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Peking

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Vorlage:Infobox Chinesische Provinzen

Verbotene Stadt

Peking (Vorlage:Zh-cpw) ist die Hauptstadt der Volksrepublik China und hat eine über dreitausendjährige Geschichte. Der chinesische Name lässt sich mit Nördliche Hauptstadt übersetzen. Peking ist heute eine Regierungsunmittelbare Stadt, das heißt sie ist direkt der Zentralregierung unterstellt und damit Provinzen, Autonomen Gebieten und Sonderverwaltungszonen gleichgestellt.

Die 11.653.700 registrierten Bewohner mit Hauptwohnsitz leben auf einem Gebiet von 16.807,8 Quadratkilometern, das entspricht ungefähr der Fläche von Thüringen oder der Steiermark. Dazu kommen noch etwa drei Millionen Menschen mit befristeter Aufenthaltsgenehmigung (länger als sechs Monate). Die eigentliche Stadt ohne Vorortgürtel hat 7.490.618 Einwohner, die Agglomeration 11.244.673 (Stand jeweils 1. Januar 2005).

Peking ist das politische und kulturelle Zentrum Chinas. Aufgrund der langen Geschichte beherbergt die Stadt ein weltweit einmaliges Kulturerbe. Sehenswert sind der Tiananmen-Platz (chinesisch "Platz des Tors des himmlischen Friedens"), die Verbotene Stadt mit dem 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten ehemaligen Kaiserpalast und verschiedene Tempel. Peking ist 2008 Austragungsort der Olympischen Spiele.

Der Name der Stadt

Der im deutschen übliche Name "Peking" kommt von der Aussprache des Namens in mehreren nordchinesischen Dialekten. Auf Hochchinesisch (Mandarin), dessen Aussprache auf dem Peking-Dialekt beruht, heißt die Stadt "Běijīng". Das ist auch die heutige offizielle deutsche Bezeichnung. Allerdings ist der Name Peking nach wie vor im Sprachgebrauch üblicher. (Ausprache von 'Běijīng'/?)

Der chinesische Name "Běijīng" bedeutet "Nördliche Hauptstadt". Im Gegensatz dazu ist die Bezeichnung für "Nánjīng" (Nanking) "Südliche Hauptstadt" und "Dongjing" (Tôkyô, Japan) "Östliche Hauptstadt".

Geografie

Geografische Lage

Datei:600px-Beijing from landsat.jpg
Landsat-Aufnahme von Peking

Peking liegt 110 Kilometer nordwestlich des Golfs von Bo Hai inmitten der Provinz Hebei, ist jedoch eine unabhängig verwaltete Stadtprovinz mit einer Fläche von 16.807,8 Quadratkilometern, das entspricht in etwa der Bodenfläche des Bundeslandes Thüringen oder der Steiermark. Davon gehören aber nur 1.369,9 Quadratkilometer (acht Prozent) zur eigentlichen Stadt. 15.437,9 Quadratkilometer (92 Prozent) bestehen aus Vorstädten und Gebieten mit ländlicher Siedlungsstruktur.

Die Stadtprovinz befindet sich am nordwestlichen Rand der dicht bevölkerten Nordchinesischen Tiefebene durchschnittlich 63 Meter über dem Meeresspiegel und ist von Bergen (Mongolisches Plateau) umgeben. In Nord-Süd-Richtung erstreckt sich das Gebiet über 180 Kilometer, in Ost-West-Richtung über 170 Kilometer. Weitere große Städte in der Provinz Peking sind (Stand 1. Januar 2005): Mentougou 197.772 Einwohner, Tongzhou 163.326 Einwohner, Shunyi 117.623 Einwohner und Huangcun 104.904 Einwohner.

Geologie

Die Nordchinesische Ebene (Große Ebene), in der Peking liegt, ist geologisch ein Einbruchsfeld, das später von den Deltabildungen der nordchinesischen Ströme ausgefüllt wurde. Sie besteht aus Schwemmlöß und Sanden, die von den Flüssen aus den westlichen Gebirgsländern herangeführt worden sind. Die Ebene ist also eine Fortsetzung des Lößlandes.

Auch klimatisch - heißfeuchte Sommer und trockenkalte Winter mit Staubstürmen - und pflanzengeographisch - Parklandschaft mit steppenhaften Zügen - ähnelt sie den benachbarten Lößbergländern. Die Nordchinesische Ebene stellt einen riesigen Schwemmkegel dar, den der Huang He, der schlammreichste Fluß der Erde, im Laufe vieler Jahrtausende aufgeschüttet hat und dessen Ausläufer nördlich und südlich der Halbinsel Shandong das Gelbe Meer erreichen.

Das Gebiet ist starken tektonischen Spannungen ausgesetzt die immer wieder zu Erdbeben führen. Ursache ist die langsame Verschiebung der indischen Kontinentalplatte nach Norden in die eurasische Kontinentalplatte. Die Geschwindigkeit der Plattentektonik beträgt im Mittel etwa vier Zentimeter pro Jahr.

Am 28. Juli 1976 ereignete sich in Tangshan, 140 Kilometer östlich von Peking, das schwerste Erdbeben des 20. Jahrhunderts (siehe Beben von Tangshan 1976). Es hatte eine Stärke von 8,2 auf der Richterskala. Die offizielle Angabe der Regierung der Volkrepublik China über die Zahl der Toten beträgt 242.419, doch manche Schätzungen geben eine Zahl bis zu 800.000 Toten an, auch die Stärke wird offiziell nur mit 7,8 angegeben. Das Beben führte auch in Peking und anderen Städten der Region zu Schäden.

Stadtgliederung

Umrisskarte Peking

Die eigentliche Stadt Peking ohne Vorortgürtel formiert sich aus acht Stadtbezirken:

Chaoyang (朝阳区: Cháoyáng Qū), Chongwen (崇文区: Chóngwen Qū), Dongcheng (东城区: Dōngchéng Qū), Fengtai (丰台区: Fēngtái Qū), Haidian (海淀区: Hǎidián Qū), Shijingshan (石景山区: Shíjǐngshān Qū), Xicheng (西城区: Xīchéng Qū) und Xuanwu (宣武区: Xuānwǔ Qū).

