Hohenbodmaner Linde

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Linde in Hohenbodman

Ort Hohenbodman
Bundesrepublik Deutschland
Baumart Sommerlinde
Höhe ü.d.M. 670 Meter
Geographische Lage 47° 49′ 23,4″ N, 9° 12′ 29,1″ OKoordinaten: 47° 49′ 23,4″ N, 9° 12′ 29,1″ O
Hohenbodmaner Linde (Deutschland)
Hohenbodmaner Linde (Deutschland)
Status Naturdenkmal Ja, seit 1939
Alter 400 bis 1000 Jahre
Baumhöhe 11 Meter (2013)
Kronendurchmesser 13 Meter (2013)

Die Hohenbodmaner Linde, auch Tausendjährige Linde genannt, steht in der Ortsmitte von Hohenbodman, einem Ortsteil von Owingen im Bodenseekreis in Baden-Württemberg. Die Sommerlinde (Tilia platyphyllos) ist nach verschiedenen Schätzungen 400 bis 1000 Jahre alt und seit 1939 auf der Liste der Naturdenkmäler aufgeführt. Der Baum ist ungefähr elf Meter hoch und hat einen Stammumfang von zehn Metern, er ist damit einer der umfangstärksten Bäume in Deutschland. Das Deutsche Baumarchiv zählt die Linde zu den national bedeutsamen Bäumen (NBB), wichtigstes Auswahlkriterium hierfür ist der Stammumfang in einem Meter Höhe. Die Deutsche Dendrologische Gesellschaft (DDG) führt die Linde als „Championtree“, ausgewählt wird von ihr dazu der jeweils dickste Baum der Art im Bundesland. Über den Zustand der Linde, die sich im Eigentum der Gemeinde befindet, wurden in den Jahren 1982, 2001, 2004 und 2010 Gutachten erstellt. Pflegemaßnahmen fanden in den Jahren 1983, 1994 und 2010 statt.

Lage

Die Linde steht auf etwa 670 m ü. NN im kleinen namengebenden Ort von etwa 230 Einwohnern, an einem kleinen Straßenabzweig von der „Lindenstraße“ genannten Ortsstraße neben dem Feuerwehrhaus, nordöstlich des Bodenseeufers bei Überlingen und etwa 280 Meter über Seehöhe.[1] Sie nimmt die Mitte einer kleinen, etwa dreieckigen und etwas erhöhten Rasenfläche ein, die von einem etwa 40 Zentimeter hohen Sockel aus Natursteinen umsäumt ist. [2] Die angrenzenden Straßenflächen sind auf zwei Seiten asphaltiert, auf den beiden anderen ersetzen gelochte Betonsteine eine frühere Teerdecke.[3] Die Linde steht auf der Grünfläche um die Höhe des Sockels erhöht, so dass dieses obere Bodenniveau als jetziger Wurzelraum anzusehen ist.[2]

Geschichte

Frühe Geschichte

Manche vermuten, dass die Linde von den Herren von Bodman, Reichsministeriale der Hohenstaufen und des Bischofs von Konstanz gepflanzt wurde.[4] Sie sollen im 13. Jahrhundert eine Burg und eine Festung aufgegeben haben, um sich auf die Kaiserpfalz am Bodanrück zurückzuziehen.[4] Die Herren von Bodman waren bis 1282 am Ort ansässig, werden aber auch deshalb mit der Linde in Verbindung gebracht, weil ihr Wappen drei Lindenblätter enthielt.[5] Im Jahre 1859 berichteten die Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg: „Das wenig höher als die Warte gelegene kleine Dorf Hohenbodmann ruht auf dem Diluvium und auf diesem beim Dorfe steht eine alte hohle Linde von 10' Diameter.“[6] In seinem Buch Bemerkenswerte Bäume im Grossherzogtum Baden schrieb der deutsche Botaniker und Biologe Ludwig Klein im Jahre 1908:[7]

Linde um 1904 von Ludwig Klein

„Die stärkste Linde Badens und zugleich Badens stärkster Baum überhaupt ist die große Sommerlinde am Eingang des Dorfes Hohenbodman, 2½ Stunden landeinwärts von Überlingen (Eichrodt) (Abb. S. 181). Der uralte, aus der Ferne ungemein stattlich und völlig gesund aussehende Baum hat eine Höhe von ca. 26 m und einen Stammumfang von 9,40 m! In der Höhe von ungefähr 3 m über dem Boden gabelt sich der Stamm in drei sehr starke Äste. Der Stamm ist hohl, und zwar gründlich, mit großem Spalt auf der Nordseite; die solide Schale des Stammes (Holz und Rinde) ist durchschnittlich nicht dicker als 25 cm. Die erforderliche Standfestigkeit, mit welcher der freistehende, seit Jahrhunderten hohle Baum so vielen und gewiß wiederholt auch außergewöhnlichen Stürmen aufs erfolgreichste getrotzt hat, verdankt der Stamm wohl dem Umstande, daß in die geräumige Stammhöhle mächtige Luftwurzeln hereinwachsen, eine bei alten, hohlen Linden gar nicht seltene Erscheinung. An den Überwallungsrändern ehemaliger Stammrisse und anderer ‚durchgreifender‘ Verletzungen des hohlen Stammes, wie solche hier mehrfach zu sehen sind, bilden sich Adventivwurzeln, die durch den mit Mulm erfüllten Hohlraum allmählich in den Boden wachsen, mit der Zeit mehr und mehr erstarken und schließlich teilweise miteinander sowie mit dem Stamme selbst verwachsen. Die stärkste dieser Luftwurzeln hat über 1 m Durchmesser, eine zweite etwa 40 cm!“

Ludwig Klein: Bemerkenswerte Bäume im Grossherzogtum Baden. 1908.

Der Botaniker Friedrich Oltmanns schrieb im Jahre 1922 in Das Pflanzenleben des Schwarzwaldes: „Der 26 m hohe Baum hat einen für unsere Verhältnisse unerhörten Stammumfang von 9,4 m.“[8] H. von Bronsart schrieb 1924 in Die heimische Pflanzenwelt: „So steht bei Hohenbodman am Bodensee eine Linde mit 9,5 Meter Stammumfang, der stärkste Baum von ganz Baden.“[9] Im Jahre 1938 hat man die unteren Äste mit starken Eisenbändern, sogenannten Schlaudern, miteinander verbunden, um ein Auseinanderbrechen der großen Krone zu verhindern.[10] Die Linde wurde am 25. Juli 1939 nach dem Reichsnaturschutzgesetz (RNG) mit der Verordnung zur Sicherung von Naturdenkmalen im Landkreis Überlingen als Naturdenkmal erklärt.[11] In der Literatur wird als Datum der Unterschutzstellung teilweise 1936 genannt.[12], diese Angabe ist jedoch falsch[11], denn in der Originalverordnung der Naturschutzbehörde wird der 25. Juli 1939 als Tag der Unterschutzstellung genannt.[11]

Bauarbeiten bei der Linde und Sanierungen

Teile der Kronensicherung mit Hängekonstruktion

Beim Ausheben eines eineinhalb Meter tiefen Grabens für eine Trinkwasserleitung etwa 2 Meter neben dem Fuß der Linde wurde im Jahre 1964 ihr Wurzelwerk beschädigt.[13] Mit der Eingemeindung von Hohenbodman im Zuge der Gebietsreform in Baden-Württemberg zum 1. Januar 1972 nach Owingen wurde die Untere Naturschutzbehörde des Bodenseekreises für die Linde verantwortlich. Im Jahre 1975 wurde ein weiterer, zwei Meter tiefer Graben für die Abwasserentsorgung etwa zehn Meter neben dem Stamm gezogen.[13] Wiederum wurde das Wurzelwerk beschädigt[13] und die Vitalität der Linde ließ daraufhin binnen weniger Jahre stark nach.[13] Am 2. November 1982 erstellte die Baumpflegefirma Michael Maurer ein Baumgutachten, das in der Hauptsache diese Baumaßnahmen im Umfeld in den Jahren 1964 und 1975 für den starken Vitalitätsabbau der Linde verantwortlich macht.[13] Der Wurzelverlust war nach Angaben des Baumexperten „ganz erheblich und umfangreich“.[13] In Anbetracht der Ausladung der Äste schätzte der Gutachter, dass 35 bis 40 Prozent der Gesamtwurzelmasse bei den beiden Bauarbeiten zerstört oder beschädigt wurden.[13] Die Standfestigkeit der Linde hatte dadurch zwar nicht gelitten, jedoch war ein erheblicher Teil ihrer Organe zur Aufnahme von Wasser und mineralischen Nährstoffen zerstört worden.[13] Das Gutachten bewertete die Linde wegen ihrer Einmaligkeit als „unbedingt erhaltenswert“ und trotz ihres schlechten Zustandes als „erhaltungsfähig“.[13] Im Jahre 1983 fanden für 20.000 Deutsche Mark Sanierungsarbeiten an der Linde statt.[13] Dabei kürzte man die einstmals 30 Meter hohe Krone um 30 Prozent ein, um dem Baum eine Überlebenschance zu geben.[13] Nach der Sanierung wurde ihr noch eine Lebenserwartung von 30 bis 50 Jahren attestiert.[13]

Linde von Norden aus

Im Jahre 1994 wurde die Linde erneut baumchirurgisch behandelt.[14] In den Jahren 2001 und 2004 gab es weitere Gutachten, um die Standsicherheit zu prüfen und notwendige Maßnahmen einzuleiten.[15] Diese Untersuchungen ergaben auch, dass sich der Befall mit dem Brandkrustenpilz stark ausgeweitet hatte.[15] Bei einer Sitzung im Juni 2010 über die Zukunft der Linde waren sich Ortsvorsteher Jörg Nesensohn und der Überlinger Revierförster und Baumexperte Rolf Geiger darin einig, dass die Linde wegen der Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde im Herbst gefällt werden sollte.[15] Auch Bürgermeister Henrik Wengert schloss sich dem an, weil angesichts des maroden Stammes den Baum mit seiner gewichtigen Krone stehen zu lassen zu riskant wäre.[15] Der Stamm sei völlig verfault, die Krone werde nur noch von der verbliebenen Rinde gehalten.[15] Wenn man die Linde allerdings weiträumig absperren würde, könne sie eventuell stehen bleiben.[15] Für eine Fällung hätte die Verwaltungsgemeinschaft die rechtlichen Voraussetzungen schaffen müssen.[15] Da sich unmittelbar am Baum Wanderer und Spaziergänger ausruhten und dort Kinder spielten, hatte man sie schon einige Zeit zuvor mit einem Bauzaun provisorisch abgesperrt, damit niemand von herabstürzenden Ästen getroffen würde.[16] Bei einer Befragung sprach sich die große Mehrheit der über 50 anwesenden Bürger dafür aus, den Baum zu beseitigen,[15] lediglich drei stimmten für den Erhalt der Linde.[15]

Gutachten im Jahre 2010 und Sanierung

Stamm von Süden, mit Hinweistafel davor

Am 27. Juli 2010 berichtete Förster Geiger vom Revier Überlingen bei einer öffentlichen Sitzung über den Zustand der Linde.[17] Er regte die Bürger der Gemeinde an, ein erneutes Gutachten über die mögliche Reststandzeit des Baumes unter Berücksichtigung der Verkehrssicherungspflicht, die Aufgrund der Lage inmitten des Ortes und den umgeben von drei Verkehrsstraßen entsprechend hoch sind, und der Ästhetik erstellen zu lassen, aus dem auch die Höhe der Erhaltungskosten hervorgehen sollte.[17] Die Gemeinde gab daraufhin mit finanzieller Unterstützung der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises nochmals ein Gutachten beim Baumsachverständigen Marco Wäldchen aus Ulrichstein am Vogelsberg in Auftrag.[16] Dieser besichtigte am 10. September 2010 die Linde und erstellte am 14. November 2010 ein 13-seitiges Gutachten[18] Bei der Untersuchung wurden der Standort mit Baumumfeld, der Standraum, die Wurzelanläufe, der Stamm, die Starkverzweigungen und sämtliche Teile der Krone bis in die Feinverzweigung visuell überprüft.[19] Der Schwerpunkt lag auf der Vitalität und den für die Verkehrssicherheit relevanten biomechanischen Aspekten.[19] Die Gehölzvitalität wurde anhand des Schlüssels des Forstwissenschaftlers Andreas Roloff, der von Vs 0 bis Vs 3 reicht, mit Vs 1–2 eingestuft, was bedeutet, dass sich die Linde im Übergangsbereich von der Degenerationsphase zur Stagnationsphase befand.[20]

Aus dem Gutachten geht hervor, dass die Linde zwar aktuell nicht verkehrssicher, aber doch noch zu retten war.[21] Die Sicherungsmaßnahmen sollten zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit so schnell wie möglich durchgeführt werden.[17] Die Krone sollte zur mechanischen Entlastung bei Windlast stark zurückgeschnitten werden.[21] Der Rückschnitt von Neuaustrieben sollte alle sieben bis zehn Jahre wiederholt werden.[21] Auch sollte das abgestorbene Stammsegment um 50 Prozent eingekürzt werden; die alten Gewindestangen, die die einzelnen Stammsegmente verbinden und die keinen Halt mehr gaben, sollten entfernt werden.[21] Nach dem Rückschnitt mussten alle Schlaufen, die in der Krone zur Stabilisierung der Äste eingebaut sind, daraufhin kontrolliert werden, ob sie nachzustellen sind.[21] Die Stadt Überlingen teilte der Gemeinde aufgrund des Gutachtens mit, dass für die Linde als eingetragenes Naturdenkmal keine Ausnahme zur Fällung erteilt werden kann.[17] Die Pflegemaßnahmen, deren Kosten auf 1000 bis 1500 Euro geschätzt wurden und zur Hälfte vom Landratsamt Bodenseekreis getragen werden, wurden durchgeführt.[17] Den Grünschnitt übernahm der gemeindliche Bauhof.[17] Die Linde sollte in einem Turnus von neun Monaten einer Baumkontrolle unterzogen werden.[21] Nach der Sanierung wurde der Bauzaun um die Linde entfernt.

Beschreibung

Linde von Süden aus

Die Linde steht zwar im Ort, konnte dort aber aufgrund ihres recht freien Standorts gewaltige Maße in der Stammdicke, den überaus starken Ästen und der Krone entwickeln.[3] Anfang des 20. Jahrhunderts befand sich die Linde auf dem Höhepunkt ihrer Wuchskraft. Der zwar hohle Stamm war bis auf einen Spalt auf der Nordseite, der heute wieder verschlossen ist, vollständig geschlossen bei einem Umfang von über zehn Metern. Die Stammhöhe beträgt 3,8 Meter, von dort teilt sich der Stamm in zwei nach oben strebende Teilstämme auf, die eine bis etwa 30 Meter hohe und beinahe vollständig erhaltene Krone bildete.[22] Daran hat sich in den letzten Jahren jedoch einiges geändert. Der Stamm ist vollständig ausgehöhlt und hat nach Südwesten hin eine große Öffnung, wo der Stammbereich beinahe vollständig fehlt. In etwa fünf Meter Höhe geht der Stamm abrupt in die heutige kleine Krone über. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg war die Krone so groß, dass man drei Heuwagen unter die Linde stellen konnte, ohne dass das Heu nass wurde.[23] Aus den 1960er Jahren wird berichtet, dass die Hohenbodmaner Landwirte ihre Heufahrzeuge mit den Zugtieren oder Zugmaschinen zum Schutz vor Regen dort unterstellen konnten.[5] Die Linde hat bei verschiedenen Pflegemaßnahmen in den letzten 30 Jahren durch Einkürzung kontinuierlich an Kronenvolumen und Höhe verloren. Die verbliebenen Äste wurden an einer Konstruktion aus Stahlrohren und Querstreben aufgehängt.[24] Aktuell beträgt die Höhe der Linde noch 11 Meter und die kugelförmige Krone wird nur noch von wenigen Äste gebildet.[25]

