Grumman F-14

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F-14 Tomcat

Eine F-14 Tomcat wird für den Start vorbereitet (Aufgenommen auf dem Flugzeugträger USS Abraham Lincoln während der Operation "Irakische Freiheit" 2003)
Beschreibung
Aufgabe Trägergestützter Mehrzweck-Jäger
Hersteller Grumman Aerospace Corporation
Stückkosten 38 Mio. US-Dollar
Erstflug 21. Dezember 1970
Einsatzbereit ab September 1974
Besatzung Pilot und Radar-Abfang-Offizier (RIO)
Abmessungen
Länge 19,10 m
Spannweite 19,55 m ausgeschwenkt, 11,65 m eingeschwenkt, 10,15 m eingeschwenkt (unter Deck)
Spannweite Höhenleitwerk 9,97 m
Höhe 4,88 m
Flügelfläche 52,49 m2
Gewichte
Leer 18.191 kg
Startgewicht (leer) 26.633 kg
Startgewicht (mit 4 AIM-7 Sparrows) 27.068 kg
Startgewicht (mit 6 AIM-54 Phoenix) 32.098 kg
Maximal beim Start 33.724 kg
Landegewicht 23.510 kg
Treibstoff (max. intern) 7.348 kg
Treibstoff (max. extern) 1.724 kg
Triebwerke
Triebwerke Zwei Turbofan-Triebwerke mit Nachbrennern
F-14A: ursprünglich Pratt and Whitney TF-30P-412A, inzwischen F110-GE-400 wie F-14B
F-14B und F-14D: Zwei General Electric F110-GE-400
Schub
TF-30P-412A: 68 kN Trockenschub pro Triebwerk, 93 mit Nachbrenner
F110-GE-400: 74 kN Trockenschub pro Triebwerk, 120 mit Nachbrenner
Leistung
Höchstgeschwindigkeit Mach 2,37 (= 2.517 km/h)
Kampfreichweite
Überführungsreichweite 4.232 km
Dienstgipfelhöhe über 56.000 ft (= 17.070 m)
Steigrate
Bewaffnung
Geschütze 20 mm M61A1 Vulcan mit 675 Schuss
Bomben/Raketen 6.577 kg, bestehend aus AIM-54 Phoenix, AIM-9 Sidewinder, AIM-7 Sparrow. F-14D zusätzlich gelenkte und ungelenkte Bomben

Die Grumman F-14 Tomcat ist ein überschallschneller, zweistrahliger, mit Schwenkflügeln ausgestatteter zweisitziger Kampfjet der United States Navy. Ihre primären Aufgaben sind die des Luftüberlegenheitsjägers, Flottenverteidigung und Präzisionsschläge gegen Bodenziele.

Geschichte

Entwicklung

Die Navy suchte Ende der 1960er Jahre nach einem Ersatz für ihre in die Jahre gekommenen trägergestützten Jäger, vor allem die F-4 Phantom II. Zugleich sollte das neue Flugzeug auch als langsam fliegende Raketenabschussbasis zur Flottenverteidigung und somit als Ersatz für die geplante und aus Kostengründen wieder verworfene F6D Missileer dienen. Als auch das Programm F-111B zu scheitern drohte (das Flugzeug war für Trägerlandungen zu groß und zu schnell), warf Grumman im Oktober 1967 den Entwurf G303, die spätere Tomcat, in den Ring. Die Frage, ob das Flugzeug starre Flügel oder wie die F-111 Schwenkflügel besitzen sollte, ließ man zunächst offen. Die Navy ging allerdings noch nicht auf das Angebot ein, da man noch letzte Versuche unternehmen wollte, die F-111B zu retten.

Erst im Juli 1968, nachdem das Projekt F-111B klar tot war, schrieb die Navy wieder einen Flotten-Abfangjäger unter dem Titel VFX aus. Grumman bot die G303 gegen Entwürfe von Northrop American, LTV, General Dynamics und McDonnell-Douglas an. Schließlich erhielt Grumman, die seit drei Jahrzehnten immer wieder erfolgreiche Flugzeugmuster für die Navy gebaut hatten, im Januar 1969 den Zuschlag. Das Projekt erhielt hohe Priorität, da man durch die gescheiterten Missileer- und F-111-Projekte viel Zeit verloren hatte und sich die Navy Sorgen um neue sowjetische Hochleistungsflugzeuge wie die MiG-25 machte.

Der Name Tomcat wurde zu Ehren der Rolle des Konteradmirals Tom "Tomcat" Connelly gewählt, welche dieser bei der Entstehung der F-14 spielte. Er opferte seine eigene Karriere, als er in einer offenen Kongressdiskussion gegen den damaligen Verteidigungsminister Robert McNamara aufstand, und die von diesem favorisierte F-111B als ungeeignet bezeichnete ("Senator, there is not enough thrust in all of Christendom to make a fighter out of the F-111."). Zudem passte dieser Spitzname zur Tradition der Navy, die Flugzeuge von Grumman mit felinen Namen zu belegen.

Im Frühjahr 1969 war die Entscheidung für die Schwenkflügel gefallen, und man kam überein, dass zunächst sechs Prototypen YF-14A Tomcat gebaut und intensiv getestet werden sollten. Später wurde der Vertrag auf zwölf Flugzeuge ausgedehnt. Der erste flugfähige Prototyp hob am 21. Dezember 1970 mit den beiden Grumman-Werkspiloten William Miller und Robert Smythe zu einem ersten kurzen Flug mit voll ausgeschwenkten Flügeln vom Boden ab. Beim zweiten Testflug neun Tage später ging die Maschine durch einen Hydraulik- und Triebwerksschaden verloren. Miller und Smythe konnten sich knapp über Baumwipfelhöhe aus dem abstürzenden Flugzeug schießen. Das Testprogramm hätte kaum einen ungünstigeren Verlauf nehmen können. Bis Mai 1971 wurde deshalb zunächst weiter an der F-14 entwickelt, bevor die Erprobung fortgesetzt wurde. Dabei gingen nochmals zwei Maschinen verloren. Am 20. Juni 1973 kollidierte bei Waffentests eine AIM-7 Sparrow-Rakete kurz nach dem Abschuss mit dem Prototypen Nr. 5. Die Jetbesatzung konnte sich mit dem Schleudersitz retten und bekam später den humorvollen Titel "Die Tomcat-Piloten, die sich selbst abgeschossen haben" verliehen. Als Konsequenz aus diesem Unfall wurden die pyrotechnischen Ladungen an den Raketenpylonen verstärkt. Der Waffenabschusstest hatte somit seinen Zweck erfüllt. Am 29. Juli 1973 starb William Miller, als er - allein fliegend - mit dem Prototypen Nr. 10 abstürzte.

Die ersten in Serie gebauten Tomcats wurden bereits ab Oktober 1972 an die Naval Air Station (NAS) Miramar in Kalifornien ausgeliefert.

Konstruktion

Pilot und Radar-Abfangoffizier (Radar Intercept Officer, RIO) sitzen im Cockpit hintereinander, jeweils auf Martin-Baker GRU-7A-Schleudersitzen. Die Cockpit-Einrichtungen sind für Pilot und RIO spezialisiert und überwiegend nicht doppelt ausgelegt. Die Besatzung sitzt unter einer haubenförmigen Kuppel mit guter Sicht in alle Richtungen, die nach hinten aufschwenkt. Das Cockpit wird über ausklappbare Trittstufen erreicht.

Das Flugwerk der F-14 besteht aus einer von der F-111 adaptierten und weiterentwickelten Schwenkflügel-Konstruktion. Vorteil dieses Systems ist, dass man mit ausgeschwenkten Flügeln genügend Auftrieb für den langsamen Flug bei Trägerstarts und -landungen zur Verfügung hat, und andererseits mit eingeschwenkten Flügeln optimale Stabilität und Manövrierbarkeit beim Überschall-Flug erreicht. Nachteilig ist, dass die Schwenkflügel den Jet groß, kompliziert und teuer machen.

Um im Überschallflug die durch Wechsel der Flügelgeometrie bedingten Änderungen des Nickwinkels aufzufangen, besitzt die F-14A kleine automatisch ausgefahrene dreieckige Vorflügel am Übergang zwischen Cockpit und Flügelwurzel. Standardmäßig wird die Flügelpfeilung der Tomcat automatisch vom Mach Sweep Programmer (MSP) in Abhängigkeit von der Fluggeschwindigkeit zwischen 20 und 68° geregelt. Der Pilot kann die Pfeilung auch manuell einstellen. Für Bodenangriffe gibt es einen festen Modus bei 55°. Um weniger Platz auf dem Flugzeugträger einzunehmen, können die Flügel bis 75° "überschwenkt" werden und überlappen dann die Höhenruder.

Die Flügel besitzen Spoiler zur Verbesserung der Manövrierfähigkeit sowie über fast die gesamte Länge Klappen an der Flügelhinterkante und Vorflügel an der Vorderkante, um das Flugzeug bei niedrigen Geschwindigkeiten besser steuerbar zu machen. Die inneren Klappen sind deaktiviert, wenn die Flügelpfeilung ihre Beweglichkeit behindern würde. Im Landeanflug kann der Pilot die Spoilerposition über ein Daumenrad am Steuerknüppel einstellen, um Geschwindigkeit und Winkel des Abstiegs zu regulieren, ohne die Lage des Flugzeugs ändern zu müssen. Man nennt diese Technik auch Direct Lift Control (DLC).

Am Heck befinden sich zwei vollbewegliche horizontale Heckflossen zur Höhen- und Rollregulierung sowie zwei nach außen abgeschrägte Seitenleitwerke, die auf den Triebwerksgehäusen befestigt sind. Des Weiteren gibt es unter dem Rumpf zwei kleine senkrecht nach unten zeigende Flossen. Über und unter dem Rumpf sind vor den Triebwerksauslässen hydraulisch bewegte Bremsklappen montiert.

Wie schon bei vorhergehenden Grumman-Flugzeugen besteht auch der Rumpf der Tomcat aus Aluminium-Legierungen und Titan. An einigen Stellen kommen darüber hinaus Graphit-Epoxy-Verbundwerkstoffe zum Einsatz. Die Triebwerke der F-14A vom Typ Pratt & Whitney (P&W) TF30-P-412 waren von der F-111B übernommen worden. Sie leisten jeweils 68 kN Trockenschub und 93 kN Schub mit Nachbrenner.

Die Triebwerke sitzen in einzelnen Gehäusen unter dem Rumpf. Hauptgrund für diese Konfiguration war, dass sie gute Luftzufuhr für die Triebwerke sicherstellte, was unter anderem für die F-111 ein großes Problem war, und die Triebwerke sind für Wartungsmannschaften gut zugänglich. Jedes Triebwerk hat einen keilförmigen Lufteinlass mit einer verstellbaren Rampe am Hals und ist leicht seitlich nach außen verschränkt. Unter jedem Triebwerksgehäuse kann ein Außentank mit 1.100 Liter Treibstoff mitgeführt werden. Auf der rechten Cockpitseite befindet sich eine einziehbare Sonde zur Luftbetankung.

Das Fahrwerk ist besonders stabil ausgelegt, um sichere Trägerlandungen zu ermöglichen. Die beiden hinteren Räder werden in Flügelkästen zurückgezogen. Das steuerbare Vorderfahrwerk hat Zwillingsbereifung und eine Befestigung für das Flugzeugträger-Katapult. Hinten zwischen den Triebwerksauslässen befindet sich der Fanghaken.

F-14 wirft im Sinkflug eine lasergelenkte Bombe ab
F-14 kurz vor dem Start mit Nachbrenner

Bewaffnung

Die Hauptwaffe der Tomcat ist die große Hughes AIM-54 Phoenix mit 200 km Reichweite und aktivem Radar. Die Tomcat muss das Ziel im Raketen-Endanflug somit nicht mit dem Bordradar "beleuchten". Prinzipiell sollte es die Rakete der Tomcat ermöglichen, Eindringlinge auf sehr große Entfernung zu zerstören. Die Phoenix-Rakete war ebenfalls von der F-111B übernommen worden und stellt die letzte Entwicklungsstufe der Falcon-Serie von Luft-Luft-Raketen dar. Sie konnte nur von der Tomcat getragen werden. Maximal konnten sechs Phoenix-Raketen mitgeführt werden (vier im "Tunnel" unter dem Rumpf und zwei an Flügelpylonen). Allerdings sind die Raketen so schwer, dass eine Tomcat nicht mit sechs Stück auf einem Träger landen kann. Des Weiteren ist durch die zwei zusätzlichen Raketen an den Flügelpylonen der Widerstand so hoch, dass die Flugleistungen, insbesondere die Reichweite, herabgesetzt werden. In der Praxis bestand die Standardbewaffnung daher aus vier Phoenix sowie je zwei AIM-7 Sparrow halbaktiven (SARH)-Raketen und zwei wärmesuchenden AIM-9 Sidewinder für den Nahkampf. Die Sparrow und Sidewinder werden unter beengten Verhältnissen an einer Doppelpylone an der Flügelwurzel aufgehängt, da die Flügel selbst durch Klappen und Spoiler belegt sind und es überdies schwierig (aber nicht unmöglich) wäre, an einem schwenkenden Flügel Pylonen aufzuhängen. Wenn keine Phoenix mitgeführt werden, können unter dem Rumpf drei weitere AIM-7 montiert werden.

Die radargelenkten Raketen werden vom Hughes AN/AWG-9 Puls-Doppler-Radar und dem AN/AWG-15 Feuerleitcomputer kontrolliert. Das Radar stammte von der F-111B. Seine Geschichte lässt sich bis zur F6D Missileer und dem für die F-108 Rapier und YF-12 entwickelten AN/ASG-1 Radar zurückverfolgen. Das AN/AWG-9 gibt der Tomcat weiträumige Luftraum-Beobachtungsfähigkeiten im Bereich bis 160 km und mehr. Es kann 24 Ziele verfolgen und sechs davon zur gleichen Zeit mit Phoenix-Raketen angreifen.

Für den Luftnahkampf verfügt die Tomcat über ein links unter dem Cockpit montiertes Gatling-Geschütz M61 Vulcan mit 675 Schuss.

Die ersten F-14A waren mit einem steuerbaren AN/ALR-23 Infrared Search and Track (IRST)-Gerät unter der Nase ausgerüstet, das entweder dem Radar nachgeführt oder unabhängig verwendet werden konnte. Anfang der 1980er Jahre wurde das IRST ab Werk durch das Northrop AN/AXX-1 Television Camera Set (TCS) ersetzt, eine steuerbare Tageslicht-Kamera mit Teleobjektiv. Bei den älteren Jets wurde das IRST nach und nach gegen das TCS getauscht. Das TCS erlaubt der Tomcat, ein Ziel auf lange Reichweite zu inspizieren, bevor man es angreift. Das Problem, sicher sagen zu können, ob ein Ziel Freund oder Feind ist, verbot meist den Einsatz von BVR-Waffen (Beyond Visual Range, Außer Sichtweite) über Vietnam.

Zur weiteren Avionik-Ausstattung gehören UHF-Funk, Freund-Feind-Identifizierungstransponder, inertiale Navigation, TACAN-Navigation, Radiokompass und Radarhöhenmesser. Die F-14A besaß ursprünglich auch einen AN/APR-45 Radarwarnempfänger (RWR), AN/ALQ-126 Störsender mit Antennen an den Spitzen der Heckflossen und unter der Nase sowie einen AN/ALE-39 Täuschkörperwerfer am hinteren Rumpfende.

