Benutzer:Annalei2024/Schwechater Kabelwerke

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Die Schwechater Kabelwerke GmbH (SKW) sind ein global tätiges Familienunternehmen im Bereich der Kabel- und Leitungsherstellung mit Sitz in Schwechat. Die SKW, einer der führenden Kabelproduzenten und -logistiker in Österreich, sind ein Tochterunternehmen der SKB Industrieholding GmbH, die mit rund 1000 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 400 Mio. Euro erwirtschaftet.[1]

Unternehmensprofil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schwechater Kabelwerke (SKW) gelten als einer der ältesten Kabelproduzenten weltweit. Das Unternehmen ist seit der Gründung 1891 durchgehend und mit Dr. Christoph Tremmel-Scheinost und Mag. Alexander Tremmel-Scheinost in der fünften Generation in Familienbesitz.[2] Die SKW operieren in mehr als 40 Ländern und bieten ein umfassendes Portfolio an Kabeln und Leitungen aus verschiedenen Materialien wie PVC, Gummi oder Silikon, Isolierte Freileitungen, Energiekabel, Eisenbahnsicherungskabel sowie Fernmeldekabel an.[3] Die SKW sind in den Kundenbereichen Energieversorger (EVU), Großhandel, Anlagenbau sowie Mobilität und Telekommunikation in Österreich führend und gehören zu einem der beiden größten Kabelunternehmen des Landes.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühe Jahre


Im Jahr 1891 gründet der böhmische Unternehmer Otto Steiner (*1856 in Karolinenthal bei Prag; † 1906 in Rekawinkel), der Urgroßvater der heutigen Inhaber, die „Kabel- und Gummifabrik Otto Steiner“ und legte damit den Grundstein für die späteren Schwechater Kabelwerke.[5] Steiner entstammte einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie und hatte bis 1890 bereits erfolgreich eine Uhrenfabrik in Karlstein an der Thaya aufgebaut. Die im Folgejahr ins Leben gerufene „Fabrik zu Erzeugung Guttapercha- und Kautschukisolierter Leitungen, Telegraphendrähte und Bleikabel“ war als moderner, voll elektrifizierter Betrieb konzipiert und entwickelte sich rasch zu einem florierenden Unternehmen der Elektroindustrie in der k.u.k Monarchie.[6] Steiner galt als Vorreiter auf dem Gebiet der Arbeiterrechte.[7]

Um 1900 gliederte sich die Produktionsstätte in Schwechat in fünf Abteilungen mit 110 Arbeitern und Angestellten, in denen jeder Herstellungsschritt vom Ziehen des Drahtes bis zum fertigen Schwach- und Starkstromkabel abgedeckt werden konnte.[8] Steiners Fabrik die erste ihrer Art in Österreich-Ungarn, die sich auf die Herstellung von Gummi-Isolations-Materialien spezialisiert hat und so den Markt für isolierte Leitungen in Wohnhäusern erschloss. Der Vertrieb wurde von Büros in Wien, Budapest und Prag gesteuert, exportiert wurde neben den Absatzgebieten in der k.u.k Monarchie weltweit von den USA bis nach Russland.[9]

Ab dem Jahr 1904 übernahm der Schwiegervater Otto Steiners, der jüdische Eisenfabrikant Heinrich Eger (*1839 in Prag; † 1915 in Wien), sukzessive die Fabrik, die ab 1906, dem Todesjahr Otto Steiners, unter dem Namen „Schwechater Kabel- und Gummiwerke Heinrich Eger & Co“ firmierte.[10] Um das Werk technisch zu modernisieren, holt Eger im Jahr 1912 den jüdischen Großindustriellen Dr. Emil Kolben, Chefingenieur von T.A. Edison und Forschungspartner von Nikola Tesla, als zweiten Geschäftsführer und Anteilseigner ins Unternehmen.[11] Aus den „Schwechater Kabel- und Gummiwerken Heinrich Eger & Co“ wurden nun die „Schwechater Kabelwerke Gesellschaft mbH“.[12]

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zerfall des Heimatabsatzmarktes Österreich-Ungarn, erwarb die SKW eine Niederlassung in Prag, die Prazska Kabelnova a.s. (PRAKAB), um den neu gegründeten Tschechoslowakischen Markt gezielt aufzubereiten. Erzeugt wurden direkt nach dem Krieg vor allem Blei- und Erdkabel und ab 1923 stellten die Prager Kabelwerke als erstes tschechoslowakisches Unternehmen Lackdrähte her. In den 1920er Jahren wuchs die Zahl der Belegschaft auf 300 Mitarbeiter an und die PRAKAB wurden bis zur Weltwirtschaftskrise dank fortlaufender Modernisierungen zu einem Paradebetrieb mit hohen Gewinnen.[13]

