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Shanghai

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Blick auf Pudong
Blick auf Pudong

Die Hafenstadt Shànghăi (chin. 上海 = Über dem Meer, shanghaiisch Zanhe), auch Schanghai ist die größte Stadt und die bedeutendste Industriestadt der Volksrepublik China und wird "Tor zur Welt", Drachenkopf-Metropole“ (龙头/龍頭 lóngtóu) oder "Perle des Orients" (东方明珠/東方明珠 dōngfāng míngzhū) genannt. In der eigentlichen Stadt ohne Vorortgürtel leben 9.263.459 Menschen mit Hauptwohnsitz, in der Stadtprovinz 13.355.925 (Stand jeweils 1. Januar 2005). Dazu kommen noch etwa drei Millionen mit befristeter Aufenthaltsgenehmigung (länger als sechs Monate).

Die Fläche der Stadtprovinz beträgt 6.340,5 Quadratkilometer, was etwas größer als der Kanton Bern und mehr als doppelt so groß wie das Saarland ist. Shanghai ist eine regierungsunmittelbare Stadt, d.h. sie ist direkt der Zentralregierung unterstellt und hat den Status einer Provinz. Die offiziellen Abkürzungen von Shanghai im Chinesischen sind (沪/滬) und Shēn (申). Shanghai ist der größte Hafen der Welt, 2004 wurden 380 Millionen Tonnen umgeschlagen.

Geografie

Geografische Lage

Exhibition Center

Shanghai liegt im Mündungsgebiet des Jangtse (长江/長江 Chángjiāng) am Huangpu-Fluss (黄浦江), auf 31°12' nördlicher Breite und 121°26' östlicher Länge.

Shanghais Status ist der einer Provinz, die Stadt ist direkt der Zentralregierung in Peking (北京 Běijīng) unterstellt. Die Nachbarprovinzen sind Jiangsu (江苏) im Nordwesten und Zhejiang (浙江) im Südwesten. Die Topografie der Provinz ist flach. Die durchschnittliche Höhe über dem Meeresspiegel beträgt vier Meter. Der höchste Berg ist der She Shan mit einer Höhe von 100 Meter (mit Seilbahn).

Shanghai in China

Im Jahre 1949 hatte das Stadtgebiet eine Fläche von 636 Quadratkilometer. 1958 wurden zehn Landkreise mit einer Fläche von 5.274 Quadratkilometern (Jiading, Baoshan, Shanghai, Songjiang, Jinshan, Chuansha, Nanhui, Fengxian, Qingpu, Chongming, alle in der Provinz Jiangsu gelegen) an Shanghai angegliedert.

Heute hat die Provinz eine Fläche von 6.340,5 Quadratkilometer, davon sind 3.924,2 Quadratkilometer urbanes Gebiet und 2.416,3 Quadratkilometer ländlicher Raum. Sie ist etwas größer als der Kanton Bern sowie mehr als doppelt so groß wie das Saarland und hat eine Ausdehnung von ungefähr 120 Kilometer in Nord-Südrichtung und 100 Kilometer in Ost-Westrichtung. Innerhalb der Provinz befinden sich die Insel Chongming (die drittgrößte Insel in China: 1.041,21 Quadratkilometer) und andere Inseln wie Changxing und Hengsha.

Die Provinz ist mit zahlreichen Flüssen, Kanälen und Seen reich an Wasserressourcen (122 Quadratkilometer Wasserfläche), darunter der berühmte Bereich Jiangnan, so nennt man gewöhnlich die Schwemmebene des Jangtse-Deltas. Das Gebiet umfaßt Teile der Provinz Shanghai und der ostchinesischen Provinzen Jiangsu und Zhejiang. Jiangnan ist durch ein dichtes Flußnetz gekennzeichnet und hat eine Fläche von 697 Quadratkilometer in der Provinz Shanghai, was einen Anteil von elf Prozent an der Gesamtfläche der Provinz ausmacht.

Nanjing-Straße

Die größten Flüsse in der Provinz sind der Huangpu, der Suzhou, der Chuanyang und der Dingpu. Der 113 Kilometer lange Huangpu-Fluß (sein Ursprung ist der Tai-See), teilt die Stadt in zwei Hälften; er ist zwischen 300 und 700 Metern breit, im Durchschnitt 360 Meter. Der eisfreie Fluß ist die Hauptwasserstrasse in Shanghai.

Der Fluß Suzhou durchfließt die Provinz auf einer Länge von 54 Kilometern und ist im Durchschnitt 45 Meter breit. Die meisten Seen befinden sich im Westteil der Provinz, der größte ist der Dianshan mit 62 Quadratkilometer Fläche.

Weitere Orte in der Provinz Shanghai sind unter anderem Anting, Baoshan, Jiading, Jinshan, Qingpu und Songjiang.

Stadtgliederung

Die Stadt Shanghai gliedert sich in zehn Stadtbezirke. Neun dieser Bezirke liegen westlich vom Huangpu-Fluss (Puxi). Dabei handelt es sich um Huangpu (Kurzzeichen: 黄浦区; Pinyin: Huángpǔ Qū), Luwan (卢湾区 Lúwān Qū), Xuhui (徐汇区 Xúhuì Qū), Changning (长宁区 Chángníng Qū), Jing'an (静安区 Jìng'ān Qū), Putuo (普陀区 Pǔtuó Qū), Zhabei (闸北区 Zháběi Qū), Hongkou (虹口区 Hóngkǒu Qū) und Yangpu (杨浦区 Yángpǔ Qū). Der neue Stadtbezirk Pudong (浦东新区 Pǔdōng Xīn Qū) liegt östlich vom Huangpu. Letzterer war bis 1992 Landkreis und trug den Namen Chuansha.

Acht Bezirke, diese wurden zwischen 1988 und 2001 von Landkreisen in Bezirke geändert, und ein Landkreis liegen in den Vororten und ländlichen Gebieten außerhalb der Stadt Shanghai. 1988 ist Baoshan (宝山区 Bǎoshān Qū) in einen Bezirk geändert worden, 1992 Minhang (闵行区 Mǐnháng Qū), Jiading (嘉定区 Jiādìng Qū) und Jinshan (金山区 Jīnshān Qū), 1997 Songjiang (松江区 Sōngjiāng Qū), 1999 Qingpu (青浦区 Qīngpǔ Qū) und 2001 Nanhui (南汇区 Nánhuì Qū) sowie Fengxian (奉贤区 Fèngxián Qū). Der Landkreis Chongming (崇明县 Chóngmíng Xiàn) und die gleichnamige Insel in der Mündung des Jangtsekiang sind identisch.

Klima

Datei:Klima shanghai.jpg
Klima Shanghai

Shanghai hat ein subtropisch kontinentales Monsunklima mit vier ausgeprägten Jahreszeiten, wobei Frühjahr und Herbst vergleichsweise kurz ausfallen.

Im Winter ist es feuchtkalt, die Temperaturen liegen bei -1 bis 8 Grad Celsius. Gelegentlich gibt es auch deutlich stärkere Fröste. Dies war für die Bewohner südlich des Jangtse sehr unangenehm. Der Jangtse markierte die 'Heizlinie', nördlich des Jangtse durfte im Winter geheizt werden, südlich davon jedoch nicht, obwohl es auch dort kalt werden konnte. Diese Regelung wurde abgeschafft.

In den schwülheißen Sommermonaten werden Temperaturen von durchschnittlich 28 bis 35 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von etwa 80 Prozent erreicht. Im Oktober kommt die erste kalte Luft aus dem Norden.

Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 15,3 Grad Celsius. Die Jahresniederschlagssumme liegt bei 1.135 Millimeter, davon fallen 50 Prozent in die Zeit von Mitte Mai bis Mitte September (Flutsaison). In diesem Jahresabschnitt gibt es drei ausgeprägte Regenperioden: Die „Frühlingsregen“, die „Pflaumenregen (梅雨)“ und die „Herbstregen“. Insgesamt fallen durchschnittlich 110 Regentage an. Die günstigsten Reisemonate sind April bis Juni und Mitte September bis November, die ungünstigsten Reisemonate Juli und August, mit Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit bis 100 Prozent.

