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John Kerry

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John Forbes Kerry

John Forbes Kerry (* 11. Dezember 1943 in Aurora, Colorado) ist ein US-amerikanischer Politiker.

Kerry ist US-Senator aus Massachusetts und war der Kandidat der Demokratischen Partei bei den US-Präsidentschaftswahlen 2004 als Herausforderer gegen George W. Bush.

Herkunft und Jugend

Nach seiner Geburt am 11. Dezember 1943 in Denver verbrachte John Kerry einen Großteil seiner Jugend in Europa, denn sein Vater Richard Kerry war Diplomat. Unter anderem lebte er zwischen 1954 und 1956 abwechselnd in Berlin und in einem Internat (Institut Montana) bei Zug in der Schweiz. In dieser Zeit hat er Deutsch gelernt; ein wenig beherrscht er die Sprache immer noch. Seine Mutter entstammt dem so genannten Adel der Ostküste ("WASPs" = White Anglosaxon Protestants), während die aus Österreich stammende Familie seines Vaters Richard Kerry 1901 vom Judentum zum Katholizismus konvertierte, ihren Nachnamen von "Kohn" in "Kerry" änderte und 1904 in die USA einwanderte.

Familie

1970 heiratete Kerry Julia Thorne, mit der er 2 Töchter, Alexandra und Vanessa hat. 1988 ging diese Ehe aber in die Brüche. Seit 1995 ist er in zweiter Ehe mit Teresa Heinz verheiratet, der Witwe des Senators Henry John Heinz III. Dieser war ein Erbe des Ketchupfabrikanten Henry John Heinz. Ihr Vermögen wird auf ungefähr 500 Millionen US-Dollar bis 1 Milliarde US-Dollar geschätzt. Die Beteiligung seiner Frau an H.J. Heinz Company liegt jedoch unter vier Prozent.

Ausbildung

Er absolvierte ein Studium der politischen Wissenschaften an der Yale University. Wie George W. Bush und dessen Vater George H. W. Bush ist John Kerry Yale-Absolvent und Mitglied der studentischen Geheimgesellschaft Skull and Bones. Kerry meldete sich 1966 freiwillig zum Dienst in der US Navy, wo er eine Offiziersausbildung absolvierte. Im Jahre 1973, nach seinem Einsatz in Vietnam, studierte Kerry Jura an der Boston College Law School und beendete 1976 sein Studium mit dem Doktortitel in Jura.

Vietnamkrieg

Nach seinem ersten Einsatz 1968 auf der Fregatte USS Gridley im Südchinesischen Meer meldete er sich freiwillig zur Verwendung im Vietnamkrieg und wurde im Februar 1969 Kommandant eines "swift boat", eines schnellen Patrouillenboots. Er nahm mit dem ihm unterstellten "Swift Boat #94" an zahlreichen militärischen Operationen teil; unter anderem wurde er mit dem Silver Star, dem Bronze Star und drei Purple Hearts (letztere für drei Verwundungen) ausgezeichnet. Bereits im April 1969 verließ er Vietnam wieder, seine aktive Dienstzeit endete 1970.

Durch seinen Einsatz in Vietnam war Kerry zum glühenden Kriegsgegner geworden. Er organisierte mehrere Demonstrationen gegen den Krieg. Vor allem Kriegsveteranen nahmen an diesen teil. Um diese Demonstrationen zu finanzieren, nahm Kerry Spenden von reichen Kriegsgegnern entgegen. Als im Februar 2004 seine Chancen steigen, Präsidentschaftskandidat der Demokraten zu werden, versuchen seine Gegner, diese Aktivitäten gegen ihn zu verwenden.

Kerry erlangte 1971 erstmals plötzliche Berühmtheit, als er nach seiner Rückkehr aus Vietnam eine leidenschaftliche Rede gegen den Krieg hielt, in der er vor einem Ausschuss des US-Senats die US-Armee schwerer und systematischer Kriegsverbrechen beschuldigte, die von allen militärischen Ebenen begangen, geduldet oder sogar befohlen worden seien. Später mußte er allerdings einräumen, nie selber Zeuge solcher Kriegsverbrechen gewesen zu sein; etwa 50 angebliche Zeugen, die ihn auch bei der Ausschuss-Anhörung begleitet hatten, konnten bei weiteren Befragungen ebenfalls keine genaueren Angaben zu Zeitpunkten, Orten oder Tätern dieser Ereignisse machen.

Einige der Mitglieder seiner damaligen Bootsbesatzung unterstützten John Kerrys Kandidatur für das Amt des Präsidenten und begleiteten ihn auf öffentlichen Auftritten; etwa 200 seiner ehemaligen Kameraden schlossen sich hingegen zu den Swift Boat Veterans For Truth [1] zusammen. Sie warfen John Kerry vor, falsche Angaben zu seinem Vietnameinsatz zu machen und einen Teil seiner Auszeichnungen zu Unrecht erhalten zu haben. Kerrys zwischenzeitliche Kriegsgegnerschaft fassen sie zudem als "Verrat an den Kameraden" auf.

Senator von Massachusetts

Im November 1984 erringt Kerry einen Sitz im Senat für den US-Staat Massachusetts und wird im Januar 1985 eingeschworen. Kerry wird von US-amerikanischen Kommentatoren oft als kleiner JFK bezeichnet. Nicht nur sind ihre Initialen gleich, auch war John F. Kennedy wie Kerry vor seinem Amtsantritt Senator von Massachusetts. Kennedy gelang als letztem Präsidentschaftskandidaten direkt der Sprung vom US-Senat in das Weiße Haus. Im Senat fiel Kerry vor allem durch seine Arbeit in Untersuchungskommissionen - insbesondere zur Iran-Contra-Affäre - auf. Kerry arbeitete maßgeblich daran, die Aussöhnung zwischen den USA und dem ehemaligen Kriegsgegner Vietnam auf politischer Ebene in die Wege zu leiten. Er stimmte im Senat gegen den zweiten (von 1991), aber für den dritten Golfkrieg. Außerdem war er acht Jahre lang Mitglied des Geheimdienstausschusses des Senats.

Massachusetts gilt in der US-amerikanischen Politik als sehr liberaler, also im dortigen Sprachgebrauch als politisch linker Staat. Kerry ist für die Beschränkung des Rechts auf Waffenbesitz. Er setzt sich für die Rechte Homosexueller ein, lehnt aber eine Ehe zwischen ihnen ab. Kerry stimmte im Senat gegen das Gesetz zum Schutz der Ehe. Er war einer der sehr wenigen Senatoren, die sich für eine amerikanische Unterschrift unter das Kyoto-Protokoll einsetzten. Kerry ist Befürworter des Rechts auf Abtreibung. Er lehnt die Todesstrafe ab, außer bei terroristischen Akten, denn er habe selbst töten müssen, so Kerry.

Präsidentschaftswahl

Nach seiner Wahl zum Präsidenten hätte Kerry die von George W. Bush durchgesetzten Steuersenkungen rückgängig machen und Ölbohrungen im Naturschutzgebiet von Alaska verhindern wollen.

Am 6. Juli 2004 gab John Kerry auf einer Wahlkampfveranstaltung in Pittsburgh, Pennsylvania bekannt, dass John Edwards, US-Senator für North Carolina, sein Vizepräsident sein wird, falls er die Wahl im November gewinnen würde.

Vorwahlen

Bei den Vorwahlen zu den US-Präsidentschaftswahlen 2004 gilt Kerry im Gegensatz zu Howard Dean, der am 18. Februar 2004 seine Kandidatur auf Grund mangelnder Unterstützung wieder zurückzog, als gemäßigter Kandidat. Für ihn sprechen sowohl seine internationale Erfahrung als auch seine persönliche Reputation als aktiver Kriegsteilnehmer. Seine Gegner im Vorwahlkampf warfen ihm vor, umfangreiche Spenden von Großunternehmen kassiert zu haben.

Seit dem so genannten Super Tuesday am 2. März 2004 galt seine Präsidentschaftskandidatur als sicher. Offiziell nominiert wurde der demokratische Kandidat auf einem nationalen Parteitag in Boston Ende Juli 2004, als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten nominierte er John Edwards, der in der innerparteilichen Kandidatenkür sein schärfster Rivale war. Eine Umfrage zur Präsidentschaftwahl vom 7. März 2004 in Florida sah Kerry mit 49 Prozent deutlich vor Bush, der 43% erhalten würde.

Am 27. März 2004 wurde bekannt, dass bei einem Historiker Überwachungsprotokolle der US-Bundespolizei FBI über Aktivitäten Kerrys aus den 70er Jahren gestohlen wurden. Das FBI hatte den ehemaligen hoch dekorierten Vietnamkämpfer wegen seines späteren Engagements gegen den Krieg in Südostasien intensiv überwacht. Kerry selbst hatte zwar seine FBI-Akte bereits vor Jahren erhalten, doch die von dem Historiker in einem langwierigen Verfahren erstrittenen Dokumente sind mit etwa 20.000 Seiten weit umfangreicher als die Kerry bekannten.

Seinen Vorsprung konnte er bis zum Parteitag der Republikaner halten, danach geriet er in Rückstand. Jedoch sahen sämtliche Meinungsforschungsinstitute seit dem ersten TV-Duell mit Präsident Bush am 30. September 2004 Kerry wieder deutlich im Aufwind. In den beiden weiteren Rededuellen am 8. Oktober und am 13. Oktober 2004 konnte er wiederum überzeugen. Die Meinungsforscher sahen John Kerry zwei weitere Male als Sieger.

Spenden für den Wahlkampf

Dem Präsidentschaftskandidaten John Kerry gelang es, gleichermaßen Hunderttausende online zu mobilisieren und zu Kleinspenden zu animieren als auch Großspender aus Industrie und Wirtschaft zu gewinnen. In drei Monaten kamen über 100 Millionen US-Dollar zusammen. Das Internet verändert den Wahlkampf in den USA. Insgesamt beträgt die Spendensumme für John Kerrys Wahlkampf über 170 Millionen US-Dollar (genaue Aufstellung).

Politisches Programm

Kerrys Ziel ist, die USA wieder verstärkt in multilaterale Gespräche zu bringen und die Staatengemeinschaft UNO stärker zu berücksichtigen; als Grundlage für militärische Einsätze benennt er unter anderem eine breite Unterstützung durch andere Staaten, den global test. Er fordert außerdem eine stärkere Beteiligung anderer Staaten an Wiederaufbau und Schutz des Irak. Nach der Ratifizierung des Kyoto-Protokolls durch Russland am 22. Oktober 2004 verspricht Kerry die Ratifizierung durch die USA für den Fall seines Wahlsieges.

Wahltag

Nach den Wahlen des 2. November war vor allem das Ergebnis des Bundesstaates Ohio noch lange nicht entschieden. Am 3. November zeichnete sich jedoch ab, dass Bush auch diesen Staat und somit die Wahl gewinnen würde. Im Ergebnis unterlag Kerry mit 48 % der Stimmen, während Bush 51 % der Stimmen auf sich vereinen konnte. Daraufhin gratulierte Kerry seinem Konkurrenten zum Sieg und forderte die USA auf, nun die Bitterkeiten der Wahlen hinter sich zu lassen.

Zitate

Vorlage:Wikiquote1

  • Wie verlangt man von einem Mann, dass er der Letzte ist, der für einen Fehler sterben muss? (nach seiner Rückkehr aus Vietnam)
  • Amerika gehört allen Amerikanern, nicht nur den wenigen Privilegierten.
  • Ich weiß wirklich etwas von Flugzeugträgern. (im Hinblick auf einen hollywoodartig inszenierten Auftritt George W. Bushs auf einem Flugzeugträger)

Literatur

Weblinks