In der nahen Umgebung der Stadt Peking befinden sich weitere sechs Bezirke. Diese wurden zwischen 1986 bis 2001 von Landkreisen in Bezirke geändert:

Mentougou (门头沟区: Méntóugōu Qū), Fangshan (房山区: Fángshān Qū) – Landkreis Fangshan bis 1986, Tongzhou (通州区: Tōngzhōu Qū) – Landkreis Tongxian bis 1997, Shunyi (顺义区: Shùnyì Qū) – Landkreis Shunyi bis 1998, Changping (昌平区: Chāngpíng Qū) – Landkreis Changping bis 1999 und Daxing (大兴区: Dàxīng Qū) – Landkreis Daxing bis 2001.

Weiter vom Stadtgebiet entfernt gibt es noch zwei Bezirke, diese wurden 2001 von Landkreisen in Bezirke geändert, und zwei weitere Landkreise.

Die Bezirke sind: Pinggu (平谷区: Pínggǔ Qū) – Landkreis Pinggu bis 2001 und Huairou (怀柔区: Huáiróu Qū) – Landkreis Huairou bis 2001. Die Landkreise sind: Miyun (密云县: Mìyún Xiàn) und Yanqing (延庆县: Yánqìng Xiàn).

Klima

Datei:Klima beijing.jpg
Klimadiagramm Peking

Obwohl Peking nur etwa 150 Kilometer von der Küste entfernt liegt, hat es aufgrund der Lage im Westwindgürtel ein gemäßigtes, kontinentales Klima, d.h. warme, feuchte Sommer und kalte, trockene Winter. Der Jahresniederschlag beträgt 619 Millimeter, davon fallen etwa 70 Prozent in den Monaten Juli und August.

Im Winter herrschen Temperaturen bis zu -20 Grad Celsius und ein eisiger, aus den mongolischen Ebenen wehender Wind. Der Sommer (Juni bis August) ist schwül und heiß mit Temperaturen bis zu 30 Grad Celsius, der kurze Frühling (April und Mai) trocken, aber windig. Im Herbst (September und Oktober) herrscht trockenes und mildes Wetter.

Geschichte

Urgeschichte

Im Gebiet der heutigen Stadt Peking lebten schon vor 500.000 bis 230.000 Jahren Vertreter des Homo erectus (Sinanthropus pekinensis, Peking-Mensch), deren Überreste in den 1920er und 1930er Jahren bei Zhoukoudian, 50 Kilometer südwestlich der heutigen Stadt, entdeckt wurden. Am Fundort wurden viele Steinwerkzeuge und Knochenwerkzeuge gefunden, außerdem eine sehr dicke Ascheschicht. Diese wird als Artefakt der Feuerbenutzung interpretiert. Der Peking-Mensch beherrschte also das Feuer, benutzte es zum Wärmen, aber auch schon zum Braten. Steinwerkzeuge und Tierknochen waren seine Arbeitsgeräte.

Im Jahre 1991 wurde der Fundort von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Die Zeit bis zur Machtübernahme der Yuan-Dynastie

Palast in Peking. Historische Zeichnung.

Die Geschichte der Stadt Peking reicht zurück bis in die westliche Zhou-Dynastie (1121 bis 770 v. Chr.) als sie den Namen Ji (Schilf) trug. Unter diesem Namen wurde die Stadt 1000 v. Chr. zum ersten mal urkundlich erwähnt. Ji war zu dieser Zeit ein Zentrum für den Handel mit den Mongolen und Koreanern sowie verschiedenen Stämmen aus Shandong und Zentralchina.

In der Zeit der Streitenden Reiche war Peking die Hauptstadt der Yan, weshalb die Stadt den Namen Yanjing ("Hauptstadt der Yan") trug. 221 v. Chr. besetzte der spätere erste Kaiser Qin Shi Huang Di (259-210 v. Chr.) bei seinem Reichseinigungskrieg die Stadt. Unter seiner Regierung wurden die nördlichen Mauern befestigt. Die Kaiser der Qin-Dynastie änderten den Namen erneut in Ji. Unter ihrer Herrschaft verlor Peking seinen Status als Hauptstadt an Xianyang sowie an Bedeutung.

In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich Ji von einer unbedeutenden Provinzstadt zu einem Handelsknotenpunkt und wichtigen Militärbasis zur Verteidigung der Nordgrenzen Chinas und wurde wegen ihrer strategischen Bedeutung mehrfach durch Steppen- und Nomadenvölker aus dem Norden besetzt.

In der Zeit der Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.) regierte in der Stadt, die nun Youzhou hieß, ein Militärgouverneur. Sie stand stets im Schatten der damaligen chinesischen Hauptstadt Xi'an ("Westlicher Frieden"). Erst unter der Fremdherrschaft der Liao-Dynastie erreichte Peking einen Teil seiner früheren Bedeutung zurück.

Im Jahre 937 n. Chr. eroberten die Kitan unter Te-kuang (926-947) einen Teil Nordchinas und errichteten in Peking ihren Herrschaftssitz. 960 entstand den Kitan in der Song-Dynastie ein ebenbürtiger Gegner. Die Song-Dynastie versuchte 979 Nordchina zurück zu erobern, konnte aber den Kitan-General Yelü Hsiu-ko vor Peking nicht besiegen. Auch 986 blieb Yelü Hsiu-ko siegreich.

Nach der Eroberung durch die Jurchen im Jahre 1153 wurde Peking zur Hauptstadt der Jin-Dynastie und unter dem Namen Zhongdu ("Mittlere Hauptstadt") prächtig ausgebaut. Über 100.000 Arbeiter wurden für die Erweiterung der Stadt verpflichtet.

1215 nahmen die Heerscharen des Dschingis Khan (1162-1227) Peking ein. Sie plünderten die Stadt und setzten sie in Brand. Auf den Trümmern ließ Dschingis Khan dann Daidu (die große Hauptstadt) errichten, die auch unter dem Namen Khanbaliq ("Stadt des Khan", bei Marco Polo "Kambaluk") bekannt wurde. Mit der Schaffung des Mongolenreiches erlangte die Stadt im Laufe des 13. Jahrhunderts eine vorherrschende Stellung.

Die Herrschaft der Yuan-Dynastie

Während der Herrschaft von Kublai Khan (1215-1294), dem Begründer der Dynastie, wurde Peking als Hauptstadt der Yuan geplant und ausgebaut. Die Stadt war von 1264 bis 1368 Hauptresidenz der Mongolen. Zu dieser Zeit unterstand dem Enkel des Dschingis Khan fast ganz Asien und die ersten Europäer - unter ihnen auch Marco Polo (1254-1324) - kamen über die berühmte Seidenstraße nach Peking.

Marco Polo, der Kublais Gast war und eine Zeit lang in der Stadt arbeitete, war angesichts der großen Kultiviertheit überaus beeindruckt: "So zahlreich sind Häuser und Menschen, dass niemand ihre Zahl nennen könnte... Ich glaube es gibt keinen Ort auf der Welt, der so viele Händler, so viele kostbare und eigentümliche Waren und Schätze sieht, wie aus allen Himmelsrichtungen in diese gelangen..."

Wansong-Pagode

Der Reichtum war auf die Lage der Stadt am Ausgangspunkt der Seidenstraße zurückzuführen, und nach Polos Beschreibungen waren es "fast täglich mehr als eintausend mit Seide beladene Karren", die in der Stadt eintrafen, um von dort ihre Weiterreise in Ländereien westlich von China anzutreten.

In einer für die Khans, die später Kaiser genannt wurden, beispiellosen Entfaltung von Stil und Pracht errichtete sich Kublai ein an allen Seiten durch Mauern geschützten und über Marmortreppen zugänglichen Palast enormer Ausmaße.

Machtentfaltung unter der Ming-Dynastie

1368 wurde die Yuan- von der Ming-Dynastie abgelöst. Zhu Yuanzhang (1328-1398), der erste Kaiser der Ming-Dynastie, ließ seine Hauptstadt an dem Fluss Yangzi bei Nanjing (Südliche Hauptstadt) errichten und änderte den Namen Daidus in Beiping ("Nördlicher Friede"). Nach seinem Tod wurde die Stadt in Peking ("Nördliche Hauptstadt") umbenannt.

Im Jahre 1421 wurde sie Hauptstadt der Ming-Dynastie. Die Verbotene Stadt und der Himmelstempel waren wichtige Elemente der Stadtentwicklung, deren Bau unter Kaiser Zhu Di (1360-1424) begonnen wurde. Während der nachfolgenden Qing-Dynastie (1644-1911) wurde die Stadt durch Tempel und Paläste erweitert. Diese Periode war vom Aufstieg und Niedergang der Mandschu beziehungsweise der Qing-Dynastie gekennzeichnet.

Ihre größte Blütezeit erlebte die Hauptstadt während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter den Kaisern Yongzheng und Qianlong. In jener Zeit errichteten die Qing nördlich der Stadt auch den legendären Sommerpalast, eine in der Welt einzigartige Gartenanlage für den Adel mit 200 Pavillions, Tempeln und Palastbauten vor der Kulisse einer weitläufigen Landschaft aus künstlich angelegten Seen und Hügeln. Gemeinsam mit dem Kaiserpalast bildete er den Mittelpunkt und das Symbol chinesischer Herrlichkeit und Machtentfaltung.

Im Zweiten Opiumkrieg drangen jedoch britische und französische Truppen im Jahre 1860 bis an die Mauern der Hauptstadt vor, und der Sommerpalast wurde von den Briten zunächst geplündert und dann in Brand gesteckt, wobei er praktisch bis auf die Grundmauern niederbrannte. Während der Kaiserhof in einer separaten, ummauerten Stadt auf großzügigem Raum lebte, mußte die Zivilbevölkerung unter menschenunwürdigen Bedingungen wohnen.

Mit Geldern, die eigentlich für die Modernisierung der chinesischen Marine gedacht waren, begann die Kaiserinwitwe Cixi (1835-1908) ab 1884 einen neuen Sommerpalast für sich zu errichten. Ihr Projekt markierte als letztes großes Symbol das Ende kaiserlichen Bauglanzes und Patronats - und wurde wie sein Vorgänger von ausländischen Soldaten während des Boxeraufstands im Jahre 1900 durch Brand verwüstet. Zu jener Zeit standen das Reich und die kaiserliche Hauptstadt infolge sukzessiver Wellen ausländischer Besatzung kurz vor dem Zusammenbruch.

Peking nach der Abdankung der Mandschu

Datei:BeijingCityWalls1.jpg
Überreste der Stadtmauer

Nach der Abdankung der Mandschu und der Gründung der Republik China im Jahre 1912 blieb Peking bis 1928 das politische Zentrum Chinas. Dann richtete Chiang Kai-shek (1887-1975) die Hauptstadt in Nanjing ein. Peking war unter der Kontrolle von rivalisierenden Warlords und wurde daher von der Kuomintang 1928 in Beiping („Nördlicher Friede”) umbenannt, um deutlich zu machen, dass es sich nicht um eine Hauptstadt handelt.

Während der turbulenten 1920er Jahre kam es in Peking zu Massenkundgebungen der Bewohner, zuerst 1925, um gegen das Massaker an chinesischen Demonstranten in Shanghai durch britische Soldaten zu protestieren, und 1926, um ihren Unmut über die schmähliche Kapitulation der Regierung vor Japan kundzutun. Als die Demonstranten auf Regierungsbehörden zumarschierten, eröffneten Soldaten das Feuer auf sie.

Während des 2. Weltkrieges war die Stadt zwischen 1937 und 1945 von Japan besetzt, wurde jedoch nicht stark beschädigt. 1945 besetzten eine Allianz aus Kuomintang-Truppen und US-amerikanischen Marines die Stadt.

Die Zeit seit der Machtübernahme durch die Kommunisten

Changan-Allee

Im Januar 1949 nahmen die Kommunisten Peking ein - neun Monate bevor die Flucht Chiang Kai-sheks nach Taiwan den endgültigen Sieg zur Gewissheit werden ließ. Im Anschluss an die Gründung der Volksrepublik China durch Mao Zedong am 1. Oktober 1949 erklärte die kommunistische Regierung Peking wieder zur Hauptstadt.

Der Umbau der Hauptstadt und die Tilgung der Symbole früherer Regimes besaßen für die neuen Machthaber höchste Priorität. Im Eifer, sich von der Vergangenheit zu befreien und eine moderne Hauptstadt des Volkes zu bauen, wurde ein Großteil der alten Bausubstanz zerstört und zweckentfremdet. So wurde zum Beispiel der Tempel der Gepflegten Weisheit zu einer Drahtfabrik umfunktioniert und im Tempel des Feuergottes wurden Glühbirnen hergestellt. In den 1940er Jahren besaß die Stadt noch 8.000 Tempel und Denkmäler, in den 1960er Jahren war diese Zahl auf nurmehr 150 geschrumpft.

