Benutzer:X2liro/Entwurf IK Kommunikation

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Hinweise

Hier habe ich gemäß dieser Ankündigung eine Umstrukturierung und Erweiterung des Artikels Interkulturelle Kommunikation entworfen. Diese wurde in mehreren (unten beschriebenen) Schritten am 16. November 2020 umgesetzt. Aus dokumentatorischen Gründen behalte ich diese Seite vorerst in meinem BNR.

Die Überarbeitung ist sehr umfangreich. Der Übersicht halber sind die Passagen aus dem aktuellen Artikel hier als unterstrichen markiert, das wird dann später natürlich normal geschrieben. Alle anderen Passagen sind neu. Entsprechend mache ich hier einen Vorschlag, bei dem sehr viel aus dem bestehenden Artikel entfernt wird. Damit möchte ich nicht die Leistungen der anderen Autoren schmälern. Den Überarbeitungsbedarf habe ich in der Artikeldiskussion bereits erklärt: "M.E. ist es nunmal leider so, dass der Artikel im Themenfeld IK Kommunikation ziemlich hin und her springt und fast beliebig Schlaglichter wirft: In der Einleitung wird die Kulturstandardtheorie nahezu gleichgesetzt mit IK Kommunikation; auch kommt hier "Problemfeldern" (Missverständnisse, Vorurteile) eine prinzipielle Rolle zu und die para- und nonverbale Kommunikation ist ein Anwendungsfeld von vielen, welches hier aber besonders zentral steht. [...] Im Abschnitt Anwendungsfelder geht es v.a. um IK Kompetenz (dazu haben wir einen eigenen Artikel)." Momentan ist einiges auch nicht belegt. Ich habe für den hier vorgestellten Entwurf zahlreiche Einführungswerke durchgearbeitet, um die Facetten und Perspektiven abbilden zu können. Alle Angaben sind belegt.

Der Entwurf steht ab dem 6.10.2020 auf der Artikel-Diskussionsseite sowie im Portal:Migration und Integration zur Diskussion. Er steht mindestens vier Wochen zur Diskussion, bevor ich Änderungen im Artikelnamensraum vornehme.

Diskussion über den Artikel kann gerne auf der Diskussionsseite dieser Benutzernamensraumseite erfolgen. Es kann auch direkt hier in den Artikel korrigiert werden, allerdings werden diese Änderungen dann beim Übertragen in den Artikelnamensraum meinem Namen zugewiesen. Ich schlage daher vor, dass kleine Verbesserungen wie Orthographie, Grammatik, Ausdruck etc. von dir, liebem Leser, erst vorgenommen werden, wenn der Artikel im Artikelnamensraum steht. Die Diskussion sollte sich also darum drehen, ob dieser Entwurf überhaupt in den Artikelnamensraum übertragen werden soll. Möglicherweise sind einige Aussagen im Artikel redundant, z. B. die Aussage, dass sich essentialistische Modelle überholt haben, und die Erklärung, dass unterschiedliche kulturelle Denkweise zu Missverständnissen führen. Ich halte die Formulierungen an jeder Stelle zwar für geeignet, jedoch würde mich vor allem diesbezüglich eine Außensicht auf den Artikelentwurf interessieren.

Anschließend erfolgt die Überarbeitung folgendermaßen:

  • Schritt 1: Anlegen der neuen Artikelgliederung
  • Schritt 2: Kopie der Passagen, die behalten werden in die neue Artikelgliederung
  • Schritt 3: Ggf. sprachliche Überarbeitung der Passagen, die behalten werden.
  • Schritt 4: Löschen aller alten Passagen, die nicht mehr benötigt werden (zumeist auch weil sie unbelegt sind)
  • Schritt 5: Einfügen aller neuen Passagen in die neue Artikelgliederung
  • Schritt 6: Überarbeitung der Quellenangaben und Wikilinks

Die Literaturangaben/Belege sind hier erstmal nur informationshalber. Sie werden beim Übertragen in den Artikelnamensraum noch in die in Wikipedia übliche Form umgearbeitet.

Der Begriff "Interkulturelle Kommunikation" wird mit großem < I > geschrieben, wenn es sich um den Begriff oder das Fach handelt. Wenn es als Adjektiv die Kommunikation beschreibt, wird es klein geschrieben.

Artikel: Interkulturelle Kommunikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Interkuturelle Kommunikation befasst sich mit der Interaktion von Menschen oder Gruppen in interkulturellen Situationen.

Begriffserklärung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Interkulturelle Kommunikation bezeichnet eine Kommunikation, die unter kulturellen Überschneidungsbedingungen stattfindet. Dieses betrifft sowohl die Kommunikation zwischen einzelnen Personen als auch zwischen Gruppen (Thomas / Chang 2007).

Laut Csaba Földes ist der Begriff Interkulturelle Kommunikation nach wie vor nicht abschließend definiert (Földes 2007: 8). In einer engen (und tendenziell veralteten) Vorstellung ist Interkulturelle Kommunikation die rein sprachliche Interaktion von Personen aus unterschiedlichen Kulturen. Mittlerweile befasst sich die Interkulturelle Kommunikation bei Weitem nicht mehr nur mit Aspekten der Sprache, sondern mit der kompletten Bandbreite des kulturellen Einflusses auf das Handeln und Denken in interkulturellen Kontexten. (Rehbein 2007: 131, In: Straub et al.; Földes 2014, S. 14, Bolten 2015: 133). Damit berücksichtigt sie nicht nur sprach- und kommunikationswissenschaftliche Aspekte, sondern auch Fragestellungen der Kultur-, Wirtschafts-, Sozial- und Verhaltenswissenschaften (Bolten 2015: 223).

Kultur und Sprache im Rahmen der Interkulturellen Kommunikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kultur als Orientierungssystem[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundlegend für die interkulturelle Kommunikation ist die Kultur der Interaktionspartner. Der interkulturelle Psychologe Alexander Thomas definiert Kultur unter diesem Aspekt als Orientierungssystem, das für eine Gesellschaft oder eine Gruppe typisch ist. Dieses System beeinflusst die Wahrnehmung und das Denken der Mitglieder und schafft somit eigenständige Vorstellungen zur Bewältigung der Umwelt. Damit gibt sie auch Handlungsmuster und Interpretationsansätze für Verhalten während einer Kommunikation an (Thomas / Chang 2007). Ihm zufolge können sich Menschen aus einem gemeinsamen Kulturkreis üblicherweise problemlos verständigen und teilen gegebenenfalls sogar die „Sicht der Welt“ und ein „kulturspezifisches Hintergrundwissen“ (Thomas 2005: 22). Sprecher greifen dabei automatisch auf einen gemeinsamen kulturellen Wissens- und Assoziationsvorrat zurück, dass so genannte kollektive Gedächtnis. (Assmann 1992)

Laut Alfred Schütz und Thomas Luckmann sorgt die „eigene Kultur“ dafür, dass das alltägliche Handeln vertraut, relevant, plausibel und vorhersehbar ist. Dadurch werden Routinehandlungen ermöglicht. (Bolten 2015: 58) In der interkulturellen Kommunikation kann dieses nicht mehr vorausgesetzt werdern. Interkulturelle Kommunikation ist damit die Interaktion, in der „die Beteiligten nicht mehr ausschließlich auf ihre eigenen Kodes, Konventionen, Einstellungen und Verhaltensformen zurückgreifen, sondern in denen andere Kodes, Konventionen, Einstellungen und Alltagsverhaltensweisen erfahren werden.“ (Lüsebrink 2016: 2)

Sprache, Mehrsprachigkeit und nonverbale Kommunikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jürgen Bolten verweist darauf, dass Kommunikation im intrakulturellen Kontext (also innerhalb einer Kultur) deshalb funktioniert, weil die Sprache konventionalisiert ist, es also unabgesprochene Vereinbarungen gibt, was Wörter, Zeichen, Gesten usw. bedeuten (Bolten 2015: 13f.). Beim Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen kann diese Selbstverständlichkeit nicht mehr als gegeben gelten. Insbesondere in der interkulturellen Kommunikation spielen auch nonverbale, paraverbale und extraverbale (situationsbezogene) Botschaften und wie sie möglicherweise irrtümlich interpretiert werden eine wichtige Rolle, vor allem, weil sich para- und nonverbales Verhalten weniger kontrollieren und trainieren lässt als verbales Verhalten. (Bolten 2015: 21ff. und Glaser 2005: 83, in Thomas et al; Götze 2004: 39, in: Lüsebrink)

Interkulturelle Kommunikation geht häufig mit Mehrsprachigkeit einher. Die (Fremd-)Sprachkompetenz der Sprechenden ist entscheidend für den Erfolg der interkulturellen Kommunikation. (Barmeyer 2012: 85). Seit dem 20. Jahrhundert hat sich immer mehr das Englische als Lingua franca in interkulturellen Situationen durchgesetzt. Alternativen sind das Verwenden einer der beteiligten Sprachen oder die Hinzuziehung von Übersetzern und Dolmetschern (Glaser 2005: 77-83, In: Thomas et al.). Unterschiedliche Sprachkompetenz in interkulturellen Kommunikationssituationen führt mitunter zu Machtasymmetrien und Einschränkungen der Teilhabemöglichkeiten für diejenigen mit schwächerer Sprachkompetenz (Glaser 2005: 87-91, In: Thomas et al).

Entstehung und Entwicklung der Interkulturellen Kommunikation als Disziplin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundlagen (Edward T. Hall), 1950er/1960er Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Fach Interkulturelle Kommunikation wurde in den 1950ern vom Ethnologen Edward T. Hall begründet. Dieser entwickelte für US-Diplomaten die ersten Interkulturellen Trainings. Sein Werk Silent Language (1959) gilt als erstes Standardwerk der Interkulturellen Kommunikation und vertritt die damals vorherrschende Vorstellung, dass Personen von ihrer Kultur unbewusst gesteuert werden und bei gleicher Kulturzugehörigkeit hinsichtlich ihres Wahrnehmens, Denkens und Handelns mehr oder weniger gleich funktionieren. (Moosmüller 2004: 50, In: Lüsebrink; Poerner 2011: 64).

High- und Low-Context-Kommunikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Hall war die Klassifizierung von High-Context-Kulturen (kontextgebundene Kulturen) und Low-Context-Kulturen (kontextungebundene Kulturen) zentral. In High-context-Kulturen spielt der Kommunikationskontext eine größere Rolle. Folglich werden Informationen häufig über Andeutungen („zwischen den Zeilen“) vermittelt. Mit dem Gesprächsinhalt zusammenhängende Hintergründe werden implizit als bekannt vorausgesetzt und auch die Beziehung zwischen den Interaktanten spielt eine größere Rolle. In Low-context-Kulturen wird laut Hall hingegen direkter und präziser kommuniziert und dabei weniger Rücksicht auf Kontexte und Beziehungen gelegt. (Hall 1976)

Diese Theorie wird mittlerweile als essentialistisch kritisiert. (Rathje 2003)

Kulturdimensionen und Kulturstandards, 1970er/1980er Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kulturdimensionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1960er Jahren erweiterte sich der Fokus der Interkulturellen Kommunikation auf die Immigrationsforschung, allerdings vor allem in den USA und Kanada. Erst später etablierte sich die Disziplin in Europa. (Lüsebrink 2004: 7). Der Niederländer Geert Hofstede gilt als der erste wichtige Vertreter Interkultureller Kommunikation in Europa. Seine in den 1970ern vorgebrachte Vorstellung von interkultureller Kommunikation knüpft an die essentialistische Sichtweise Halls von vorgegebenen Kulturdimensionen an (Machtdistanz, Kollektivismus/Individualismus, Maskulinität/Femininität, Unsicherheitsvermeidung, Langfristorientierung) (Hofstede 2010). Hofstede weist Kulturen (bzw. Nationen) Parameter verschiedener Kulturdimensionen zu. In interkulturellen Kontaktsituationen komme – so Hofstede – die „mentale Programmierung“ des Einzelnen, also die Charakterisierung durch Nationszugehörigkeit, zum Tragen. (Moosmüller 2004: 51, in: Lüsebrink; Poerner 2011: 66).

Kulturstandards[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine ebenfalls kohärente, essentialistische Vorstellung von Kultur als Orientierungssystem in der interkulturellen Kommunikation wurde von Alexander Thomas in den 1980er Jahren proklamiert. Ihm zufolge teilen die Angehörigen einer Kultur ein gemeinsames kaum voneinander abweichendes Symbol- und Zeichensystem, mit dem Gedanken und Gefühle verständlich gemacht werden (Thomas 2004: 166). Dieses nennt Thomas Kulturstandards, welche immer erst aus Sicht einer anderen Kultur wahrgenommen werden. Die deutschen Kulturstandards sind aus Sicht eines Franzosen also andere als aus Sicht eines Italieners. (Thomas / Chang) Die von Eckensberger als „Tiefenstrukturen“ von Kulturen bezeichneten Orientierungssysteme betreffen z. B. soziale Rollen, Konventionen, Gesetze, Moral, Religion, Mode, Logik und Wissenschaft (Eckensberger 2007: 507, in: Straub et al). In interkulturellen Interaktionssituationen weichen die beteiligten Kulturstandards dermaßen voneinander ab, dass es zu Fehlinterpretationen und Konflikten kommt. (Thomas 2004: 146f.).

Diese essentialistischen Vorstellungen dominierten auch bis zur Jahrtausendwende die Gestaltung interkultureller Trainings und des interkulturellen Managements. Ihre Attraktivität und gleichzeitig Limitation liegen vor allem darin, dass sie die Komplexität von Interkulturalität reduzieren. (Moosmüller 2004: 52; Rathje 2006).

Moderne Entwicklungen im Kontext der Globalisierung, seit den 1990er Jahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Interkulturelle Kommunikation hat durch zunehmende Globalisierung als Teil von dieser seit den 1990er Jahren eine wachsende Bedeutung. Außerdem kommt es durch Phänomene, wie etwa der Durch weltwirtschaftliche Verflechtungen, globale Arbeitsteilung und Mobilität, zunehmende Reisefreiheit und Massentourismus, sowie internationale Kommunikation durch beispielsweise das Internet kommt es zu immer mehr Kontakten zwischen Personen unterschiedlicher Kulturen. Die Bedingungen dieser neuen Lebensrealität werden mitunter als „vuca“ (volatil, uncertain, complex, ambiguous) bezeichnet. (Mack, Kahre 2016) Mit der Globalisierung ist die interkulturelle Kommunikation neuen, dynamischen Entwicklungen unterworfen. Gleichzeitig formierte sich zunehmende Kritik an essentialistischen Modellen der interkulturellen Kommunikation, wie der Kulturdimensions- und Kulturstandardtheorie. Die deterministische Vorstellung von Kultur als prägender Ursache für vorhersehbare Konflikte bei der interkulturellen Kommunikation wurde schon zu Beginn der Globalisierung infrage gestellt. (Collier / Thomas 1988; Dahlen 1997; Moosmüller 2004: 53, in: Lüsebrink). Damit verbunden ist ein Perspektivwechsel, der nationalkulturelle Vorstellungen dekonstruiert und Kultur als offenes, kohäsiv verbundenes oder hybrides Netzwerk begreift. Diese Vorstellung von Kultur dominiert seitdem auch die Interkulturelle Kommunikation. Es werden bei der Interkulturellen Kommunikation nicht mehr die Kulturen einander kontrastiv gegenübergestellt, sondern Dynamiken wie Transkulturalität, Multikollektivität oder Fuzziness beobachtet. (Bolten 2015: 45) Aufgrund der Digitalisierung berücksichtigt die Interkulturelle Kommunikation zunehmend auch die digitale und virtuelle Kommunikation. (von Helmolt / Ittstein 2018)

Transkulturalität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um der veränderten Struktur von Kulturen gerecht zu werden, schlug Wolfgang Welsch 1992 eine Revision des Kulturbegriffs vor und entwickelte das Konzept der „Transkulturalität“, das die traditionelle Definition von Kultur ersetzen soll. Welsch zeigt, dass Kulturen heute nicht mehr nach innen homogen und auch nicht mehr nach außen klar separiert und abgegrenzt sind. Vielmehr durchdringen sie sich gegenseitig und sind durch Mischungen charakterisiert. "Transkulturalität" stellt sich Kulturen nicht mehr als Kugeln vor, sondern als Geflechte. Dies entspreche eher den heute vorzufindenden Realitäten, denn zeitgenössische Kulturen seien einerseits nach außen stark miteinander verbunden und verflochten, während intern zunehmende Hybridisierung stattfinde. (Welsch 2010)

Multikollektivität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der interkulturellen Praxis und dem interkulturellen Training wird inzwischen berücksichtigt, dass nicht nur in der Gesellschaft als Ganzes eine Vielfalt an Kulturen vorliegt, sondern dass auch der Einzelne mehrere Kulturen in sich vereint: Es wird von einer Multikollektivität in jedem Menschen ausgegangen. (Hansen 2009; Verdooren 2014) Angesichts der vielfältigen Unterschiede, die innerhalb moderner Gesellschaften bestehen, wurde das Konzept der Superdiversität eingeführt. (Verdooren 2014)

Fuzziness[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jürgen Bolten stellt heraus, dass Kulturen „je mehr man an sie heranzoomt und sich auf ihre Details konzentriert weder als homogen noch als scharf voneinander abgrenzbar, sondern als unscharf bzw. „fuzzy“ zu bewerten sind. Mit der Durchlässigkeit lebensweltlicher Grenzen schwindet die Möglichkeit, Personen fest zu umreißen oder ihnen eindeutige Kulturen zuzuschreiben. (Bolten 2015: 46 und 56)

Interkulturelle Kommunikation im Rahmen von Multikulturalität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Interkulturelle Kommunikation als Forschungs- und Anwendungsfeld ist internationalen wirtschaftlichen und politischen Kontexten entsprungen, so z. B. durch Diplomatenaustausch, Wirtschaftsbeziehungen (Auslandsentsendungen) oder Entwicklungszusammenarbeit. Zunehmend wird Interkulturelle Kommunikation aber auch als Bestandteil der Kommunikation innerhalb einer multikulturellen Einwanderungsgesellschaft fokussiert.

Unter anderem wird der Prozess der kulturellen Annäherung (Akkulturation) fokussiert (Lüsebrink 2016: 144), dabei geht es um die Annäherung und Adaption von fremdkulturellen Verhaltensweisen und der Bewahrung (oder Veränderung) der eigenkulturellen Umgangsformen. (Berry/Sam 1997) Mögliche Realisierungen sind vor allem die Integration, Assimilation, Segregation (Berry/Sam 1997) und Dekulturation (Lüsebrink 2016: 144). Häufig geht es bei der Akkulturation um Teilhabefragen in Institutionen wie Bildung (Gogolin et al. 2917), Verwaltung (ten Thije/Porila 2007, in: Straub et al.) oder Gesundheit (Dreißig 2005). Mit steigernder Heterogenität der Gesellschaft und Erweiterung des Kulturbegriffs auf lebensweltliche Dimensionen, wird interkulturelle Kommunikation auch im Diversity Management und zwar nicht nur von transnationalen Unternehmen verortet. (Bolten 2011).

Hindernisse für die interkulturelle Kommunikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Interkulturelle Missverständnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kulturgebundenheit der eigenen Wahrnehmung bzw. diejenige des fremdkulturellen Interaktionspartners sind den Akteuren nicht immer bewusst. Wenn die Interaktionspartner unterschiedliche Annahmen, Werte und Verhaltensweisen haben, kann es zu einer „Störung der Normalität“ und damit zu irrtümlichen Bedeutungszuschreibungen (Attributionen) und Fehlinterpretationen kommen. (Bolten 2015:93; Barmeyer 2003: 37; Thomas 2005:49f.) Missverständnisse treten im Übrigen auch bei interkultureller Kommunikation zwischen zwei scheinbar ähnlichen Kulturen auf, da dort ein gemeinsamer Hintergrund wie selbstverständlich angenommen wird und mögliche Störungen erst spät wahrgenommen werden, wenn sie möglicherweise nicht mehr beseitigt werden können. (Földes 2009: 29)

Fremdwahrnehmungprozesse, Vorurteile, Stereotypen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wahrnehmung des Fremden in der interkulturellen Begegnung liegt zwischen Faszination und Feindbild und bildet einen zentralen Bestandteil interkultureller Kommunikation. (Lüsebrink 2016: 95). Im Rahmen von interkultureller Kommunikation kann es dann zu Vorurteilen kommen, wenn die Teilnehmer ihr eigenes kulturelles Interpretationssystem unreflektiert anwenden, das heißt ohne sich dessen bewusst zu sein. Durch den fundamentalen Attributionsfehler, können solche Interpretationssysteme zu Stereotypenbildung führen. Solche sind nicht unbedingt negativ konnotiert, können aber zu Problemen bei der Kommunikation führen und schließlich zu Vorurteilen werden. Diese sind unbedingt zu vermeiden, da sie fördern die Diskriminierung von Personen und Gruppen. (Thomas / Chang)

Ethnozentrismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbunden mit der Überzeugung, dass das Eigene die Normalität darstellt, ist die Vorstellung, dass das Fremde eine (häufig minderwertige) Normalitätsabweichung sei. Dieser Zusammenhang wurde schon 1906 von William Graham Sumner geäußert: „Ethnozentrismus ist der Fachausdruck für jene Sicht der Dinge, in welcher die eigene Gruppe der Mittelpunkt von Allem ist und alle anderen mit Bezug darauf bemessen und bewertet werden.“ (Sumner 2007:13; Nachdruck). Ethnozentrismus steht häufig in Verbindung mit der Fokussierung auf und Aufwertung der Eigengruppe gegenüber der Fremdgruppe und dem Othering. (Zick 2017:61-63)

Produktiver Umgang mit Interkultureller Kommunikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Interkulturelle Kompetenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um Interkulturelle Kommunikation bewerkstelligen und die daraus möglicherweise resultierende Missverständnisse, Vorurteile und den Ethnozentrismus überwinden zu können, ist das Interkulturelle Lernen der Lösungsweg. Interkulturelles Lernen zielt darauf ab, angemessen und effektiv in interkulturellen Kommunikationssituationen handeln zu können. Angemessenheit bedeutet hier ein Verhalten zu zeigen, welches den Erfordernissen der interkulturellen Situation und dem Interaktionspartner gerecht wird; Effektivität bedeutet, den eigenen Bedürfnissen gerecht zu werden und durch die interkulturelle Kommunikation ein Ziel erfolgreich zu erreichen. (Deardorff 2003: 41; Lustig / Koester 2003). Heruntergebrochen funktioniert dieses über den Erwerb, die Verfeinerung und Anwendung von Interkultureller Kompetenz.

Laut Jürgen Bolten ist es für den Erfolg von Interkultureller Kommunikation entscheidend, gemeinsam (kollaborativ) ein Ziel zu erreichen, ohne dass ein Interaktionspartner die Akzeptanzgrenzen des anderen überschreitet. (Bolten 2015: 119). Insbesondere auf die Kommunikation bezogen sind Rollendistanz, Empathie und Metakommunikationsfähigkeit wichtige Bestandteile interkultureller Kompetenz. (Bolten 2015: 122)

Interkulturelle Konfliktlösung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Möglichkeit, interkulturelle Konflikte mithilfe professioneller Unterstützung zu lösen, liegt in der interkulturellen Mediation. Diese ist ein Beratungsverfahren, das darauf abzielt, unter Berücksichtigung des interkulturellen Kontexts beiderseitig akzeptable Verabredungen zu finden. Dabei kann es um zwischenmenschliche Konflikte ebenso gehen wie um Intergruppenkonflikte, z. B. über Landnutzung oder die Aufarbeitung von Bürgerkriegsverbrechen. (Montau 2005: 793, In. Straub et al.)

Akademische Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studiengänge zur Interkulturellen Kommunikation werden in Deutschland an mehreren Hochschulen angeboten. Zudem verzeichnet das Portal „Kleine Fächer“ derzeit sieben Standorte. (Quelle)

Daneben gibt es rund 40 Studiengänge in Deutschland (Stand 2018), die zwar nicht Interkulturelle Kommunikation lauten, jedoch zu dieser Fachrichtung gehören. (Quelle) Der Hochschulverband Interkulturelle Studien (IKS) zählt über 100 Mitglieder von rund 40 Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (Stand 2018). (Quelle) Die Gesellschaft für Angewandte Linguisitik gilt insbesondere mit ihrer Sektion Interkulturelle Kommunikation (Quelle) ebenfalls als zentrale akademische Fachgesellschaft. (Quelle)

Universität Name des Studienganges Abschluss Regelstudienzeit

(Semester)

TU Chemnitz Interkulturelle Kommunikation B.A. / M.A. 6 / 4
Hochschule München Interkulturelle Kommunikation und Kooperation M.A. 5
LMU München Interkulturelle Kommunikation M.A. 4
Uni Köln Interkulturelle Kommunikation und Bildung M.A. 4
Universität des Saarlandes Interkulturelle Kommunikation M.A. 4
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Multicultural Communication
Universität Hildesheim Interkulturelle Kommunikation
Friedrich-Schiller-Universität Jena Interkulturelle Wirtschaftskommunikation
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Interkulturelle Kommunikation
Universität Passau Interkulturelle Kommunikation
Hochschule Fulda Intercultural Communication and European Studies M.A. 4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Profil der Interkulturellen Kommunikation im Portal Kleine Fächer (BMBF)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christoph Barmeyer: Taschenlexikon Interkulturalität. V&R, Göttingen 2012.
  • Niels Bergemann, Andreas Sorrisseaux (Hrsg.): Interkulturelles Management. Springer, Heidelberg 2003.
  • Jürgen Bolten: Einführung in die Interkulturelle Wirtschaftskommunikation. 2. Auflage. V&R, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8252-5003-4.
  • Csaba Földes: Interkulturelle Kommunikation. Positionen zu Forschungsfragen, Methoden und Perspektiven. Universitätsverlag, Veszprém / Edition Praesens, Wien 2007 (Studia Germanica Universitatis Vesprimiensis, Supplement; 7), ISBN 978-3-7069-0442-1 (online 67 Seiten; PDF; 1,3 MB).
  • William Gudykunst, Bella Mody: Handbook of International and Intercultural Communication. Sage, Thousand Oaks 2002.
  • Hans-Jürgen Lüsebrink: Konzepte der Interkulturellen Kommunikation. Röhrig, St. Ingbert 2004.
  • Hans-Jürgen Lüsebrink: Interkulturelle Kommunikation. Interaktion, Fremdwahrnehmung, Kulturtransfer. 4. Auflage Metzler, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-476-01989-9; erw. Neufassung (4. Auflage) ebd. 2016 (ergänzt insbes. um Wirtschaftskommunikation).
  • Michael Poerner: Chinesisch in der Fremde - Interkulturelles Rezeptwissen, kollektive Identitätsentwürfe und internationale Expansion chinesischer Unternehmen. Kptl. 4: Interkulturelle Kommunikation als Wissenschaft. Waxmann, Münster 2011.
  • Stephanie Rathje: Interkulturelle Kompetenz – Zustand und Zukunft eines umstrittenen Konzepts. In: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht 11: 3, 2006.
  • Stephanie Rathje: The definition of culture: an explication-oriented overhaul. In: Interculture Journal, Nr. 8, 2009, S. 35–57
  • Jürgen Straub, Arne Weidemann, Doris Weidemann (Hrsg.): Handbuch Interkulturelle Kommunikation und Kompetenz. Metzler, Stuttgart 2007.
  • Alexander Thomas, Eva-Maria Kinast, Sylvia Schroll-Machl (Hrsg.): Handbuch Interkulturelle Kommunikation und Kooperation. Band 1: Grundlagen und Praxisfelder. V&R, Göttingen 2005.