Benutzer:Julius1990/A.I.R. Gallery

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Eingang der A.I.R. Gallery in 155 Plymouth Street, Brooklyn, New York City.

Die A.I.R. Gallery (Artists in Residence) ist eine 1972 auf Initiative von Barbara Zucker und Susan Williams gegründete kooperative Galerie in New York City, die Künstlerinnen einen professionellen und permanenten Ausstellungsraum für Künstlerinnen bieten soll. Anfangs befand sich die Galerie an der Adresse 97 Wooster Street in SoHo, dann an der 111 Front Street in Dumbo und seit 2015 an ihrem aktuellen Standort 155 Plymouth Street in Brooklyn. Es handelt sich um eine nicht-kommerzielle, selbst-finanzierte Institution, die von einem von New Yorker Künstlerinnen gebildeten Board geleitet wird. Ihr Ziel ist es, die Vielfalt und das Talent von Künstlerinnen zu präsentieren und den historisch von Männern dominierten Kunstbetrieb zu unterwandern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Initiative für die Gründung der A.I.R. Gallery geht auf die Künstlerinnen Barbara Zucker und Susan Williams zurück. Gemeinsam mit Dotty Attie, Maude Boltz, Mary Grigoriadis und Nancy Spero luden sie 14 weitere Künstlerinnen ein, dem Kollektiv als Gründungsmitglieder beizutreten. Diese Gruppe umfasste Rachel bas-Cohain, Judith Bernstein, Blythe Bohnen, Agnes Denes, Daria Dorosh, Loretta Dunkelman, Harmony Hammond, Laurace James, Nancy Kitchell, Louise Kramer, Anne Healy, Rosemary Mayer, Patsy Norvell und Howardena Pindell. Beim ersten Treffen am 17. März 1972 soll Pindell EYRE Gallery als auf Charlotte Brontës Roman Jane Eyre verweisenden Namen vorgeschlagen. Letztendlich entschied sich die Gruppe aber für den Namen A.I.R. Gallery als Akronym für Artists in Residence, womit sie sich auf die Regel des New York City Fire Departments, ein A.I.R.-Schild auf dem Boden von ehemaligen Lagergebäuden in SoHo, die nun von Künstlern genutzt wurden, bezogen. Gemeinsam renovierten sie die ersten Galerieräume, die sich in der 97 Wooster Street in SoHo befanden. Am 16. September 1972 eröffnete die Galerie mit einer Ausstellung, in der Werke von zehn der zwanzig Gründungsmitgliedern präsentiert wurden. Die Eröffnung fand eine große Resonanz in der Kunstszene und in den Medien.[1]

1987 verlor A.I.R. Gallery die Finanzierung durch das New York State Council on the Arts, welches die ersten 15 Jahre der Existenz der Kooperative unterstützt hatte.[2]

Insbesondere für die Anfangsjahre der Galerie in den 1970er- und 1980er-Jahren wurde der Vorwurf geäußert, dass es sich um ein Projekt einer relativ homogenen Gruppe weißer Künstlerinnen handelte und die Bedürfnisse und Erfahrungen von nicht-weißen Künstlerinnen nur eine nachgeordnete Rolle spielten. Nancy Spero bemerkte dazu selbstkritisch: „I'm afraid as a group we didn't explore issues of race and class often enough, because our primary concern was our individual role as artists.“ („Ich befürchte, dass wir als Gruppe die Themen Race und Klasse nicht oft genug erkundet haben, weil unser grundliegendes Anliegen unsere individuelle Rolle als Künstlerinnen war.“)[3] Um diese Problematik zu adressieren gründete das Kollektiv 1978 eine Taskforce zum Thema Diskriminierung. 1980 kuratierten dann Ana Mendieta, Kazuko Miyamoto und Zarina in der A. I. R. Gallery die Ausstellung Dialectics of Isolation. An Exhibition of Third World Women Artists of the US, die Künstlerinnen of color mehr Sichtbarkeit verschaffen und eine kritische Diskussion um das Konzept des Multikulturalismus anregen sollte. Während Mendiata das Konzept der Schau verantwortete, widmete sich Miyamoto deren Aufbau und Zarina der Gestaltung des Katalogs. Mendieta, die 1978 dem Kollektiv beigetreten war, hatte sich bereits zuvor zu diesen Problemfeldern in der A.I.R. Gallery eingebracht: Sie war Teilnehmerin von zwei Paneldiskussionen zu den Themen Latin American Women Artists und Theoretical Concepts in Feminist Art und organisierte selbst eine solche Veranstaltung zum Thema Racism in the Visual and Performing Arts. Die Ausstellung war jedoch ihre bedeutendste Aktivität zu diesem Themkomplex in Rahmen ihrer Mitarbeit in der A.I.R. Gallery. Teilnehmende Künstlerinnen von Dialectics of Isolation waren Judith Baca, Lydia Okumura, Zarina, Beverly Buchanan, Janet Henry, Howardena Pindell, Selina Whitefeather und Senga Negudi. Während sie im Fundraising mit ethnischen und nationalistischen Zuschreibungen versehen worden waren, traten diese Künstlerinnen in der Ausstellung selbst nur als Kollektiv von in den USA tätigen Künstlerinnen aus der Dritten Welt auf. Neben den gezeigten Werken steuerten sie auch Statements für den Ausstellungskatalog bei.[4] Insbesondere mit dieser Ausstellung stellte Mendieta den hegemonialen Feminismus, der das Fundament der A.I.R. Gallery bildete und der die Position von Women of Color nicht adressierte, in Frage.[5] Die demographische Zusammensetzung des Kollektivs änderte sich trotz dieser Bemühungen nur wenig.[6]

Seit ihrer Gründung vergibt die A.I.R. Gallery Praktika an Studentinnen, die ein Studium mit Kunstbezug verfolgen. Daneben veranstaltet sie Performances, Diskussionsrunden und weitere Programme, welche die Verbindung von Kunst und Feminismus beleuchten. Die Geschicke der Galerie werden von den assoziierten Künstlerinnen geleitet. Offene Positionen werden per Mehrheitsvotum neu besetzt. Bei Ausstellungen liegt die Verantwortung für Auswahl und Installation vollumfänglich bei der jeweiligen Künstlerin.[1]

In her article "The Balance Sheet: A.I.R. and Government Funding", Meredith Brown argues that "A.I.R. began to rely on financial support from sources whose bureaucratic complexities necessitated the gallery shift its organizational structure, if not compromise its feminist principles".

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die A.I.R. Gallery regte zu ähnlichen Bestrebungen in anderen Städten an. So wurde die Galerie Artemisia 1973 in Chicago gegründet, nachdem Joy Poe, zu diesem Zeitpunkt noch Studentein am Art Institute of Chicago war, bei einem Besuch in New York das Konzept der kooperativen Galerie kennengelernt hatte und dieses auch in ihrer Stadt für umsetzbar hielt. Das Mitgliedschaftsmodell wurde für die Neugründung übernommen.[7] Weitere Aktivitäten dieser Art entfalteten unter anderem Kollektive wie Womanspace, 1973 in einem umfunktionierten Waschsalon in Los Angeles gegründet, Soho 20 in New York City, WARM in Minneapolis, Front Range in Colorado, Women Artists It's Time (WAIT) in Miami, Hera in Wakefield, Rhode Island und Central Hall auf Long Island.[8] Die Kunsthistorikerin und Künstlerin Lenore Malen, die 1973 nach New York City gezogen war, bezeichnete A.I.R., Soho20 und ähnliche Kooperativen als unverzichtbar für die Entwicklung der feministischen Bewegung in der Kunst. Sie schilderte, wie sie im Rahmen des Monday Night Programms Künstlerinnen und Kritikerinnen wie April Kingsley und Roberta Smith gehört hat.[9]

Sylvia Sleigh malte 1978 das A.I.R. Group Portrait, mit dem sie den 21 Gründungsmitgliedern, zu denen sie selbst zählte, gedachte.

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1992: Choice
  • 1994: Imprint
  • ????: States of the Art
  • ????: Domestic Goods. Women Artists from Central Europe

Internationale Ausstellungen, die in den Räumlichkeiten der Galerie gezeigt wurden, waren unter anderem:

  • 1976: Combative Acts, Profiles and Voices (organisiert von Aline Dallier)
  • 1978: Women Artists from Japan (organisiert von Kazuko)
  • 1979: Artists from Israel (organisiert von Rachel bas-Cohain)
  • 1980: Dialectics of Isolation. An Exhibition of Third World Women Artists in the United States (organisiert von Kazuko, Ana Mendieta und Zarina Hashmi)
  • 1981: Sweden Comes to New York (organisiert von Rachel bas-Cohain und Daria Dorosh)
  • 1992: Choice
  • 1993: States of the Art (kuratiert von Lowery Sims)
  • 1994: Caught Between Mind and Body (kuratiert von Betti Sue Hertz)
  • 1994: Imprint (organisiert von Daria Dorosh)
  • 2005: Domestic Goods. Women Artists from Central Europe (organisiert von Ágnes Berecz)
  • 2010: A.I.R. Expedition Sweden (organisert von Daria Dorosh)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Something Curated, What A.I.R. Gallery Taught Us, in: Something Curated, 11. Juli 2023.
  2. Dena Muller, A.I.R. Gallery: A Spacetime Continuum, in: airgallery.com, 2016, abgerufen am 7. April 2024.
  3. zit. nach: Joanna Gardner-Huggett, Artemisia Challenges the Elders. How a Women Artists' Cooperative Created a Communityfor Feminism and Art Made by Women, in: Frontiers. A Journal of Women Studies, Vol. 33, No. 2, Special Issue: Feminist Artand Social Movements: Beyond NY/LA (2012), S. 55-75, 66.
  4. Leticia Alvarado, Abject Performances. Aesthetic Strategies in Latino Cultural Production, Duke University Press, Durham 2018, ISBN 978-0-82237-063-5, S. 53.
  5. Leticia Alvarado, Abject Performances. Aesthetic Strategies in Latino Cultural Production, Duke University Press, Durham 2018, S. 54.
  6. Joanna Gardner-Huggett, Artemisia Challenges the Elders. How a Women Artists' Cooperative Created a Communityfor Feminism and Art Made by Women, in: Frontiers. A Journal of Women Studies, Vol. 33, No. 2, Special Issue: Feminist Artand Social Movements: Beyond NY/LA (2012), S. 55-75, 66.
  7. Joanna Gardner-Huggett, Artemisia Challenges the Elders. How a Women Artists' Cooperative Created a Communityfor Feminism and Art Made by Women, in: Frontiers. A Journal of Women Studies, Vol. 33, No. 2, Special Issue: Feminist Artand Social Movements: Beyond NY/LA (2012), S. 55-75, 55.
  8. Carey Lovelace, Aloft in Mid A.I.R., in: airgallery.com, 2016, abgerufen am 7. April 2024.
  9. Lenore Malen, Lenore Malen,, in: Meaning, Vol. 4 (2007), abgerufen am 7. April 2024.