylindrisch (manche Posaune), ca. 60 % der Gesamtlänge sind zylindrisch, der Schalltrichter weit geöffnet.
  • Mittelmensuriert − Das Mundrohr und das Schallstück sind lang und stark konisch, zylindrische Anteile relativ kurz z. B. wie bei dem Waldhorn ca. 30 % der Gesamtlänge, der Schalltrichter ist weit ausladend.
  • Weitmensuriert − Die Mensur ist bis auf wenige Anteile durchgehend stark konisch, der Schalltrichter wenig ausladend. z. B.: Flügelhorn, Tenorhorn, Bariton, Tuba

Tonhöhensteuerung

Skizzierte Stehende Welle des (von oben nach unten) 1.; 2.; 3.; 4. und 5. Naturtons in einem konischen Blechblasinstrument

Entstehung der Naturtöne

Durch Erhöhung der Lippenspannung überblasen Blechblasinstrumente jeweils zu dem Ton, dessen Frequenz das nächste ganzzahlige Vielfache der Frequenz des Grundtons bildet. 2, 3, 4 oder mehr halbe Wellenlängen entstehen im Rohr, woraus sich die Naturtonreihe des jeweiligen Instruments ergibt. Der tiefste spielbare Ton hängt vordergründig von der praktischen Gesamtrohrlänge des Instrumentes ab.

Der höchste spielbare Ton ist vom Können des Bläsers abhängig, das Mundstück hat allerdings einen starken Einfluss darauf. Kleinere Mundstücke mit engerer Bohrung begünstigen die Ansprache höhere Töne.

Veränderung der Resonanzrohrlänge

Um eine chromatische Spielweise zu ermöglichen, stattete man Blechblasinstrumente bereits im 14. Jahrhundert mit der Möglichkeit aus, die Rohrlänge durch einen Zug (Teleskop-Rohr) zu verlängern (Zugtrompete, Posaune). Dadurch erschlossen sich weitere proportional verschobene Naturtonreihen. Das Gegenteil dazu bilden die danach entstanden Instrumente mit Tonlöchern oder Klappen (Klappenhorn, Ophikleide), bei denen die Luftsäule entsprechend verkürzt wird.

Die bedeutendste Innovation bildet jedoch die Erfindung der Ventilinstrumente um 1813 durch Friedrich Blühmel und Heinrich Stölzel, die seither die überwiegende Mehrzahl aller gängigen Blechblasinstrumente bilden.

Bald darauf setzte sich die klassische Konfiguration mit drei Ventilen durch, die den Grundton um jeweils zwei, einen und drei Halbtöne erniedrigen. Mit einem solchen dreiventiligen Instrument ist es möglich, ab einer Quinte über dem Grundton eine durchgehende chromatische Tonleiter zu spielen.

Tuba in F

Ist noch ein weiteres Ventil vorhanden, so handelt es sich in der Regel um ein Quartventil (fünf Halbtöne). Historisch wurden manche Instrumente aus Gründen der Intonation auch mit fünf, sechs oder mehr Ventilen gebaut, eine Praxis, die sich bis heute bei der Tuba erhalten hat. (Weitere Informationen dazu finden sich unter Ventil (Blasinstrument) sowie den Artikeln zum jeweiligen Instrument selbst.)

Heutzutage werden nur noch Posaunen mit einem Zug (teilweise ergänzt durch ein oder zwei Ventile) gespielt. Klappeninstrumente werden überwiegend nur noch im Sinne der historischen Aufführungspraxis verwendet.

Zur Hilfe beim Intonieren schlecht stimmender Töne vor allem bei der Kombination mehrer Ventile, wird bei diesen der Ventilverlängerungszug (mitunter auch der Hauptstimmzug) während des Blasens mit Hilfe einer Vorrichtung oder in Form eines so genannten Trigger ausziehbar und somit veränderlich gestaltet.

