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Detmold

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Fürstliches Residenzschloss Detmold

Detmold ist eine Stadt in Ostwestfalen-Lippe, Nordrhein-Westfalen. Sie liegt etwa 100 Kilometer südwestlich von Hannover und ca. 30 Kilometer östlich von Bielefeld. Mit ungefähr 74.000 Einwohnern ist Detmold eine große kreisangehörige Stadt und gleichzeitig die größte Stadt im Kreis Lippe.

Von 1468 bis 1918 war sie die Residenzstadt der Fürsten zu Lippe, danach Hauptstadt des Freistaats Lippe (1918–1947). Seit 1947 ist Detmold Sitz der Bezirksregierung Detmold. Von 1932 bis 1973 war Detmold Sitz des Kreises Detmold. Danach wurde es Sitz des Kreises Lippe, der aus der Zusammenlegung des Kreises Detmold mit dem Kreis Lemgo hervorgegangen war.

Das Freilichtmuseum, das Landestheater, sowie das Hermannsdenkmal haben die Stadt überregional bekannt gemacht.

Geografie

Geografische Lage

Detmold liegt in der Region Ostwestfalen-Lippe im Osten Nordrhein-Westfalens am Rande des Naturparks Eggegebirge und Südlicher Teutoburger Wald. Der Süden des Stadtgebiets wird vom Teutoburger Wald bedeckt, die eigentliche Stadt liegt aber nördlich davon, ca. 30 Kilometer östlich von Bielefeld und ca. 100 Kilometer südwestlich von Hannover.

Entwässert wird das Stadtgebiet von der Werre, in die in der Stadt der Knochenbach und der Heidenbach münden. Der Knochenbach entsteht aus der Vereinigung der Wiembecke und der Berlebecke im Ortsteil Heiligenkirchen. Größere Stehgewässer sind der Meschesee in Heidenoldendorf und der Donoperteich in Hiddesen.

Geologie

Das Stadtgebiet weist wie der gesamte lippische Raum eine große geologische Vielfalt auf. Südlich der Detmolder Innenstadt verläuft der Osningkamm, der zusammen mit dem Eggegebirge den Teutoburger Wald bildet. Dieser schmale Gebirgszug wird aus Kalksandsteinen des Trias gebildet und weist viele Brüche und Falten auf. Diese Zerklüftung ist der Grund dafür, dass es in der Umgebung so viele Kurorte und Mineralwasserquellen gibt. Der Ortsteil Hiddesen ist ein solcher Kurort mit Schonklima.

Die Böden weisen eine mittlere bis sehr gute Qualität auf. Zum Ende der letzten Kaltzeit hin lagerte sich entlang des nördlichen Hangs des Teutoburger Waldes Mergelstaub ab und bildete Lösserden. Bis dorthin waren die Gletscher vorgedrungen. Vorherrschender Untergrund sind Sand- und Tonsteine aus dem Mesozoikum. Darauf befinden sich überwiegend Podsol-Braunerden und Pseudogley-Braunerden. Im nordwestlichen Stadtgebiet dominieren die Keuperhügel des Lipperlandes. Entlang der Werre durchziehen von Südosten nach Nordwesten Auenböden das Stadtgebiet. In den höheren Lagen des Osningkamms besteht die Oberschicht aus dem Muschelkalk, in dem vielfach Fossilien zu finden sind.

Ein bekannter Geologe, der die Sandsteine des Teutoburger Waldes erforscht hat, war der Gymnasialprofessor Otto Weerth.

Exponate zur Detmolder Geologie befinden sich im Lippischen Landesmuseum.

Nachbargemeinden

Detmold ist nur von Städten und Gemeinden des Kreises Lippe umgeben, diese sind (im Uhrzeigersinn beginnend im Norden) Lemgo, Blomberg, Horn-Bad Meinberg, Schlangen, Augustdorf und Lage.

Stadtgliederung

Karte der Ortsteile von Detmold

Nach § 3 Abs. 1 ihrer Hauptsatzung gliedert sich die Stadt Detmold in folgende 27 Ortsteile:[1]

Klima

Das Detmolder Stadtgebiet gehört zum maritimen Klimabereich Nordwestdeutschlands. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt etwa 9 °C, der südliche Stadtrand ist kälter, während die nördlichere Peripherie wärmer als das Mittel ist. Die Monatsmittel schwanken regionaltypisch von etwa 0 °C im Januar bis 17 °C im Juli/August. Die Jahresniederschlagsmenge beträgt etwa 900 Millimeter Wassersäule, zum Teutoburger Wald hin zunehmend. Die durchschnittliche jährliche Sonneneinstrahlung beträgt 955 Kilowattstunden pro Quadratmeter.

Für den relativ hoch und direkt am Teutoburger Wald gelegenen Detmolder Ortsteil Hiddesen ergeben sich folgende, im Vergleich zum Stadtzentrum kühlere und feuchtere, Klimawerte:


Klima Hiddesen (180 m)
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 0,3 0,5 4,5 7,5 12,0 15,0 17,0 16,8 14,0 9,5 4,9 2,5 8,8
Mittl. Tagesmax. (°C) 2,5 4,0 8,0 12,5 17,0 20,0 22,0 22,0 18,0 14,0 7,5 4,5 12,7
Mittl. Tagesmin. (°C) −2,0 −1,9 0,1 4,0 7,0 10,0 12,0 12,0 9,5 5,5 2,5 −0,5 4,9
Niederschlag (mm) 85 60 70 65 75 82 81 78 70 65 85 95 Σ 911
Sonnenstunden (h/d) 1 2 3 5 6,2 6,2 6 5,8 5 3,5 1 0,8 3,8
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
2,5
−2,0
4,0
−1,9
8,0
0,1
12,5
4,0
17,0
7,0
20,0
10,0
22,0
12,0
22,0
12,0
18,0
9,5
14,0
5,5
7,5
2,5
4,5
−0,5
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
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s
c
h
l
a
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85
60
70
65
75
82
81
78
70
65
85
95
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: Stadt Detmold[2]

Siehe auch: Klima in Ostwestfalen-Lippe

Geschichte

Mittelalter und Stadtgründung

Kupferstich der Stadtansicht Detmolds von Matthäus Merian, 1647

Detmold wurde 783 als Theotmalli erstmals erwähnt, nach Einhard und anderen leitet sich der Name von der Bezeichnung einer Volkgerichtsstätte ab. In diesem Jahre soll hier Karl der Große in den Sachsenkriegen von den Sachsen geschlagen worden sein. Ab 1005 wurde es in Altsachsen Tietmelli- oder Theotmalli-Gau genannt. Aus dem Jahre 1023 wird überliefert, dass es seinen 799 geweihten Altarstein an das Kloster Abdinghof in Paderborn abgab. Der Ort Detmelle am Werreübergang an der alten Handelsstraße von Paderborn nach Lemgo, wo es seit den Franken eine Siedlung mit Taufkirche und einigen bäuerlichen Anwesen gab, erhielt 1263 vom Edlen Herrn Bernhard III. zur Lippe das Lippstädter Stadtrecht. Im Zuge der Stadtgründung bekam Detmelle eine bescheidene Gemarkung von 971 Hektar und einen Diakon. Die früheste noch erhaltene und mit dem Stadtsiegel versehene Urkunde stammt aus dem Jahr 1305 und befindet sich im Stadtarchiv Paderborn.[3] 1265 trug das Marktprivileg zur Weiterentwicklung Detmolds bei und führte zur Gründung eines Jahrmarkts. Um 1300 wurde ein zweiter Jahrmarkt am Sonntag vor Martini (11. November) eingeführt.

Ein Stadtplan aus dem Mittelalter zeigt ein Straßenkreuz, das innerhalb eines nahezu kreisrunden Rings von etwa 500 Meter Durchmesser liegt. Die beiden Hauptstraßen teilen den Ort in vier verschieden große Stadtviertel, wobei das nach Nordwesten ausgerichtete Quartier die Burg des Landesherrn enthielt. Um 1305 war die gesamte Stadt durch Graben, Wall und Mauer gesichert und innerhalb der Stadtmauer verlief eine schmale Gasse, die, wie auch einige Überreste der Mauer, zum Teil noch heute erhalten ist (Bruchmauer-, August-, Adolf- und Karlstraße). Die Nord-Süd-Achse bildete die Lange Straße mit je einem festen Doppeltor, dem Lemgoischen Tor an der Nordseite und dem Hornschen Tor an der Südseite. Die Ost-Westachse wurde durch die heutige Schülerstraße und die Bruchstraße gebildet. Am Ostende befand sich der Bürgerturm, wo sich jenseits der Mauer das Sumpfgebiet der Werreniederung ausdehnte, und im Westen öffnete sich die Bruchpforte zur Stadthude für das Vieh der Detmolder Ackerbürger.[3]

Die Burg wurde im 14. Jahrhundert von einem landesherrlichen Vogt verwaltet. Die Hofhaltung und der Lebensaufwand der Burgmannengeschlechter, wie der von dem Busche, von der Borch, von Exterde und Schwartz, mussten von den Bürgern erwirtschaftet werden und hielten eine selbständige Entfaltung des kommunalen Lebens in Grenzen. Um 1450 besaß die Stadt erst 350 Einwohner und blieb bis in das 17. Jahrhundert die kleinste unter den lippischen Städten. Weitere Gründe für eine zögerliche Stadtentwicklung waren Plünderungen, Zerstörungen und Brände, so insbesondere durch die Soester Fehde 1447, als Detmold von kölnischen Truppen und böhmischen Hilfsvölkern erobert wurde. Danach baute man die Stadt zu einer starken Festung aus und 1468 wählte Graf Bernhard VII. zu Lippe Detmold zu seiner ständigen Residenz. Um 1590 hatte Detmold etwa 700 Einwohner.[4]

Im Jahre 1547 suchte ein Großbrand die Stadt heim, der über 70 Häuser zerstörte. 1557 wurde das Schloss als Weserrenaissancebau mit reichem Giebelschmuck fertiggestellt.

