Nausicaä aus dem Tal der Winde (Anime)

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Film
Titel Nausicaä aus dem Tal der Winde
Originaltitel 風の谷のナウシカ
(Kaze no Tani no Naushika)
Produktionsland Japan
Originalsprache Japanisch
Erscheinungsjahre 1984
Länge 116 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Hayao Miyazaki
Drehbuch Hayao Miyazaki
Produktion Isao Takahata
Tōru Hara
Michio Kondō
Yasuyoshi Tokuma
Musik Joe Hisaishi
Kamera Mark Henley
Schnitt Hayao Miyazaki

Nausicaä aus dem Tal der Winde (jap. 風の谷のナウシカ, Kaze no Tani no Naushika; auch engl. Nausicaä of the Valley of the Wind) ist ein Anime-Film aus dem Jahr 1984 von Hayao Miyazaki. Er basiert auf dem Manga Nausicaä aus dem Tal der Winde, der ebenfalls von Hayao Miyazaki geschaffen wurde. Manga und Anime waren sehr erfolgreich, auch Jahre nach dem Film gilt Nausicaä als eine der beliebtesten Anime-Figuren in Japan.

Der Film wird häufig als erster des Studios Ghibli bezeichnet, obwohl er nicht in diesem Studio entstanden ist. Vielmehr erlaubte erst der wirtschaftliche Erfolg von Nausicaä Regisseur Hayao Miyazaki 1985 die Gründung des Animationsstudios und viele der am Film Beteiligten waren später auch bei Ghibli tätig.

Handlung

In einer postapokalyptischen Zukunft ist ein Großteil der Erde vom „Meer der Fäulnis“ bedeckt, einem riesigen, giftigen Pilzwald, der sich ständig ausdehnt und auch die letzten der von den wenigen noch lebenden Menschen bewohnten Landstriche zu überwuchern droht. Der Wald entstand nach den „Sieben Tagen des Feuers“, eines großen Krieges, in dem riesige künstliche Krieger eingesetzt wurden, die Titanen. Seitdem breitet sich der Wald immer weiter aus und die Menschheit schrumpft. Zwar blieben einige Erfindungen, wie die Luftfahrt, erhalten, doch viele Technologien früherer Zeiten sind in Vergessenheit geraten und die Menschen leben in einfachen Verhältnissen. Viele betrachten den Wald und die in ihm lebenden riesigen Insekten und die hausgroßen, asselartigen Ohmu als Todfeinde.

Nausicaä ist die Prinzessin des „Tals der Winde“, das durch vom Meer kommende Aufwinde vor den Pilzsporen geschützt ist. Sie hat ein besonderes Gespür für den Umgang mit Tieren und der Natur. Bei ihrer Untersuchung des Meeres der Fäulnis entdeckt sie, dass dessen Pflanzen in der Lage sind, den durch die Menschen verseuchten Boden zu reinigen und an diesen Stellen ungiftige Natur hervorzubringen. Bevor sie ihre Entdeckung bekannt machen kann, stürzt ein Luftschiff des Königreichs Torumekia im Tal ab. Neben vielen Zivilisten und der Prinzessin des benachbarten Königreiches Pejite, die beim Absturz sterben, bringt es den Embryo eines Kriegstitanen mit sich. Das Tal wird daraufhin von den torumekischen Truppen unter deren Prinzessin Kushana angegriffen, die sich des Titanen wieder bemächtigen wollen, um das Meer der Fäulnis zurückzudrängen und andere Territorien zu erobern. Kushana hegt auch persönlich Hass gegen die Insekten, da sie ihr Arm und Beine nahmen, an Stelle derer sie Prothesen trägt. Das Königreich Pejite griffen sie bereits an, um den Titanen zu bergen. Sie töten Nausicaäs Vater und aus Wut tötet Nausicaä diese Soldaten, wird dann aber von ihrem alten Lehrmeister Yupa aufgehalten. Die Truppen Torumekias sind übermächtig und so besetzen sie das Tal der Winde; Kushana nimmt Nausicaä und einige Krieger des Tals, darunter Mito, mit sich.

Über dem Meer der Fäulnis wird die torumekische Flotte mit Nausicaä von Asbel, Prinz von Pejite, angegriffen. Kushana, Nausicaä und ihre Kameraden stürzen in das Meer der Fäulnis. Während die Krieger unter Mito Kushana gefangen nehmen und zurückkehren, trifft Nausicaä im Wald den ebenfalls abgestürzten Asbel. Sie stürzen tiefer in den Wald und finden unter ihm Kavernen, in denen Luft und Boden rein sind. Als sie später auf Überlebende des Volks von Pejite treffen, erfährt Nausicaä, dass auch diese das Meer der Fäulnis vernichten wollen. Sie haben mit einer verletzten Ohmu-Larve eine Ohmu-Herde nach Pejite gelockt, um die Armee Kushanas zu vernichten, und zerstörten so Pejite. Nun soll dasselbe im Tal der Winde geschehen, um die torumekische Armee endgültig zu besiegen. Im Tal der Winde kämpfen die Menschen gegen Pilzsporen, die von den Torumekiern in das Tal gebracht wurden und die Pflanzen bedrohen. Nach der Rückkehr von Nausicaäs Kameraden erheben sie sich schließlich gegen die Besatzung, aber Kushana kann aus ihrer Gefangenschaft entkommen und zu ihrer Armee zurückkehren.

Nausicaä flieht vor den Menschen Pejites, während die torumekische Armee sie angreift. Yupa, der von Mito hergebracht wurde, hilft im Kampf gegen die Torumekier, während Nausicaä mit Mitos Hilfe die Ohmu-Larve retten kann. Doch die Herde lässt sich davon nicht mehr besänftigen und läuft weiter. Die torumekische Armee, kurz vor einem Angriff auf die Bewohner des Tals, belebt den Titanen, damit er die Herde aufhält. Doch dieser fällt in sich zusammen, da er noch nicht vollständig regeneriert war. Schließlich versucht Nausicaä, die Ohmus aufzuhalten und wird dabei von ihnen überrannt. Ihr Opfer kann die Herde besänftigen und die Menschen des Tals und die Armee sind gerettet. Nausicaä, deren Taten ihr Volk an die Erlöserin aus einer alten Prophezeiung erinnern, wird von den Ohmu geheilt. Sie hat die Bewohner des Tals, von Pejite und Kushana überzeugt, dass die Natur nicht ihr Feind ist und sie sich nicht gegenseitig bekämpfen sollten.

Produktion

Hayao Miyazakis Manga Nausicaä aus dem Tal der Winde erschien seit 1982 im Magazin Animage des Verlags Tokuma Shoten. Er basierte unter anderem auf Miyazakis Eindrücken von der griechischen mythologischen Gestalt Nausikaa und der japanischen Erzählung Mushi Mezuru Himegimi, „die Insekten liebende Prinzessin“. Bald nach Start der Serie fragten viele Leser nach, wann der Manga als Film umgesetzt werden werde. Da die Nachfrage so groß war, finanzierte der Verlag eine Verfilmung der Serie, bei der Miyazaki Regie führen sollte. Er war zuvor bereits Regisseur bei Das Schloss des Cagliostro und an vielen weiteren Anime-Produktionen beteiligt gewesen.[1] Des Weiteren wurde der Film von der Werbeagentur Hakuhodo finanziert, in der Miyazakis jüngerer Bruder arbeitete.[2]

Der Kinofilm umfasst in etwa die ersten 16 Kapitel des Mangas, mit großen inhaltlichen Änderungen. Da die Handlung des Mangas noch nicht weit fortgeschritten war, wurde für den Film ein eigenes Ende geschrieben. Bei der Produktion von Topcraft Studios führte Hayao Miyazaki Regie und schrieb gemeinsam mit Kazunori Ito auch das Drehbuch. Zusammen mit Produzent Isao Takahata entstanden Drehbuch und Filmkonzept innerhalb von drei Monaten. Die gesamte Produktion dauerte etwa neun Monate,[3] von Ende Mai 1983 bis Anfang März 1984.[4] Das Charakterdesign entwarf Kazuo Komatsubara auf Grundlage von Miyazakis Manga. Die künstlerische Leitung lag bei Mitsuki Nakamura. Für die Musik, komponiert von Joe Hisaishi, war zunächst ein anderer Komponist vorgesehen. Nachdem Hisaishi aber Miyazaki und Takahata seine früheren Werke hatte zukommen lassen – 1983 erschien das erste Album mit Kompositionen von ihm – wurde er mit der Filmmusik betraut.[2] Er komponierte auch die Vor- und Abspannlieder Kaze no Tani no Naushika (風の谷のナウシカ) und Tori no Hito (鳥の人).

Der Film ist, wie bei japanischen Produktionen üblich, weitgehend in Cel-Animation als Limited Animation produziert. Für die Animation der Ohmu jedoch wurden deren Hautplatten in Pappe gefertigt, sodass sie zueinander verschoben und dabei abgefilmt werden konnten, um eine realistische Bewegung zu erzeugen. Diese wurde später über die Hintergründe montiert. Für die Traumsequenzen, die aus Nausicaäs Vergangenheit erzählen, wurden mehrere Cels (Bildfolien) übereinander gelegt, unterschiedlich ausgeleuchtet und mehrfach abgefilmt.[3] Visuelle Bezüge gibt es unter anderem in der Eingangssequenz, die an Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett erinnert und in der Gestaltung der Kavernen unter dem Meer der Fäulnis, die an Die Reise zum Mittelpunkt der Erde von 1959 angelehnt sind.[5]

Veröffentlichung

In Japan

Der Film kam am 11. März 1984 in die japanischen Kinos, vertrieben von Tōei und präsentiert vom WWF. Er wurde bis zum 1. Mai 1984 in den Kinos gezeigt.[4] Eine erste Veröffentlichung auf einem Kaufmedium erfolgte 1996 mit der Laserdisc Juburi ga Ippai Sutajio Jiburi LD Zenshū, die alle bis dahin produzierten Ghibli-Filme enthält. Später folgten weitere Veröffentlichungen auf VHS und DVD.[6]

Westliche Fassungen

Die Firma New World Pictures erwarb 1985 die US-Rechte an Nausicaä. Für eine Veröffentlichung als Kinderfilm unter dem Titel Warriors of the Wind kürzte sie den Anime um mehr als 23 Minuten, also etwa ein Fünftel der Gesamtlänge. Die ökologische und pazifistische Botschaft wurde entfernt und durch einen Kampf des Guten gegen das Böse ersetzt.[7] Auch die Namen wurden verändert, so kämpfte nun „Prinzessin Sandra“ gegen böse „Gorgonenmonster“. Diese US-Fassung gelangte auch nach Europa, wo sie in Frankreich bei Aprovision als La Princesse des Etoiles und auf Deutsch 1986 bei UFA als Die Sternenkrieger erschien, jeweils auf VHS.

In der ungekürzten Originalfassung ist Nausicaä aus dem Tal der Winde auf Deutsch am 5. September 2005 bei Universum Anime auf DVD erschienen, mit japanischer, englischer und neuer für die DVD erstellter deutscher Sprachfassung. Am 15. April 2011 erschien der Film ungekürzt ebenfalls bei Universum Film auf Blu-Ray. Enthalten sind bei dieser Version die japanische sowie die deutsche Sprachfassung. Diese Blu-Ray-Fassung ist mit 117 Minuten ca. 5 Minuten länger als die DVD-Veröffentlichung, da der Film jetzt durch die neue Abtastung wieder in der Originalgeschwindigkeit läuft und die künstliche Beschleunigung durch die Konvertierung von NTSC zu PAL wieder ausgeglichen wurde. Da die deutsche Neusynchro für die DVD gleich für 25 fps aufgenommen wurde und nun der Film um 4 % auf die Originalgeschwindigkeit verlangsamt wurde, klingen die Stimmen der deutschen Sprecher jetzt um ca. einen Halbton tiefer als ursprünglich aufgenommen.

Synchronisation

Die deutsche Synchronfassung entstand bei der Film- und Fernseh-Synchron in München.[3]

Rolle Japanischer Sprecher (Seiyū) Deutscher Sprecher
Nausicaä Shimamoto Sumi Anke Kortemeier
Yupa Gorō Naya Claus Brockmeyer
Mito Nagai Ichirō Bert Franzke
Kushana Sakakibara Yoshiko Claudia Lössl
Kurotowa Kayumi Iemasa Matthias Klie
Asbel Yōji Matsuda Stefan Günther

Adaptionen

Zum Film erschienen zwei Computerspiele. 1984 kam Naushika Kiki Ippatsu für den NEC PC-6001 heraus, es folgte Kaze no Tani no Naushika für die Plattform NEC PC-8801. Beide von Technopolis Soft entwickelten Spiele wurden von Tokuma Shoten vertrieben.

Der Soundtrack des Films erschien in mehreren Fassungen auf insgesamt acht CDs.[8]

1990 brachte Tokuma Shoten einen vierbändigen Anime-Comic bestehend aus Standbildern des Films heraus. Eine zweibändige Fassung für Kinder folgte 1998.

Analyse

Laut Frederik L. Schodt ist die Figur Nausicaäs bei der Umsetzung des Mangas dem im Anime üblichen Bild einer niedlichen jungen Frau angepasst worden. Durch die Änderung der Handlung und dem Entwurf eines, im Gegensatz zum Manga, schnellen Endes, sei dieses im Gegensatz zum Manga deutlich hoffnungsvoller und Nausicaä erfülle im Film viel stärker die Rolle einer Christus-artigen Erlöserin.[7] Für Patrick Drazen steht die Figur Nausicaäs im Film im Gegensatz zu der Kushanas. Während Kushana, beeinflusst durch ihr Umfeld und ihre Erfahrung mit Insekten, zwar glaubt, das Richtige zu tun, dabei aber viel Schaden anrichtet, ist Nausicaä eine Heldin, die mit ihrer Unangepasstheit schließlich alle rettet. Ihre unorthodoxen Taten haben aber alle eine Begründung und jederzeit, auch im Kampf, entspricht sie so dem japanischen Begriff yasashii („freundlich; sanft; gütig“), der fest zu den Charaktereigenschaften von Heldinnen gehört. Gerade in diesem Sinne ähnelt sie sehr San aus Prinzessin Mononoke.[2]

In Nausicaä erkennt die Japonologin Susan J. Napier die beiden wesentlichen Elemente von Miyazakis Filmen. Zum einen wird in dem postapokalyptischen Szenario sowohl gezeigt, was die Menschheit durch ihr eigenes Handeln verloren hat, als auch durch das Vorbild Nausicaäs, dass eine bessere Zukunft möglich ist. Die Erzählstruktur des Films sei dabei die der klassischen apokalyptischen Erzählung. Die Heldin Nausicaä beschützt in deren Verlauf ihr Volk vor den drei Bedrohungen Gift, Krieg und den Ohmu. Am Ende steht eine Szene von Tod und Wiedergeburt. In diesem Sinne vertrete der Film konservative Werte, die Traditionen und die alte Ordnung, ein Königreich mit seiner Prinzessin, werden erhalten beziehungsweise wiederhergestellt. Die Handlung sei damit europäisch-christlichen Erzählungen von der Apokalypse ähnlich, jedoch ohne eine Betonung von Strafe und Belohnung. Zum anderen tritt eine starke weibliche Hauptfigur auf, die im Falle Nausicaäs männliche und weibliche Stereotype vereint. Sie zeigt sich sowohl kämpferisch und technisch begabt wie auch fürsorglich und, ähnlich wie viele Charaktere des Shōjo-Genres, „niedlich“ und charmant. So entsteht eine scheinbar alleskönnende Figur, der zum Schluss sogar die Rolle eines Erlösers zukommt. Da Ihre Sexualität während der ganzen Handlung keine Bedeutung hat, könne man Nausicaä auch, entsprechend dem Kritiker Tōji Kamata, als in erster Linie androgyne Figur bezeichnen, so wie es beispielsweise auch Bodhisattva sind. Durch die Szene, in der sie aus Wut die Soldaten tötet, die ihren Vater umgebracht haben, und dies sogleich bedauert, gewinnt Nausicaä aber an Glaubwürdigkeit und Menschlichkeit beim Zuschauer. Die Szene zeigt auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Gewalt, die in anderen apokalyptischen Actionfilmen in großem Maße vorkommt. Mit beiden, dem Szenario und der Hauptfigur, sei Miyazaki eine Verfremdung und Umkehrung der typischen post-apokalyptischen Geschichte und deren Protagonisten sowie die Schaffung einer einzigartigen, modernen Heldin gelungen. Während andere wie Hiromi Murase die weiblichen Charaktere Miyazakis, insbesondere Nausicaä, als realitätsfern bezeichnen, sind sie für Napier durchaus realistisch, gemessen am jeweiligen Szenario.[9][10]

