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Stonehenge

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Stonehenge ist ein in der Jungsteinzeit begründetes und mindestens bis in die Bronzezeit benutztes Bauwerk in der Nähe von Amesbury in Wiltshire, England, etwa 13 Kilometer nordwestlich von Salisbury. Es besteht aus einer Grabenanlage, die eine Megalithstruktur umgibt, welche wiederum aus mehreren konzentrischen Steinkreisen gebildet wird. Die beiden auffälligsten Steinkreise sind dabei ein äußerer Kreis aus Pfeilersteinen, die von Decksteinen überbrückt werden, sowie eine innere hufeisenförmige Struktur aus ursprünglich fünf Trilithen (jeweils zwei Tragsteine, die von einem Deckstein überbrückt werden). Dazwischen befinden sich weitere Strukturen aus kleineren Steinen sowie Löchern im Boden. Weitere Megalithe sowie zwei Hügelgräber finden sich in unmittelbarer Nähe.

Die Entstehung der Anlage lässt sich grob in drei Phasen unterteilen. Die Frühphase der Anlage, mit einem kreisrunden Erdwall und einem Graben, wurde etwa um 3100 v. Chr. datiert. Die auffällige Megalithstruktur wurde etwa zwischen 2500 v. Chr. und 2000 v. Chr. errichtet.

Datei:Stonehenge Totalansicht.jpg
Stonehenge

Überblick

Der Name Stonehenge stammt aus dem altenglischen Stanhen gist und bedeutet „hängende Steine“. Die Bezeichnung Henge wird heute für eine Klasse jungsteinzeitlicher Bauwerke verwendet, die aus einer kreisförmigen, erhöhten Einfriedung mit einer innenliegenden Vertiefung bestehen. Stonehenge selbst - obgleich es bei der Namensgebung Pate stand - kann jedoch nicht direkt dieser Klasse zugeordnet werden, da seine Aufschüttung innerhalb des Grabens liegt. Stonehenge ist in vielerlei Hinsicht atypisch, obwohl es zeitgleich zu den eigentlichen jungsteinzeitlichen Henges entstand.

Stonehenge gehört seit 1918 dem englischen Staat. Verwaltet und touristisch erschlossen wird es vom English Heritage, die Umgebung vom National Trust. Die Stätte und die Umgebung sind seit 1986 Teil des Weltkulturerbes.

Plan des heutigen Stonehenge. Nach Cleal et. al. sowie Pitts

Der Komplex wurde in mehreren Bauabschnitten errichtet, die sich über einen Zeitraum von etwa 2000 Jahren erstrecken. Nachweislich wurde das Gelände aber bereits vor der Errichtung und auch noch lange Zeit nach der jungsteinzeitlichen Hochphase genutzt. Drei große Pfostenlöcher befinden sich in der Nähe des heutigen Parkplatzes, sie datieren aus dem Mesolithikum, etwa um 8000 v. Chr. Die jüngsten kultischen Nutzungen sind etwa für das 7. Jahrhundert nach Christus feststellbar. Hier ist ein auf dem Gelände vorgefundenes Grab eines enthaupteten Sachsen aus dieser Zeit zu erwähnen.

Die verschiedenen Phasen der Aktivitäten auf Stonehenge zu datieren und zu verstehen ist schwierig. Schlecht geführte Ausgrabungsberichte und erstaunlich wenig präzise wissenschaftliche Daten erschweren das Ganze. Die heute meist akzeptierte Abfolge wird im folgenden Text erläutert, die Ziffern beziehen sich dabei auf den Plan rechts, der die Stätte im Jahr 2004 zeigt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden die Decksteine dort nicht gezeigt. Löcher, die nicht mehr oder nie Steine enthielten, sind als offene Kreise gekennzeichnet. Heute sichtbare Steine sind farblich gekennzeichnet.

Die Anlage

Die Steine in Stonehenge sind nach den Positionen der Sonnenwende und Tagundnachtgleiche angeordnet. Aus diesem Grunde wird häufig angenommen, dass Stonehenge ein vorzeitliches Observatorium darstellt, obwohl die genaue Art der Nutzung und seine Bedeutung noch diskutiert werden.

Die Beschreibung der Steine:

  • Der Altarstein: ein Block von 5 Metern aus grünem Sandstein. Alle anderen Steine im inneren Kreis sind Blausteine, eine Basaltart aus den Preseli Hills im Südwesten von Wales, die etwa 380 km entfernt liegen. Die Sandsteinblöcke des äußeren Kreises müssen auf Schlitten fortbewegt worden sein, die von schätzungsweise 250 Mann, an Steigungen von bis zu 1000 Mann, gezogen wurden.
Der Opferstein
  • Der Opferstein liegt etwas abseits vom Zentrum.
  • Der Heel-Stein (Fersenstein), auch als Friars Heel bekannt (eine Anglisierung des walisischen „Ffreya sul“, nach Freya, einer Druidengöttin der Fruchtbarkeit, und sul (Sonnen-Tag).
Heel-Stein / Fersenstein
  • Positionssteine

Weitere Besonderheiten:

  • Die Aubrey-Löcher
  • Y- und Z-Löcher

Die Anlage ähnelt den Steinkreisen im Norden Schottlands, bekannt als der Ring von Brodgar.

Entstehungsgeschichte

Stonehenge 1

Das erste Bauwerk maß etwa 115 m im Durchmesser und bestand aus einer kreisförmigen Erhebung mit einem Graben als Einfassung (7 und 8). Es besaß einen großen Eingang im Nordosten und einen kleineren im Süden (14), Hirsch-und Ochsenknochen waren am Grund des Grabens platziert. Diese Knochen waren wesentlich älter als die Geweihhacken, mit denen der Graben ausgehoben wurde, und waren in gepflegtem Zustand, bevor sie vergraben wurden. Diese erste Phase wird auf um 3100 v. Chr. datiert. Am äußeren Rand des so eingefassten Bereiches konnte ein Kreis aus 56 Löchern (13) nachgewiesen werden. Diese sogenannten Aubrey-Löcher, benannt nach ihrem Entdecker John Aubrey, einem Historiker des 17. Jahrhunderts, haben einst möglicherweise hölzerne Stützpfeiler enthalten; allerdings konnten diese in Ausgrabungen nicht nachgewiesen werden. Ein kleinerer äußerer Wall, den den Graben umgab, könnte ebenfalls aus dieser Periode stammen (9).

Stonehenge 2

Sichtbare Überreste der zweiten Phase existieren nicht mehr. Spätjungsteinzeitliche Rillenkeramik(?) (engl.: grooved ware) wurde in Verbindung mit den anderen Überresten dieser Periode ausgegraben, die eine Datierung ermöglicht. Pfostenlöcher weisen darauf hin, dass im frühen dritten Jahrtausend v. Chr. eine hölzerne Struktur im Inneren der Einfassung existiert haben muss. Weitere Pfosten standen am Nordeingang; eine parallele Anordnung von Pfosten lief vom Südeingang aus ins Innere. Mindestens 25 der Aubrey-Löcher enthielten nachweislich dort platzierte Überreste von Feuerbestattungen, die etwa zwei Jahrhunderte nach der Errichtung dieses Bauwerks dort abgelegt wurden. Was auch immer der ursprüngliche Zweck der Löcher war - sie wurden in dieser Epoche zur Begräbnisstätte umfunktioniert. Dreißig weitere Feuerbestattungen legte man im Graben und an anderen Punkten der Stätte an, größtenteils in der Osthälfte. Stonehenge ist damit die älteste bekannte Grabstätte für Leichenbrand auf den britischen Inseln. Stücke menschlicher Knochen, die nicht verbrannt wurden, sind ebenfalls aus diesem Zeitraum im Graben gefunden worden.

Stonehenge 3 I

In die Mitte des Heiligtums wurden um das Jahr 2600 v. Chr. zwei konzentrische Halbkreise aus 80 aufrecht stehenden Steinen, den so genannten Blausteinen, angelegt. Diese wurden zwar später versetzt, die Löcher, in denen die Steine damals verankert waren (die so genannten Q- und R-Löcher) sind jedoch heute noch nachweisbar. Wieder gibt es nur wenige brauchbare Datierhinweise für diese Phase. Die Blausteine stammen aus dem Gebiet der Presli-Berge, die etwa 380 km von Stonehenge entfernt, im heutigen Pembrokeshire im Wales liegen. Die Steine sind größtenteils aus Dolerit, aber mit Einschlüssen von Rhyolit, Tuff und vulkanischer und kalkhaltiger Asche. Sie wiegen um die 4 Tonnen. Der heute als Altarstein (1) bekannte sechs Tonnen schwere Stein besteht aus grünem Sandstein. Er ist zweimal so groß wie die Blausteine und wurde ebenfalls aus Wales hierher gebracht, möglicherweise stand er als großer Monolith im Zentrum.

Zu dieser Zeit wurde der Eingang verbreitert, so dass er nun genau in der Richtung des Mittsommersonnenaufgangs und des Wintersonnenuntergangs dieser Zeit lag. Die Blausteine wurden wie erwähnt nach einiger Zeit wieder entfernt und die Q- und R-Löcher verfüllt.

Möglicherweise wurde auch der Fersenstein (heel stone, 5) während dieser Periode außerhalb des nordöstlichen Eingangs aufgestellt. Die Datierung ist aber unsicher, im Prinzip kommt jeder Teilabschnitt der dritten Phase in Frage. Es gab vermutlich noch einen zweiten Stein, der aber heute nicht mehr existiert. Zwei, möglicherweise auch drei große Portalsteine wurden innerhalb des nordöstlichen Eingangs aufgestellt. Nur einer davon, der so genannte Altarstein (4), 4,9 m lang, ist - umgestürzt - heute noch erhalten.

Ebenfalls der Phase 3 zugerechnet wird der Aufbau der vier Stationssteine (6) sowie die Anlage der Avenue (10), einem beidseitig durch einen Graben und Erdwall markierten Weg, der über eine Strecke von 3 km zum Fluss Avon führt. Irgendwann in der dritten Bauphase wurden Gräben sowohl um die Stationssteine als auch um den Fersenstein gezogen, der spätestens dann als einzelner Monolith gestanden haben muss.

Diese Bauphase von Stonehenge ist die, die der Bogenschütze von Amesbury erblickt haben dürfte; gegen Ende der Phase schien Stonehenge dann die Stätte bei Avebury in Bezug auf die Bedeutung für die Region abzulösen.

Stonehenge 3 II

Am Ende des dritten Jahrtausends vor Christus, nach Radiokarbonanalysen etwa zwischen 2440-2100 v. Chr., findet die Hauptphase der Bautätigkeiten statt. Nun wurde die Konstruktion aus 74 Sarsensteinen (Grau auf dem Plan eingezeichnet) errichtet, die den heutigen Gesamteindruck von Stonehenge bestimmt. Jeder dieser Steine, die kleineren um 25, die großen um 50 Tonnen schwer, stammt aus einem 30 km nördlich gelegenen Steinbruch bei Marlborough.

30 der Sarsensteine bildeten die Pfeiler einer kreisförmigen Konstruktionen mit einem Durchmesser von dreißig Metern. Diese Pfeiler trugen einen geschlossenen Ring aus 29 weiteren Steinen. Diese Decksteine waren an ihren Berührungsflächen durch eine aus dem Stein gehauene Spundung, sowie an ihren Auflagepunkten auf den Pfeilern durch eine ebenfalls aus dem Stein gehauene Verzapfung gegen Verschiebungen gesichert.

Innerhalb dieses Kreises wurden fünf so genannte Trilithe aufgestellt, je zwei von einem Deckstein überbrückte Pfeiler. Die hier verwendeten Steine haben jeweils eine Masse von etwa 50 Tonnen. Auch hier wurden die Decksteine mit einer Zapfenverbindung auf den Pfeilern gesichert.

Die Oberfläche aller Sarsensteine ist behauen. Die Flächen wurden geglättet, die Pfeiler der Trilithen werden nach oben hin etwas breiter, um die Perspektive des Betrachters auszugleichen. Auch die Decksteine verjüngen sich von oben nach unten, die Decksteine des Ringes sind zudem leicht gekrümmt. Zudem finden sich auf einigen Pfeilern in den Stein gehauene beziehungsweise geritzte Abbildungen. Die älteste, eine flache rechteckige Form oben an der Innenseite des vierten Trilithen, könnte eine symbolische Darstellung einer Muttergottheit sein. Sie wurde vermutlich angebracht, als sich der Stein noch auf dem Erdboden befand. Alle anderen Abbildungen scheinen erst nach dem Aufstellen der Steine angebracht worden zu sein. Zu nennen sind insbesondere auf Stein 53 die Abbildung eines Bronzedolches sowie von vierzehn Axtköpfen, weitere Darstellungen von Axtköpfen finden sich auf den Steinen 3, 4 und 5. Die Datierung der Abbildungen ist schwierig, morphologisch bestehen aber Ähnlichkeiten mit spätbronzezeitlichen Waffen.

Stonehenge 3 III

Zu einem späteren Zeitpunkt der Bronzezeit scheinen die Blausteine zum ersten Mal wieder aufgerichtet worden zu sein. Das genaue Erscheinungsbild der Stätte in dieser Periode ist jedoch noch unklar.

Stonehenge 3 IV

In dieser Phase, etwa zwischen 2280 und 1930 v. Chr., wurden die Blausteine erneut umgestellt. Ein Teil wurde als Kreis zwischen die zwei Sarsensteinanordnungen aufgestellt und die anderen in eine ovale Form in der Mitte des Monuments eingebaut. Einige Archäologen nehmen an, dass ein Teil der Blausteine zu dieser Zeit in einer zweiten Tranche von Wales geholt wurde. Der Altarstein könnte innerhalb des Ovals verschoben worden sein. Die Arbeiten an Stonehenge 3 IV wurden im Vergleich mit seinen direkten Vorgängern eher schlecht ausgeführt. Die wieder aufgestellten Blausteine waren nur schlecht in den Erdboden eingelassen und stürzten teilweise schnell um.

Stonehenge 3 V

Bald danach, wurde der Nordteil des in Phase 3 IV errichteten Blausteinkreises entfernt und eine hufeisenförmige Formation entstand, die als Blausteinhufeisen bezeichnet wird. Dieses spiegelte die Form des zentralen Hufeisens der Trilithe wieder und wird auf 2270-1930 v. Chr. datiert; die Phase Stonehenge 3 V verläuft damit parallel zu der von Seahenge in Norfolk.

Stonehenge 3 VI

Ca. 1700 v. Chr. wurden zwei weitere Ringe mit Löchern außerhalb des Steinkreises gegraben. Diese werden als Y- und Z-Löcher (11 und 12) bezeichnet. Die je 30 Löcher umfassenden Kreise wurden jedoch nie mit Steinen besetzt und füllten sich in den nächsten Jahrhunderten. Dabei enthalten die Füllungen in den oberen Schichten Materialien aus der Eisenzeit sowie römisches Material. Das Monument von Stonehenge scheint kurz darauf, um 1600 v. Chr. aufgegeben worden zu sein.

Rezeptions- und Forschungsgeschichte

Stonehenge wurde zuerst von Nennius im 9. Jahrhundert beschrieben, der schrieb, dass es als Denkmal für 400 Adlige errichtet wurde, die heimtückisch in der Nähe von Hengist in Jahre 472 ermordet wurden. Spätere Historiker brachten vielfach übernatürliche Mächte in ihre Erklärungsversuche.

Im Jahre 1615 vermutete Inigo Jones, dass es ein römischer Tempel war, der Cnelus, einem heidnischen Gott, gewidmet war und im toskanischem Stil errichtet wurde. Spätere Kommentatoren meinten, dass es von den Dänen errichtet wurde. Bis in das späte 19. Jahrhundert wurde der Bau allgemein den Sachsen oder anderen, verhältnismäßig jungen Völkern zugeschrieben.

Die erste seriöse Bemühung, das Denkmal zu verstehen, wurde um 1740 von William Stukeley unternommen. Stukeley schrieb das Monument den Druiden zu, womit er zwar falsch lag, aber sein bedeutenderer Beitrag war, dass er zum erstenmal eine bemaßte Zeichnung der Stätte anfertigte, die eine weitere Analyse ihrer Form und Bedeutung ermöglichte. Mit ihrer Hilfe gelang es ihm, die astronomische beziehungsweise kalendarische Bedeutung der Platzierung der Steine zu zeigen.

Um 1900 konnte John Lubbock auf Basis von in benachbarten Grabhügeln gefundenen Bronzegegenständen zeigen, dass Stonehenge bereits in der Bronzezeit genutzt wurde.


Die Ausrichtung erfolgte so, dass am Morgen des Mittsommertags, wenn die Sonne im Jahresverlauf am nördlichsten steht, die Sonne direkt über dem Fersenstein aufging und die Strahlen der Sonne in gerader Linie ins Innere des Bauwerks, zwischen die Hufeisenanordnung, eindrangen.

Es ist unwahrscheinlich, dass eine solche Ausrichtung sich zufällig ergab. Der nördlichste Aufgangspunkt der Sonne ist direkt abhängig von der geographischen Breite. Damit die Ausrichtung korrekt ist, muss sie für Stonehenges geographische Breite von 51° 11' genau errechnet oder durch Beobachtung ermittelt worden sein. Diese genaue Ausrichtung muss für den Plan der Anlage und die Platzierung der Steine in zumindest einigen der Phasen von Stonehenge grundlegend gewesen sein. Der Fersenstein wird nun als ein Teil eines Sonnenkorridors gedeutet, der den Sonnenaufgang einrahmte.

Stonehenge könnte unter anderem dazu benutzt worden sein, die Sommer- und Wintersonnenwende und die Frühlings- und Herbsttagundnachtgleiche, und damit die wichtigen jahreszeitlichen Wendepunkte vorauszusagen. Priesterkönige benutzten dieses Wissen, um das Überleben der hart arbeitenden Menschen in der Landwirtschaft zu sichern, da Aussaat und Ernte davon abhingen. Stonehenge war eventuell also eine Art Kalender und diente zur Vorhersage der verschiedenen Jahreszeiten anhand der Positionen von Sonne und Mond zur Erde.

Nach neuesten Forschungsergebnissen scheint hierbei der Mondlauf eine weitaus größere Rolle gespielt zu haben, als bisher angenommen. So verehrten verschiedene Kulturen, wie zum Beispiel die Palmyra in Syrien, gleichzeitig einen Sonnen- und einen Mondgott. Deshalb könnte Stonehenge auch ein Versammlungsort für religiöse Zeremonien gewesen sein. Die politische Macht lag eventuell in den Händen vom Volk verehrter Priester.

Die Blausteine

Auf Roger Mercer geht die Beobachtung zurück, dass die Blausteine außergewöhnlich fein bearbeitet sind. Er schlug deshalb die Erklärung vor, dass sie von einem bisher noch nicht näher lokalisierten älteren Monument in Pembrokeshire hierhergebracht wurden. Die meisten anderen Archäologen stimmen aber darin überein, dass die Blausteine vergleichbar mit den Sarsensteinen bearbeitet wurden. Wenn Mercers Theorie korrekt ist, könnten die Blausteine hierher verbracht worden sein, um ein Bündnis zu bekräftigen oder Überlegenheit über einen geschlagenen Feind anzuzeigen, obgleich auch dies nur Vermutungen sind. Ovalrunde Aufstellungen von Blausteinen, die der von Stonehenge 3 IV ähnlich sind, wurden auch bei den als Bedd Arthur bekannten Stätten in den Preseli-Bergen und auf der Insel Skomer vor der Südwestküste von Pembrokeshire gefunden. Einige Archäologen haben die sehr spekulative Deutung vorgeschlagen, dass das Eruptivgestein der Blausteine und die sedimentären Sarsensteine symbolisch für ein Bündnis zwischen zwei Kulturen aus unterschiedlichen Landschaften und folglich mit unterschiedlichen Hintergründen sind.

Neue Analysen der zeitgenössischen Grabstätten in der Nähe, bekannt als das Boscombe Bowmen, haben gezeigt, dass zumindest einzelne der Menschen, die zur Zeit von Stonehenge 3 lebten, aus dem heutigen Wales kamen. Eine Analyse der Kristallpolarisation hat ergeben, dass die Steine nur von den Preseli-Bergen gekommen sein können.

Aubrey Burl behauptet, dass die Blausteine nicht alleine durch Menschen, sondern zumindest ein Stück durch die Gletscher des Pleistozäns von Wales hierher transportiert wurden. Man fand aber bisher keinen geologischen Beweis für einen derartige Transport zwischen den Preseli-Bergen und der Ebene von Salisbury. Außerdem hat man keine weiteren Exemplare dieses ungewöhnlichen Doleritsteins in der Nähe von Stonehenge gefunden.

Stonehenge als Teil der religiösen Landschaft

Viele Archäologen glauben, dass Stonehenge ein Versuch war, die allgemeinen Holzstrukturen, die zu der Zeit in der Salisburyebene üblich waren und zum Beispiel in den Durrington Walls zu sehen sind, in dauerhaften Stein zu übertragen. Modernen anthropologischen Untersuchungen von Mike Parker Pearson und dem Archäologen Ramilisonina nach stand das Holz für das Leben und der Stein für den Tod. Sie argumentieren, dass Stonehenge Teil einer langen, rituellen Begräbnissprozession war, die im Osten bei Sonnenaufgang an den Woodhenge und Durrington Walls begann, weiter nach Avon und dann entlang der Avenue Stonehenge im Westen bei Sonnenuntergang erreichte. Die Reise vom Holz zum Stein über das Wasser stellte eine symbolische Reise vom Leben zum Tod dar. Es gibt zwar keine zufriedenstellenden Belege für die Theorie, dass Stonehenges astronomische Ausrichtungen mehr als nur symbolisch waren. Gegenwärtige Deutungen bevorzugen jedoch eine rituelle Rolle für das Monument auf Grund der zahlreichen Gräber und seine Anwesenheit innerhalb einer breiteren Landschaft von Sakralbauten.

Techniken der Erbauung und Gestaltung

Viele Spekulationen gibt es auch über die Technik, die zur Erbauung von Stonehenge genutzt wurden. Angenommen, dass die Blausteine eigenhändig von Wales hierher gebracht und nicht von Gletschern hierher transportiert wurden, wie es Aubrey Burl vermutet, gibt es viele verschiedene Methoden, wie die riesigen Steine mit Seilen und Hölzern bewegt worden sein könnten.

Im Rahmen eines achäologischen Experiments wurde im Jahre 2001 versucht, einen größeren Stein entlang des vermuteten Land- und Seeweges vom Wales nach Stonehenge zu transportieren. Zahlreiche Freiwillige zogen ihn auf einem hölzernen Schlitten über Land, und verluden ihn danach auf den Nachbau eines historischen Bootes. Dieses versank aber bald mitsamt dem Stein bei rauher See im Bristol Kanal.

Es wurde vermutet, dass A-förmige Holzrahmen, ähnlich wie bei einer Dachkonstruktion, benutzt wurden, um die Steine erst aufzurichten und sie danach mit Seilen in eine senkrechte Position zu verschieben. Die Decksteine der Anordnung könnten zum Beispiel mit Hilfe von Holzplattformen angehoben und dann in der Höhe auf ihren Platz geschoben worden sein. Alternativ könnten sie auch über eine Rampe nach oben in Position geschoben oder gezogen worden sein. Die Zapfenverbindungen an den Steinen nach Zimmermannsart legen nahe, dass die beteiligten Personen bereits über vergleichbare Fertigkeiten bei der Holzbearbeitung verfügten. Entsprechende Kenntnisse dürften eine grosse Hilfe bei der Konzeption und Errichtung dieses Monuments gewesen sein.

Von Alexander Thom wurde die Meinung vertreten, dass die Erbauer von Stonehenge das Megalithische Yard (Megalith Yard) als Basis für die diversen Längen verwendet haben.

Die auf den Sarsensteinen eingravierten Darstellungen von Waffen sind in der Megalith-Kunst auf den britischen Inseln einzigartig. Andernorts wurden abstrakte Abbildungen bevorzugt. Ähnlich unüblich für diese Kultur ist die Hufeisenanordnung der Steine, da andernorts die Steine in Kreisen angeordnet wurden. Das vorgefundene Axtmotiv ist jedoch sehr wohl vergleichbar mit den Symbolen der Völker in der Bretagne in dieser Zeit. Es ist somit wahrscheinlich, dass mindestens zwei Bauphasen von Stonehenge unter maßgeblich kontinentalem Einfluss errichtet wurden. Daraus würde sich unter anderem die untypische Art des Monuments erklären.

Trotzdem bleibt Stonehenge ein äußerst ungewöhnliches Monument, auch im größeren Kontext der gesamten prähistorischen europäischen Kultur.

Es gibt Schätzungen zur menschlichen Arbeitskraft, die jeweils für die Errichtung der einzelnen Phasen von Stonehenge notwendig war. Die Summen übersteigen dabei mehrere Millionen Mannstunden. Stonehenge 1 hat vermutlich etwa 11.000 Stunden Arbeit benötigt, Stonehenge 2 etwa 360.000, und die verschiedenen Teile von Stonehenge 3 können bis zu 1,75 Millionen Arbeitstunden benötigt haben. Die Bearbeitung der Steine setzt man auf etwa 20 Millionen Arbeitstunden an, insbesondere in Anbetracht der in dieser Zeit mäßig leistungsfähigen Werkzeuge. Der allgemeine Wille zur Errichtung und Pflege dieses Bauwerks muss dementsprechend ausgesprochen stark gewesen sein und erforderte weiterhin eine stark ausgeprägte Sozialorganisation.

Ausgrabungen in Stonehenge

Das erste bekannte Ausgrabung bei Stonhenge wurde von William Cunnington und Richard Colt Hoare durchgeführt. Cunnington grub 1798 an dem gerade umgefallenen Trilithon. 1810 gruben beide Männer unter dem flachliegenden Altarstein und stellten fest, dass dieser einmal aufrecht gestanden hat. Weiterhin konnten sie auch eines der Aubrey-Löcher darunter ausgegraben. Kapitän Beamish grub 1839 um den Altarstein herum und wenig später wurde Charles Darwin die Erlaubnis von der Familie Antrobus, die damals Stonehenge besaß, für eine kleine Grabung erteilt.

