Benutzer:Felistoria/RFepos

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Cod.Bod.72.162v,Rechte Spalte: Beginn des Epos

Reinhart Fuchs ist ein Tierepos in Versen, das von der nôt, der Gefährdung aller Ordnung, durch die untrîuwe in Form von Willkür und Gewalt erzählt. Hauptfigur ist Reinhart, der Fuchs, seine Gegenspieler sind Ysengrin, der Wolf, und Vrevel, der Löwe und König der Tiere. Verfasst wurde das Versepos von einem vermutlich elsässischen Heinrich, genannt der Glîchezære. Das mittelhochdeutsche Epos ist in drei Handschriften überliefert, die ins 13. und 14. Jahrhundert datiert werden.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Protagonist Reinhart Fuchs wird gleich zu Beginn der Verserzählung als Meister von Betrug (trigen), Schläue (chvndikeit) und Bosheit (vnchvste) vorgestellt.[1] Reinhart legt sich zunächst mit kleinen Tieren an, die ihm aber entkommen.

Reinhart sucht den Hof des Bauern Lanzelin auf, um dort Hühner zu stehlen. Die Henne Pinte bemerkt den Räuber und warnt die Hühner. Reinhart kann indes den Hahn Scantecler beschwatzen und erbeuten; der Hahn rettet sich durch einen Trick in letzter Sekunde. Als nächstes versucht der Fuchs, an die Meise heranzukommen, indem er sich von ihr ein Küsschen wünscht. Die Meise lässt ihm einen Klacks auf die Nase fallen und fliegt davon. Anschließend gelingt es Reinhart, dem Raben Diezelin einen Käse wegzunehmen. Da er auch den Vogel haben will, spielt er den Verletzten, dem der Käse auf den Kopf gefallen ist. Der Rabe eilt ihm zu Hilfe und entkommt nur mit Glück. Nun trifft Reinhart den Kater Diepreht, den er in eine im Wald aufgestellte Falle zu locken versucht. Der misstrauische, schlaue Diepreht kennt die Falle, dreht den Spieß um und schubst den Fuchs hinein. Darin gefangen, wird Reinhart beinahe vom Jäger erschlagen, rettet aber sein Leben durch Geistesgegenwart.

Cod.palm.germ341.181v, Rechte Spalte: Schluss des Epos

Der weitere Verlauf des Geschehens wird bestimmt durch Reinharts Zusammentreffen mit Ysengrin, dem Wolf. Nach seinen Misserfolgen erhofft sich der Fuchs von ihm kräftige Unterstützung gegen die kleinen Tiere und die Gunst von Ysengrins Frau Hersant. Gemeinsam gelingt es ihnen, einem Bauern einen großen Schinken abzujagen. Als Reinhart seinen Anteil der Beute fordert, ist der Schinken bereits aufgefressen. Reinhart wird nun jede Gelegenheit nutzen, um sich am Wolf zu rächen. Er lockt den durstigen Ysengrin in den Weinkeller eines Mönchshofs, wo der Wolf sich betrinkt und laute Lieder singt. Die Mönche eilen herbei und verdreschen ihn. Nach einer Begegnung mit Balduin, dem Esel, lockt Reinhart den Wolf erneut in eine Falle und lässt ihn verletzt sitzen. Der Waldgeist Kunin petzt Ysengrin, seine Gattin habe ihn mit Reinhart betrogen, der Wolf schäumt vor Wut und schwört nun seinerseits Rache. Reinhart betört ihn mit köstlichen Aal, und der Wolf möchte jetzt ihren Bund erneuern, den Reinhart dadurch besiegelt, dass er Ysengrin kochendes Wasser über den Kopf kippt. Gemeinsam gehen sie auf Aalfang zu einem zugefrorenen See, der ein Loch hat. Reinhart bindet Ysengrin einen Eimer an den Schwanz mit der Anweisung, diesen ins Loch zu halten. Der Wolf friert im Eis fest, Reinhart läuft davon und überlässt den Wolf einem vorbeikommenden Ritter, der den Wolf töten will, aber nur dessen Hinterteil trifft und ihm den Schwanz abtrennt. Reinhart sitzt unterdessen selber fest, und zwar in einem Brunnen im Eimer. Als der schwanzlose Ysengrin vorbeikommt, überredet er ihn, im zweiten Eimer nach unten zu fahren, wodurch es ihn selbst nach oben zieht und nunmehr der Wolf im Brunnen festsitzt. Die erboste Frau Hersant jagt den Fuchs, Reinhart entkommt ihr nur knapp in einen Dachsbau, der für die Verfolgerin zu klein ist, sie bleibt darin stecken und Reinhart vergewaltigt die Wehrlose. Ysengrin beobachtet die Tat und eilt zu König Vrevel, dem Löwen, der einen Hoftag mit allen Tieren seines Reiches einberuft.

König Vrevel hat Beschwerden; eine Ameise, Burgherr des Ameisenvolkes, ist ihm ins Ohr und ins Gehirn gekrochen, nachdem der Löwe die Burg der Ameisen zerstört und das Ameisenvolk fast vollständig vernichtet hat.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Werk lässt sich in drei Teile unterteilen, weist durchgehend einen Paarreim auf und hat kein eindeutiges Versmaß.

- kleinere Tiere (1. Teil)

-"große Tiere" (2. Teil)

- Verhandlung/Klage & Mord am König

3474 Verse, Paarreim, variables Metrum; nennt sich "Ysengrîns nôt"

Fragment: 1037 Verse

polit anspielungen

Überlieferung/Verfasserfrage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kassel, 8° Ms. poet. et roman. 1, [16]-10; hier markiert: [glich]ezare

Handschriften:

  • Elsass, um 1200, bruchstückhaft (S)
  • 2 Handschriften 14. Jh. (P und K), enthaltend Bearbeitungen der 2. Hälfte 13. Jh. (Düwel 1984, Einleitung I. Überlieferung, S. X, XIII, XV)

Die überlieferten Handschriften sind Abschriften einer Vorform, die nicht vor 1192 entstanden sein kann. Siehe Düwel 1984, Einleitung S. XVIII - XXI . Heißt: die älteste Handschrift (S) ist nicht das Original und nicht Vorlage für P und K (vgl. Schröbler 1952, S. X), sondern beide Zweige gehen auf einen Archetyp zurück, der vermutlich auch nicht das Original war (vgl. Besecke 1925, S. XLIV und Schröbler S. X).

Die jüngere Forschung geht davon aus, dass der Beiname (der Gleißner, der Betrüger) fälschlich vom Fuchs der Dichtung auf den Dichter übertragen wurde; der Beiname wurde daher fallengelassen.

(nach Düwel 1984, Vorwort S. XXI:) P schreibt V. 2252f. Glichesere her Heinrich, und K an dieser Stelle glichsenere. S hat [glich]ezare an einer schadhaften Stelle (V. 1784 ff.). Laut Wallner (1926) auf den Fuchs bezogen, Düwel (in Schwab 1967, S. 237ff.) gibt dafür eine aus S begründete Erklärung. Siehe dazu auch: Göttert 1976/2005, Anm. 64

Kein Bezug zu mittelniederländischen Reynart I und II (siehe Tradition Reineke Fuchs), sondern erkennbar inspiriert durch den Roman de Renart, hier insbesondere im dritten und letzten Teil (Gerichtsverhandlung&Mord) durch die zehnte Branche RdR.

Keine weiteren Bearbeitungen von Heinrichs Fassung, keine Rezeption.

Herausgabe durch Jacob Grimm (1834)

Textzeugen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Koloczaer Codex altdeutscher Gedichte. Herausgegeben von János Nepomuk Jozsef Mailáth und Johann Paul Köffinger. Pest 1817, S. 361 ff. (online)
  • Georg Baesecke (Hg.): Das mittelhochdeutsche Gedicht vom Fuchs Reinhart. 2. Auflage, besorgt von Ingeborg Schröbler (Altdeutsche Textbibliothek 7), Halle a.d. Saale 1952. (online de Gruyter 2016)
  • Klaus Düwel (Hsg.): Der Reinhart Fuchs des Elsässers Heinrich. Altdeutsche Textbibliothek 96, Tübingen 1984.
  • Karl-Heinz Göttert (Hsg.): Heinrich der Glîchezâre: Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch und Neuhochdeutsch. Herausgegeben, übersetzt und erläutert v. K.-H. G. Reclams Universal-Bibliothek 9819[3], bibliographisch ergänzte Ausgabe 2005), Stuttgart 1976 (nach der Ausgabe von Baesecke/Schröbler)).
  • Carla Del Zotto (Hsg.): Heinrich der Glîchesære: La volpe Reinhart. Biblioteca Medievale III, Rom 2007.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Otfrid Ehrismann: Der mittelhochdeutsche Reinhart Fuchs. 1980 [1]
  • Klaus Düwel: Heinrich, Verfasser des ‘Reinhart Fuchs’. In: VL d. MA, II. De Gruyter, 2012 (online über de Gruyter Verfasser-Datenbank)
  • Mark Frey: Zwei Varianten des 'Reinhart Fuchs'. Vergleich der Fassung S mit P und Untersuchung des Prozesses. Bern, Frankfurt am Main, New York 1985
  • Friedrich Wilhelm Genthe: Deutsche Dichtungen des Mittelalters in vollständigen Auszügen und Bearbeitungen. G. Reichardt, 1841 [2]
  • August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Fundgruben für Geschichte deutscher Sprache und Litteratur. Grass 1830 [3]
  • Hans Robert Jauß: Untersuchungen zur mittelalterlichen Tierdichtung. Tübingen 1959
  • Eckhard Rattunde: Die zehnte Branche des Roman de Renart. In: Ute Schwab (Hrsg.): Das Tier in der Dichtung. Heidelberg 1970. S. 128–174
  • Ute Schwab: Zur Datierung und Interpretation des Reinhart Fuchs. Mit einem textkritischen Beitrag von Klaus Düwel. Neapel 1967. Nachdruck der Publikation von 1967 mit einem Nachwort von Ute Schwab und einer Corrigenda-Liste. Göppingen 2010
  • Deutsche Biographie


  • de Boor, Newald

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Iz keret allen sinen gerinch / An trigen vnd an chvndikeit / des qvam iz dicke in arbeit / Iz hate vil vnchvste erkant / Vnd ist reinhart vuchs genant.(V. 7–9)


Datei:Reinhart.fuchs.cpg341.176v.jpg|mini|Heidelberg, Cpg 341, 176v

Datei:Reinhart.fuchs.cpg341.jpg|mini|Heidelberg, Cpg 341, 177r

https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10114333_00005.html

https://books.google.de/books?id=kzYLAAAAQAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false


(Merkzettel: [4],[5],[6],[7])