Erfolg, Wirkung und Rezeption

Von der japanischen Filmkritik wurde der Film sehr positiv aufgenommen, er gewann 1984 den Großen Preis des Magazins Animage, 1985 dann den Seiun-Preis als Bester Film und 1986 den Ōfuji-Noburō-Preis. Der Erfolg an den Kinokassen war mit 740 Mio. Yen und eine Million Kinobesuchern[11] weder gering noch überwältigend.[12] Bei den Anime-Fans gewann der Film eine große Anhängerschaft, zehn Jahre lang stand er an der Spitze der von ihnen gewählten Liste der beliebtesten Animes des Magazins Animage,[2] noch zwei Jahrzehnte nach Veröffentlichung auf den vorderen Plätzen der Liste.[5] Diese positiven Erfahrungen führten dazu, dass der Verlag Tokuma Shoten das Studio Ghibli finanzierte, in dem das Team von Nausicaä weitere Filme produzieren sollte. Toshio Suzuki, erster Redakteur und Gründer Animage und Tokuma Shoten, wurde später Präsident des Studios.[1] Für Hideaki Anno, der später mit dem Studio Gainax erfolgreiche Animes wie Die Macht des Zaubersteins und Neon Genesis Evangelion produzierte, war bei Nausicaä als Animator tätig.

Bis zur Veröffentlichung von Prinzessin Mononoke war Hayao Miyazaki im Westen vor allem durch Nausicaä bekannt.[13] Frederic L. Schodt lobt den Film als eine gelungene Umsetzung des Mangas und hebt die für die Zeit und angesichts des – zum Beispiel im Vergleich zu Disney – niedrigen Budgets dennoch hohe Qualität der Animation hervor. Die Erzählweise, die Szenerie gemischt aus Science-Fiction und Mittelalter und die ökologische Fragestellung sei kunstfertig in den Film übertragen worden.[7] Patrick Drazen nennt den Film das erste von Miyazakis Meisterwerken, mit einer postapokalyptischen Welt, die im Gegensatz zu anderen Szenarien wie in Bubblegum Crisis oder Neon Genesis Evangelion weniger zynisch ist.[14] Das Werk habe den japanischen Animationsfilm nachhaltig verändert, wie kaum ein anderer. Viele Szenen berührten die Zuschauer und prägten sich ihnen ein. Bedeutend sei der Film auch, da er die erste Zusammenarbeit Miyazakis mit dem Komponisten Joe Hisaishi darstellt, der die Musik zu fast allen weiteren Filmen Miyazakis komponieren sollte.[2] In der Anime Encyclopedia wird herausgehoben, dass im Film eine Mischung aus Erlöser- und ökologischer Botschaft mit Action und Abenteuer gelinge. Das Werk habe vor allem mit seiner ökologischen Botschaft viele spätere Filme beeinflusst,[5] aber auch visuell, zum Beispiel Final Fantasy, dessen Reittiere Chocobos denen aus Nausicaä entlehnt sind.[15]

Die gekürzte Fassung stieß auf heftige Kritik. Toren Smith, Gründer der Manga-Übersetzungsagentur Studio Proteus und Ende der 1980er-Jahre maßgeblich beteiligt an der Einführung von Manga in den USA, bezeichnete Warriors of the Wind in einem Interview 1990 als „unzusammenhängenden Müll, geeignet für geistig gestörte 12-Jährige“ („incoherent garbage suitable for mentally defective 12-year-olds“).[16] Toshio Suzuki, der Produktionschef von Studio Ghibli, distanzierte sich in einem 1996 veröffentlichten Text im Namen des Studios offiziell von Warriors of the Wind („If any of you have seen this edited version, we'd like to ask you to dismiss it from your minds“„Sollte jemand von Ihnen diese geänderte Fassung gesehen haben, möchten wir Sie bitten, sie aus Ihrem Gedächtnis zu streichen“).[17] Dennoch gewann der Film in der veränderten Fassung 1985 den ersten Preis bei der Los Angeles International Animation Celebration.[18]

Die deutsche Zeitschrift AnimaniA bezeichnet Nausicaä als „rasantes und fesselndes Fantasy-Abenteuer mit umweltpolitischer brisanz“. Die Fantasy-Welt sei perfekt zusammengefügt und das Design gelungen, besonders Miyazakis Begeisterung für Fluggeräte aller Art falle auf. Im Vergleich zum Manga sei der Anime deutlich weniger komplex und biete leichtere Kost. Gelobt wird auch die atmosphärische Musik und die flüssige, handwerklich solide deutsche Synchronisation.[3]

Einzelnachweise

  1. a b Fred Patten: Watching Anime, Reading Manga - 25 Years of Essays and Reviews. Stone Bridge Press, 2004, S. 210 f.
  2. a b c d e Drazen: Anime Explosion, 2003, S. 259-262.
  3. a b c d AnimaniA. 10/2005, S. 18 ff.
  4. a b Informationen zur Produktion. nausicaa.net, abgerufen am 4. Februar 2013.
  5. a b c Jonathan Clements, Helen McCarthy: The Anime Encyclopedia. Revised & Expanded Edition. Berkeley 2006, Stone Bridge Press, 978-1-933330-10-5, S. 444 f. (Englisch)
  6. Informationen zu Video-Veröffentlichungen. nausicaa.net, abgerufen am 4. Februar 2013.
  7. a b c Frederik L. Schodt: Dreamland Japan. Writings On Modern Manga. (Collector Edition). Stone Bridge Press, Berkeley 2011, ISBN 978-1-880656-23-5, S. 279–282 (englisch)
  8. Informationen zu Musik-Veröffentlichungen. nausicaa.net, abgerufen am 4. Februar 2013.
  9. Napier: Anime, 2001, S. 124, 135-138.
  10. Napier: Anime, 2001, S. 202-204.
  11. Andrew Osmond: NAUSICAA AND THE FANTASY OF HAYAO MIYAZAKI. In: SF journal Foundation. 1998, abgerufen am 28. März 2011.
  12. Patten: Watching Anime. 2004, S. 254.
  13. Frederik L. Schodt: Dreamland Japan. Writings On Modern Manga. (Collector Edition). Stone Bridge Press, Berkeley 2011, ISBN 978-1-880656-23-5, S. 275. (englisch)
  14. Drazen: Anime Explosion, 2003, S. 184, 336.
  15. Tim Rogers: In Defense of Final Fantasy XII. Edge, 27. März 2006, abgerufen am 4. Februar 2013.
  16. Amazing Heroes. Nr. 181, Juli 1990, S. 29.
  17. Archives of Studio Ghibli. Vol. 1, 1996, S. 135.
  18. Patten: Watching Anime. 2004, S. 257.

Literatur

  • Susan J. Napier: Anime from Akira to Princess Mononoke: Experiencing Contemporary Japanese Animation. Palgrave, New York 2001, ISBN 0-312-23862-2. (englisch)
  • Helen McCarthy: Hayao Miyazaki. Master of Japanese Animation. Films, Themes, Artistry. Revised edition. Stone Bridge Press, Berkeley CA 2002, ISBN 1-880656-41-8. (englisch)
  • Patrick Drazen: Anime Explosion! - The What? Why? & Wow! of Japanese Animation. Stone Bridge Press, Berkeley 2003, ISBN 1-880656-72-8. (englisch)
  • Marc Hairston: Miyazaki's Nausicaä of the Valley of the Wind: Manga into Anime and Its Reception in Toni Johnson-Woods (Hrsg.): Manga: An Anthology of Global and Cultural Perspectives. Continuum International Publishing Group, 2010, ISBN 978-0-8264-2938-4. (englisch)
Commons: Nausicaä aus dem Tal der Winde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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