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Georgien

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Sakartwelo
Georgien
Flagge Georgiens
(Details)
Wahlspruch: ძალა ერთობაშია
(dt. Kraft durch Einheit)
Amtssprache Georgisch
Hauptstadt Tiflis (Tbilisi)
Staatsform Republik
Präsident Micheil Saakaschwili
Premierminister Surab Nogaideli
Fläche 69.700 km²
Einwohnerzahl 4.693.892 (Stand Juli 2004)
Bevölkerungsdichte 67,3 Einwohner pro km²
Unabhängigkeit 9. April 1991
Währung Lari (GEL)
Zeitzone MEZ + 2
Nationalhymne Tavisupleba
Kfz-Kennzeichen GE
Internet-TLD .ge
Vorwahl +995
Lage Georgiens auf der Erde

Georgien (georgisch საქართველო, Sakartwelo), auch (veraltet) Grusinien, ist ein Land in Osteuropa, östlich des Schwarzen Meeres und südlich des Kaukasus. Es grenzt im Norden an Russland, im Süden an die Türkei, Armenien und Aserbaidschan.

Geographie

Geographisch liegt die Kaukasusrepublik Georgien auf der Grenze zwischen Europa und Asien. Die Bewohner bezeichnen ihr Land als Balkon Europas. Die Fläche beträgt 69.700 Quadratkilometer. Das Land ist von unebenem Terrain und unterschiedlichen Landschaftstypen geprägt. Es gibt Tief- und vulkanische Ebenen, Bergrücken und Gletscher, Halbwüsten und Steppenlandschaften. Fast zwei Drittel sind Gebirge.

Der höchste Berg ist der Schchara im Großen Kaukasus mit 5.068,8 Metern. Der längste Fluss ist die Kura (georgisch Mtkwari), die das Land vom Süden nach Osten auf 351 Kilometer Länge durchzieht. Größter See ist der auf 2.073 Metern Höhe gelegene Parawani mit einer Ausdehnung von 37,5 Quadratkilometern.

Größte Städte sind Tiflis (1.049.516 Einwohner), Kutaissi (178.350 Einwohner), Batumi (118.297 Einwohner), Rustawi (112.624 Einwohner), Sochumi (81.546 Einwohner), Sugdidi (73.014 Einwohner), Gori (46.680 Einwohner) und Poti (46.112 Einwohner). (Stand: 1. Januar 2005)

Siehe auch: Liste der Städte in Georgien

Im Nordwesten Georgiens liegt die autonome Republik Abchasien, im Südwesten die autonome Republik Adscharien, im Norden das Gebiet Südossetien. Abchasien und Südossetien beanspruchen staatliche Unabhängigkeit, Adscharien Autonomie gegenüber Georgien. Neben diesen beiden Gebieten Abchasien und Adscharien wurden früher als Teilgebiete von Georgien gezählt: Kartalinien, Kachetien, Imeretien, Mingrelien und Gurien.

Karte Georgiens

Klima

Der Kaukasus schützt Georgien vor Kaltluftwellen aus dem Norden und erlaubt dem Schwarzen Meer, das Land zu erwärmen. Die Klimazonen reichen von einem subtropisch-feuchten Klima im Westen bis hin zu einem trockenen und gemäßigten Kontinentalklima im Osten. Die durchschnittliche Lufttemperatur schwankt zwischen 15° C im West- und 11 bis 13° C im Ostteil. Der durchschnittliche Niederschlag im Westen beträgt 3.000 mm, im Osten 400 mm. Der Frühling in Georgien ist kurz mit abrupten Klimaschwankungen, der Sommer oft sengend heiß. Der Herbst ist sonnig-warm, der Winter schneearm.

Flora und Fauna

Georgien ist dank der unterschiedlichen Klimazonen sehr artenreich. Abgeschlossene Täler beförderten die Entwicklung vieler endemischer, nur in dieser Region beheimateter, Pflanzen und Tierarten.

In Georgien sind nach einer Zählung des WWF rund 400 Baum- und Straucharten zu Hause. Davon sind 61 endemisch, 60 Arten gelten als weltweit bedroht und wurden in die Rote Liste aufgenommen. Zu den endemischen Arten zählt die Pontische Buche, die in der Kolchischen Tiefebene wächst. 34 % Georgiens sind mit Wald bedeckt, große Teile sind Urwald. In den niederen Berggebieten wachsen vor allem Laubwald (Eichen, Buchen), in höheren Lagen Nadelhölzer (Fichten und Tannen).

Das Land zählt rund 1.000 verschiedene Tierarten. Darunter sind etwa 330 Vogelarten, 160 Fischarten, 48 Reptilienarten und 11 Amphibienarten. In den Wäldern leben Leoparden, Braunbären, Wölfe und Luchse.

Umwelt- und Naturschutz

Im Umweltschutz gibt es viele ungelöste Probleme. Dazu zählen die Luftverschmutzung, besonders im industriellen Umfeld von Rustawi, die starke Verschmutzung der Kura und des Schwarzen Meeres bei Poti und Batumi. Die Trinkwasserversorgung ist unzureichend. Viele Böden sind durch giftige Chemikalien verseucht.

Im südlichen Kaukasus fehlt eine übergreifende Landnutzungsplanung, die die geschützten Natur von landwirtschaftlichen und industriellen Flächen trennt. Waldgebiete werden großräumig für illegale Exporte in die Türkei abgeholzt.

Georgien hat elf staatliche Naturschutzgebiete. Das größte ist der Bordschomi-Charagauli-Nationalpark im Kleinen Kaukasus (76.000 Hektar). Er wurde mit Hilfe Deutschlands sowie des World Wide Fund for Nature errichtet und 2001 eröffnet. Er ist eines der größten zusammenhängenden Naturschutzgebiete in Europa. Der Nationalpark Tuscheti umfasst 83.007 Hektar, der Nationalpark Waschlowani 25.112 Hektar und das Schutzgebiet Tuscheti 27.903 Hektar.

Bevölkerung

Einwohner

Neubauten in Tiflis

Georgien hat 4,4 Millionen Einwohner. Seit 1991 haben eine Million Menschen das Land verlassen. Ursache der anhaltenden Auswanderungswelle ist der wirtschaftliche Niedergang des Landes. Gegangen sind vor allem Einwohner mit hohem Bildungsgrad, die Arbeitsplätze zunächst in anderen Staaten der GUS, später auch in Westeuropa und den USA finden konnten. Die größte georgische Gemeinschaft im Ausland lebt in Moskau. Nach russischen Angaben waren es 2002 rund 300.000 Menschen.

Bis hin zum Zweiten Weltkrieg war Georgien ein landwirtschaftlich geprägtes Land. Der deutsche Politiker Karl Kautsky nannte Georgien 1921 eine sozialdemokratische Bauernrepublik. Mit der von Stalin verfügten Industrialisierung zogen immer mehr Menschen in die großen Städte. Heute leben 52,3 % der Einwohner in Städten, 47,7 % in Dörfern und ländlichen Gebieten.

Die Bürgerkriege in Abchasien und Südossetien haben zur Vertreibung von rund 250.000 Menschen aus ihrer Heimat geführt. Georgien beherbergte 2004 etwa 230.000 Vertriebene aus Abchasien und 12.200 aus Südossetien. Hinzu kamen rund 2.600 Flüchtlinge aus Tschetschenien.

Volksgruppen

Georgische Familie in traditioneller Tracht, 1914

Georgien ist traditionell ein multikulturelles Land. Es beherbergt über hundert Volksgruppen. 83,8 % der Einwohner sind Georgier, 6,5 % Aserbaidschaner, 5,7 % Armenier, 1,5 % Russen, 0,9 % Osseten, 0,1 % Abchasen. Weitere 1,51 % gehören anderen Volksgruppen, z. B. den Tuschen, an (Volkszählung 2002). Seit 2000 leben wieder 5.000 Mescheten in Georgien. Die Volksgruppe war nach 1944 nach Zentralasien verschleppt worden.

Bis auf eine kurze Phase des Nationalismus zu Beginn der 1990er Jahre sind Volksgruppen in Georgien nicht diskriminiert worden. Die Ausgrenzung richtete sich damals vor allem gegen die nach Unabhängigkeit strebenden Volksgruppen der Abchasen und Osseten sowie die russische Volksgruppe, die von manchen als Handlanger der sowjetischen Führung betrachtet wurde.

Seit 1989 haben viele Russen Georgien verlassen. Ihr Anteil an der georgischen Bevölkerung sank innerhalb von 13 Jahren um 4,8 %. Ursache dafür waren aber weniger Diskriminierungen als die soziale Mobilität der russischen Diaspora, ihr hoher Bildungsgrad und die Möglichkeit, mit einem russischen Pass leicht das wirtschaftlich besser gestellte Russland zu erreichen.

Siehe auch: Kaukasiendeutsche

Sprachen

Aufgrund der multikulturellen Zusammensetzung werden auch viele verschiedene Sprachen verwendet. Auf dem Lande leben viele Volksgruppen in getrennten Dörfern und sprechen nur ihre eigene Sprache. Kinder, die dort aufwachsen, sprechen kein Georgisch und haben Schwierigkeiten, dem Schulunterricht zu folgen.

Amtssprache ist die georgische Sprache, diese wird von etwa 4 Millionen Menschen gesprochen (Stand 1993). Sie gehört dem südkaukasischen Sprachzweig an und besitzt ein eigenes Alphabet. Das georgische Alphabet wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. entwickelt und gehört damit zu einer der ältesten Schriftsystemen, die noch Anwendung finden.

Siehe auch: Wikipedia:Namenskonventionen/Georgisch

Weltanschauungen und Religionen

Georgien ist ein christlich geprägtes Land. In Legenden wird die Entstehung Georgiens mit der christlichen Schöpfungsgeschichte verbunden. 75 % der Bevölkerung gehören der autokephalen Georgischen Orthodoxen Apostelkirche an. Sie genießt Verfassungsrang und muss keine Steuern zahlen. Patriarch der Kirche ist Ilia II. Am Unabhängigkeitstag steht er mit der Regierung auf dem Podium und segnet das Parlament zu Beginn der Legislaturperiode.

Zugleich leben in Adscharien rund 376.000 Georgier, die unter osmanischer Herrschaft zum muslimischen Glauben konvertiert sind. 11 % der Einwohner Georgiens sind Muslime. 14 % verteilen sich auf die Religionsgemeinschaften der Armenier, Katholiken, Protestanten und Juden.

In der Endphase der Schewardnadse-Ära kam es zu religiös motivierten Ausschreitungen gegen die Zeugen Jehovas und gegen Baptisten, denen die georgischen Strafverfolgungsbehörden jedoch einen Riegel vorschoben.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Georgiens

Georgien wurde bereits im mittleren Paläolithikum von Menschen besiedelt. Im 6. Jahrhundert v. Chr. entstand der westliche georgische Staat, Kolcheti, im 4. Jahrhundert der östliche, Iberien. Später unterwarfen die Assyrer, dann Alexander der Große das Land. Georgien erhob im Jahr 327 das Christentum zur Staatsreligion.

Am Ende des 10. Jahrhunderts wurde Georgien im goldenen Zeitalter vereint. Lange gehörte es zum Byzantinischen Reich. Nach dem Niedergang von Byzanz wurde Georgien Teil des Osmanischen Reichs, später von Persien und 1801 schließlich des Russischen Reichs.

Nach der Oktoberrevolution erklärte sich Georgien am 26. Mai 1918 unabhängig. Am 16. Februar 1921 wurde die Demokratische Republik Georgien von der Roten Armee besetzt und in die Sowjetunion eingegliedert.

Während der späten 1980er Jahre entwickelte sich eine starke georgische Unabhängigkeitsbewegung. Am 9. April 1991 erklärte sich Georgien erneut unabhängig. In Abchasien und Südossetien kam es zu Sezessionskriegen. Die georgische Regierung hat noch heute keine Kontrolle über weite Teile ihres Territoriums, da es den Krieg gegen Südossetien anfangs der 1990er Jahre verlor und in Abchasien herrscht ein unruhiger Waffenstillstand.

Georgiens erster Präsident Swiad Gamsachurdia wurde durch einen Putsch abgelöst. Sein Nachfolger wurde der frühere georgische KP-Chef und sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse. Er leitete demokratische Reformen ein. Die Wirtschaft stagnierte jedoch auf niedrigem Niveau. Hinzu kamen eine weitverzweigte Korruption und regelmäßige Wahlfälschungen.

Im November 2003 wurde Schewardnadse in einer von jungen Reformpolitikern initiierten samtenen Revolution von der Macht verdrängt. Im Januar 2004 wurde Michail Saakaschwili zum neuen Präsidenten gewählt. Premierminister wurde Surab Schwania. Für wichtige Reformfelder wurden erfolgreiche Auslandsgeorgier als Minister ins Land geholt. Die Korruption wurde energisch verfolgt. Die Privatisierung des staatlichen Sektors wurde vorangetrieben. Die Staatsschulden gingen 2004 erstmals zurück. Es gelang Saakaschwili den adscharischen Machthaber Aslan Abaschidse zu vertreiben und Adscharien mit Georgien wiederzuvereinen. Am 3. Februar 2005 verstarb Premierminister Schwania. Das Amt übernahm Finanzminister Surab Nogaideli.

Im Sommer 2004 bestanden nach wie vor große Spannungen in Südossetien, das international nicht anerkannt ist.

Siehe auch: Liste der Staatsoberhäupter Georgiens

Politik

Vereidigung des georgischen Präsidenten, Januar 2004

Hauptartikel: Politik Georgiens

Georgien ist eine demokratische Republik mit einem starken Präsidialsystem und zentralisierter Verwaltung. Es ist zugleich eine defekte Demokratie. Zwar ist der Zugang zur Politik durch freie und geheime Wahlen gesichert, doch werden politische und bürgerliche Rechte sowie die Gewaltenkontrolle oft eingeschränkt.

Staatsoberhaupt ist Michail Saakaschwili. Er wurde am 4. Januar 2004 mit 96 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Premierminister ist Surab Nogaideli. Er wurde am 17. Februar 2005 auf Vorschlag des Präsidenten vom Parlament zum Premierminister ernannt und steht einem 14-köpfigen Reformkabinett vor, dessen Durchschnittsalter bei 35 Jahren liegt. Außenministerin ist Salomé Surabischwili. Erklärte Ziele der neuen Regierung bis 2009 sind der Kampf gegen die Korruption, wirtschaftliches Wachstum und, neben dem Streben nach NATO- und EU-Beitritt, entspannte Beziehungen zu Russland.

Am 28. März 2004 fanden Wahlen zum georgischen Parlament statt. Stärkste politische Partei wurde die Nationale Bewegung - Demokraten, die die Träger der samtenen Revolution zusammenfasst. Sie erhielt mit 66,24 % der Stimmen die Mehrheit in der Legislative. Wichtige Oppositionsparteien sind die Rechte Opposition (7,96 %), die Georgische Arbeiterpartei (3,89 %) und die Freiheitsbewegung (4,39 %).

Seit dem 29. Oktober 2004 ist Georgien mit der NATO durch einen Individual Partnership Action Plan (IPAP) verbunden. In dem Plan verpflichtet sich Georgien, zur Reform seines politischen, Sicherheits- und Verteidigungssystems entsprechend den bei der NATO üblichen Standards. Die USA unterstützen Georgiens Armee seit 1994 finanziell. Von 2002 bis 2004 waren Ausbilder im Land tätig.

Georgien ist Mitglied in den folgenden internationalen Organisationen: UNO, GUUAM, GUS, OSZE, IWF, Weltbank, EBRD, WTO, Europarat, EU-Programm Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP), NATO-Programm Partnership for Peace (PfP), Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation.

Die Bundesrepublik Deutschland zählte von der Unabhängigkeit an zu den wichtigsten Förderern Georgiens, was vor allem auf die Rolle Eduard Schewadnadses bei der Wiedervereinigung Deutschlands zurückzuführen ist. Die deutsche Entwicklungshilfe im Kaukasus konzentriert sich nahezu vollkommen auf Georgien.

Wirtschaft

Datei:Teeanbau Georgien 1907.jpg
Teeanbau in Georgien 1915

Hauptartikel: Wirtschaft Georgiens

Bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. war Georgien die Waffenschmiede der Antike. Im Kaukasusgebirge wurden Gold, Silber, Kupfer und Eisen abgebaut. Georgische Handwerker stellten die Schwerter her, mit denen Griechen und Trojaner kämpften.

Im 20. Jahrhundert konzentrierte sich die Wirtschaft Georgiens auf den Tourismus am Schwarzen Meer, den Anbau von Zitrusfrüchten, Weintrauben sowie den Abbau von Mangan und Kupfer. Es gibt einen kleinen industriellen Sektor, der Wein, Metalle, Maschinen, Chemikalien und Textilien produziert.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erlitt Georgien von allen Sowjetrepubliken den schwersten Wirtschaftskollaps. Im Dezember 1990 verhängte Russland eine Wirtschaftsblockade über Georgien. Bürgerkriege und Unabhängigkeitskämpfe in Abchasien, Adscharien, Südossetien und Westgeorgien verschärften die Krise. Die Produktion in Industrie und Landwirtschaft ging zurück. Das Produktionsvolumen rutschte bis 1994 auf ein Viertel des Niveaus von 1989. Die Arbeitslosigkeit in der Hauptstadt Tiflis stieg auf 40 %.

Hilfe vom Westen kam erst 1995 als der Internationale Währungsfonds (IWF) Georgien Kredite in Höhe 206 Milliarden US-Dollar und Deutschland in Höhe von 50 Milliarden D-Mark gewährten. Zwischen 1995 und 1997 stieg das Produktionsvolumen auf etwa 30 % des Niveaus zu Sowjetzeiten; bis 2001 erreichte es etwa 35 %. 51 % der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze, 13 bis 15 % der Haushalte leben in extremer Armut (Statistik 2001). Die Gehälter halten mit der Inflation nicht Schritt. Professoren verdienen 12 Euro im Monat, Alterspensionen liegen bei rund 6 Euro monatlich, Bürgerkriegsflüchtlinge erhalten maximal 4 Euro monatliche Unterstützung.

Georgiens größter Außenhandelspartner ist die Türkei, dahinter folgen Russland, Aserbaidschan und die Bundesrepublik Deutschland (Stand 2002). Nach den USA ist Deutschland Georgiens zweitwichtigster Partner bei der Entwicklungshilfe.

Georgiens Auslandsschulden betrugen 2003 1,3 Milliarden Euro. 40 % des Geldes stammten von der Weltbank, dem Internationalen Währungsfond (IWF) und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Weitere 60 % wurden in bilateralen Verträgen von Staaten der GUS, vor allem Turkmenistan geliehen.

Im Oktober 1995 wurde der Lari (GEL) mit Unterstützung des IWF und der Weltbank als neue Währung Georgiens eingeführt. Bis zur Abwertung 1998 war die Währung stabil zum US-Dollar (1:1). Der Lari ist frei konvertierbar.

Georgien setzt seine Hoffnungen für eine wirtschaftliche Erholung auf die Entwicklung eines internationalen Transport-Korridors durch die Schwarzmeerhäfen Poti und Batumi sowie eine große Ölpipeline vom aserbaidschanischen Baku über Tiflis nach Ceyhan in der Türkei, die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline (BTC).

Kultur

Antike, Mittelalter

Bereits in der Antike wurden auf dem Gebiet des heutigen Georgien goldene Kelche und kunstvolle Schwerter hergestellt. Das Land war reich an metallenen Bodenschätzen, verarbeitete sie seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. und trieb damit Handel. Griechische und römische Reisende beschrieben ausgebaute Straßen, mit Ziegeln gedeckte Häuser, große Städte und Festungen.

Die georgische Kultur des Mittelalters war byzantinisch geprägt. Die frühen ein- und dreischiffigen Basiliken (Nekresi, Dsweli Schuamta) aus dem 4. Jahrhundert stehen auf den Fundamenten antiker Tempel, sind klein und haben einen fast quadratischen Grundriss. Im 10. und 11. Jahrhundert entstanden große Kreuzkuppelkirchen (Swetizochweli-, Alawerdi- und Bagrati-Kathedrale).

Literatur

Schota Rustaweli, bedeutender Literat des Mittelalters

Die Georgische Literatur entstand im 5. Jahrhundert. Jakob Zurtaweli schrieb das Martyrium der Heiligen Schuschanik. Eine Blüte erreichte die Literatur im 11. und 12. Jahrhundert zur Zeit König Davids des Erbauers und Königin Tamara. Schota Rustaweli verfasste Der Recke im Tigerfell (georgisch Vep'his tqaosani), ein Epos auf Ritterlichkeit und Edelmut, die sich über Religion und Nation erheben. König Wachtang VI. errichtete im 18. Jahrhundert die erste Druckerei Georgiens, ließ das erste georgische Wörterbuch und La Fontaines Fabeln verlegen. Zwischen 1915 und 1921 erblühte der Avantgarde um die Gruppe Blaue Hörner, wurde jedoch nach der kommunistischen Machtübernahme unterdrückt.

Prominente georgische Schriftsteller des 19. Jahrhunderts waren Ilia Tschawtschawadse (Der Einsiedler - 1895), Akaki Zereteli (Suliko, Der Tutor) und Alexander Kasbegi. Wichtige Autoren des 20. Jahrhunderts waren Grigol Robakidse (Das Schlangenhemd - 1928, Die gemordete Seele - 1933) und Konstantin Gamsachurdia (Die rechte Hand des großen Meisters - 1939, David der Erbauer - 1942-1961). Als bedeutender Gegenwartsautor gilt Aka Mortschiladse (Die Reise nach Karabach - 1992, Hunde der Paliaschwili Straße - 1995). Der aus Georgien gebürtige Boris Akunin (Fandorin - 2001, Pelagia und die weißen Hunde - 2003) ist Russlands erfolgreichster Kriminalschriftsteller.

Theater, Oper, Musik

Das georgische Theater geht auf das 3. Jahrhundert v. Chr. zurück. Das Georgische Nationaltheater wurde 1791 in Tiflis gegründet, 1851 das Staatliche Theater für Oper und Ballett. Der Bassist Fjodor Schaljapin debütierte dort als Oberpriester in Giuseppe Verdis Aida. Der Tänzer Georgi Balantschiwadse wurde unter dem Namen George Balanchine einer der international wichtigsten Choreografen. Künstlerische Leiterin des Georgischen Nationalballetts ist seit 2004 die Primaballerina des Moskauer Bolschoi-Theaters, Nino Ananiaschwili.

Was ist die Georgische Musik: So wie die Herkunft der georgischen Sprache den Forschern noch heute Rätsel aufgibt, steht auch die Musik als einzigartiges Phänomen neben den anderen Musikkulturen der Welt. Georgische Musik ist grundsätzlich polyphon. Vieles deutet darauf, dass es sich um eine eigenständige allein stehende Kultur ohne äußere Einflüsse handelt. Die musikalische Sprache ist vielfältig und regional äußerst unterschiedlich. Die Stimmführung und Harmonik des georgischen Gesangs sind weltweit einzigartig. Die Entwicklung der georgischen Polyphonie geht der europäischen um mindestens dreihundert Jahre voraus. Nach neuen Forschungen basiert die ganze Georgische Musik neben dem eigenen Notensystem auf eigenständigen theoretischen Grundlagen mit eigenem Tonlagesystem. In den in Texten alter Lieder überlieferten Wörtern vermutet man Ähnlichkeiten mit altsumerischen Sprachen, die für die Sprachwissenschaft von eminentem Interesse sind. Die georgische Musik wurde von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Wichtige georgische Komponisten des 20. Jahrhunderts sind Sachari Paliaschwili, der europäische Klassik und georgische Volksmusik miteinander verband, Otar Taktakischwili, der sich ebenfalls stark an die Volksmusik anlehnte, Sulchan Zinzadse und der Avantgardist Gia Kantscheli. Außerdem ist Alexej Matschawariani zu nennen, der eine Synthese aus Elementen neuerer Musik und georgischer Folklore anstrebte.

Die junge Generation georgischer Komponisten macht mit elektronischer Musik auf sich aufmerksam. Dazu zählen Nikakoi (gebürtig Nika Machaidse), TBA (gebürtig Tusia Beridse) und GOGI.GE.ORG (gebürtig Gogi Dsodsuaschwili). 2004 feierte die aus Georgien stammende Jazz- und Blues-Sängerin Katie Melua Erfolge in Westeuropa.

Film

Legendär ist Georgiens Filmkunst. Am 16. November 1896 wurde das erste Kino in Tiflis eröffnet. Der erste georgische Film entstand 1912. Die Filmindustrie konzentrierte sich in den Grusia-Film-Studios. Internationale Preise erlangten Tengis Abuladse (Magdanas Esel - Cannes 1956, Die Reue - Cannes 1987), Otar Iosseliani (Die Weinernte - Cannes 1966, Briganten - Venedig 1997), Nana Dschordschadse (1001 Rezepte eines verliebten Kochs - Karlovy Vary 1997, 27 Missing Kisses - Brüssel 2001) und Dito Tsintsadze (Schussangst - San Sebastian 2003).

Mit dem Niedergang der georgischen Wirtschaft ist auch die Filmproduktion eingebrochen. Viele georgische Regisseure arbeiten inzwischen im Ausland. Seit 2001 hat ein Nationales Zentrum für Cinematografie die Filmförderung übernommen. Es untersteht dem Kulturministerium. Ein unabhängiges Expertengremium wählt jährlich zwei Spielfilmprojekte aus, die zu 75 % vom Zentrum finanziert werden.

Siehe auch: Georgische Filmgeschichte

Bildung und Wissenschaft

Bildung wird in Georgien groß geschrieben. Pro 1.000 Einwohner gibt es statistisch 27,97 Studenten. Das sind mehr als in Deutschland oder in der Schweiz. Georgiens Regierung will die in den letzten Jahren rückläufigen Bildungsausgaben (2001: 2,3 % des Bruttoinlandsprodukts) drastisch steigern. Präsident Saakaschwili nannte Georgiens Reichtum nicht Gold und Erdöl, sondern unsere Begabung, unseren Intellekt, unsere Fähigkeiten, unsere Bildung und unsere gebildeten Menschen.

Die wichtigsten wissenschaftlichen Einrichtungen sind die Staatliche Universität Tiflis mit rund 30.000 Studenten an 18 Fakultäten, die Georgische Technische Universität, die Staatliche Pädagogische Universität, die Staatliche Medizinische Universität und die Staatliche Universität für Sprache und Kultur in Tiflis sowie die Akaki-Zereteli-Universität Kutaissi. Die Georgische Akademie der Wissenschaften hat zehn wissenschaftliche Abteilungen und 63 Forschungsinstitute.

Küche

Georgiens Küche ist für ihre Qualität und regionale Vielfalt bekannt. Spezialitäten sind Schaschlik (georgisch Mzwadi), Hähnchen in Tomaten-Zwiebelsoße (Tschachochbili), Kalbfleich in Tomaten- Zwiebelsoße (Tschaschuschuli), Hähnchen in Walnusssoße (Saziwi), Teigtaschen (Chinkali) und gebackenes Käsebrot (Chatschapuri). Dazu gibt es eine Walnusssoße (Basche), Mirabellensoße (georgisch Tkemali) und Peperonipaste (Adschika). Das traditionelle Getränk ist Wein. Die Festtafel wird von einem Tamada geleitet, der während der Mahlzeit kunstvolle Trinksprüche ausbringt.

Medien, Publizistik

Datei:GZA.jpg
GZA, georgische Zeitschrift

Printmedien

In Georgien werden 76 gedruckte Publikationen verlegt. Die Zeitungen und Zeitschriften sind unabhängig. Einzelne haben noch eine staatliche Beteiligung. Die beliebtesten Tageszeitungen sind Kwiris Palitra, Alija, Achali Taoba, Asawal Dasawali, Resonansi und die Sportzeitung Sarbieli. Die Auflagen liegen jeweils bei 10.000 bis 12.000 Exemplaren. Daneben gibt es Tageszeitungen der verschiedenen Volksgruppen: Swobodnaja Gruzija und Vetscherny Tbilisi (beide auf Russisch), Gjurdgistan (auf Azeri) und Wrastan (auf Armenisch).

Elektronische Medien

Es gibt 52 registrierte Fernsehstationen. Dazu gehören sieben staatseigene Kanäle, einschließlich des Georgischen Staatsfernsehens (1. und 2. Programm) und des adscharischen Fernsehens sowie zwei bis drei russische Programme. Bis Dezember 2003 konnte nur das Staatsfernsehen überall in Georgien empfangen werden. Einflussreichste TV-Station ist der private Sender Rustawi-2, der, obgleich bis Dezember 2003 nur in Tiflis und einigen Ballungszentren nahe der Hauptstadt über Antenne angeboten, einen Marktanteil von 27,94 % hat. Neben dem staatlichen Rundfunk verfügt das Land über mehrere private Radio-Stationen.

Der Internet-Dienst Civil Georgia bietet Nachrichten auf Englisch, Georgisch und Russisch. Allerdings spielt das Internet in Georgien noch keine große Rolle. Nur fünf Prozent der Bevölkerung besitzen einen Computer. Weniger als 14 % der Einwohner nutzen das Internet, 27 % erklärten Meinungsbefragern im Juli 2004, sie hätten noch nie vom Internet gehört.

Presseagenturen

Neben der staatlichen Agentur Sakinformi gibt es die privaten Agenturen Caucasus Press und Prime News. Alle wichtigen internationalen Agenturen beschäftigen Mitarbeiter im Land.

Ausländische Medien

Ausländische Fernsehsender werden meist über Kabel angeboten. Dazu gehören fast alle wichtigen russischen Kanäle (ORT, NTV, TV-Center, TV-6) und alle führenden westlichen Programme (CNN, BBC World, Deutsche Welle, ESPN, Eurosport). Radio France Internationale hat Sendemasten in Georgien. Das staatliche Radio strahlt den georgischen Dienst von Radio Free Europe/Radio Liberty und der Voice of America aus. Die privaten Radiosender Ewrika und Zelenaja Volna übertragen die Programme des russischsprachigen Dienstes der BBC. Die ausländische Presse ist an den Kiosken hauptsächlich durch russische Titel präsent. Die wichtigsten russischen Tageszeitungen und Unterhaltungsblätter werden nach Georgien importiert. Die russischen Blätter Argumenty i Fakty und Komsomolskaja Prawda verfügen in Georgien über eigene Druckereien.

Pressefreiheit

Die georgische Verfassung vom 24. August 1995 garantiert die Pressefreiheit und verbietet Zensur. Sie verbietet zugleich, die Medien oder ihre Verbreitung zu monopolisieren. Das am 17. Juni 2004 novellierte Pressegesetz erschwert es Klägern, Journalisten wegen ihrer Berichterstattung zu belangen. Zuvor waren Redakteure wegen angeblicher Ehrverletzung zu hohen Schadensersatzbeträgen verurteilt worden.

In der Schewardnadse-Ära hatte es immer wieder staatliche Bemühungen gegeben, die Medien einzuschüchtern. Der Journalist Giorgi Sanaia, Redakteur und Anchorman der Sendung Nachtkurier auf dem privaten Fernsehsender Rustawi-2, wurde im Juli 2001 ermordet, nachdem er von einer Videokassette erfuhr, die Beamte des Innenministerium belastete, Rauschgift durch Georgien geschleust zu haben. Der Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung Meridiani war im Februar 2001 von Unbekannten zusammengeschlagen, seine Familie telefonisch bedroht worden. Im Mai 2002 wurden die Redaktionsbüros von Rustawi-2 in Tiflis beschossen.

Im Sommer 2004 kam es erneut zu Einschüchterungen der Presse. Die Staatsanwaltschaft von Tiflis durchsuchte die Büros der Zeitung Georgian Times nachdem sie mehrere Artikel über die Herkunft des Vermögens des Chefanklägers der Hauptstadt, Waleri Grigalaschwili, veröffentlicht hatte.

Der Chefredakteur der Volkszeitung in Gori wurde in Untersuchungshaft genommen, nachdem sein Blatt über die Verwicklung des lokalen Polizeichefs in Schmuggelaktivitäten berichtet hatte. Die Einschüchterungen haben zu zunehmender Selbstzensur der georgischen Medien geführt. Auf dem internationalen Media Freedom Index stand Georgien im Oktober 2004 auf Platz 94.

Literatur

  • Heinrich Rohrbacher: Materialien zur georgischen Bibliographie. Deutsches Schrifttum. Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn 1981, ISBN 3774918511
  • Peter Nasmyth: Georgia. In the Mountains of Poetry. Cruzon Press, Richmond 2001 (second edition), ISBN 07007139513956
  • Károly Gink, Erzsébet Tompos: Georgien. Verlag Werner Dausien, Hanau/M. 1975, ISBN 3768414582
  • Ilma Reisser: Georgien. Herder, Freiburg im Breisgau 1989 ISBN 3451214547
  • Roin Metreveli: Georgien. Ein Überblick. Tbilisis Univ. Gamomcemloba, Tbilisi 1996
  • Ilma Reissner: Georgien: Goldenes Vlies und Weinrebenkreuz. Verlagsbuchhandlung "Der Christliche Osten" GmbH, Würzburg 1998, ISBN 392789429X
  • Ulrich Bock: Georgien und Armenien. DuMont Reise Verlag, Köln 1988, ISBN 3770114647
  • Tessa Hoffmann, Margarita Woskanjan: Armenien und Georgien. Zwischen Ararat und Kaukasus. Ein EXpress Reisehandbuch. Mundo Verlag, Köln 1990, ISBN 3873220016
  • Thea Kvastiani, Vadim Spolanski, Andreas Sternfeld: Georgien entdecken. Unterwegs zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer. Trescher Verlag, Berlin 2000, ISBN 3928409859
  • Joachim Laub (Hrsg.): Georgien: Geschichte, Geographie, Politik, Kultur, Alltag, Reiserouten, Küche, praktische Tips. Geschichtsverlag Silke Brück, Heusweiler 1989, ISBN 3980232611
  • Nathalie Natrochvili, Vakhtang Meliava: Le Guide de la Géorgie. Nouvelles Editions de l'Université, Paris 2000, ISBN 2862739502
  • Roger Rosen, Jeffrey Jay Foxx: Georgia: Sovereign Country of the Caucasus (Odyssey Georgia). Odyssey Publications, ISBN 9622177484

Weblinks