Benutzer:Thewolf37

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Baustelle Artikel "Konkurrenzparadoxon"[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konkurrenzparadoxa sind volkswirtschaftliche Paradoxa. Sie bezeichnen Situationen, in der alle Wirtschaftsteilnehmer nach einem Ziel Z streben, wobei aber gerade dadurch, daß daß alle danach streben, zwangsläufig ein ganz anderer, von keinem einzelnen gewünscher Effekt E eintritt[1]. In manchen Fällen ist der so entstandene Gesamteffekt für alle Beteiligten wünschenswert, in anderen Fällen dagegen schädlich. Konkurrenzparadoxa sind Rationalitätenfallen. Sie beschreiben einen paradoxen Zusammenhang zwischen individueller und kollektiver (ökonomischer) Rationalität.

Begriffsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konkurrenzparadoxa und Rationalitätenfallen als solche sind seit langem bekannt. Das Mandeville-Paradox, Adam Smiths "unsichtbare Hand des Marktes" oder das von Keynes während der Weltwirtschaftskrise als deren Grund entdeckte Sparparadoxon stellen drei der bekanntesten und verbreitetsten Beispiele aus dem Bereich der Volkswirtschaft dar.

Formalisiert und systematisiert wurde die Beschreibung geldwirtschaftlicher Konkurrenzparadoxa v.a. durch den deutschen Ökonomen Wolfgang Stützel.[2] Er unterschied drei Klassen volkswirtschaftlicher Konkurrenzparadoxa: klassische, Marx'sche und Kreislaufparadoxa.[3]

Formalstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Formalstruktur von Konkurrenzparadoxa läßt sich am besten mithilfe eines einfachen Beispiels verdeutlichen. In einem vollen Kinosaal mit relativ ebenem Boden wird die Sicht jedes Kinobesuchers durch den Vordermann eingeschränkt. Steht nun ein einzelner Kinobesucher "egoistisch" auf, um sein Sichtfeld zu verbessern, wird er mehr sehen als zuvor - allerdings nur dann, wenn keiner der vor ihm Sitzenden nicht ebenfalls auf die Idee kommt, auf diese Weise sein Sichtfeld zu verbessern. Wer aber hinter ihm sitzt, muß sogar zwangsläufig aufstehen, um wegen des nun stehenden Vordermanns nun nicht weniger zu sehen als zuvor. Möchten also alle Kinobesucher ihr Sichtfeld durch Aufstehen verbessern und stehen auf, erreicht keiner dieses Ziel. Vielmehr müssen jetzt alle (bei gleichem Sichtfeld wie zuvor) auch noch stehen, während sie vorher bequem sitzen konnten.

Das von jedem einzelnen Kinobesucher angestrebte Ziel Z (Verbesserung des Sichtfelds) kann also von einzelnen nur insofern erreicht werden, als möglichst viele anderen dieses Ziel nicht ebenfalls anstreben. Denn streben alle dieses Ziel an, kann es genau dadurch keiner erreichen. Vielmehr wird paradoxerweise ein anderes, von keinem angestrebtes Ergebnis erzielt: alle müssen nun unbequem stehen.

Analoges gilt, wenn ein einzelner Kinobesucher sich "altruistisch" wegduckt, damit seine Hintermänner besser sehen können. Er erreicht dieses Ziel allerdings nur dann, wenn nicht alle anderen sich ebenso altruistisch verhalten. Ducken sich nämlich alle "altruistisch" weg, sieht wiederum niemand besser, sondern alle sehen nichts mehr, haben ihre Situation in Bezug aufs Ziel "den Film bequem ansehen" verschlechtert.

Die paradoxen Zusammenhänge zwischen individuellen Zielen und kollektiven Ergebnissen lassen sich wie folgt in 3 Sätzen systematisieren:

1. Partialsatz (beschreibt einen von der Gesamtheit isoliert betrachteten Einzelakteur): Für jeden einzelnen Kinogast wird das Blickfeld durch Aufstehen größer, als wenn er sitzen bliebe.

2. Satz zur Größenmechanik (beschreibt einen Einzelakteur in Relation zum Verhalten der anderen Akteure der Gesamtheit): Jeder Kinogast gewinnt nur in dem Falle und in dem Maße durch Aufstehen eine Verbesserung seines Blickfeldes, in dem die anderen sitzenbleiben.

3. Globalsatz (beschreibt den paradoxen Effekt, der dadurch entsteht, daß alle Akteure handeln wie der Einzelakteur): Die Gesamtheit der Kinobesucher kann ihr Blickfeld durch Aufstehen nicht vergrößern: wenn alle stehen, sieht keiner mehr als zuvor, aber alle müssen stehen. Das im Partialsatz beschriebene wurde von keinem erreicht, vielmehr sind alle von einem ungeplanten und unerwünschten Nebeneffekt betroffen (keiner kann mehr bequem sitzen, alle müssen stehen).

Das Gesamtergebnis erweist sich so als Ergebnis nicht nur der eigenen Intention, sondern der eigenen Intention in Relation zu derjenigen aller anderen: ein individueller Erfolg setzt voraus, daß die anderen nicht dasselbe Ziel anstreben. Ein individueller Erfolg ist damit nicht allein aus dem individuellen Handeln heraus erklärbar, sondern nur in Relation zum Handeln der anderen und erweist sich damit als "Vorsprungseffekt".

Der bei isolierter Betrachtung eines Einzelakteurs naheliegende Fehlschluß, "da ein Kinobesucher sein Sichtfeld durch Aufstehen verbessern kann, kann dies die Gesamtheit ebenfalls" ist ein Trugschluss der Verallgemeinerung, der nur dadurch möglich wird, daß eine Betrachtung des Gesamtzusammenhangs und der Handlungsfolgen des Einzelnen auf alle anderen unterbleibt (siehe auch methodologischer Individualismus).

Klassen von Konkurrenzparadoxa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stützel unterschied drei grundlegende Klassen von Konkurrenzparadoxa: Kreislaufparadoxa, Klassische Paradoxa und Marx'sche Paradoxa.

Kreislaufparadoxa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kreislaufparadoxa beziehen sich auf Vermögensbestände und -Flüsse im gesamten Wirtschaftskreislauf, wie er in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung analysiert wird. Als makroökonomische Konkurrenzparadoxa sind sie Aspekte der volkswirtschaftlichen Saldenmechanik. Sie ergeben sich in auf Eigentum und Vertrag beruhenden privatrechtsbasierten freien Marktwirtschaften aus dem Gesamtzusammenhang sämtlicher Einzelbilanzen (volkswirtschaftliches Rechnungswesen[4]). Damit basieren sie auf streng logischen, von Verhalten und Verhaltensannahmen unabhängigen "trivial-arithmetischen"[5] buchhalterischen Grundzusammenhängen[6].

Zum beherrschenden Thema der Wirtschaftstheorie wurden Kreislaufparadoxa in Form des Sparparadoxons erstmals während der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts von John Maynard Keynes, Wilhelm Lautenbach und weiteren Ökonomen bei deren Untersuchung der Rolle des Geld- und Kreditsystems für das Zustandekommen der damaligen Depression. Systematisch zum Thema gemacht und ausführlich analysiert wurden sie von Wolfgang Stützel im Rahmen seiner volkswirtschaftlichen Saldenmechanik.[7]

Einnahmen-Überschuß-Paradoxon ("Geldsparparadox")[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Sparparadoxon beschreibt Zusammenhänge zwischen einzelwirtschaftlichen und gesamtwirtschaftlichen Geldvermögensbeständen und -Flüssen einer geschlossenen Volkswirtschaft. Das Sparparadoxon läßt sich in Bezug auf Bestands- oder auf Stromgrößen darstellen.

Hierzu muß zunächst der Aufbau einer Bilanz vergegenwärtigt werden. Dort wird auf der Aktivseite der Vermögensbestand, unterteilt in Sach- und Geldvermögen (Forderungen) verbucht, die zusammen das Bruttovermögen darstellen: S + G = BV. Auf der Passivseite werden die Verbindlichkeiten (Schulden) verbucht. Das Nettovermögen N ergibt sich dabei aus dem Bruttovermögen abzüglich der Verbindlichkeiten: N = BV - V. Das Netto-Geldvermögen ergibt sich aus dem Geldvermögen abzüglich der Forderungen: NG = G - V. Wichtig ist dabei, zu berücksichtigen, daß Geld jeglicher Art ebenfalls eine Forderung darstellt. Dies kommt darin zum Ausdruck, daß Giralgeld (Sichtguthaben bei Geschäftsbanken, sog. "Buchgeld") von Nichtbanken als Forderung auf der Aktivseite ihrer Bilanz, von Geschäftsbanken dagegen als Verbindlichkeit auf der Passivseite verbucht wird. Analog wird Zentralbankgeld in Nichtbanken- und Geschäftsbankbilanzen auf der Aktivseite als Forderung, in der Zentralbankbilanz dagegen auf der Passivseite als Verbindlichkeit verbucht.

Im Rahmen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wird die Gesamtwirtschaft üblicherweise in Sektoren aufgeteilt, für die dann aggregierte Vermögensrechnungen erstellt werden, die die Einzelbilanzen innerhalb eines Sektors zu einer Bilanz zusammenfassen. Typischerweise werden die 4 Sektoren private Haushalte, Unternehmen, Staat und Ausland unterschieden.

Generell formuliert kann eine Gesamtheit in beliebig viele Partialgruppen aufgeteilt werden. Jeder Partialgruppe steht als Komplementärgruppe dann die Gesamtheit der übrigen Partialgruppen gegenüber. Alle Partialgruppen zusammengenommen bilden die Gesamtheit.

1. Partialsatz: jeder einzelne Wirtschaftende oder jede Partialgruppe von Wirtschaftenden kann ein positives Netto-Geldvermögen erzielen (also "Sparen" im Sinne von "ein positives Netto-Geldvermögen erzielen").

2. Satz zur Größenmechanik: da mit jeder Forderung eines Gläubigers die gleich hohe Verbindlichkeit seines Schuldners verbunden ist, kann ein einzelner Wirtschaftender oder eine Partialgruppe von Wirtschaftenden ein positives Netto-Geldvermögen nur dadurch erzielen, daß die Komplementärgruppe Verbindlichkeiten (Schulden) in gleicher Höhe eingeht oder hinnimmt.

3. Globalsatz: die Gesamtheit aller Wirtschaftenden kann niemals positives (oder negatives) Netto-Geldvermögen erzielen (denn da in der Gesamtwirtschaft jeder Forderung eine gleich hohe Verbindlichkeit gegenübersteht, ist das Netto-Geldvermögen NG = G - V der Gesamtwirtschaft immer gleich Null. Das Nettovermögen N der Gesamtwirtschaft besteht also nur aus dem aggregierten Sachvermögen S der Gesamtheit aller Wirtschaftenden: N = S + (G - V) = S + 0 = S, da G = V. Die gesamte Volkswirtschaft kann also niemals "Sparen" im Sinne von "Geldvermögen anhäufen", also eine Nettogläubigerposition einnehmen, genausowenig wie die gesamte Volkswirtschaft verschuldet oder gar überschuldet sein, also eine Nettoschuldnerposition einnehmen kann.

Dieser Globalsatz gehört zu den logischen Grundlagen der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung als Teil der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung[8].

Das Sparparadoxon läßt sich auch in Bezug auf Stromgrößen formulieren. Während Bestandsgrößen sich auf einen Zeitpunkt beziehen, beziehen sich Stromgrößen auf einen Zeitraum und damit auf Änderungen von Vermögensbeständen eines Wirtschaftssubjekts oder eines aggregierten Wirtschaftssektors (z.B. Nettogeldvermögenszuwächsen = Einnahmen oder Überschüssen oder Nettogeldvermögensminderungen = Ausgaben oder Defiziten).

In Bezug auf Stromgrößen gilt:

1. Partialsatz: ein einzelnes Wirtschaftssubjekt oder eine Partialgruppe von Wirtschaftssubjekten kann einen Überschuß seiner Einnahmen über seine Ausgaben(Nettogeldvermögenszuwachs) erzielen. 2. Satz zur Größenmechanik: ein einzelnes Wirtschaftssubjekt oder eine Partialgruppe von Wirtschaftssubjekten kann einen Überschuß seiner Einnahmen über seine Ausgaben nur in dem Maß erzielen, in dem die Komplementärgruppe einen Überschuß ihrer Ausgaben über ihre Einnahmen (Nettogeldvermögensminderung) in gleicher Höhe erzielt oder hinnimmt. 3. Globalsatz: die Gesamtheit aller Wirtschaftenden kann keinen Überschuß ihrer Einnahmen über ihre Ausgaben (Nettogeldvermögensüberschuß) erzielen. Einnahmen und Ausgaben sind für die Gesamtwirtschaft immer gleich groß, das Nettogeldvermögen einer geschlossenen Wirtschaft ist immer gleich Null.

Ausgaben-Überschuß-Paradoxon (Geldspendierhosenparadox)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

-- analog zum obigen --

Quellen:

--> Johannes Schmidt: Sparen - Fluch oder Segen?

--> J.M. Keynes: Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes.

--> Hans Gestrich: Kredit und Sparen.

--> Wolfgang Stützel: Paradoxa der Geld- und Konkurrenzwirtschaft, Aalen 1979;

--> ders.: Volkswirtschaftliche Saldenmechanik, Tübingen 2011 (zuerst 1978)

Relevanz:

--> widerlegt Say'sches Theorem, Kern der Neoklassik und der auf ihr fußenden Angebotspolitik --> bildet Grundelement der kreditären Konjunktur- und Krisentheorie --> zeigt die Denkfehler der vorherrschenden isoliert einzelwirtschaftlichen Betrachtung des Staatshaushalts auf.

Eine Reihe weiterer volkswirtschaftlicher Kreislaufparadoxa stellen nun lediglich verschiedene Erscheinungsformen des grundlegenden allgemeinen Sparparadoxons dar: das Profitparadoxon, das Staatsschuldenparadoxon und das Außenhandelsparadoxon. Diese Paradoxa lassen sich am besten im Rahmen der in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung gebräuchlichen Aufteilung der einer Volkswirtschaft in 4 Sektoren darstellen: 1) private Haushalte, 2) Unternehmen, 3) Staat, 4) Ausland.

Profitparadoxon[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

-->Bruun: The Paradox of Monetary Profits

--> Marx'sche Reproduktionsschemata (Band 2 des "Kapital")

--> Michal Kalecki?


Ausgabenüberschußparadoxon (Spendierhosenparadox)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partialsatz: jedes einzelne Wirtschaftssubjekt oder jede Partialgruppe von Wirtschaftssubjekten kann mehr ausgeben als es eingenommen hat (indem es sich netto verschuldet). Satz zur Größenmechanik: jedes Wi-Subjekt oder jede Partialgruppe kann nur in dem Maß mehr ausgeben, als es eingenommen hat, sich also netto verschulden, in dem die Komplementärgruppe mehr einnimmt, als sie ausgegeben hat (also eine Nettoforderungsposition aufbaut). Globalsatz: Die Gesamtheit aller Wirtschafter in einer geschlossenen Wirtschaft kann niemals mehr ausgeben als einnehmen. Ausgaben und Einnahmen entsprechen sich immer exakt.

Während das Sparparadox unter Keynesianern (in weniger exakten Versionen) sehr beliebt ist, bleibt ihnen das Spendierhosenparadox leider unerkannt und unerwünscht, würde es doch das Dogma von der immer und überall nur von "der Nachfrage" getriebenen Produktion unterminieren, das tatsächlich nur bei deflationären Situationen, nicht jedoch bei inflationären Situationen zutrifft.

Staatsschuldenparadoxon[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

--> Flaßbeck: Der Staat als Schuldner - Quadratur des Bösen?

--> Franz Joachim CLAUSS, 1968: Abnorme Salden - Prüffeld USA 1929-1940

--> Johannes Schmidt: Über die Bedingungen staatlicher Zahlungs(un)fähigkeit.

Außenhandelsparadoxon[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„a) Ein einzelnes Land habe die Absicht, seine Leistungsbilanz zu aktivieren, d. h. mehr zu exportieren als zu importieren. Man denkt in diesem Land also entweder merkantilistisch oder glaubt, man könne als einzelnes Land sich die (keynesianistisch!) segensreichen Wirkungen von zusätzlichen Exporten zur Hebung der «Beschäftigung» zunutze machen. Es mag u. U. sein Ziel erreichen.

b) Alle Länder wollen (primitiv keynesianistische d. h. «merkantilistische») Beschäftigungspolitik treiben und mehr exportieren als importieren. Es ist wieder von vornherein klar, daß sie nicht zum Ziele kommen werden. Grundsätzlich theoretisch gibt es hier zwei Möglichkeiten. Entweder betreiben alle Staaten aktive Exportförderung und lassen die Importe frei: In einem Taumel internationaler Austauschlust wird das Gesamtexportvolumen steigen, ohne daß in summa irgend jemand mehr exportiert als importiert hätte. Oder aber -und das ist das Wahrscheinlichere und leider immer wieder historisch Gegebene: Man wird zur Gewinnung eines aktiven Leistungsbilanzsaldos die Importe zu beschränken suchen. Damit kann auch kein Land mehr seinen Export steigern. Im Gegenteil. Das allgemeine Streben nach einer Differenz zwischen Export und Import wird das Gesamtaustauschvolumen kumulativ zurückgehen lassen. Das Ergebnis ist Kampf um Absatzmärkte, internationaler Konkurrenzneid, Krieg zunächst aller gegen alle und schließlich vielleicht «Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus»!“ (Wolfgang Stützel: Einleitung des Herausgebers. In: Wilhelm Lautenbach: Zins, Kredit und Produktion, Tübingen 1952, S. 9)


--> Stützel: Paradoxa ... , 403f. "Paradoxa der internationalen Handelspolitik" --> Temin/Vines: The Leaderless Economy, Kap. 2: Keynes' Modell externer und interner Balance.

--> Stabilitätsgesetz 1967, Ziel: außenwirtschaftliches Gleichgewicht

Klassische Konkurrenzparadoxa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klassische Konkurrenzparadoxa zeichnen sich dadurch aus, daß der letztlich von den Konkurrenten erreichte unintendierte Gesamteffekt als nützlich, angenehm oder wohlfahrtssteigernd angesehen werden kann.

"Unsichtbare Hand des Marktes"[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Adam Smith'sche "unsichtbare Hand" des Marktes stellt das klassische Konkurrenzparadoxon schlechthin dar: die individuellen Wirtschaftsteilnehmer streben nur nach ihrem eigenem Vorteil, der Maximierung ihres (monetären) Gewinns. Das kann jeder erreichen, indem er anderen Menschen etwas verkauft, für das diese bereit sind, mehr Geld herzugeben als er selbst dafür bezahlt hat. Da nun aber auch seine Konkurrenten nach diesem Ziel streben, wird jeder versuchen, Vorsprungeffekte - und damit mehr Gewinn - vor den Konkurrenten zu erzielen, indem er versucht,

  • die Bedürfnisse der Kunden besser zu befriedigen als seine Konkurrenten
  • ein Produktionsverfahren anzuwenden, das im Vergleich zu dem der Konkurrenten arbeitssparender und damit kostengünstiger ist (was c.p. seinen Gewinn erhöht)
  • beim Einkauf der Vorprodukte günstigere Preise zu erzielen als die Konkurrenten.

Indem aber alle anderen Konkurrenten dies ebenfalls versuchen, bringen sie sich gegenseitig um einen großen Teil der erhofften Gewinnerhöhung (Profitparadoxon, s.o.). So sind zwar die Erwartungen der konkurrierenden Produzenten nicht in Erfüllung gegangen, aber die Allgemeinheit (die Kunden) haben einen Nutzen davon: denn durch diese Art der Konkurrenz ergeben sich

  • eine bessere Versorgung des Publikums
  • effizientere Produktionstechnologien
  • zweckmäßigerer Ressourceneinsatz.

In einem auf Wettbewerb beruhenden Wirtschaftssystem (Marktwirtschaft, Kapitalismus) wird das sozial oder allgemein-wirtschaftlich wichtige Ziel einer möglichst guten Versorgung aller mit dem, was sie wünschen, nur als Abfallprodukt von Handlungen erreicht, die Menschen aufgrund ganz egoistischer Motivationen vornehmen: "Private Laster führen zu öffentlichem Nutzen".

Marx'sche Paradoxa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Marx'sche Paradoxa bezeichnet Stützel Konkurrenzparadoxa, in denen der sich aus dem Zusammenwirken der einzelnen Akteure ein paradoxer Gesamteffekt ergibt, der als unnütz, unangenehm und wohlfahrtsmindernd bezeichnet werden kann[9].

Verelendungstheorie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klassischer Fall ist hier die Marx'sche "Verelendungstheorie", die die Situation der Lohnarbeiterschaft im modernen unregulierten Frühkapitalismus ("Manchesterkapitalismus") beschreibt, als noch keine Gewerkschaften und kein Arbeitsrecht existierten.

Die Situation der Arbeiter war damals gekennzeichnet durch

  • Löhne am Existenzminimum, sodaß die Arbeiter ihren gesamten Lohn sofort für Lebensmittel verausgaben mußten und nicht sparen konnten;
  • frei aushandelbare Stundenlöhne
  • ein gewisses Niveau an Arbeitslosigkeit
  • einen Mangel an kollektiver Organisation der Arbeiter (Gewerkschaften).

Unter diesen Bedingungen freier Lohnkonkurrenz bei Arbeitslosigkeit (Überangebot an Arbeit) war ein Arbeiter gezwungen, bei sinkendem Nominallohn seinem Arbeitgeber "freiwillig" anzubieten, pro Tag länger als bisher zu arbeiten, um weiterhin auf einen existenzsichernden Nominallohn zu kommen. Die Arbeitgeber hingegen konnten ihren Arbeitern problemlos nicht mehr als gerade noch existenzsichernde Löhne anbieten. Denn sie konnten sicher sein, daß zu diesem Lohn immer noch reichlich Arbeitslose existieren, die bereit sind, zu diesem Minimalllohn für ihn zu arbeiten: individuelle Forderungen seiner Arbeiter nach Lohnerhöhungen konnten die Arbeitgeber mit diesem Druckmittel leicht zurückweisen.

Unter diesen Bedingungen gilt:

1. Partialsatz: Jede einzelne Arbeiterfamilie kann ein höheres Realeinkommen erzielen, indem sie anbietet, bei gleichem Nominallohn pro Tag länger zu arbeiten.

2. Satz zur Größenmechanik: Jede Arbeiterfamilie kann ihr Realeinkommen auf diese Weise nur erhöhen, wenn die anderen Arbeiterfamilien nicht dasselbe tun. Denn bei längerer individueller Arbeitszeit sinkt c.p. die Zahl angebotener Arbeitsplätze, damit steigt die Arbeits- und damit Einkommenslosigkeit. Zudem können bei höherer Arbeitslosigkeit die Arbeitgeber den Druck auf den Nominallohn nach unten verschärfen.

3. Globalsatz: Die Gesamtheit aller Arbeiterfamilien kann ihr Realeinkommen durch das Anbieten einer längeren täglichen Arbeitszeit nicht steigern. Vielmehr führt diese Strategie zu weiterem Lohndruck nach unten, sodaß die Gesamtheit der Arbeiter schlechter dasteht als zuvor.


Paradox einer Versichertengemeinschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1. Partialsatz: Jeder Versicherte verbessert seine Situation, wenn er möglichst viele Versicherungsfälle herbeiführt (er zahlt konstante Prämien, erhält aber höhere Leistungen).

2. Satz zur Größenmechanik: Der Versicherte verbessert seine Situation nur, insofern nicht alle anderen dasselbe tun.

3. Globalsatz: Die Gesamtheit der Versicherten kann ihre Situation durch das Herbeiführen möglichst vieler Versicherungsfälle nicht verbessern (die Summe der empfangenen Leistungen steigt, aber im gleichen Maß steigen auch die einzuzahlenden Prämien).


Sozialstaatsparadox[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

siehe das Konkurrenzparadoxon einer Versichertengemeinschaft.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Joachim Clauss: Konjunktur und Neoklassik. Sparen und Investieren, öffentliche Haushalte und wirtschaftliches Wachstum in der konjunkturbewegten Volkswirtschaft (USA 1929 - 1967). Berlin: Duncker & Humblot 1968
  • Heiner Flassbeck: Gesamtwirtschaftliche Paradoxa und moderne Wirtschaftspolitik
  • Hans Gestrich: Kredit und Sparen.
  • Carl Föhl: Geldschöpfung und Wirtschaftskreislauf.
  • Rolf-Dieter Grass/Wolfgang Stützel: Volkswirtschaftslehre.
  • John Maynard Keynes: Vom Gelde.
  • John Maynard Keynes: Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes.
  • Wilhelm Lautenbach: Zins, Kredit und Produktion.
  • Johannes Schmidt: Sparen - Fluch oder Segen?
  • Alfred Stobbe: Volkswirtschaftliches Rechnungswesen.
  • Wolfgang Stützel: Volkswirtschaftliche Saldenmechanik.
  • Wolfgang Stützel: Paradoxa der Geld- und Konkurrenzwirtschaft.

Externe Links[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Saldenmechanik.info
  • PinkePinke
  • Fabian Lindner (Herdentrieb-Blog der ZEIT): Zu Unrecht vergessen - Wolfgang Stützel.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rolf-Dieter Grass, Wolfgang Stützel: Volkswirtschaftslehre. München 1988, S. 158
  2. Wolfgang Stützel: Paradoxa der Geld- und Konkurrenzwirtschaft. Aalen 1979
  3. Rolf-Dieter Grass, Wolfgang Stützel: Volkswirtschaftslehre. München 1988, S. 158-165
  4. Alfred Stobbe: Volkswirtschaftliches Rechnungswesen. Auflage 7 und 8. Springer Verlag, Heidelberg/Berlin/New York 1989 und 1994.
  5. Wolfgang Stützel: Volkswirtschaftliche Saldenmechanik. Ein Beitrag zur Geldtheorie. Tübingen 1978, S. 2
  6. Wilhelm Lautenbach: „Bist Du Volkswirt, so beachte stets des anderen Gegenbuchung.“ In: Wolfgang Stützel: Volkswirtschaftliche Saldenmechanik. Nachdruck der 2. Auflage. Tübingen 2011. Vorbemerkung, X; s.a. Christian-Uwe Behrens, Matthias Kirspel: Grundlagen der Volkswirtschaftslehre: Einführung. München 2003. S. 223 (online)
  7. Wolfgang Stützel: Paradoxa der Geld- und Konkurrenzwirtschaft. Habilitation von 1952, veröffentlicht beim Scientia Verlag in Aalen 1979; ders.: Volkswirtschaftliche Saldenmechanik. Tübingen 1958.
  8. Deutsche Bundesbank: Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung für Deutschland 2011-2016. Statistische Sonderveröffentlichung 4, Mai 2017, S. 7: "Die Finanzierungsrechnung ist ein geschlossenens Kreislaufsystem, daher entsprechen die Aktiva im Aggregat den Passiva." S.a. Alfred Stobbe: Volkswirtschaftliches Rechnungswesen. Berlin 1966, S. 47: "In einer geschlossenen Volkswirtschaft, in der es keine Beziehungen zum Ausland gibt, ist die Summe aller Nettogläubigerpositionen gleich der Summe aller Nettoschuldnerpositionen, und die Summe aller Reinvermögen ist gleich dem Wert des gesamten Realvermögens."
  9. hierzu und zum folgenden Abschnitt: Wolfgang Stützel: Paradoxa der Geld- und Konkurrenzwirtschaft. Aalen 1979, S. 375-398 ("Marx'sche Paradoxa")