Invincible-Klasse (1980)

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Invincible-Klasse
HMS Invincible 1991
Übersicht
Typ: Flugzeugträger
Name: Nach der Unbesiegbarkeit
Einheiten: 3 gebaut, 2 in Dienst
Dienstzeit: seit 1980
Technische Daten
Verdrängung: 20.300 - 22.000 Standard-Tonnen (ts)
Länge: 210 Meter
Breite: 36 Meter
Tiefgang: 8,50 Meter
Geschwindigkeit: 30 Knoten
Reichweite: 7.000 Seemeilen (13.000 km) bei 18 Knoten
Antrieb: 4 Gasturbinen, 2 Wellen, 112.000 PS
Besatzung: ca. 1110 Mann

Die Invincible-Klasse ist eine Klasse leichter Flugzeugträger der britischen Royal Navy. Die drei Einheiten Invincible, Illustrious und Ark Royal wurden ab 1980 in Dienst gestellt. Neben Helikoptern werden auch Flugzeuge mit kurzer Startstrecke und vertikalen Landungsfähigkeiten (STOVL) eingeschifft. Einsätze der Schiffe umfassen den Falkland-, Bosnien- und Irakkrieg.

Geschichte

Planung und Bau

Anfang der 1960er Jahre plante die Royal Navy den Beschaffung neuer Flugzeugträger. Der Plan, große Angriffsträger mit einer Verdrängung von etwa 50 000 Tonnen im Rahmen des CVA-01-Projektes zu beschaffen, wurde 1966 wieder aufgegeben. Stattdessen sollten nur mehrere Flugdeckkreuzer angeschafft werden, die rund 12.000 ts verdrängen sollten. Als Gegenentwurf wurde ein um 50% größerer Träger mit durchgehendem Flugdeck vorgeschlagen. Dieser wurde 1970 ausgewählt, und daraus entwickelte sich schließlich die Invincible-Klasse, deren erste Einheit 1973 in Auftrag gegeben wurde. Zu diesem Zeitpunkt war geplant, sie als Hubschrauberträger einzusetzen. Erst 1975 entschied sich die Royal Navy, eine Marineversion des Harrier GR.1 zu ordern, den Sea Harrier, und ihn von den Trägern aus einzusetzen, wobei der Einsatz von Hubschraubern weiterhin im Vordergrund stehen sollte.[1] Aus diesem Grund wurde die Bezeichnung through-deck cruiser (Glattdeckkreuzer) auch noch bis 1980 beibehalten.

Da die erste Einheit bereits zwei Jahre vor der Entscheidung für den Sea Harrier bei Vickers Shipbuilding auf Kiel gelegt worden war, mussten an ihr noch während des Baus umfangreiche Modifikationen durchgeführt werden, beispielsweise die Installation einer Sprungschanze, die ursprünglich nicht vorgesehen war. Als erstes der Schiffe ging die Invincible 1980 der Flotte zu. Die zweite und dritte Einheit wurden 1976 respektive 1978 bei Swan Hunter auf Kiel gelegt und und 1982 beziehungsweise 1985 in Dienst gestellt.

Der Name der dritten Einheit Ark Royal war ursprünglich Indomitable, so dass die Tradition der Royal Navy, alle Schiffsnamen einer Klasse mit dem selben Anfangsbuchstaben beginnen zu lassen, erfüllt worden wäre. Stattdessen sollte die Tradition, immer einen Flugzeugträger mit dem Namen Ark Royal zu haben, aufrecht erhalten werden. Die vorhergehende HMS Ark Royal (R09) wurde 1980 abgebrochen.

Entwicklung vom Hubschrauber- zum Flugzeugträger

Illustrious (rechts) neben der wesentlich größeren USS John C. Stennis

Mit rund 20.300 Standard-Tonnen (ts) Verdrängung waren die Einheiten der Invincible-Klasse bei ihrer Indienststellung für Flugzeugträger eher klein. So verdrängten die 20 Jahre älteren US-amerikanischen Träger der Kitty-Hawk-Klasse etwa das vierfache, die ebenfalls aus den 1960er Jahren stammende französische Clemenceau immerhin noch 50% mehr als die britischen Träger. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Einheiten der Invincible-Klasse ursprünglich nicht als Flugzeug- sondern als Hubschrauberträger konzipiert worden waren, für die eine solche Tonnage nicht ungewöhnlich ist. Auch war ihnen keine offensive Rolle in der Kriegführung zugedacht, sie sollten vielmehr zur U-Boot-Jagd eingesetzt werden.

Dies löste jedoch Befürchtungen aus, die Royal Navy würde zukünftig nur noch im U-Jagd-Arm der NATO eine Rolle spielen und der generelle Nutzen der Träger für Großbritannien wurde bezweifelt. Daher kamen Pläne auf, die Träger an die Royal Australian Navy abzugeben. Über die Invincible gab es bereits Gespräche mit Australien, das für den Ersatz für die HMAS Melbourne (R21) 175 Mio. Pfund bezahlen wollte. Im Falklandkrieg bewies die Invincible 1982 jedoch, das sie auch als Flugzeugträger von Nutzen sein konnte, so dass die Pläne für den Verkauf wieder verschwanden.[2] Erst von diesem Zeitpunkt an, gewannen die drei Invincibles in ihrer Rolle als Flugzeugträger an Bedeutung und lösten die alten Träger der Audacious- und Centaur-Klasse ab, die noch aus den 1950er Jahren stammten und von denen 1980 nur noch zwei Einheiten in Dienst standen. Waren in den ersten Jahren generell nur vier bis sechs Harrier an Bord gewesen, wurden von nun an bis zu 16 Kampfflugzeuge mitgeführt.

Das neue Konzept der Invincible-Klasse nahmen sich auch kleinere Marinen zum Vorbild, die sich den Betrieb eines größeren Flugzeugträgers nicht leisten konnten. Mit Schiffen dieser Art war es auch ihnen nun erstmals möglich, Kampfflugzeuge von See aus einzusetzen, was für sie einen großen Fortschritt bedeutete. So entwarf Spanien Ende der 1970er beispielsweise die SNS Principe de Asturias und Italien die Guiseppe Garibaldi, die beide noch kleiner waren als die Invincible

Weitere Dienstzeit und Verbleib

Ark Royal 2007 in Hamburg

1991 wurde die Invincible im Zweiten Golfkrieg eingesetzt. Im Verlauf der 1990er Jahre kamen die Einheiten vorwiegend im Mittelmeer zum Einsatz, wo sie unter anderem die Durchsetzung der Flugverbotszone über Bosnien in der Operation Deny Flight unterstützten. Nach 2000 dienten die Einheiten schließlich auch im Afghanistan- und Irakkrieg. Multinationale Verbände unter Beteiligung einer Invincible waren keine Seltenheit.

Die erste Einheit der Klasse wurde bereits 2005 außer Dienst gestellt und der Reserve zugeteilt. Die Invincible kann also im Notfall reaktiviert werden. Die Illustrious soll noch bis 2014, die Ark Royal bis 2016 in Dienst bleiben. Sie werden dann von den beiden wesentlich größeren Trägern der Queen-Elizabeth-Klasse ersetzt werden. Es existieren jedoch Pläne, die Ark Royal nach 2016 noch einige Jahre als reinen Hubschrauberträger weiter zu nutzen.

Technik

Rumpf

Die Schiffe der Invincible-Klasse sind rund 210 Meter lang, 36 Meter breit und verdrängten bei ihrer Indienststellung 20.300 ts. Als Träger für short take-off and vertical landing besitzen sie ein gerades Flugdeck. Am Bug befindet sich eine ski jump genannt Sprungschanze, die die Flugzeuge beim Start in die Luft katapultiert. Ursprünglich war dieses System nicht vorgesehen, wurde aber nach ersten Tests nachgerüstet, da die mitführbare Treibstoff- und Waffenmenge davon profitierte. Die auf den ersten beiden Einheiten nach dem Bau vorhandene Rampe mit einer Neigung von 7° wurde später auf die 12°-Rampe der Ark Royal nachgerüstet, dabei wurde auch die Startbahn um rund zwölf Meter verlängert, was die Verdrängung auf rund 22.000 ts erhöhte. Unter dem Flugdeck befindet sich ein Hangardeck, in dem die Flugzeuge gelagert und gewartet werden.

Sämtliche Lebens- und Aufenthaltsräume für die Crew befinden sich noch unter dem Hangardeck. Die Crew besteht aus rund 1100 Personen, davon 725 Mann Schiffsbesatzung und 365 für Bedienung und Wartung der Flugzeuge. Zusätzlich existiert genug Raum, um bis zu 500 Royal Marines aufzunehmen. Über dem Flugdeck befindet sich lediglich noch die „Insel“, in der sich die Kommandobrücke und andere Räume für die Kontrolle über Schiff und Luftfahrzeuge befinden.

Antrieb

Die Träger werden von vier Gasturbinen vom Typ Rolls-Royce Olympus TM3B angetrieben, die auf zwei Wellen wirken. Nach dem Prinzip des COGAG-Antrieb (combined gas and gas) kann dabei nur jeweils eine der Gasturbine pro Welle eingesetzt werden, erst wenn mehr Leistung benötigt wird, wird auch die zweite Turbine dazugeschaltet. Die Höchstgeschwindigkeit der Einheiten liegt bei rund 30 Knoten, sie schaffen bei einer Marschgeschwindigkeit von knapp unter 20 Knoten eine Reichweite von rund 7.000 Seemeilen (13.000 Kilometer).

Die zwei Schornsteine, die je zwei Turbinen dienen, befinden sich über dem Flugdeck und begrenzen daher in der Mitte des Schiffs die Ausdehnung des Hangardecks durch die nötigen Ableitungen.

Bewaffnung

Sea Dart auf der Invincible

Alle drei Träger besitzen zur Nahbereichsverteidigung drei Close-in-Weapon-Systems (CIWS). Auf Ark Royal wurden amerikanische Phalanx CIWS verbaut, auf Invincible und Illustrious stattdessen das vom niederländischen Konzern Thales Naval Nederland System Goalkeeper. Außerdem existieren auf jedem Schiff zwei GAM-B01-20-Millimeter-Geschütze von Oerlikon-Contraves.

Ab 1998 wurden die Flugabwehrraketen vom Typ Sea Dart entfernt, die sich am Bug neben der Sprungschanze befanden. Die Entfernung vergrößerte den unter Deck verfügbaren Stauraum unter anderem für Flugzeugbewaffnung und schaffte Platz für eine Vergrößerung des Flugdecks.

Elektronik

Die Träger besitzen auf der Insel eigene Radaranlagen. Dies sind ein Luftsuchradar Type 1022, ein Oberflächensuchradar Type 996 oder Type 992 (auf Ark Royal) sowie ein Navigationsradar Type 1006 oder Type 1007 (auf Illustrious). Zusammen mit den Sea Darts wurde auch das dafür verwendete Zielsuchradar Type 909 entfernt.

Zur Radarstörung und Ablenkung von anfliegenden Seezielflugkörpern besitzt jedes Schiff einen Type-675(2)-Radarstörer und DLJ-Düppelwerfer.

Zur Suche nach Unterwasserzielen existiert im Bug ein aktiv und passiv arbeitendes Sonarsystem Type 2016.

Fluggeräte

Ein Sea Harrier auf dem Deck der Invincible

Auf jeder Fahrt befinden sich bis zu 24 Fluggeräte auf den Trägern der Invincible-Klasse. Möglich sind dabei bis zu 16 Flugzeuge vom Typ Harrier. Während zu Beginn der Typ Sea Harrier im Einsatz war, der bis 2006 außer Dienst gestellt wurde, wurden später auch BAE Harrier II (Versionen GR7 und GR9) eingeschifft.

Zusätzlich befinden sich auch Helikopter an Bord. Der Westland WS-61 Sea King wird als Multi-Mission-Helikopter eingesetzt, unter anderem zum Transport, Luftüberwachung und Frühwarnung sowie Combat Search and Rescue. Der AgustaWestland HM.1 Merlin wird zur trägergestützten U-Jagd verwendet.

Die Anzahl der einzelnen Typen ist variabel, im Rahmen der Tailored Air Groups werden die Anzahl der jeweiligen Typen je nach Aufgabenprofil der Mission zusammengestellt.

Einsatzprofil

Illustrious mit der französischen Jean Bart

Die Träger der Klasse sind, wie die meisten modernen Flugzeugträger, seit der Entfernung der Sea Dart völlig bar jedweder Offensivbewaffnung, weshalb sie immer innerhalb einer Flugzeugträgerkampfgruppe operieren, die zu jeder Zeit sowohl Luftverteidigung als auch Schutz gegen Oberflächen- und Unterwasserziele bietet. Dieser besteht aus U-Booten, und Lenkwaffenfregatten oder -zerstörern sowie Trossschiffen zur Versorgung der Gruppe mit Treibstoff.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eric J. Grove: Vanguard to Trident: British Naval Policy since World War II. Bodley Head, London 1987. ISBN 0-370-31021-7, S. 341, 350.
  2. Chris und David Miller: Moderne Kriegsschiffe. Verlag Stocker-Schmid, Dietlikon-Zürich 1990. ISBN 3-7276-7093-2. Seite 106

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