An Silvester 1900 fiel ein weiterer Trilithon um und Sir Edmund Antrobus versprach, ihn wieder aufzustellen. Nach allgemeinem Druck und einem Brief an The Times von William Flinders Petrie stimmte er einer Aufrichtung des Steines unter archäologischer Überwachung zu. Dabei wurden noch einige Aufzeichnungen für die Bodenarchäologie gemacht.

Für die Durchführung dieser Arbeiten beauftragte Antrobus den Mineningenieur William Gowland. Obwohl dieser keinerlei archäologische Erfahrung hatte, fertigte er eine der besten und detailliertesten Aufzeichnungen über die Grabungen an, die je für dieses Denkmal gemacht wurden. Gowland stellte fest, dass Geweihe benutzt worden waren, um die Steinlöcher zu graben und dass die Steine bearbeitet worden waren.

Die größte Ausgrabung bei Stonehenge wurde von Oberst William Hawley und seinen Gehilfen Robert Newall vorgenommen, als das Monument in Staatsbesitz kam. Ihre Arbeit fing 1919 an und wurde durch das Office of Work finanziert; sie dauerte bis 1926. Die zwei Männer gruben die meisten Funde in Stonehenge aus und waren die ersten, die die Mehrphasen-Theorie vertraten.

Im Jahre 1950 beauftragte die Society of Antiquaries Richard Atkinson, Stuart Piggott und Stein Marcus mit weiteren Ausgrabungen. Sie fanden viele Feuerstellen und entwickelten die Einteilung der einzelnen Phasen weiter, so wie sie auch heute noch am meisten vertreten wird.

Mike Pitts führte in den Jahren 1979 und 1980 im Rahmen von Bauarbeiten, Verlegung von Kabeln, Abwasserrohren etc, weitere kleinere Untersuchungen durch.

Moderne Geschichte

Es heißt, dass viele Beschädigungen von Stonehenge auf das 19. Jahrhundert zurückzuführen seien, weil damals Hämmerchen an Touristen verkauft wurden, die sich damit Stückchen von den Steinen als Souvenir abschlagen konnten.

Stonehenge blieb ein Wallfahrtsort für Druiden und wurde zwischen 1972 und 1984 für Musikfestivals genutzt. 1985 wurde das Festival durch die britische Regierung untersagt, worauf es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der Polizei und New Age-Pilgern kam. Diese sind auch bekannt als die Schlacht auf dem Beanfield.

Das Gelände wurde 1986 zum Teil des UNESCO-Weltkulturerbes erklärt.

Weil die Behörden eine Beschädigung der Steine durch die vielen Besucher befürchteten, ist die Anlage von Stonehenge nach wiederholtem Vandalismus heute eingezäunt und wird scharf bewacht. Insbesondere zu den hohen keltischen Feiertagen und den Tag- und Nachtgleichen sind zahlreiche Ordnungskräfte vor Ort. Die Steine selbst sind nicht mehr für das Publikum zugänglich - Besucher müssen sich damit begnügen, sie aus der Ferne zu betrachten. Einzig die britische Druids Society erhält während der Tag- und Nachtgleichen Zugang. Diese Vereinigung hält dann an diesem Ort Rituale ab, welche natürlich auch für die Touristen eine Attraktion darstellen.

In der jüngeren Vergangenheit wurde Stonehenge durch die unmittelbare Nähe einer stark befahrenen Straße (A 303) zwischen Amesbury und Winterbourne Stoke beeinflusst. Es gab immer wieder verschiedene Vorschläge, die Straße zu verlegen, oder Stonehenge zu untertunneln, aber diese wurden als zu teuer oder zu zerstörend abgelehnt. Erst im Frühjahr 2003 verkündete das Department for Transport, dass die A 303 ausgebaut werde, einschließlich des Baus des überfälligen Straßentunnels in Stonehenge. Die Pläne sind jedoch umstritten und die Regierung hat ihnen noch nicht zugestimmt. Um 2008 soll die neue Straße fertig sein und die alte geschlossen werden.

Weiterhin wurde angekündigt, im Jahr 2006 ein neues Besucherzentrum zu eröffnen. Die gegenwärtige Situation wird von vielen als „eine nationale Schande“ empfunden.