Reformation und Dreißigjähriger Krieg

Detmold wurde Sitz der Lippischen Landeskirche. Die Reformation in Lippe nahm 1538 unter Graf Bernhard VIII. ihren Anfang in Lemgo, wo ab 1522 lutherisch gepredigt wurde. Vor der Reformation gehörte Detmold zum Bistum Paderborn. 1536 war Simon von Exter der letzte katholische und erste lutherische Pfarrer von Detmold. 1605 führte der calvinistisch geprägte Graf Simon VI. das reformierte Bekenntnis ein und besetzte freiwerdende Pfarrstellen nur noch mit reformierten Pfarrern. Seit dieser Zeit ist die zentral zwischen Schloss und Marktplatz gelegene Erlöserkirche das Gotteshaus der reformierten Gemeinde. Im ausgehenden Mittelalter veröffentlichten die Dominikaner Heinrich Institoris und Jakob Sprenger den Hexenhammer, ein Kompendium des weit verbreiteten Hexenglaubens. Im Schutz der Kirche breitete sich auch der Hexenwahn in Detmold aus, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie im Hexennest Lemgo.[5] In den Jahren zwischen 1653 und 1670 wurden in Detmold 19 Hexen und Zauberer vom landesherrlichen Gericht zum Tode durch Feuer und Schwert verurteilt.

Detmold um 1660

Im Jahre 1604 wurde der im Juni stattgefundene erste Jahrmarkt abgeschafft, der zweite auf den 30. November, dem Festtag des Apostels Andreas, verlegt und auf drei Tage verlängert. Seitdem wird dieser Markt Andreasmesse genannt. 1616 richtete die Thurn und Taxissche Post in Detmold eine Station der kaiserlichen Reitpost zwischen Köln und Hamburg ein. Damit ist die Stadt der älteste Postort im Bezirk der Oberpostdirektion Münster.

Zwischen 1625 und 1637 wüteten in der Stadt mehrere Pestepidemien, die 900 Todesopfer forderten. Mit Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs verpflichtete sich Lippe zur Neutralität und Detmold besaß als Residenzstadt Sonderrechte. Dennoch litt die Stadt mehrfach unter Truppendurchzügen, Plünderungen und Raubzügen. Die Besetzung des Detmolder Schlosses 1640 durch den kaiserlichen General von der Wahl war eine Folge des Lippischen Prinzenraubs. So wird eine Affäre innerhalb der gräflichen Familie genannt, bei der Gräfin Katharina das Schloss gewaltsam in Besitz nahm, nachdem sie ihre Kinder in Sicherheit gebracht hatte. 1648, am Ende des Dreißigjährigen Krieges, lebten nur noch knapp 900 Menschen innerhalb der Stadtmauern.[3]

Nach dem wirtschaftlichen Niedergang während des langen Kriegs konnte sich Detmold in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erholen und es entstand auch die heute noch gut erhaltene Adolfstraße mit kleinen, unregelmäßigen Fachwerkhäusern, die an die Innenseite der Stadtmauer angebaut wurden. Um 1663/1665 stachen Elias und Heinrich van Lennep Ansichten von Schloss und Stadt Detmold in Kupfer. In der Detailtreue gehen diese Stadtansichten weit über den Merian-Stich hinaus.

Öffnung der Stadtmauer und Zeitalter der Aufklärung

Graf Friedrich Adolf legte ab 1701 planmäßig die Neustadt im Süden an, nachdem der Mauerring erstmals durchbrochen worden war. Er ließ auf Kosten der Staatskasse das Palais und das Lustschloss Friedrichstal erbauen und dazu einen Kanal, über den diese Orte vom Schloss aus auf dem Wasserweg mittels Gondeln und Schleusen zu erreichen waren. 1720 wurde die Erlaubnis erteilt, Wälle und Gräben zu beseitigen, doch erst ab 1780 durften Stadttore und Mauertürme abgetragen werden. Das Weichbild der Stadt wurde im neuen Jahrhundert besonders im Süden für den Wohnungsbau erschlossen, aber auch innerhalb des ehemaligen Mauerrings veränderte sich das Stadtbild. Die in den vergangenen Jahrhunderten errichteten Fachwerk-Giebelhäuser blieben zwar erhalten, aber viele Neubauten im zeitgemäßen klassizistischen Stil kamen hinzu. Das eindrucksvollste Bauwerk dieser Zeit ist das Rathaus am Marktplatz, dem der alte Bau aus dem 16. Jahrhundert weichen musste.

Die lippische Schulreform im Zeitalter der Aufklärung machte das lippische Elementarschulwesen weithin als beispielhaft bekannt. Fürstin Pauline zur Lippe kümmerte sich unter Mithilfe ausgezeichneter Mitarbeiter um die Hebung der allgemeinen Volksbildung und die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Armen, Kranken, Waisen und alten Menschen. Auf ihre Initiative hin entstanden in Detmold eine Reihe von vorbildlichen sozialen Einrichtungen, wie eine Pflegeanstalt, ein Waisenhaus, eine Krankenstube und ein Arbeitshaus für Arbeitslose. 1802 wurde in Detmold der erste Kindergarten Deutschlands eröffnet, der 1856 den Namen Paulinenanstalt erhielt und bis heute existiert.[3] 1809 führte Fürstin Pauline die Straßenbeleuchtung in Detmold mit 26 Öllaternen ein.

1818 wurden die Leopold- und die Hornsche Straße angelegt; 1825 wurde das Landestheater erbaut. Im Jahre 1835 war die Stadt mit 4137 Einwohnern die volkreichste Stadt in Lippe. Das kulturelle Leben blieb allerdings provinziell, trotz so hervorragender Vertreter geistigen Lebens wie Christian Dietrich Grabbe und Albert Lortzing. Die Standesunterschiede und das Bildungsgefälle waren hoch – mit dem fürstlichen Hof, der Hofgesellschaft und dem Beamtentum an der Spitze der Gesellschaft. Die Revolution von 1848 brachte auch in Detmold Bewegung in die Bürgerschaft, die sich in Demonstrationen vor dem Schloss und in den Straßen äußerte. Die Regierung gab den Wünschen des Volkes nach und holte den Oppositionsführer Moritz Petri, einen Freund Grabbes, ins Kabinett. Dies und die nach 1850 einsetzende Reaktion dämpften alsbald die Unruhe des Volkes.

Der Musik und Theater liebende Fürst Leopold III. regierte von 1851 bis 1875 und förderte das Theater- und Konzertleben in der Stadt. Er holte Clara Schumann und den jungen Johannes Brahms als Klavierlehrer der fürstlichen Familie und als Solisten für öffentliche Konzerte nach Detmold. Damit begann Detmolds Entwicklung als Stadt der Musen. Der Nachfolger, Fürst Woldemar war der krasse Gegensatz und strich kurze Zeit nach Amtsantritt 1875 die Ausgaben für die Kultur radikal. Er löste 1875 die Hofkapelle auf, begründete dies mit Sparmaßnahmen, erhöhte aber gleichzeitig die Ausgaben für Repräsentation erheblich.

Detmold ist vielen Menschen durch das Lied „Lippe-Detmold, eine wunderschöne Stadt…“ bekannt. Der Komponist dieses Volksliedes ist unbekannt, es wird jedoch mit der Schlacht bei Preußisch Eylau im Jahr 1807 in Verbindung gebracht. Das Lied wurde zunächst nicht auf Detmold bezogen, sondern von etwa 25 Orten in Anspruch genommen, auf die das Versmaß passte. Seit etwa 1880 ist es als Studenten-, Wander- und Soldatenlied in der jetzigen Fassung nur noch mit Lippe-Detmold verbunden.

Industrielles Zeitalter und Kaiserreich

Mit den Gründerjahren kamen die Bürger zu steigendem Wohlstand, der sich auch im Stadtbild bemerkbar machte. Die Einwohnerzahl stieg nun schnell: 1880 hatte Detmold 8.053 und 1910 schon 14.294 Einwohner. Detmold entwickelte sich in dieser Zeit von einer Handwerker- und Ackerbürgerstadt zu einer modernen Landeshauptstadt.[3]

Am 17. Mai 1907 wurde in Detmold die neue Synagoge eingeweiht. Zur Einweihung kamen neben anderen politischen, kirchlichen und gesellschaftlichen Vertretern Fürstin Bertha und Fürst Leopold IV. 1912 entschied man sich aufgrund von Beschwerden aus Detmold und Umgebung, die Andreasmesse aufzuheben und stattdessen während dieser Tage einen Vergnügungspark einzurichten. Jedoch führte auch dies nicht zu einer befriedigenden Lösung, so dass der Vergnügungspark bereits ein Jahr später aufgelöst und die Andreasmesse wieder eingeführt wurde. Sie lockt vom letzten Mittwoch im November bis zum darauffolgenden Sonntag jedes Jahr viele Besucher an.

Im Ersten Weltkrieg starben über 4000 Angehörige des Infanterieregiments 55, dessen III. Bataillon in Detmold stationiert war. Bei der Explosion einer Munitionsfabrik am 31. Mai 1917 in Detmold verloren 72 Menschen, zumeist junge Mädchen, ihr Leben.

Bis 1918 blieb Detmold Sitz des Fürstenhauses und wurde dann nach Abdankung des Fürsten Hauptstadt des Freistaates Lippe.

Weimarer Republik und Drittes Reich

In der Zeit zwischen dem 12. November 1918, als Fürst Leopold IV. auf den Thron verzichtete, und der nationalsozialistischen Machtergreifung am 7. Februar 1933 war die SPD die führende politische Kraft und stellte mit Heinrich Drake den Regierungschef der Landesregierung in Detmold über vier Legislaturperioden.

Aufgrund der wirtschaftlichen Probleme in der Weimarer Republik erhielten die rechts- und linksradikalen Parteien erhebliche Stimmenzuwächse und die SPD verlor ihre absolute Mehrheit im Landtag. 1923 wurde die erste Ortsgruppe der NSDAP in Lippe gegründet. Im Januar 1933 mobilisierten die Nazis für den Landtagswahlkampf alle Kräfte und Adolf Hitler sprach sechzehnmal auf Kundgebungen. Die Nazis knüpften große Hoffnungen an einen Wahlsieg am 15. Januar 1933 in Lippe. Diese Wahlen stießen auf internationales Interesse, da die Nationalsozialisten hier erstmals mit allen ihren Spitzenleuten einschließlich Hitler demonstrierten, wie sie sich die Machtergreifung vorstellten.

Die NSDAP bekam 39,5 %, die SPD 30,2 % und die KPD 11,2 % der Stimmen. Eine Koalition aus NSDAP, DNVP und DVP konnte eine Minderheitsregierung im Lippischen Landtag bilden. Bereits im Jahr 1933 wurden die Gemeinden gleichgeschaltet, Kommunisten und Gewerkschaftsfunktionäre verhaftet und zum Teil ermordet. Wie im übrigen Reich zerschlugen die Nazis auch in Lippe die Organisationen der Arbeiterbewegung und überzogen das Land mit Terror.

