Diskussion:Georg Alfred Stockburger

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Ausstellung Moderne Kunst in Tübingen[Quelltext bearbeiten]

Handelt es sich bei der "in der Alten Botanik der Universität Tübingen organisierten Ausstellung Moderne Kunst" möglicherweise um diese Ausstellung im Tübinger Kunstgebäude? Vielleicht lässt sich über diese Ausstellung(en) ja zum Beispiel im Katalog noch etwas finden. --NearEMPTiness (Diskussion) 23:47, 19. Apr. 2015 (CEST)Beantworten

Dieses Detail entstammt der Rede von Ulrich Hägele zur Stockburger-Ausstellungseröffnung in Jettingen am 12.04.2015. Ich selbst kenne die Tübinger Gegebenheiten nicht. Vielleicht weiß dies ein Tübinger oder kann dies recherchieren. Liebe Grüße --Nasobema lyricum (Diskussion) 21:28, 20. Apr. 2015 (CEST)Beantworten

Frühe Stockburger Kritiken nach Ausstellungen im „Württembergischen Kunstverein Stuttgart“ und an anderen Orten[Quelltext bearbeiten]

Dem Autor des Wikipedia-Artikels liegen frühe Stockburger Kritiken (ab Ende der 1920er-Jahre) aus dem Umfeld des „Württembergischen Kunstvereins Stuttgart“ und von anderen Ausstellungen als Kopien bzw. Scans vor. Auf diesen Unterlagen ist i.d.R. weder die Zeitschrift (eventuell das Stuttgarter Neue Tageblatt, Schwäbische Tagwacht etc. ???) noch das Erscheinungsdatum, noch ein Autor angegeben. Die Kritiken müssen ab 1928 entstanden sein, da Anton Kolig ab 1928 in Stuttgart wirkte. Die Kritiken werden im Folgenden als Abschrift wiedergegeben. Falls jemand Interesse an der Sache hat und Muße und Lust aufbringt, dies mit zu recherchieren, ist ihm großer Dank gewiss.[1] --Nasobema lyricum (Diskussion) 20:27, 24. Mai 2015 (CEST)Beantworten

Kritik 1: Man wird sich den Namen Stockburger merken[Quelltext bearbeiten]

„Talententdeckungen sind immer erfreulich. Bei dem jungen Stuttgarter Maler Georg Alfred Stockburger hat man diese Freude in vollem Maße. Er kommt aus der Schule Altherrs und gehört jetzt wohl zu den Kolig-Schülern. Er beweist aber durch diese Ausstellung, daß er auf dem besten Wege ist, ein Eigener zu werden. Hoffentlich auch ein Ganzer. Daß er Talent hat, sieht man schon an der eindringlichen Art, wie er sich durchsetzt. Die manchmal bizarre, aber immer interessante Hell-Dunkel-Form seiner Bilder wirkt auf weite Distanzen. Man spürt überall einen eigenen Willen und eine eigene Ausdruckszone. In dem noch etwas gesuchten Selbstbildnis wie in dem sehr viel stärkeren „Selbstbildnis mit Modell“. In beiden ist eine eigene Sprache, in beiden auch das Vibrieren eines starken malerischen Impulses. Bilder wie „Die Kellnerin“ oder „Mädchen mit buntem Kleid“ sind noch nicht ganz fertig und bewältigt. – Das wäre auch so ziemlich das Dümmste, was man von einer jungen Begabung verlangen könnte. – Aber in beiden bemerkt man ganz starke Ansätze. Wer hier etwa zweifeln wollte, dem gibt Stockburger noch in seinen Aquarellen „Liegendes Mädchen“ und „Selbstbildnis“ sowie in seinen ausgezeichneten, ganz unprätentiösen kleinen Stilleben unwiderlegliche Talentbeweise, zu denen bestimmt auch die straff sitzende, sicher charakterisierende Zeichnung in dem Bildnis seines Vaters gehört. Man wird sich den Namen Stockburger merken.“

Bemerkung WP-Autor: Im selben Druckblock wird eine Gedächtnisausstellung des Malers Edmund Stierle besprochen, der im letzten Jahr (1927?) gestorben ist.

Kritik 2: Schwäbische Künstler[Quelltext bearbeiten]

Bemerkung WP-Autor: Zunächst wird die schon oben genannte Gedächtnisausstellung des Malers Edmund Stierle besprochen.

„Eine neue Erscheinung Jörg Alfred Stockburger tritt in die schon sehr besetzte Arena schwäbischer Kunstschau. Diese Kunst hat entschieden Eigengebrüll. Sie fällt ins Auge, nachdem man ihren Ruf vernommen. Manchen vielleicht etwas unangenehm und rätselvoll. Manche sagen vielleicht, es sei noch ein groß Stück Pubertät in den in der Taille allesamt gebrochenen, von magischem Gelb umflossenen Menschengestalten. Ist diese verrenkte, gequälte Figürlichkeit, die Fratze des Selbstbildnisses, echte Vision oder bewußte Künstlichkeit? Ich mag heute noch nicht entscheiden. Gewiß, Menschen, besonders Mädchen (Bild einer Schauspielerin), verlangen den Ausdruck des Allgemeinen und veranlassen zur Wesentlichkeit, aber die Franzosen machen dies mit mehr Grazie (siehe Derain) als Stockburger. Doch soll man den guten Willen loben und den malerischen Ansatz zu eigener Produktivität nachdrücklich unterstützen.“

Bemerkung WP-Autor: Die Besprechung fährt fort mit Werken von Marie Lautenschlager und Gerrit Onnen.

Kritik 3: Württembergischer Kunstverein – Ausstellung des Frankfurter Künstlerbundes[Quelltext bearbeiten]

Bemerkung WP-Autor: Der Artikel beginnt mit einer längeren Besprechung einer Ausstellung des Frankfurter Künstlerbundes.

„Als junger höchst temperamentvoller Stuttgarter Maler stellt sich J. A. Stockburger vor. Noch sieht er die Welt nur in Hell-Dunkel, noch vernachlässigt er die Farbe, wie alle, die um die Form ringen. Noch ist er bizarr und abstrus, liebt das Seltsame, Gespensterhafte, Figuren mit merkwürdig dünnen Hälsen, verkrampften Gesichtern. Aber man fühlt, hier ist ein Werdender und Ringender. Viel gekonnter als seine Oelbilder sind die Aquarelle, die man mit wachsendem Interesse betrachtet.“

Bemerkung WP-Autor: Der Artikel fährt fort mit der Besprechung von Werken des Gmünder Plastikers Anton Kuttler.

Kritik 4: Kunstverein II[Quelltext bearbeiten]

Bemerkung WP-Autor: Zunächst bespricht der Artikel Werke von Hermann Sohn. (Esslingen Mettingen).

„Auch G. A. Stockburger sucht offenbar nach einem Stil. Er findet ihn zunächst nicht in sich selbst, sondern bei Munch. Der große Norweger ist immerhin ein Vorbild, aber es hat wenig Wert, nur die Munch-Geste äußerlich anzunehmen, wie das Stockburger in zwei Landschaften mit Pferden oder in dem „Knieenden Mädchen“ macht. Als Malerei gewiß nicht unbedeutend. Stockburger hat sich dabei schon bei seinem ersten Auftreten als unzweifelbare malerische Begabung legitimiert. Aber er müßte doch sehen, wie bei Munch malerische Themen wie Landschaft und Pferde oder Einsames Mädchen Weite und vor allem auch Tiefe bekommen. Wenn so etwas fehlt, dann fehlt das Stärkste und Eigentliche und mit der äußerlichen Geste ist nicht viel erreicht. Freilich hat Stockburger aus seinen Munch-Studien auch das Bildnis „Fräulein Dr. R.“ gewonnen. Und das ist viel. Hier ist das Gesammelte, innerlich Gespannte des Ausdrucks, das Einfache und Abgekürzte der Malerei und damit ein Ergebnis und eine Bestätigung für Stockburgers Weg. Das Beste aber gibt er in drei Radierungen mit sehr merkwürdigen Frauenköpfen. Eine „Frau mit Kopftuch“, sehr einfach und sicher im Strich, ein Frauenkopf, in dem Problematik und Not des Alters tragisch lebendig wird und bei weitem am besten der Kopf einer jungen Frau, sehr einfach in der Formung und sehr durchgreifen im Ausdruck des Seelischen. Von dem Oelbildnis, von diesen Radierungen aus führt ein Weg, der Stockburger zur Höhe tragen könnte.“

Bemerkung WP-Autor: Es folgen weitere Besprechungen anderer Künstler. Der Beitrag ist signiert mit „D.“ Die mit „D.“ signierten Besprechungen dürften von dem damals bekannten Kritiker Karl Konrad Düssel (1872-1940) stammen, der normalerweise für das „Stuttgarter Neue Tagblatt schrieb.

Kritik 5: Juryfreie Ausstellung 1930 1[Quelltext bearbeiten]

„Juryfreie Ausstellung“

Bemerkung WP-Autor: Zunächst werden Werke anderer Maler besprochen.

„Als eine der hoffnungsvollsten jungen Begabungen tritt in dieser Ausstellung J. A. Stockburger hervor. Er ist farbig zurückhaltender geworden und geht jetzt mehr von der Form aus, die er vor allem in dem Bild „Musikinstrumente“ kraftvoll und einfach sieht und ausgezeichnet zusammenfügt. Eine starke Leistung. Unter den modernen Bildern der Ausstellung das reifste.“

Bemerkung WP-Autor: Es werden Bilder weiterer Künstler besprochen

Kritik 6: Juryfreie Ausstellung 1930 2[Quelltext bearbeiten]

„Juryfreie Kunstausstellung II. (Schluß)“

Bemerkung WP-Autor: Es werden zunächst Werke, die in den Sälen 4 bis 11 ausgestellt sind, besprochen. Handschriftlich ist auf dem Dokument vermerkt: „Tagwacht 10/11/30“ (Es handelt sich wahrscheinlich um die SPD-nahe Zeitung Schwäbische Tagwacht. Der Artikel müsste wahrscheinlich von dem damaligen Kulturredakteur dieser Zeitung Ernst Müller verfasst worden sein.)

„Saal 12. Viel Literatur! Vor allem bei den sehr gescheiten Bildern von Stockburger. Das Gitarrenstilleben und die „Badenden“ verarbeiten sehr geschickt hoferische Einflüsse und könnten ohne Paris auch nicht gut existieren, aber das alles ist raffiniert geschickt gemacht, wie das Selbstbildnis des Malers mit den kokett schielenden Augen.“

Bemerkung WP-Autor: Es folgen Besprechungen von Werken, die im Saal 13 ausgestellt waren (bspw. Werke des Ulmer Malers Paul Schäfer).

Kritk 7: Stuttgarter Sezession 1 1932[Quelltext bearbeiten]

Quelle: Schwäbische Tagwacht, Samstag, 14. Mai 1932 „Stuttgarter Sezession – Ausstellungseröffnung“

Bemerkung WP-Autor: Es folgen allgemeine Bemerkungen zur Ausstellungseröffnung und die Besprechung von Werken des Künstlers Bernhard Pankok, Heinrich Altherr und Erna Raabe (1882-1938).

„Im ersten Saal trifft man auch schon auf die Namen von zwei jungen Malern. G. A. Stockburger und H. Stocker. Beide schaffen sich sofort Geltung. Stocker deutlich von Matisse beeinflußt. Stockburger begabt und interessant wie immer, vor allem in der merkwürdig geschnittenen Form seines Bildes „Die Not“.“

Bemerkung WP-Autor: Es folgen Besprechungen von Werken anderer Künstler.

Kritk 8: Stuttgarter Sezession 2 1932[Quelltext bearbeiten]

Quelle: Stuttgarter Neues Tagblatt, 11. Juni 1932

Bemerkung WP-Autor: Der Artikel leitet ein mit allgemeinen Bemerkungen zur Ausstellung und zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses.

„Auf G. A. Stockburger und H. Stocker wurde schon hingewiesen. Stockburger hat sich ja schon bei seinem ersten Auftreten im Kunstverein als ausgesprochene Begabung gezeigt. Er war in Berlin offenbar bestrebt, seine Form kräftiger und präziser herauszuarbeiten. In dem „Jungen Mädchen“ wohl im Anschluß an van Gogh, bei dem ja jetzt wieder viele junge Maler ihr Heil suchen. Das Bild ist jedenfalls merkwürdig eindringlich. Noch eindringlicher die gespenstige alte Frau, die Stockburger „Die Not“ nennt. Beide Bilder interessant, ohne ausgereift zu sein, was man vielleicht am wenigsten von Stockburgers Selbstbildnis behaupten kann, das durch Hypertrophie der Hände auszugleichen sucht, was dem Hals fehlt. Trotzdem hat auch dieses Bild in seinem Zwischenstadium von rücksichtslosem Portrait und ironischer Karikatur etwas Fesselndes, zumal es in der farbigen Anordnung ausgezeichnet ist.“

Bemerkung WP-Autor: Es folgen Besprechungen der Werke weiterer Künstler. Der Beitrag ist wieder signiert mit „D.“ Die mit „D.“ signierten Besprechungen dürften von dem damals bekannten Kritiker Karl Konrad Düssel (1872-1940) stammen, der normalerweise für das „Stuttgarter Neue Tagblatt schrieb.

Kritik 9: Ausstellung Tübinger Künstler[Quelltext bearbeiten]

Bemerkung WP-Autor: Der Artikel ist sicher nach dem zweiten Weltkrieg verfasst. Es ist nicht vollkommen klar, um welche Ausstellung es sich handelt. Der Hinweis im Artikel auf „Kunstgebäude“ könnte auf Stuttgart als Ort deuten. Es könnte sich um die Ausstellung der neugegründeten „Stuttgarter Sezession“ von 1947 oder die Ausstellung des Tübinger Künstlerbundes von 1948 in Calw handeln. Der Artikel bespricht einige Werke von Stockburgers erstem Zeichenlehrer Heinrich Seufferheld, die nach dessen Tod 1940 ausgestellt wurden. Er bespricht dann erstmals Stockburgers Kriegskunst (oder besser Anti-Kriegskunst).

„Ganz anders Hennigers Altersgenosse Georg Alfred Stockburger (Saal 4) kam Henninger von Landenberger so Stockburger von Altherr her. Und eine solche Herkunft verpflichtet zur Ueberwachung der bloß lyrischen Empfindung, drängt zur Symbolik, zur Erfassung des Menschlichen, Allzumenschlichen, Schreckhaften, Elenden, Ausgestoßenen, das in der Welt beobachtet werden kann. Es mag sein, daß der anatomisch geschulte Blick des Arztes in Stockburger den toten Pferden und den Flüchtlingsgruppen das furchtsam Eingeprägte, das physiognomisch Scharfe und Tatsächliche gegeben hat und daß der Maler von dem großen Munch gelernt hat, den Farbengehalt seiner Bilder auf das Stumpfe und Hintergründig-Schwere und Gleichnishafte abzudämpfen. Dies besonders in der atmosphärevollen Halligenlandschaft. Mit sicherer Meisterschaft sind die Figuren und ihre geschlossenen Bewegungen ebenso unmittelbar auf die nicht grundierte Leinwand gesetzt wie der lyrischer Erguß Hennigers. Nur welcher Unterschied in der Wirkung und der Empfindung! Ein mitleidender Intellekt ist da an der Arbeit, der nicht spiegeln und zaubern, sondern darstellen, erforschen, in die Seelen des Kreatürlichen schauen will. So erreicht Stockburger, was er will, nicht anklagen und Programme vortragen, er lernt sehen, mitfühlen, ernstnehmen, er lehrt Schicksale verstehen im Moment einer stummen Verzweiflung. Vielleicht noch bedeutender als die Ölbilder sind Stockburgers aus Eichenholz geschnitzte gotisch gestreckte und antwortlos fragende Menschenfiguren, Männer und junge Mädchen. Auch in ihnen mischt sich östlich stumme Ergebenheit und aktives Heraustreten des Menschlichen zu dem, der diese Figuren beschaut.“

Bemerkung WP-Autor: Es werden Werke weiterer Künstler besprochen so zum Beispiel Werke des deutschen Bildhauers Gerth Biese (1901 - 1980).

Kritik 10: Tübinger Kunstverein – Die Steindruckpresse in der Kunstausstellung[Quelltext bearbeiten]

Bemerkung WP-Autor: Es ist unbekannt, wann die im Artikel beschriebene Tübinger Lithographie-Ausstellung mit Erich Mönch, Ugge Bärtle und Stockburger im Technischen Rathaus der Stadt Tübingen stattgefunden hat. Dem beigefügten Foto nach, muss dies um 1970 gewesen sein. Vielleicht auch deutlich früher um 1962, was der Verweis auf den Hausbau Stockburgers nahelegt. In dem Artikel wird zunächst die Begeisterung der Ausstellungsbesucher beschrieben, die die Vorführungen an der in die Ausstellung integrierten Steindruckpresse durch Erich Mönch und Ugge Bärtle hervorgerufen haben.

„Dieser Stockburger, um nur einen der ausstellenden lebenden Künstler herauszugreifen, ist ein ganz besonderer und interessanter Fall: Praktischer Arzt im Hauptberuf, der auch noch heute, wenn ihn Praxis und Hausbau nicht voll in Anspruch nehmen würden, auf seiner eigenen Steindruckpresse sein Können zeigen würde. Bei sich zu Hause hat er die Wohnung angereichert mit verschiedenen Schätzen seiner Sammlertätigkeit: Mit herrlich geschnitzten Stühlen, alten bemalten Bauernschränken, kunstschmiede-eisernen Erzeugnissen, Ikonen und Perlenstickereien. Dazwischen hängen oder stehen eigene Ölgemälde und Holzbildwerke, die er noch während des letzten Krieges in Rußland als Chefarzt eines Feldlazaretts geschaffen hat. Im Gespräch mit ihm spürt man die ungeheure Vielfalt seiner Begabung und seines Interesses für alle Zweige der bildenden Kunst. Vitalität paart sich bei ihm mit künstlerischer Intuition. Und er verrät auch, daß etwa 60 Prozent der im Technischen Rathaus ausgestellten Lithographien aus seinen eigenen Sammlungen stammen. „Diese Ausstellung war ein Notbehelf.“ sagt er, „Denn weder eine Ausstellung mit Toulouse-Lautrec noch mit einem Amerikaner, die wir ursprünglich vorhatten, wären uns je gelungen […], dafür fehlten uns in jeder Beziehung die Mittel.“ Er scheint nun glücklich zu sein, daß dieser Kompromiß mit der Steindruckpresse bei der Tübinger Bevölkerung so voll eingeschlagen hat.“

Kritik 11: Stockburger 1934 im Stuttgarter NS-Kurier: Pflicht zur Wahrheit, denn Wahrheit ist Schönheit[Quelltext bearbeiten]

Quelle: Stuttgarter NS-Kurier im Oktober 1934

Bemerkung WP-Autor: Die Stellungnahme von G. A. Stockburger (wie auch diejenige des Künstlerkollegen Rudolf Müller) ist eingebettet in die Aufforderung sowie die Bewertung durch den damaligen Kulturredakteur des Stuttgarter NS-Kuriers C. F. Drewitz. Stockburgers Statement ist generell durch die die Individualität, die Intuition und die Ganzheitlichkeit betonende Lebensphilosophie der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt. Man vergleiche hierzu die lebensphilosophischen Ansätze von Georg Simmel, Ludwig Klages oder Henri Bergson. Solche individualistisch-intuitive, gleichzeitig auch ganzheitliche Ansätze laufen wegen ihrer Betonung des Persönlich-Individuellen und Intuitiven aus der Sache heraus jedem politischen Ansatz eines nationalsozialistischen oder extrem-sozialistischen, kommunistischen Regimes zu wider. Gegen Stockburger wurde „konsequenterweise“ seitens der NS-Verwaltung, vertreten durch den damaligen Kultursenator der Stadt Stuttgart und Ex-Kommilitonen aus seinem ersten Medizinsemester in Tübingen Kuhorst (Student der Zoologie in Tübingen, der teilweise die gleichen Kurse belegen musste wie der Mediziner Stockburger), ein Berufsverbot als Bildender Künstler wegen zu individualistischer Standpunkte ausgesprochen.[2]

„Der Einfluß eines Kunstwerkes auf den Beschauer kann ein dreifacher sein: Zuerst mag er zum Wiedererkennen des dargestellten Objektes mit Hilfe der Erinnerung an die umgebende Natur gereizt sein. Als zweites mag er zum Nachdenken über das Objekt gelangen. Diesen primitiven Zweck erfüllt sowohl die Kunst, wie der Kitsch und die Photographie. Als drittes kann er bezaubert werden, derart, daß er sich wie seine Umgebung vergißt, daß er sein Denken wie all sein Körpergefühl verliert, daß er hineinstürzt in die Welt der dargestellten Figur, zwangsmäßig seine Individualität aufgeben muß, um in die Atmosphäre jener geheimnisvollen Kraft, die dem Kunstwerk und ihm das Leben verleiht. Das ist ein Wesenszug eines Kunstwerkes, und zwar der, durch den es seinen einzigen Zweck erfüllt, den der Erinnerung. Kunstwerke sind auf diese Art eine unerschöpfliche Kraftquelle. Wie erreiche ich nun diese Wirkung in einem Bild? Diese Frage ist noch nicht zu beantworten. Ich befolge das Gesetz der Intuition, über dessen Wesen wenig bekannt ist, und habe ein Leitmotiv in meinem Wollen. Pflicht zur Wahrheit, denn Wahrheit ist Schönheit. Wahr und schön ist alles leuchtend Klare in Form und Farbe; alles Falsche ist zufällig, schmutzig und dunkel; ich brauche einen Kinderkörper, um eine Kinderseele auszudrücken. Die Seele ist wahr, der Körper kann zufällig sein. Er dient dem Zweck der Wahrheit und so dem Zweck jener Zauberkraft des Bildes.“

Einzelnachweise[Quelltext bearbeiten]

  1. In den Kritiken ist oft auch von „Jörg“ oder „J.“ Alfred Stockburger die Rede. Vgl. hierzu die Anmerkung zum Namen des Künstlers im Artikel.
  2. In diese Stellungnahme sind Informationen eingeflossen aus: Brigitte Reinhardt: Interview mit Georg Alfred Stockburger anlässlich der Vorbereitung einer Ausstellung zum 100. Geburtstag von Reinhold Nägele in der Galerie der Stadt Stuttgart (heute:Kunstmuseum Stuttgart), Redigiert und mit erläuternden Fußnoten versehen von Anna Latz, Abschrift, 1984. (siehe Quellenangaben im Artikel)