Sagen und Legenden

Der Fersenstein war früher auch einmal als Friar's Heel (engl. „Mönchsferse“) bekannt. Eine Sage, die frühestens auf das 17. Jahrhundert datiert werden kann, erzählt den Ursprung des Namens:

"Der Teufel kaufte die Steine von einer Frau in Irland und brachte sie hier in die Salisburyebene. Einer der Steine fiel in den Avon, den Rest legte er in der Ebene hier ab. Der Teufel schrie laut heraus, „Niemand wird herausfinden, wie diese Steine hierherkamen.“, Ein Mönch antwortete ihm „Das glaubst aber nur du!“, worauf der Teufel einen der Steine nach ihm warf und ihn damit an der Ferse traf. Der Stein blieb bis heute so im Boden stecken und gab ihm so den Namen."

Einige glauben, dass sich der Name „Friar's Heel“ von „Freya's He-ol“ oder „Freya Sul“ ableitet, benannt nach der germanischen Gottheit Freya und den (angeblichen) Waliser Wörtern für „Weg“ beziehungsweise „Sonntag“.

Stonehenge wird oft mit der Artussage in Verbindung gebracht. Geoffrey von Monmouth behauptet, dass Merlin die Umsiedlung Stonehenges von Irland geleitet hat, wo es ursprünglich auf dem Mount Killaraus von Giganten erbaut worden sei, die die Steine aus Afrika gebracht haben sollen.

Nach seinem Wiederaufbau bei Amesbury, beschreibt Geoffrey weiter, habe man erst Ambrosius Aurelianus, dann Uther Pendragon und später Konstantin III. im Inneren des Rings begraben. An vielen Stellen seiner Historia Regum Britanniae vermischt Geoffrey britische Legende mit der eigenen Phantasie. Es ist faszinierend, dass er Ambrosius Aurelianus mit diesem prähistorischen Monument in Verbindung bringt, nur weil der Name Ambrosius dem des nahen Amesbury ähnelt.

Nachbildungen und abgeleitete Namen

Bei Maryhill im Staat Washington gibt es eine gleichgroße Kopie des originalen Stonehenge vor dem Verfall, errichtet von Sam Hill als Kriegsdenkmal. Es ist sogar nach dem Mittsommersonnenaufgang ausgerichtet. Dies geschah aber an einem virtuellen Horizont, anstelle der offensichtlichen Position der Sonne am tatsächlichen Landschaftshorizont.

Eine Replik von Stonehenge spielt im Film This is Spinal Tap eine Rolle.

Ein "Auto-Henge", das ausschließlich aus Autos besteht, wurde in Nebraska im Jahr 2000 von dem Künstler Jim Reynolds gebaut. Im Jahr 2003 wurde ein originalgroßes Strohhenge im bayrischen Kemnath in Deutschland aus 350 Ballen Stroh errichtet. Es gibt ein weitere Kopie, die Stonehenge II genannt wird, und westlich von Hunt, Texas, USA liegt. Die Koordinaten sind 30°04.428'N, 99°21.530'W.

America's Stonehenge ist eine ungewöhnliche und umstrittene Felsformation in den Vereinigten Staaten von Amerika, während Strohenge ein deutsches Musikfestival ist.

Zitate über Stonehenge

  • Vieles was über Stonehenge geschrieben wurde ist erfunden, zweitklassig oder einfach falsch.Christopher Chippindale
  • Every generation gets the Stonehenge it deserves - and desires.Jacquetta Hawkes
  • Stonehenge, neither for disposition nor ornament, has anything admirable. - Edmund Burke


Literatur

  • Aubrey Burl: Prehistoric Stone Circles, Shire 2001
  • Christopher Chippindale et al.: Who owns Stonehenge?, London 1990
  • R. M. J. Cleal, K. E. Walker, R. Montague (Hrsg.): Stonehenge in its landscape, London 1995
  • B. Cunliffe, C. Renfrew (Hrsg.): Science and Stonehenge, Oxford 1997
  • Gibson, Alex M.: Stonehenge & timber circles, Stroud : Tempus 1998, 160 S., ISBN 0-7524-1402-x
  • Bernd Mühldorfer (Hrsg.): Mykene - Nürnberg - Stonehenge. Handel und Austausch in der Bronzezeit, (=Abhandlungen der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg e.V. 43), Fürth 2000
  • John North: Stonehenge: Ritual Origins and Astronomy, 1997
  • Mike Pitts: Hengeworld, London 2001
  • J. Richards: The Stonehenge Environs Project, London/Southampton 1990
  • Wolfhard Schlosser, Jan Cierny: Sterne und Steine. Eine praktische Astronomie der Vorzeit, Darmstadt 1996 ISBN 3-534-11637-2 (ab Seite 82ff. ausführlich zu Stonehenge mit guten Grafiken und Tabellen)

Siehe auch

Weblinks