TARPS

Schon früh fand sich die Tomcat in der Rolle des Aufklärers wieder. 1979 begann das Naval Air Test Center in Patuxent River (Maryland) mit der Entwicklung des TARPS-Systems (Tactical Air Reconnaissance Pod System) für die Tomcat. TARPS wurde aus einem Aufklärungssystem für die A-7 Corsair weiterentwickelt, das nie Serienreife erlangt hatte. Der aerodynamische Behälter ist etwa 5,18 m lang und wiegt 794 kg. Er enthält eine Kamera in der Nase, eine weitere Panorama-Kamera im Mittelteil und einen Infrarotscanner im hinteren Teil. Der TARPS-Behälter wird an der rechten hinteren Station im "Rumpftunnel" befestigt und belegt sämtliche dortigen Raketenstationen. Da er zusätzliche elektrische Leitungen erfordert, wurden 50 Tomcats speziell für TARPS umgebaut. Das System wird vom Radarabfangoffizier auf dem Rücksitz kontrolliert, der dazu über ein neues TARPS-Display verfügt, auf dem er die Aufklärungsdaten verfolgen kann. Der Pilot kann über einen Schalter am Steuerknüppel die Kameras ein- und ausschalten.

TARPS wurde 1980 in der Flotte eingeführt und erwies sich als sehr wertvoll, da zu dieser Zeit mit der RF-8G Crusader das letzte spezialisierte Aufklärungsflugzeug aus dem aktiven Dienst ausschied. Eigentlich sollte TARPS nur eine Zwischenlösung sein, da die Navy hoffte, bald eine Aufklärungsversion der F/A-18 Hornet zu erhalten, was allerdings nie passierte. Stattdessen wurden die TARPS-Tomcats zur ständigen taktischen Aufklärungsplattform der Navy.

Indienststellung und Einsätze

Foto des Piloten-Cockpits in einer NASA-Versuchsmaschine

Im September 1974 lief die USS Enterprise (CVN-65) in den Pazifik aus. An Bord befanden sich die ersten beiden F-14-Geschwader VF-1 Wolfpack und VF-2 Bounty Hunters. Insgesamt erhielt die Navy inklusive der 12 Prototypen 478 Flugzeuge des Typs F-14A, mit denen die F-4 Phantom II und F-8 Crusader im Flottendienst ersetzt wurden. Die Produktion der Tomcat setzte Grumman unter starken finanziellen Druck, da der Vertrag mit der Navy die Stückkosten festschrieb und die späten 1970er Jahre eine Zeit besonders starker Inflation in den USA waren. Grumman musste die Regierung um eine Vertragsänderung bitten, um nicht in Konkurs gehen zu müssen, und die Regierung stimmte zu.

Eine F-14A Tomcat verlässt die USS Kitty Hawk, März 2003

Die Piloten gaben der F-14A wegen ihrer Vielzahl an Klappen, Spoilern und Vorflügeln bald den Spitznamen "Truthahn". Sie war zunächst nicht sehr beliebt bei ihren Besatzungen, da sie zwar ein leistungsfähiges Flugzeug, aber auch groß, schwer, etwas untermotorisiert, manchmal nicht leicht zu handhaben und bei Trägerlandungen oft ein "schwieriges Kind" war. Die weit auseinander liegenden Triebwerke führten dazu, dass der Jet im Nachbrennerbetrieb bei Ausfall eines Triebwerks sofort in eine schwer auffangbare Drehung überging. Allgemein waren die TF-30-Triebwerke problembehaftet. Am schlimmsten war die Tendenz, Turbinenschaufeln zu verlieren, die dann im Triebwerk umherflogen, es zerstörten und auch durch den Rumpf schnitten.

Der Hersteller Pratt & Whitney strengte sich an, möglichst schnell eine zuverlässigere Variante des Triebwerks zu entwickeln, die schließlich mit dem TF-30-P-414 zur Verfügung stand. Im Luftkanal wurde eine zusätzliche schützende Stahlverkleidung installiert, um wenigstens den Rest des Flugzeugs vor Triebwerksschäden zu schützen. Das neue Triebwerk war allerdings größer und schwerer. Bis 1979 waren alle Flugzeuge auf die neue Triebwerks-Passform umgebaut und die Zuverlässigkeit verbesserte sich. 1981 brachte P&W ein kleineres Upgrade des Triebwerks, die TF-30-P-414A. Dennoch gehen bis heute Tomcats durch verschiedene Fehler der Triebwerke verloren. Zur Analyse eines solchen triebwerksbedingten Landeunfalls siehe auch den Artikel Kara Spears Hultgreen.

Die Probleme brachten dem TF-30 einen schlechten Ruf ein, aber Pratt & Whitney konnte zumindest "mildernde Umstände" geltend machen. Die Tomcat hatte eine solch exzellente Hochgeschwindigkeits-Manövrierbarkeit, dass die Triebwerke besonders stark beansprucht wurden. Andere Hochleistungsflugzeuge der damaligen Zeit litten mit ihren Triebwerken unter ähnlichen Problemen.

Trotz ihrer Schwierigkeiten erfüllte die Tomcat die ihr zugedachte Rolle sehr gut. Sie konnte lange Zeit in weit entfernten Gebieten patroullieren. Ihre Bewaffnung und Radar machten sie zu einem beeindruckenden Schutzschild für ihre Trägergruppe. Im Nahkampf war sie dank ihrer Schwenkflügel sehr wendig. Die letzte Version der Phoenix-Rakete (AIM-54C) ließ sich ab 1979 auch als Antischiffsrakete verwenden.

Sorgen bereitete den Navy-Verantwortlichen, dass die Tomcat in der Flottenverteidigung nie wirklich im Kampf getestet wurde. Man hatte viele Testschüsse mit der Phoenix-Rakete durchgeführt, die auf eine hohe Trefferquote hindeuteten, inklusive eines Tests 1973, bei dem sechs Phoenix auf unterschiedliche Ziele abgefeuert wurden. Diese Übung wurde von dem ausführenden Piloten Cdr. John Wilson als das finanzielle Äquivalent zum in Brand setzen eines zehnstöckigen Parkhauses voller nagelneuer Cadillacs bezeichnet. Der Test entsprach allerdings keiner realistischen Kampfsituation. Tatsächlich hat die Phoenix wahrscheinlich nie ein feindliches Flugzeug abgeschossen (zumindest teilweise, weil keine Gelegenheit dazu bestand).

Während der Evakuierung von Vietnam 1975 flogen die brandneuen Tomcats zwar Jagdschutz, wurden aber nicht in Kämpfe verwickelt. Erstmals traf die F-14A 1981 über dem Mittelmeer auf Feindflugzeuge. Libyens Staatschef Ghaddafi hatte den Golf von Sidra zu libyschen Hoheitsgewässern erklärt. US-Präsident Reagan ließ die Trägergruppe der USS Nimitz (CVN-68) in den Golf einfahren, um Ghaddafi herauszufordern. Am 18. August 1981 kam es zu einer Konfrontation zwischen zwei Tomcats und libyschen Jets, aber es wurden keine Schüsse abgefeuert. Am nächsten Tag waren die libyschen Piloten aggressiver. Zwei Bodenangriffsflugzeuge vom Typ Su-22 griffen zwei Tomcats der VF-41 Black Aces an. Die führende Su-22 feuerte eine Luft-Luft-Rakete ab, die allerdings das Ziel nicht verfolgte. Die beiden F-14 erwiderten das Feuer mit AIM-9L Sidewinder-Raketen und schossen die libyschen Flugzeuge ab.

Im Oktober 1985 fingen vier Tomcats - VF-74 Bedevilers und VF-103 Sluggers, stationiert auf der USS Saratoga (CVN-60) - eine ägyptische Boeing 737 ab, die Terroristen, welche das italienische Kreuzfahrtschiff Achille Lauro entführt hatten, an Bord hatte.

Im März 1986 feuerte Libyen Boden-Luft-Raketen auf über dem Golf von Sidra patrouillierende F-14 der USS America (CVN-66) und USS Saratoga (CVN-60). Als Gegenmaßnahme zerstörten die F-14 die Raketenstellung und versenkten einige libysche Patrouillenboote.

Ende 1986 flogen Tomcats Jagdschutz für die Bombardierung von Tripolis und Bengasi durch F-111 Aardvarks während der Operation Eldorado Canyon.

Im Januar 1989 zerstörten zwei Tomcats der VF-32 Swordsmen zwei angreifende libysche MiG-23 Flogger-B mit AIM-9 Sidewinder- und AIM-7 Sparrow-Raketen.

Dies waren die einzigen Abschüsse durch US-Jagdflugzeuge, die nicht während eines Krieges erfolgten.

Während des Golfkrieges im Jahre 1990/91 flogen die F-14 bewaffnete Luft-Patrouillen (CAP) und Aufklärungsmissionen. Der einzige Abschuss gelang einer Tomcat der VF-1 Wolfpack. Sie zerstörte einen irakischen Mi-8 Hip Helikopter. Die VF-103 Sluggers, stationiert auf der USS Saratoga (CVN-60), verlor eine Tomcat durch eine irakische Boden-Luft-Rakete während einer TARPS-Aufklärungsmission über dem Wadi Amif.

Die Tomcat bewährte sich dabei außerordentlich, allerdings ist sie aus heutiger Sicht (Jahr 2004) veraltet, und viele der alten F-14A Maschinen haben ihre maximale Lebensdauer erreicht. Die US Navy beginnt deshalb damit, die jeweils ältesten Maschinen auszumustern. Ihre Aufgaben werden von der neuen F-18E/F Hornet übernommen. Ob dies ein guter Ersatz ist, bleibt abzuwarten. Bereits die F/A-18A und C sollten die Tomcat ablösen, lieferten aber konstruktionsbedingt nicht die Performance der F-14. Die F-14Bs und Ds wurden mit neueren Bodenzielsystemen und Laserdesignatoren ausgerüstet, die teilweise von der F-15 Strike Eagle übernommen wurden. Sie waren nun in der Lage sowohl freifallende als auch lasergelenkte Bomben zielgenau abzuwerfen. Die "neuen" F-14 wurden nun scherzhaft Bombcat genannt. Bis die F/A-18E/F sich als vollwertiger Ersatz bewährt haben, werden die restlichen 130 F-14 noch als Allround-Jagdbomber-Abfangjäger im Einsatz bleiben, voraussichtlich bis Ende 2010.

Die Tomcat war auch der heimliche Star im US-Kinofilm Top Gun mit Tom Cruise, der den Jet in allen nur denkbaren Fluglagen zeigte. Der Film wurde mit großer Unterstützung durch die US Navy und das Pentagon gedreht, und verfehlte seine Wirkung nicht: Schon kurz nach Kinostart stürmten junge Männer die Rekrutierungsbüros der Navy und wollten Tomcat-Piloten werden.

Als einziger Exportkunde kaufte der Iran 80 Tomcats. Die letzte bestellte Maschine wurde nicht dorthin ausgeliefert, da zwischenzeitlich im Iran die Revolution ausgebrochen war. Auf amerikanischer Seite führte diese Entwicklung zu hektischer Betriebsamkeit, da nun dem Feind eines der damals modernsten US-Kampfflugzeuge in die Hände gefallen war. In aller Eile erhielten damals alle amerikanischen Tomcats eine neue Software für das Feuerleitradar, um die iranischen Kenntnisse über das System wenigstens zum Teil wertlos zu machen.

Die F14 erwiesen sich als sehr wertvolle Waffe der Luftwaffe der Islamischen Republik Iran (IRIAF) im Krieg gegen den Irak. Während die F4E-Phantom und F-5E TigerII der IRIAF hauptsächlich für Angriffe gegen Bodenziele eingesetzt wurden, setzte die IRIAF ihre F14 für reine Luft-Luft-Gefechte ein. In den acht Jahren des Iran-Irak-Krieges schossen iranische F14, von denen manchmal aufgrund des Ersatzteilmangels nur ein Dutzend einsatzbereit waren, insgesamt 148 irakische Kampfflugzeuge und Helikopter ab. Der erste Abschuss gelang am 10. September 1980 einer iranischen F14 der 81TFS/TFB.8, die eine irakische MiG-21 vernichtete. Der letzte Abschuss einer irakischen Maschine im 8-jährigen Golfkrieg durch eine iranische F14 gelang am 14. Juni 1988, als eine iranische F14 der 81TFS/TFB.8 eine Mirage F.1EQ der irakischen Luftwaffe mit einer AIM-9P vernichtete.

F14-Fliegerasse der IRIAF waren unter anderem die Piloten Ata'ie, Azimi, Naghdi, Afshar, Malej, All-e-Agha, Sedghi, Hazin, Dehghan, Farahavar, Amir, Rostami, J.Zandi, Khosrodad, Qiyassi, Rahnavard und A.Hoda. Jeder dieser Piloten schoss im 8-jährigen Iran-Irak-Krieg mindestens drei irakische Kampfmaschinen ab.

Selbst heute, mehr als 20 Jahre nach dem Embargo, verfügt der Iran über mindestens 60 einsatzbereite F14A, die im Jahr 2004 bei Militärparaden in Massen-Formationsflügen präsentiert wurden. Die alte Wüstentarnbemalung mit den Farben Sandgelb, Dunkelgrün und Braun wurde 2004 durch ein Hellgrau/Dunkelgrau-Tarnmuster ersetzt.

Versionen

  • F-14A Tomcat - Erste Produktionsversion (ausgeliefert ab 1973) für die US-Navy (554 Stück).
  • F-14A/TARPS - F-14A's die, ausgerüstet mit dem TARPS-System, als Aufklärer verwendet wurden (50 Stück).
  • F-14B Tomcat - Prototyp einer F-14 mit F401-P-400 Triebwerken (2 Stück). Ein Modell flog am 12. September 1973, das zweite wurde nicht fertig gestellt, Programm aus Kostengründen eingestellt.
  • F-14C Tomcat - geplante Entwicklung einer Tomcat mit TF30-P-414A Triebwerken und modernerer Avionik, Programm aus Kostengründen eingestellt.
  • F-14A (Plus) Tomcat - Hauptunterschied dieser ab 14. November 1987 gebauten Version zur F-14A sind die neuen Triebwerke F110-GE-400 von General Electric. Dieser Ersatz wurde notwendig, da die ursprünglich eingebauten TF30-Triebwerke von P&W zu keinem Zeitpunkt befriedigen konnten. Sie waren leistungsschwach, schwer wartbar, und überdies unzuverlässig und unfallträchtig. Häufigste Ursache für den Verlust von Tomcats war, dass Turbinenschaufeln abbrachen, durchs Triebwerk flogen und es dabei zerstörten. 1991 wurde die F-14A (Plus) Tomcat in F-14B Tomcat umbenannt. (Neu gebaut: 38 Stück, umgebaute F-14A: 47 Stück, insgesamt: 85 Stück)
  • F-14D Tomcat - Die ab 1990 ausgelieferte bzw. aus älteren Flugzeugen umgebaute F-14D stellen eine grundlegende Modernisierung im Rahmen der begrenzten Ausbaumöglichkeiten des Flugzeugs dar. Neu sind das AN/APG-71-Radarsystem, eine digitale Flugsteuerung, verbesserte Gegenmaßnahmen zum Selbstschutz, Nachtsichtkompatibilität, Zieltransferkapazität und verschiedene Bauteile, die der F-14 nun auch das Angreifen von Bodenzielen ermöglichen (die war bei der ursprünglichen Konzeption des Flugzeugs nicht vorgesehen). (Neu gebaut: 37 Stück, umgebaute F-14A: 18 Stück, insgesamt: 55 Stück)

Weblinks

Commons: F-14 Tomcat – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch: Abfangjäger, Liste von Flugzeugtypen

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