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Homosexualität

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Homosexualität bezeichnet eine sexuelle Orientierung, bei der Liebe und sexuelles Begehren ausschließlich oder vorwiegend gegenüber Personen gleichen Geschlechts empfunden werden. Homosexuelle Frauen werden auch Lesben genannt, homosexuelle Männer auch Schwule. Der Begriff Homosexualität wird gelegentlich auch auf sexuelle Handlungen zwischen Mitgliedern des gleichen Geschlechts angewendet.

Zephyr und Hyacinth (ca. 490480 v. Chr.)

Zum Begriff Homosexualität

Karl-Maria Kertbeny erfand 1869 den Begriff Homosexualität

Der Begriff Homosexualität ist eine hybride Wortbildung aus dem 19. Jahrhundert, geprägt von dem Schriftsteller Karl Maria Kertbeny aus griech. homo- = gleich, gleichartig + lat. sexus = das männliche und das weibliche Geschlecht.

Deutschsprachige Begriffe

Homosexuelle Männer werden im deutschsprachigen Raum auch als schwul (von schwul »drückend heiß«, in dieser Bedeutung seit dem 18. Jahrhundert schwül als Parallelbildung zu kühl) oder von Schwulität »Schwierigkeit, Bedrängnis, peinliche Lage«), Frauen als lesbisch (nach der griechischen Insel Lesbos, Heimat der Frauen liebenden Dichterin Sappho) bezeichnet. Ursprünglich abwertend gebraucht, wurde die Bezeichnung schwul später im Rahmen der Emanzipationsbewegung von der Schwulenszene selbst – auch als politischer Kampfbegriff – übernommen und damit die abwertende Bedeutung so weit zurückgedrängt, dass der Begriff heute sogar im Sprachgebrauch der Gesetzgebung auftaucht. In der Jugendsprache findet sich das Wort schwul dagegen immer noch beziehungsweise wieder als Schimpfwort, das als Synonym für langweilig, weichlich beziehungsweise enervierend benutzt wird.

Weitere Begriffe reduzieren die Homosexualität, meist die der Männer, auf Sexualpraktiken. So gibt es Schimpfworte wie Hinterlader, Backenspalter, Rosettenkavalier, Nougattaucher,Darmstädter, Hecktriebler, Spinatstecher und Arschficker. Ein anderer Kreis von Begriffen bezieht sich auf das mitunter vorkommende feminine Verhalten bei Männern, z.B. Tunten und Schwuchteln. Bei maskuliner Prägung von Frauen sind es unter anderem die allseits bekannten Begriffe kesser Vater (mittlerweile veraltet, heute eher Butch), Kampflesbe und Amazone. Karl Heinrich Ulrichs prägte im 19. Jahrhundert als erster die Eigenbezeichnungen Urning und Urninde.

Englischsprachige Begriffe

Im englischsprachigen Raum hat die Lesben- und Schwulenbewegung dagegen das Wort Gay (vormals in der Bedeutung von fröhlich und bunt) als Selbstbezeichnung durchgesetzt, um sich von dem abwertenden Ausdruck Queer (»seltsam, komisch«) zu distanzieren. Zunehmend wird in der Comunity aber das Wort "Queer" als Selbstbezeichnung benutzt, weil "gay" oft als auf Männer allein bezogen verstanden wird, also nicht geschlechtergerecht ist. Ursprünglich eine geschlechtsneutrale Bezeichnung, hat sich der Begriff – ähnlich wie das deutsche Wort schwul – in den 70er Jahren auf Männer verengt, während sich gleichgeschlechtlich liebende Frauen im Zuge des lesbisch-feministischen Separatismus zunehmend als lesbians und dykes bezeichneten.

Der Begriff Gay hat sich auch in anderen Sprachen wie dem Französischen (Gai) eingebürgert und findet als Lehnwort auch in Deutschland neuerdings wieder zunehmend Verwendung.

Anfang der 90er Jahre kam es innerhalb radikalerer politischer Kreise zu einer Wiederaneignung des Wortes Queer als Überbegriff für Lesben und Schwule, was dann meist Transgender mit einschließt. Dieser Begriff hat die Wörter Gay und Lesbian jedoch nicht verdrängen, sondern nur partiell ersetzen können. Durch Queer Theory erfuhr er eine ähnliche Internationalisierung wie vordem der Begriff Gay.

Gigiman ist ein Begriff, der aus dem Jamaika-Kreolischen kommt. Oft wird in Raggaliedern vom Gigiman gesprochen.

Chinesischsprachige Begriffe

Junge Männer im erotischen Spiel (Handrolle aus Peking, spätes 19. Jh.)

In der Volksrepublik China hat die Sexualmedizin zunächst die Begriffe tongxing'ai ("Homoerotik") und tongxinglian ("Homosexualität") durchsetzen können. Es handelte sich um Lehnübersetzungen aus dem Japanischen, wo das entsprechende Wort douseiai kurz zuvor in Anlehnung an das Deutsche geprägt worden war. Traditionelle Ausdrücke wie fentao ("den Pfirsich teilen") und duanxiu ("den Ärmel abschneiden"), die anekdotisch auf Geschichten gleichgeschlechtlicher Liebe unter den chinesischen Kaisern anspielten, gingen in den urbanen Regionen aus der Sprache verloren. Als Verben hatten sie eine Beziehung oder einen Akt, aber keine Persönlichkeitseigenschaft bezeichnet.

In den 90er Jahren ersetzten homosexuelle Aktivisten tongxinglian ausgehend von Hongkong und Taiwan zunehmend durch den Terminus tongzhi ("Genosse", "Kamerad"). Nicht nur, weil das Wort die Silbe tong ("gleich") enthielt, sondern auch weil es als Anspielung auf ein bekanntes Zitat von Sun Yat-sen verstanden werden konnte: "Die Revolution hat noch nicht gesiegt, Genossen, lasst uns zusammen kämpfen". Tongzhi ist bis heute zugleich die offizielle Anredeform innerhalb der Kommunistische Partei Chinas, was zu einer Reihe von Konflikten beim Import der neuen Bedeutung auf das Festland führte.

In Taiwan hat sich während der zweiten Hälfte der 90er Jahre in intellektuellen Kreisen unterdessen auch der Terminus ku'er als lautmalerische Anlehnung an das englische queer verbreiten können. Genau wie in den USA stellt er aber lediglich eine Ergänzung zum dominierenden Begriff – in diesem Fall tongzhi – dar. [1]

Siehe auch: Homosexualität in China

Fehlende Begriffe und andere Konzepte

Die wenigsten Kulturen hielten einen Begriff wie den der Homosexualität für notwendig
(Riza-i Abbasi, Two Lovers, Iran 1630)

Da es sich bei der Idee, gleichgeschlechtliche Liebe und Sexualität seien an einen bestimmten Personentypus gekoppelt oder auf diesen beschränkt, um eine moderne, westlich geprägte Vorstellung handelt, fehlen in fast allen Sprachen indigene Ausdrücke für homosexuelle Personen.

So gibt es beispielsweise im Arabischen bis heute keinen feststehenden Begriff für Lesben und Schwule. Der religiöse Begriff luti (لوطي, abgeleitet von der biblischen Figur Lots) entspricht etwa dem christlichen Terminus Sodomit und bezeichnet jemanden, der die vom Islam verbotene Handlung des Analverkehrs praktiziert. Er wird jedoch nicht im westlichen Sinn als Name für eine identitär fixierte Minderheit gebraucht. In Ägypten werden Beteiligte der in den 90er Jahren entstandenen Homosexuellenszene von den Medien stattdessen als shadh (شاذ, wörtlich "anormal", "unregelmäßig" oder "unnatürlich"; auch shadh dschinsiyan شاذ جنسيا, "sexuell abnorm") bezeichnet und diffamiert. Es gibt jedoch auch wertfreie Begriffe, die sich vom arabischen Wort mithl مثل ("gleich") ableiten - mithli متلي für Schwule und mithliya مثلية für Lesben -, wobei مثلية auch "Homosexualität" an sich bedeutet. Diese Begriffe werden auch in der arabischen Wikipedia verwendet [2].

In Ungarn setzt sich zurzeit das Fluchwort buzi als Selbstbenennung von Angehörigen der schwulen Szene durch, obwohl es an sich gar keine Bedeutung hat. Es wird überall dort gebraucht, wo man seinen Ärger darüber Luft machen möchte, dass etwas schief gelaufen ist. Aufgrund seiner spielerischen Konnotationen wird es analog zum englischen Begriff queer verwandt.

In Simbabwe benutzt die 1990 gegründete Organisation GALZ (Gays and Lesbians of Zimbabwe) englische Termini, da die Differenz zwischen einem afrikanischen Konzept gleichgeschlechtlicher Beziehungen und einer westlichen Identität als Lesbe oder Schwuler von den damaligen Gründern, die mehrheitlich weiß und wenig politisiert waren, nicht verstanden wurde und die einzige Alternative in der Landessprache Shona der beleidigende Ausdruck ngochani gewesen wäre. Der Name blieb jedoch auch später erhalten, da internationale Menschenrechte auf der Basis einer sexuellen Identität leichter einzuklagen schienen. [3]

In der afroamerikanischen Bevölkerung der USA hat sich während der 90er Jahre in Abgrenzung von einer weißen Gay-Identität der Begriff Down-Low oder DL herausgebildet. Er leitet sich von der Wendung to be on the down low ("es nicht an die große Glocke hängen") ab. [4] Um auch gleichgeschlechtlich liebende Männer ohne schwule Identität durch HIV-Präventionskampagnen zu erreichen, benutzen Aids-Organisation mittlerweile den neutralen Terminus "Men who have Sex with Men" (MSM). Diese kultur- und kontextsensitive Strategie hat sich mittlerweile auch auf internationalen Konferenzen durchgesetzt.

Zitat

Tatsächlich wirft die Bekanntschaft mit der Literatur der Antike ein äußerst verblüffendes Problem für den Geisteswissenschaftler auf, das den meisten Personen, die unvertraut mit den Klassikern sind, nicht in den Sinn käme: ob die Dichotomie, die durch die Termini »homosexuell« und »heterosexuell« unterstellt wird, überhaupt mit irgendeiner Realität korrespondiert. [...] Das Bewusstsein über Gründe der Unterscheidung folgt auf das Verlangen zu unterscheiden. Die Frage, wer »schwarz«, »farbig« oder »Mulatte« ist, beunruhigt nur Gesellschaften, die von rassistischen Vorurteilen beeinträchtigt sind [...]. In der antiken Welt kümmerten sich so wenige Menschen darum, ihre Zeitgenossen auf der Basis des Geschlechts zu kategorisieren, zu dem sie sich erotisch hingezogen fühlten, dass keine Dichotomie gebräuchlich war, um diese Unterscheidung auszudrücken. (John Boswell: Christianity, Social Tolerance, and Homosexuality. Chicago; London 1980. S. 58 f.)

Homosexualität und Gesellschaft

Häufigkeit von Homosexualität

Hauptartikel: Prävalenz von Homosexualität

Schätzungen über die Häufigkeit von Homosexualität variieren beträchtlich und werden durch unterschiedliche, voneinander abweichende Definitionen des Gegenstands kompliziert. Im Allgemeinen identifizieren Bevölkerungsumfragen zwischen einem und zehn Prozent der Bevölkerung als lesbisch oder schwul. Allerdings ist anzunehmen, dass Umfragen durch die soziale Stigmatisierung der Homosexualität und die damit einhergehende Tendenz zum Verschweigen eher nach unten als nach oben verfälscht sind. Der Kinsey-Report stufte 1948 zwischen 90 und 95 Prozent der Bevölkerung als "bis zu einem gewissen Grad bisexuell" ein. Die tatsächliche Häufigkeit von homosexuellem Verhalten hängt aber in hohem Maß von gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen ab. So gab in einer Studie zur Jugendsexualität, die 1970 vom Hamburger Institut für Sexualforschung durchgeführt wurde, beinahe jeder fünfte der befragten 16- und 17-jährigen Jungen an, gleichgeschlechtliche sexuelle Erfahrungen gemacht zu haben. Zwanzig Jahre später waren es dagegen nur noch zwei Prozent. [5]

Schattierungen zwischen homo und hetero

Freud sah Homosexualität genau wie Heterosexualität als Folge einer Einschränkung der Objektwahl
(Nishikawa Sukenobu, Japanischer Druck, Anfang 18. Jh.)

Während in Teilen der europäischen Kultur Homosexualität erst in den letzten Jahrzehnten ihre Position als Tabuthema verloren hat und zugleich in manchen Ländern dieses Tabu noch immer sehr stark ist, ist die Frage nach Hetero- beziehungsweise Homosexualität in anderen Kulturen fast unbekannt. Dort wird weniger streng zwischen homo und hetero unterschieden, was der Charakteristik der menschlichen Sexualität eher gerecht werden dürfte als eine schroffe Polarisierung. Die heute unstrittige Tatsache, dass es verschiedene Grade zwischen Homo- und Heterosexualität gibt, hat man Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Begriff der Bisexualität zu fassen versucht. Viele Sexologen vertreten die Ansicht, dass fast jeder Mensch bisexuelle Anteile besitzt, die manchmal mehr, manchmal weniger stark ausgeprägt sind. Sigmund Freud sprach in diesem Zusammenhang von der "angeborenen Bisexualität" des Menschen, während er die ausschließliche Fixierung auf ein Geschlecht als Folge einer Einschränkung der Objektwahl betrachtete. Entsprechend habe die Psychoanalyse aufdecken können, dass alle so genannten Normalen neben ihrer manifesten Heterosexualität ein sehr erhebliches Ausmaß von latenter oder unbewusster Homosexualität erkennen ließen.

Coming-out

Hauptartikel: Coming-out

Bei vielen Menschen, die sich eher zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen, kommt es im Laufe ihres Lebens zum so genannten Coming-out. Mittlerweile wird das Coming-out in zwei Phasen beschrieben. Die erste Phase ist die Phase des "Sich-bewusst-werdens", stellt also die Erkenntnis dar, dass man die gleichgeschlechtliche Liebe bevorzugt. Sie wird auch als inneres Coming-out bezeichnet. Die zweite Phase bezeichnet das "Sich-erklären", also den Schritt nach außen, das Coming-out bei Familie, Freunden und/oder Kollegen. Bei Manchen geschieht dieser Prozess schon im Alter von 11 Jahren, andere sind sich erst mit 40 oder mehr Jahren über ihre eigentliche sexuelle Orientierung im Klaren. Die Meisten haben ihr Coming-out mittlerweile im Schulalter, also etwa zum Zeitpunkt der Pubertät. In diesem Alter trauen sich viele nicht, Hilfe von anderen zu erbitten, besonders dann, wenn sie bemerken, dass ihre Neigung gesellschaftlich nicht akzeptiert wird. Selbst die eigenen Eltern werden manchmal nicht darüber informiert. Werden die Betroffenen mit ihren Sorgen allein gelassen, kann das Coming-out in eine Lebenskrise führen, die sich bis hin zu Suizidabsichten oder realisiertem Suizid (Selbsttötung) steigern kann. Beratungsstellen in den größeren Städten und Info-Seiten im Web versuchen diesen Menschen zu helfen, ihre Homosexualität anzunehmen. Tatsächlich ist die Suizidrate bei pubertierenden Homosexuellen signifikant höher als bei gleichaltrigen Heterosexuellen. [6]

Rechtliche Gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Ehe

Gleichgeschlechtliche Ehen und Partnerschaften in Europa

Auch wenn innerhalb der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung umstritten ist, ob man sich der Norm einer Zweierbeziehung als Kopie der bürgerlichen Ehe annähern soll, wird die weitgehende rechtliche Gleichstellung mit Heterosexuellen von Lesben und Schwulen überwiegend begrüßt.

Gesetzliche Regelungen für eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft gibt es bereits in einer Reihe von europäischen Ländern; in Belgien, den Niederlanden, Spanien, Kanada sowie Massachusetts (USA) wurde die Ehe für Homosexuelle ganz geöffnet; in Skandinavien und anderen europäischen Ländern ist diese Öffnung in der Diskussion.

In Deutschland gibt es seit dem 1. August 2001 die so genannte Eingetragene Lebenspartnerschaft. Nach ihrer Verabschiedung durch den Bundestag meldeten einige Politiker Zweifel daran an; die unionsregierten Länder Bayern, Sachsen und Thüringen bemühten sich sogar um eine völlige Aufhebung des Gesetzes vor dem Bundesverfassungsgericht. Dieses stellte jedoch klar, dass einer vollständigen Gleichstellung mit der Ehe nichts im Wege stünde, da die Lebenspartnerschaft mit der Ehe schon allein deshalb nicht konkurriere, weil sie einen anderen Personenkreis betreffe.

Eine völlige Gleichstellung steht zurzeit noch im Bereich der Steuern, der Hinterbliebenenversorgung und der Möglichkeit der gemeinsamen Adoption von Kindern aus. Am 29. Oktober 2004 wurde einige Änderungen diesbezüglich realisiert: So werden Lebenspartner - wie Ehegatten - im Güterstand der Zugewinngemeinschaft leben, wenn sie nichts anderes vereinbaren. Gleichbehandlung erfolgt nach der Trennung nun auch beim Unterhaltsrecht. Zudem wird ein Verlöbnis eingeführt – Lebenspartner werden sich in Zukunft wie Ehegatten mit Rechtswirkung verloben können. Ferner regelt das Gesetz, dass Homosexuelle das leibliche Kind ihres Lebenspartners adoptieren können. Und schließlich werden nun auch die Regelungen der Hinterbliebenenversorgung in der gesetzlichen Rentenversicherung auf Lebenspartner ausgedehnt.

Radikalere Teile der Lesben- und Schwulenbewegung lehnen die Lebenspartnerschaft – als Ehe light verpönt – und die damit verbundene notwendige Sondergesetzgebung für Homosexuelle ab. Stattdessen fordern sie die Abschaffung der Ehe und plädieren für so genannte "Wahlverwandtschaften" auf Zeit.

Siehe auch: Eingetragene Lebenspartnerschaft

Rechtlicher Status der Homosexualität in der Welt

In der Schweiz wurde zuerst im Kanton Genf am 1. Mai 2001 eine PaCS eingeführt, welches die Eintragung von homosexuellen, wie auch heterosexuellen Partnerschaften ermöglichte. Am 22. September 2002 wurde in Zürich eine eingetragene Partnerschaft vom Stimmvolk mit 62.7% JA-Anteil genehmigt. Diese Regelung ging einiges weiter als die Genfer Lösung und stellte eingetragene Lebenspartnerschaften Ehepaaren gleich, so weit dies in der Kompetenz des Kantons lag. Nach Genf und Zürich führte auch der Kanton Neuenburg die registrierte Partnerschaft für unverheiratete Paare ein. Das Kantonsparlament hat am 27. Januar 2004 zugestimmt.

Am 5. Juni 2005 hat das gesamte Schweizer Stimmvolk über eine eine eingetragene Partnerschaft abgestimmt. Es ist das erste nationale Referendum über diese Frage weltweit. Es haben 58% der Stimmberechtigten zugestimmt. Mehrheiten gab es vorallem im Mittelland von St.Gallen bis Genf. Es war dort eine ziemlich homogene Verteilung der JA-Anteile. Nicht nur Städte haben zugestimmt, sondern auch ländlichere Gebiete. Ablehnend waren vorallem ländlichbäuerliche, katholische Kantone. Zugestimmt haben insgesamt 16.5 von 23 Kantonen. Die eingetragene Partnerschaft in der Schweiz schafft eine Gleichstellung mit der Ehe in Steuerfragen, Sozialleistungen, Erbrecht, Besuchsrecht, Zeugnisverweigerungsrecht, etc. Es unterbindet aber ausdrücklich den Zugang zur Fortpflanzungsmedizin und die Adoption. Die eingetragene Partnerschaft in der Schweiz hat Auswirkugnen auf den Zivilstand. Der Zivilstand ist nicht mehr "ledig", sondern "eingetragen". Das Gesetz tritt voraussichtlich am 1. Januar 2007 in Kraft.

Siehe auch: Partnerschaftsgesetz

Regenbogenfamilien

Homosexuelle Partner können keine Nachkommen zeugen. Dennoch wachsen Kinder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften auf. Die Wissenschaft diskutiert dieses Phänomen zunehmend unter dem Begriff Regenbogenfamilien.

Homosexualität und Beruf

Ein besonders Problem ergibt sich für Homosexuelle, die zum Beispiel öffentlich angestellt sind (Lehrer, Politiker), in der Jugendarbeit tätig sind, oder einer Beschäftigung im christlich-religiösen Leben nachgehen (Priester). Schwule Lehrer und Jugendleiter werden wegen unterstellter Beeinflussung der Kinder oft mit erheblichem Druck abgelehnt. Politiker, die offen zu ihrer Homosexualität stehen, konnten sich erst in jüngerer Zeit profilieren. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, dessen öffentliches Outing in die Sprachkultur einging: Ich bin schwul, und das ist auch gut so. Schwule oder lesbische leitende Angestellte (auch Manager) werden häufig als kompromittierbar (erpressbar) angesehen. Dass sie daher häufig in (Schein-)Eheverhältnissen leben, wird zwar immer wieder in der Literatur erwähnt. Dies ist aber empirisch so nicht nachweisbar. Die Entwicklung innerhalb der Wirtschaft geht dagegen eher in die Richtung, dass Unternehmen gezielt Homosexuelle als Mitarbeiter fördern und unterstützen, um auch in der Belegschaft die Gesellschaft widerzuspiegeln (Diversity-Management). Katholische Geistliche mit homosexueller Veranlagung werden zunehmend wahrgenommen, wobei ein homosexueller Lebensstil jedoch meist als nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar angesehen wird.

Bundeswehr

In der Deutschen Bundeswehr stoßen Homosexuelle noch immer auf Zurückhaltung, obwohl mit der Anlage B 173 (PDF) zur Zentralen Dienstvorschrift (ZDv) 14/3 eine Diskriminierung verboten wurde. Mit der letzten Änderung im Juli 2004 ist nach jahrzehntelanger Ächtung homosexueller Vorgesetzter, die unter Billigung höchstrichterlicher Rechtsprechung mit Versetzungen und sogar Entlassungen rechnen mussten, ein liberalerer Umgang mit der Sexualität gewählt worden. So sind künftig grundsätzlich alle Beziehungsformen in den Privatbereich verwiesen. Homosexuelle Beziehungen können außer Dienst auch innerhalb militärischer Anlagen gepflegt werden, auch spielt der Dienstgrad der Beziehungspartner keine Rolle mehr. Inwieweit sich dadurch neue Probleme ergeben, muss sich erst in der Praxis erweisen.

Homosexualität und Religion

Siehe dazu den eigenen Artikel Homosexualität und Religion

Literatur zum Thema

  • B. R. Burg (Hrsg.): Gay Warriors : A Documentary History from the Ancient World to the Present. New York 2002. ISBN 0814798861.
  • Martin Dannecker; Reimut Reiche: Der gewöhnliche Homosexuelle : eine soziologische Untersuchung über männliche Homosexuelle in der Bundesrepublik. Frankfurt a. M. 1974. ISBN 3100148010.
  • Sigmund Freud: Über die Psychogenese eines Falles von weiblicher Homosexualität (1920). In: Sigmund Freud: Studienausgabe. Band VII. Frankfurt a. M. 2000. ISBN 3108227270.
  • Stephen O. Murray: Homosexualities. Chicago; London 2000. ISBN 0226551954. (Sozioethnologischer Überblick über verschiedene Kulturen)

Europäische Ethnologie

Unter dem Vorwurf der Sodomie wurden die Templer auf dem Scheiterhaufen verbrannt (Manuskript-Illustration, ca. 1350)
Datei:Wings1927c.jpg
In den USA konnte noch 1927 ein Film gezeigt werden, in dem sich zwei Männer küssen.

Eine jüngere Generation von lesbisch-schwulen Soziologen, Philosophen und Historikern wie Mary McIntosh (The Homosexual Role, 1968), Michel Foucault (La Volonté de savoir, 1976), Alan Bray (Homosexuality in Renaissance England, 1982) oder gegenwärtig insbesondere David Halperin (How to do the History of Homosexuality, 2002) betrachtet "Homosexualität" nicht mehr als eine überzeitliche Essenz, sondern als eine Erfindung der europäischen Neuzeit. Damit ist nicht gemeint, dass Frauen und Männer an anderen Orten und zu anderen Zeiten keinen gleichgeschlechtlichen Sex gehabt hätten. Vielmehr unterstellen die genannten AutorInnen, dass unsere heutige Auffassung von Homosexualität als "Seinsweise", die eine Minderheit von einer Mehrheit unterscheidet, eine verhältnismäßig junge Konstruktion sei.

Die sodomitische Sünde

Das theologische Modell der Sodomie, das dem modernen Begriff der Homosexualität vorausging, steht zu diesem in einem deutlichen Gegensatz. Sodomie – als "widernatürlicher" (Platon) Verkehr zwischen Männern, aber auch zwischen einem Mann und einer Frau – wurde als ein allgemeinmenschliches Laster angesehen und nicht einer bestimmten Kategorie von Personen zugeordnet. Foucault spitzte diesen Unterschied zu, indem er in einer berühmt gewordenen Sentenz behauptete: "Der Sodomit war ein Gestrauchelter, der Homosexuelle ist eine Spezies." (Siehe auch: Sodomiterverfolgung)

Neben dem Diskurs der Sodomie, der sich im Mittelalter vor allem auf den Akt des Analverkehrs bezog, gab es jedoch auch Begriffe, die eine positive Sichtweise ausdrückten, wie etwa den der Freundschaft.

Freundschaft als Lebensweise

"Freundschaft" konnte fast zu allen Zeiten auch eine romantische Beziehung zwischen zwei Personen des gleichen Geschlechts bezeichnen. Küssen, Umarmen und Händchenhalten, das gemeinsame Schlafen in einem Bett (daher der altertümliche Begriff des "Bettgenossen") ebenso wie leidenschaftliche Liebesbekundungen und Treueschwüre wurden unter Männern bis weit in die frühe Neuzeit und oft sogar noch am Beginn des 20. Jahrhunderts als völlig normal wahrgenommen. Unter Frauen ist das – seit Ende des 19. Jahrhunderts allerdings mit immer größeren Einschränkungen – teilweise auch heute noch der Fall. Die Semantiken (Bedeutungsinhalte) von Freundschaft und Liebe waren deshalb kaum voneinander zu unterscheiden. Das griechische Wort philos etwa kann sowohl "Freund" als auch "Geliebter" bedeuten.

Im Christentum wurden solche Beziehungen nur selten mit der monströsen Figur des Sodomiten in Verbindung gebracht, und wenn, dann meist im Rahmen einer politischen Intrige (wie im Fall von Eduard II. oder dem mittelalterlichen Templerorden).

Christliche Bruderschaften

Die christliche Mystik lud, beeinflusst vom islamischen Sufismus, die Liebe zwischen Freunden sogar mit einer religiösen Bedeutung auf. Ebenso adaptierte das Christentum den sowohl im Gilgamesch-Epos wie in der jüdischen Bibel, aber auch im Satyricon für eine Liebesbeziehung zwischen zwei Männern verwendeten Begriff des 'Bruders'. Zu deren Vereinigung hatte die orthodoxe Kirche den Ritus des "Brüdermachens" (Adelphopoiesis) ausgearbeitet, der den beiden Freunden für ihre Liebe, die bis in den Tod anhalten sollte, zahlreiche Heiligenpaare als Vorbilder nannte. Dies schloss die parallele Eheschließung mit einer Frau jedoch nicht aus. Im lateinischen Westen, wo bis weit in die Neuzeit weder Eheleute noch geschworene Brüder (fratres iurati) der Segnung eines Priesters bedurften, sind zumindest eine Reihe von Grabmälern erhalten, in denen Männer- und später auch Frauenpaare miteinander bestattet wurden. [7] Die Gravuren enthalten oft Symbole unsterblicher Liebe wie beispielsweise die Darstellung eines Kusses oder die Inschrift "Im Leben vereint, im Tode nicht getrennt".

Siehe hierzu: Schwurbruderschaft

Die Erfindung des Homosexuellen

Von der Institution der geschworenen Bruderschaft (s.o.) ist heute nur noch der Begriff des warmen Bruders als Synonym für einen "Schwulen" übrig geblieben. In diesem Begriffswandel offenbart sich der geschichtliche Bruch, der durch das moderne Konzept der Homosexualität verursacht wurde: Gesten der Zuneigung, die früher einfach als Zeichen einer Freundschaft verstanden worden wären, identifiziert man heute als "homosexuell" und stellt sie damit als Abweichung von der gesellschaftlichen Norm unter Verdacht. Die Konsequenz ist ein vor allem unter männlichen Jugendlichen belegbarer drastischer Rückgang gleichgeschlechtlicher Sexualerfahrungen von 18 auf zwei Prozent allein zwischen 1970 und 1990. [8] Diese Entwicklung geht mit wachsender Homophobie einher, weil viele junge Menschen aus Angst, womöglich als "Schwuler" beziehungsweise als "Lesbe" zu gelten, sich von allem Homosexuellen demonstrativ (und teilweise sogar gewaltsam) abgrenzen. Unter jungen Männern ist diese Tendenz zur Abgrenzung im Allgemeinen nochmals deutlich stärker ausgeprägt als unter jungen Frauen. Es ist diese tätige Abwehr, durch die sich das stigmatisierende Etikett der Homosexualität wie von selbst reproduziert.

