Dies ist ein als exzellent ausgezeichneter Artikel.

ß

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Juni 2004 um 08:13 Uhr durch Necrophorus (Diskussion | Beiträge) ({{Bewertung}} {{Exzellent}}). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

ß - das so genannte Eszett, oder auch scharfes s, ist ursprünglich eine Ligatur. In der deutschen Orthografie (außer in der Schweiz) hat es heute die Funktion eines eigenständigen Buchstabens und dient der eindeutigen Repräsentation des stimmlosen s-Lautes (ß-Lautes).

ß wird im Versalsatz, seit der Rechtschreibreform von 1996, immer zu SS (Straße > STRASSE). Ein entsprechender Großbuchstabe existiert trotz diverser Bemühungen nicht. Vor der Rechtschreibreform war die Umschreibung SZ bei Verwechslungsmöglichkeit zulässig. Ebenfalls gab es seinerzeit in der DDR Versuche, ein versales SZ zu etablieren. In einer weit verbreiteten DUDEN-Ausgabe (1965) wurde dieses auf der Titelseite verwendet.

Die Diskussion um die genaue Form dieses typisch deutschen Ligatur-Zeichens ist aber immer noch nicht abgeschlossen, wie neue Entwürfe von Schriftdesignern zeigen.


Antiqua-ß vs. Textura-ß und Fraktur-ß

Entstehung

Es gibt verschiedene Ursprünge des ß:

  • Ligatur aus dem so genanntem langem s (ſ, sieht aus wie ein f ohne Querstrich) und normalem, rundem s,
  • Ligatur aus ſ und z.

Die Ligatur aus langem ſ und rundem s war z.B. in englischen oder französischen Antiquaschriften anzufinden, bevor das lange ſ im Laufe des 18. Jahrhunderts außer Gebrauch geriet (siehe nebenstehendes Bild). In deutschen Worten findet sie sich nur in Ausnahmen, zum Beispiel auf einigen Antiqua gesetzten Titelblättern zu Johannes Keplers Werken, um 1620. Sie wird dort aber nur für das doppelte s gebraucht, noch dazu in der Wortmitte, wohingegen das sz des Fraktursatzes in derselben Schrift nur am Wortende, also im Auslaut gebraucht wurde.

In Frakturschriften ist dagegen die Ligatur aus langem ſ und z seit dem Mittelalter fürs Deutsche verwendet worden, wobei sich im Laufe der Jahrhunderte die heute bekannte Unterscheidung zwischen ss und ß herausgebildet hat.

Als im späten 18. und im 19. Jahrhundert deutsche Texte vermehrt in Antiqua gesetzt wurden, suchte man eine Antiqua-Entsprechung für das Fraktur-ß, um die aus dem Fraktur-Satz geläufige Unterscheidung zwischen Doppel-ss und ß auch in der Antiqua bezeichnen zu können. Spätestens mit der Rechtschreibereform von 1901 ist die Bezeichnung dieses Unterschieds im Antiquasatz obligatorisch geworden.

Für die Form des Antiqua-ß hat es vier verschiedene typographische Ansätze gegeben:

  1. Buchstabenkombination ſs (nicht als Ligatur),
  2. Ligatur aus ſ und s,
  3. Ligatur aus ſ und einem z, das wie in der Fraktur von der Form her wie eine 3 aussieht,
  4. eine Art Ligatur aus ſ und einer Art 3, so dass ein Zeichen entsteht, das einem griechischen kleinen Beta β ähnelt (eine Art Kompromiss aus 2. und 3.).

Heutzutage sind die meisten ß entweder nach 2. oder nach 4. geformt, doch bisweilen findet sich auch eines nach 3. Nur die Variante nach 1. ist nicht mehr in Gebrauch.

Betrachtet man die ursprüngliche Frakturschreibweise, bleibt die Bezeichnung Eszett für das deutsche ß angemessen, insbesondere weil es als solches in der Frakturschrift, dem über Jahrhunderte hinweg üblichsten Satz fürs Deutsche, auch durchweg in Gebrauch blieb.

Der Typograph Jan Tschichold behauptete, dass das deutsche Fraktur-ß auf eine Ligatur aus einem langen ſ und einem kurzen s zurück geht. Diese Ansicht hat sich weit verbreitet, obwohl sie nach Ansicht von Sprachwissenschaftlern von keinem stichhaltigen Argument gestützt wird. Tschicholds Beweisführung beruht auf einer selbstgezeichneten Grafik, anhand derer er eine Verschmelzung von ſ und s in der Fraktur darstellt, und auf einem Hinweis auf die ſs-Ligatur in Antiqua-Schriften. Die Verschmelzung wird von akademischer Seite als unbelegt angesehen, der Hinweis auf die Ligatur hingegen als richtig, aber gegenstandlos.

Verwendung

Vor der Rechtschreibreform von 1996 wurde das ß für den stimmlosen s-Laut geschrieben, wenn entweder kein Vokal folgte oder aber ein langer Vokal voranging. So wurde am Wortende stets ß geschrieben (Faß, Fluß, Paß, paßt), vor Vokalen wurde hingegen manchmal ss (Fässer, Flüsse, passen, Busse), manchmal ß (Buße, Straße).

Seit der Rechtschreibreform folgt das ß (wie andere alleinstehende einfache Konsonantenbuchstaben auch) immer einem langen Vokal (Beispiele: Maß, schließen, Straße) oder einem Doppellaut, Diphtong, (außer, heiß). Abgesehen von Eigennamen werden ehemals mit ß geschriebene Wörter, in denen es einem kurzen Vokal folgt, werden nun mit doppeltem s (ss) geschrieben (Beispiele: dass, Fass).

In einigen Teilen Bayerns wird die dort verbereitete Maß Bier mit einem kurzen a gesprochen. Entsprechend bestehen dort manche auf die durch die neue Rechtschreibung ermöglichte phonetisch korrekte Schreibweise Mass.

In der Schweiz wird das ß seit etwa 1935 nicht mehr verwendet. Normalerweise werden alle Wörter mit ss geschrieben, einige Buchverlage verwenden jedoch ß im Drucksatz, insbesondere in Publikationen für den gesamtdeutschen Markt.

Seit der Rechtschreibreform von 1996 wird bei der Silbentrennung ein ss, das ein ß ersetzt, in s-s aufgelöst. Vorher musste das Wort Blösse als Blö-sse getrennt werden (in Analogie zu Blö-ße), seitdem aber als Blös-se. Tatsächlich haben wohl die meisten Schweizer diese Regel schon angewendet, bevor sie eingeführt war.

Siehe auch: Orthografie, langes s

Weblinks