Geschichte

Technologien der Kupferverarbeitung sind durch die Badari-Kultur in Ägypten bereits seit ca. 4000 v. Chr. belegt. Durch seine gute Verformbarkeit steht es in dieser Beziehung gleichwertig neben Silber und Gold. Auch das Legieren zu Bronze und Messing ist seit 3000 v. Chr. aus dem vorderasiatischen Assyrien und Babylon seit der Bronzezeit bekannt. Als das Grab des Pharao Tutanchamun aus dem Jahre 1323 v. Chr. entdeckt wurde, fand man auch zwei Exemplare des ältesten, heute noch erhaltenen Blechblasinstrumentes: Der Scheneb (Snb). Diese trompetenartigen Instrumente sind ca. 58 cm lang, haben einen Durchmesser von 17 mm (Anblasseite) bis 26 mm und einen anschließenden Schalltrichter mit bis 88 mm. Gefertigt sind beide Instrumente aus getriebenem und verlötetem Blech: Das eine aus teilweise vergoldetem Silber, das andere aus einer Kupferlegierung. Über Blastechniken und eine konkreten Verwendung ist nichts schriftlich überlierert, bildliche Darstellungen (vermutlich bereits ab ca. 2300 v. Chr.) stellen sie in einen militärischen oder repräsentativen Zusammenhang. Ein weiters Instrument aus diesem Kulturkreis ist die jüdische Chazozra. Im Kontext des Alten Testamen (Tanach) wird Moses von IHWH nach dem Auszug aus Ägypten aufgefordert (4 Mos 10 EU), 2 Trompeten aus getriebenem Silber zu fertigen. Verbunden damit ist an gleicher Stelle eine relativ ausführliche Vorschrift zur Anwendung. Allerdings sind auch sie sowohl nicht zum eigentlichen Musizieren gefertigt sowie auch nicht geeignet: Der religiöse Gebrauch oblag den Leviten im Tempel. Originale Instrumente sind wahrscheinlich nicht erhalten, die letzten dürften gemäß der Abbildung im Titusbogen der Plünderung des Tempels zum Opfer gefallen sein. Während also Scheneb und die Chazozra aus geschmiedeten und verlöteten Blechen bestanden, war auch die Kunst des Wachsausschmelzverfahrens bereits ab dem 4. vorchristlichen Jahrtausend bekannt. Mehrere Instrumente entstanden so:

  • Teile der griechische Salpinx waren so gefertigt: Eine langgestreckte Trompete mit aus Bronze gegossenem Mund- und Schallstück und 13 Zwischenstücken aus Elfenbein. Ein erhaltenes Instrument (157 cm lang) von ca. 450 v. Chr. befindet sich im Museum of Fine Arts, Boston.

Die Römer übernahmen ab ca. 300 v. Chr. aus der Kultur der Etrusker auch verschiedene Blechblasinstrumente aus gegossener Bronze mit abnehmbaren Mundstücken.

  • Die tuba ist ein langgestrecktes, durchgehend konisches Instrument, ein erhaltenes Exemplar im Etruskischen Museum in Rom, ist 117 cm lang und hatte ein schwach ausladendes Schallstück.
  • Das G-förmig gebogene cornu war ein langes, um den Körper des Bläsers gebogenes Instrument.
  • Die Hakenform des römischen Lituus und des Keltenkeltischen Karnyx entstanden vermutlich durch die Verbindung eines geraden Rohrs mit einem krummen Tierhorn als Schallbecher.
  • Die paarweise verwendeten Luren der Germanen erhielten ihre Form vielleicht durch die Nachahmung von Mammutstoßzänen.

Ob die Kunst des Biegens dünnwandiger Rohre von der Antike durch das Mittelalter tradiert wurde oder im Abendland neu entdeckt werden musste, ist nicht mit Sicherheit geklärt. Frühmittelalterliche Instrumente waren gestreckt, die früheste Abbildung einer S-förmig gewundene Form ist auf einer Miniatur von 1377 (Cronicles of France) in der British Library zu sehen.

Als Standardform bildete sich ab ca. 1500 die einmal gewundene Langtrompete heraus, die als Barocktrompete bis zum Ende des 18. Jahrhunderts praktisch unverändert blieb. Da generell auf festen Röhren nur bestimmte Naturtonreihen spielbar sind, kam in der Kunstmusik der Wunsch nach weiteren spielbaren Tönen auf. Erste Schritte dahin war die Längenveränderung der Rohrlänge durch zusätzlich aufgesteckte Rohrstücke (Setzstücke). Die gesamte Naturtonleiter verschiebt sich damit proportional. Zur Erzeugung schnell aufeinander folgender chromatischer Halbtonschritte wurde an den Instrumenten (Tromba da tirarsi) wahrscheinlich ein teleskopartig ausziehbares Mundrohr verwendet (Gemälde von Hans Memling, ca. 1480). Die Entwicklung des ausziehbaren Doppelzuges und somit der eigentlichen Posaune fand wahrscheinlich Mitte des 15. Jahrhunderts in Burgund (Südfrankreich) statt. Zeitgleich entstanden dünnwandige Instrumente mit dem wesentlichen Merkmal des heutigen Waldhorns, der kreisrund gebogenen Röhre. Es finden sich Abbildungen solcher "Hörner" auf Darstellungen in Worchester oder in Terlan in Tirol. Die Tonhöhenveränderung des Grifflochhorns erfolgt analog einem typischen Holzblasinstrument: Über Grifflöcher oder Klappen erreicht der Bläser eine Verkürzung der schwingenden Luftsäule. Der Klangcharakter der erzeugten Töne war jedoch nicht so befriedigend, wie der der Naturtöne.

Die Erfindung der Ventile veränderte die Bedeutung der Blechblasinstrumente und deren Stellenwert in der Musik. Die Oper Rienzi von Richard Wagner (UA 1842 in Dresden) war die 1.Oper unter Verwendung von Ventiltrompeten. Es entstanden mit der Tuba chromatisch spielbare Instrumente bis in den Bassbereich.

Halbinstrument/Ganzinstrument

Über Halbinstrumente berichtet K.v.Schafhäutl 1854 [1] in einem Bericht von einer Industrieausstellung in München: „Enge Mensuren begünstigen die hohen [Töne], weite die tiefen. So spricht z.B. der Grundton auf Trompeten und Kornett nicht an, wohl aber auf Tuben.(...) Im übrigen entscheiden über die Grenzen nach oben und unten die Fähigkeit des Bläsers und die Form des Mundstücks.“

Als Halbinstrument bezeichnet er somit ein engmensuriertes Blechblasinstrument, bei welchem der Grundton (der 1. Naturton) schlecht anspricht, nicht spielbar und somit normal nicht verwendbar ist. Im Gegensatz dazu gibt es Ganzinstrumente, bei denen der 1. Naturton gut verwendbar ist.

Das Phänomen des extrem schlecht stimmenden (also "fehlenden") Grundtons begründet sich aus den physischen Eigenschaften der Instrumentenform. Ein stark konischer Verlauf des Hauptrohrs, also eine weite Mensur unterstützt das gewünschte Frequenzverhältnis von 1:2 (Oktave) der ersten zwei Naturtöne. Dagegen eine durchgehend extrem zylindrische Mensur (gleichbleibendes Rohr ohne Schallstück) verschiebt dieses Verhältnis zu ca. 1:2,5. Der gewünschte Ton ist fünf Halbtöne zu tief, aber trotzdem (wenn auch schwierig) erzeugbar.

Grundstimmung

Dieser Begriff bezeichnet in der Praxis bei Blechblasinstrumenten den Notennamen des (1.,) 2., 4., 8., usw. Naturtones, unabhängig von dessen absoluter Oktavlage. Bläst beispielsweise eine B-Trompete und ein B-Tenorhorn den 3. Naturton, klingen beide Instrumente im Oktavabstand. Der Gesamtklang wird allgemein als angenehm empfunden. Bläst eine B-Trompete und eine C-Trompete beispielsweise den 2.Naturton, klingen beide Instrumente im Sekundabstand. Der Gesamtklang wird gemeinhin als unangenehm empfunden.

Die Grundstimmung wird festgelegt durch die Grundrohrlänge

  • bei Posaunen: Der Zug ist komplett eingeschoben.
  • bei Ventilinstrumenten: Kein Ventil ist betätigt.