Globalisierung einer Denkform

Die binäre Kategorisierung von Personen als hetero und homo beziehungsweise "normal" und "andersartig" ist mittlerweile fast weltweit zu einer scheinbar unumstößlichen Realität geworden. Dieser Prozess, der sich in manchen Metropolen Europas wie London, Paris und Amsterdam bereits um 1700 herum ereignet hat, [9] erreichte Regionen wie China und die islamische Welt dagegen erst Anfang beziehungsweise Mitte des 20. Jahrhunderts. Einige postkoloniale AutorInnen wie der Hongkonger Soziologieprofessor Zhou Huashan kritisieren die Homophobie in ihren Ländern daher als eine Folge des europäischen Imperialismus.

Literatur zum Thema

  • Alan Bray: Homosexuality in Renaissance England. New York 1982. ISBN 0231102895.
  • Lilian Faderman: Surpassing the Love of Men : Romantic Friendship and Love Between Women from the Renaissance to the Present. New York 1998. ISBN 0688133304.
  • Michel Foucault: Der Wille zum Wissen : Sexualität und Wahrheit ; Bd. 1. Frankfurt a. M. 1993. [Frz. Orig. La Volonté de savoir, 1976]. ISBN 3518283162.
  • John C. Hawley (Hrsg.): Post-colonial, Queer : Theoretical Intersections. Albany, NY 2001. ISBN 0791450929.
  • Jonathan Ned Katz: Love Stories : Sex between Men before Homosexuality. Chicago; London 2001. ISBN 0226426157.
  • Mary McIntosh: The Homosexual Role [1968]. In: Steven Seidman (Hrsg.): Queer Theory/Sociology. Cambridge, Mass.; Oxford 1996. ISBN 1557867402.
  • Michael Rocke: Forbidden Friendships : Homosexuality and Male Culture in Renaissance Florence. New York; Oxford 1996. ISBN 0195122925.
  • Andrew Calimach: Lovers' Legends. The Gay Greek Myths. New Rochelle: Haiduk Press 2002. ISBN 0971468605.

Geschichte und Homosexualität: Soziale Bewegung und Emanzipation

Schwulenverfolgung

John Atherton und John Childe, 1640 in Dublin wegen "Sodomie" gehängt.

Bis zum Hochmittelalter galt der Analverkehr im christlichen Bereich als Sünde, aber noch nicht als Verbrechen; folglich drohte maximal eine Kirchenbuße und ein zeitweiser Ausschluss von der Eucharistie, aber noch keine weltliche Strafe. Vom 13. Jahrhundert bis zur Aufklärung wurde Analverkehr zwischen Männern dann in fast ganz Europa unter der Bezeichnung "Sodomie" durch weltliche Gesetze mit dem Scheiterhaufen bedroht. Tatsächliche Urteile waren jedoch äußerst selten. Zu größeren Verfolgungen und jeweils Hunderten von Hinrichtungen kam es allerdings während des Spätmittelalters in Norditalien und Spanien sowie während des gesamten 18. Jahrhunderts auch in England, Frankreich und den Niederlanden.

Die Ideen der Französischen Revolution führten in zahlreichen Staaten, die sich am französischen Code Napoléon orientierten, um 1800 herum zur Abschaffung aller Gesetze gegen die "widernatürliche Unzucht" (so etwa in den Niederlanden, im Rheinland und in Bayern). Preußen wandelte 1794 mit der Einführung des Allgemeinen Landrechts die Todesstrafe in eine Zuchthausstrafe um. 1871 wurde der preußische Paragraph in das Strafgesetzbuch des Deutschen Reichs aufgenommen und als Paragraph 175 in der folgenden Zeit immer häufiger angewandt.

Bis zur Reform des Paragraphen 175 im Jahr 1969 arbeitete die Polizei dabei mit Spitzeln in der schwulen Subkultur und geheimen Rosa Listen, auf denen zahlreiche Namen von homosexuellen Männern verzeichnet waren. Da Homosexualität strafbar war und bis in die 70er Jahre als psychische Erkrankung diagnostiziert wurde, konnten Homosexuelle auch auf unbestimmte Zeit freiheitsentziehend in einer forensischen Psychiatrie untergebracht werden. Ein Beispiel ist die "Behandlung" des britischen Mathematikers Alan Turing im Jahr 1952.

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In der NS-Zeit führte gleichgeschlechtliche Liebe oftmals ins KZ

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden ca. 10.000 Schwule in Konzentrationslager verschleppt, wo sie den rosa Winkel tragen mussten. Nur etwa 40 Prozent von ihnen überlebten. Obwohl es kein Gesetz gegen die lesbische Liebe gab, verhaftete die Gestapo auch eine unbekannte Zahl von Frauen wegen ihrer Homosexualität und kennzeichnete sie in den Konzentrationslagern als "Asoziale" mit dem schwarzen Winkel.

In der Bundesrepublik Deutschland bestand der Paragraph 175 bis 1969 in der von den Nazis verschärften Fassung weiter, was vom Bundesverfassungsgericht 1957 als rechtmäßig anerkannt wurde. Erst 1994 fiel er im Zuge der Rechtsangleichung mit der DDR weg.

In vielen Staaten werden Homosexuelle auch heute noch beziehungsweise wieder verfolgt und mit dem Tode bedroht, so etwa in Jamaika, Simbabwe, Namibia, Nepal, Nigeria und zahlreichen islamischen Staaten. Aber auch im Osten Europas, zum Beispiel in Serbien, Rumänien, Albanien und sogar in manchen der neuen EU-Länder ist die Lage der Menschenrechte zurzeit bedenklich: So werden in Polen Demonstrationen für Toleranz gegenüber Schwulen und Lesben von offiziellen Stellen verboten oder teilweise mit massiver Gewalt konfrontiert, die von den Kirchen und rechtsradikalen Nationalisten geschürt wird. In der UNO versuchen der Vatikan und die islamischen Staaten gemeinsam, schon die Diskussion über die Menschenrechtslage für Schwule und Lesben zu verhindern.

In der Geschichte und in der Gegenwart waren auch Homosexuelle selbst oft große Feinde und Verfolger anderer Homosexueller. So ist bekannt, dass es oft latent Homosexuelle sind, die aus Angst vor dem Bekanntwerden der eigenen Neigung, alle anderen, vor allem sich offen bekennende, Homosexuelle bekämpften und bekämpfen.

Siehe auch: Sodomiterverfolgung, Paragraph 175, Gesetze gegen Homosexualität, Schwule während des Nationalsozialismus

Emanzipationsbewegungen

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Die Regenbogenfahne als ein internationales schwul-lesbisches Symbol

Hauptartikel: Lesben- und Schwulenbewegung

Der Beginn der homosexuellen Emanzipationsbewegung wird im Allgemeinen mit der Gründung des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) durch den Berliner Arzt Magnus Hirschfeld im Jahr 1897 angesetzt. Es handelte sich dabei jedoch um eine Honoratiorenvereinigung, die nur ca. 500 Mitglieder umfasste und nach außen hin nicht als homosexuelle Bewegung in Erscheinung trat. Stattdessen warb sie ausschließlich mit wissenschaftlichen Argumenten für eine Streichung des Paragraphen 175.

Zahlenmäßig weit bedeutsamer waren die nach 1919 gegründeten Freundschaftsbünde. Als Dachgruppen konkurrierte der im August 1920 gegründete Deutsche Freundschafts-Verband (DFB) mit dem im Mai 1922 entstandenen Bund für Menschenrechte (BfM). Letzterer erwies sich in seiner Größenentwicklung als das bei weitem erfolgreichere Modell. Bereits 1924 zählte er über 12.000, 1929, gegen Ende der Weimarer Republik, sogar mehr als 48.000 Mitglieder. Ausländische angegliederte Gruppen soll es laut Angaben des Vereins in der Schweiz, in Österreich, in der Tschechoslowakei, in New York City, Argentinien und Brasilien gegeben haben. Allerdings ist kaum etwas über diese Gruppen bekannt. Der Schwerpunkt der Freundschaftsbünde lag in der Planung von Geselligkeitsveranstaltungen, umfasste jedoch auch politische und publizistische Aktivitäten sowie die Gewährleistung von Rechtsschutz für jene Mitglieder, die vom Paragraphen 175 betroffen waren.

Nach der Zerschlagung dieser ersten Emanzipationsbestrebungen durch die Nazis wanderte der Schwerpunkt der Homosexuellenbewegung in die Vereinigten Staaten. Im Frühjahr 1951 gründete Harry Hay, Mitglied der CPUSA, zusammen mit Bob Hull, Chuck Rowland, Dale Jennings und Rudi Gernreich die Mattachine Society. 1955 entstand unter Führung von Del Martin und Phyllis Lyon die Lesbenorganisation Daughters of Bilitis. Beide Gruppen bezeichneten sich als homophil, um sich der Reduzierung von Homosexualität auf den Akt des Beischlafs zu entziehen. Unter dem Druck der McCarthy-Ära entpolitisierten sich diese Organisationen und wurden zu Debattierclubs, die in der Öffentlichkeit nicht in Erscheinung traten. Erst Mitte der 60er Jahren fand mit Dick Leitsch (New York) und Frank Kameny (Washington) eine Neuorientierung an den Protestformen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung statt.

Am 28. Juni 1969 kam es anlässlich einer Polizeirazzia in der New Yorker Schwulenbar Stonewall zu einem Aufstand in der Christopher Street, der drei Tage andauerte. Dieses Ereignis führte zu einer Radikalisierung zahlreicher Lesben und Schwuler. In Anlehnung an linke Bewegungen der damaligen Zeit gründeten sich gemischte Gruppen wie die Gay Liberation Front und die Gay Activists Alliance.

Am 1. Mai 1970 machte schließlich die Gruppe Radicalesbians auf sich aufmerksam, indem sie in New York den Zweiten Jahreskongress zur Vereinigung der Frauen mit einem geplanten Happening unterbrach. Das dort verteilte Manifest der frauenidentifizierten Frau begründete das sich für die Frauenbewegung als einflussreich erweisende Konzept des politischen Lesbianismus: Lesbischsein wurde nicht als eine sexuelle Orientierung, sondern als die einzig mögliche Strategie des Widerstands gegen patriarchale Bevormundung und Unterdrückung aufgefasst.

Sämtliche dieser politischen Strategien und Konzepte wurden in den 1970er Jahren nach Europa getragen.

In der Bundesrepublik Deutschland gründeten sich nach der Liberalisierung des Paragraphen 175 im Jahre 1969 und nach der Fernsehausstrahlung des Filmes Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt die ersten Schwulengruppen. Die offene und provozierende Darstellung von Schwulen durch den Regisseur Rosa von Praunheim, der sich hierzu eines politischen Textes des Soziologen und Sexualforschers Martin Dannecker bediente, stieß in der Öffentlichkeit, aber auch bei konservativen und angepassten Homosexuellen auf Ablehnung.

Ähnlich wie in den USA trennten sich Lesben in der Bundesrepublik schon sehr früh von den männlich dominierten Schwulengruppen und engagierten sich stattdessen in der Frauenbewegung, wo gleichgeschlechtliche Liebe zu einem nicht nur anerkannten, sondern oft sogar präferierten Lebensstil wurde.

In den 80er und 90er Jahren kam es zu einer breiten Ausfächerung, aber auch zu einer fortschreitenden Entpolitisierung der homosexuellen Emanzipationsbewegung. Gleichzeitig fand eine Wiederannährung von Lesben und Schwulen statt. Seit etwa Mitte der 80er Jahre veranstalten sie gemeinsam in fast sämtlichen europäischen und amerikanischen Metropolen alljährliche Demonstrationen zur Erinnerung an den Stonewall-Aufstand. In den 90er Jahren wurden daraus gewaltige Umzüge, die unter der Bezeichnung Christopher Street Day bzw. Gay Pride Parade in den Tagen zwischen Juni und Juli weltweit mehrere Millionen Menschen auf die Straße ziehen. Nur noch selten verbinden die Teilnehmer mit ihrer Anwesenheit jedoch eine konkrete politische Aussage. Entsprechende Gegenentwürfe zur Repolitisierung des CSD in Deutschland sind der Transgeniale CSD in Berlin-Kreuzberg und die Queerrr Street Days in Hamburg.

Literatur zum Thema

  • Lutz van Dijk: Homosexuelle : Zwischen Todesstrafe und Emanzipation. München 2001. ISBN 357014612X.
  • Schwules Museum (Hrsg.); Akademie der Künste, Berlin (Hrsg.): Goodbye to Berlin? : 100 Jahre Schwulenbewegung ; eine Ausstellung des Schwulen Museums und der Akademie der Künste, 17. Mai bis 17. August 1997. Berlin 1997. ISBN 3861490625.
  • Hans-Georg Stümke: Homosexuelle in Deutschland : eine politische Geschichte. München 1989. ISBN 3406331300.
  • Andreas Pretzel und Gabriele Roßbach: Wegen der zu erwartenden hohen Strafe. Homosexuellenverfolgung in Berlin 1933-1945, herausgegeben vom Kulturring in Berlin e.V., Verlag rosa Winkel, Berlin, 2000, ISBN 3-86149-095-1
  • Burkhard Jellonnek: Homosexuelle unter dem Hakenkreuz. Die Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich, Verlag F. Schöningh, Paderborn, 1990, ISBN 3506774824

Homosexualität und Medizin

Die psychiatrische Pathologisierung der Homosexualität begann Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie wurde als Symptom einer inneren Verkehrung des Geschlechtsempfindens ("konträre Sexualempfindung", "Inversion") aufgefasst. 1869 publizierte der Berliner Nervenarzt Carl Westphal den ersten wissenschaftlichen Aufsatz zu diesem Thema, in welchem er auch den Terminus "conträre Sexualempfindung" einführte.

Homosexualität wurde 1974 von der American Psychiatric Association (APA) auf Grund eines Beschlusses aus dem Jahr zuvor aus ihrem Krankheitenkatalog (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, kurz: DSM, damalige Auflage DSM-II) gestrichen. Zuvor galt Homosexualität als psychische Erkrankung. Allerdings existierte von da an im DSM-II die "sexuelle Orientierungsstörung", später im DSM-III "ich-dystone Homosexualität" genannt, mit der ein Zustand anhaltenden Leidens an der eigenen Homosexualität diagnostiziert werden konnte. Seit 1980 (ab DSM-III-R) besteht auch diese Diagnose nicht mehr.

Aus der von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebenen International Classification of Diseases (ICD) wurde die Homosexualität erst 1992 mit der Publikation der ICD-10 entfernt. In der ICD-8 wurde jedoch Homosexualität bereits als umstrittenes Krankheitsbild dargestellt.

Trotz der offiziellen Entpathologisierung der Homosexualität und der Entwicklung spezieller Psychotherapieansätze für Schwule und Lesben (Gay Affirmative Psychotherapy) gibt es weiterhin eine Minderheit an Medizinern bzw. Psychotherapeuten, die Homosexualität als Störung auffassen (z.B. Charles Socarides, Joseph Nicolosi), insbesondere aus dem Umfeld konservativer protestantisch-fundamentalistischer Gruppierungen in den USA (Ex-Gay-Bewegung).

AIDS

Kondome und Lecktücher schützen

Zur Emanzipation der Schwulen trug – ebenfalls neben der Öffentlichkeitsarbeit – auch stark die so genannte AIDS-Epidemie zu Beginn der 1980er Jahre bei. Dies klingt zunächst widersprüchlich, da sich AIDS in den westlichen Ländern aufgrund der höheren Promiskuität und der hohen Ansteckungsgefahr insbesondere bei Analverkehr zunächst stark in schwulen Kreisen verbreitete.

Durch die von den AIDS-Hilfen und der deutschen Bundesregierung initiierten Aufklärungs-Kampagnen geriet das Tabu-Thema Homosexualität aber stärker in den Blick der Öffentlichkeit. Dadurch wurde nicht nur Aufklärung über HIV und die Erkrankung AIDS erreicht, vielmehr wurde als Vorsichtsmaßnahme für Safer Sex geworben. Dabei konnten auch viele Missverständnisse über Schwule und Lesben aufgeklärt werden. Der Großteil der Bevölkerung hat inzwischen nachvollzogen, dass es Menschen gibt, die eine andere Sexualität ausleben als sie selbst und sie dadurch keineswegs selbst gestört werden. Die moralischen Gesellschaftswerte haben sich verschoben, auch wenn es immer noch Menschen gibt, die Homosexualität strikt ablehnen. Gründe dafür sind entweder ihr Weltbild oder die fehlende Auseinandersetzung mit der Thematik.

Heutzutage empfinden es vor allem junge Homosexuelle als ungerechtfertigt, dass ihre Sexualität automatisch mit AIDS in Verbindung gebracht wird. Dieser Zusammenhang sei kausal nicht mehr zu begründen. Menschen in homosexuellen Beziehungen sind - wie alle anderen - nur dann einer besonderen Risikogruppe zuzurechnen, wenn sie ungeschützten Analverkehr haben, da die Verletzungsgefahr bei analer Penetration höher ist als bei vaginaler Penetration.

Wissenschaft und Homosexualität

Die Ursachen für Homosexualität sind unbekannt; es werden zwar immer wieder körperliche oder psychische Faktoren entdeckt, die sich aber bisher in keinem Fall empirisch belegen ließen.

Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass die sexuelle Orientierung schon vor der Geburt angelegt wird (ebenso wie die Geschlechtsidentität); erst im Lauf des Lebens führten dann auslösende Ereignisse zur Ausprägung der homosexuellen Neigung.

Der wissenschaftliche Streit über die Ursachen ist uralt. So lange jedes homosexuelle Verhalten strafbar war, waren die Argumentationen in diesem Streit oft von dem Bestreben geleitet, entweder die "Unausweichlichkeit" homosexuellen Verhaltens zu belegen und damit die Forderung nach dessen Straflosigkeit zu begründen oder aber es als Erscheinung "moralischen Verfalls" zu kennzeichnen, dem mit Bestrafung entgegengewirkt werden müsse.

In der Schwulen- und Lesbenbewegung wird die Forschung nach Ursachen der Homosexualität oft kritisch gesehen, weil die Erforschung der Ursache nur einem Zweck dienen könne, nämlich diese abzuschalten, d. h. – wie man befürchtet – als schwul beziehungsweise lesbisch vermutete Föten abzutreiben oder ggf. gentechnische Korrekturen vorzunehmen.

Hinzu kommt, dass eine objektive Ursachen-Forschung auch die Untersuchung der Ursache von Heterosexualität einschließen müsste. Außerdem wird oder wurde oft nur nach der Bestätigung von Vorurteilen, das heißt z.B. einer biologischen 'Verweiblichung' homosexueller Männer oder einer 'Vermännlichung' homosexueller Frauen gesucht. So scheint so manche Untersuchung gezielt nach dem Motto "Was ist hier wohl falsch gelaufen?" vorzugehen und bei der Interpretation von Ergebnissen in Klischeevorstellungen passende Dinge bei homosexuellen Menschen herauszuheben und bei heterosexuellen Menschen zu ignorieren.

Eine Zusammenfassung und Kritik der aktuelleren Ansätze und Untersuchungen zur männlichen Homosexualität liefert Robert Allen Brookey 2002 mit seinem Band Reinventing the Male Homosexual.


Psychologie der Homosexualität

Die sexuellen Neigungen als solche bestimmen noch nicht die psychologische Identität eines Menschen, da dazu wesentlich die freie Stellungnahme gehört. Nicht jede/r so genannte "Homosexuelle" empfindet Neigungen derselben Art und Intensität wie ein andere/r. Manche haben starke und dauernde homosexuelle Empfindungen; bei anderen sind diese nur leicht und vorübergehend. Es wäre eine Reduktion einer komplexen Realität, wollte man dabei alles über einen Kamm scheren. Dabei würden man den jungen Menschen, die auf der Suche nach ihrer Identität sind, gerade nicht helfen.


Homosexualität und Biologie

Homosexuelles Verhalten unter Tieren

Australische Trauerschwäne

Homosexuelles Verhalten ist unter Vögeln und Säugetieren weit verbreitet. Es lässt sich beispielsweise unter den Zwergschimpansen beobachten, die nicht nur, was für Menschenaffen ungewöhnlich ist, über eine matriarchale Gesellschaftsstruktur verfügen, sondern auch eine vollständig bisexuelle Tierart sind. Obwohl das auch für die Männchen gilt, sind die Bonobos vor allem für ihren Lesbianismus bekannt.

Einige Trauerschwäne Australiens bilden darüber hinaus sexuell aktive männliche Paare, die entweder Nester stehlen oder zeitweilige Dreierbeziehungen mit Weibchen eingehen, um in den Besitz von Eiern zu gelangen. Sobald die Eier gelegt sind, wird das Weibchen vertrieben. Ihr gemeinsamer Nachwuchs erreicht das Erwachsenenalter dabei häufiger als derjenige von gemischtgeschlechtlichen Paaren.

Im Zoo von Bremerhaven (Deutschland) leben momentan drei homosexuelle Paare von Pinguinen.

Genetische Diskussion

1993 wollte der amerikanische Forscher Dean Hamer ein "Schwulen-Gen" auf dem X-Chromosom entdeckt haben, das für die männliche Homosexualität mitverantwortlich sein soll. Es handelt sich dabei um einen Bereich auf dem X-Chromosom, einen so genannten genetischen Marker, der bei einem bestimmten Typ von Homosexualität etwas wahrscheinlicher vorkam als bei anderen. Die Annahme schien sich zunächst zu bestätigen, weil eineiige Zwillingsbrüder, die diesen Chromosomenabschnitt trugen, beide schwul waren. Eine Nachuntersuchung des Jahres 1999 an 46 eineiigen Zwillingsbrüderpaaren relativierte allerdings die Existenz des Schwulen-Gens, weil nur bei rund der Hälfte der untersuchten Zwillingspaare in beiden Fällen Homosexualität auftrat. Die Ergebnisse zeigten nun auch keinen eindeutigen Bezug mehr zwischen männlicher Homosexualität und den Genbereichen am X-Chromosom.

Unechte genetische Ursachen

Eine Theorie, die man in dem Buch "Brain Sex" (Brain Sex : The Real Difference Between Men and Women von Anne Moir (Ph.D), David Jessel, Dell Publishing, New York, 1992) finden kann, stellt eine Theorie zur Diskussion, die laut Autor alle Fakten über Homosexualität zu erklären vermag. Danach könnten Stresshormone in der Schwangerschaft bei männlichen Föten verhindern, dass deren Gehirn, das zunächst keine Unterschiede zu einem weiblichen hat, durch bestimmte Hormone ein männliches Geschlecht bekommt. Diese das Gehirn modifizierenden Hormone vermännlichen das Gehirn des männlichen Babys normalerweise in der Schwangerschaft in drei Phasen, von denen jede gestört werden kann durch Stress. Zur lesbischen Anlage findet sich eine analoge Aussage. Allerdings wenden Kritiker gegen diese und ähnliche Theorien ein, daß es sich bei der Annahme, daß schwule Männer irgendwie "weiblicher" sein müßten als heterosexuelle, oder lesbische Frauen "männlicher", lediglich um ein heteronormatives Postulat handelt, welches keinesfalls bewiesen ist.


Evolutionstheoretischer und sozialer Nutzen der Homosexualität

In der Wissenschaft gibt es inzwischen Vorstellungen, dass Homosexualität der Arterhaltung dient, also auch im Sinn der Evolutionstheorie einen Nutzen hat, da sie dafür sorgt, dass sich eine größere Anzahl von Menschen um ein neugeborenes Kind kümmern kann. Unterstellt wird hierbei, dass homosexuell Veranlagte keine eigenen Kinder zeugen, jedoch ihre genetisch nah verwandten Neffen und Nichten mitversorgen, wodurch letztlich auch ihre Gene eine Chance auf Fortbestand haben (Siehe auch: Das egoistische Gen).

Weiteren Untersuchungen zufolge deutet sich an, dass genetische Veranlagung für männliche Homosexualität weibliche Verwandte fruchtbarer machen könnte (vgl. wissenschaft.de).

Ein anderer Zugang zur Sexualitätsthematik ist die Frage, warum es überhaupt die Norm der Heterosexualität gibt und alles andere als Abweichung gesehen wird. In bestimmten Gender Studies wird analysiert, dass der Heterosexismus und Heteronormativität Grundpfeiler unserer Gesellschaft sind und die Homosexualität eine soziokulturelle Konstruktion darstellt.

In neueren Studien von Homophobie wurde festgehalten, dass die Unterdrückung von Homosexuellen und eine Ächtung der Homosexualität vor allem in Gesellschaften stattfindet, die eine strikte Trennung der Geschlechter zur Norm erheben, meistens mit dem Ziel, die Herrschaft der Männer über die Frauen zu sichern. Man könnte daraus den Schluss ziehen, dass Homosexuelle durch ihre Persönlichkeit eine Art Brückenfunktion zwischen den Geschlechtern einnehmen. Ihre biologische Aufgabe wäre es dann, zum gegenseitigen Verständnis und zur gegenseitigen Akzeptanz von Mann und Frau beizutragen.

Diese Theorie unterstellt aber wieder von vornherein homosexuellen Menschen eine bestimmte Persönlichkeit (die "anders" als die von heterosexuellen Menschen ist) und ein Stehen zwischen den Geschlechtern, also keine bestimmte männliche oder weibliche Geschlechtsidentität.

Literatur zum Thema

  • Robert Alan Brookey: Reinventing the Male Homosexual. The Rhetoric and Power of the Gay Gene. Bloomington 2002. ISBN 0253215129.
  • Simon LeVay: Queer Science : The Use and Abuse of Research into Homosexuality. ISBN 0262621193. Cambridge, Mass.; London 1997.
  • Florian Mildenberger: ... in der Richtung der Homosexualität verdorben : Psychiater, Kriminalpsychologen und Gerichtsmediziner über männliche Homosexualität 1850 - 1970. Hamburg 2002. ISBN 3935596154.
  • Vernon A. Rosario (Hrsg.): Science and Homosexualities. London 1997. ISBN 0415915023.


Homosexualität und Transgender

Homosexualität wird oft mit Transgender und Transsexualität in Verbindung gebracht; es handelt sich aber um zwei grundsätzlich verschiedene Phänomene. Bei der Homosexualität geht es um den gewünschten Partner, bei Transgender um das Empfinden der eigenen Geschlechtlichkeit. Diese Verwechslung hat mehrere Gründe:

  • Hirschfeld fasste Homosexuelle und Transgender als ein Drittes Geschlecht zusammen; diese Idee vom Dritten Geschlecht hat sich wenn nicht in der Wissenschaft, so doch sozial bis mindestens in die 1970er Jahre gehalten. Heute werden unter Queer beide Gruppen, beziehungsweise alle Menschen, die gegen heteronormative Regeln verstoßen, wieder zusammen gedacht.
  • Sozial war die lesbisch-schwule Subkultur oft der einzige Ort, an dem Transgender in ihrem empfundenen Geschlecht akzeptiert wurden.
  • Da sich ein großer Teil der Transgender zu einem anderen als dem empfundenen Geschlecht hingezogen fühlt, führt dies oft zu Beziehungen mit Menschen gleichen anatomischen Geschlechts, die dann zwar subjektiv als heterosexuell empfunden werden, nach außen aber homosexuell wirken.

Vor allem letzteres ist der Grund, warum die Verwendung des Wortes homosexuell problematisch ist, wenn einer der Partner Transgender ist. Was nach äußerlichen oder anatomischen Kriterien homosexuell (=gleichgeschlechtlich) wäre, empfinden einer oder beide Partner unter Umständen heterosexuell – oder natürlich umgekehrt.

Service und Hilfe für homosexuelle Menschen

Beratungsstellen und Hilfe für homosexuelle Menschen

Es gibt in sehr vielen Städten Rosa Telefone um betroffene Menschen und Angehörige zu beraten. Die Beratung erfolgt anonym. Die meisten haben bundeseinheitlich die Nummer 19446.

In einigen Städten gibt es auch so genannte Überfalltelefone für Opfer antihomosexueller Gewalt. Die meisten haben bundeseinheitlich die Nummer 19228.

Eine große Bedeutung hat mittlerweile die Onlineberatung. Sie wird von verschiedenen Trägern angeboten.

Beratungsstellen, die auch an eine Veränderlichkeit der sexuellen Orientierung glauben, sind eher selten und gehören meist der sogenannten Ex-Gay-Bewegung an. Ein Beispiel wäre wüstenstrom [10].

Finanzielle Hilfe für Gruppen und Initiativen


Literatur zum Thema

  • Ellen Bass; Kate Kaufman: Wir lieben, wen wir wollen : Selbsthilfe für lesbische, schwule und bisexuelle Jugendliche. Berlin 1999. ISBN 3929823624.
  • Wolfgang Dinkelberg, Eva Gundermann, Kerstin Hanenkamp und Claudia Koltzenburg (Hrsg.), Das Schweigen brechen. Menschenrechtsverletzungen aufgrund sexueller Orientierung, 3.Auflage 2001, ISBN 3-89656-071-9
  • Thomas Grossmann: Schwul, na und? Reinbek bei Hamburg 1994. ISBN 3499191091.
  • Pia Werner; Barbara Wörmann: Jane liebt Julia : das Coming-Out-Buch für Lesben. München 2000. ISBN 3426774496.
  • Dorit Zinn: Mein Sohn liebt Männer. Frankfurt a. M. 1992. ISBN 3596112605.

Siehe auch

Weblinks

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