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Oliver-Hazard-Perry-Klasse

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Oliver-Hazard-Perry-Klasse
USS Thach 2001 im arabischen Meer
Übersicht
Typ: Lenkwaffenfregatte
Name: Oliver Hazard Perry
Einheiten: 71 gebaut (siehe Einheiten)
Technische Daten
Verdrängung: 4.100 Tonnen
Länge: 133,5 bis 135,9 Meter
Breite: 13,5 Meter
Tiefgang: 7,5 Meter
Geschwindigkeit: 29+ Knoten
Besatzung: 17 Offiziere, 198 Matrosen.
Reichweite: 4.200 Seemeilen bei 20 Knoten
Antrieb: 1 Propeller, über 2 Gasturbinen angetrieben; 41.000 Wellen-PS

Die Fregatten der Oliver Hazard Perry-Klasse wurden im Kalten Krieg entworfen. Sie mussten billig sein, um in großen Massen produziert werden zu können. Sie sind als Eskortschiffe geplant worden und heute in jeder Trägerkampfgruppe anzutreffen. Die Schiffe waren ein Exporterfolg, drei Marinen bauten Perries in Lizenz, bei der US Navy ausgediente Einheiten konnten verkauft werden.


Geschichte

Planung & Bau

Wadsworth und McClusky nebeneinander im Trockendock

Die Oliver-Hazard-Perry-Klasse wurde Beginn der 1970 Jahre geplant und ging zurück auf den damaligen Chief of Naval Operations Elmo R. Zumwalt. Dieser schuf die Klasse unter der Bezeichnung Patrouillenfregatte. 1975 erfolgte die Umklassifizierung als Lenkwaffenfregatte (FFG), die Kenn-Nummern begannen bei FFG-7, eigentlich ein Verstoß gegen die Klassifizierungsvorschriften, da die in Amerika für Spanien gebaute Beleares-Klasse die Kennungen DEG-7 bis -12 erhalten hatte, wobei DE für Geleitzerstörer (Destroyer Escort) steht, was synoym zu Fregatte ist.

Der Bau der amerikanischen Einheiten erfolgte auf drei Werften. Dies waren an der Westküsten zwei Werften der Todd Pacific Shipyards in Seattle, Washington und San Pedro, Kalifornien sowie an das Ostküste von Bath Iron Works in Bath, Maine. Von der Kiellegung bis zum Stapellauf vergingen dabei knapp 12 Monate, danach verbrachten die Schiffe bis zur Indienststellung zwischen 12 und 20 Monaten an der Ausrüstungspier. Die Kosten für eine Einheit beliefen sich nach Dollarkurs von 1980 auf knapp über 200 Mio. US-Dollar, davon gingen ca. 50 Mio. Dollar an die Bauwerft.Vorlage:Ref

Modifikationen

Die Oliver-Hazard-Perry-Klasse wurde in zwei Konfigurationen gebaut. Es wird unterschieden zwischen short-hull und long-hull (kurzer bzw. langer Rumpf). Erstere Einheiten sind 8 Fuß (ca. 2,5 Meter) kürzer als die moderneren long-hulls. Die Wasserlinie ist bei beiden Typen gleich, die Verlängerung wurde durch Abknicken des Spiegels um 45° erreicht. Der Hauptunterschied besteht in der Verlagerung der achternen Spill auf ein Deck unter dem Landedeck, wodurch größere Heilkopter vom Deck aus operieren können.

Betreiber

Datei:HMAS Newcastle and HMAS Par.jpg
Australische HMAS Newcastle (links)

(für eine Liste sämtlicher Einheiten, inklusive der neuen Namen der Verkauften Einheiten, siehe /Einheiten)

51 Einheiten wurden in den Vereinigten Staaten gebaut, davon waren vier Einheiten für die australische Marine (dort als Adelaide-Klasse), die außerdem zwei Einheiten im eigenen Land bauen ließ. Die spanische Marine ließ sechs Einheiten (Santa-Maria-Klasse) unter Lizenz auf eigenen Werften fertigen, während die Marine der Republik China acht Perries auf Taiwan baute (Cheng-Kung-Klasse). Die bei der US Navy außer Dienst gestellten Short-Hull-Einheiten wurden verkauft, die polnische Marine bekam zwei Schiffe, an die türkische Marine gingen sieben Einheiten plus ein Rumpf zum Ausschlachten. Außerdem gingen vier Einheiten an die ägyptische und eine an die bahrainische Marine.

Die vier für Australien produzieren Einheiten wurden später auf den langen Standard umgebaut, sie sind nun wie alle Schiffe der australischen Adelaide-Klasse mit 138m länger als die übrigen Schiffe der Oliver-Hazard-Perry-Klasse, zur Zeit (Stand Februar 2006) wird ihre Verdrängung durch die Umbauten eines Modernisierungsprogram auf 4200 Tonnen erhöht. Die spanischen Schiffe sind mit 14,3 Metern etwas verbreitert worden, während die Taiwaner ihre Schiffe mit eigener Elektronik ausgestattet haben.

Gegenwart & Zukunft

Gegenwärtig befinden sich alle 30 Einheiten mit langem Rumpf im Dienst bei der US Navy, die Marine Taiwans betreibt alle acht gebauten Einheiten, die spanische alle sechs. Die Royal Australian Navy hat eines der Schiffe 2005 außer Dienst gestellt, ein weiteres soll im September 2006 folgen; die übrigen australischen Einheiten wurden bzw werden 2004/2007 modernisiert und sollen noch bis in die Mitte der 2010er Jahre im Dienst bleiben. Es ist zu erwarten, dass die Einheiten, die zwischen 1979 und 1989 in Dienst gestellt wurden, noch geraume Zeit, bis hinein in die 2020er und teilweise 2030er Jahre, in Dienst bleiben werden. Die Kosten für den Betrieb einer Einheit lagen 1996 bei 26 Mio. Dollar.

Ob überhaupt noch ein klassischen Fregatten-Modell entwicklt wird oder der Typ auf lange Sicht komplett zugunsten von Littoral Combat Ships (dt.: Küstengefechtsschiffe), dessen erste Einheit USS Freedom (LCS-1) Ende 2006 in Dienst gestellt wird und von dem vier Einheiten geplant sind, entfällt, ist bisher nicht entschieden.

Technik

Rumpf

Das durchgängige Deckshaus von USS Reuben James

Der Rumpf der Perry-Fregatten ist 133,5 bzw. 135,9 Meter lang und 13,7 Meter breit. Der Tiefgang über dem Sonodom am Bug liegt bei 7,5 Metern. Die Verdrängung der ersten Einheiten (mit kurzem Rumpf) lag bei ca. 3.600 t, wurde aber durch die Verlängerung und andere Änderungen der Elektronik auf bis zu 4.100 (voll belanden) gesteigert.

Eher ungewöhnlich ist die Form des Deckshauses, das sich komplett über ca. die halbe Länge des Schiffes spannt. In der Mitte verjüngt sich das Deckshaus, vor der Verjüngung befindeen sich neben der Brücke auch Radar-, Sonar- sowie Funkräume. Der achterne Teil wird von einem Hangar für zwei Helikopter eingenommen. Vorne auf dem Deckshaus befinden sich zwei Masten für Radargeräte, im hinteren Drittel befindet sich der flache Schornstein.

Antrieb

Die Einheiten der Perry-Klasse werden angetrieben von zwei Gasturbinen vom Typ LM 2500, die auf die einzige Welle des Schiffes mit fünfblättrigem Propeller wirken und 40.000 PS leisten. Die Geschwindigkeit wird mit 29+ Knoten angegeben, mit einer Turbine auf Volllast sollen die Einheiten bis zu 25 Knoten erreichen können. Falls die Turbinen ausfallen gibt es zwei elektrische Hilfsantriebe, die am Bug ausgefahren werden können, die jeweils gut 350 PS leisten und mit denen die Einheiten bis zu sechs Knoten erreichen können, die aber auch beim Anlegen helfen.

Bewaffnung

Datei:Standard Missile start.jpg
Start einer Standard Missile 1996 von USS Thach

Bei Indienststellung war die Hauptbewaffnung ein einarmiger Starter Mk. 13 für Flugabwehrraketen vom Typ Standard Missile (genauer SM1-MR für Medium Range, dt.: mittlere Reichweite). Neben 36 dieser SM-1 lagerten im Magazin noch vier Seezielflugkörper AGM-84 Harpoon. Anfang des 21. Jahrhunderts wurde die SM1-MR jedoch auf Grund der geringen Effektivität gegen niedrig fliegende Ziele außer Dienst gestellt. Deshalb wurden die Starter von den Schiffen entfernt, aus Kostengründen wurde kein anderes System nachgerüstet. (Dies bezieht sich ledigleich auf die amerikanischen Einheiten. Die von ausländischen Marinen betriebenen Einheiten besitzen den MK. 13-Starter noch).

Die Bewaffnung besteht so aus einem mittschiffs auf dem Deckshaus plazierten 76mm-Geschütz Mk. 76 vom Kaliber 62 von Oto Melara. Dieses verschießt bis zu 80 Projektile pro Minute auf eine Reichweite von bis zu 10 Seemeilen und kann gegen See- und Luftziele eingesetzt werden. Die Nahbereichsflugabwehr wird von einer 20mm-Gatling-Kanone vom Typ Phalanx CIWS sichergestellt, die sich am achternen Ende des Deckshauses befindet. Gegen U-Boote kann eine Perry zwei Torpedorohre zum Einsatz bringen, die sich beidseits mittschiffs auf dem Deck befinden und je drei Torpedos der Typen Mk. 46 oder Mk. 50 einsetzten können. Die Helikopter können entweder gegen U-Boot oder gegen Überwasserkriegsschiffe eingesetzt werden.

Elektronik

Die Masten von USS Taylor

Das Lufverteidigungsradar der Einheiten ist das SPS-49 von Raytheon mit einer Reichweite von bis zu 300 Seemeilen. Es befindet sich auf dem vorderen Mast. Als Oberflächensuchradar wird das SPS-55 verwendet, dass Ziele bis in eine Entfernung von 50 nm aufspüren kann. In den runden Radom auf dem Gestell oberhalb der Brücke befindet sich ein Mk. 92-Feuerleitsystem, dass nunmehr nur noch für der Feuerleitung des Geschützes zuständig ist, jedoch auch für die der Raketen eingesetzt wurde. Das Sonarsystem besteht aus dem SQS-56, das am Bug unter einer Gummiabdeckung angebracht ist und sowie aktiv als auch passiv arbeiten kann. Die längeren Einheiten besitzen außerdem ein SRQ-19-Schleppsonar.

Für elektronische Kriegsführung befindet sich das SLQ-32 an Bord Die Antennen, die sich zwischen den Deckhäusern befinden, können für Fernmelde- und elektronische Aufklärung sowie als Störsender eingesetzt werden. Ebenfalls zum SLQ-32-Paket gehört das Mark 36 SRBOC, das Düppel und Flares in die Luft schießt, die anfliegende Raketen sowohl mit Radar- wie auch mit Infrarotsuchkopf vom Schiff ablenken sollen. Als Ködersysteme dienen das Nixie, ein geschleppter Köder, der zum Schutz gegen Torpedos die Schiffsgeräusche immitiert, sowie Nulka, ein ähnliches System gegen anfliegende Seezielflugkörper.

Luftfahrzeuge

Die Schiffe der Oliver-Hazard-Perry-Klasse setzen für U-Jagd zwei Sikorsky SH-60 Seahawk ein, die von dem Landedeck am Heck des Schiffes operieren und in einem Hangar am achternen Ende des Deckshauses geschützt transportiert werden können. Um den Helikopter auch bei starkem Seegang einholen zu können, wurde RAST (Recovery Assist Securing and Traversing) an Bord installiert, eine Winsch, die am Seahawk eingehakt werden und der Helikopter so „an Bord gezogen“ werden kann.

Die short-hulls konnten nur zwei Kaman SH-2 Seasprite von ihrem Landedeck operieren lassen, da die Spill, die sich an der achternen Deckskante befand, dem längeren Heckausleger des Seahawk im Wege gewesen wäre.

Einsatzprofil

Das Einsatzprofil für die Fregatten sah vor, als Geleitschutz für Flugzeugträger beziehungsweise Flaggschiffe, aber auch unbewaffnete Frachtkonvois, zu dienen. Dies sollte im Zusammenspiel mit den Fregatten der Knox-Klasse geschehen, die speziell für die Kriegsführung gegen Unterseeboote ausgerüstet sind, während die Perry-Klasse für Luftverteidigung zuständig war. Seit der Entfernung der Flugabwehrraketen jedoch haben die Perries jede Offensivkapazität gegen Luftziele verloren, weshalb sie für die Bewachung unbewaffneter Konvois nur geringen Nutzen bringen. Dieser Nutzen liegt vor allem in ihren Helikoptern, mit denen U-Boote über Tauchsonar und Sonarbojen aktiv aufgespürt und angegriffen werden können.

Ihre Hauptaufgabe liegt heute im Einsatz innerhalb von Trägerkampfgruppen beziehungsweise innerhalb von Task Forces. Hierbei werden sie zur Zonenverteidigung gegen anfliegende Flugkörper sowie als Radarvorposten eingesetzt. Als solches wurden Schiffe der US Navy, aber auch der spanischen Marine, unter anderem im persischen Golf eingesetzt.

Unfälle und Beschädigungen

USS Samuel B. Roberts auf Mighty Servant 2

Neben mehreren kleineren Bschädigung durch Grundberührung sowie Kollisionen während Übungseinsätzen wurden zwei Einheiten der Klasse im Iran-Irak-Krieg schwer beschädigt. Die erste war die USS Stark (FFG-31), die am 17. Mai 1987 von zwei irakischen Exocet-Flugkörpern getroffen wurde. Dabei starben 37 Besatzungsmitglieder unf 21 wurden verletzt. Am Schiff entstand Sachschaden in Höhe von 142 Mio. Dollar.

Am 14. April 1988 lief USS Samuel B. Roberts (FFG-58) im selben Konflikt auf eine iranische Seemine, wobei ein Loch von fünf Metern in den Rumpf gerissen wurde und der Maschinenraum geflutet wurde. Das Schiff wurde von dem Dockschiff Mighty Servant 2 zurück in die Vereinigten Staaten gebracht, zehn Seemännder wurden verletzt.

Weblinks

Quellen

  1. Vorlage:Fußnote

Vorlage:Fregatten der Oliver-Hazard-Perry-Klasse