Benutzer:Cochrane Deutschland Stiftung/Artikelentwurf Cochrane

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Cochrane Deutschland Stiftung/Artikelentwurf Cochrane

Cochrane [ˈkɒkɹən], auch unter dem Namen Cochrane Collaboration bekannt, ist ein globales, unabhängiges Netzwerk (Geschäftsform: Charity nach britischem Recht) aus Wissenschaftlern, Ärzten, Angehörigen der Gesundheitsfachberufe, Patienten und weiteren an Gesundheitsfragen interessierten Personen.[1] Cochrane setzt sich für dafür ein, dass Entscheidungen zu Gesundheitsfragen weltweit auf Basis hochwertiger, relevanter und aktueller wissenschaftlichen Evidenz getroffen werden und fördert die evidenzbasierte Entscheidungsfindung in Gesundheitsfragen durch die Erstellung und Verbreitung hochwertiger systematischer Übersichtsarbeiten und Metaanalysen) sowie anderer Formate aufbereiteter Evidenz.[2]

Cochrane wurde 1993 von Iain Chalmers in Oxford gegründet. Namensgeber ist der britische Arzt und Epidemiologe Archie Cochrane. Die Organisation hat ihren Sitz in London. Zur Arbeit von Cochrane tragen weltweit über 97.000 Mitglieder und Unterstützer aus über 130 Ländern bei (Stand Oktober 2019).[3]

Die Gründung von Cochrane geht zurück auf die Arbeit des Namensgebers Archie Cochrane, der einen Mangel an zuverlässiger Evidenz für viele klinische (diagnostischer und therapeutischer) Verfahren in der Gesundheitsversorgung kritisierte und systematische Übersichtsarbeiten über alle verfügbaren randomisierten kontrollierten Studien als Grundlage für ihre Bewertung forderte.[4][5]

Die übergeordneten Ziele von Cochrane sind in einem 2013 veröffentlichten Strategie-Dokument, der Strategy to 2020, dokumentiert.[6] Das primäre Ziel ist die Erstellung hochwertiger, relevanter und aktueller systematischer Übersichtsarbeiten (Reviews, auch Metaanalysen) sowie anderer Formate der Evidenzaufbereitung, um so die Entscheidungsfindung in Gesundheitsfragen zu erleichtern.[7] Die Erstellung der von Cochrane erstellten systematischen Übersichtsarbeiten, den Cochrane Reviews, folgt einem einheitlichen formalen und strukturellen Vorgehen.[8] Alle Cochrane Reviews werden in der Cochrane Database of Systematic Reviews[9]) (CDSR), veröffentlicht, die Teil der Cochrane Library, der Online-Bibliothek von Cochrane, ist. Neben der Erstellung von Cochrane Reviews widmet sich Cochrane auch der Weiterentwicklung bestehender und der Entwicklung neuer Methoden für die Aufbereitung von Evidenz.[10] Zu den weiteren Zielen von Cochrane gehört das Anliegen, Cochrane-Evidenz weltweit für alle Menschen zugänglich und nutzbar machen, um so einen möglichst breiten Wissenstransfer zu ermöglichen. Zu den Aktivitäten zur Erreichung dieses Ziels gehören der weltweit freie Zugang zur Cochrane Library (das heißt zu Basisinformationen zu allen Cochrane Reviews sowie zu den Volltexten vieler Reviews - der uneingeschränkte Zugang erfordert eine kostenpflichtige Lizenz), die Erstellung laienverständlicher Zusammenfassungen als Teil jedes Cochrane Reviews mit Übersetzung in zahlreiche Sprachen sowie die enge Zusammenarbeit mit Patienten und Laien.

Oberstes Leitungsgremium von Cochrane ist das Governing Board.[11] Dieses setzt sich aktuell aus 13 Personen zusammen (Stand Oktober 2019). Mindestens die Hälfte der Mitglieder des Governing Boards wird von den Cochrane Mitgliedern gewählt.[12] Cochrane’s Organisationsstruktur beinhaltet eine Reihe verschiedener Ebenen, Gremien und Rollen.[13]

Review-Gruppen und Netzwerke

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Die Erstellung der Cochrane Reviews wird von derzeit weltweit 54 Cochrane Review-Gruppen (review groups, CRGs) koordiniert, die jeweils ein bestimmtes Themengebiet betreuen (Stand Oktober 2019).[14] Beispiele für Review-Gruppen sind Cochrane Breast Cancer (Brustkrebs-Gruppe), Cochrane Stroke (Schlaganfall-Gruppe) und Cochrane Heart (Herz-Gruppe). Zwei Review-Gruppen sind in Deutschland angesiedelt: Cochrane Haematological Malignancies, mit Sitz in Köln, und Cochrane Endocrine and Metabolic Disorders, mit Sitz in Düsseldorf.

Jede Review-Gruppe ist einem von acht Review-Gruppen-Netzwerken (review group networks) zugeordnet, deren Aufgabe die Gewährleistung der effizienten und zeitnahen Erstellung hochwertiger Reviews ist.[15] Die Netzwerke wurden 2018 etabliert; es sind: Cochrane Abdomen and Endocrine, Cochrane Acute and Emergency Care, Cochrane Cancer, Cochrane Children and Families, Cochrane Circulation and Breathing, Cochrane Mental Health and Neuroscience, Cochrane Musculoskeletal, Oral, Skin and Sensory und Cochrane Public Health and Health Systems.

Geographische Gruppen

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Die geographischen Cochrane-Gruppen (geographic groups) repräsentieren Cochrane, fördern und unterstützen die Verwendung von Cochrane-Evidenz in Gesundheitspolitik und Versorgungspraxis und unterstützen Mitglieder und Unterstützer von Cochrane im jeweiligen Land.[16] Derzeit gibt es in 43 Ländern geographische Cochrane- Gruppen (Stand Oktober 2019).

Den deutschsprachigen Raum repräsentieren drei geographischen Cochrane-Gruppen:

Cochrane Deutschland[17] wurde 1997 unter dem Namen Deutsches Cochrane-Zentrum am Universitätsklinikum Freiburg gegründet. Bis 2018 wurde das Zentrum von seinem Gründer Gerd Antes geleitet. 2017 sind aus dem Deutschen Cochrane Zentrum zwei miteinander kooperierende Institutionen hervorgegangen: das Institut für Evidenz in der Medizin (für Cochrane Deutschland Stiftung)[18] (IfEM), als Einrichtung der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, und die Cochrane Deutschland Stiftung[19] (CDS), eine vorerst für 10 Jahre angelegte Verbrauchsstiftung. Das IfEM wird anteilig durch das Universitätsklinikum Freiburg und die Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg finanziert. Die Stiftung wird vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) mit einer institutionellen Förderung von bis zu 1 Millionen Euro im Jahr gefördert. Geleitet wird Cochrane Deutschland von Joerg J. Meerpohl[20] (Direktor und Wissenschaftlicher Vorstand), der bereits seit 2015 Co-Direktor von Cochrane Deutschland war, und Michael Graf[21] (Geschäftsführender Vorstand) (Stand November 2019).

Cochrane Österreich[22] wurde 2010 gegründet und hat seinen Sitz am Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation an der Donau-Universität Krems. Cochrane Österreich wird durch den Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS) gefördert, mit Unterstützung der Donau-Universität Krems. Geleitet wird es von Gerald Gartlehner[23] (Direktor) und Barbara Nußbaumer-Streit[24] (Stellvertretende Direktorin) (Stand November 2019).

Cochrane Schweiz[25] wurde 2010 gegründet und hat seinen Sitz am Centre universitaire de médecine générale et santé publique[26] (Unisanté) an der Universität von Lausanne. Cochrane Schweiz ist in allen drei Sprachregionen der Schweiz tätig und wird von Erik von Elm[27] geleitet (Stand November 2019).

Cochrane hat derzeit (Stand Oktober 2019) 11 fachübergreifende, themenbezogene Felder (Fields), deren Fokus auf anderen Aspekten der Gesundheitsversorgung als bestimmten Krankheiten oder spezifischen Themen liegt, wie zum Beispiel dem Versorgungsbereich (Primärversorgung, Cochrane Primary Care, Personengruppen (Kinder, Cochrane Child Health) oder Leistungserbringern (Krankenpflege Cochrane Nursing) liegt.[28]

Methoden-Gruppen

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Cochrane hat derzeit (Stand Oktober 2019) 17 Methoden-Gruppen (Methods Groups), die ein Forum zur Diskussion über die Entwicklung und Anwendung von Methoden, die bei der Erstellung von Cochrane Review angewandt werden, bieten. Beispiele für methodische Gruppen sind Cochrane Bias Methods], Cochrane Prognosis Methods oder Cochrane Statistical Methods.[29]

Finanzierung, Förderung und Partner

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Cochrane finanziert sich durch Einnahmen aus der Cochrane Library und anderen Cochrane-Produkten sowie durch Unterstützung von nationalen Regierungen, internationalen Regierungs- und Nichtregierungs-Organisationen, Universitäten, Kliniken, privater Förderung und persönlichen Spenden.[30] Zur Gewährleistung der wissenschaftlichen Unabhängigkeit hat Cochrane strenge Prinzipien und Regeln für die kommerzielle (finanzielle) Förderung[31] und den Umgang mit Interessenskonflikten[32] Zu diesen gehört unter anderem, dass Cochrane keine kommerzielle Förderung von der pharmazeutischen oder medizinischen Industrie oder von anderen mit den Interessen von Cochrane in Konflikt stehenden Quellen akzeptiert.

Cochrane hat verschiedene Förderer und Partner.[33] Zu den Förderern zählen unter anderem das britische National Institute for Health Research (NIHR), die britischen National Institutes of Health (NIH), das australische National Health and Medical Research Council (NHMRC), das deutsche Bundesministerium für Gesundheit (BMG), die dänische Regierung (Rigshospitalet Forschungsgemeinschaft) und das South African Medical Research Council (SAMRC). Zu den Partnern gehören unter anderem All Trials, die Campbell Collaboration, Epistemonikos, Evidence Aid, das Guidelines International Network (G-I-N), Wikipedia], Wiley und die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Cochrane für alle: Beteiligungsmöglichkeiten

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Cochrane bietet eine Reihe von Angeboten für die breite Öffentlichkeit, das heißt für alle, die sich für die Arbeit von Cochrane interessieren und sich an dieser aktiv beteiligen möchten. Das Cochrane Consumer Network ist ein weltweites Netzwerk von Patienten, pflegenden und betreuende Personen sowie Familienmitgliedern, die eigene Erfahrungen mit einem Gesundheitsproblem haben und sich für hochwertige Evidenz zu Gesundheitsfragen interessieren.[34] Neben einem umfangreichen Informationsangebot bietet das Consumer Network unter anderem die Möglichkeit der aktiven Beteiligung an der Erstellung von Cochrane Reviews. Im November 2019 umfasste es über 1.500 Menschen aus 89 Ländern. Die Citizen Science-Plattform Cochrane Crowd bietet Bürgerwissenschaftlern (Citizen Scientists) und anderen Freiwilligen die Möglichkeiten, sich an verschiedenen Aufgaben rund um die Identifizierung und Klassifizierung wissenschaftlicher Arbeiten als Grundlage für die Entscheidungsfindung zu Gesundheitsfragen zu beteiligen[35]. Die Plattform Task Exchange bietet allen Mitgliedern der Cochrane- und internationalen Evidenz-Community die Möglichkeit der Vernetzung zur gegenseitigen Unterstützung bei verschiedenen Aufgaben.[36]

Einzelnachweise

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  1. Cochrane. Offizielle Internetpräsenz. Abgerufen am 31. Oktober 2019 (englisch).
  2. Cochrane - Informationen: Über uns. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
  3. Anzahl der Mitglieder und Unterstützer von Cochrane. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
  4. Entstehung von Cochrane. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
  5. Warren Winkelstein: The Remarkable Archie: Origins of the Cochrane Collaboration. In: Epidemiology. Band 20, Nr. 5, 2009, ISSN 1044-3983, S. 779, doi:10.1097/EDE.0b013e3181aff391 (lww.com [abgerufen am 31. Oktober 2019]).
  6. Cochrane Strategy to 2020. Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  7. Systematische Übersichtsarbeiten von Cochrane. Abgerufen am 1. November 2019.
  8. J.P.T. Higgins, J. Thomas, J. Chandler, M. Cumpston, T. Li, M.J. Page, V.A. Welch (Herausgeber): Cochrane Handbuch: Cochrane Handbook for Systematic Reviews of Interventions. Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  9. Cochrane Database of Systematic Reviews. Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  10. Cochrane - Entwicklung und Weiterentwicklung methodischer Themen. Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  11. Cochrane - Strukturen: Governing Board. Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  12. Cochrane - Leitung und Management. Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  13. Cochrane - Organisationsstruktur. Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  14. Cochrane Review Gruppen. Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  15. Cochrane Review-Gruppen-Netzwerke. Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  16. Cochrane - Geographische Gruppen. Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  17. Cochrane Deutschland. Abgerufen am 1. November 2019.
  18. Institut für Evidenz in der Medizin (für Cochrane Deutschland Stiftung). Offizielle Internetpräsenz. Abgerufen am 1. November 2019.
  19. Cochrane Deutschland Stiftung. Offizielle Internetpräsenz. Abgerufen am 1. November 2019.
  20. Joerg Meerpohl. Abgerufen am 1. November 2019.
  21. Michael Graf. Abgerufen am 1. November 2019.
  22. Cochrane Österreich. Abgerufen am 1. November 2019.
  23. Gerald Gartlehner. Abgerufen am 1. November 2019.
  24. Barbara Nußbaumer-Streit. Abgerufen am 1. November 2019.
  25. Cochrane Schweiz. Abgerufen am 1. November 2019.
  26. Centre universitaire de médecine generale et santé publique (Unisanté), Lausanne. Abgerufen am 6. November 2019 (französisch).
  27. Erik von Elm. Abgerufen am 1. November 2019.
  28. Cochrane Felder (Fields). Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  29. Cochrane Methoden-Gruppen (Methods Groups). Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  30. Cochrane - Finanzierung. Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  31. Cochrane - Richtlinie für kommerzielle Förderung. Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  32. Cochrane - Richtlinie Interessenkonflikte. Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  33. Cochrane - Förderer und Partner. Abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  34. Cochrane Consumer Network. Abgerufen am 6. November 2019 (englisch).
  35. Cochrane Crowd. Abgerufen am 6. November 2019 (englisch).
  36. Cochrane Task Exchange. Abgerufen am 6. November 2019.