Kampf im Klassenzimmer

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Kampf im Klassenzimmer - Deutsche Schüler in der Minderheit ist eine Dokumentation über eine Hauptschule in Essen-Karnap. Diese Dokumentation wurde Ende Juli 2010 auf ARD gesendet. Gedreht wurde diese Dokumentation von Güner Balci sowie Nicola Graef. Güner Balci, die selber türkisch- und kurdischstämmig ist, hatte zuvor bereits im Panorama eine ähnliche Reportage gedreht, wo sie über eine Hauptschule in Berlin-Neukölln drehte.

Handlung

Die Dokumentation spielt sich im Essener Stadtteil Karnap ab. Essen-Karnap ist geprägt von Arbeitslosigkeit und Migranten. Die meisten Deutschen zogen aus Karnap weg. Dies macht sich auch in der Hauptschule in Essen-Karnap bemerkbar. Hier sind nur wenige deutsche Schüler. Die Mehrheit der Schüler haben einen Migrationshintergrund, hauptsächlich aus muslimisch geprägten Ländern. Da die Schüler mit Migrationshintergrund vom „traditionelle Islam“ geprägt sind, ist es für Deutsche in Essen-Karnap schwierig in dieser Schule zu behaupten. Brigitta Holfort arbeitet in dieser Hauptschule seit mittlerweile 27 Jahren als Klassenlehrerin. Bei ihrem Anfang an dieser Schule gab es diese religiösität nicht und sie träumte von einer „großen Gemeinschaft“. Damals waren Deutsche und beispielsweise Türken befreundet und Holfort hatte damals gerne unterrichtet. Die deutschen Schüler ziehen sich inzwischen in den Pausen zurück. Was sich seit der Ankunft von Brigitta Holfort in der Schule nicht verändert hatte, war der Unterrichtsbeginn (8:00). Ihre Klasse, die 10b, ist eine Ausnahme. So stellen deutsche Schüler in dieser Klasse die Hälfte. Zum anderen gilt diese Klasse auch als die beste der gesamten Schule, da die meisten auch eine echte Chance haben, den Realschulabschluss zu schaffen. Dennoch muss Brigitta Holfort ihre Schüler dazu motivieren, am Unterricht teilzunehmen. Seit einigen Jahren hat die Lehrerin auch andere Probleme in ihrer Arbeit als Lehrerin. So wird Sebastian von seinen muslimischen Klassenkameraden gemobbt. Julia hingegen ist ausgerechnet mit einem Moslem befreundet und ist gar selber zum Islam konvertiert. Zori ist Kurde und zudem auch überzeugter Moslem. Er will seinen Abschluss schaffen. Ferner ist er auch Schulsprecher. Die libanesischstämmige Sherin versteht sich als eine der wenigen auch gut mit deutschen Schülern. Insgesamt 156 Schüler gibt es an der Hauptschule in Essen-Karnap. 70 Prozent dieser Schüler stammen aus muslimischen Elternhäusern. Es gibt so gut wie keine Gemeinsamkeiten zwischen deutschen und ausländischen Schülern. Während sie im Klassenzimmer vereint sind, bleiben sie auf dem Pausenhof unter sich. Hier sind gar unter den Muslimen Jungs und Mädchen unter sich. Die wenigen deutschen Schüler verbringen die Pause am Rande des Hofs. Nach den Gründen werden einzelne Mädchen aus beiden Gruppen hierzu befragt. Eine deutsche Schülerin beklagte die Beleidigungen seitens ausländischer Schüler, falls man beispielsweise bei Klassenarbeiten besser abgeschnitten hatte und dass sie es nicht akzeptieren können, dass jeder in bestimmten Bereichen seine Stärken bzw. Schwächen hat. Nicht selten enden die Auseinandersetzungen, laut Aussagen der besagten Schülerin und ihren gegenüberstehenden, mit Beleidigungen seitens ausländischer Schülern. Laut Aussage einer der gegenüberstehenden ist dies seit der 5. Klasse Normalzustand. Die drei Mädchen sind sich einig: Rückzug ist das einzige Mittel. So sieht es auch der 16-jährige Sebastian, der so der Gewaltbereitschaft seiner muslimischen Peiniger entkommt. Er wurde oft von jenen verprügelt wurden und gab es später auf, Konflikte mit Dialogen zu klären. Laut Aussage seiner Mutter Anita musste sie oft zur Schule fahren, da dieser sich gegen tätliche Angriffe der muslimischen Jungs verteidigen musste. Anita war einmal Augenzeuge, als ihr Sohn mit einem Stuhl geschlagen wurde. Ähnliche Erlebnisse gibt es auch bei den Lehrern. Der libanesischstämmige Rafik Succari wohnt seit 19 Jahren in Deutschland und ist in Essen-Karnap Arabischlehrer. Mit seiner Sympathie zu den Deutschen unterscheidet er sich allerdings von den muslimischen Schülern. Rafik Succari berichtete davon, dass deutsche Schüler unter den Muslimen nicht beliebt seien. Beispielsweise deswegen, weil muslimische Schülern angeblich bei den deutschen Schülern nicht beliebt seien. Als Schulleiterin Roswitha Tschüter Sufari bat, die Schüler zu mehr Toleranz zu erziehen, ernteten sowohl Succari als auch Tschüter Beschwerden seitens muslimischer Eltern. Als Succari einmal mit einem muslimischen Mädchen redete und fragte, ob sie das Kopftuch freiwillig oder wegen Zwang durch Eltern trug, antwortete diese damit, dass sie dies aus Zwang durch ihre Eltern machte. Als Succari das Mädchen überredete, den Kopftuch auszuziehen, ließ die Beschwerde der Eltern nicht lange auf sich warten. Bis vor wenigen Jahren waren die muslimischen Schüler nicht wirklich religiös. Heute gehören strenge Sitten sowie Gebräuche des Islams für jene zum Alltag. Insbesondere für die Mädchen unter diesen ist ein Leben in Freiheit nicht vorgesehen. Laut Brigitta Holfort ist es den muslimischen Mädels nicht einmal gestattet, sich untereinander zu besuchen. In den Ferien sind sie deswegen isoliert, weshalb sie sich freuen, wenn sie in die Schule gehen. Durch die religiösität der muslimischen Schüler veränderte sich auch das Klima an der Schule. So hat Anastasia, geboren in Russland, jedoch mit drei Jahren aus Russland nach Essen übergesiedelt, oft Konflikte mit muslimischen Mädels. In ihrem Gespräch mit Konstanze Steimel sagt sie, dass muslimische Mädchen tonangebend seien, dass man sich ihnen zu unterwerfen hat und Widerworte oft darin enden, dass am Ende gleich zehn oder noch mehr muslimische Mächen dastehen. Themen im Konflikt ist auch die Wahl des Lebenspartners. Während Anastasia sich ihren Lebenspartner wählen kann, werden muslimische Mädels dazu von ihren Eltern dazu gezwungen, einen bestimmten Mann zu heiraten. Das Thema „Sex“ ist auch im Konflikt präsent. Freundschaften zwischen deutschen sowie muslimischen Mädchen haben sind sehr selten. Einer der Ausnahmen ist die Freundschaft zwischen Anastasia und Sherin. Von Anfang an mochten sich Anastasia und Sherin. Andere libanesische Mädchen wollten diese Freundschaft verhindern. Anastasia und Sherin konnten erfolgreich dagegenhalten. Nach der Schule trifft sich Schulsprecher Zori immer mit seinem ebenfalls kurdischstämmigen Freund Maslum. Beide haben keine deutsche Freunde. Beide gehen oft ständig in den sogenannten „Boxkeller“, beispielsweise um sich abzureagieren oder auch Muskeln anzutrainieren. Auch hier gilt: Hier sind muslimische Jungen unter sich. Denn hier sind nur wenige Deutsche, die mal vorbeischauen. Mädchen sind hier auch nicht dabei. Nach Ansicht der beiden sind muslimische Jungs viel freier. Maslum beispielsweise würde seiner Schwester es nie erlauben Abends rauszugehen. Ein heikles Thema ist auch der Sportunterreicht. Hier sind zwar Jungen sowie Mädchen getrennt, allerdings muss sich Ute Brünn, Sportlehrerin, dennoch mit den muslimischen Eltern auseinandersetzen. Sie muss in diesen Auseinandersetzungen durchsetzen, dass muslimische Mädchen überhaupt am Sportunterricht teilnehmen können. Richtig schlimm war das Thema Schwimmunterricht. Muslimische Mädchen durften entweder garnicht oder nur in voller Montur am Unterricht teilnehmen. In der 10. Klasse gab es keinen Schwimmunterricht, sondern es wird im Sport Badminton gespielt. Dennoch gibt es viele Auseinandersetzungen. Wenn Ute Brünn einem der muslimischen Mädels, dass besonders gut im Badminton ist, empfiehlt, einem Badmintonverein beizutreten, dann sucht das muslimische Mädchen ausflüchte, ob der Verbot durch die Eltern. Später organisiert Brigitta Holfort, wie so oft, einen Diskussionskreis. Auf die Frage von Holfort, wie es mit dem Leben nach der Schule aussieht, antwortet eine, dass sie dann irgendwann arbeitet und später heiratet. Auf die Frage, wie sie dann ihren Mann trifft, antwortet sie dann, dass es bei den Muslimen nicht gibt, dass ein beispielsweise Mädchen von einem Jungen begeistert ist, es ihren Eltern vorstellt und ihn dann als Ehemann haben will. Dann erläutert sie und ein anderes muslimisches Mädchen, wie der Kennlernprozess zwischen muslimischen Jungs und muslimischen Mädchen aussieht, beispielsweise vor der Verlobung. Ein muslimisches Mädchen äußert gar ihren Wunsch, dass ihr potenzieller muslimischer Mann mit der Familie umgehen kann und auch mit der Frau selber gut umgehen kann, beispielsweise mit Respekt. Nach dem Ende der Stunde führten die Nachfragen von Holfort und die direkten offenen Antworten der arabischen Mädchen seitens zu Aufruhr und Streit. In der Pause wurden die drei arabischen Mädchen von anderen arabischen und manchen türkischen Jungs angegriffen, da sie um die Außendarstellung besorgt waren. Julia ist mit dem Palästinenser Saleh zusammen. Wegen ihm ist sie zum Islam konvertiert. Beide lästern über die deutsche Lebensweise. Beispielsweise, dass deutsche Mädels freizügig sind. Brigitta Holfort organisiert erneut eine Diskussionsrunde. Diesesmal geht es um Integration, Vorurteile etc. Zunächst werden die Lebensweisen von Paaren in den beiden Kulturkreisen thematisiert. Sebastian beklagt hier, dass ein Mädchen, dass seit längerer Zeit einen Freund hat, von Muslimen beleidigt wird.

Auf Klage von Sebastian erzählt Zori auch, dass wenn ein muslimisches Mädchen mit einem Deutschen Geschlechtsverkehr hat, nach Meinung muslimischer Eltern dann auch angeblich die Ehre beschmutzt sei. Die Lösung sei: Die beiden müssen heiraten! Bei Weigerung werden sowohl der Deutsche als auch das muslimische Mädchen ermordet. Auf Nachfrage von Sebastian, was Ehre für Zori bedeutet, antwortet Zori nach rund einer Minute, dass er nicht den Begriff Ehre erklären konnte. Brigitta Holfort sagte nach Schulschluss, dass unter muslimischen Familien Vorurteile bezüglich deutscher Familien herrscht. Beispielsweise haben Deutsche kein richtiges Familienleben. Viele muslimische Jungs kennen Gewalt von klein auf. Diese Erziehung hat das Ziel, die Jungs stark zu machen, weil sie die Macht haben sollen. Das ist insbesondere für weibliche Lehrer eine schwierige Herausforderung. Laut Holfort muss sie mit „Macho-Männern“ auseinandersetzen. Damit meint sie die Väter, die männlichen Geschwister und andere Schüler. Die Lehrerinnen die wahren Autoritätspersonen sind, braucht eine hohe Dosis an Kraft. Zori, in Essen aufgewachsen, ist von der kurischen Herkunft geprägt. Zori stellt klar, dass er sich als Kurde fühlt, während sein Freund Maslum sich als „hälfte Deutscher, hälfte Kurde“ sieht. Beide haben große Chancen auf einen hohen Abschluss, beide gehören jedoch zu den Ausnahmen. Kaum ein Kind von Einwanderern hat auf einer deutschen Hauptschule eine Perspektive. Am nächsten Tag findet wieder eine Diskussionsrunde statt. Zori sowie ein muslimisches Mädchen beklagen die Vorurteile gegenüber dem Islam und den Muslimen sowie Ausländer allgemein. Auf Aussage von Sebastian, dass Zori mit der deutschen Kultur nicht zurecht kommt, antwortet Zori damit, dass es ausreiche, wenn man nach dem Grundgesetz lebt und dass man mit der deutschen Kultur zurecht kommen muss, jedoch nicht in dieser leben muss. Danach beklagt Sebastian, dass er sich in der Schule wegen des hohen Migrantenanteils wie ein Ausländer fühlt. Danach beklagt Sebastian noch, dass freche Verhalten von muslimischen Jugendlichen, in der sie auch deutsche Schüler mobben. Sollte man sich wehren, rasten die muslmischen Jugendlichen aus und prügeln. Wenn man sich das gefallen lässt, gilt man bei den Muslimen, laut Aussage von Sebastian, als Opfer. Zori gibt ihm da recht. Zudem beklagt Sebastian, dass ein Deutscher in einer Klasse, wo die Moslems die Mehrheit stellen, sich nicht trauen zuzuschlagen, da sie, wenn einer einen Muslim verprügeln, vor der Klasse dann von beispielsweise gleich 20 Türken verprügelt werden könnte oder wird. Sebastian fügte hinzu, dass sowas bei Deutschen nicht passieren würde. Zori vermutet, dass Deutsche nicht mit Gewalt erzogen wurden. Sebastian fragte, wieso man bei Selbstjustiz in Überzahl kommen muss. Zori antwortete, dass dies nur Abschreckung sei. Brigitta Holfort sagt, dass viele muslmische Jungs in der Familie Gewalt erfahren mussten.

Sie fügte auch hinzu, dass es bei ihr, in der Anfangszeit als Lehrerin an der Hauptschule in Essen-Karnap, nicht vorkam, dass sich muslimische Väter weigerten, ihr die Hand zureichen oder gar zu sprechen, weil sie eine Frau ist. Holfort kritisierte auch die Erziehungsmethoden der muslimischen Eltern. Beispielsweise stürzte ein Kind von der Treppe und konnte Tage lang nicht zur Schule kommen. Sebastian wurde indes - nach Schulende - von den Moslems mit den Worten Ausländerfeind und Rassist beleidigt, „schräg von der Seite angeguckt und von allen Seiten attackiert“ (seine eigene Aussage). Seine Mutter Anita glaubt, dass muslimische Jungs es nicht anders können, als mit Bedrohungen zu reagieren. Sebastian fügte hinzu: Sobald man auf Vorwürfe wie „Rassist“ entsprechend konntert (beispielsweise „guck dich doch mal an. Du bist selbst der Rassist“), dann wird man bedroht. Deswegen habe man Angst, ihren Standpunkt zu vertreten. Deswegen zieht sich Sebastian immer mehr in die familieneigene Kneipe zurück. Sebastian will nach eigener Aussage die Schule beenden und dann einen Ausbildungsplatz im Elektrosektor suchen. Nach seiner Meinung wird er nach der Schule nicht mehr auf seine muslimischen Peiniger treffen. Anita kann sich das nicht wirklich erklären. Ihrer Aussage nach, habe es in der Familie immer ausländische Freunde gegeben. Allerdings weiß sie nicht weiter, da auch sie weiß, dass das lösen von Konflikten schwierig ist. Mit den Eltern einiger ausländischer Schüler versuchte sie Kontakt aufzunehmen. Allerdings ohne Erfolg, da sie kein Deutsch sprechen konnten. Die Lehrer hatte auch viele Einladungen geschickt; die Eltern waren allerdings nicht anwesend. Viele Deutsche ziehen aus dem Stadtteil weg und versuchen, ihre Kinder auf andere Schulen zu schicken. Sebastian lehnt dies ab, weil es für ihn eine Flucht wäre. Er will das letzte Jahr über die Runden kommen. Anita sagt, dass die Kinder wahllos sind: entweder wehren sie sich oder sie erleben „doppelt und dreifach“ Prügel. Brigitta Holfort meint, dass man über die Probleme offen geredet werden müsse und bezichtigt die Politiker der Schönrederei. Zudem ist sie auch der Meinung, dass Erziehung auch eine Aufgabe der Eltern sei und nicht nur die der Lehrer. Ihr Schlusswort: „Wir müssen sagen, wo sind die Probleme?“.

Reaktionen

Monate später wurde diese Dokumentation in der Debatte über Deutschenfeindlichkeit thematisiert, beispielsweise bei ZEIT.[1] In der Talkshow Maischberger wurde in Zuge dessen Güner Balci eingeladen und ein kurzer Ausschnitt dieser Dokumentation gezeigt.

Einzelnachweise

  1. Jörg Lau: "*biep*". Die Zeit, 9. Oktober 2010, abgerufen am 14. November 2012.