Zum Schauplatz eines massiven Aufbegehrens durch das Volk wurde Peking 1989, als auf dem Tiananmen-Platz im Zentrum der Stadt zwischen April und Juni des Jahres fast eine Million Demonstranten ihren Unmut über das schleppende Tempo von Reformen, den Mangel an Freiheit und die weit verbreitete Korruption kundtaten. Eine riesige Statue, die Göttin der Freiheit, die man in beiden Händen eine Fackel tragen ließ, wurde von Kunststudenten angefertigt und dem Porträt Mao Zedongs auf dem Tiananmen-Platz gegenübergestellt.

Voller Zorn über die Demütigung durch das eigene Volk verhängte die chinesische Regierung am 20. Mai des Jahres das Kriegsrecht. Am 4. Juni 1989 wurde die friedlich demonstrierende Demokratie-Bewegung durch die Armee blutig niedergeschlagen; tausende Zivilisten kamen ums Leben.

Am 20. Oktober 1998 wurde in Peking die erste Menschenrechtskonferenz des Landes eröffnet. An der Konferenz nahmen mehr als 100 Vertreter aus 27 Staaten teil und im Juli 2001 erklärte das Internationale Olympische Komitee Peking zum Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 2008.

Die größten Probleme, denen sich die Stadt wegen der verfehlten modernen Stadtplanungspolitik heute gegenübersieht, sind die wachsende Zuwanderung, die Luftverschmutzung, verursacht durch unmoderne Fabrikanlagen und der ausufernde Verkehr, der seinen Teil zur schlechten Luftqualität beiträgt und die Stadt an den Rand eines Verkehrskollapses bringt.

Einwohnerentwicklung

Skyline von Peking

Hatte Peking 1953 noch 2,8 Millionen Einwohner in der eigentlichen Stadt, so sind es heute (2005) mit 7.490.618 zweieinhalb mal soviel. Diese leben auf einer Fläche von 1.369,9 Quadratkilometer. Die Bevölkerungsdichte beträgt 5.468 Einwohner pro Quadratkilometer. In Berlin sind es zum Vergleich 3.800. In der Metropolregion Peking, zu der auch der die eigentliche Stadt umgebende Vorortgürtel gehört, leben 11.244.673 Menschen auf einer Fläche von 8.859,9 Quadratkilometer. Die Bevölkerungsdichte beträgt 1.269 Einwohner pro Quadratkilometer.

Im gesamten Verwaltungsgebiet der Regierungsunmittelbaren Stadt Peking, zu der auch ausgedehnte ländliche Gebiete gehören, leben nach einer offiziellen Schätzung 11.653.700 registrierte Bewohner mit Hauptwohnsitz (Stand 1. Januar 2005) auf einer Fläche von 16.807,8 Quadratkilometer. Die Bevölkerungsdichte beträgt 693 Einwohner pro Quadratkilometer. Dazu kommen noch rund drei Millionen Menschen mit befristeter Aufenthaltsgenehmigung (länger als sechs Monate).

In der Stadt befinden sich desweiteren etwa eine Million Gastarbeiter und illegale Einwanderer, die von amtlichen Statistiken nicht erfasst werden und vielfach in großer Armut in den Elendsvierteln mit hoher Kriminalitätsrate leben. Da die Geburtenrate niedrig ist, ist das Bevölkerungswachstum vor allem auf Zuwanderung zurückzuführen.

Etwa 95,7% der Bevölkerung sind Han-Chinesen. Größte ethnische Minderheit mit über 1,8% der Bevölkerung sind die Manju; mit 1,74% stehen die muslimischen Hui-Chinesen an zweiter Stelle. Daneben gibt es noch nennenswerte Gruppen von Mongolen (0,3% der Pekinger Bevölkerung) und Koreanern (0,15%). Alle ethnischen Gruppen Chinas sind in kleiner Zahl auch unter den Einwohnern Beijings vertreten; quantitativ an letzter Stelle stehen die De'ang, ein Mon-Khmer-Volk, mit 4 Einwohnern. Das in Peking gesprochene Mandarin (Putonghua) beziehungsweise Hochchinesisch ist zugleich Amtssprache der Volksrepublik China.

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen der eigentlichen Stadt ohne Vorortgürtel. Aufgeführt sind die registrierten Bewohner mit Hauptwohnsitz in Peking.

Datei:BeijingWangfujingCommercialStreet.jpg
Wangfujing-Straße
        Jahr         Einwohner
1450 600.000
1500 672.000
1750 900.000
1800 1.100.000
1890 805.100
1900 693.000
1918 805.000
1921 811.100
1930 1.556.000
        Jahr         Einwohner
1936 1.574.000
1939 1.603.000
1953 2.768.119
1957 4.010.000
1970 5.000.000
1982 5.597.955
1990 5.641.634
2000 6.892.000
2005 7.490.618

Entwicklung der Wohnsituation

Datei:Beijing Hutongs Mar2003.jpg
Hutongs

Viele Elemente der modernen Stadtplanungspolitik hatten verheerende Folgen für die Bevölkerung und schufen mehr Probleme, als sie lösten. Ein großer Teil der traditionellen Hofhäuser (Hutongs), die als Brutstätte von Individualisten galten, wurde seit 1949 abgerissen. Ihren Platz nahmen anonyme Neubauten aus Beton mit oftmals unzureichender sanitärer Ausstattung und kaum fließend Wasser ein.

Als Ende der 1960er Jahre umfangreiche Renovierungsarbeiten an den Gebäuden dringend geboten schienen, wurde stattdessen ein unterirdisches Tunnelnetz angelegt, dass im Falle eines Krieges Schutz bieten sollte. Millionen von Arbeitsstunden wurden in das Projekt investiert, das keinen Schutz gegen moderne Bomben bieten konnte und letztlich nur zur Absenkung des Grundwasserspiegels führte.

Die Tötung aller Hunde in Peking im Jahre 1950 und zahlreicher Spatzen 1956 - die Maßnahme sollte ursprünglich die Getreidevorräte schützen - hatte allein zur Folge, dass sich die Insekten stärker vermehren konnten. Um dem entgegenzuwirken, ordnete die Stadtverwaltung die Entfernung sämtlicher Grünflächen in der Hauptstadt an, was wiederum Staubstürme in den windigen Wintermonaten verursachte.

Gegenwärtig sind große Stadtsanierungsprojekte im Gange, um Peking für die Olympischen Sommerspiele im Jahre 2008 herzurichten. Verschiedene Anstrengungen zur Eindämmung der Luftverschmutzung wurden bereits unternommen, und Fabriken die sich nicht weiter modernisieren ließen, mußten schließen. Freiflächen sind durch aufwendige Begrünung zu neuem Leben erweckt worden. Die verschmutzten Kanäle wurden ausgebaggert.