Der bekannteste Detmolder Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime war Felix Fechenbach. 1928 wurde er Redakteur des SPD-Organs Volksblatt in Detmold und schrieb Artikel gegen die Nazis. Diese unter dem Pseudonym Nazi-Jüsken verfassten Glossen führten zu starken Anfeindungen. Am 11. März 1933 wurde er festgenommen und am 7. August 1933 auf dem Transport in das KZ Dachau im Kleinenberger Wald zwischen Detmold und Warburg „auf der Flucht erschossen“. Das Grab von Felix Fechenbach befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Rimbeck.

Am 10. November 1938 brannte die Synagoge in der Reichspogromnacht völlig aus und im Verlauf der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verloren 162 jüdische Bürger aus Detmold ihr Leben. Die meisten der etwa 600 Juden in Lippe wurden in die Massenvernichtungslager deportiert. Nur 52 von ihnen konnten vorher Deutschland verlassen. Die Deportation begann am 13. Dezember 1941 und die ersten 25 wurden nach Riga gebracht. Die zweite Deportationswelle mit 34 Juden führte am 31. März 1942 ins Warschauer Ghetto, während am 11. Juli 1942 sieben Personen direkt ins Vernichtungslager Auschwitz kamen. Der letzte Transport aus Lippe mit 79 Juden ging nach Theresienstadt.[6]

Alfred Meyer war Gauleiter Westfalen-Nord, Reichsstatthalter in Lippe und wesentlich verantwortlich am planmäßigem Völkermord an den Juden. Der oberste Naziführer in Lippe war Adolf Wedderwille, der als Kreisleiter der NSDAP und stellvertretender Staatsminister in Lippe herrschte. Das meiste Blut an seinen Händen hatte aber ohne Zweifel Jürgen Stroop, geboren 1895 als Sohn eines Polizeiwachtmeisters in Detmold. Stroop trat 1932 in die NSDAP ein und machte schnell Karriere. Inzwischen zum SS-Brigadeführer aufgestiegen, erhielt er am 19. April 1943 den Auftrag, den Aufstand im Warschauer Ghetto niederzuschlagen. Hierbei wurden nach Stroops eigenen Angaben über 56.000 Juden ermordet.

Detmold war im Zweiten Weltkrieg nur selten das Ziel von Bombenangriffen. Am 1. April 1945 erreichten die Amerikaner den Teutoburger Wald und beschossen ab Ostermontag, dem 2. April 1945 vornehmlich die Straßenkreuzungen und benachbarte Häuser in Detmold mit Granaten. Am 4. April gegen 19 Uhr drangen die Amerikaner über die Bandelstraße, Hans-Hinrich-Straße und Schillerstraße mit Panzern in die Stadt ein und hatten bis zum späten Abend alle Ortsteile besetzt. Nachdem die nationalsozialistischen Führer geflohen waren, richteten sich Offiziere der Besatzungsmacht im Regierungsgebäude und im Detmolder Rathaus ein und setzten schon am 5. April den Fabrikanten Alex Hofmann, Inhaber der Firma Gebrüder Klingenberg, als ersten Detmolder Bürgermeister der Nachkriegszeit ein. Seine Hauptaufgabe bestand anfangs darin, die Befehle der Besatzungsmacht auszuführen. Bereits nach wenigen Tagen zogen sich die Amerikaner zurück, und die Briten übernahmen das Kommando. In der Zwischenzeit war der Detmolder Flugplatz zur Nachschubbasis ausgebaut worden. Dazu waren die Start- und Landebahnen mit Eisenplatten befestigt und verlängert worden. Die schweren Frachtflugzeuge landeten und starteten im Minutentakt. Während des Kalten Krieges war die Stadt Garnison der 20. britischen Panzerbrigade (Armoured Brigade) der Britischen Rheinarmee, die auch den nun Hobart Barracks genannten Flugplatz als Hubschrauberlandeplatz, später auch für den Senkrechtstarter Hawker Siddeley Harrier nutzte. Im Juli 1995 verließen die Briten ihre Garnison in Detmold und den Flugplatz.[6]

Die Nachkriegszeit

Die Regierung in Düsseldorf, der Hauptstadt des neu gebildeten Nordrhein-Westfalens legte fest, dass Detmold vorläufiger Sitz des gleichnamigen Regierungsbezirks wurde. Seit 1972 ist Detmold auch Sitz der Kreisverwaltung Lippe.

Dem lippischen Volk blieben das Landesvermögen, wie Forsten, Domänen, Staatsbäder, sowie soziale und kulturelle Einrichtungen erhalten und der neu gegründete Landesverband Lippe wurde mit deren Pflege und Erhaltung beauftragt. Große Verdienste bei diesem Umwandlungsprozess hat sich Heinrich Drake erworben. Bis 1950 hatten Vertriebene und Evakuierte die Einwohnerzahl Detmolds von 23.000 im Jahr 1938 auf etwa 30.000 ansteigen lassen. Einen hohen Anteil bildeten dabei Vertriebene aus Schlesien, so dass Detmold 1954 die Patenschaft für die niederschlesische Stadt Sagan und den Kreis Sprottau übernahm. 1967 kam im Zuge des sich vereinigenden Europas die nordfranzösische Stadt Saint-Omer als Partnerstadt hinzu.[3]

Auf dem Fliegerhorst, der nun Hobart Barracks hieß, hatten sich während des Kalten Krieges die Briten eingerichtet und in der benachbarten Gemeinde Herberhausen wurden in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts Wohnungen und Versorgungseinrichtungen für britische Soldaten und ihre Familien erbaut. Mit dem Abzug der britischen Soldaten im Juli 1995 war leerstehender kostengünstiger Wohnraum vorhanden, der in den folgenden Jahren überwiegend von Aussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion und anderen Migranten bezogen wurde. Heute sind etwa 90 % der Bewohner Migranten aus mehr als 20 verschiedenen Staaten. Zur Zeit gibt es hier etwa 62 % Aussiedler, 20 % Kurden, 10 % andere Nationalitäten und 7 % Deutsche. Herberhausen ist heute ein sozialer Brennpunkt. Mehr als 40 % der Bewohner sind Kinder und Jugendliche, von denen viele ungewollt mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen sind. Sie haben durch sprachliche Schwierigkeiten bedingte Probleme in der Schule, daraus resultieren Lehrstellenmangel, eine hohe Arbeitslosenquote, sowie Alkoholismus und Drogenkonsum. Die Integration dieser Jugendlichen stellt die Stadt vor erhebliche Probleme.[7]

Öffentliche Verkehrsmittel

Am 11. Juni 1895 wurde die Bahnlinie Detmold–Altenbeken eröffnet, so dass Detmold jetzt Anschluss an das Netz der damaligen Reichsbahn hatte, allerdings fast 40 Jahre später als zum Beispiel Gütersloh, Bielefeld und Herford. Einige Jahre später konnte man von Detmold auch per Bahn nach Bielefeld reisen. Zwischen 1900 und 1954 verfügte Detmold über ein Straßenbahnnetz, das in seiner Blütezeit weit über die Stadtgrenzen hinausreichte. Die Straßenbahn, PESAG genannt, führte von Detmold über Remmighausen nach Horn. Sie folgte dabei der jetzigen Bundesstraße 239 bis Schmedissen, dann der Nordstraße nach Horn und von dort weiter nach Südwesten über Schlangen und Bad Lippspringe bis Paderborn (der B 1 folgend) und von Horn nach Westen über Bad Meinberg bis nach Blomberg (ebenfalls entlang der B 1). Weitere Strecken führten nach Westen über Heidenoldendorf in den Ortsteil Pivitsheide (Bielefelder Straße, Birkendamm) und nach Süden über Heiligenkirchen nach Berlebeck und nach Hiddesen. Bis 1954 wurden die bestehenden Linien nach und nach eingestellt und durch den Busverkehr ersetzt.[8]

Eingemeindungen

Im Rahmen der nordrhein-westfälischen Gebietsreform wurden zum 1. Januar 1970 die Stadt Detmold sowie die 25 Gemeinden Barkhausen, Bentrup, Berlebeck, Brokhausen, Dehlentrup, Hakedahl, Heidenoldendorf, Heiligenkirchen, Hiddesen, Hornoldendorf, Jerxen-Orbke, Leistrup-Meiersfeld, Loßbruch, Mosebeck, Niederschönhagen, Nienhagen, Niewald, Oberschönhagen, Oettern-Bremke, Pivitsheide (Vogtei Heiden), Pivitsheide (Vogtei Lage), Remmighausen, Schönemark, Spork-Eichholz und Vahlhausen zur neuen Stadt Detmold zusammengeschlossen.

Einwohnerentwicklung

Wochenmarkt mit Rathaus

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit hatte Detmold nur einige hundert Einwohner. Die Bevölkerungszahl wuchs langsam und ging durch die zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. So wurde die Stadt 1447 während der Soester Fehde verwüstet und hatte viele Tote zu beklagen. 1625 bis 1637 forderten mehrere Pestepidemien über 900 Todesopfer. Auch während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) gab es Einwohnerverluste. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert setzte in der Stadt Detmold ein stärkeres Bevölkerungswachstum ein.

Lebten 1835 erst rund 4.000 Menschen in der Stadt, so waren es 1900 bereits fast 12.000. Bis 1939 verdoppelte sich diese Zahl nahezu auf rund 23.000. Auch danach stieg die Einwohnerzahl weiter. Durch zahlreiche Eingemeindungen am 1. Januar 1970 wuchs die Bevölkerungszahl von 29.552 im Jahre 1969 auf über 63.000 im Jahre 1970 an. Am 30. Juni 2007 betrug die amtliche Einwohnerzahl für Detmold nach Fortschreibung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen 73.714 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).

Von diesen waren 52,6 % weiblich und 47,4 % männlich. Der Ausländeranteil beträgt 6,0 % und liegt damit unter dem Bundesdurchschnitt. [9] Die Anzahl der Personen mit Migrationshintergrund beträgt 21,2 % und liegt damit leicht über dem Bundesdurchschnitt, wie aus dem aktuellen Demografiebericht hervorgeht. [10]

In Detmold gibt es 8562 Haushalte, in denen Kinder unter 18 Jahren leben. Dabei sind die Haushalte mit einem Kind am stärksten vertreten (49 % aller Haushalte mit Kindern). Die Arbeitslosenquote lag im April 2006 bei 13,8 %.

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1818 handelt es sich um Schätzungen (¹), danach um Volkszählungsergebnisse (²) [11][12] oder amtliche Fortschreibungen (³) des Statistischen Landesamtes. Die Angaben beziehen sich ab 1871 sowie für 1946 auf die Ortsanwesende Bevölkerung, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Jahr Einwohner
1305 ¹ 300
1700 ¹ 1.100
1818 (31. Dez.) ¹ 2.742
1828 (31. Dez.) ² 3.497
1835 (31. Dez.) ² 4.137
1841 (31. Dez.) ² 4.716
1843 (31. Dez.) ² 5.021
1852 (31. Dez.) ² 5.177
1858 (31. Dez.) ² 5.232
1861 (3. Dez.) ² 5.600
1867 (3. Dez.) ² 6.269
1871 (1. Dez.) ² 6.469
1880 (1. Dez.) ² 8.053
1885 (1. Dez.) ² 8.916
Jahr Einwohner
1890 (1. Dez.) ² 9.700
1895 (1. Dez.) ² 11.232
1900 (1. Dez.) ² 11.968
1905 (1. Dez.) ² 13.272
1910 (1. Dez.) ² 14.295
1916 (1. Dez.) ² 12.426
1917 (5. Dez.) ² 12.311
1919 (8. Okt.) ² 15.275
1925 (16. Juni) ² 16.051
1933 (16. Juni) ² 17.561
1939 (17. Mai) ² 23.202
1945 (31. Dez.) ³ 24.837
1946 (29. Okt.) ² 26.713
1950 (13. Sep.) ² 30.178
Jahr Einwohner
1956 (25. Sep.) ² 31.038
1961 (6. Juni) ² 31.236
1965 (31. Dez.) ³ 30.744
1970 (27. Mai) ² 63.266
1975 (31. Dez.) ³ 65.635
1980 (31. Dez.) ³ 67.621
1985 (31. Dez.) ³ 66.396
1987 (25. Mai) ² 65.502
1990 (31. Dez.) ³ 70.074
1995 (31. Dez.) ³ 73.343
2000 (31. Dez.) ³ 73.695
2005 (31. Dez.) ³ 73.508
2006 (31. Dez.) ³ 73.707
2007 (30. Juni) ³ 73.714

¹ Schätzung   ² Volkszählungsergebnis  ³ Fortschreibung

Religionen

Christen

Marktkirche in der Innenstadt

Die Christianisierung begann bereits zur Zeit der Sachsenherrschaft im 8. Jahrhundert n. Chr. und Lippe gehörte im Mittelalter zum Erzbistum Paderborn und Bistum Minden. Im 16. Jahrhundert breitete sich die Reformation unter Herrschaft von Bernhard VIII. Graf zur Lippe (1536–1563) in Detmold und im gesamten Umkreis aus und das lutherische Bekenntnis wurde eingeführt. Im Jahr 1684 wurde in der ersten reformierten Kirchenordnung festgelegt, dass der Landesherr die Konfession seiner Untertanen bestimmen konnte. Diese Regelung galt bis 1918 in Lippe. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hat das reformierte Bekenntnis zunehmend an Einfluss gewonnen, als der Landesherr zu diesem Glauben übertrat. Oberhaupt der Kirche war damals der jeweilige Regent des Fürstentums Lippe als summus episcopus und der geistliche Leiter war ein Generalsuperintendent. Nach Ende des Ersten Weltkriegs trat an die Stelle des landesherrlichen Kirchenregiments der neu geschaffene Landeskirchenrat mit dem Generalsuperintendenten (später Landessuperintendenten) an der Spitze. 1931 gab sich die Kirche eine neue Verfassung. Die heutige Lippische Landeskirche mit Sitz in Detmold hat ihre Wurzeln in der Reformation. Sie umfasst die evangelisch-reformierten und evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden. Zwischen ihnen besteht Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft.

Es dauerte bis 1854, dass durch ein fürstliches Edikt auf Initiative von Laurenz Hannibal Fischer die katholische Kirche der evangelischen Landeskirche gleichgestellt wurde. 1892 wurde in Detmold durch Bischof Hubertus Simar von Paderborn das erste katholische Dekanat gegründet wurde. Erster Dechant war Karl Lillotte von 1892 bis 1897. Im Jahr 1897 wurde durch Maximilian Freiherr zu Laßberg wieder eine katholische Kirchengemeinde gegründet, die bereits vier Jahre später eine eigene Kirchensteuer erhob. 1946 lebten bereits 6500 Katholiken in Detmold, von denen viele Kriegsflüchtlinge aus den Ostgebieten waren. 1953 wurde ein katholisches Altenheim namens Bonifatius gegründet. 1973 betrug die Zahl der in Detmold lebenden Katholiken knapp 11.000. Im Jahre 2002 feierten die katholischen Gemeinden ihr 150-jähriges Bestehen.[6]

Juden

Um sich niederzulassen, mussten Juden im Mittelalter Schutz- oder Geleitbriefe von den lippischen Landesherren kaufen. Der älteste lippische Judenschutzbrief wurde im Jahr 1500 ausgestellt. Offenbar aus finanziellen Gründen nahm Simon VI. etwa 30 jüdische Familien in Lippe auf und genehmigte 1603 sogar den Bau einer Synagoge. Nach seinem Tod kam es in Lippe zu einer großangelegten Judenvertreibung, nachdem sie angeblich Gesetzesverstöße begangen hatten. Erst 1647 kehrten die ersten Juden zurück. Um 1780 lebten über 900 Juden in Lippe. Für die Rechte der Juden setzte sich Leopold Zunz (1794–1886) aus Detmold nachdrücklich ein und 1858 erhielt die Vorlage zur Emanzipation Gesetzeskraft. Dennoch wurden die Juden in der Folgezeit auch in Lippe regelmäßig als Sündenböcke für Straftaten beschuldigt, die sie nicht begangen hatten. Am 10. November 1938 kam es zur Reichspogromnacht, als die Nazis in ganz Deutschland jüdische Synagogen, Friedhöfe und Geschäfte zerstörten. In Detmold brannte die 1907 erbaute Synagoge in der Lortzingstraße völlig aus und fünf jüdische Geschäfte wurden zerstört. 162 jüdische Bürger aus Detmold wurden, soweit heute bekannt ist, während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft umgebracht.[6]

Siehe auch: Religionen in Detmold

Politik

Stadtrat

Der Stadtrat hat gegenwärtig 46 Mitglieder, die sich gemäß dem Ergebnis der Kommunalwahl vom 26. September 2004 auf die einzelnen Parteien wie folgt verteilen:

Partei Ergebnis Sitze
SPD 37,16 % 17
CDU 36,84 % 17
Grüne 10,26 % 5
FWG 7,59 % 3
FDP 5,71 % 3
Detmolder Alternative 2,44 % 1
Wahlbeteiligung 56,29 %

Im Detmolder Stadtrat gibt es zurzeit keine feste Koalition.

Bürgermeister

Bürgermeister von Detmold ist Rainer Heller (SPD). Er setzte sich in einer Stichwahl gegen Manfred Luckey (CDU) durch. Die folgende Tabelle zeigt das Ergebnis der Bürgermeisterwahl und der Stichwahl 2004:

Name Partei 26. September 2004 Stichwahl
Rainer Heller SPD 48,38 % 61,10 %
Manfred Luckey CDU 37,29 % 38,90 %
Birgit Reher Grüne 8,15 %
Thomas Trappmann FDP 6,18 %
Wahlbeteiligung: 56,30 % 43,85 %

Siehe auch: Liste der Bürgermeister von Detmold

Wappen

Wappen

Die Wappenbeschreibung lautet: In Rot eine weiße (silberne) Stadtbefestigung; über einer zinnengekrönten Mauer, die an den Enden mit zwei freistehenden Kreuzen und vor den mittleren Zinnenöffnungen mit zwei lippischen Rosen (rot mit gelben {goldenen} Butzen) auf weißem (silbernen) Grund einschließt. Über dem Torbogen ein Mittelturm mit spitzem Dach, das auf der Spitze ein Kreuz, an den beiden Dachenden je eine Kugel trägt.[1]

Städtepartnerschaften

Detmold hat vier Partnerstädte und ist mit zwei weiteren Städten befreundet. Alle sechs Städte bis auf Verona haben ungefähr so viele Einwohner wie Detmold und haben etwa das gleiche Alter. Die älteste Partnerschaft besteht mit Saint-Omer (Pas-de-Calais) in Frankreich seit dem 29. Juni 1969 und wurde auf der Grundlage des Élysée-Vertrags vom 22. Januar 1963 geschlossen. Am 6. Mai 1976 wurde die Partnerschaft mit der belgischen Stadt Hasselt geschlossen. Die jüngste Partnerstadt ist seit dem 11. Juni 2004 Savonlinna in Finnland. Mit allen drei Städten finden Schüleraustausche sowie Begegnungen zwischen Kultur- und Sportvereinen statt. Eine innerdeutsche Partnerschaft besteht mit Zeitz seit dem 18. August 1990, die mit der Zusammenarbeit von Stadträten und Verwaltungen begann und heute mit dem Austausch von Vereinen eine weitere Facette erhält.

Mit Verona in Italien gibt es seit dem 20. Mai 2006 eine Städtefreundschaft infolge eines langjährigen Schulprojektes zur gemeinsamen Aufarbeitung der deutsch-italienischen Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus und des Faschismus. Seit dem 16. Juni 2006 besteht eine weitere Städtefreundschaft mit der griechischen Stadt Kallithea, die auf eine Jugendbegegnung mit Teilnehmern aus acht europäischen Staaten im Rahmen des Programms Europäisches Jahr der Erziehung durch Sport im Jahre 2004 zurückgeht.

Bürgerentscheid 2006

Am 11. Juni 2006 fand über den Bau eines Einkaufszentrums am „Lustgarten“ der erste Bürgerentscheid der Stadt Detmold statt. Zur Abstimmung stand die Forderung eines Bürgerbegehrens an den Stadtrat, die Verhandlungen mit dem Projektentwickler abzubrechen. Obwohl die Mehrheit (der angetretenen Wähler) für das Bürgerbegehren stimmte, scheiterte es, da das Zustimmungsquorum von 20 % der Stimmberechtigten nicht erreicht wurde.[13]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Historisches Gebäude im Freilichtmuseum

Museen

Das Westfälische Freilichtmuseum ist mit etwa 100 historischen Gebäuden auf 90 Hektar das größte seiner Art in Deutschland. Es wurde 1966 auf dem Gelände des ehemaligen fürstlichen Tiergartens eröffnet und zieht jährlich zwischen dem 1. April und 31. Oktober durchschnittlich 250.000 Besucher an. Das Lippische Landesmuseum zeigt Exponate zur Landes- und Kulturgeschichte, Naturkunde und Prähistorie. Das Museum feierte 1985 sein 150-jähriges Bestehen. Jüngstes Museum Detmolds war das Art Kite Museum für Flugdrachenkunst, das im Jahre 2000 eröffnet, aber schon fünf Jahre später wieder geschlossen wurde. Weniger bekannt, aber von überregionaler Bedeutung, ist das Museum für Russlanddeutsche Kulturgeschichte. Es ist das erste und einzige Museum dieser Art in Deutschland und befindet sich noch im Aufbau.

Landestheater Detmold

Theater

Das Landestheater Detmold besitzt an seinem Stammsitz Detmold vier Spielstätten: das Landestheater selbst mit 650 Plätzen, die Kleine Bühne im Grabbe-Haus mit 80 Plätzen, das Hoftheater im Innenhof, das alljährlich zu jeder Vorstellung unter freiem Himmel 250 Besucher anlockt, sowie das Detmolder Sommertheater. Das Landestheater Detmold gilt als größte Reisebühne Europas, denn etwa die Hälfte der fast 600 Vorstellungen jeder Spielzeit finden außerhalb Detmolds statt. Das Spielgebiet umfasst das gesamte Land Nordrhein-Westfalen und geht sogar weit über die Landesgrenzen hinaus bis nach Belgien, Luxemburg und in die Schweiz.

Musik

Besonders der Hochschule für Musik ist es zu verdanken, dass in Detmold ein reiches musikalisches Angebot gibt. Über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sind die Meisterchöre Camerata Vocale und der Philharmonische Chor Lippe, sowie die Detmolder Schlossspatzen. Der Philharmonische Chor Lippe organisiert seit 1990 internationale Chorfestivals. In Detmold gibt es eine ausgeprägte Singkultur, die sich in elf Mitgliedschören des Sängerbunds NRW ausdrückt. Chorwerke des Komponisten Albert Lortzing, der in Detmold gewirkt hat, werden von Detmolder Chören gesungen.

Die Bigband der Musikhochschule und die Orchestergesellschaft Detmold sind wichtige Instrumentalgruppen der Stadt. Außerdem gibt es in vielen Kirchengemeinden Kirchenchöre und Posaunenchöre. Schließlich ist Detmold die Heimat der Band Duivelspack.

Lippische Landesbibliothek und Staatsarchiv

Mit über 400.000 Bänden ist die Lippische Landesbibliothek Detmold eine der bedeutenden hochschulfreien Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen. Ein Schwerpunkt der Bibliothek liegt in der Sammlung und Bereitstellung von Literatur, Urkunden und Dokumenten über Lippe und Ostwestfalen im benachbarten Staatsarchiv Detmold. Untergebracht ist die Bibliothek in einem klassizistischen Palais, das als Privathaus vom Detmolder Kaufmann und Bauunternehmer Wilhelm Ebert in den Jahren 1842 bis 1843 erbaut wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Bibliothek in den Besitz des neu gegründeten Landesverbandes Lippe über.

Krumme Straße
Meierstraße
Fachwerkhäuser in der Innenstadt: Grabbehaus

Bauwerke

Historische Altstadt

Die historische Altstadt bildet einen Kreis von etwa 500 Metern Durchmesser, dessen Mittelpunkt der Marktplatz ist. Die Altstadt wird im Süden und Osten von der Bruchmauer-, August-, Adolf- und Karlstraße begrenzt, an denen noch Fragmente der ehemaligen Stadtmauer zu sehen sind, während der Stadtkern im Norden und Westen durch das Rosental und die Ameide seinen Abschluss findet. Innerhalb der Altstadt sind etwa 350 teilweise gut erhaltene historische Gebäude zu besichtigen, besonders in der Langen Straße, der Krummen Straße und der Meierstraße. Diese Häuser stammen aus drei Epochen, dem späten Mittelalter nach dem großen Stadtbrand von 1547 mit bürgerlichen Fachwerkbauten, der Biedermeierzeit (1830-1860) mit seinem spätklassizistischem Stil und der Gründerzeit (nach 1875) mit historisierenden, dekorierten Fassaden. In der Straße Unter der Wehme liegt das Geburtshaus Ferdinand Freiligraths und das Sterbehaus Christian Dietrich Grabbes, dessen Geburtshaus ebenfalls erhalten und in der Bruchstraße zu finden ist.

Schloss

Das Detmolder Schloss, auch als Fürstliches Residenzschloss Detmold bezeichnet, liegt im Nordwesten der historischen Altstadt und umfasst mit dem Schlossplatz und Burggraben etwa ein Viertel des Stadtkerns. Das Fürstliche Residenzschloss bildet das bedeutendste historische Bauwerk der Stadt und stellt eine hervorragende architektonische Schöpfung der Weserrenaissance dar. Beherrscht wird das Schloss vom mittelalterlichen Turm und einem vierflügeligen Anbau mit reicher Renaissance-Fassade, der in den Jahren 1550-57 entstand. Im Schlosshof befinden sich vier Treppentürme und eine klassische Bogengalerie mit Wappensteinen. Im 17. Jahrhundert entstand der Westflügel mit den Königszimmern, die acht große Wandteppiche, venezianische Kronleuchter und eine Sammlung von Jagdwaffen enthalten. Der Schlossplatz wird von langgestreckten Flügelbauten mit Eckpavillons umgeben, die den Schlossbewohnern als Wagenremise, Marstall und Reitbahn dienten. Die ehemalige Reitbahn wurde in den 1950er Jahren zur Stadthalle umgebaut. Der Brunnen vor dem Schloss mit seiner Fontäne wurde 1898 erbaut und 1957 mit Scheinwerfern ausgestattet.

Erlöserkirche

Erlöserkirche

Die evangelisch-reformierte Erlöserkirche (Marktkirche) ist ein spätgotischer Kirchenbau. Sie wurde nach dem großen Brand im Jahre 1547 zerstört und danach in der Mitte der Stadt wieder aufgebaut. Einige Jahre später sah sich die Stadt in der Lage, die Errichtung eines mächtigen Turms in Angriff zu nehmen. Über dem Eingang kann man die Jahreszahl 1564 erkennen. Dieses Datum weist auf das Jahr der Fertigstellung des Turmes hin. In der Zeit um 1596 wurden zwei Turmwächter angestellt, die als Brandwächter in dem Turm wohnten. Die alte Glocke konnte sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg gerettet werden, sie ist heute mit ihrem weichen, tiefen Klang die älteste Bronzeglocke in Detmold. Bereits im Jahr 1555 wurde das Gotteshaus mit einer Orgel ausgestattet. Die heutige Barockorgel von Johann Markus Oestreich wurde 1795 fertiggestellt, 1962 erneuert und erweitert. In dem schlichten Innenraum beeindrucken die spitzbogigen, gotischen Fenster und ein Taufbecken aus Sandstein, das mit Blattranken verziert ist. Die fünfseitige Kanzel steht auf einer einfachen Rundsäule und darüber befindet sich ein sechseckiger Schalldeckel.

Rathaus
Donopbrunnen auf dem Marktplatz

Rathaus

Das Rathaus wurde im klassizistischen Baustil in den Jahren von 1828 bis 1830 an der Nordseite des Marktplatzes errichtet. Auffällig ist die doppelläufige Freitreppe mit dem dorischen Säulenportikus aus Sandstein vor dem Gebäude. Im Rathaus befindet sich der Saal des Rats der Stadt sowie die Amtsräume des Bürgermeisters und des Stadtdirektors. 1902 wurde das Rathaus durch einen Anbau an der Rückseite erweitert. Der malerische Donopbrunnen vor dem Rathaus wurde 1902 errichtet und stellt die Berlebecke als Nymphe dar.

Palais

Das Palais (auch Neues Palais) wurde zwischen 1706 und 1708 von Graf Friedrich Adolph erbaut. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Hauptbau mit flügelartigen Pavillons. Ursprünglich diente das Palais als Witwensitz der lippischen Fürstinnen. Von 1849 bis 1864 wurde es umgebaut. Vor der südlichen Seitenfront befindet sich ein Springbrunnen aus dem Jahre 1857 mit Delphinen und Tritonen. Heute ist es Sitz der Hochschule für Musik. An das Palais schließt sich der Palaisgarten an.

Das Landestheater Detmold entstand im Jahr 1825 auf Veranlassung Fürst Leopolds II. Er ließ es im Rosental unweit von Marktplatz und Schloss errichten. Nach nur siebenmonatiger Bauzeit konnte im November 1825 bereits der Vorhang aufgehen. Am 5. Februar 1912 brannte das Theater bis auf die Grundmauern nieder, wurde aber schon während des Ersten Weltkrieges 1914–1915 nach Plänen des Berliner Architekten Bodo Ebhardt im klassizistischem Stil neu errichtet. Die Finanzierung des Neubaus erfolgte mit Spenden der Detmolder Bürger und Geldern des Fürstenhauses. Wie alle deutschen Bühnen musste das Theater im Zweiten Weltkrieg am 1. September 1944 seine Pforten schließen. Nach Kriegsende richtete die englische Besatzungsmacht hier ihr Casino ein. Der Spielbetrieb wurde ins Detmolder Sommertheater verlegt. Am 5. Juli 1952 erfolgte die Freigabe und die Situation normalisierte sich. Im Lippischen Landestheater finden 650 Zuschauer Platz.

