Benutzer:All'ermeneutica/Iphigenie bei den Taurern

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Iphigenie bei den Taurern (griechisch Ἰφιγένεια ἡ ἐν Ταύροις) ist eine Tragödie des griechischen Tragikers Euripides. Sie besteht aus fünf Akten und schließt inhaltlich an die Tragödie Iphigenie in Aulis an.

Hypothesis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem Werk ist eine sogenannte Hypothesis vorangestellt, die den Inhalt der Tragödie knapp zusammenfasst und allgemeine Hinweise zu Schauplatz und Figuren gibt. Sie ist nur lückenhaft überliefert und Christian Muff weist in seiner Schulausgabe der Tragödie darauf hin, dass nicht Euripides selbst, sondern der alexandrinische Gelehrte Aristophanes von Byzanz als Autor der Hypothesis angenommen wird.[1]

Die Hypothesis beginnt damit, dass Orestes und Pylades bei den Taurern in Skythien angelangt sind, um dort das Schnitzbild (ξόανον)[2] der Göttin Artemis zu stehlen. Orestes, der seit dem Mord an seiner Mutter Klytaimnestra von den Erinnyen verfolgt wird, verfällt beim Betreten der Insel erneut in Raserei und wird schließlich gemeinsam mit Pylades von den Einheimischen ergriffen und zum Tempel geführt. Dort sollen die beiden wie alle Neuankömmlinge auf Tauris gemäß einem alten Brauch als Schlachtopfer dargebracht werden. An dieser Stelle befindet sich eine Lücke im erhaltenen Text, die vermutlich die restliche Inhaltsangabe umfasst. Die Hypothesis schließt mit einer kurzen Bemerkung zu Schauplatz, Chor und Prolog.

Aufbau und Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prolog[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Prolog des Stückes wird von Iphigenie gesprochen, die ihre Abstammung auf Pelops zurückführt und kurz von den Ereignissen in Aulis erzählt: Als Agamemnon durch widriges Segelwetter (ἄπλοια)[3] von der Abfahrt nach Troja gehindert wird, befragt er den Seher Kalchas, durch den die Göttin Artemis verlangt, dass Iphigenie geopfert würde. Auf Anraten des Helden Odysseus lässt Agamemnon seine Tochter unter dem Vorwand einer Heirat mit Achilleus nach Aulis holen. Die List wirkt und die getäuschte Iphigenie wird am Altar der Artemis geopfert. Doch während die Griechen die Tochter Agamemnons für tot halten, wird Iphigenie von Artemis zu den Taurern entrückt, wo sie nun im Tempel dienen und jeden Griechen, der neu auf Tauris ankommt, der Göttin als Menschenopfer darbringen muss. Iphigenie ist an der Schlachtung zwar nicht direkt beteiligt, fühlt sich aber von dem Brauch, den die Taurer als Fest (ἑορτή)[4] bezeichnen, abgestoßen. Sie erzählt von ihrem Traum in der vergangenen Nacht: Während sie sich selbst in ihrer Heimat Argos schlafen sieht, bringt ein plötzliches Erdbeben die Häuser ihres Vaters zum Einsturz. Iphigenie kann sich retten und beobachtet von außerhalb, wie eine der Säulen stehenbleibt und eine menschliche Stimme annimmt. Weinend beginnt Iphigenie, die Säule mit Wasser zu besprengen (ὑδραίνειν), wie sie es mit den Menschenopfern zu tun pflegt, bevor sie geschlachtet werden. Iphigenie deutet diesen Traum folgendermaßen: Da die Säulen eines Hauses die männlichen Kinder sind, prophezeit der Traum den Tod ihres Bruders Orestes, der als einzige Säule das Haus ihres verstorbenen Vaters aufrechterhielt. Immer noch erschüttert von dem Traum beschließt Iphigenie, aus der Ferne Totenopfer für Orestes darzubringen, und zieht sich in den Tempel zurück. Als Iphigenie nicht mehr sichtbar ist, schleichen sich Orestes und Pylades in die Nähe des Tempels. Sie wissen von den Menschenopfern und vereinbaren, vorsichtig zu sein. Pylades bemerkt, dass der Altar vom Blut der Geopferten eine rote Farbe angenommen hat, woraufhin Orestes sein Schicksal bedauert und die Flucht aus Skythien vorschlägt. Pylades ermutigt den Freund und schlägt vor, sich in einer Grotte am Meeresufer zu verstecken, was die beiden sofort in die Tat umsetzen.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Prolog endet mit dem Einzug des Chores. Dieser, bestehend aus griechischen Tempelsklavinnen, tritt nun gemeinsam mit Iphigenie aus dem Tempel und beklagt das Schicksal der Priesterin. Iphigenie erzählt dem Chor von ihrem Vorhaben, ein Totenopfer für Orestes darzubringen. Während der Chor mit Iphigenie ihr Schicksal bedauert, tritt ein Rinderhirt auf und berichtet, dass an der Küste zwei Fremde gefunden worden seien. Iphigenie ist interessiert und nach vielen Nachfragen erzählt der Rinderhirt, dass die Fremden in einer Felsspalte am Meer entdeckt wurden. Während die Hirten noch überlegten, wer die Fremden sein könnten, sei einer der beiden mit seinem Schwert auf die Rinder losgegangen. Das wirre Gerede des Angreifers machte den Hirten deutlich, dass er von den Erinnyen geplagt werde. Schließlich sei es den Hirten gelungen, die Fremden zu überwältigen, da die beiden stark geschwächt waren. Iphigenie, die nach ihrem Traum davon überzeugt ist, dass Orestes tot sei, will sich an den fremden Griechen dafür rächen. Während sie noch spricht, wird ihr aber klar, dass die Taurer nur aus Mordlust Menschenopfer veranstalten, da Artemis das Töten von Menschen nicht gutheißt. Noch während die Gefangenen zu ihr gebracht werden, ringt Iphigenie mit ihren Rachegelüsten. Schließlich fragt sie die beiden Griechen nach ihren Namen, doch Orestes weigert sich, den seinen zu nennen. Iphigenie erkundigt sich nach der Heimkehr der griechischen Feldherren, woraufhin sich Orestes über ihre Neugier beschwert und seinerseits nach Iphigenies Identität fragt, die sie ihm verschweigt. Als Orestes jedoch zugibt, aus Argos zu sein, bietet ihm Iphigenie an, im Tausch für sein Leben eine Nachricht dorthin zu überbringen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Euripides, Christian Muff: Euripides’ Iphigenie bei den Taurern. Zum Gebrauch für Schüler. Verlag von Velhagen & Klasing, Bielefeld / Leipzig 1903, S. 3 (uni-muenster.de).
  2. Euripides: Iphigenie bei den Taurern. Griechisch / Deutsch. Hrsg.: Paul Dräger (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 19264). Reclam, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-15-019264-1, S. 6.
  3. Euripides: Iphigenie bei den Taurern. Griechisch / Deutsch. Hrsg.: Paul Dräger (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 19264). Reclam, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-15-019264-1, S. 8, Vers 15.
  4. Euripides: Iphigenie bei den Taurern. Griechisch / Deutsch. Hrsg.: Paul Dräger (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 19264). Reclam, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-15-019264-1, S. 10, Vers 36.