Die Grundtonhöhe „f“ in Hz ist physikalisch abhängig von der Instrumentenrohrlänge „l“ in m und der Schallgeschwindigkeit der Luft „c“.

Mit der Formel: kann näherungsweise die Länge oder in der Umkehrung auch die Frequenz berechnet werden.

Alle Instrumente mit dem gleichen Grundton haben deshalb auch etwa die gleiche Rohrlänge. Beispielsweise sind die Rohrlängen des Waldhorns in B (274 cm), der Posaune (270 cm), des Tenorhorns (266 cm) und des Baritonhorns beziehungsweise Euphoniums in B (262 cm) fast gleich. Das Waldhorn in F ist mit 370 cm etwas länger als die Tuba in F (354 cm). Diese Längendifferenzen innerhalb der gleichen Grundstimmung hängen von der Bauweise des Instrumentes ab, insbesondere von der Mensur und dem Öffnungswinkel und Durchmesser des Schallstückes.

Das kürzeste gebräuchliche Blechblasinstrument ist die b-Piccolotrompete mit einer Grundrohrlänge von 65 cm. Die B-Tuba mit 4 Ventilen ist das üblicherweise tiefste Instrument mit einer Grundrohrlänge von 541 cm, werden noch die Verlängerungen von normalerweise 4 Ventilen hinzugerechnet, ergibt sich dabei eine Rohrlänge von 930 cm.

In einem normalen separaten F/B-Doppelhorn sind 704 cm Rohr verbaut, dabei werden dem B-Horn beim Umschalten in die F-Stimmung zusätzlich 96 cm hinzugefügt. Um Intonationskorrekturen vornehmen zu können, werden die F-Ventilzüge (Gesamtlänge 102 cm) unabhängig von den B-Ventilzügen verwendet.

Siehe auch: Grundstimmung (Blasinstrument)


Fertigung

Einzelteile eines Waldhorns: 1-Mundrohr; 2-Stimmbogen; 3-Anstoß; 4-Zwinge; 5-Stengel; 6-Verschraubung; 7-Schallbecher; 8-Maschine; 9-Ventilbögen; 10-Fingerhaken

Blechblasinstrumente werden gewönlich aus Messingblech und -rohren mit einer Wandstärke von 0,4 bis 0,6 mm gefertigt. Schallstücke und große konische Rohre werden aus Blechen mit silberhaltigem Hartlot zusammengelötet und mit entsprechenden Werkzeugen in die gewünschte Form gedrückt. Zylindrische Rohre werden nahtlos industriell gefertigt. Die einzelnen eventuell gebogenen Rohrteile werden mit kurzen Rohrstücken („Zwingen“) überlappend mit Weichlot verlötet.

Traditionell werden von einem Metallblasinstrumentenmacher zu biegende Rohre mit flüssigem Blei gefüllt und nach Erkalten „per Hand“ gebogen. Mit speziellen Techniken wird die Oberfläche geglättet, dabei verdichtet und gehärtet. Anschließend wird das Blei verflüssigt und restlos entfernt. Dieser Biegevorgang kann auch mit extrem niedrigschmelzenden Metallen oder verflüssigbaren Kunstharzen erfolgen.

In der modernen industriellen Massenproduktion wird der Schallbecher aus einer Ronde tiefgezogen und bündig mit entsprechend konischem Stengel verschweißt. Gebogen werden Rohre oft mit Wassereis-Füllung, geglättet werden diese danach hydraulisch in einer teilbaren Matrizenform. Das erfordert fertigungstechnisch größere Materialstärken (bis 1 mm), die Haltbarkeit fertiger Instrumente ist mitunter extrem gering: Durch extremes „Aufblasen“ zerreißen homogene Kristallstrukturen und bekommen Kapillarrisse, durch die bei einem fertigen Instrument unabdingbar Kondenswasser diffundiert. Lackierte Oberflächen verhindern das Verdunsten, es kommt zu nichtreversiblen Schäden am Instrument.

Fertig gestellte Einzelteile werden oftmals bereits vor dem Zusammenbau geschliffen und poliert. Das fertige Instrument kann abschließend lackiert oder galvanisch versilbert, vernickelt beziehungsweise vergoldet werden.

Pädagogik

Blechblasinstrumente gelten gemeinhin als dankbare „Einstiegsinstrumente“ in das aktive Musizieren und weisen mitunter zahlreiche Vorteile auf. Dabei ist es keineswegs einfacher als bei anderen Instrumenten, sie wirklich gut zu spielen. Allerdings ist fast jeder Mensch bereits nach einer minimalen Einweisung in die grundlegende Technik der Tonerzeugung dazu in der Lage, erkennbare Töne auf ihnen zu produzieren. Bestes Beispiel ist dafür die Beliebtheit der Vuvuzela („Tröte“, „Tute“) auch bei deutschen Volksfesten. Da der menschliche Körper derart unmittelbar in die Tonerzeugung mit einbezogen ist, geht damit für viele Anfänger eine immense Befriedigung einher. Gerade im Anfangsstadium verläuft die Lernkurve oft sehr steil und bietet zahlreiche Erfolgserlebnisse. Einsteiger-Instrumente guter Qualität sind preisgünstig, überall einsetzbar und bis auf die Tuba sehr einfach zu transportieren, strapazierfähig und kommen im Vergleich zu den meisten anderen Instrumentengattungen mit relativ wenig Pflege und Wartung aus. Aufgrund der Atemschulung eignet sich das Erlernen eines Blechblasinstrumentes mitunter auch als Therapie für Asthma und ähnliche Erkrankungen der Atmungsorgane. Laien-Musikvereine wie Blasorchester und Posaunenchor integrieren mitunter auch ungeübten Bläser und bilden damit eine ideale Grundlage zum erfolgreichen Gruppenmusizieren und einhergehender Sozialisierung, individuelle Schwächen können dabei kompensiert werden.

Demgegenüber stehen als Nachteile eine gewisse Lärmbelästigung durch die Grundlautstärke beim Üben sowie dem meist recht durchsetzungsfähigen Klang. Besonders wer unter Lippenherpes leidet, empfindet die Schwingung der Lippen beim Spiel mitunter auch außerhalb akuter Herpes-Phasen als unerträglich.

Das geeignetste Einstiegsalter liegt nach vollständiger Ausbildung des jugendlichen Gebisses mit den zweiten Zähnen (also ab 11 Jahren). Es kann natürlich auch früher mit dem Unterricht begonnen werden. Es ist aber hierbei zu beachten, dass sich das Gebiss noch verändert und daher unter Umständen der Ansatz immer wieder angepasst werden muss. Außerdem ist sorgfältig darauf zu achten, mit dem Mundstückrand nicht zu viel Druck auf die Lippen und Zähne auszuüben. Vor allem in den ersten Jahren ist der praktische Unterricht bei einem erfahrenen Lehrer durch nichts zu ersetzen.

Instrumente

Ventilhorn um 1900 (hoch-B)

Moderne Bauformen geordnet in aufsteigender Tonhöhe

Hersteller und Marken

Wie die meisten Musikinstrumente werden Blechblasinstrumente nicht nur von großen Unternehmen hergestellt, sondern auch von kleinen, handwerklich hoch spezialisierten Fachbetrieben, die mitunter nur aus einem einzigen Metallblasinstrumentenmachermeister bestehen.

Siehe auch

Wiktionary: Blechblasinstrument – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Curt Sachs: Handbuch der Musikinstrumente. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1930/Reprint 1980 Lizenznummer 472-155/A 104/80
  • Bahnert, Herzberg, Schramm: Metallblasinstrumente. Fachbuchverlag Leipzig/Florian Noetzel Verlag 1986. ISBN 3-7959-0466-8
  • Herbert Heyde: Das Ventilblasinstrument. VEB DVfM 1987. ISBN 3-370-00159-4
  • Günter Dullat: Metallblasinstrumentenbau. PPV Medien GmbH. ISBN 3923639791

Weblinks

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  1. Curt Sachs, Handbuch der Musikinstrumentenkunde. 2.Auflage, 1930, Verlag Breitkopf & Härtel/Leipzig, S.248