Stammumfang

geöffneter Stamm

Der Stammumfang der Linde wurde in den letzten 150 Jahren mehrmals auf verschiedenen Höhen gemessen. Die Messungen gestalten sich aufgrund der ovalen Form des Stammes sowie der Einbuchtungen und Fehlstellen schwierig.[20] Es wurde nicht immer angegeben, auf welcher Höhe gemessen wurde. Im Jahre 1859 wurde in den Jahresheften des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg ein Durchmesser von zehn Württembergische Fuß angegeben, was einem Umfang von neun Metern entsprach.[6] Ludwig Klein gab im Werk Bemerkenswerte Bäume im Grossherzogtum Baden im Jahre 1908 einen Umfang von 9,40 Metern[7] und Friedrich Oltmanns in Das Pflanzenleben des Schwarzwaldes im Jahre 1922 von 9,4 Metern an.[8] H. von Bronsart nannte im Jahre 1924 in Die heimische Pflanzenwelt einen Stammumfang von 9,50 Metern.[9] In der Zeitschrift Badische Heimat ist im Jahre 1966 ein Umfang von 10,2 Metern in einem Meter Höhe und von 10,1 Metern in zwei Meter Höhe vermerkt.[22] Der Fotograf und Buchautor Wolf Hockenjos gab im Jahre 1978 in Begegnung mit Bäumen einen Umfang von 10 Metern an.[26] Der Forstmann Hartwig Goerss stellte im Jahre 1981 in Unsere Baumveteranen einen Umfang in Brusthöhe (1,3 Meter) von 10,10 Metern fest.[27] Der Forstwissenschaftler Hans Joachim Fröhlich nannte in Wege zu alten Bäumen für das Jahr 1995 auf 1,3 Meter Höhe, der Stelle des sogenannten Brusthöhendurchmessers (BHD), einen Umfang von 10,10 Metern.[28] Michel Brunner, Fotograf, Buchautor und Gründer von pro arbore, einer Inventarisierung von alten und kuriosen Bäumen der Schweiz, stellte 2007 in Bedeutende Linden einen Umfang von 10,2 Metern fest.[29] Das Deutsche Baumarchiv, das die alten Bäume in Deutschland dokumentiert und ein Werk über national bedeutsame Bäume (NBB) herausgibt, ermittelte im Jahre 1998 an der Stelle des geringsten Durchmessers (Taille) einen Umfang von 9,87 und im Jahre 1988 in einem Meter Höhe von 10,15 Metern.[30] Die Landschaftsarchitektin und Buchautorin Anette Lenzing gab 2005 in Gerichtslinden und Thingplätze in Deutschland, einen Umfang von 10,10 Metern, auf Brusthöhe gemessen, an.[31] Die Deutsche Dendrologische Gesellschaft (DDG) hat im Jahre 2013 für Championtrees, das den jeweils stärksten Baum einer Art oder Sorte in einem Bundesland registriert, einen Umfang von 9,87 Metern gemessen.[25]

Alter

Stamm mit Stahlrohrstützen

Das Alter der Linde kann nur annähernd bestimmt werden.[5] Eine Jahresringzählung, beispielsweise mit Hilfe einer Bohrkernentnahme oder durch eine Bohrwiderstandsmessung mittels Resistograph ist nicht möglich, da im Zentrum des Stammes das älteste Holz fehlt.[5] Aus dem gleichen Grund ist eine Altersbestimmung über den Gehalt an radioaktivem Kohlenstoff (Radiokohlenstoffdatierung, auch 14C-Datierung genannt) nicht durchführbar, da eine entnommene Probe von einem viel jüngeren Holzgewebe stammen würde.[32] In der aktuellen Literatur gibt es unterschiedliche Angaben von 400 bis 1000 Jahren.

Der Forstmann Hartwig Goerss schätzte im Jahre 1981 das Alter der Linde auf 1000 Jahre.[27] Der Baumsachverständige Michael Maurer gab in seinem Gutachten im Jahre 1982 ein Alter von 800 Jahren[5] und Anette Lenzing im Jahre 2005 von 1000 Jahren an.[31] Das Deutsche Baumarchiv schätzte das Alter der Linde im Jahre 2012 auf 450 bis 600 Jahre.[30] Hans Joachim Fröhlich nahm 1995 ein Alter von etwa 800 bis 1000 Jahren an.[28] Der Forstwirt Mathias Schuhmacher schätzte im Jahre 1991 ein Alter von 400 bis 500 [13] und Michel Brunner im Jahre 2007 von 500 Jahren.[29]

Inschriftentafel

Bei der Linde steht eine Metalltafel mit folgender Inschrift:

Inschriftentafel
Sommerlinde (Tillia platyphyllos)

Im Volksmund Baum der Liebenden–Baum der Fruchtbarkeit.
Der Lindenbaum galt im Altertumsowohl im slawischen
als auch im germanischen Raum als heiliger Baum.

Diese Linde ist eine der ältesten Linden Deutschlands.
Ihr Alter wird auf 800–1000 Jahre geschätzt.
In ihren besten Jahren verzeichnete die Linde eine Höhe
von rund 30 Metern und einen Stammumfang
von über 10 Metern. In den Jahren 1964 und 1975 wurden
bei der Verlegung der Trink- und Abwasserleitung rund 40 % des
Wurzelwerkes zerstört. Der Vitalitätsverlust war dramatisch.
Im Jahre 1983 wurde die Linde umfangreich saniert.
Man gab ihr damals, nach der Sanierung,
noch eine Lebenserwartung von 30–50 Jahren.

Literatur

  • Bernd Ullrich, Stefan Kühn, Uwe Kühn: Unsere 500 ältesten Bäume: Exklusiv aus dem Deutschen Baumarchiv. 2. neu bearbeitete Auflage. BLV Buchverlag, München 2012, ISBN 978-3-8354-0957-6.
  • Stefan Kühn, Bernd Ullrich, Uwe Kühn: Deutschlands alte Bäume. 6. durchgesehene Auflage. BLV Verlagsgesellschaft, München 2010, ISBN 978-3-8354-0740-4.
  • Marco Wäldchen: Gutachterliche Stellungnahme zu einer, als Naturdenkmal ausgewiesenen Linde in Hohenbodman, Gemeinde Owingen, Bodenseekreis. Ulrichstein 2010.
  • Die Linde ist doch noch zu retten. Südkurier, 25. November 2010, abgerufen am 9. Dezember 2013.
  • Hanspeter Walter: Tage der Linde sind gezählt. Südkurier, 25. Juni 2010, abgerufen am 9. Dezember 2013.
  • Michel Brunner: Bedeutende Linden. 400 Baumriesen Deutschlands. Haupt-Verlag, Bern/Stuttgart/Wien 2007, ISBN 978-3-258-07248-7.
  • Anette Lenzing: Gerichtslinden und Thingplätze in Deutschland. Langewiesche K.R., Heiligenhaus 2005, ISBN 3-7845-4520-3.
  • Hans Joachim Fröhlich: Wege zu alten Bäumen, Band 12, Baden-Württemberg. WDV-Wirtschaftsdienst, Frankfurt 1995, ISBN 3-926181-26-5.
  • Norbert Zysk: Owinger Linden: die Linde, Baum des Jahres 1991; Ausstellung Rathaus-Galerie Owingen, 1. - 30. Juni 1991. Hrsg.: Gemeinde Owingen. Owingen 1991.
  • Hartwig Goerss: Unsere Baum-Veteranen. Landbuch, Hannover 1981, ISBN 3-7842-0247-0.
  • Wolf Hockenjos: Begegnung mit Bäumen. DRW-Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-87181-006-1.
  • Mein Heimatland. Jahrgang 46, Heft 1/2. Sondernummer Überlingen – Bodensee. In: Hermann Schwarzweber (Hrsg.): Badische Heimat. Landesverein Badische Heimat, Freiburg 1966.
  • H. von Bronsart: Die heimische Pflanzenwelt. Ullstein Verlag, Berlin 1924, S. 304 (Google Books).
  • Friedrich Oltmanns: Das Pflanzenleben des Schwarzwaldes. C. A. Wagner Buchdruckerei A.-G., Freiburg 1922.
  • Ludwig Klein: Bemerkenswerte Bäume im Grossherzogtum Baden. Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1908, S. 306–307 (PDF-Datei; 28,4 MB).
  • Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg. In: Jahreshefte des Vereins für vaterländische in Naturkunde in Württemberg. Verlag von Ebner & Seubert, Stuttgart 1859, S. 218 (Google Books).

Siehe auch

Commons: Linde (Hohenbodman) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hohenbodman. Abgerufen am 19. Dezember 2013.
  2. a b Marco Wäldchen: Gutachterliche Stellungnahme zu einer, als Naturdenkmal ausgewiesenen Linde in Hohenbodman, Gemeinde Owingen, Bodenseekreis. Ulrichstein 2010, S. 7.
  3. a b Hartwig Goerss: Unsere Baum-Veteranen. Landbuch, Hannover 1981, ISBN 3-7842-0247-0, Kapitel Die tausendjährige Linde in Hohenbodmann, S. 138.
  4. a b Owingen – Der Ort Hohenbodman wurde erstmals 1325 schriftlich erwähnt. Besiedelt war der Höhenrücken aber schon vorher. Südkurier, 25. Juni 2010, abgerufen am 9. Dezember 2013.
  5. a b c d e Norbert Zysk: Owinger Linden: die Linde, Baum des Jahres 1991; Ausstellung Rathaus-Galerie Owingen, 1.-30. Juni 1991. Hrsg.: Gemeinde Owingen. Owingen 1991, Kapitel Die Uralte Linde in Hohenbodman, S. 12.
  6. a b Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg. In: Jahreshefte des Vereins für vaterländische in Naturkunde in Württemberg. Verlag von Ebner & Seubert, Stuttgart 1859, S. 218 (Google Books).
  7. a b Ludwig Klein: Bemerkenswerte Bäume im Grossherzogtum Baden. Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1908, Kapitel IX. Winter- und Sommerlinde (Tilia parvifolia, und T. grandifolia)., S. 306–307 (PDF-Datei; 28,4 MB).
  8. a b Friedrich Oltmanns: Das Pflanzenleben des Schwarzwaldes. C. A. Wagner Buchdruckerei A.-G., Freiburg 1922, S. 331.
  9. a b H. von Bronsart: Die heimische Pflanzenwelt. Ullstein Verlag, Berlin 1924, S. 304 (Google Books).
  10. Hermann Fautz: Mein Heimatland. Jahrgang 46, Heft 1/2. Sondernummer Überlingen – Bodensee. In: Hermann Schwarzweber (Hrsg.): Badische Heimat. Landesverein Badische Heimat, Freiburg 1966, Kapitel Alte Linden im Linzgau, S. 162–164.
  11. a b c Umweltschutzamt Bodenseekreis 2013
  12. Anette Lenzing: Gerichtslinden und Thingplätze in Deutschland. Karl Robert Langewiesche Nachfolger Hans Köster Verlagsbuchhandlung KG, Könighaus im Taunus 2005, ISBN 3-7845-4520-3, Kapitel Die tausendjährige Linde in Owingen-Hohenbodman, S. 33.
  13. a b c d e f g h i j k l m Norbert Zysk: Owinger Linden: die Linde, Baum des Jahres 1991; Ausstellung Rathaus-Galerie Owingen, 1.-30. Juni 1991. Hrsg.: Gemeinde Owingen. Owingen 1991, Kapitel Die Uralte Linde in Hohenbodman, S. 12–13.
  14. Anette Lenzing: Gerichtslinden und Thingplätze in Deutschland. Langewiesche K.R., Heiligenhaus 2005, ISBN 3-7845-4520-3, Kapitel Die tausendjährige Linde in Owingen-Hohenbodman, S. 33.
  15. a b c d e f g h i Hanspeter Walter: Tage der Linde sind gezählt. Südkurier, 25. Juni 2010, abgerufen am 9. Dezember 2013.
  16. a b Die Linde ist doch noch zu retten. Südkurier, 25. November 2010, abgerufen am 9. Dezember 2013.
  17. a b c d e f Bericht aus der letzten Gemeinderatssitzung für Amtsblatt KW 49. (pdf-Datei) Abgerufen am 15. Dezember 2013.
  18. Marco Wäldchen: Gutachterliche Stellungnahme zu einer, als Naturdenkmal ausgewiesenen Linde in Hohenbodman, Gemeinde Owingen, Bodenseekreis. Ulrichstein 2010, S. 1–13.
  19. a b Marco Wäldchen: Gutachterliche Stellungnahme zu einer, als Naturdenkmal ausgewiesenen Linde in Hohenbodman, Gemeinde Owingen, Bodenseekreis. Ulrichstein 2010, S. 4–5.
  20. a b Marco Wäldchen: Gutachterliche Stellungnahme zu einer, als Naturdenkmal ausgewiesenen Linde in Hohenbodman, Gemeinde Owingen, Bodenseekreis. Ulrichstein 2010, S. 6.
  21. a b c d e f Marco Wäldchen: Gutachterliche Stellungnahme zu einer, als Naturdenkmal ausgewiesenen Linde in Hohenbodman, Gemeinde Owingen, Bodenseekreis. Ulrichstein 2010, S. 10–11.
  22. a b Hermann Fautz: Mein Heimatland. Jahrgang 46, Heft 1/2. Sondernummer Überlingen – Bodensee. In: Hermann Schwarzweber (Hrsg.): Badische Heimat. Landesverein Badische Heimat, Freiburg 1966, Kapitel Alte Linden im Linzgau, S. 162.
  23. Im „Engel“ hat's einst gefunkt. Südkurier, 30. November 2011, abgerufen am 9. Dezember 2013.
  24. Marco Wäldchen: Gutachterliche Stellungnahme zu einer, als Naturdenkmal ausgewiesenen Linde in Hohenbodman, Gemeinde Owingen, Bodenseekreis. Ulrichstein 2010, S. 10.
  25. a b Rainer Lippert: Tilia platyphyllos (ID 2666) Sommer-Linde. Deutsche Dendrologischen Gesellschaft, 2014, abgerufen am 5. Januar 2014.
  26. Wolf Hockenjos: Begegnung mit Bäumen. DRW-Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-87181-006-1, Kapitel Des Landes dickster Baum, S. 99.
  27. a b Hartwig Goerss: Unsere Baum-Veteranen. Landbuch, Hannover 1981, ISBN 3-7842-0247-0, Kapitel Unsere Baumveteranen auf einen Blick, S. 141.
  28. a b Hans Joachim Fröhlich: Wege zu alten Bäumen, Band 12, Baden-Württemberg. WDV-Wirtschaftsdienst, Frankfurt 1995, ISBN 3-926181-26-5, Kapitel 290 Tausendjährige Linde in Hohenbodmann, S. 220.
  29. a b Michel Brunner: Bedeutende Linden. 400 Baumriesen Deutschlands. Haupt-Verlag, Bern/Stuttgart/Wien 2007, ISBN 978-3-258-07248-7, Kapitel Dorflinde Hohenbodmann, S. 32.
  30. a b Bernd Ullrich, Stefan Kühn, Uwe Kühn: Unsere 500 ältesten Bäume: Exklusiv aus dem Deutschen Baumarchiv. 2012, Kapitel Dicke Linde zu Hohenbodman, S. 251.
  31. a b Anette Lenzing: Gerichtslinden und Thingplätze in Deutschland. Langewiesche K.R., Heiligenhaus 2005, ISBN 3-7845-4520-3, Kapitel Die tausendjährige Linde in Owingen-Hohenbodman, S. 32.
  32. Michel Brunner: Baumriesen der Schweiz. Werd Verlag AG, Zürich 2009, ISBN 978-3-85932-629-3, Kapitel Dorflinde Hohenbodmann, S. 150.