Geschichte

Historische Karte von Shanghai aus Meyers Konversationslexikon 1888

Die ersten Spuren der Besiedelung in der Region reichen bis etwa 4000 v. Chr. zurück. Im Jahre 960 wird Shanghai erstmals als Dorf erwähnt. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung des Jangtse-Deltas wächst auch Shanghai. 1074 erhält Shanghai ein eigenes Steuerbüro. 1264 wird es mit drei anderen Dörfern zusammengelegt. Als Hafen gewinnt es immer weiter an Bedeutung, insbesondere für Suzhou (苏州/蘇州) dient Shanghai als Umschlagplatz.

Mitte des 16. Jahrhunderts wird die Stadt zum Schutz gegen japanische Piraten (倭寇) mit einer Mauer befestigt. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts war Shanghai ein wichtiges Baumwoll- und Textilzentrum. Größere Bedeutung erlangte es jedoch erst nach 1842, als die Briten die Stadt im Opiumkrieg eroberten. Mit dem Abschluss des Vertrags von Nanking (南京) im selben Jahr - ratifiziert 1843 - wurde Shanghai für den Außenhandel geöffnet. In der Folgezeit erhielten auch andere Länder, darunter Frankreich und die USA, extraterritoriale Rechte und Privilegien.

In den Vertragshäfen wurden Niederlassungen europäischer Banken und Handelsgesellschaften errichtet, und der Handel erblühte, nachdem die Briten 1857 die Schifffahrtsrechte auf dem Jangtsekiang erhalten hatten. Im Jahre 1860 besaß Shanghai den Hafen mit dem größten Handelsaufkommen in China. Ein Viertel des gesamten Seehandels des Landes wurde über ihn abgewickelt. Ausländisches Kapital unterstützte seit den 1890er Jahren die Industrie vor Ort, angezogen von der Vielzahl billiger Arbeitskräfte. Die extraterritorialen Gebiete dienten als Fluchtort für viele Menschen während des Taiping-Aufstands (太平起义/太平起義). Die Einwohnerzahl auch die wirtschaftliche Bedeutung Shanghais inmitten der verwüsteten Umgebung wuchsen beträchtlich. Auch später beim Boxeraufstand (1900) und dem Sturz des letzten Kaisers (1911) flüchten viele Menschen in die internationalen Konzessionen.

Mit Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre wurde Shanghai eine echte Weltstadt. Anfang des 20. Jahrhunderts erreicht Shanghais Bevölkerungszahl die Millionengrenze. Ab 1918 ist die Stadt der Wirkungsort von Dr. Sun Yatsen (孙逸仙). Aldous Huxley hatte 1926 in keiner Stadt je einen solchen Eindruck von einem dichten Morast üppig verflochtenen Lebens wie hier. Shanghai wurde zum Synonym für Sünde, Abenteurertum und Reichtum. Auch der Kommunismus in China findet in Shanghai seine Wurzeln. 1915 begann Chen Duxiu (陈独秀) mit der Herausgabe der Zeitschrift 'Jugend', die später unter dem Namen 'Neue Jugend' (Xin Qingnian, 新青年) großen Einfluss auf die Bevölkerung ausübte.

Die Chinesen entwickelten zunehmendes Interesse für Politik und erlangten ihr Nationalbewusstsein zurück. Mit dem Versailler Vertrag fielen nach dem Ersten Weltkrieg alle deutschen Besitztümer in China an Japan, anstatt an China zurückgegeben zu werden. Dies führte 1919 zur Bewegung des 4. Mai. Chen Duxiu ist einer der Organisatoren der Proteste. In Shanghai schlossen sich Studenten mit Arbeitern zusammen, Streiks wurden organisiert. Am 5. Juni 1919 fand ein großer Generalstreik statt.

1921 ist in Shanghai unter anderem von Mao Zedong Mao Tse-tung (毛泽东) die Kommunistische Partei Chinas gegründet worden. Die 'ausländischen Imperialisten' wurden zunehmend zum Gegner für die Proteste. Am 30. Mai 1925 eröffneten die Briten das Feuer auf Demonstranten. Im Jahre 1927 eroberte die Nationalarmee unter der Führung von Chiang Kai-shek (蒋介石) mit Hilfe der Kommunisten die Stadt und unterstellte die chinesische Sektion der Regierung der Kuomintang. Im gleichen Jahr werden Massenaufstände durch die Regierung brutal niedergeschlagen. Innerhalb weniger Wochen sind in Shanghai über 5.000 Menschen ohne Gerichtsverhandlung exekutiert worden.

Shanghai ist auch ein Ort deutscher und österreichischer Geschichte. Weil hier kein Visum benötigt wurde, war es der letzte Zufluchtsort vor der Verfolgung durch das nazionalsozialistische Deutschland. Zu den in die Stadt geflüchteten 4.000 Österreichern gehörte auch Jakob Rosenfeld. Während der Besetzung der Stadt durch japanische Truppen zwischen 1937 und 1945 verlor Shanghai an Bedeutung. 1943 internierten die Japaner alle Ausländer (so genannte Shanghailänder). Am Ende des 2. Weltkrieges kam die Stadt an China zurück, da die USA, Großbritannien und Frankreich auf ihre Ansprüche verzichteten. Während der Kulturrevolution zwischen 1966 und 1976 war Shanghai Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen gegnerischen Splitterparteien.

Die wirtschaftliche Lage Shanghais hatte sich seit der Machtübernahme der Kommunisten im Jahre 1949 nicht gebessert. Die Staatsführung der neuen Volksrepublik betrachtete die Stadt als Steuerzahler, Investitionen wurden aber kaum getätigt. Auch die neue Öffnung Chinas 1978 besserte vorläufig nichts an der Situation Shanghais. Mitte der 1980er Jahre führten eine Reihe von Wirtschaftsreformen, die Deng Xiaoping (邓小平) einleitete, zu einem enormen Anstieg der Industrieproduktion und der ausländischen Investitionen. 1990 wird die Wirtschaftssonderzone Pudong gegründet.

1992 bedauerte Deng Xiaoping die Vernachlässigung der Stadt. Shanghai wird das Zentrum der Öffnung der Volksrepublik Chinas zum „Westen“. Die Wirtschaft wächst in den 1990er Jahren um durchschnittlich 17 Prozent, Shanghai ist die neue 'Lokomotive' des chinesischen Wirtschaftswachstums. Von 1987 bis 1991 war Zhu Rongji Bürgermeister der Stadt. Er förderte Shanghai später in seiner Funktion als Ministerpräsident des Staatsrates (1998-2003).

Die Folge des Wachstums sind schwere Umweltprobleme wie Smog, Lärmbelastung und die Verschmutzung der Flüsse. 1996 ist Shanghai zu einer der am stärksten umweltgeschädigten Städte weltweit erklärt worden. Weltweit lag Shanghai auf der Skala der am meisten von Luftverschmutzung betroffenen Städte auf Platz vier. Die Behörden versuchen, die Umweltprobleme in den Griff zu bekommen.

Einwohnerentwicklung

Blick auf Shanghai

Der wirtschaftliche Erfolg in Shanghai übt auf Millionen Chinesen eine große Anziehungskraft aus. Um den Zustrom von Menschen in die Stadt kontrollieren zu können, wird der Zuzug durch ein streng gehandhabtes Melde- und Registrierungssystem für Einwohner mit ständigem Wohnsitz bis in die Gegenwart kanalisiert. Die Einwohnerzahl blieb trotz der Tatsache, das Shanghai die ökonomisch dominierende Stadt in China war, nach einem schnellen Anstieg in den 1950er Jahren bemerkenswert konstant.

Innerhalb der heutigen Grenzen der Stadtprovinz lebten 1952 8,5 Millionen Menschen, 1957 waren es 10,1 Millionen und am Beginn der Wirtschaftsreformen im Jahre 1979 11,3 Millionen. Der rasche Bevölkerungszuwachs in den 1950er Jahren hatte die unzureichende Infrastruktur, den knappen Wohnraum und die Probleme bei der Versorgung so drängend deutlich gemacht, das 1957 eine durchgreifende Kontrolle der Zuwanderung durchgesetzt wurde. Wer dauerhaft in der Stadt leben wollte, benötigte eine entsprechende Wohnberechtigung. Nur wer registriert war, konnte die Zuteilung einer Wohnung erwarten und hatte Anspruch auf einenArbeitsplatz oder die tägliche Reisration.