Als Leitstern auf dem Weg Chinas in die Moderne nimmt Peking eine Vorreiterrolle bei der Umgestaltung des Landes ein. In schnellem Tempo werden Gebäude abgerissen und neue errichtet, wovon das weiße Schriftzeichen chai (Abriss) auf alten Häusern und die vielen Baukräne eindrucksvoll Zeugnis ablegen. Im Stadtzentrum werden überwiegend moderne Beton- und Glasbauten errichtet, an den breiten Magistralen entstehen zahlreiche Bürokomplexe. Für die ärmeren Bevölkerungsschichten sind die dortigen Wohnungen nicht bezahlbar. Sie werden in die Außenbezirke der Stadt verdrängt.

Die meisten Einwohner Pekings wohnen in Hochhäusern. Zwei Wohngebiete sind dafür besonders wichtig: das Wangjing-Gebiet im Nordosten sowie das Huilongguan-Wohngebiet im Nordwesten. Um dem Problem der Überbevölkerung beizukommen, sind im Rahmen großangelegter Baumaßnahmen eine Reihe von Satellitenstädten für jeweils mehr als 500.000 Einwohner in Bau und Planung.

Politik

Zeitungsleser in Peking

Bürgermeister von Peking ist der im Juli 1948 in der Gemeinde Shanxitian in der Nähe der Stadt Qingdao geborene Wang Qishan. Er übernahm das Amt am 22. April 2003 von Meng Xuenong, der wegen Fehlverhaltens während des Ausbruchs der Lungenkrankheit SARS in der Hauptstadt von der Kommunistischen Partei Chinas seines Postens enthoben wurde.

Meng Xuenong wurde die Verantwortung für eine Politik der Vertuschung und des Verschweigens angelastet, mit der er den Ausbruch von SARS für lange Zeit verheimlichen wollte. An SARS waren in Peking mehrere Tausend Menschen erkrankt, Hunderte starben. Meng Xuenong hatte das Amt als Bürgermeister am 19. Januar 2003 von Liu Qi übernommen.

Der neue Bürgermeister Wang Qishan ist Mitglied des Zentralkomitees der KP Chinas. Er war als Professor des Instituts für Wirtschaftsverwaltung und als Senior-Volkswirtschaftler an der Pekinger Tsinghua-Universität und in der Magisterabteilung der Chinesischen Hochschule für Finanzwesen tätig.

Weitere Mitglieder der lokalen Regierung in Peking sind der Sekretär des Parteikomitees Liu Qi, der Vorsitzende des Ständigen Ausschusses des Volkskongresses Yu Junbo und die Vorsitzende der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV) Cheng Shi'e. Die PKKCV setzt sich aus dem Nationalkomitee und den örtlichen Komitees verschiedener Ebenen zusammen.

Die einzelnen Kreise und Bezirke (shiqu) der Stadtprovinz werden jeweils von einem Komitee verwaltet, das seine Direktiven von der zentralen Parteiführung bekommt. Am unteren Ende der Verwaltungspyramide Pekings befinden sich die sogenannten Einwohnerkomitees (jumin weiyuanhui).

Siehe auch: Liste der Bürgermeister der Stadt Peking

Städtepartnerschaften

Peking unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

Es gibt zahlreiche Theater (zum Beispiel das Theater des Volkes), sowie die Pekinger Konzerthalle für Musikveranstaltungen. Nach Peking ist die berühmte Peking-Oper benannt, die eine besondere Vermischung verschiedener Kunstformen, wie Gesang, Tanz, Akrobatik und mimischem Spiel, darstellt. Die Handlung fußt meist auf historischen oder mythologischen Stoffen.

Das zeitgenössische Theater ist demgegenüber in raschem Wandel begriffen und zeigt neuerdings chinesische Übersetzungen westlicher Stücke und experimentierfreudige Produktionen einheimischer Dramaturgen.

Das Sprechtheater hielt erst im 20. Jahrhundert Einzug auf chinesischen Bühnen. Seine Heimat wurde das Volkskunst-Theater in Peking, wo vor der Kulturrevolution europäische Stücke mit einer klaren sozialen Botschaft gezeigt wurden. 1968 wurde diese Kunstform jedoch von Jiang Qing, Mao Zedongs dritter Frau, bis auf wenige Stücke - die für die Gesellschaft als erbaulich eingestuft wurden - verboten. Das Theater und die meisten Kinos wurden für rund zehn Jahre geschlossen.

Museen

Hydrant in der Verbotenen Stadt

Neben zahlreichen Kunstmuseen verfügt Peking auch über ein Naturhistorisches Museum. Das Ergebnis der Sammelleidenschaft eines Qing-Kaisers zeigt ein ungewöhnliches Uhrenmuseum im Kaiserpalast in der Verbotenen Stadt. Die meisten Exponate sind überbordende Beispiele barocker Ornamentik aus Großbritannien und Frankreich, am beeindruckendsten ist jedoch vielleicht die riesige chinesische Wasseruhr.

Gute zeitgenössische Kunst ist in Peking relativ schwer zu finden. Ein Großteil der anspruchsvolleren Ausstellungen findet in alternativen Galerien statt, die nur selten in den Stadtmagazinen verzeichnet sind. Die bekanntesten sind die "Courtyard Gallery" in der Donghuamen Dajie und die "Red Gate Gallery" im "China World Hotel" in der Jianguomenwai Dajie.

60 Kilometer nördlich der Stadt befindet sich das interessante "Luftfahrtmuseum". In einem riesigen Hanger und einer Ausstellungshalle werden mehr als 300 Fluggeräte gezeigt, angefangen von einem Nachbau des Flugzeugs der Gebrüder Wright, das Feng Ru (1883-1912), der erste chinesische Flugzeugingenieur und Pilot im Jahre 1909 steuerte, bis hin zu Kampfhubschraubern, die im Ersten Golfkrieg zum Einsatz kamen. Zur Sammlung gehören außerdem Kampfflugzeuge aus dem Koreakrieg, der Bomber der 1964 Chinas erste Atombombe abwarf, sowie Mao Zedongs persönliche Maschine und jenes Flugzeug, aus dem die Asche von Zhou Enlai verstreut wurde.

Bauwerke

Altstadt und Kaiserpalast

Tempel in der Verbotenen Stadt

Die ursprünglich von einer großen Mauer umgebene Altstadt von Peking wurde als Abbild des Kosmos - von griechisch kósmos = die Welt[-ordnung] - geplant und bestand aus drei rechteckigen Bezirken (Kaiser-, Innere und Äußere Stadt). Auf der Hauptachse der Altstadt, in Nord-Süd-Richtung, befanden sich Torbauten, Palast- und Zeremonialgebäude. Die Verbotene Stadt - sie war ursprünglich nicht für das einfache Volk zugänglich - beherbergt den mit einer Mauer umgebenen und 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten ehemaligen Kaiserpalast. Der Ort diente 24 chinesischen Kaisern der Ming- und Qing-Dynastien und ihren Familien als Residenz. Heute beherbergt die Verbotene Stadt das Palastmuseum.

Die Altstadt bestand aus der Äußeren und der quadratischen im nördlichen Teil gelegenen Inneren Stadt, die von 1409 bis 1420 erbaut und von einer breiten, 15 Meter hohen Mauer mit neun Toren umgeben war. Die Grenzen der Inneren Stadt entsprachen weitgehend denen der Hauptstadt Daidu in der Yuan-Dynastie (1271-1368). In der Inneren Stadt lag die Kaiserstadt, in der sich Regierungsgebäude, Paläste, Tempel, Garten- und Parkanlagen sowie die Verbotene Stadt befanden. Außerhalb der Kaiserstadt lagen Viertel mit Märkten und Tempeln sowie Wohnviertel. Die Mauer war circa 25 Kilometer lang.

Die im südlichen Teil gelegene Äußere Stadt wurde während der Ming-Dynastie zwischen 1521 und 1566 erbaut. Sie war rechteckig und besaß eine Mauer von 23,5 Kilometern Länge. Es befanden sich sowohl wichtige Tempelbezirke als auch Wohnbezirke für das einfache Volk in diesem Areal. Nach der Machtübernahme der Kommunisten in China am 1. Oktober 1949 wurden die alten Stadtmauern niedergerissen und durch Hauptverkehrsstraßen ersetzt; von den alten Stadttoren blieben jedoch mehrere erhalten.

Das Palastmuseum (Gugong) in der Verbotenen Stadt ist die frühere Residenz der kaiserlichen Familie und des Hofes. Dieser Komplex - im 15. Jahrhundert errichtet - umfasst eine Reihe von riesigen Hallen und Palästen. Westlich dieses Komplexes befindet sich das Gebiet Zhongnan Hai, ein großer Park mit Seen, der von einer Mauer umgeben ist.

Der Tiananmen-Platz

Der Tiananmen-Platz

Unmittelbar südlich der Verbotenen Stadt und des Palastmuseums liegt der Tiananmen-Platz (Platz des Himmlischen Friedens), das Zentrum der Stadt. Auf dem Platz können sich bis zu einer Million Menschen versammeln. Mit seiner Fläche von 40 Hektar ist er einer der größten öffentlichen Plätze der Welt. Er wurde in seiner gegenwärtigen Größe im Anschluss an die Machtübernahme der Kommunisten angelegt. Jedes Jahr finden hier große Feierlichkeiten und Kundgebungen statt.

An der Westseite des Platzes steht die Große Halle des Volkes (Sitz der chinesischen Nationalversammlung), an der Ostseite befindet sich ein Museum zur chinesischen Geschichte und Revolution. Ein Denkmal für die Helden des Volkes und das Grab des früheren Vorsitzenden Mao Zedong (1893-1976) beherrschen den Platz in seiner Mitte.

In seiner neueren Geschichte diente der Platz zahlreichen historisch bedeutsamen Massenkundgebungen als Rahmen: am 4. Mai 1919 den ersten Forderungen nach Demokratie und Liberalismus durch Studenten, die gegen den Versailler Vertrag demonstrierten; am 9. Dezember 1935 den antijapanischen Protesten, mit denen zu einem Krieg des nationalen Widerstands aufgefordert wurde; 1966 den acht bühnenreif inszenierten Massenaufmärschen, die den Beginn der Kulturrevolution markierten und für die jedesmal circa eine Million Rotgardisten nach Peking befördert wurden, um auf die revolutionären Ideale eingeschworen und dann voller Schaffensfreude in die Provinzen entsandt zu werden; und im April 1976 der brutal unterdrückten, dem Gedenken an den früheren Premierminister Zhou Enlai (1898-1976) gewidmeten Qing-Ming-Demonstration, die zum ersten Mal auf den späteren Fall der Viererbande hindeutete.

Heute ist der Platz jedoch vor allem wegen der entsetzlichen Ereignisse von 1989 im Gedächtnis geblieben, als Studenten und Arbeiter friedlich für Demokratie demonstrierten und tausende am 4. Juni des Jahres vom chinesischen Militär getötet wurden.

Tempelanlagen

Die Halle des Erntegebets, Teil des Himmelstempels

Von den vielen Tempeln ist der Himmelstempel (Tiantan) im südlichen Teil der Äußeren Stadt besonders hervorzuheben (unter anderem mit der Halle der Jahresgebete). Dort betete der Kaiser jedes Jahr für eine reiche Ernte.

Die Anlage liegt im Xuanwu-Bezirk im Süden der Stadt inmitten eines großen Parks. Das wichtigste Gebäude des Tempels ist die Halle der Ernteopfer, ein Gebäude mit kreisförmigem Grundriss auf einer dreistufigen Marmorterrasse. Sie wurde im Jahre 1420 erbaut, brannte 1889 ab und wurde 1890 neu errichtet.

Weitere sehenswerte Tempel sind der Konfuzianische und der Lamatempel (Yonghegong) sowie der Tempel der Weißen Pagode, die zum Gedenken an den Besuch des Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatso (1617-1682) aus Tibet im Jahre 1651 errichtet wurden. Des Weiteren sind der kaiserliche Sommerpalast (Yihe Yuan) sowie die Ruinen des Alten Sommerpalastes (Yuanming Yuan) zu nennen.

Weitere Bauwerke

Xishiku-Kathedrale

In den nordwestlichen Vororten (Shisan ling) befinden sich die Gräber einiger Kaiser der Ming-Dynastie (1368-1644). Diese erreicht man über eine Allee, die von marmornen Löwen, Elefanten, Kamelen und Pferden gesäumt wird. Nordwestlich der Gräber (bei Badaling) steht ein Teil der Chinesischen Mauer.

Interessant als Relikt vergangener Zeiten ist das Alte Observatorium. Die erste Sternwarte an dieser Stelle entstand auf Anordnung von Kublai Khan (1215-1294), um den damals fehlerhaften Kalender durch Astronomen korrigieren zu lassen. Später als die islamischen Wissenschaften ihre Blüte erlebten, gelangte es unter muslimische Kontrolle, um im 17. Jahrhundert schließlich in die Hände von christlichen Jesuiten-Missionaren überzugehen, die bis in die 1830er Jahre die Hausherren blieben.

Im Komplex befindet sich ein idyllischer Garten und acht astronomische Instrumente aus der Ming-Zeit - wunderbar gearbeitete Armillarsphären, Theodolite und Ähnliches - auf dem Dach. Angegliedert ist ein kleines Museum mit einer Ausstellung von frühen, durch Astronomie inspirierten Töpferarbeiten und Navigationsinstrumenten.

Weitere bedeutende Sehenswürdigkeiten sind der 400 Meter hohe Fernsehturm, das Central Chinese Television Headquarters (Fertigstellung 2008) und die zahlreichen christlichen Kirchen. Die größten und bekanntesten unter ihnen sind die Östliche Kirche (Wangfujing), die Westliche Kirche (Xizhimen), die Südliche Kirche (Xuanwumen) und die Nördliche Kirche (Xishiku).

Parks

Der Sommerpalast von Peking

Der allgemein als Sommerpalast bezeichnete Yiheyuan gehört zu den reizvollsten Parkanlagen in Peking. Das riesige Areal, zwei Drittel davon ein See, diente den letzten Kaisern als Ort der Sommerfrische, an den sie sich samt Hofstaat während der heißesten Monate des Jahres zurückzogen.

Und die von Hügeln umgebene, vom See gekühlte und durch eine Gartenanlage geschützte Lage ist ideal. Kaiserliche Pavillions gibt es dort schon seit dem 11. Jahrhundert, die heutige Anlage stammt jedoch größtenteils aus dem 18. Jahrhundert und entstand unter dem Mandschu-Kaiser Qianlong.

Der Nordmeer-Park (Beihai Gongyuan) nordwestlich des Kaiserpalastes ist einer der typischen chinesischen Gärten. Der Jin-Kaiser Shizong begann 1179 mit der Errichtung eines Sommerpalastes und der Anlage dieses Parks.

Kaiser Kublai Khan machte ihn 1260 zu seiner Residenz, indem er die "Halle der Weiten Kühlung" bezog. An ihrer Stelle wurde durch die Qing-Kaiser ab 1651 die lamaistische "Weiße Pagode" erbaut, die noch heute den Park dominiert. Kaiser Qianlong ließ zwischen 1735 und 1796 umfangreiche Erweiterungsarbeiten durchführen. Nahezu alle heutigen Bauten in diesem Park stammen aus dieser Bauperiode.

Weitere Parks sind der Jingshan- und der Ditan-Park. Sehenswert ist auch der Zoo von Peking.

Kulinarische Spezialitäten

Nirgendwo auf dem chinesischen Festland ist die kulinarische Vielfalt größer als in Peking. Neben allen chinesischen Küchen sind hier auch nahezu alle asiatischen und die meisten Weltküchen vertreten. Angesichts dieser Fülle wird oft nicht beachtet, dass Peking selbst eine eigene Kochtradition besitzt und mit Spezialitäten wie Peking-Ente (Beijing kaoya) und mongolischem Feuertopf einen schmackhaften Beitrag leistet.

Peking-Ente wird in chinesischen Restaurants auf der ganzen Welt serviert und besteht aus kleinen Fleischstücken, die in Pflaumensoße getunkt und anschließend mit gehackten Zwiebeln in einen Pfannkuchen gerollt werden.

Ein anderes bekanntes Gericht ist der mongolische Feuertopf, bei dem in einem Topf mit kochender, meist von unten auf Temperatur gehaltener Brühe in Streifen geschnittenes Hammelfleisch sowie Kohl und Nudeln gestippt werden. Der Rest wird am Ende mitunter als Suppe getrunken.

Wirtschaft und Infrastruktur

Brücke in Peking

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Stadtprovinz Peking im Jahre 2004 betrug 428,3 Milliarden Yuan (51,8 Milliarden US-Dollar), was einem Anstieg von 13,2 Prozent gegenüber 2003 entspricht. Es war das höchste Wachstum der letzten Dekade. Das BIP pro Kopf ist nach Hongkong, Macao und Shanghai das vierthöchste in der Volksrepublik China.

Peking ist mittlerweile das zweitgrößte Industriezentrum des Landes. Wichtige Industriezweige wurden in den Satellitenstädten angesiedelt: die Herstellung von petrochemischen Produkten in Fangshan, Maschinenfabrikation in Fentai, Eisen- und Stahlfabrikation in Shijingshan sowie Motorfahrzeugherstellung in Tongxian.

Über zwei Millionen Arbeiter der Provinz sind in der Industrie beschäftigt. Es werden Bekleidung, Konserven, Baumwoll- und Synthetikstoffe, Farben, Papier, Schmiermittel und elektronische Produkte hergestellt. Seit dem Beginn von Wirtschaftsreformen im Jahre 1978 gewinnt die Baubranche zunehmend an Bedeutung. In ihr sind rund 700.000 Bauarbeiter beschäftigt.

In der Landwirtschaft der Provinz arbeiten rund 900.000 Menschen. Zu den landwirtschaftlichen Erzeugnissen gehören Geflügel- und Schweinefleisch, Getreide, Gemüse (Kohl, Tomaten, Auberginen, Möhren und Zwiebeln), Milch und Eier.

Zahlreiche Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe haben sich in den vergangenen Jahren in Peking angesiedelt (über eine Million Beschäftigte). Die Stadt ist ein Einkaufs- und Modezentrum. Es gibt mehrere moderne Einkaufsbezirke (zum Beispiel in der Wangfujing-Straße). Tradition haben unter anderem Goldemaillearbeiten (Cloisonné), Jadeschnitzerei und die Teppichweberei.

Seit den Wirtschaftsreformen der 1980er und 1990er Jahre gibt es auch Betriebe, die von ausländischen Investoren getragen werden. Es entstanden viele Privatunternehmen. In Peking gibt es rund 100.000 privat angestellte Arbeitnehmer (Getihu) in Gewerbebetrieben. Das Dienstleistungsgewerbe zählt über 30.000 Betriebe mit rund 200.000 Beschäftigten. Peking hat schwerwiegende Probleme mit der Luft- (Kohleverbrennung) und Wasserverschmutzung.

Verkehr

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Bahnhof in Peking
U-Bahn-Netz von Peking

Als Verkehrsknotenpunkt verfügt Peking über Flughäfen und Bahnverbindungen in alle Teile des Landes, wie auch eine interkontinentale Strecke über Ulan-Bator und die Transsibirische Eisenbahn nach Europa. Der Hauptflughafen (Flughafen Peking) liegt im Gebiet Shunyi, circa 20 Kilometer nordöstlich vom Stadtzentrum entfernt. Über den Kaiserkanal hat Peking Verbindung mit dem Hwangho (Gelber Fluss) und dem Jangtse.

Peking ist mit anderen Städten Chinas durch neun Autobahnen verbunden. Das Autobahnnetz Peking wird ständig erweitert. Für den innerstädtischen Verkehr stehen fünf Ringstraßen und einige Durchgangsstraßen zur Verfügung. Man klassifiziert das Stadtzentrum als den Teil von Peking, der innerhalb der 2. Ringstraße liegt und den Großraum der Stadt Peking als den Teil, der innerhalb der 5. Ringstraße liegt.

Ähnlich wie Moskau entwickelt Peking sich in Form von Ringen. Das hat leider Probleme für den Straßenverkehr mit sich gebracht. Staus sind häufig, und der Neu- und Ausbau von Ringstraßen scheint das Verkehrsproblem nicht zu lösen.

Innerstädtische öffentliche Verkehrsmittel gibt es im Form von fast eintausend Bus- und Trolleybuslinien. Der erste Oberleitungsbus fuhr am 26. Februar 1957 in der Stadt. Am 24. Juni 1899 fuhren die ersten elektrischen Straßenbahnen in Peking, der Betrieb wurde aber schon während des Boxeraufstands am 13. Juni 1900 wieder eingestellt. Am 17. Dezember 1924 wurde das System wiedereingeführt. Diesmal verkehrten die Straßenbahnen bis 6. Mai 1966.

Zwar gibt es heute keine Tramlinien mehr, dafür aber vier Untergrundbahnlinien (zwei unterirdisch und zwei auf Bodenebene). Der erste Streckenabschnitt der U-Bahn Peking wurde am 1. Oktober 1969 eröffnet. Etwa fünf weitere U-Bahnlinien sind für die Olympischen Spiele 2008 geplant. Trotzdem kommt es immer zu langen Staus und stockendem Kolonnenverkehr. Neben dem gut ausgebauten Bussystem und den U-Bahnlinien existiert noch eine S-Bahn in Form einer Hochbahn. Aufgrund der hohen Kosten wird sie allerdings kaum genutzt.

Bildung

Buchhandlung und Gingko-Bäume

Von den vielen Hochschulen der Stadt sind die Peking-Universität (北京大学, gegründet 1898) und die Qinghua-Universität (清华大学, gegründet 1911) am bekanntesten. Landesweit bekannt sind auch die Volksuniversität (人民大学) und die Pädagogische Hochschule Peking (北京师范大学). An der BLCU (北京语言文化大学, vormals Sprachinstitut; gegründet 1962), sind etwa drei Viertel der Studenten Ausländer, die Chinesisch studieren.

Ebenso interessant ist die Sportuniversität Peking (北京体育大学 Beijing Tiyu Daxue), die wichtigste Sportuniversität Chinas, bei Ausländern besonders für ein Studium des Wushu, oft in Kombination mit einem Sprachstudium, beliebt. Daneben gibt es die Chinesische Akademie der Wissenschaften (Academia Sinica) und eine Reihe ihr unterstehender Forschungsinstitute. Die Fremdsprachenuniversität Peking (北京外国语大学) ist eine der besten Fremdsprachenuniversitäten des Landes.

Über 250.000 Menschen sind im wissenschaftlichen und technischen Bereich angestellt. Rund 500.000 Personen sind im Bildungs- und Kommunikationswesen tätig. Die Peking-Bibliothek ist die bedeutendste in der Volksrepublik China (circa zehn Millionen Bände; mit Beständen aus den Bibliotheken der Sung-, Yuan-, Ming- und Qing-Dynastien).

Die meisten Universitäten befinden sich im Haidian-Bezirk (海淀区) im Nordwesten der Stadt. Allein dort gibt es mehr als zwanzig Universitäten.

Persönlichkeiten

Peking war Geburtsort zahlreicher prominenter Persönlichkeiten. Die bekanntesten sind unter anderem die Kaiser von China, Qianlong und Pu Yi, die Kaiserinwitwe Cixi, die Schachweltmeisterin Xie Jun, die Schauspieler Ivan Desny, Jet Li und Zhang Ziyi, die Schriftsteller Shan Sa und Lao She und die Sängerin und Schauspielerin Faye Wong.

Bis heute wurden rund zwanzig Personen zu Ehrenbürgern der Stadt Peking ernannt. Dabei handelt es sich überwiegend um Menschen mit Wohnsitz in Hongkong, unter ihnen zahlreiche Besitzer großer Konzerne (Tycoone). Einige Ehrenbürger stammen aus dem Ausland, darunter auch zwei Deutsche, der Filmproduzent Manfred Durniok (1934-2003) und der Klavierdesigner Lothar Schell.

Siehe auch: Liste der Persönlichkeiten der Stadt Peking

Literatur

  • Xiaoli Cui: Gegenwärtige soziale Versorgung in der VR China: Am Beispiel der Stadt Beijing, Südwind-Buchwelt Buchhandels GmbH 1997, ISBN 3900592292
  • Alexander Nadler: Peking und Umgebung, Iwanowski Verlag Dormagen 2005, ISBN 3923975481
  • Diana Preston: Rebellion in Peking. Die Geschichte des Boxeraufstands. Deutsche Verlags-Anstalt, München/Stuttgart 2001, ISBN 342105407X
  • Thomas Reichenbach: Die Demokratiebewegung in China 1989: Die Mobilisierung durch Studentenorganisationen in Beijing, Institut für Asienkunde 1994, ISBN 3889101283
  • Uwe Richter: Die Kulturrevolution an der Universität Beijing: Vorgeschichte, Ablauf und Bewältigung, Institut für Asienkunde 1988, ISBN 3889100538
  • Eva Sternfeld: Beijing: Stadtentwicklung und Wasserwirtschaft: Sozioökonomische und ökologische Aspekte der Wasserkrise und Handlungsperspektiven, Technische Universität Berlin 1997, ISBN 3798317607
  • Kai Strittmatter: Atmen einstellen bitte! Pekinger Himmelsstürze. Picus-Verlag 2001, ISBN 3-8545-2742-X

Weblinks

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