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Geschichte Österreichs

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Vorgeschichte

Die Alpenraumländer und die fruchtbaren Ebenen des Donautals waren schon seit dem Paläolithikum besiedelt. Siehe hierzu Ur- und Frühgeschichte zwischen Alpen und Maingebiet.

Frühgeschichte

Das erste staatliche Gebilde im Donau- und Alpenraum war ein Königreich der Kelten, genannt Norikum, das durch den Zusammenschluss mehrerer keltischer Stämme unter der Führung der Noriker entstand.

Die keltischen Siedlungen im Ostalpenraum waren reich begütert vor allem durch den Salzabbau. Eine dieser Abbaustätten befindet sich in Hallstatt. Die so genannte „Hallstattzeit“ steht für eine Epoche der Eisenzeit (800-400 v. Chr.).

Der größte Teil des heutigen Österreich wurde um Christi Geburt vom Römischen Reich erobert. Zahlreiche Siedlungen entstanden durch die Römer. Die östlich von Wien gelegene Stadt Carnuntum war die größte römische Stadt. Im 2. Jahrhundert n. Chr. begann sich das Christentum auszubreiten; die kirchliche Organisation des Landes geht auf das 4. Jahrhundert n. Chr. zurück.

Mit der germanischen Völkerwanderung begann der Niedergang der römischen Macht, mit dessen Ende auch die lateinische Lebensart, deren soziale und kulturelle Struktur, wieder aus der Region verschwand. Hiernach bildeten sich neue germanisch dominierte Staatswesen heraus, u. a. das Frankenreich.

Ab dem 6. Jahrhundert begann eine kontinuierliche Besiedlung durch die Bajuwaren, die auf aus dem Osten vordringende Awaren und Slawen stießen.Zur Abwehr errichtete der fränkische Herrscher Karl der Große um 800 eine Grenzmark in der Region des heutigen Niederösterreich, zwischen den Flüssen Enns, Raab und Drau, die auch als Awarenmark bezeichnet wurde. Weite Gebiete des heutigen Österreich gehörten im späten 8. Jahrhundert zum bairischen Stammesherzogtum.

Ostarrîchi

Awarenmark und Karantanien (Kärnten) zur Zeit Karls des Großen

Zur Zeit Karl des Großen existierte im Frankenreich eine Grenzmark gegen die Awaren – diese wurde durch die Einfälle der Ungarn vernichtet. Nach den drei Schlachten von Pressburg im Sommer 907 wurde die Grenze des nachfolgenden Ostfrankenreiches bis an die Enns zurückgenommen.

Der ostfränkische König Otto I. bannte 955 in der Schlacht am Lechfeld bei Augsburg für immer die Bedrohung durch die Ungarn, die danach sesshaft wurden. Damit wurde aber auch der kaum besiedelte Raum zwischen Enns und Leitha frei für neue Siedlungstätigkeiten der Bajuwaren.

In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts entstand erneut eine dem Herzog von Baiern unterstellte Markgrafschaft östlich der Enns, die marchia orientalis genannt wurde. 976 wurde Liutpold (Leopold) aus dem Geschlecht der Babenberger mit dieser Mark belehnt. 996 wird hierfür erstmals urkundlich der Name Ostarrîchi verwendet; daraus entwickelte sich später die Schreibweise Österreich. Daneben ist auch noch sehr lange die Namensform Osterlant (Ostland bzw. Land im Osten) gebräuchlich, die Einwohner sind der Ostermann und die Osterfrau. Die latinisierte Form Austria für dieses Gebiet taucht in den Schriften erst im 13. Jahrhundert auf (siehe auch Austrien als östlicher Teil des Frankenreiches und heute Australien).

Die Babenberger trieben eine zielbewusste Rodungs- und Kolonisierungspolitik und errichteten – in Zusammenarbeit mit anderen Häusern, etwa den Kuenringern – eine gefestigte Landesherrschaft. Die Residenz befand sich anfangs in Pöchlarn, später in Melk. Markgraf Leopold III. gelang es, sich ins Kaiserhaus einzusippen; er wurde wegen seiner Klostergründungen – vor allem Klosterneuburg – nach seinem Tod heilig gesprochen.

Herzogtum Österreich

Im Zuge des Konfliktes zwischen den Staufern und den Welfen kam 1139 das Herzogtum Bayern an die Babenberger. Als Friedrich I. diesen Streit beenden wollte, gab er den Welfen das Herzogtum Bayern zurück - als „Trostpreis“ wurde mit dem Privilegium Minus 1156 eine eigene Herzogswürde für Österreich kreiert. Erster Herzog war Heinrich Jasomirgott, der auch 1146 Wien zur Residenzstadt erhob. Mit der Georgenberger Handfeste 1186 fiel der Besitz der Traungauer Grafen von Steyr an die Babenberger, wodurch die Steiermark, die auch den zentralen Teil des heutigen Oberösterreichs umfasste, in dieser Form entstand.

Rudolf von Habsburg

Mit Leopold VI. erreichte das hochmittelalterliche Österreich einen kulturellen Höhepunkt - unter ihm wurde auch die damals revolutionäre Kunst der Gotik eingeführt. Mit seinem Sohn Friedrich II. starb 1246 die männliche Linie der Babenberger aus; unter den vielen Nachfolgekandidaten konnte sich der König von Böhmen, Ottokar Přemysl durchsetzen, der 1256 von den Ständen ins Land gerufen worden war, um die Wirren zu beenden. Seine Politik war aber dennoch darauf ausgerichtet, den Adel zurückzudrängen und das städtische Bürgertum zu fördern, weswegen er den Wienern bis tief in die Habsburger-Zeit in guter Erinnerung blieb. Sein Griff nach der Kaisermacht wurde von Rudolf von Habsburg begegnet, der ihn 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld besiegte. Die Habsburger konnten sich daraufhin als Herzöge von Österreich und der Steiermark etablieren.

1335 konnten die Habsburger die Grafen von Görz in Kärnten und Krain beerben und 1363 fiel auch Tirol von Margarete Maultasch an Herzog Rudolf IV.. Dadurch entstand ein Länderkomplex in den Ostalpen der Herrschaft zu Österreich genannt wurde.

Rudolf IV. war der umtriebigste Herrscher des Spätmittelalters: Er setzte vielerlei Maßnamen, die vor allem die Bedeutung der Stadt Wien heben sollten. Er ließ das Privilegium Maius fälschen, das Österreich zum Erzherzogtum erhob und ihm innerhalb des Reiches eine Anzahl von Privilegien sicherte. Anerkannt wurde dies erst von dem Habsburger Friedrich III..

1379 wurde in Neuberg an der Mürz die habsburgische Herrschaft geteilt; fast das gesamte 15. Jahrhundert ist eine Phase wirrer Erbteilungen und Familienstreitigkeiten, die die politische und wirtschaftliche Bedeutung des Landes natürlich völlig untergruben. Dies wurde durch Friedrich V. († 1493) mit einem sehr einfachen Rezept beendet: er überlebt alle seine Gegner. Schon Albrecht V. war als Erbe der Luxemburger zum römisch-deutschen König gewählt worden. Diese Position ging in der Folge an Friedrich über, der 1452 sogar zum Kaiser gekrönt wurde und sich fortan Friedrich III. nannte.

Der Aufstieg der Habsburger zur Großmacht

Die Hausmacht des Kaisers im Reich war nicht besonders groß. Die vielen adligen Herrscherhäuser strebten im und außerhalb des Reiches nach eigener politischer Macht. So hinterließ die glanzlose aber zähe Politik Friedrichs III. eine gefestigte Herrschaft, deren Bedeutung durch einen überraschenden Coup schlagartig erhöht wurde, nämlich der Heirat (1477) seines Sohnes Maximilian mit Maria, der Erbin des burgundischen Länderkomplexes zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Frankreich. In dieser Zeit entstand der berühmte Spruch: Bella gerant alii - tu felix austria nube (Kriege mögen andere führen - Du glückliches Österreich heirate). Da dessen Sohn Philipp der Schöne gleichfalls durch eine Heirat überraschend zum König von Spanien (mit seinen frisch eroberten Kolonien) werden konnte, standen die Habsburger kurz davor, nach der Weltmacht zu greifen. Dieses Ziel wurde von Karl V. knapp aber spektakulär verfehlt.

Schon 1520 wurden die österreichischen Länder vom Kaiser an seinen Bruder Ferdinand I. übergeben, der die ersten Anfänge zentraler Verwaltungsstrukturen etablierte. 1526 nach der unglücklich verlaufenen Schlacht von Mohács erbte Ferdinand nicht nur die Königreiche Ungarn und Böhmen (mit den Nebenländern Mähren, Schlesien und Lausitz), sondern auch die Bedrohung durch das Osmanische Reich, gegen das Ungarn vorher ein Schutzschild gewesen war.

Nachdem es schon seit dem späten 15. Jahrhundert zu Einfällen von türkischen Marodeuren gekommen war, wurde Wien 1529 von der regulären Streitmacht der Osmanen belagert. Nur die Tatsache, dass sie zu spät im Jahr auftauchten, konnte die Stadt damals retten. In der Folge kam es zu einem fast 200-jährigen permanenten Kleinkrieg zwischen kaiserlichen und türkischen Truppen, der nur durch Phasen regulären Krieges unterbrochen wurde.

Auch die Religionsspaltung wurde damals zum Thema. In den damaligen österreichischen Ländern (mit Ausnahme Tirols) trat die Bevölkerung fast geschlossen zum Protestantismus über. Die Re-Katholisierung setzte erst gegen 1600 ein (siehe auch Gegenreformation, dafür aber mit umso größerer Heftigkeit und Gewalttätigkeit. In diesem Prozess taten sich die Jesuiten und der Kardinal Melchior Khlesl, der Kanzler von Erzherzog Matthias hervor. Ein führender Betreiber dieser Politik war vor allem aber Ferdinand II., von dem der Ausspruch stammt, er wolle lieber eine Wüste regieren als ein Land voller Ketzer.

Durch diese Politik wurden die österreichischen Länder auch in den Dreißigjährigen Krieg verwickelt, bei dem es eine Zeit lang so aussah, als könnten die Habsburger das Heilige Römische Reich in eine absolutistische Monarchie umwandeln (siehe auch Schlacht am Weißen Berg); am Ende dieses Krieges sahen sie sich jedoch auf die österreichischen und böhmischen Länder zurückgeworfen, so dass sie gezwungen waren, aus ihnen ein sinnvolles Staatsgebilde zu machen. Schon in den 1680er Jahren gab es ökonomische Theoretiker wie Philipp von Hörnigk oder Johann von Justi, die in diese Richtung drängten.

Die Osmanen belagerten 1683 Wien ein zweites Mal erfolglos. Einen entscheidenden Ausschlag gab das Entsatzheer unter dem König von Polen, Johann III. Sobieski, das mit seinen Husaren vom Kahlenberg aus den Belagerern in den Rücken fiel. In den Jahren darauf gelang endlich der Befreiungsschlag gegen die osmanische Bedrohung. Mit Hilfe von fähigen Feldherren wie Karl von Lothringen und Prinz Eugen von Savoyen konnten die Osmanen in den Friedensschlüssen von Karlowitz (1699) und Passarowitz (1718) bis hinter Belgrad zurückgeworfen werden.

Dies ermöglichte nun ein beispielloses Aufblühen der Barockkultur, die eine spezifisch österreichische Ausformung entwickelte und das Land zutiefst prägte.

18. und frühes 19. Jahrhundert

Nach dem Aussterben der Hauptlinie der Habsburger 1699 kämpften die österreichischen Habsburger mit Ludwig XIV. um das Spanische Erbe. Er wurde vor allem von Joseph I. mit Verve und Erfolg geführt - nach seinem Tod brach jedoch alles zusammen. Sein Bruder Karl war der letzte lebende Habsburger; er hätte ein Weltreich geerbt, was die anderen Mächte natürlich verhindern wollten. Immerhin kamen mit dem Frieden von Utrecht 1713 aus der Erbmasse alle europäischen Nebenlande Spaniens (Spanische Niederlande, Neapel, die Lombardei) an die Habsburger, deren Gebiet auf diese Weise seine größte territoriale Ausdehnung erreichte. (siehe auch: Spanischer Erbfolgekrieg)

Im selben Jahr wurde auch die Pragmatische Sanktion erlassen, das erste Gesetz, das für alle Länder der Habsburgermonarchie gleichermaßen galt. Unter anderem sah es auch die weibliche Erbfolge vor, was sich als voraussichtig herausstellte, da der 1740 verstorbene Karl VI. nur eine Tochter, die 1719 geborene Maria Theresia, hinterließ. Da die Habsburger nun im Mannesstamm ausgestorben waren, wurde sie mit ihrem Ehemann Franz Stephan von Lothringen die Begründerin einer neuen Dynastie in dem Haus Habsburg-Lothringen.

Dieses Erbe konnte sie im Österreichischen Erbfolgekrieg im überwiegend verteidigen; nur Schlesien fiel an Preußen und konnte trotz vieler verbissener Bemühungen und zweier weiterer Kriege nicht wiedergewonnen werden.

Maria Theresia

Die Regierung Maria Theresias (1740-1780), vor allem aber die ihres Sohnes Joseph II. (1780-1790) war geprägt von einer Reformpolitik, die Recht und Verwaltung auf eine modernere Grundlage stellen sollte. Den Reformen Josephs II. haftete allerdings ein überstürzter und gelegentlich auch schrullig-despotischer Charakter an, so dass vieles nach seinem Tod wieder zurückgenommen wurde. Trotzdem gilt er als wichtiger Aufklärer und entscheidender Wegbereiter der bürgerlichen Gesellschaft.

Josephs Nachfolger war sein jüngerer, fähiger Bruder Leopold II. Seine Hilfe - gemeinsam mit Preußens Friedrich II. - für den französischen König Ludwig XVI. kam nicht mehr zu Stande, Leopold II. starb völlig überraschend im März 1792 mit 44 Jahren.

Die aufklärerischen Ansätze wurden jedoch nach dem Schock der Französischen Revolution schnell eingefroren: Josephs Neffe Franz II. trieb eine geradezu starrköpfige Reaktionspolitik, die auch vor allem mit dem Namen des Staatskanzlers Metternich verbunden ist. Diese politische Stagnation sollte die gesamte erste Hälfte des 19. Jahrhunderts andauern.

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Fürst von Metternich

Nach der Französischen Revolution wurde auch Österreich in die Napoleonischen Kriege verwickelt. Die Kaiserkrönung Napoleons 1804 wurde von Franz II. mit der Ausrufung des Kaisertums Österreich beantwortet; Kaiser Franz II. (HRR) war nun als Franz I. auch Kaiser von Österreich. Im Friedern von Pressburg (1805) musste Österreich große Gebietsteile abtreten, unter anderem Venetien aber auch Tirol und Vorarlberg an das mit Napoleon verbündete Bayern, dafür kam Salzburg zu Österreich. Auf Drängen Napoleons mußte Franz II. 1806 die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation niederlegen, das damit aufhörte zu existieren. Gleichzeitig gründeten deutsche Fürsten auf Bestreben Napoleons den ihm zur Heresfolge verpflichteten Rheinbund. Auf Drängen des mittlerweile zum Außenminister aufgerückten Metternich wurde Marie Louise, die Tochter von Franz II. im Jahre 1810 mit Napoleon verheiratet. Napoleon wurde von den vereinten Österreichischen, Russischen und Preußischen Truppen im Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig vernichtend geschlagen. Im April 1814 dankte Napoleon ab, im September begann der Wiener Kongress zur Neuordnung Europas.

Im März 1815 kehrte Napoleon aus seinem Exil in Elba nach Frankreich zurück, sein Ende war die Niederlage bei Waterloo im Juni 1815. In Folge gründete sich der Deutsche Bund mit dem Bundestag in Frankfurt unter dem ständigen Vorsitz Österreichs als Nachfolge des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte die ersten Ansätze des Nationalismus, wobei die Nationalismen der verschiedenen Nationalitäten im Vielvölkerstaat Österreich vehement gegeneinander arbeiteten und so vom Kaiserhaus gegeneinander ausgespielt werden konnten. Diese Uneinigkeit der Nationalitäten rettete auch in der Revolution von 1848 das Kaiserreich vor dem Auseinanderfallen.

Im März 1848 wurden von verschiedenen Gruppen in Petitionen Pressefreiheit, Geschworenengerichte und akademische Freiheiten verlangt, die anschließenden Demonstrationen jedoch blutig niedergeschlagen. In Wien kam es daraufhin zu heftigen Aufständen, Metternich wurde entlassen und floh nach England. Die Zensur wurde aufgehoben, Pressefreiheit und eine demokratische Verfassung versprochen. Inzwischen griff die Revolution auf andere Städte bzw. Landesteile über, Ungarn, Mailand, Venetien und Prag folgten. Der Aufstand in Mailand wurde schließlich von Radetzky niedergeschlagen, der in Prag im Juni von Windischgrätz. Im September übernahm in Ungarn Lajos Kossuth die Macht und stellte eine Armee auf. Nachdem sich in Wien kaiserliche Truppen weigerten, nach Ungarn abzumarschieren und von Bürgern unterstützt wurden, brachen heftige Kämpfe aus.

Der Hof floh nach Olmütz, Wien wurde von kaisertreuen Böhmischen und Kroatischen Truppen belagert. Ende Oktober wurde die innere Stadt eingenommen, 24 Revolutionäre wurden hingerichtet, die Revolution war gescheitert.

Die demokratischen Errungenschaften wurden schnell wieder revidiert, doch kam auch der Neoabsolutismus des neuen Kaisers Franz Joseph nach den Niederlagen in Italien 1859 an sein Ende. Die italienische Einigungsbewegung bildete einen Nationalstaat aus disparaten Länderteilen und übte auf die Nationalitäten der Monarchie daher eine starke Anziehungskraft aus. Gelegentlich wird gesagt, Giuseppe Garibaldi habe an die österreichische Monarchie eine Lunte gelegt.

Unmittelbare Ergebnisse der Niederlagen in Italien waren Verfassungsexperimente, nämlich das Oktoberdiplom 1859 und das Februarpatent 1861. Die Niederlage von Königgrätz im deutschen Krieg (Deutscher Bund unter Vorsitz Österreichs gegen Preußen) führte zur Auflösung des Deutschen Bundes. Hintergrund des deutschen Krieges war, dass Bismarck ein deutsches Bündnissystem unter der Hegemonie Preußens anstrebte. Eine solche Hegemonie war nach Einschätzung Bismarcks nur ohne Österreich möglich, da Österreich als bisherige Hegemonialmacht des Deutschen Bundes wirtschaftlich und militärisch zu bedeutend war. Nachdem Bismarck durch seinen Sieg bei Königgrätz gegen den Willen Österreichs die Gründung eines Norddeutschen Bundes ohne Österreich durchgesetzt hatte, führte eine weitere Verfassungsreform zur Gründung der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie.

Österreich-Ungarn (K.u.K.-Monarchie, Donaumonarchie)

Wappen der Österr.-Ungar. Monarchie

Am 8. Juni 1867 wurde Kaiser Franz Joseph I. von Österreich in Budapest zusätzlich zum Apostolischen König von Ungarn gekrönt. In diesem 19. Jahrhundert, in Zeiten wachsender Bevölkerungen, begann der – bisher von den Herrscherhäusern unterdrückte – Nationalismus seinen Siegeszug durch die Länder Europas und insbesondere der Habsburger Monarchie. Zur Abschwächung des ungarischen Nationalismus gedacht, verschärfte der Ausgleich von 1867 die Spannungen mehr als er sie kalmierte. Dieser Ausgleich schuf nun die Situation, dass die Ungarn in der Doppelmonarchie als zweites „Herrenvolk“ neben die Deutschen traten. Die Polen in Galizien waren noch einigermaßen privilegiert, ansonsten fühlten sich jedoch die slawischen Nationalitäten (insbesondere die Tschechen) um ihre Gleichberechtigung geprellt. Vor allem in Böhmen und Mähren nahmen die Differenzen zu - der Mährische Ausgleich 1911 nahm dem Konflikt zwar einiges an Schärfe, konnte aber keine Wirkung mehr entfalten. Gleichwohl profitierte Böhmen aufgrund seiner Nähe zu Wien überproportional von der Ansiedlung neuer Industrien auf Veranlassung des Kaisers. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren die Differenzen zwischen den einzelnen Volksgruppen der Donaumonarchie bereits so stark, dass das Parlament (der Reichsrat) nicht mehr arbeitsfähig war. Aufgrund der dadurch hervorgerufenen faktischen Lähmung des Staates ging diese Periode als die Zeit des „Fortfrettens und Fortwurschtelns“ (wienerische Ausdrücke: „mühsam weiterkommen“) in die österreichische Geschichtsschreibung ein.

In dieser Zeit, vor allem um 1900 erlebte Österreich aber eine kulturelle Blütezeit, die unter anderem mit dem Namen Sigmund Freud verbunden war, dessen Psychoanalyse auf Wissenschaft und Kunst befruchtend wirkte.

Am 26. Juni 1914 entluden sich die aufgestauten nationalen Gefühle in dem Attentat von Sarajevo auf den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand durch den serbischen Nationalisten Gavrilo Princip. Das daraufhin von Österreich-Ungarn an Serbien gestellte Ultimatum bewirkte die Erfüllung der sich aus den europaweit bestehenden Bündnissystemen und Beistandspaktender bestehenden Beistandspflichten und führte so zum Ersten Weltkrieg.

Die Erste Republik

Vorlage:Neuere Österreichische Verfassungsgeschichte

Noch in der Endphase des Weltkrieges 1918 und den damals zutage tretenden Auflösungstendenzen, versuchte Kaiser Karl durch sein Manifest vom 17.Oktober 1918 den Ententemächten Friedensbereitschaft zu signalisieren: "Österreich soll, dem Willen seiner Völker gemäß zu einem Bundesstaat werden, in dem jeder Volksstamm auf seinem Siedlungsgebiet sein eigenes Gemeinwesen bildet". Nachdem sich am 21. Oktober die deutschsprachigen Abgeordneten des Reichsrates im niederösterreichischen Landhaus in der Wiener Herrengasse zu einer provisorischen Nationalversammlung getroffen hatten, gab Kaiser Karl (auch unter dem Eindruck der Ereignisse in Berlin) am 11. November 1918 seine Rücktrittserklärung ab - die Regentschaft der Habsburger endete somit nach 6 Jahrhunderten. Die Donaumonarchie zerfiel in eine Vielzahl kleiner Staaten. Am 12. November 1918 wurde vor dem Parlamentsgebäude der neue Staat Deutschösterreich ausgerufen. Erster Staatskanzler wurde Karl Renner.

Sowohl weite Teile der Bevölkerung, wie auch die neuen politischen Eliten, mit Ausnahme von Monarchisten und Kommunisten, sahen die neue Republik Deutschösterreich als ein Teil einer gesamtdeutschen Republik. Es wurde die Auffassung vertreten, dass dieser deutsche „Rest-“ bzw. „Rumpfstaat“ - beraubt der ungarischen Agrar- und der böhmischen Industriegebiete - alleine nicht lebensfähig sei, oder wie es der Publizist Hellmut Andics in einem Buchtitel ausdrückte: Der Staat, den keiner wollte. Der „Anschluss“ an die Deutsche Republik (später Weimarer Republik), wurde aber in der Folge von den alliierten Siegermächten mit dem Vertrag von St. Germain verboten, hätte dies doch möglicherweise ein zu starkes Deutsches Reich bedeutet. Vor diesem Hintergrund wurde auch der Name „Deutschösterreich“ verboten. Am 21. Oktober 1919, mit Ratifizierung des Friedensvertrages, wurde der Name in „Republik Österreich“ geändert. Nochmals erklärt wurde dies in der von Bundeskanzler Ignaz Seipel mit dem Völkerbund ausgehandelten „Genfer Sanierung“ zur Stützung des inflationsgeschüttelten Staatshaushaltes. Auch die Pläne Österreichs für eine Zollunion mit dem Deutschen Reich wurden 1931 mit Hinweisen auf die Bestimmungen des Friedensvertrages verboten.

Die Verfassung vom September 1920 markiert den Beginn der Ersten Republik Österreich. Kelsen versuchte darin Grundsätze des Föderalismus und des Zentralismus zu verbinden. Bedingt durch das zerstrittene Parteienspektrum, erfolgte 1929 eine wichtige Novelle, die durch eine direkte Volkswahl die Stellung des Bundespräsidenten stärkte. Sie wurde in dieser Form auch 1945 in der Zweiten Republik Österreich wieder eingeführt.

Ursprünglich hatte der neue Staat alle Gebiete der ehemaligen Monarchie mit deutschsprachiger Mehrheit für sich beansprucht, doch wurde das Staatsgebiet von den Siegermächten vorgegeben. Immerhin konnte das deutschsprachige Westungarn, das spätere Burgenland gewonnen werden: Da die Siegermächte vorerst unsicher waren, wem dieses Gebiet zugeteilt werden sollte und der Vorschlag einer Aufteilung zwischen der Tschechoslowakei und Jugoslawien nicht einmal von diesen Staaten selbst ernsthaft verfolgt wurde, gab man es an Österreich – in der Hoffnung, einen Keil zwischen zwei Staaten zu treiben, die an einer Revision der Friedensverträge potentiell interessiert waren. Für die Einwohner der Stadt Ödenburg (Sopron) kam es zu einer Volksabstimmung über die künftige Staatszugehörigkeit, die für Ungarn ausging. Ohne Abstimmung behielt die Tschechoslowakei Südmähren mit der Stadt Znaim (Znojmo). Die Volksabstimmungen in Südkärnten, das vom SHS-Königreich beansprucht wurde, ging am 10. Oktober 1920 dagegen eindeutig für eine Zugehörigkeit des Abstimmungsgebietes südlich der Drau zur Republik Österreich aus. Dieser Abstimmung waren heftige Kämpfe von Kärntner Heimwehrverbänden gegen SHS-Einheiten vorausgegangen. Da die Masse der SHS-Truppen in Ungarn gebunden waren und Italien als Siegermacht Österreichs Position unterstützte, hatten die Siegermächte sich für diese Abstimmung entschieden. Keine Chance hatte die Republik, das seit Kriegsende (Waffenstillstand 3. und 4. November 1918) von Italien besetzte Südtirol zurückzubekommen. (Erst 1969 konnte mit dem „Südtirol-Paket“ eine befriedigende zwischenstaatliche Lösung - als Autonomie - gefunden werden.)

Die Wirtschaft des jungen Staates lag nach Kriegsende den Umständen (Kriegsfolgen, Reparationen, Gebietsverluste) entsprechend darnieder. Die damit zusammenhängende Hyperinflation („galoppierende Inflation“) konnte erst Anfang 1924 durch eine Währungsreform mit Einführung des im November 1924 beschlossenen Schillings ab 1. März statt der Krone beendet werden; Voraussetzung war eine Anleihe des Völkerbundes. Für 10.000 Kronen bekam man 1914 noch einen Häuserblock wogegen man im Dezember 1922 nur noch einen Leib Brot bekam. Erst danach begann ein zaghafter wirtschaftlicher Aufschwung, der jedoch lediglich ein Zwischenhoch Mitte der 1920er Jahre darstellte und mit der Weltwirtschaftskrise 1929 ein jähes Ende fand. Zur latenten Strukturkrise war die große Konjunkturkrise gekommen. 1933 waren etwa ein Drittel der Arbeitskräfte ohne Arbeit.

Mit den Unruhen der unmittelbaren Nachkriegszeit und den wirtschaftlichen Problemen ging eine immer schärfere politische Polarisierung einher: Hauptgegner waren einerseits der regierende Christlichsoziale Bund und die in der Stadt Wien regierenden Sozialdemokraten. Gegner dieser beiden waren wiederum die österreichischen Nationalsozialisten, die die Vereinigung der „Ostmark“ mit dem „Reich“ anstrebten und vor allem außerhalb Wiens (etwa in der Steiermark) eine große Anhängerschaft hatten. Darüber hinaus spielten paramilitärische Einheiten, wie die Heimwehr (der Christlichsoziale Partei nahestehend, aber ohne klare Parteibindung) und der Republikanische Schutzbund verhängnisvolle Rollen. Die politischen Gegensätze in Österreich waren groß und eskalierten schließlich 1927: Im Burgenland, in Schattendorf wurden bei einem Heimwehraufmarsch Mitglieder des Schutzbundes erschossen. Mit dem Schattendorfer Urteil wurden die mutmaßlichen Täter danach von einem Geschworenengericht aber freigesprochen. Die danach folgenden Demonstrationen einer empörten Menge konnte die Sozialdemokratische Parteiführung nicht mehr kontrollieren. Der Justizpalast - neben dem Parlament - wurde von der Menge gestürmt und in Brand gesetzt. Nachdem auch Polizeiwachzimmer gestürmt worden waren, bekam die Polizei von ihrem Präsidenten Johann Schober den Befehl die Demonstration mit Waffengewalt aufzulösen. Die Bilanz: 89 Tote, 1.057 Verwundete, fast 1.000 Neubeitritte zu den deutschnational ausgerichteten Heimwehren unter ihrem Führer Graf Starhemberg, und - wegen der unnachgiebigen Haltung des christlichsozialen Bundeskanzlers Ignaz Seipel - bis Jahresende 28.000 Kirchenaustritte. Die endgültige Polarisierung war vollzogen. Durch diese Ereignisse wurde die Sozialdemokratie entscheidend geschwächt.

Austrofaschismus und Ständestaat

Anfang der 30er Jahre begannen sich einer Reihe von Staaten Europas faschistische Bewegungen durchzusetzen. Auch Österreich blieb von dieser Entwicklung nicht verschont. Vor allem die Heimwehr vertrat faschistische Ideen nach dem Vorbild Italiens. Mussolini wurde auch von der im Ausland isolierten Regierung als wichtigste Unterstützung gesehen.

Im März 1933 schaltete der christlichsoziale Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß das Parlament aus. Eine patt auszugehenden Abstimmung über die Eisenbahnergehälter und taktisch bedingte Rücktritte der drei Parlamentspräsidenten nützte Dollfuß, um das Parlament als handlungsunfähig zu erklären. Eine Notverordnung aus 1917 wurde (wie auch in der deutschen Innenpolitik dieser Jahre) dazu verwendet, ohne die parlamentarische Volksvertretung regieren zu können. Ein neuerliches Zusammentreten des Nationalrats wurde für illegal erklärt und mit Polizeigewalt unterbunden. Zusätzlich legte der Bundeskanzler durch den Rückzug der christlichsozialen Mitglieder den Verfassungsgerichtshof lahm. Der Weg in einen autoritären Ständestaats nach dem Vorbild des faschistischen Italien war damit beschritten. Er verbot alle Parteien, bis auf die Vaterländische Front (einer Vereinigung der Christlichsozialen mit einigen Wehrverbänden) und ließ politische Gegner verhaften. Auch die österreichischen Nationalsozialisten wurden verboten, wodurch die Selbständigkeit Österreichs noch einmal bekräftigt werden sollte.

Hauptartikel: Österreichischer Bürgerkrieg

In Folge einer Hausdurchsuchung nach Waffen in einem Parteiheim der Sozialdemokraten in Linz kam es am 12. Februar 1934 zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Sozialdemokraten, der Heimwehr bzw. dem Bundesheer, die sich zum Generalstreik und zu einem Bürgerkrieg ausweiteten. Insbesondere in Wien und den verstreuten Industriezentren (Steyr, Obersteiermark, Linz) wurde einige Tage lang heftig gekämpft. Polizei, Bundesheer und die sie unterstützenden Heimwehrabteilungen konnten den damals schon desorientierten, verzweifelt kämpfenden Schutzbund relativ leicht niederkämpfen. Die sozialdemokratische Parteileitung unter Dr. Otto Bauer, Julius Deutsch u.a. flüchtete in die Tschechoslowakei. Am Ende waren die Sozialdemokraten als Partei besiegt. Am 1. Mai 1934 trat eine neue, ständische Verfassung in Kraft. Eine wichtige Rolle hatte dabei der Einfluß Mussolinis gespielt, den die auch gegen die steigende NS-Agitation kämpfende Bundesregierung als Rückendeckung suchte.

Am 25. Juli 1934 kam es zu einem nationalsozialistischen Putschversuch, den so genannte Juliputsch. 154 als Soldaten und Polizisten verkleidete österreichische SS-Leute stürmten das Bundeskanzleramt, Engelbert Dollfuß wurde angeschossen und verblutete kurze Zeit später an den Folgen der Schußverletzungen. Eine zweite Gruppe der Putschisten besetzte die Rundfunkstudios der RAVAG und verbreiten die Falschnachricht, dass Dollfuß die Regierungsgeschäfte Anton Rintelen übergeben habe. Dies war das vereinbarte Zeichen für einen nationalsozialistischen Aufstand in ganz Österreich, insbesondere in der Steiermark, der allerdings nach wenigen Tagen von Polizei und Bundesheer niedergeschlagen werden konnte. Der Unterrichtsminister des Dollfuß-Regimes, Kurt Schuschnigg übernahm die Regierungsmacht.

Unterstützung bekam Schuschnigg von Mussolinis Italien, das Österreich wie auch Ungarn an sich binden wollte und so gegen das Deutsche Reich auszuspielen versuchte. Drohend marschierten italienische Truppen am Brenner auf, worauf Adolf Hitler, der österreichische Diktator des Deutschen Reichs, jeden Einfluss auf die Vorgänge in Österreich (seinem Geburtsland) energisch bestritt.

Schuschnigg orientierte sich zwar an der Selbstständigkeit eines „freien und deutschen Österreichs”, bekam aber immer mehr Gegner, zumal der italienische Diktator Benito Mussolini zunehmend in Abhängigkeit zum Deutschen Reich geriet und daher immer weniger in der Lage war, seine auf die Selbständigkeit Österreichs ausgerichtete Politik aufrechtzuerhalten. 1936 wurde die Achse Rom-Berlin geschmiedet. Die Machthaber in Österreich konnten dem inneren und äußeren politischen und wirtschaftlichen Druck immer weniger entgegensetzten. Die alten großdeutschen Ideen bekamen zusehends mehr an Gewicht. Viele Menschen erhofften sich eine wirtschaftlich bessere Zukunft, da das Land weiterhin unter hoher Arbeitslosigkeit in einer Wirtschaftskrise litt. So bekamen die – freilich weiterhin illegalen – österreichischen Nationalsozialisten Zulauf und einen größeren Rückhalt bei den Bürgern.

„Anschluss“ an das Deutsche Reich

Hauptartikel: Anschluss (Österreich)

Der Anschluss der deutschsprachigen Republik Österreich an Deutschland war nach dem Zerfall der k.u.k.-Monarchie nach dem Ersten Weltkriegs ab 1918/19 Wunsch der meisten Politiker und Bürger, wurde allerdings im Vertrag von Saint-Germain von den Alliierten verboten.

Seit der „Machtergreifung“ der NSDAP unter dem gebürtigen Österreicher Adolf Hitler in Deutschland (siehe auch Zeit des Nationalsozialismus) traf auch die deutsche Regierung Vorbereitungen für einen Anschluss Österreichs. Unterdessen war auch in Österreich ein autoritäres System entstanden, der Ständestaat (siehe auch Austrofaschismus), das sich allerdings für die Selbständigkeit Österreichs aussprach und nationalsozialistische Organisationen verbot.

Hitler forderte 1938 unter Androhung eines Einmarschs eine Aufhebung dieses Verbots und die Beteiligung der Nationalsozialisten an der Regierung; Bundeskanzler Kurt Schuschnigg beugte sich dem. Den schnellen Aufstieg der Nationalsozialisten versuchte er jedoch mit einer Volksabstimmung für ein freies, unabhängiges, deutsches und christliches Österreich zu retten, die für den 13. März 1938 angesetzt war. Schon am 12. März marschierte allerdings die deutsche Wehrmacht unter dem Jubel großer Teile der österreichischen Bevölkerung in das Land ein. Der nationalsozialistische Innenminister Arthur Seyß-Inquart bildete eine nationalsozialistische Regierung und vollzog den Anschluss an das Deutsche Reich, der nachträglich durch eine Volksabstimmung bestätigt wurde (offizielles Ergebnis: 99,73 % dafür). Viele Politiker und Intellektuelle waren bis dahin schon verhaftet worden.

Der Name Österreich wurde durch „Ostmark“, später durch „Donau- und Alpenreichsgaue“ ersetzt, das vergrößerte Deutsche Reich später als „Großdeutsches Reich“ bezeichnet. Am 1. Mai 1939 wurde das sogenannte Ostmarkgesetz verabschiedet, mit dem die Befugnisse vom Reichsstatthalter an den Reichskomissar übergeben werden sollen. Der Vollzug dieses Gesetzes war am 31. März 1940 beendet. Damit war das Gebiet der ehemals souveränen 1. Republik Österreich zu einem in Reichsgaue aufgeteiltem Land im Großdeutschen Reich geworden, das dessen nationalsozialistische Geschichte bis zum Zusammenbruch 1945 teilte.

Nachkriegszeit

Hauptartikel: Besetztes Nachkriegsösterreich


Als die Deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 kapitulierte und der Zweite Weltkrieg in Europa damit sein Ende fand, waren alliierte Truppen bereits weit in die so genannten „Donau- und Alpenreichsgaue“ vorgedrungen. Am 13. April 1945 hatten die sowjetischen Truppen den Kampf um Wien, der rund 19.000 deutsche und 18.000 sowjetische Soldaten das Leben gekostet hatte, für sich entschieden. Im späten April und Anfang Mai drangen die Westalliierten in die westlichen Bundesländer vor.

Bereits am 1. April hatte Karl Renner, der erste Staatskanzler der 1. Republik, Kontakt mit den sowjetischen Truppen aufgenommen, die in die Steiermark vorgedrungen waren. Schon seit 1941 gab es sowjetische Pläne, nach Kriegsende den Staat Österreich wieder herzustellen. 1943 stellten die Alliierten (USA, Großbritannien, Sowjetunion, wenig später auch das französischeKomitee der Nationalen Befreiung“) in der Moskauer Deklaration fest, dass sie die Besetzung Österreichs durch das Deutsche Reich am 15. Mai 1938 als null und nichtig betrachteten und die Befreiung Österreichs eines ihrer Kriegsziele sei. Zuvor hatte es, vor allem in Großbritannien auch andere Denkmodelle gegeben, die neben einem eigenen Staat auch einen föderalistischen Staat mit Bayern oder eine Donaukonföderation, ähnlich der ehemaligen Donaumonarchie beinhalteten [1].

Renner wurde von den Sowjets mit der Bildung einer provisorischen Staatsregierung beauftragt. Ursprünglich wollte Renner nur behilflich sein, eine Regierung zu bilden. Von Stalin wurde er aber direkt beauftragt, einer Regierung vorzustehen. Daher stand er bei den Alliierten im Verdacht mit den Sowjets zu kolaborieren. In der Folge kam es am 14. April zur Gründung der SPÖ (aus Sozialdemokraten und „Revolutionäre Sozialisten“) sowie am 17. April der ÖVP (Christlichsoziale und Landbund) und der KPÖ. Am 27. April 1945 - also noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs - wurde die Unabhängigkeitserklärung Österreichs proklamiert. Am 29. April trat die Provisorische Staatsregierung zusammen (zehn Vertreter der SPÖ, neun ÖVP, sieben KPÖ und drei unabhängige). Die Abgeordneten der KPÖ kamen meist direkt aus Moskau, wo sie im Exil lebten. Anfangs war die Regierung nur von der Sowjetunion anerkannt; die USA, Großbritannien und Frankreich folgten im Verlauf des Jahres. Ziel war die Wiederherstellung der Republik auf der Grundlage der österreichischen Verfassung von 1920. Am 25. November 1945 fanden die ersten Nationalratswahlen statt.

Besatzungszonen in Österreich
Besatzungszonen in Österreich

Österreich war in vier Besatzungszonen aufgeteilt: Vorarlberg und Tirol lagen in der französischen Zone, Kärnten, die Steiermark und Osttirol in der britischen, Salzburg und der südlich der Donau gelegene Teil Oberösterreichs in der US-amerikanischen und Oberösterreich nördlich der Donau, Niederösterreich und das Burgenland in der sowjetischen. Wien war ebenfalls in vier Zonen unterteilt, wobei der Erste Bezirk („Innere Stadt“) gemeinsam verwaltet wurde.

Die sowjetische Besatzungsmacht demontierte in ihrer Zone Industriekomplexe und vieles, was als „Deutsches Eigentum“ deklariert worden war, wurde unter dem Namen USIA beschlagnahmt. In den westlichen Besatzungszonen der USA, Großbritanniens und Frankreichs wurde hingegen der Marshall-Plan aufgelegt. Um an die Mittel zu gelangen war eine Währungsreform notwendig. Nicht zuletzt kam es in der Folge zu den Oktoberstreiks 1950. Auf Grund der ungleichen Mittelverteilung kam es im Westen des Landes erstmals zu einer eigenständigen Industrieentwicklung.

Mit dem Niedergang und Auflösung des Deutschen Reiches verbunden war auch die Vertreibung von Deutschen aus ihren angestammten Siedlungsgebieten in Osteuropa und deren Zuzug auch nach Österreich.

Die Zweite Republik

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Wappen der Zweiten Republik Österreich mit Mauerkrone (Bürger), Sichel (Bauern), Hammer (Arbeiter) und gesprengten Ketten (Befreiung)
Unterzeichnung des Staatsvertrags von Wien 1955 im Oberen Belvedere
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EU-Beitritt 1995 gemeinsam mit Finnland und Schweden

1955 erlebte die Republik Österreich ihre zweite Geburtsstunde. Durch den Staatsvertrag mit allen vier Besatzungsmächten bekam das Land - anders als die Bundesrepublik Deutschland und die DDR - seine volle Souveränität zurück. Als Gegenleistung dafür musste die Zweite Republik ihre „immerwährende Neutralität“ erklären und per Verfassungsgesetz festschreiben. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die österreichische Wirtschaft ähnlich wie die westdeutsche (siehe auch Wirtschaftswunder).

Durch seine neutrale Position wurde Österreich ein wichtiger Zufluchtsort für Beteiligte des Aufstandes in Ungarn (1956) und für viele Mitwirkende des Prager Frühlings (1968). Durch Bundeskanzler Bruno Kreisky, der als einer der ersten westlichen Politiker mit Arafat und Gaddafi Gespräche führte, bekam Österreich eine wichtige Rolle im Nahostkonflikt. Wien wurde zur Heimat vieler internationaler Organisationen wie der OPEC und der UNO.

Eine Folge der jüngeren Geschichte, die Erfahrungen durch den „Anschluss“, die nationalsozialistischen Verbrechen und die vernichtende Niederlage Hitlers im Zweiten Weltkrieg, war unter anderem, dass sich das Selbstverständnis der Österreicher gewandelt hatte. War das Verhältnis zum Staat in der Ersten Republik noch durch deutschnationale Gedanken geprägt, wollten sich die meisten Österreicher nun nicht mehr als „österreichische Deutsche“ oder als „deutsche Österreicher“ sehen, sondern schlicht als Österreicher. Dieses neue österreichische Nationalbewusstsein, das sich auch mit einer Abgrenzung zur neuen Bundesrepublik Deutschland verband (in der sich der umgekehrte Prozess vollzog, da in der Vergangenheit Österreich und Österreicher nur Unglück gebracht hatten), hatte allerdings auch zur Folge, dass sich viele Österreicher, Bürger wie Politiker, jetzt als erstes Opfer (auch als „Opfermythos” bezeichnet) der Nationalsozialisten sehen wollten, obwohl ihr österreichischer Landsmann Hitler unter ihrem Jubel und mit ihrer Zustimmung den Anschluss herbeigeführt hatte. Die Beteiligungen an den Verbrechen des Dritten Reiches wurden deshalb lange Zeit kaum aufgearbeitet. Dieser „blinde Fleck” im Geschichtsbewusstsein fand im Bundespräsidentschaftswahlkampf 1986 besonderen Ausdruck, als Kurt Waldheim seine SA-Mitgliedschaft bzw. seine Rolle in der deutschen Wehrmacht verschwieg. Trotz weltweiter Empörung gewann er die Präsidentenwahl im zweiten Wahlgang. Erst unter Bundeskanzler Franz Vranitzky gab es ein Bekenntnis zur Mitverantwortung der damaligen (zwischen 1938 und 1945) österreicherischen Reichsdeutschen an den Verbrechen des Nationalsozialismus.

Mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regimes in den Ostblockländern, dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Öffnung der Grenzen zu Westeuropa im Jahr 1989 verlor das Land seinen Charakter als westlicher demokratischer Vorposten. Konsequenterweise trat Österreich daher 1995 der Europäischen Union bei, was lange Zeit aufgrund des Neutralitätsgesetzes für undenkbar galt und unterzeichnete in der Folge auch das Schengener Abkommen zur Grenzöffnung. Seitdem hat Österreich offene Grenzen zu Deutschland und Italien.

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Design der Euro-Banknoten vom Österreicher Robert Kalina

Die Regierungskoalition der bürgerlich-konservativen ÖVP mit der von vielen als rechtspopulistisch bezeichneten FPÖ im Februar 2000 führte zum „Einfrieren der Beziehungen”, den so genannten „Sanktionen“ der anderen EU-Länder gegen die österreichischen Bundesregierung sowie zu lang andauernden Demonstrationen (siehe auch Donnerstagsdemonstrationen) von Gegnerinnen und Gegnern der blau-schwarzen Regierung. Die Politik der Europäischen Union hatte allerdings kaum realpolitische Auswirkungen auf die österreichische Innenpolitik und führte vielmehr zu einer kurzfristigen Stärkung der ÖVP-FPÖ-Koalition und zu einer vergleichsweise größeren Ablehnung der EU in Österreich. Aufgrund der Empfehlung des von den EU-Ländern letztlich eingesetzten „Rat der Weisen“ hoben die 14 EU-Länder im September 2000 diese „Sanktion” wieder auf.

Am 1. Jänner 2002 wurde auch in Österreich die neue EU-Währung Euro € eingeführt und löste die alte Währung (Schilling) ab.

Die Folgenden Jahre wurden vor allem durch die Beitrittsverhandlungen der 10 meist osteuropäischen Länder zur EU, dem Transitvertrag und u. a. den Protesten gegen das tschechische AKW Temelin geprägt. Letzteres führte zeitweise zu einem schlechten Klima zwischen Prag und Wien. Die Neuverhandlungen für den Transitvertrag scheiterten im Jahre 2003. Gründe dafür sind unter anderem die für Österreich schlecht ausgehandelten Bedingungen vor dem EU-Beitritt.


Innenpolitik nach 1955

Die Innenpolitik war vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren stark von den Folgen des österreichischen Bürgerkrieges geprägt. So wurde auf eine gleichmäßige Machtverteilung zwischen der ÖVP und der SPÖ geachtet ("Proporz"). Als es 1966 zur Alleinregierung der ÖVP kam, löste dies dementsprechende Befürchtungen aus.

1970 gewann Bruno Kreisky die Wahl und bildete mit Duldung der Freiheitlichen eine Minderheitsregierung, nach der Wahl 1971 hatte die SPÖ sogar eine absolute Mehrheit. 1970 - 1983 wurden einige wesentliche Änderungen durchgeführt. Bruno Kreisky errichtete einen modernen Sozialstaat und bekämpfte die Arbeitslosigkeit, dies oft durch die Aufstockung des öffentlichen Dienstes bzw. des Personals der Staatsbetriebe. Er führte andererseits Steuern wie die 32 % "Luxussteuer" (erhöhter Mehrwertsteuersatz) oder eine 60 %ige Besitzsteuer ein, die von seinen Nachfolgern wieder abgeschafft wurden. Des weiteren vertrat Kreisky eine sehr liberale Einwanderungspolitik. Die Einwanderungsgesetze waren zu dieser Zeit eine der liberalsten in Europa. 1976 kam es zur Bindung des Schillings an die D-Mark, nachdem der Dollarkurs eingebrochen war. Dies war auch die Blütezeit der SPÖ. Sie hielt zu dieser Zeit meist mehr als 40 % der Abgeordneten. 1978 sorgte vor allem die Volksabstimmung über das AKW Zwentendorf (die Inbetriebnahme wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt) für Aufregung, trotzdem schaffte Kreisky 1979 wieder die absolute Mehrheit. Die verlorene Wahl 1983 - die SPÖ hatte die absolute Mehrheit verloren - hatte zur Folge, dass Bruno Kreisky abdankte und seine Regierungsgeschäfte an Fred Sinowatz übergab. Die erfolgreichen Proteste gegen eine Staustufe in Hainburg an der Donau sorgten 1984 für Aufsehen und brachten die damalige Regierung in arge Turbulenzen. Sie gelten auch als die Geburtsstunde der Grünen in Österreich. Es kam zur rot-blauen Koalition (SPÖ/FPÖ) unter Sinowatz/Steger, die 1986 durch die Ernennung von Jörg Haider zum Parteiobmann der FPÖ ein jähes Ende fand. In den folgenden Jahren sollte die FPÖ einen sog. Rechtsruck erfahren, der sie in die Nähe anderer rechtspopulistischer Bewegungen in Europa brachte. Dies hatte neben einem enormen Stimmenzuwachs (von ca. 5% 1983 auf 27% 1999) in 1995 den Bruch mit dem liberalen Flügel der Partei zur Folge. Es entstand als Abspaltung das Liberale Forum (LIF). In den Folgejahren wurden einige Sozialleistungen bzw. Steuern wieder abgeschafft und die Einwanderungsgesetze schrittweise deutlich verschärft.

Innenpolitik seit 2000

Nach den Jahren der großen Koalition (1986 - 2000) kam es zu einem Regierungswechsel. Es begann die schwarz-blaue Koalition (ÖVP/FPÖ) unter Bundeskanzler Schüssel, auf die die übrigen EU-Staaten mit so genannten "Sanktionen" (einem symbolischen Einfrieren diplomatischer Beziehungen) reagierten. Insbesondere Frankreich und Belgien fürchteten, dass der europäische „Rechtspopulismus” auf diesem Weg salonfähig werden könnte. Diese "Sanktionen" wurden bald wieder aufgehoben, da schnell klar war, dass sie dem österreichischen Volk schadeten, welches sich verbissen gege diese Regierung wehrte. Unteranderem durch den Druck er Sanktionen und der Hilfe aus dem Ausland, sowie durch dem Kampf des Volkes, kam es im Jahr 2002 nach einem Bruch in der FPÖ erneut zu Wahlen, bei denen die ÖVP 43 % der Stimmen bekam und somit erstmals seit 1966 wieder stärkste Partei wurde. Erneut kam es (entgegen allen Wahlversprechen Schüssels) zur Bildung einer schwarz-blauen Koalition ("Kabinett Schüssel II"), allerdings mit einer weitaus schwächeren FPÖ. Unter dieser Koalition wurde und wird der Liberalisierungs- und Sparkurs, der von der SPÖ/ÖVP-Koalition begonnen wurde, fortgeführt.

Im April 2005 kam es zu einer folgenschweren Änderung der Parteienlandschaft: die FPÖ hatte in den letzten Jahren ihres Niederganges, einen riesigen Schuldenberg aufgebaut. Ausserdem war oder ist sie innerlich zerstritten (aber leider nicht handlungsunfähig). So entschied der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider eine neue Partei (ohne Schulden) zu gründen. Das BZÖ war geschaffen und viele blaue Parlamentarier folgten Jörg Haiders Beispiel und traten zum BZÖ über. Die rechtlichen Konsequenzen dieses Schrittes sind noch nicht klar, immerhin befindet sich eine Partei in der Regierung die keiner gewählt hat. Von Seiten der ÖVP wie des BZÖ wird der Weiterbestand der Koalition versichert.

2005 ist für Österreich ein Jubiläumsjahr: 60 Jahre nach Kriegsende und Geburt der 2. Republik, 50 Jahre Staatsvertrag und Neutralität; außerdem 10 Jahre EU-Mitgliedschaft.

Siehe auch

Portal Österreich, Liste der Markgrafen und Herzöge von Österreich im Mittelalter, Habsburg, Liste der römisch-deutschen Herrscher, Liste der Kaiser von Österreich, Österreichische Kaiserhymnen, Bundeskanzler (Österreich), Österreichischer Gedenkdienst, Braunauer Zeitgeschichte-Tage, Kriegsmarine (Österreich-Ungarn)

Geschichte Deutschlands, Geschichte Tschechiens, Geschichte Ungarns, Geschichte Sloweniens

Literatur

  • Erich Zöllner: Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Verlag für Geschichte und Politik, ISBN 3702802223
  • Ernst Bruckmüller: Sozialgeschichte Österreichs, Verlag Herold, ISBN 3700802838
  • Karl Vocelka: Geschichte Österreichs (Kultur - Gesellschaft - Politik), Verlag Styria, ISBN 3453216229
  • Richard und Maria Bamberger, Ernst Bruckmüller, Karl Gutkas (Hrsg.): Österreich-Lexikon , Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon, ISBN 3950043802
  • Manfred Scheuch: Österreich im 20. Jahrhundert (Von der Monarchie zur Zweiten Republik), Verlag Christian Brandstätter, ISBN 3854980299
  • Stephan Vajda: Felix Austria (Eine Geschichte Österreichs), Ueberreuter

Weblinks