Gegenwärtig gehört Shanghai zu den größten Städten der Welt. Lebten 1957 noch 6,9 Millionen Menschen in der eigentlichen Stadt, sind es heute 9,2 Millionen, in der ganzen Stadtprovinz 13,4 Millionen. In der zuletzt genannten Zahl ist auch die Bevölkerung der ländlichen Gebiete außerhalb der Stadt mit eingerechnet. Dabei handelt es sich um die Bewohner mit ständigem Wohnsitz. Dazu kommen noch etwa drei Millionen Menschen die sich länger als sechs Monate in der Stadtprovinz aufhalten und eine befristete Aufenthaltsgenehmigung besitzen.

Das offizielle Bevölkerungswachstum der Stadtprovinz wird zurzeit ausschließlich durch Zuwanderung gesteuert, denn der natürliche Zuwachs der registrierten Dauereinwohner wird seit mehreren Jahren durch ein Geburtendefizit geprägt, das bislang in allen Städten Chinas einmalig ist. Lag das jährliche natürliche Wachstum der Einwohner mit dauerhaftem Wohnsitz 1957 noch bei etwa 40 Prozent, so sank diese Rate schnell unter zehn Prozent und schließlich auf einen negativen Wert von -1,4 Prozent.

Obst- und Gemüseladen

Ist die Zuwanderung der ständig registrirten Bewohner nach wie vor relativ begrenzt, so bereiten der Stadt zunehmend die sogenannten temporären Einwohner Probleme. Eine Genehmigung einer zeitlich begrenzten Aufenthaltsgenehmigung ist im Gegensatz zur restriktiv gehandhabten Erteilung einer dauerhaften Wohnerlaubnis leicht zu bekommen. Nur so kann der Druck der Zuwanderung einigermaßen bewältigt werden, denn die größte Metropolregion Chinas absorbiert wie keine andere im Land Menschen aus einem weiten Hinterland. Deren Anzahl hat sich seit 1990 mehr als verdoppelt. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung der Stadtprovinz beträgt rund 20 Prozent, wobei eine Dunkelziffer von erheblicher Größenordnung vorhanden ist.

Etwa 80 Prozent dieser Migranten sind frühere Bauern aus den ländlichen Regionen Chinas, drei Viertel von ihnen aus den Nachbarprovinzen Anhui, Jiangsu und Zhejiang, die auf der Suche nach einer Arbeitsstelle in die Metropole ziehen. Sie arbeiten täglich bis zu 16 Stunden, viele auf den unzähligen Baustellen der Stadt, um zu überleben und Geld für die Familie zu Hause zu sparen.

Ihre Bedeutung wird die Wirtschaft und das Leben in Shanghai wird unterschiedlich beurteilt. Einerseits sind die Zuwanderer fast unentbehrlich als Bauarbeiter, Handwerker, Kleinhändler oder Arbeiter bei der Straßenreinigung und in den Textilfabriken, andererseits wird ihr Druck auf den Wohnungsmarkt, die Infrastruktur und ihr Anteil an kriminellen Delikten in der Stadt mit Sorge betrachtet.

Die gegenwärtig 9,2 Millionen Bewohner mit dauerhaftem Wohnsitz in Shanghai leben auf einer Fläche von 550 Quadratkilometer. Die Bevölkerungsdichte beträgt 16.843 Einwohner je Quadratkilometer. In Berlin sind es zum Vergleich 3.800.

In den ländlichen Regionen außerhalb der Stadt leben 4,1 Millionen Menschen mit Hauptwohnsitz in der Stadtprovinz auf einer Fläche von 5.790,5 Quadratkilometer. Die Bevölkerungsdichte dort beträgt 707 Einwohner je Quadratkilometer. Die 13,4 Millionen registrierten Dauereinwohner der Stadtprovinz beziehungsweise Metropolregion leben auf einer Fläche von 6.340,5 Quadratkilometer. Die Bevölkerungsdichte beträgt 2.106 Einwohner je Quadratkilometer.

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen der eigentlichen Stadt ohne Vorortgürtel nach dem jeweiligen Gebietsstand. Aufgeführt sind die Bewohner mit Hauptwohnsitz in Shanghai.

Jadebuddha-Tempel
        Jahr         Einwohner
1800 200.000
1851 250.000
1864 500.000
1879 276.000
1890 375.000
1901 651.000
1910 832.500
1918 1.000.000
1926 1.500.000
1931 3.124.000
1940 3.595.000
        Jahr         Einwohner
1948 4.423.000
1950 4.927.300
1953 6.204.417
1958 6.977.000
1970 7.000.000
1982 6.320.829
1987 7.220.000
1990 7.649.688
1995 8.507.354
2000 8.954.435
2005 9.263.459

Politik

Städtepartnerschaften

Shanghai unterhält Partnerschaften mit folgenden Städten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

Blick auf Shanghai

Die Stadtväter von Shanghai bauten am Platz des Volkes (人民广场/人民廣場 Rénmín guǎngchǎng), der zu Kolonialzeiten eine Pferderennbahn war, ein extravagantes Opernhaus (Shanghai Grand Theater). Ein beeindruckendes Gebäude mit 40 Meter Höhe.

Baubeginn war 1994 und Einweihung im Jahre 1998. Es gibt drei Aufführungsräume: Der Hauptraum bietet 1.800 Sitzplätze, daneben ein mittelgroßer Raum mit 600 Plätzen und ein Raum mit 250 Sitzplätzen für Kammermusikaufführungen. Die Designer waren: France's Arte Jean-Marie Charpentier & Associates.

Museen

Von den vielen Museen der Stadt sind unter anderem das Museum für Kunst und Geschichte mit seinen umfangreichen Sammlungen chinesischer Kunst (Keramik, Porzellan und Gemälde) und das Naturwissenschaftliche Museum mit seinen zahlreichen zoologischen Exponaten sehenswert.

Das Museum Shanghai (上海博物馆/上海博物館) ist eines der kulturellen Zentren der Stadt. Gegründet 1952 an der Nanjing West-Straße und zunächst im ehemaligen Pferderennklub angesiedelt, wurde es 1959 in die Henan-Süd-Straße (河南南路) ausgelagert. 1992 wurde beschlossen, das Museum am Platz des Volkes anzusiedeln.

Der Architekt des Neubaus war Xing Tonghe. Baubeginn war 1993, das Gebäude wurde 1996 fertig gestellt. Es ist das viertgrößte in China und über 30 Meter hoch. Das Museum hat 10 Galerien, die einen vollständigen Überblick über die chinesische Kunstgeschichte bieten.

Bauwerke

Blick auf Shanghai
Yu-Garten

Zu den größten Attraktionen Shanghais zählen die siebenstöckige Long-Hua-Pagode aus der Zeit der Song-Dynastie (960-1279) und das Long-Hua-Kloster mit einer drei Meter hohen Buddha-Statue.

Der waterbund, kurz Bund, wurde nach dem ersten chinesischen Staatspräsidenten Sun Yat-sen in Zhong-Shan-Straße umbenannt. Der Bund wurde zunächst von Holländern als Deich zum Huangpu-Fluss, einem Zufluss des Jangtse, errichtet. Dort befinden sich eine Uferpromenade sowie im europäischen Stil errichtete Gebäude. Sie sind zwischen dem Ende des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden. Das ehemalige Zentralgebäude des chinesischen Seezolls mit seinem 33 Meter hohen Turm ist eines der bekanntesten, lange Zeit das höchste Gebäude Chinas. Berühmt ist auch das Peace Hotel.

Südlich dieses Straßenzuges erstreckt sich die von meist zweistöckigen Holzhäusern und engen Gassen geprägte Altstadt. Im Herzen dieses historischen Zentrums von Shanghai befinden sich ein Basar und der Yu-Garten (Yu Yuan) aus dem 16. und 17. Jahrhundert, einer der berühmtesten Gärten in China. Die Anlage umfasst etwa 30 Hallen und Pavillons sowie mehrere Seen. Sehenswert ist auch das astronomische Observatorium der Stadt.

Die alten Li Longs in den ehemaligen französischen und englischen Bezirken, wo drei Generationen in einem Apartement lebten, wurden abgerissen. Sie waren oft aus einer Kombination Holz/Ziegel/Gips oder Beton/Stahl gebaut. Der sogenannte Glockenmann, der früher bei Feuer Alarm gab oder zum Schlafen mahnte, ist heute ein Beschäftigung ärmerer Menschen: er zieht von Tür zu Tür und kauft Plastik und alte Recycel-Ware.

Die meisten Wolkenkratzer werden in Pǔdōng (浦东/浦東) errichtet, dort steht auch das mit 420,6 Meter höchste Gebäude in Shanghai, der Jinmao Tower. Die höchste Struktur in Shanghai ist der 467,9 Meter hohe Fernsehturm in Pudong (Pearl Of The Orient Tower). Ebenfalls in Pudong ist geplant das Shanghai World Financial Center mit 494 Meter Höhe zu errichten. Das Gebäude soll 2007 fertiggestellt werden und 101 Stockwerke haben.

Shanghai ist heute die modernste und westlichste Stadt in der Volksrepublik China. Der historische Kern ist nur noch als Touristenattraktion vorhanden, während der Bau von Wolkenkratzern bei 24-stündiger Bautätigkeit zunimmt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Blick auf Shanghai
Blick auf Shanghai

Die Stadt ist seit langem eines der führenden Zentren der Textilherstellung in der Volksrepublik China. Weitere bedeutende Produktionszweige sind unter anderem die Herstellung von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Fahrzeugen (vor allem Schiffe), Maschinen, Stahl, Papier und Druckereierzeugnissen. Darüber hinaus werden in großem Umfang elektrotechnische und elektronische Anlagen und Geräte wie zum Beispiel Computer, Radios und Kameras angefertigt.

Mit Beginn der chinesischen Wirtschaftsreformen Anfang der 1980er Jahre wurde Shanghai zunächst von den südlichen Provinzen, wie zum Beispiel Guangdong überflügelt. Mit Beginn der 1990er Jahre ist von der chinesischen Regierung unter Jiang Zemin (江泽民) heftig in Shanghai investiert worden, mit dem Ziel ein neues Wirtschaftszentrum in Ostasien zu gründen.

Shanghai und Hongkong sind Rivalen um den Rang der größten Wirtschaftsmetropole in China. Hongkong hat hier den Vorteil der längeren Erfahrung, besonders im Bankwesen. Shanghai hat engere Verbindungen zum chinesischen Hinterland und zur Zentralregierung in Peking. Gleichzeitig steht in Shanghai mehr Raum für Neuinvestitionen zur Verfügung, während in Hongkong der Platz eher begrenzt ist.

Seit 1991 ist das Wirtschaftswachstum in Shanghai zweistellig. Damit ist Shanghai die einzige Region in China, die dies erreicht. Das jährliche Wirtschaftswachstum in Shanghai beträgt zurzeit etwa 12 Prozent. In Shanghai betrug das Pro-Kopf-Einkommen im Jahre 2000 etwa 1.650 US-Dollar.

1984 wurde in Anting von Volkswagen als Joint Venture die erste Autofabrik mit „westlichen“ Fahrzeugen gebaut. Shanghai Volkswagen (上海大众, SVW) hatte einen Marktanteil von circa 60 Prozent in China, der aufgrund zunehmender Konkurrenz stetig sinkt. Die hohen Importzölle auf Autos aus dem Ausland machen diese jedoch noch teurer.

Das Straßenbild in Shanghai ist noch geprägt von VW Santana- und VW Santana2000-Taxis. Nach dem WTO-Beitritt der Volksrepublik China anlässlich der APEC-Konferenz 2001 werden stufenweise die Importzölle gesenkt.

Shanghai war der Initialmarkt für westliche Supermärkte in China. Auffallend sind die „Hygienebestrebungen“ der ausländische Konzerne, die sich deutlich von denen der chinesischen Märkte unterscheiden: frisch ist in China gleichbedeutend mit lebend. So werden hier lebende Schlangen, Schildkröten und Frösche angeboten, dagegen bieten die westlichen Supermärkte nur abgepackte Ware mit - nach chinesischer Auffassung - sehr zweifelhafter Frische an.

Im Jahre 2010 wird die Weltausstellung (EXPO) in Shanghai stattfinden.

Verkehr

  • Nahverkehr
Datei:Eingang Haltestelle Shanghai ShanXiNanLu.JPG
Eingang zu einer U-Bahn-Haltestelle

Angesichts der Zunahme der Bevölkerung und der intensiveren wirtschaftlichen Aktivitäten der Stadt wurden zu Beginn der 1990er Jahre umfangreiche Bauarbeiten eingeleitet. Im Rahmen dieser Arbeiten sind unter anderem eine sechsspurige Hochautobahn und neue Brücken gebaut worden. Am 10. April 1995 wurde der erste, 16,1 Kilometer lange Abschnitt der U-Bahn Shanghai eingeweiht. Bis 2020 ist ein Ausbau des Netzes auf 300 Kilometer Länge geplant.

Ebenfalls im Aufbau ist ein Straßenbahnnetz mit einer Länge von 120 Kilometern. In Shanghai befindet sich auch das älteste durchgehend in Betrieb befindliche Trolleybusnetz der Erde, gleichzeitig eines der größten in China. Es wurde am 15. November 1914 eröffnet

Am 8. Juni 2003 begann man mit dem Bau der mit 36 Kilometer Länge längsten Brücke der Welt im Süden der Stadt. Das Investitionsvolumen beträgt 11,8 Milliarden Renminbi Yuan (人民币 元), entsprechend 1,42 Milliarden US-Dollar. Die sechsspurige Brücke wird nach ihrer Fertigstellung im Jahre 2008 die Hangzhou-Bucht überspannen und Shanghai mit Ningbo (宁波) in der Provinz Zhejiang verbinden. Die Öffnung für den Verkehr ist für 2009 geplant.

  • Fernverkehr

Die Stadt verdankt einen überwiegenden Teil seiner wirtschaftlichen Bedeutung den ausgezeichneten Verkehrsverbindungen. Shanghai ist wichtigster Eisenbahnknotenpunkt mit guten Verbindungen in den Norden und in den Süden des Landes. Der Hafen hat eine Verbindung zum Kaiserkanal und ist Umschlagplatz für den Großteil des chinesischen Außenhandels sowie den Küstenhandel. Die Stadt durchzieht ein dichtes Kanalnetz.

Der erst 1999 in Betrieb genommene internationale Flughafen Pudong befindet sich 32 Kilometer vom Shanghaier Finanzzentrum Lujiazui entfernt. Am 31. Dezember 2002 startete der in Kooperation mit Deutschland gebaute Transrapid (eine Magnetschwebebahn) seine Jungfernfahrt zum Flughafen. Die Baukosten betrugen etwa 1,2 Milliarden Euro. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 430 km/h. Pudong und der alte Flughafen Hongqiao werden beide von der Shanghai Airport Group betrieben.

Bildung

Neben der im Jahre 1896 eröffneten Jiaotong-Universität (上海交通大学), der 1905 eröffneten Fudan-Universität (复旦大学), der Tongji-Universität (同济大学) von 1907 und der Shanghai International Studies University (上海外国语大学) gibt es in Shanghai zahlreiche Fach- und Hochschulen sowie mehrere Bibliotheken.

Panorama vom "Bund" bei Nacht, aufgenommen von Pudong

Sonstiges

Shanghai in chinesischer Schrift:
Die Silben bedeuten shang und hai

Der Name „Shanghai“ bedeutet etwa „Stadt hin zum Meer“. Der Kurzname für Shanghai ist „Hu“ (nach einem im 3. Jahrhundert verwendeten Fischereigerät), dies wird auch an Autokennzeichen verwendet.

Das Zeichen „hu“:
Das Zeichen hu

Der lokale Dialekt ist eine der Varianten des ostchinesischen Wu-Dialektes 吴.

Literatur

  • Theisen, Christian: Shanghai - Wirtschaftszentrum im 21.Jahrhundert. BoD, 2001. ISBN 3-8311-1481-1
  • Steffi Schmitt: Shanghai - Promenade. Old China Hand, 2003. ISBN 3-89687-384-9
  • Nien Cheng: Leben und Tod in Schanghai. Ullstein Fachverlage, 1989. ISBN 3550079923
  • Ting-Xing Ye: Bitterer Wind. Econ Taschenbuch, 2001. ISBN 3548750680
  • Wei Hui: Shanghai Baby. Ullstein, 2001. ISBN 3548255108
  • Ching Tsao: Auf den Flügeln der Zeit: mein Leben in Shanghai. München: von Schröder, 2002. ISBN 3453869699
  • Erhard Pansegrau, Angelika Viets: Shanghai (terra magica), Reich Verlag 2001, ISBN 3-7243-0368-8

Siehe auch:

Weblinks

Commons: Shanghai – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien