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Netzpython

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Netzpython
Netzpython (Python reticulatus)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Subordo: Schlangen (Serpentes)
Vorlage:Superfamilia: Wühl- und Riesenschlangenartige
(Boidea)
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Wissenschaftlicher Name
Python reticulatus
(Schneider, 1801)

Der Netzpython (Python reticulatus) zählt zur Familie der Riesenschlangen und wird dort in die Unterfamilie der Pythons gestellt. Er ist eine der größten und wohl die längste Schlange der Welt. Netzpythons bewohnen die Tropen Südostasiens. Ursprüngliche bewohnte die Art dort feuchte Regenwälder und Sümpfe, sie ist jedoch sehr anpassungsfähig und besiedelt auch landwirtschaftliche Nutzflächen und Siedlungen.

Beschreibung

Der Netzpython zählt zu den größten Riesenschlangen der Welt. Er erreicht regelmäßig eine Gesamtlänge von über 7 Metern und ein Gewicht über 100 Kilogramm. Der längste je gemessene Netzpython wurde 1912 auf Sulawesi gefangen und hält mit einer Gesamtlänge von 9,99 Metern den Rekord für die längste bekannte Schlange.[1][2] Der größte jemals in Gefangenschaft gehaltene Netzpython lebte im Zoo von Pittsburgh, war 8,68 Meter lang (Gesamtlänge) und wog 145 Kilogramm.[1]

Hinsichtlich Körperlänge und -gewicht zeigt die Art einen sehr starken Geschlechtsdimorphismus: Weibchen sind im Mittel erheblich größer und schwerer als Männchen. Im Süden Sumatras erreichten bei einer Stichprobe von insgesamt 1070 Individuen Männchen maximal eine Kopf-Rumpf-Länge von 4,25 Meter und ein Gewicht von 20 Kilogramm, Weibchen eine Kopf-Rumpf-Länge von 6,1 Meter und ein Maximalgewicht von 75 Kilogramm.[3] Inselformen bleiben, wie bei vielen Wirbeltieren, wesentlich kleiner (Inselverzwergung). Auf der zwischen Sulawesi und Flores liegenden Insel Tanahjampea erreichen Männchen maximal eine Gesamtlänge von 2,10 Meter, Weibchen max. 3,35 Meter.[4]

Die Grundfarbe ist sehr variabel über gelb, hell- und dunkelbraun bis fast schwarz. Die Art zeigt auf dem Rücken eine komplizierte Zeichnung unregelmäßiger, heller Rauten, die breit dunkel und anschließend hell gerandet sind. Diese Rautenzeichnung wird an den Flanken durch dunkle Flecken mit einem hellen Zentrum ergänzt. An den Flanken stoßen jeweils nach oben zugespitzte Dreiecke zwischen diese dunklen Flecken. Insgesamt entsteht so eine Netzzeichnung, der die Art ihren deutschen Namen verdankt. Der Kopf ist einfarbig und bis auf einen schmalen, schwarzen Streifen vom Auge bis zum Mundwinkel und einen dunklen Mittelstrich ungezeichnet. Die Iris ist meist orange, auf Sulawesi jedoch häufig auch goldfarben, im Osten Indonesiens eher weißlich-grau. Die Zunge ist meist fast schwarz mit einer weißlichen Spitze, auf den indonesischen Inseln Tanahjampea und Selayar ist die Zungenbasis eher rosa bis dunkellila.

Die Anzahl der Bauchschuppen (Ventralschilde) variiert je nach Herkunft der Individuen zwischen 290 und 334, die Anzahl der Schuppenreihen in der Körpermitte zwischen 64 und 81.[4]

Der weitestgehend zeichnungslose Kopf und die sehr markante Rückenzeichnung unterscheiden die Art von allen anderen Pythons.

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitung des Netzpythons

Das Verbreitungsgebiet des Netzpythons umfasst große Teile des tropischen Süd- und Südostasiens. Es erstreckt sich von Bangladesch und dem Bundesstaat Assam in Indien und den Nikobaren im Westen nach Osten bis zu den Philippinen und in den Osten Indonesiens. Die Nordgrenze der Verbreitung ist im Detail noch umstritten, so wird das Vorkommen in Nordosten Indiens z. T. bezweifelt, auch ob in Vietnam eine nördlichen Verbreitungsgrenze existiert und ob die Art in China vorkommt wird kontrovers diskutiert.[2]

Die Art schwimmt sehr gut und hat daher auch alle größeren Inseln in diesem Areal besiedelt. Bereits 1908 wurde sie als eine der ersten Wirbeltierarten wieder auf der 1883 durch einen Vulkanausbruch völlig zerstörten Inselgruppe Krakatau festgestellt.[5]

Die Art bewohnte ursprünglich feuchte tropische Regenwälder und Sümpfe. Netzpythons haben sich jedoch als sehr anpassungsfähig erwiesen und besiedeln auch Sekundärwälder, landwirtschaftliche Nutzflächen und menschliche Siedlungen bis hin zu Großstädten; die Art ist beispielsweise in Bangkok nicht selten und wurde auch mehrfach in Jakarta nachgewiesen. In allen besiedelten Habitaten sind Netzpythons eng an Wasser gebunden und halten sich meist in der Nähe kleiner Flüsse, Kanäle oder Tümpel auf.[2]

Verhalten

Trotz des riesigen Verbreitungsgebietes und ihrer Häufigkeit in vielen Bereichen des Areals ist über das Verhalten der Art fast nichts bekannt. Studien zur Freilandökologie der Art gibt es nicht; schon der Lebendfang der Tiere zur Vermessung oder Markierung ist extrem aufwendig und schwierig.[6] Netzpythons sind offenbar ausschließlich nachtaktiv und bewegen sich sehr unauffällig und meist in dichter Vegetation. Über Aktivitätsphasen und über die Größe des genutzten Lebensraumes einzelner Individuen gibt es keine Erkenntnisse. Der Tag wird in Verstecken verbracht. Auch über diese Verstecke ist wenig bekannt, in besiedelten Bereichen ruhen die Tier aber regelmäßig unter Häusern, wo sie dann häufig entdeckt und getötet werden.

Über die nächtlichen Jagdmethoden ist ebenfalls nichts bekannt, da viele der Beutetiere (z. B. Affen) baumlebend sind, wird eine zumindest gelegentliche Jagd in Bäumen vermutet.[7]

Malayische Schuppentiere (Manis javanica) werden regelmäßig von Netzpythons erbeutet

Ernährung

Die Nahrung des Netzpythons besteht fast ausschließlich aus Säugern und Vögeln, gelegentlich werden auch Warane verzehrt. Intensive Untersuchungen zur Ernährung des Netzpythons wurden bisher nur auf Sumatra durchgeführt, hier wurden Mageninhalte von zur Ledergewinnung getöteten Tieren untersucht.

Die Größe der Beute ändert sich mit zunehmender Körpergröße der Python. Im Süden Sumatras ernähren sich Netzpythons mit einer Kopf-Rumpf-Länge bis zu etwa 2,8 Meter zu über 80 % von Ratten (überwiegend Reisfeldratten (Rattus argentiventer) und Leopoldamys sabanus). Bei größeren Individuen nimmt der Rattenanteil in der Ernähung stark ab, sie fressen dann dort unter anderem auch Schuppentiere, Stachelschweine, Affen (Javaneraffen (Macaca fascicularis), Braune Sumatra-Languren (Presbytis melalophos) und Semnopithecus cristatus), Wildschweine und Kantschile (Tragulus sp.). Primär geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Ernährung wurden nicht festgestellt. Größere Anteile großer Beutetiere bei den Weibchen waren durch deren im Mittel erheblich größere Körpermaße bedingt; nur Weibchen erreichten hier Kopf-Rumpf-Längen über 4,25 Meter. Die Autoren der Studie vermuten, dass diese teilweise Umstellung der Ernährung auch mit einem Wechsel der genutzten Habitate verbunden ist: Während Männchen und junge Weibchen sich überwiegend in stark von Menschen beeinflussten und damit rattenreichen Bereichen aufhalten, wandern ältere Weibchen offenbar in naturnähere Habitate mit einem größeren Spektrum größerer Wirbeltierarten ab.[3]

Auch hinsichtlich der Ernährung zeigt die Art jedoch eine große Anpassungsfähigkeit. Im Norden Sumatras, der durch intensive landwirtschaftliche Nutzung bedingt kaum noch naturnahe Habitate aufweist, besteht auch die Nahrung großer Weibchen fast aussschließlich aus Ratten und Haushühnern.[8]

Beutetiere mit einem Gewicht zwischen 20 und ca. 50 Kilogramm sind mehrfach nachgewiesen worden, u. a. ein 24 Kilogramm schwerer Malaienbär und ein ausgewachsenes Sulawesi-Pustelschwein (Sus celebensis).[7] Nach unbestätigten Berichten eines Schlangenverarbeiters auf Sumatra wurde in einem großen Netzpython ein 60 Kilogramm schweres Wildschwein gefunden[3] und die Erbeutung von Menschen ist mehrfach nachgewiesen worden.[7] Das durchschnittliche Beutegewicht ist jedoch viel geringer, im Süden Sumatras lag das mittlere Beutegewicht von 1070 untersuchten Pythons bei Männchen bei 0,75 Kilogramm, bei den größeren Weibchen bei 1,35 Kilogramm.[3]

Fortpflanzung

Zur Fortpflanzung im Freiland ist ebenfalls nur sehr wenig bekannt, auch hier stammt das bekannte Wissen fast ausschließlich von Untersuchungen toter Tiere und aus Gefangenschaft. Netzpythons werden mit 2-4 Jahren geschlechtsreif, auf Sumatra haben Männchen dann eine Kopf-Rumpf-Länge von mindestens 137 Zentimetern, Weibchen sind mindestens 210 Zentimeter lang.[8] Im Norden Sumatras wurden reproduktiv aktive Weibchen von Dezember bis März gefunden, ausnahmsweise auch im Juni, pro Jahr wird demnach ein Gelege überwiegend im April und im Mai gezeitigt. Ein erheblicher Anteil der Weibchen pflanzt sich offenbar nicht jedes Jahr fort. Die Gelege umfassten in Sumatra meist 10-40, im Mittel 24 Eier, Extremwerte waren 8 und 73 Eier; die Gelegegröße war mit der Größe der Weibchen korreliert. Die Eier sind 200-300 Gramm schwer.[8] Das Gelege wird nach Beobachtungen in Gefangenschaft 80-90 Tage lang bebrütet. Das Weibchen liegt in dieser Zeit zusammengerollt über den Eiern, sorgt jedoch im Gegensatz zu anderen Pythonarten nicht durch Muskelzittern für gleichmäßige Temperaturen. Die Brutfürsorge endet mit dem Schlupf der Jungen. Frisch geschlüpfte Jungtiere sind im größten Teil des Verbreitungsgebietes 60-83 Zentimeter lang, bei den kleinen Tieren auf Tanahjampea unter 30 Zentimeter.[4]

Alter und Lebenserwartung

Angaben zum Durchschnitts- und Maximalalter freilebender Individuen sind unbekannt; in Gefangenschaft werden Netzpythons regelmäßig über 25 Jahre alt.[9]

Systematik

Eine systematische Bearbeitung der Gattung Python scheint bisher nicht vorzuliegen, so dass keine Angaben zur Stellung des Netzpython innerhalb der Gattung Python und zu den nächsten Verwandten möglich sind. Trotz des riesigen Verbreitungsgebietes wurde auch die Frage, ob Unterarten differenzierbar sind, erst 2002 untersucht. Aufgrund molekulargenetischer und morphologischer Untersuchungen wurden neben der Nominatform vorerst mindestens zwei weitere Unterarten vorgeschlagen.[4]:

  • P. r. reticulatus (Nominatform); Asiatisches Festland, Große und Kleine Sunda-Inseln
  • P. r. saputrai; Südwesten und Südosten von Sulawesi sowie die Insel Selayar südlich von Sulawesi
  • P. r. jampeanus; nur auf der Insel Tanahjampea zwischen Sulawesi und Flores

Die molekulargenetischen Ergebnisse legen außerdem eine Abgrenzung der Population auf der etwa 200 km nördlich von Sulawesi liegenden Insel Sangihe als weitere Unterart nahe.[10]

Gefährdung

Netzpythons werden in großen Mengen zur Ledergewinnung gefangen, die Zahl der zu diesem Zweck getöteten Pythons wird auf mindestens 500.000 pro Jahr geschätzt. Der größte Teil der Tiere wird auf den indonesischen Inseln Sumatra und Kalimantan erbeutet.[11]

Netzpython der Zuchtform "tiger" mit stark abgewandelter Rückenzeichnung bei einem privaten Halter. Weibchen, 2 Jahre alt, Länge 3 m

Zumindest in Indonesien werden Netzpythons nach Angaben der Bevölkerung auch häufig als Nahrungsquelle genutzt oder getötet um „eine Belästigung durch Tiere zu vermeiden, die sonst Hühner, Hunde oder Kinder fressen würden“ ("...that might otherwise devour chicken, dogs or children.").[8] Es gibt bisher jedoch keine Anzeichen einer Gefährdung. Vermutlich können die Verluste durch das schnelle Wachstum, die frühe Geschlechtsreife und die hohe Reproduktion ausgeglichen werden. Da Netzpythons keine enge Bindung an naturnahe Lebensräume zeigen und auch ausschließlich von im menschlichen Siedlungsbereich sehr häufigen Ratten und Hühnern leben können, könnte die Art durch menschliche Aktivitäten sogar eher gefördert worden sein.[8]

Der Netzpython ist im Washingtoner Artenschutzübereinkommen in Anhang II gelistet und unterliegt daher Handelsbeschränkungen. In Deutschland ist die Art nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. [12]

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b Mexico, T. 2000. "Python reticulatus" (On-line), Animal Diversity Web. Accessed June 28, 2007 at http://animaldiversity.ummz.umich.edu/site/accounts/information/Python_reticulatus.html
  2. a b c Auliya, M. & F. Abel: Taxonomie, Geographische Verbreitung und Nahrungsökologie des Netzpythons (Python reticulatus). Teil 1. herpetofauna 22 (127) 2000: S. 5-18
  3. a b c d Shine, R., P. S. Harlow, J. S. Keogh & Boeadi: The influence of sex and body size on food habits of a giant tropical snake, Python reticulatus. Functional Ecology 12; 1998: S. 248-258
  4. a b c d Auliya, M., P. Mausfeld, A. Schmitz, W. Böhme: Review of the reticulated python (Python reticulatus Schneider, 1801) with the description of new subspecies from Indonesia. Naturwissenschaften Band 89, Heft 5; 2002: S. 202
  5. Rawlinson, P. A., R. A. Zann, S. van Balen and I. W. B. Thornton: Colonization of the Krakatau islands by vertebrates. GeoJournal Band 28, Heft 2; 1992: S. 225-231. DOI 10.1007/BF00177236
  6. vgl. z. B. Riquier, M. A.: Status, Population Biology and Conservation of the Water Monitor (Varanus salvator), the Reticulated Python (Python reticulatus), and the Blood Python (Python curtus) in Sumatra and Kalimantan, Indonesia. Project Report Kalimantan. Mertensiella, 9; 1998: S. 119-129
  7. a b c Auliya, M. & F. Abel: Taxonomie, Geographische Verbreitung und Nahrungsökologie des Netzpythons (Python reticulatus). Teil 2. herpetofauna 22 (128) 2000: S. 19-28.
  8. a b c d e Shine, R., Ambariyanto, P. S. Harlow & Mumpuni: Reticulated pythons in Sumatra: biology, harvesting and sustainability. Biological Conservation 87; 1999: S. 349-357
  9. Mexico, T. 2000. "Python reticulatus" (On-line), Animal Diversity Web. Accessed June 24, 2007 at http://animaldiversity.ummz.umich.edu/site/accounts/information/Python_reticulatus.html.
  10. vgl. S. 204 und Abb. 2, Seite 205 in Auliya, M., P. Mausfeld, A. Schmitz, W. Böhme: Review of the reticulated python (Python reticulatus Schneider, 1801) with the description of new subspecies from Indonesia. Naturwissenschaften Band 89, Heft 5; 2002: S. 201-213
  11. Groombridge, B. & R. Luxmoore: Pythons in South-East Asia. A Review of Distribution, Status and Trade in Three Selected Species. A CITES report. Lausanne; 1991 ISBN-10: 288323003X Zit. in: Shine, R., Ambariyanto, P. S. Harlow & Mumpuni: Reticulated pythons in Sumatra: biology, harvesting and sustainability. Biological Conservation 87; 1999: S. 349-357
  12. http://213.221.106.28/wisia/FsetWisia1_dt.html Artenschutzrechtliche Stellung des Netzpythons nach WISIA

Literatur

  • Auliya, M., P. Mausfeld, A. Schmitz, W. Böhme: Review of the reticulated python (Python reticulatus Schneider, 1801) with the description of new subspecies from Indonesia. Naturwissenschaften Band 89, Heft 5; 2002: S. 202
  • Shine, R., P. S. Harlow, J. S. Keogh & Boeadi: The influence of sex and body size on food habits of a giant tropical snake, Python reticulatus. Functional Ecology 12; 1998: S. 248-258
  • Shine, R., Ambariyanto, P. S. Harlow & Mumpuni: Reticulated pythons in Sumatra: biology, harvesting and sustainability. Biological Conservation 87; 1999: S. 349-357

Weblinks

Der Netzpython auf Animal Diversity Web engl.

Commons: Netzpython – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien