Zweiter Golfkrieg

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Der Begriff Zweiter Golfkrieg bezeichnet den 1990 mit dem Einmarsch des Iraks nach Kuwait begonnenen und 1991 durch eine von den USA geführte Koalition beendeten Krieg im Nahen Osten. Die US-Bezeichnungen für die Militäroperationen hießen "Operation Desert Shield" und "Operation Desert Storm".

Operation Desert Storm

Hintergrund

Vor dem 1. Weltkrieg war Kuwait als Teil des osmanischen Reiches eine Provinz des Iraks gewesen. In der Neuaufteilung der Region nach dem ersten Weltkrieg wurde Kuwait vom Irak auf Befehl der Kolonialmacht Großbritannien abgespalten. Es unterstand erst weiterhin britischer Vorherrschaft und wurde später eine offiziell unabhängige Monarchie.

Der Irak bestritt von jeher die Legitimität der kuwaitischen Unabhängigkeit. Bis 1990 wurden aber keine expliziten Maßnahmen ergriffen, um den faktischen Status eines unabhängigen Kuwaits in Frage zu stellen. Allerdings war die Grenze Irak-Kuwait nie eindeutig genug festgelegt worden und die Grenzstreitigkeiten zwischen beiden Ländern schwelten permanent seit der Entstehung Kuwaits, auf den Landkarten zum Ausdruck gebracht durch Ausweisen einer "neutralen Zone". Nach dem Iran/Irak-Krieg der achtziger Jahre, war der Irak bei einigen arabischen Ländern stark verschuldet, einschließlich eines Kredits von 80 Milliarden US-Dollar bei Kuwait.

Der Irak hoffte, durch eine Senkung der Ölförderquote eine Steigerung des Ölpreises zu erzielen, um seine Schulden zu begleichen. Stattdessen erhöhte Kuwait seine Quote und senkte die Preise in Erwartung einer Gelegenheit, die Grenzstreitigkeiten zu seinen eigenen Gunsten zu lösen.

Zusätzlich führte der Irak an, dass Kuwait Vorteile aus dem Iran-Irak-Krieg für Ölbohrungen und den Bau militärischer Posten auf irakischem Boden nahe Kuwait gezogen hätte und dass der Irak der gemeinsamen arabischen Sache einen Dienst erwiesen habe, indem er wie ein Puffer gegen den Iran wirkte, und dass folglich Kuwait und Saudi Arabien die irakischen Kriegschulden annullieren oder zumindest verhandeln müssten.

Während des Krieges hatte sich der Irak guter Beziehungen zu den Vereinigten Staaten und zu Europa (speziell Frankreich und Deutschland) erfreut: Der Westen wandte dem Irak seine massive Unterstützung zu – trotz (oder möglicherweise wegen) des sowjetischen Einflusses, aber vor allem aus Angst vor einer Ausweitung der islamischen Revolution im Iran auf die Arabische Halbinsel. Hauptsächlich die USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland belieferten ihn mit Rüstungsgütern, beispielsweise Flugzeugen vom Typ Mirage sowie Anti-Schiffs-Raketen vom Typ Exocet, aber auch mit kritischer Technologie wie Chemie- und Atomanlagen; die USA belieferten den Irak mit Aufklärungsdaten über iranische Stellungen und kritische Biotechnologie. Auch Länder wie China, Russland, Japan, Niederlande, Belgien, Spanien und Schweden haben Waffen an den Irak geliefert.

Vor allem die arabischen Nachbarstaaten leisteten massiv ökonomische Hilfe, was die Grundlage für die spätere Verschuldung des Iraks bildete. Nach dem Krieg gab es Bestrebungen innerhalb des US-Kongresses, den Irak wegen der Verletzungen der Menschenrechte diplomatisch und ökonomisch zu isolieren. Von diesen Bestrebungen distanzierten sich hochrangige US-Senatoren wie Robert Dole, der dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein erklärte, der "Kongress repräsentiere nicht US-Präsident George Bush Senior oder die Regierung" und dass Bush sein Veto gegen jede mögliche Bestrebung hinsichtlich Sanktionen gegen den Irak einlegen würde. (nach der irakischen Abschrift der Sitzung in Sifry.)

Als Ende Juli 1990 die Verhandlungen zwischen dem Irak und Kuwait stagnierten, ließ der Irak seine Armee an den Grenzen Kuwaits aufmarschieren und bestellte die amerikanische Botschafterin April Gillespie zu einem Treffen bei Präsident Saddam Hussein ein. Während des Treffens umriss Hussein seine Vorwürfe gegen Kuwait, wobei er versicherte, nicht vor einer neuen Verhandlungsrunde in Kuwait einzudringen. Obgleich Gillespie Besorgnis über den Truppenaufmarsch äußerte, deutete Hussein ihre Aussage, dass die USA "keine Meinung zu innerarabischen Streitigkeiten hätten" als Zustimmung für sein weiteres Vorgehen. Um diesen Punkt hervorzuheben, sagte sie auch bei dem Treffen, "James Baker hat unsere amtlichen Sprecher beauftragt, diese Anweisung zu betonen." [As the world watched the military build up at the Kuwaiti border, Saddam called a meeting with then US ambassador April Gillespie, who told Saddam: "We have no opinion on the Arab-Arab conflicts, like your border disagreement with Kuwait." She went on to say: "James Baker has directed our official spokesmen to emphasize this instruction." (San Francisco Examiner, 11/18/02)]

Manche, zum Beispiel der Wissenschaftler William Blum, behaupten, dass die Vereinigten Staaten absichtlich Kuwait ermutigten, in seinen territorialen Ansprüchen provozierend aufzutreten und gleichzeitig versprochen hätten, Kuwait vor der zu erwartenden irakischen Reaktion zu verteidigen. Dieses, argumentierte er, geschehe in Erwiderung auf die wachsenden irakischen Warnungen vor dem amerikanischen Herrschaftsanspruch in der Golfregion. Auch habe es die befürchteten Senkungen der US-Verteidigungsausgaben aufgehalten sowie die inneramerikanische Popularität Präsident George Bushs erhöht.

Kriegsverlauf

Der Angriff

Britischer Soldat während der Operation Desert Shield

Am 2. August 1990 drangen irakische Truppen in Kuwait mit Panzertruppen und Infanterie ein und eroberten strategische Positionen im Land, einschließlich des Palastes des Emirs. Soldaten plünderten medizinische und Versorgungseinrichtungen, und bemächtigten sich der Medien. Tausende westlicher Touristen behielt der Irak als Geiseln zurück und versuchte später, sie als Verhandlungsmasse einzusetzen. Der Irak stellte zunächst eine "befreite" kuwaitische Marionettenregierung auf - welche er aber schnell auflöste - und erklärte Teile von Kuwait zur verlängerten irakischen Provinz Basra sowie den Rest zur 19. irakischen Provinz.

Innerhalb von Stunden nach Beginn der Invasion, verabschiedete der UNO-Sicherheitsrat die Resolution 660, welche die Invasion verurteilte, und verlangte einen Rückzug der irakischen Truppen. Am 6. August verabschiedete der Sicherheitsrat die Resolution 661, verhängte Wirtschaftssanktionen gegen den Irak und stellte am 29. November mit der Resolution 678 dem Irak ein Ultimatum für einen Rückzug bis zum 15. Januar 1991, wobei er "alle notwendigen Mittel, die Resolution 660 zu unterstützen und durchzuführen", für rechtens erklärte.

US-Präsident George Bush kündigte umgehend den Beginn einer "insgesamt defensiven" Militäraktion an, um den Irak am Eindringen nach Saudi Arabien zu hindern - die Operation "Wüstenschild" ("Desert Shield"). Satellitenfotos, wie sie mittlerweile in einer ganzen Reihe internationaler Publikationen zu sehen waren, zeigten den Aufmarsch der irakischen Armee entlang der saudisch-irakischen Grenze.

USS Dwight D. Eisenhower

Die US Navy entsandte zwei Einheiten, die Flugzeugträger USS Eisenhower und USS Independence, in die Region, wo sie ab 8. August bereit waren. Die Militärkonzentration wurde fortgesetzt und erreichte schließlich 500.000 Mann. Es herrscht Übereinstimmung unter militärischen Fachleuten, dass die amerikanischen Streitkräfte in der Region bis Oktober nicht in der Lage gewesen seien, eine Invasion Saudi-Arabiens seitens des Iraks zu stoppen.

Die Vereinigten Staaten, unter Federführung des US-Außenministers James Baker, bildeten ein vereinigtes Militärbündnis gegen den Irak. Es bestand aus Soldaten aus 34 Ländern: Afghanistan, Argentinien, Australien, Bahrain, Bangladesch, Kanada, die Tschechoslowakei, Dänemark, Ägypten, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Honduras, Italien, Katar, Kuwait, Marokko, die Niederlande, Niger, Norwegen, Oman, Pakistan, Polen, Portugal, Saudi Arabien, Senegal, Südkorea, Spanien, Syrien, die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten selbst. Die US-Truppen stellten 74 Prozent von 660.000 Soldaten auf dem Kriegsschauplatz. Viele der Bündniskräfte willigten nur zögernd ein: einige meinten, der Krieg sei eine innerarabische Angelegenheit; andere befürchteten eine Erhöhung des amerikanischen Einflusses in Kuwait.

Kurz nach dem Einmarsch des Iraks nach Kuwait wurde die Organisation "Bürger für ein freies Kuwait" in den USA gebildet. Sie engagierte die PR-Firma Hill & Knowlton für etwa 11 Millionen US-Dollar; die Gelder kamen von Kuwaits Regierung. Dieses Unternehmen startete eine Kampagne, die beschrieb, wie irakische Soldaten Babys aus den Brutkästen in den kuwaitischen Krankenhäusern herausholten und sie auf dem Fußboden sterben ließen. Ein Video wurde über die US-Fernsehnetze verbreitet; falsche Zeugnisse wurden vor dem Kongress und dem UNO-Sicherheitsrat gegeben. Das fünfzehnjährige Mädchen, das vor dem Kongress als Zeugin auftrat, war, wie später herauskam, die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA; der angebliche Chirurg, der als Zeuge vor der UNO auftrat, war in Wirklichkeit Zahnarzt, der später zugab, gelogen zu haben.

Nach der Befreiung Kuwaits stellten sich allerdings eine ganze Reihe von Schilderungen irakischer Übergriffe auf die Zivilbevölkerung als wahr heraus. Es kam zu Verhaftungen, Folterungen und Hinrichtungen. Zudem wurde der kleine Golfstaat im großen Stil geplündert und Kuwaiter in den Irak verschleppt.

Verschiedene Friedensverträge wurden erwogen, aber keiner geschlossen. Die Vereinigten Staaten beharrten darauf, dass die einzige annehmbare Friedensbedingung der volle bedingungslose Rückzug des Iraks aus Kuwait sei. Der Irak beharrte darauf, dass der Rückzug aus Kuwait mit einem gleichzeitigen Rückzug der syrischen Truppen aus Libanon und der israelischen Truppen aus der Westbank, dem Gazastreifen, den Golanhöhen und dem Südlibanon verbunden werden müsse.

Am 12. Januar 1991 beschloss der Kongress der USA, den Irak unter Anwendung militärischer Gewalt aus Kuwait zu vertreiben.

Der Luftkrieg

Am 16. Januar 1991, einen Tag nach dem Stichtag der Resolution 678, löste das Bündnis einen massiven Luftkrieg aus; am 17. Januar begann die Operation Wüstensturm (Desert Storm): mehr als 1.000 Flüge pro Tag, 10mal mehr Waffen als die Alliierten des 2. Weltkriegs verwendet hatten. Dabei setzten sie "intelligente" Bomben, Clusterbomben, Daisy Cutters ("Gänseblümchenmäher") und Marschflugkörper ein. Die militärische Luftüberlegenheit wurde schnell erzielt; die Luftstreitkräfte der Koalition flogen große Angriffe ohne Herausforderung.

Schnellauftankpunkt der 101. US-Luftlandedivision im Norden Saudi-Arabiens

Der Luftkrieg richtete sich auf militärische Ziele wie die irakische Republikanische Garde in Kuwait, Luftverteidigungssysteme, SCUD-Raketensysteme, Militärflugzeuge und Flugplätze, Spionagesysteme und die Marine. Zugleich zielte es auf Anlagen, die sowohl dem Militär als auch den Zivilisten nützlich sein könnten: Elektrizitätsanlagen, Nachrichtentechnik, Hafeneinrichtungen, Ölraffinerien und -pipelines, Eisenbahnen und Brücken. Die Energieversorgung des industrialisierten Landes wurde zerstört. Am Ende des Krieges lag die Elektrizitätsproduktion bei vier Prozent des Vorkriegsniveaus, Monate später bei 20-25%.

Bomben zerstörten die Steuerungssysteme aller großen Staudämme, der meisten Pumpstationen und zahlreiche Kläranlagen. Das Abwasser floss direkt in den Tigris, von dem die Zivilbevölkerung Trinkwasser entnehmen musste, woraus die Verbreitung epidemischer Krankheiten resultierte.

In den meisten Fällen vermieden die Verbündeten, rein zivile Ziele anzugreifen. Jedoch starben über 300 Zivilisten in einem Bombenangriff während eines Luftangriffs, bei dem insgesamt ca. 600-1.000 Menschen ums Leben kamen.

Der Irak richtete seine Flugangriffe auf Militärbasen des Bündnisses in Saudi Arabien und auf Israel in der Hoffnung, Israel hineinzuziehen und somit die anderen arabischen Staaten zum Verlassen des Bündnisses zu bewegen. Diese Strategie scheiterte. Israel nahm die Koalition nicht in Anspruch und die arabischen Staaten blieben im Bündnis, ausgenommen Jordanien, das offiziell gänzlich neutral blieb.

Der Bodenkrieg

Aufstellung britischer Panzerfahrzeuge
Zwei amerikanische Panzer vom Typ M-3 Bradleys
Von Irakern in Brand gesetzte Ölförderanlagen in Kuwait - Foto vom 2. März 1991

Am 22. Februar 1991 stimmte der Irak einer durch die Sowjetunion vorgeschlagenen Waffenruhe zu. Die Vereinbarung verlangte, dass der Irak seine Truppen innerhalb von drei Wochen auf die Position vor dem Einmarsch zurücknehmen solle, worauf sich eine gesamte Waffenruhe anschließen würde, und verlangte weiter die Überwachung von Waffenruhe und Rückzug durch den UNO-Sicherheitsrat. Die USA lehnten diese Vorschläge ab, sicherten aber zu, den Rückzug der irakischen Truppen nicht anzugreifen, und gaben dem Irak 24 Stunden Zeit, mit dem Rückzug zu beginnen.

Am 24. Februar begannen die USA ihren Bodenkrieg. Vereinzelt überrollten dabei alliierte Panzer irakische Schützengräben und begruben die irakischen Soldaten. Bald darauf drang ein Konvoi von Marines tief in irakisches Territorium ein und nahm Tausende von desertierten irakischen Soldaten gefangen, die geschwächt und durch den umfangreichen Luftkrieg demoralisiert waren.

Eine der Hauptbefürchtungen, dass der Irak chemische Waffen einsetzen könnte, bestätige sich nicht. Der Vormarsch der Alliierten erfolgte viel schneller als es die US-Generäle erwarteten. Am 26. Februar begannen die irakischen Truppen mit dem Rückzug aus Kuwait, steckten die kuwaitischen Ölfelder beim Verlassen in Brand und öffneten die Sperriegel an kuwaitischen Ölterminals, so dass sich riesige Mengen Öls in den persichen Golf ergossen und eine Umweltkatastrophe auslösten. Ein langer Konvoi der irakischen Truppen - bestehend auch aus irakischen und palästinensischen Zivilisten - zog sich entlang der Hauptverbindungsstraße Irak-Kuwait zurück. Dieser Konvoi wurde dermaßen von den Verbündeten bombardiert, dass er als "Highway of Death" bekannt wurde.

Hundert Stunden, nachdem er den Bodenkrieg begonnen hatte, verkündete Präsident Bush am 27. Februar eine Waffenruhe. Der Journalist Seymour Hersh hat Klage erhoben, dass zwei Tage nach Ausrufung der Waffenruhe eine von Barry McCaffrey geführte amerikanische Einheit an einem systematischen Massaker an sich zurückziehenden irakischen Einheiten und einer Anzahl Zivilisten teilgenommen habe. McCaffrey wies die Klage zurück, eine vom Militär geführte Untersuchung hat ihn gerechtfertigt.

Eine Friedenskonferenz fand im Süden des Irak statt, auf einem kleinen Gebiet hinter der Grenze, dass die Alliierten besetzt hatten. Bei der Konferenz verhandelte der Irak über die Nutzung bewaffneter Hubschrauber auf der eigenen Seite der gegenwärtigen Grenze. Bald danach waren diese Hubschrauber und ein großer Teil der irakischen Streitkräfte unterwegs, um einen schiitischen Aufstand im Süden zu bekämpfen.

Im Norden beherzigten Kurdenführer amerikanische Zusicherungen, dass diese einen Volksaufstand unterstützen würden, und begannen zu kämpfen in der Hoffnung, einen Angriff auszulösen. Jedoch als die amerikanische Unterstützung ausblieb, vernichteten die irakischen Generäle in brutaler Konsequenz die kurdischen Einheiten. Millionen von Kurden flohen über die Berge in die kurdischen Gebiete der Türkei und des Irans. Daraufhin wurden auf US-Druck die sogenannten Flugverbotszonen im Norden und im Süden des Iraks (siehe unten) eingerichtet, um Übergriffe aus der Luft unterbinden zu können. In Kuwait wurde der Emir wieder eingesetzt und die Regierung ging gegen vermutete irakische Kollaborateure vor. Dies traf insbesondere Palästinenser, die sich von Saddam Unterstützung im Kampf gegen Israel erhofften und daher in großer Zahl mit den irakischen Truppen zusammenarbeiteten. Mehrere hunderttausend Menschen mussten das Land verlassen.

Medienkrieg

Die Politik der USA hinsichtlich der Medien- und Pressefreiheit war viel restriktiver als in vorhergehenden kriegerischen Auseinandersetzungen. Die meisten Presseinformationen kamen aus den durch das Militär organisierten Informationsveranstaltungen, so genannten Briefings. Nur ausgewählten Journalisten wurden Vor-Ort-Besuche erlaubt, beziehungsweise die Genehmigung zu Interviews mit Soldaten erteilt. Diese Gespräche wurden stets in Anwesenheit von Offizieren geführt und waren abhängig sowohl von der vorherigen Zustimmung durch das Militär als auch von der nachträglichen Zensur. Das Vorgehen sollte scheinbar sensible Informationen vor einer Entdeckung durch den Irak schützen, in der Praxis wurde es aber häufig verwendet, um Informationen über politische Peinlichkeiten vor einer Entdeckung durch die Öffentlichkeit schützen. Diese Politik war massiv durch die Erfahrung des Militärs mit dem Vietnamkrieg belastet, den es wegen der öffentlichen Opposition innerhalb der Vereinigten Staaten verloren glaubte.

Zugleich war die Präsenz dieses Krieges und seiner Gleichzeitigkeit neu. Viele amerikanische Journalisten blieben während des Krieges in der irakischen Hauptstadt Bagdad stationiert, und die Ankunft der Raketen wurde fast in voller Länge nahezu zeitgleich in den abendlichen Fernseh- und Rundfunknachrichten wie CNN übertragen.

Zur Rechtfertigung des Krieges wurden zuvor einige später als Fälschung entlarvte Greuelberichte in den Massenmedien lanciert. Hierbei wurde insbesondere die so genannte Brutkastenlüge bekannt: Den irakischen Truppen wurde vorgeworfen, in kuwaitischen Krankenhäusern Babys aus Brutkästen gerissen und dadurch ermordet zu haben. Nach dem Krieg stellte sich heraus, dass diese Geschichte von einer Medienfirma erfunden worden war, unter Zuhilfenahme der Tochter des kuwaitischen Botschafters, die als vermeintliche Zeugin vor dem US-Kongress eine geschauspielerte tränenreiche Rede zum Besten gab. Auf irakischer Seite wurden wiederum zerstörte Industrieanlagen als Anlagen zur Gewinnung von Milchpulver ausgegeben.

Technologie

Patriot-Abschußsystem

Präzisionsgeführte Munition (PGMs, auch "smart bombs" = intelligente Bomben), wie der Lenkflugkörper Agm-130 der US Air Force, wurden als der Schlüssel dargestellt, der militärische Schläge mit einem Minimum an zivilen Opfern erlaubte. Bestimmte Gebäude im Zentrum Bagdads konnten nun bombardiert werden, während Journalisten in ihren Hotels die cruise missiles im Fluge beobachteten. Der Anteil der intelligenten Bomben betrug ungefähr 7,4% aller Bomben, die die Koalition abgeworfen hatte. Andere Bombenangriffe wurden mit Clusterbomben geflogen, die in Blöcke von kleineren Bomben zerbrechen, und Daisy Cutters, 15.000-Pfund-Bomben, die alles "auflösen", was sich innerhalb hunderter Meter befindet.

Scud ist ein Raketensystem niedriger Technologie und ursprünglich ein sowjetisches Waffensystem. Der Irak nutzte es und startete es gegen Saudi Arabien und Israel. Einige Bomben forderten zahlreiche Opfer, andere verursachten geringe Beschädigungen. Man sorgte sich vor Angriffen mit chemischen und biologischen Gefechtsköpfen auf diesen Raketen, die aber nicht benutzt wurden, wahrscheinlich aus Angst vor einem atomaren Gegenschlag durch Israel. Die Bemühungen der Koalition, die Scud-Abschussrampen zu beseitigen oder die Scuds im Flug mit der Patriot-Rakete abzuschießen, verliefen weniger wirkungsvoll, als es die militärischen Führer zu jener Zeit glauben machen wollten.

Das Globale Navigationssystem (GPS) war ein Mittel, das den Einheiten der Koalition die Navigation über der Wüste ermöglichte, ohne durch feindliche Truppen entdeckt zu werden. Das Warn- und Steuersystem (AWACS) und die Satellitenkommunikation erwiesen sich als ebenso wichtig.

Ergebnis

Opfer

Die Zahlen der Golfkriegsopfer sind umstritten. Die Zahl der Todesopfer seitens des Militärbündnisses mit den US-Truppen liegt bei 378; 148 während der Kämpfe und 145 nicht mit den Kämpfen in Verbindung stehend. Die Verwundetenzahl des Bündnisses scheint unter 1.000 zu liegen.

Die irakischen Opferzahlen werden in hohem Grade diskutiert. Manche behaupten eine niedrige Zahl von 1.500 getöteten Soldaten, manche gehen bis 200.000. Viele Wissenschaftler nehmen eine Zahl um 25.000 bis 75.000 an. Die Zahl der verwundeten Soldaten ist weitgehend unbekannt. Die US-Truppen haben 71.000 irakische Kriegsgefangene gemacht. Schätzungen, irakische zivile Todesopfer betreffend, reichen von 100 bis 35.000.

Kosten

Als Kosten des Krieges für die Vereinigten Staaten wurden vom Kongress etwa 61,1 Milliarden US-Dollar errechnet; zwei Drittel davon wurden durch Kuwait, Deutschland, Japan und Saudi-Arabien gezahlt.

(Politische)Konsequenzen

Die Konsequenz aus den Aufständen im Norden und im Süden waren Flugverbotszonen, die festgelegt wurden, um die schiitischen und kurdischen Minderheiten im Süd- und Nordirak zu schützen. Für Hans von Sponeck, UN-Diplomat, "liegt kein UN Mandat vor, das die Einrichtung dieser beiden Zonen rechtfertigt". Diese Flugverbotszonen sind hauptsächlich durch die USA und Großbritannien überwacht worden. Zusammengenommen haben diese mehr Angriffe über dem Irak in den elf Jahren nach dem Krieg geflogen, als während des Krieges zusammen. Während dieser Angriffe wurde eine bestimmte Menge Bomben beinahe Tag für Tag abgeworfen. Allerdings wurde die größte Menge der Bomben zur Unterstützung zweier Operationen abgeworfen: Desert Strike, die einige Wochen im September 1996 währte, und vom 17. bis 20. Dezember 1998 mit der Operation Desert Fox.

Eine Waffenuntersuchungskommission der UNO (UNSCOM) wurde aufgestellt, um die Befolgung der Waffenbeschränkungen durch den Irak und die Zerstörung der ballistischen Flugkörper zu überwachen. Der Irak akzeptierte einiges und lehnte andere Waffenkontrollen ab. 1997 wiesen sie alle US-Angehörigen des Kontrollteams aus und behaupteten, dass die Vereinigten Staaten die Kontrollen als Mittel für Spionage verwendeten, was die USA später auch einräumten. Das Team kehrte während eines noch turbulenteren Zeitabschnitts zwischen 1997 und 1999 zurück, wurde durch neue Inspekteure ersetzt, die Kontrollen begannen 2002.

Vor 1997 traf das Inspektionsteam auf eine Art Beweis des biologischen Waffenprogramms bei einem Standort und auf Widerstände an vielen anderen Standorten. Ein Mitglied des Waffeninspektionsteams, Scott Ritter, ein US-Marine bis 1998, behauptete, dass die Vereinigten Staaten die Inspektionen blockierten, weil sie keinen maßstabsgerechten Vergleich mit dem Irak wünschten. Er behauptete auch, dass der CIA die Waffeninspektionsteams als Tarnung für verborgene Aktivitäten innerhalb des Iraks verwendete.

Wirtschaftssanktionen folgten dem Krieg auf der Stelle. Dem Irak wurde zugestanden, bestimmte Produkte unter dem Programm Nahrung-für-Öl zu importieren. Ein UNICEF-Report recherchierte 1998, dass die Sanktionen eine Zunahme von 90.000 Todesfällen pro Jahr (IAC) zur Folge hatten.

Viele heimkehrende Soldaten der Koalition berichteten über Krankheiten, die ihrer Teilnahme am Golfkrieg folgten, ein Phänomen, das als Golfkriegssyndrom bekannt wurde. Es gab weit verbreitete Spekulationen und Widerspruch über die Ursachen (und Bestehen) dieses Syndroms. Als mögliche verursachende Faktoren werden die Wirkungen von Uran, Ölfeuern oder Anthraximpfstoffen angesehen.

Die Unterstützung des Iraks durch die Palästinenser verursachte einige Unzufriedenheit unter ihren arabischen Unterstützern und hatte den Effekt, dass die Palästinenser geheime Vermittlungen mit Israel begannen, welche zu den Oslo-Gesprächen führte.

Die Volksrepublik China wurde durch die Schnelligkeit des Bündnissieges überrascht und veranlasste eine Änderung der Hochtechnologie in der Volksbefreiungsarmee.

Die anhaltenden Sanktionen des Iraks und die anhaltende militärische Anwesenheit der Amerikaner in Saudi-Arabien löste Unzufriedenheit innerhalb der arabischen Welt aus. Dieses Argument musste auch als Rechtfertigung für den Terrorangriff am 11. September 2001 herhalten. Andererseits wurden der Irak und besonders Saddam Hussein auch als Ziele für den Krieg der Vereinigten Staaten gegen den Terrorismus angesehen.

Weblinks

Siehe auch: Erster Golfkrieg, Dritter Golfkrieg, Liste von Kriegen, Liste von Schlachten

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