Christuskirche

Martin-Luther-Kirche

Die evangelisch-reformierte Christuskirche am Kaiser-Wilhelm-Platz mit der Gruft der Fürstenfamilie zur Lippe ist ein im neugotischen Stil errichteter Kirchenbau aus dem frühen 20. Jahrhundert nach Entwürfen des Architekten Otto Kuhlmann. Bedingt durch Kriegseinwirkung war zu Anfang der 1960er Jahre eine größere Renovierung erforderlich, in den 80er Jahren erfolgte eine umfangreiche Erneuerung der Außenhaut und kürzlich wurde eine Innenraumrenovierung vorgenommen. In den warmen Monaten des Jahres ist die Kirche tagsüber für Besucher geöffnet. Die Christuskirche ist Heimat der evangelisch-reformierten Christen im Detmolder Westen. Im Januar 2008 besteht sie hundert Jahre.

Martin-Luther-Kirche

Die evangelisch-lutherische Martin-Luther-Kirche in der Schülerstraße wurde in den Jahren 1897 bis 1898 in neugotischem Stil zum großen Teil von Spendengeldern an der Stelle der alten Barockkirche erbaut. Bis 1721 war es im reformierten Detmold verboten, eine lutherische Kirche zu errichten. Erst die lutherische Fürstin Wilhelmine von Nassau-Idenstein setzte den Bau der ersten Kirche durch. Das Modell dieser Kirche ist im Gemeindehaus nebenan zu besichtigen.

Friedrichstaler Kanal am Lippischen Hof
Neustadt und Kanal am Palaisgarten

Friedrichstaler Kanal

Der Friedrichstaler Kanal ist ein technisches Baudenkmal und ein bis heute in Teilen erhaltenes Wasserbauwerk, das von 1701 bis 1704 auf Anweisung des damaligen Grafen Friedrich Adolf erbaut wurde. Der Friedrichstaler Kanal verband den heute nicht mehr existierenden Landsitz aus Lustschloss, Orangerie und Barockgarten mit dem Residenzschloss. Der Kanal wird mit Wasser aus dem Knochenbach gespeist und mündet in den Wallgraben, der um den südlichen und westlichen Teil der Stadtmauer fließt und schließlich den Schlossteich füllt. Verantwortlicher Bauherr war Hindrick Kock. Der Kanal wurde nicht für wirtschaftliche Zwecke genutzt, sondern ausschließlich mit Gondeln für Lustfahrten befahren. 1748 wurde die Schifffahrt wieder eingestellt. Eine Weiternutzung erfolgte durch den Bau von Mühlen an den Schleusen. Die 1752/1753 errichtete Obere Mühle war bis 1958 in Betrieb und wird seitdem von der Gastronomie genutzt. Die drei Schleusen, die zur Überwindung des Gefälles gebaut wurden, sind heute noch als Wasserfälle zu sehen. Der Bau des Kanals erfolgte im Zusammenhang mit dem Bau des Palais und der östlichen Häuserzeile an der Neustadt entlang des Kanals, der ersten Erweiterung der Stadt über die mittelalterlichen Grenzen hinaus. Die Kanalanlage gilt als bedeutendes und einmaliges Denkmal der barocken Wasserbaukunst.[14]

Parks

Schlosspark

Der Schlosspark, auch Schlossplatz genannt, wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegt. Man kann den Platz von vier Seiten betreten, durch das Hauptportal von der Langen Straße, vom Theatervorplatz, vom Marktplatz durch den Kirchbogen und schließlich über eine breite Treppe vom Rosental aus. Der große Springbrunnen vor dem Schloss mit beleuchteter Fontäne wurde um 1900 angelegt. Der kleine, achteckige Brunnen im östlichen Teil des Parks stammt wahrscheinlich aus dem Park Friedrichstal. Eine Porträtbüste von Johannes Brahms steht nahe am Hauptportal. Der Schlossplatz wird von langgestreckten Flügelbauten mit Eckpavillons umgeben, die den Schlossbewohnern als Wagenremise, Marstall und Reitbahn dienten. Die ehemalige Reitbahn wurde in den 1950er Jahren zur Stadthalle umgebaut.

Palaisgarten

Der Palaisgarten wurde im frühen 18. Jahrhundert als Parterregarten im französischen Stil angelegt, Mitte des 19. Jahrhunderts vergrößert und in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Der Palaisgarten ist als Baudenkmal geschützt und enthält einen alten Baumbestand aus Mammutbäumen und anderen exotischen Bäumen, sowie mehrere Brunnen und Kaskaden. In der Nähe steht ein kleiner achteckiger Bau, der eine Turbine für den Betrieb der Wasserspiele enthält und 1855 errichtet wurde. Gleich dahinter am Hang des Büchenbergs befindet sich ein vergittertes Sandsteinportal, das in einen Bergkeller führt und einer Brauerei zur Lagerung von Eis diente.

Ausflugsziele

Das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald

Das Hermannsdenkmal wurde auf der 386 Meter hohen Grotenburg errichtet und soll an die Schlacht im Teutoburger Wald und den Cheruskerfürsten Arminius erinnern. Das 54 Meter hohe Denkmal wurde zwischen 1838 und 1875 von Ernst von Bandel errichtet und am 16. August 1875 von Kaiser Wilhelm I. eingeweiht. Seitdem ist es eines der meist besuchten Denkmäler Deutschland mit annähernd einer Million Besucher jährlich.

Das Westfälische Freilichtmuseum ist mit etwa 100 historischen Gebäuden auf 90 Hektar das größte seiner Art in Deutschland. Das Freilichtmuseum wurde 1966 auf dem Gelände des ehemaligen fürstlichen Tiergartens eröffnet und zieht jährlich zwischen dem 1. April und 31. Oktober durchschnittlich 250.000 Besucher an. Die Gebäude bestehen aus originalgetreu wieder aufgebauten historischen Häusern, wie Bauernhöfen, Handwerkerhäusern, Gaststätten und Dorfschulen mit kompletter zeitgenössischer Inneneinrichtung und typischen Gartenanlagen.

Die Externsteine, Gesamtansicht aus Südwesten

Die Externsteine bei Horn sind eine Gruppe von dreizehn, zum Teil freistehenden, bis zu 38 Meter hohen Sandsteinfelsen, die von der Wiembecke in Jahrmillionen ausgewaschen wurden. Ein Gebiet von etwa 140 Hektar im Umkreis der Externsteine ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Im frühen 12. Jahrhundert war hier eine christliche Wallfahrtsstätte entstanden. In die Wand des Hauptfelsens wurde ein 3,6 Meter breites und 5 Meter hohes Relief gemeißelt, das die Kreuzabnahme Christi darstellt. Am Fuße der Felsen ist die Wiembecke zu einem kleinen See aufgestaut.

Donoperteich

Der Donoperteich ist ein 132 Hektar großes Naturschutzgebiet und beliebtes Ausflugsziel in der Nähe des Ortsteils Hiddesen. Der malerisch gelegene Donoperteich wurde von Graf Simon Heinrich 1683 für die Fischzucht angelegt und nach dem gräflichen Kammerherrn von Donop benannt. In unmittelbarer Nähe liegt das Hiddeser Bent, ein Hochmoor mit charakteristischer Fauna, wie Wollgras, Pfeifengras, Torfmoos, Sonnentau und Moosbeere. Das Hiddeser Bent wurde schon 1950 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Mit einem Fußmarsch von etwa einer Stunde ist über das Heidental der Bielstein zu erreichen, der mit 393 Metern die höchste Erhebung im Detmolder Stadtgebiet darstellt. Auf seiner Kuppe befindet sich der Sender Bielstein des Westdeutschen Rundfunks mit seinem 300 Meter hohen Sendemast.

Die Adlerwarte Berlebeck befindet sich auf dem Berg Kelle in Berlebeck und wurde vom Falkner Adolf Deppe Ende der 1930er Jahre mit fünf Tieren gegründet. Die Adlerwarte gilt heute als die größte und älteste Greifvogelwarte Europas und beherbergt derzeit etwa 180 Greifvögel. Sie ist vom 16. Februar bis 15. November täglich geöffnet und bietet Freiflugvorführungen mit Adlern, Geiern und Falken.

Der Vogelpark Heiligenkirchen, auch als Vogel- und Blumenpark bezeichnet, beherbergt in mehr als 120 Volieren über 2000 Vögel aus der ganzen Welt. Die größten Attraktionen sind die Streichelwiese für Papageien und die kleinsten Hühner der Welt, die nur hummelgroße Küken aufziehen. Der Vogelpark ist vom 11. März bis 4. November täglich geöffnet.

Datei:Falkenburg.JPG
Blick von der Ruine Falkenburg Richtung Osten

Die Ruine Falkenburg steht im Ortsteil Berlebeck auf einer der mit 373 Metern höchsten Erhebungen des Teutoburger Waldes. Die Falkenburg wurde um 1190 als erste Burg der Edelherrschaft Lippe von Bernhard II. errichtet und hielt mehreren Belagerungen stand. 1453 brannte die Burg völlig ab, wurde später neu aufgebaut, erhielt aber nie die frühere Bedeutung zurück. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, inzwischen zur Ruine verfallen, benutzte man ihre Steine zum Bau der Gauseköte benannten nahegelegenen Passstraße über den Teutoburger Wald.

Lippischer Velmerstot mit Gedenkstein.

Das Silberbachtal ist ein landschaftlich reizvolles Bachtal bei Leopoldstal südöstlich von Detmold mit der Silbermühle und der Kattenmühle. Der Name Silberbach stammt von geringen Silberfunden in den Jahren 1711 bis 1712. Ein beliebtes Wanderziel ist die benachbarte Lippische Velmerstot am Übergang vom Teutoburger Wald zum Eggegebirge, mit 441 Metern der höchste Berg im Teutoburger Wald, während die etwa 1000 Meter entfernte Preußische Velmerstot noch 27 Meter höher ist. Der Gipfel des Berges besteht aus einer bizarren Sandsteinformation und bietet einen eindrucksvollen Fernblick.[6]

Die Opfersteine im Leistruper Wald liegen am Ostrand des Leistruper Waldes im Ortsteil Diestelbruch. Die Opfersteine bestehen aus Steingruppen oder -reihen, die in unbekannter Zeit von Menschen bearbeitet und aufgestellt wurden. Auch der Sinn und Zweck dieser vermutlichen Kultstätten ist unbekannt. Von der Höhe (288 m) des mit Buchen, Eichen und Nadelholz bestandenen Leistruper Waldes hat man eine gute Fernsicht in das gesamte Lipperland. Sehenswert ist der 1962 angelegte Waldlehrpfad und ein Lehrbienenstand.