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 und dem Einmarsch in die Tschechoslowakei 1939 machten Repressionen sowie die Arisierungswelle auch vor den Schwechater Kabelwerken nicht halt. Trotz des Bestrebens der in- und ausländischen Anteilseigner einer Arisierung vorzubeugen, indem man Beteiligungen an nichtjüdische Interessenten übertrug, wurden alle Inhaber Anfang 1939 enteignet.[14] Im Rahmen dieses Prozesses wurden PRAKAB und SKW getrennt. Emil Kolben, der 1943 im Ghetto Theresienstadt starb, sowie Mitglieder der SKW-Gründerfamilie Steiner/Eger kamen durch die Shoah ums Leben.[15] Die PRAKAB wurden 1943 in die „Prager Metall-, Kabel- und Elektrotechnische Werke AG Křižík“ eingegliedert. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs wurden die Křižík-Werke von den kommunistischen Machthabern verstaatlicht.[16] Ab 1950 firmierten die PRAKAB wieder selbstständig als Kablo Hostivař. Die Zeit von 1968 bis Mitte der 1970er war durch den rasanten Ausbau des Werks in Hostivař gekennzeichnet. Neben der Errichtung von sechs neuen Werkshallen mit insgesamt 8.000 m2 Produktionsfläche, wurde das Unternehmen zum fokussierten Hersteller von Aluminiumkabel bis 240mm2.[17]


Wiederaufbau, Wachstum und Innovation


Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Schwechater Kabelwerke an die überlebenden Mitglieder der Gründerfamilie restituiert, jedoch waren die Anteile an der PRAKAB vorerst verloren. Im Jahr 1959 wurde der Enkel Otto Steiners, Ing. Heinz Tremmel-Scheinost Geschäftsführer.[18] Ihm gelang es durch Investitionen und Expansion die SKW zu einem modernen, profitablen Industriebetrieb der Nachkriegszeit zu transformieren und gleichzeitig alle Firmenanteile in den Händen der Familie Tremmel-Scheinost zu vereinen. 1978 wurde die Tochterfirma SKG Netzwerktechnik GmbH, die rasch zum Marktführer für Lichtwellenleiter-Verbindungstechnik aufstieg, geründet und 1992 kehrten die Schwechater Kabelwerke durch die erneute Eingliederung der PRAKAB nach Tschechien zurück.[19] 1995 übernahmen Dr. Christoph und Mag. Alexander Tremmel-Scheinost die Geschäftsführung. Darauffolgend wurde der SKW Produktionsstandort nach Tschechien verlagert und Schwechat zum Handels- und Logistikzentrum umstrukturiert.[20] In der PRAKAB wurde die Anlagennutzung durch ein erweitertes Produktionsprogramm (Telefonaußen-, Signal- und Energiekabel) sowie eine sprunghaft gestiegene Exportquote deutlich erhöht und weitere 80 Mio. Euro in Maschinen investiert.[21] Darüber hinaus entwickelte sich das Tochterunternehmen zum bedeutendsten tschechischen Erzeuger von FRNC-Kabel und zu einem der führenden europäischen Produzenten von 1-kV-Energie und Telekommunikations- sowie Signalkabel.[22]

Weiters gelang es die Unternehmensgruppe durch Akquisitionen und Neugründungen entscheidend zu vergrößern. Im Jahr 2006 beteiligten sich die Schwechater Kabelwerke an dem ukrainischem Kabelproduzenten „Interkabel Kiew“ (IKK), dem dortigen Marktführer für Sicherheitskabel und ein neu errichteter, 10 Mio. Euro teurer Produktionsstandort im slowakischen Nitra, die „ICS Industrial Cables Slovakia s.r.o.“, übernahm die Fertigung von flexiblen Leitungen für industrielle Anwendungen und gehört mittlerweile zu den europäischen Marktführern in ihrem Produktsegment.[23] Die zusätzliche Gründung der „Fiber Components Slovakia“ (FCS) im gleichen Jahr begegnete der verstärkten Kundennachfrage an Glasfaserverbindungskomponenten. Aufgrund des raschen Unternehmenswachstums wurde im Jahr 2007 eine Neustrukturierung realisiert, die ein Ausscheiden der Brüder Tremmel-Scheinost aus der operativen Geschäftsführung und Gründung der SKB Industrieholding GmbH (SKB-GROUP) als konzernsteuernde Muttergesellschaft bedeutete.[24]


Die Schwechater Kabelwerke Heute


Mit Adolf Krenn, auf den 2019 Wolfang Nuspl folgte, und Ing. Robert Vodnek übernahmen im Jahr 2008 erfahrene Manager die Geschäftsführeragenden der Schwechater Kabelwerke.[25] In den folgenden Jahren wurde die Stellung der SKW als Logistikzentrum mit Fertigungs-Know-how und wichtiger Anbieter von spezialisierten Serviceleistungen innerhalb der SKB-GROUP konsolidiert. Auch leisten die Schwechater Kabelwerke einen wertvollen Beitrag zum gruppenübergreifenden Fokus auf digitale Transformation, ESG-Lösungen sowie innovativen Qualitäts- und Umweltsystemen. 2022 erwirtschafteten die SKW einen Umsatz von 140 Mio. Euro.[26] Die Gesamtfläche des Standortes umfasst >54.000 m² wovon >40.200 m² Produktions- und Lagerflächen bilden.[27] Das permanente Lagersortiment beinhaltet rund 3.000 Typen an Energieleitungen sowie Nachrichten-, Energie- und Industriekabeln. Mit einem jährlichen Liefervolumen von >30.000 t und dem Einsatz modernster Verfahren sowie der Gewährleistung höchster Standards, zählen die Schwechater Kabelwerke nicht nur zu den wichtigsten Kabellogistikern Europas, sondern leisten als aktiver Treiber in Bezug auf Technik und Digitalisierung seit mehr als 130 Jahren einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der gesamten Kabelbranche sowie zur Beschleunigung der Energiewende.[28]

Produkte und Flagschiffprojekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schwechater Kabelwerke sind bekannt für ihre breite Palette an Kabelprodukten, die sich in vier Bereiche unterteilen lassen: Energiekabel und Leitungen, Fernmeldekabel-Bahnsignalkabel und Leitungen, Installationsleitungen sowie Flexible- und Industrieleitungen. Darunter fallen Energiekabel 0,6-1 kV und 10-30 kV, PVC- und Gummi-Energieleitungen, Halogenfreie Kabel und Leitungen (FRNC), Fernmeldekabel und Leitungen, Eisenbahn- und Sicherungskabel, Steuer- und Elektronikleitungen, Isolierte Freileitungen, Silikon-, PUR- und Baustellenleitungen, Datenleitungen/KOAX, OEM-Produkte sowie Blankmaterial.[29]

Die Erzeugnisse der SKW finden sich in kritischen Infrastrukturprojekten, öffentlichen Räumen und Verkehrssystemen wie dem dem österreichischen Bahnnetz, österreichischen Mobilfunknetz, dem Flughafen Schwechat, oder dem Korlamtunnel. Das Unternehmen beliefert unter amderen RWE, Verbund, EVN, Energie AG, E.ON, Telekom, Wiener Netze, Wiener Linien, ÖBB, DB, Siemens, Sonepar und Rexel.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Angela Eichler (Red.): Kraft der Verbindungen - Die Geschichte der Schwechater Kabelwerke, Wien: CAREER Verlag – GPK Event- und Kommunikationsmanagement GmbH, 2016.


Lukáš Berný a kolektiv (Ing. Tomáš Zieschang Ph.D., Ing. Miroslav Tesař, Ing. Lucie Hladká, Ing. Mária Tér Hradecká, Mgr. Zuzana Korbelová, Mária Machovičová): PRAKAB: 100 Years of Prague Cable Company, Prag: Nakladatelství Hutter, 2021.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

[1] Geschäftsbericht 2022/23 (abgerufen am…)

[2] Eichler, 2016, S.50.

[3] SKW: Produkte (abgerufen am…)

[4] Eichler, 2016, S.65

[5] Berný, 2021, S.58

[6] Eichler, 2016, S.17

[7] ibid.

[8] Eichler, 2016, S.18

[9] Eichler, 2016, S.19

[10] Eichler, 2016, S.21

[11] Berný, 2021, S.68

[12] Eichler, 2016, S.22

[13] Eichler, 2016, S.28

[14] Eichler, 2016, S.32

[15] Eichler, 2016, S.33

[16] Berný, 2021, S.98

[17] Eichler, 2016, S.39

[18] Eichler, 2016, S.42

[19] Berný, 2021, S.135

[20] Eichler, 2016, S.50

[21] Eichler, 2016, S.51

[22] Prakab: Products

[23] Eichler, 2016, S.61

[24] Eichler, 2016, S.52

[25] Eichler, 2016, S.62

[26] Geschäftsbericht 2022/23, Österreich - Größte Unternehmen der Elektronikindustrie nach Nettoumsatz 2022 | Statista

[27] SKW: Unternehmen

[28] OTS NÖ Jubiläumsfeier Bericht Österreichische Erfolgsgeschichte: 125 Jahre Schwechater Kabelwerke | SKB-Group, 11.10.2016 (ots.at)

[29] SKW: Produkte


Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

·       Website der SKW

Kategorie:Unternehmen (Schwechat)