Regelmäßige Veranstaltungen

Jedes Jahr im Frühjahr finden in der Fußgängerzone der Innenstadt sowie im Kaiserkeller und in der Stadthalle die Internationalen Detmolder Jazznächte statt. Gäste sind zum Beispiel Robin Eubanks und regelmäßig die Bigband der Detmolder Musikhochschule.

Im Sommer werden regelmäßig die Detmolder Sommerbühne und Lippe Kulinarisch veranstaltet. Die Sommerbühne ist eine mehrtägige kostenlose Open-Air-Veranstaltung in der Innenstadt mit einer Hauptbühne auf dem Marktplatz. Lippe Kulinarisch bietet im Schlossgarten im Juli/August an einem Wochenende regionale und internationale Spezialitäten, die von der heimischen Gastronomie präsentiert werden, an.

Im Herbst findet jedes Jahr von Mittwoch nach dem Buß- und Bettag bis zum darauffolgenden Sonntag die Andreasmesse mit etwa 250 Ausstellern statt. Karussells und Verkaufsstände bieten ein buntes Programm auf dem seit 1604 urkundlich bezeugten Jahrmarkt. Veranstaltungsort sind die Fußgängerzone und der Kronenplatz. Ebenfalls in der Fußgängerzone findet jedes Jahr der Weihnachtsmarkt statt.

Kulinarische Spezialitäten

Die bekannteste Spezialität in Detmold ist der Lippische Pickert, eine Art Kartoffelreibekuchen aus Mehl, geriebenen Kartoffeln, Eiern, Rosinen, Hefe, Milch und Wasser. Er wird traditionell mit Rübenkraut oder Lippischer Leberwurst, einer weiteren lippischen Spezialität, gegessen. Der lippische Pickert findet auch Erwähnung in dem regional bekannten Volkslied Die Lippischen Schützen, in dem es heißt: „Und als sie dann kamen durch die qualmige Stadt Essen, da ham se ihren mitjebrachten Pickert aufjejessen“.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Straßenverkehr

Detmold ist über die Bundesstraßen 238 und 239 sowie über Landstraßen an das Bundesautobahnnetz (A 2, Dortmund-Hannover und A 33, Bielefeld-Paderborn) angeschlossen. Bemerkenswert für eine Stadt dieser Größe ist es, dass es im Stadtgebiet keine vierspurig geführte Straße gibt.

Schienen- und Busverkehr

Der Bahnhof Detmold liegt an der Bahnstrecke Herford–Altenbeken (KBS 405[15]). Er wird jeweils im Stundentakt (RE 82 sonntags nur alle zwei Stunden) von der RB 72 „Ostwestfalen-Bahn“ HerfordLageDetmoldAltenbekenPaderborn sowie vom RE 82 „Der Leineweber“ (Altenbeken–) DetmoldBielefeld und weiter als RB 67 bis Münster bedient.

Durchgeführt wird der Schienenpersonennahverkehr von der Westfalenbahn mit Elektro-Triebwagen des Typs Flirt und von der NordWestBahn mit Talent-Diesel-Triebwagen. Detmold gehört dem Verkehrsverbund OstWestfalenLippe an. Es gilt der regionale Sechser-Tarif und der NRW-Tarif.

Im Straßenpersonennahverkehr ist Detmold über ein Regionalbusnetz mit der Region verbunden. Der innerstädtische Verkehr wird durch das 1994 von der Stadtverkehr Detmold GmbH aufgebaute Stadtbusnetz geleistet, das mit seinen sieben Linien zum Teil dem bis 1954 bestehenden Straßenbahnnetz entspricht und durch einige Regionalbuslinien ergänzt wird.

Luftverkehr

Der ehemalige Fliegerhorst der Britischen Rheinarmee wurde am 31. Juli 1995 aufgelöst und an die Stadt Detmold übergeben. Die Stadt veräußert Grundstücke und Gebäude des Geländes, um sie einer neuen Nutzung zuzuführen. Der heutige Flugplatz ist ein ziviler Sonderlandeplatz und wird vom Luftsportverein Detmold e. V. genutzt.

Der nächstgelegene internationale Flughafen ist der Flughafen Paderborn/Lippstadt (ca. 60 km südwestlich von Detmold), der über die A 33 zu erreichen ist.

Radwege

Die Radfernwege Römerroute und Wellness-Radroute sowie die BahnRadRoute Weser-Lippe führen durch das Stadtgebiet. Außerdem verläuft der Europaradwanderweg R1 auf seinem Weg von Calais (Frankreich) nach Tallinn (Estland) im Süden (Externsteine) nahe an der Stadt vorbei.

Fußwege

Durch das historische Zentrum von Detmold zieht sich eine Fußgängerzone, deren Hauptstraßen Lange Straße, Bruchstraße und Schülerstraße sich kreuzförmig im Marktplatz treffen. Von der Fußgängerzone sind der Schlosspark und die Umsteigehaltestelle Rosengarten zu erreichen. Fußwege verbinden weitere Teile der Stadt mit dem Zentrum. Über den Rad- und Fußweg entlang des Friedrichstaler Kanals ist die Innenstadt an das Wanderwegnetz angeschlossen. Markante Wanderwege sind der Europäische Fernwanderweg E1, der von Schweden über Lemgo durch Detmold und über die Externsteine weiter nach Sizilien führt, der Hermannsweg, der über den Kamm des Teutoburger Waldes verläuft, und der Residenzweg.

Medien

Radio Lippe sendet aus dem Funkhaus in Detmold lokale Nachrichten für den ganzen Kreis Lippe. Die Lippische Landes-Zeitung hat ihren Sitz in Detmold und ist die Tageszeitung für den gesamten Kreis.

Öffentliche Einrichtungen

Detmold gilt im Volksmund als Stadt der Behörden und Beamten. Neben der Stadtverwaltung sind dort auch die Kreisverwaltung für den Kreis Lippe mit etwa 400 Beamten und Angestellten sowie die Regierung des Regierungsbezirks Detmold mit etwa 600 Mitarbeitern ansässig. Als Kreis- und Regierungsbezirksstadt beheimatet Detmold weitere Behörden, wie zum Beispiel das Veterinäramt des Kreises Lippe in Jerxen-Orbke. Weitere wichtige Behörden sind die Agentur für Arbeit der Bundesanstalt für Arbeit und das Finanzamt Detmold.

In Detmold sind drei Gerichte ansässig, nämlich das Landgericht am Kaiser-Wilhelm-Platz, das Sozialgericht und das Amtsgericht. Die Zuständigkeit des Sozialgerichts Detmold umfasst den gesamten Regierungsbezirk, während das Landgericht für das Kreisgebiet zuständig ist. Der Bereich des Amtsgerichts in Detmold umfasst hingegen die Städte und Gemeinden Detmold, Lage, Oerlinghausen, Augustdorf, Schlangen und Horn-Bad Meinberg.

Detmold ist Sitz der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lippe zu Detmold. IHK-Bezirk ist der Kreis Lippe. Die Stadt ist auch Sitz des Deutschen Jugendherbergswerks. Die Stadtbücherei Detmold befindet sich in der Nähe des Hornschen Tors. Der Kreis Lippe ist Träger des örtlichen Klinikums Lippe-Detmold, eines für die Stadt wichtigen Arbeitgebers mit 755 Planbetten im Verband der Klinikum Lippe GmbH.

Bildung

  • Grundschulen: Freiligrath-Schule, Grundschule Herberhausen, Grundschule Heidenoldendorf, Bachschule, Grundschule Klüt, Grundschule Heiligenkirchen, Grundschule Hiddesen, Weerthschule, Werretalschule Remmighausen, Kusselbergschule Pivitsheide, Grundschule Jerxen-Orbke, Grundschule Diestelbruch und Hasselbachschule Pivitsheide, Freie christliche Grundschule Detmold.
  • Hauptschulen:
    • Südholzschule, die Schule wurde 1958 als Volksschule gegründet und wurde nach der Bildungsreform 1968 zur Hauptschule.
    • Freie evangelische Hauptschule und Hauptschule Heidenoldendorf
  • Realschulen:
    • Heinrich-Drake-Realschule, die Schule wurde 1969 als Realschule II gegründet. Später wurde sie zu Ehren des Detmolder Politikers Heinrich Drake umbenannt.
    • Realschule I, die Schule liegt im sogenannten kleinen Schulzentrum Detmolds wie das Leopoldinum und das Grabbe-Gymnasium, in unmittelbarer Nähe zur Detmolder Innenstadt. Das Schulgebäude wurde Anfang der 50er Jahre erbaut und beherbergte zunächst das damalige Leopoldinum II. Ende der 60er Jahre bezog die neugegründete Realschule I den Bau, nachdem für das Leopoldinum II ein Neubau errichtet worden war.
  • Gymnasien:
  • Gesamtschulen: August-Hermann-Francke-Schule und Geschwister-Scholl-Gesamtschule
  • Schulen in freier Trägerschaft: Freie Waldorfschule Detmold, in den Gebäuden der ehemaligen Actien-Bier-Brauerei Falkenkrug.
  • Förderschulen: Gustav-Heinemann-Schule, Regenbogenschule und Schule für Erziehungshilfe
  • Berufskollegs: Dietrich-Bonhoeffer-Berufskolleg und Felix-Fechenbach-Berufskolleg
  • Studienseminar für Lehrämter an Schulen Detmold, Abteilungen: Gymnasien/Gesamtschule, Primarstufe
  • Hochschulen: Hochschule für Musik Detmold und Hochschule Ostwestfalen-Lippe mit Standorten in Detmold, Lemgo und Höxter.
  • Forschungseinrichtungen: Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel

Wirtschaft

Zigarrendeckelbild von 1907, gedruckt bei Fa. Gebr. Klingenberg in Detmold.

Um 1850 lag Lippe in der industriellen Entwicklung im Vergleich zu Bielefeld um mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts begann eine zaghafte Entwicklung, die man als industriellen Ausbau des Handwerks bezeichnen könnte. Als Hauptursachen sind die restriktive Politik der lippischen Landesherren, das Festhalten an traditionellen Wirtschaftsformen und die verspätete Anbindung an das Eisenbahnnetz auszumachen.

Industrielle Betriebe entstanden in Lippe zunächst in den Wirtschaftsbereichen Stärkeverarbeitung, Seidenspinnerei, Brauereiwesen, Zigarrenproduktion und Druckerei. Der größte Betrieb in Detmold war die 1865 gegründete Druckerei Gebrüder Klingenberg, die mit ihren im Steindruck gefertigten Zigarrendeckelbildern Weltruf erlangte. Kinderarbeit war die Regel; im Jahr 1878 wurden in Lippe 431 Kinder und Jugendliche in 54 Fabriken gezählt.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Möbelindustrie, bedingt durch große Holzvorkommen in Lippe. Zu nennen sind die Firmen Hilker, Brand und Temde. Die erste deutsche Tischlerfachschule wurde in Detmold gegründet. Auch die Nahrungsmittelindustrie eröffnete zwei Betriebe, die Detmolder Kekswerke August Fricke und die Keksfabrik Pecher. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zunehmend zur Gründung von metallverarbeitenden Betrieben, wie der Firma Weidmüller, während Ende des 20. Jahrhunderts die Möbelindustrie ihren Niedergang erlebte.[6]

Heutige Unternehmen

Einer der größten Arbeitgeber ist die Firma Weidmüller, ein Hersteller von Komponenten für die elektrische Verbindungstechnik zur Übertragung von Energie, Signalen und Daten. Am Stammsitz in Detmold arbeiten etwa 1400 der weltweit 2600 Mitarbeiter. Das Unternehmen erzielte nach eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2005 knapp 400 Millionen Euro Umsatz.

Die Wortmann Schuh-Holding KG gehört zu den führenden Schuhproduktions- und -vertriebsunternehmen in Europa. Im Geschäftsjahr 2005/2006 hat die Unternehmensgruppe einen konsolidierten Gesamtumsatz von 625,3 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Produkte der Wortmann-Gruppe werden weltweit in über 70 Ländern verkauft. Die Unternehmensgruppe ist mit eigenen Gesellschaften an zehn Standorten in Europa und weiteren zwölf in Asien vertreten. International werden über 680 Mitarbeiter beschäftigt. Hinzu kommen mehr als 27.000 Arbeitskräfte, die weltweit für die Wortmann-Gruppe produzieren.

Die Jowat AG, gegründet 1919 in Detmold, stellt Klebstoffe für Anwendungen im Bereich der Holz- und Möbelindustrie, Papier- und Verpackungsindustrie, Grafischen Industrie und Buchbinderei, des Fahrzeugbaus, der Automobil- u. Automobilzulieferindustrie und der Technischen Textilien und Textilindustrie her. Das Unternehmen hat Tochterfirmen für die Produktion und den Vertrieb in 14 Ländern weltweit und beschäftigt über 600 Mitarbeiter.

Im Dienstleistungssektor ist die Versicherungsbranche wichtig für die Stadt Detmold, die Stammsitz dreier Versicherungsunternehmen ist, namentlich der Lippischen Landes-Brandversicherungsanstalt mit etwa 480 Mitarbeitern und der Familienfürsorge Lebensversicherung.

Weitere große Unternehmen sind die Stadtwerke Detmold GmbH mit einem jährlichen Umsatz von etwa 70 Millionen Euro, die etwa 80.000 Menschen versorgen und das Spaßbad Aqualip betreiben sowie die Sparkasse Detmold, die in 2006 mit 796 Mitarbeitern eine Bilanzsumme von 2,905 Milliarden Euro erwirtschafteten. Im Lippischen Zeitungsverlag Giesdorf GmbH & Co. KG erscheint die regionale Tageszeitung Lippische Landes-Zeitung. Mit der Brauerei Strate verfügt Detmold auch über eine eigene Biermarke.

Ein bekanntes ehemals in Detmold ansässiges Unternehmen war die 1907 als Franz Hartmann Sinalco Aktiengesellschaft gegründete Gesellschaft, die unter wechselnden Inhabern und Namen bis 1987 in Detmold einen Betrieb unterhielt und noch heute innerhalb der Hövelmann-Getränkegruppe die Limonade Sinalco vertreibt. [16]

Handel

Das Bauvorhaben „Lustgarten“

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts begann die Stadt Detmold mit den Planungen für ein modernes Einkaufszentrum in Detmolds Innenstadt. Dies stieß bei den Bürgern und in der kommunalen Politik auf gespaltene Meinungen. Am 11. Juni 2006 kam es zu einem Bürgerentscheid, welcher aufgrund der niedrigen Wahlbeteiligung und der geringen Anzahl an Gegenstimmen scheiterte.

Siehe auch: Lustgarten (Detmold)

Wochenmarkt

Der traditionelle Wochenmarkt findet dreimal wöchentlich (dienstags, donnerstags und samstags) am Markt- und Rathausplatz beim Donop-Brunnen statt. Aufgrund der Umgestaltung des Martplatzes findet der Wochenmarkt zur Zeit im Rosental gegenüber dem Lippischen Landestheater statt.

Sport

Im Jahr 2007 gab es in Detmold über 69 Sportvereine, in denen 80 verschiedene Sportarten angeboten wurden. Die bekanntesten Vereine sind der TSV Detmold von 1911 und der Detmolder Turnverein von 1860.

Die große Zeit des TSV Detmold, der 1911 als FC Teutonia Detmold gegründet wurde, begann 1946 nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Höhepunkt war die Erringung der Westdeutschen Fußballmeisterschaft am 10. Juni 1950. Vor 14.000 Zuschauern gewann damals der TSV gegen Wuppertal-Kronenberg mit 5:1 auf dem Sportplatz unter den Pinneichen. In der Folgezeit konnte der TSV finanziell nicht mehr mit den größeren Vereinen mithalten und immer mehr Spieler wanderten ab, so dass er bis in die Landesliga und Bezirksliga abstieg. Heute spielt die 1. Fußballmannschaft in der Kreisliga B.[17]

Der Detmolder Turnverein von 1860 ist mit etwa 1000 Mitgliedern der größte Verein in Detmold und bietet unter anderem Kunstturnen, Basketball, Handball und Fechten an.

Persönlichkeiten der Stadt

Ferdinand Freiligrath

Zu den bekanntesten Persönlichkeiten, die in Detmold geboren wurden, zählt der Dichter und Lyriker Ferdinand Freiligrath (1810–1876). Ebenfalls aus Detmold stammt Christian Dietrich Grabbe (1801–1836), der neben Georg Büchner der bedeutendste Erneuerer des deutschsprachigen Dramas seiner Zeit war. Joseph Plaut (1879–1966) war Schauspieler, Vortragskünstler, Sänger und Heimatdichter. Gebürtige Detmolder sind auch die Schauspielerin Iris Berben (* 1950) und der derzeitige Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, Frank-Walter Steinmeier (* 1956).

Wichtige Persönlichkeiten, die längere Zeit in Detmold lebten und arbeiteten, waren die Komponisten Albert Lortzing (1801–1851) und Johannes Brahms (1833–1897), der Politiker und Regierungspräsident Heinrich Drake (1881–1970), der Widerstandskämpfer Felix Fechenbach (1894–1933) und der Bass-Bariton Thomas Quasthoff (*1959).

Zu den Ehrenbürgern der Stadt zählen neben Politikern auch Wissenschaftler und Künstler, die in Detmold wirkten. Die bekanntesten davon sind der Erbauer des Hermannsdenkmals, Ernst von Bandel (1871), der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck (1895) und der deutsche Reichspräsident Paul von Hindenburg (1917).

Siehe auch: Liste der Persönlichkeiten der Stadt Detmold

Literatur

  • Heinz Stoob† und Wilfried Ehbrecht (Hrsg.): Westfälischer Städteatlas. Band: V - 2. Teilband. Im Auftrage der Historischen Kommission für Westfalen und mit Unterstützung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.
  • Herbert Stöwer: Stadtmappe Detmold. Dortmund-Altenbeken 1996, ISBN 3-89115-139-x.
  • Christian Kuhnke: Lippe Lexikon. Boken Verlag, Detmold 2000, ISBN 3-935454-00-7.
  • Stadt Detmold (Hrsg.): Detmold in der Nachkriegszeit. Dokumentation eines stadtgeschichtlichen Projekts. Aisthesis Verlag, Bielefeld 1994, ISBN 3-925670-94-7.
  • Dokumentationsstelle für regionale Kultur- und Schulgeschichte (Hrsg.): Lippe im Dritten Reich. Die Erziehung zum Nationalsozialismus. Detmold 1984.
  • Heinz Meyer: Damals. Der Zweite Weltkrieg zwischen Teutoburger Wald, Weser und Leine. Verlag K.W. Schütz KG, Preußisch Oldendorf 1980, ISBN 3-87725-094-7.
  • Wilhelm Rinne (Hrsg.): Lippe - Landeskunde in Nordrhein-Westfalen. Im Auftrag des Lippischen Heimatbundes. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 1993, ISBN 3-506-76111-0.
  • Detmold: Ein Spaziergang durch Detmold - Geschichte und Kunst mit Stadtplan / A walk through Detmold with town map (zweisprachig Deutsch und Englisch). Decard Verlag, 2. Auflage, Juni 2006.

Weblinks

Commons: Detmold – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b Hauptsatzung der Stadt Detmold vom 5. Dezember 1995 in der Fassung der 13. Änderungssatzung vom 15. Juni 2007
  2. [http://p1458.typo3server.info/klima-diagramme.0.html Stadt Detmold
  3. a b c d e f Karl Baedecker: Detmold, kurzer Stadtführer, Freiburg 1974
  4. http://www.stadtgeschichte.com/details.php?action=antike&satzNr=389115139x
  5. Diesen traditionellen Beinamen, der aber nicht negativ besetzt ist, trägt Lemgo bis heute.
  6. a b c d e f Christian Kuhnke: Lippe Lexikon. Boken Verlag, Detmold 2000, ISBN 3-935454-00-7
  7. Stadtteilentwicklung
  8. Lippischer Heimatbund: Landeskunde Nordrhein-Westfalen in drei Teilen - Lippe. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 1993. ISBN 3-506-76111-0
  9. http://p1458.typo3server.info/einwohner.0.html#c9155
  10. http://www.stadtdetmold.de/uploads/media/Demografiebericht_DT_31082006.pdf
  11. Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1816–1871. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 1966, S. 211
  12. Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1871–1961. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 1964, S. 358–359
  13. Rat der Stadt
  14. www.stadtdetmold.de (PDF, 626 KB) Kalenderblatt mit ausführlichen historischen Informationen
  15. www.archive.nrw.de und www.lwl.org, sowie sinalco.de
  16. Chronik des TSV Detmold