„Pflege“ – Versionsunterschied

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* ''Pflege. I care.'' 2., überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-13-241828-8.
* ''Pflege. I care.'' 2., überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-13-241828-8.
* Thorsten Siefarth: ''Arbeitsrecht in der Pflege. Das Lexikon für die Praxis. Mit einer systematischen Einführung.'' Quidditas, Petershausen 2020, ISBN 978-3-944589-01-5.
* Thorsten Siefarth: ''Arbeitsrecht in der Pflege. Das Lexikon für die Praxis. Mit einer systematischen Einführung.'' Quidditas, Petershausen 2020, ISBN 978-3-944589-01-5.
* Sabine Bohnet-Joschko, Dr. Katharina Pilgrim, Dr. Stephan Balling, Philipp Köbe, Lisa Korte, Jonathan Koß, Thea Kreyenschulte: [https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s41906-022-1249-1.pdf Die digitale Zukunft der Gesundheitsversorgung, 2022, ''Pflegezeitschrift'', ''75''(5), 10-13]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 3. Juni 2022, 14:03 Uhr

Unter Pflege fallen alle unterstützenden Maßnahmen und Handlungen, die der Erhaltung, Wiederherstellung oder Anpassung von physischen, psychischen und sozialen Funktionen und Aktivitäten des alltäglichen Lebens dienen. Pflege stellt ein unerlässliches Element der gesundheitlichen Versorgung und sozialen Absicherung dar. Sie ist im Laufe der Zeit zu einem eigenständigen Bereich im Gesundheitswesen geworden und beinhaltet eine Reihe spezifischer Berufsbilder. Verschiedene Organisationen haben Definitionen entwickelt, um den Begriff Pflege zu definieren und eine Abgrenzung zwischen professioneller und nichtberuflicher Pflege zu ermöglichen.

Entstehung der professionellen Pflege

Pflege entstand ursprünglich aus der Notwendigkeit, kranke und schwächere Mitglieder der eigenen Familie oder Gemeinschaft zu versorgen. Daraus entwickelte sich eine nicht-berufliche Pflege, die im Sinne der Nächstenliebe auch bedürftige Menschen außerhalb des eigenen Verwandtenkreises versorgte. Die Weiterentwicklung zu einem medizinischen Assistenzberuf und schließlich zu einem professionellen Heilberuf ist eine in historischen Maßstäben sehr junge Erscheinung. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden spezialisierte Pflegeberufe, z. B. für Kinderkrankenpflege, Heilerziehungspflege, psychiatrische Pflege und Altenpflege (siehe auch Gesundheitsfachberuf)

Ab den 1950er Jahren entstanden erste Pflegetheorien, die die Grundlage der pflegewissenschaftlichen Entwicklung die Professionalisierung der Pflegeberufe bildet und die Pflege zunehmend spezialisiert und akademisiert. So sind beispielsweise die akademischen Fachrichtungen Pflegeforschung, Pflegeinformatik und Pflegepädagogik entstanden. Die Angehörigen der Pflegeberufe werden in Berufsverbänden vertreten, der wichtigste Verband ist das International Council of Nurses (ICN) das rund 20 Millionen Pflegende aller Berufsgruppen aus 130 Ländern vertritt und mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eng zusammen arbeitet.[1]

Definitionen

Es gibt eine Reihe verschiedener Definitionen, die beschreiben, was professionelle Pflege sein sollte. Weitere Definitionen für die Aufgaben Pflegender finden sich beispielsweise in den Pflegegesetzen der einzelnen Nationen und Bundesländern, in den Definitionen und Kodizes einzelner nationaler Pflegeverbände, sowie ihren Unterverbänden und in kleinerem Umfang in den Pflegeleitbildern einzelner Pflegeunternehmen.

WHO-Definition

Definition der Weltgesundheitsorganisation:

„Der gesellschaftliche Auftrag der Pflege ist es, einzelnen Menschen, Familien und ganzen Gruppen dabei zu helfen, ihr physischen, psychisches und soziales Potenzial zu bestimmen und zu verwirklichen, und zwar in dem für die Arbeit anspruchsvollen Kontext ihrer Leben- und Arbeitsumwelt. Dabei müssen die Pflegenden Funktionen aufbauen und erfüllen, welche die Gesundheit fördern, erhalten und Krankheit vermeiden. Zur Pflege gehört auch die Planung und Betreuung bei Krankheit und während der Rehabilitation, und sie umfasst zudem die physischen, psychischen und sozialen Aspekte des Lebens in ihrer Auswirkung auf Gesundheit, Krankheit, Behinderung und Sterben. Pflegende gewährleisten, dass der Einzelne und die Familie, seine Freunde, seine soziale Bezugsgruppe und die Gemeinschaft gegebenenfalls in alle Aspekte der Gesundheitsversorgung einbezogen werden, und unterstützen damit Selbstvertrauen und Selbstbestimmung. Pflegende arbeiten auch partnerschaftlich mit Angehörigen anderer, an der Erbringung anderer gesundheitlicher oder ähnlicher Dienstleistungen beteiligter Gruppen zusammen.“

WHO: Übersetzung in I care Pflege[2]

ICN-Definition

Definition des International Council of Nurses:

„Pflege umfasst die eigenverantwortliche Versorgung und Betreuung - allein oder in Kooperation mit anderen Berufsangehörigen - von Menschen aller Altersgruppen, von Familien oder Lebensgemeinschaften, sowie von Gruppen und sozialen Gemeinschaften, ob krank oder gesund, in allen Lebenssituationen (settings). Pflege schließt die Förderung der Gesundheit, die Verhütung von Krankheiten und die Versorgung und Betreuung kranker, behinderter und sterbender Menschen ein. Weitere Schlüsselaufgaben der Pflege sind Wahrnehmung der Interessen und Bedürfnisse, Förderung einer sicheren Umgebung, Forschung, Mitwirkung in der Gestaltung der Gesundheitspolitik, sowie im Management des Gesundheitswesens und in der Bildung.“

ICN: Übersetzung in I care Pflege[2]

Berufliche und nichtberufliche Pflege

Berufliche Pflege

Aus den verschiedenen Definitionen unter anderem des deutschen Pflegerats ergeben sich für die berufliche Pflege folgende Rahmenbedingungen:

  • Pflege ist ein eigenständiger Beruf des Gesundheitswesens, der einer Ausbildung bedarf und gegen Bezahlung ausgeübt wird.
  • Pflege betrachtet den ganzen Menschen und ist sowohl auf kranke wie auch gesunde Anteile ausgerichtet; dies schließt Prävention, Rehabilitation und Palliativpflege ein.
  • Die Ausübung der Pflege bezieht pflegewissenschaftliche Erkenntnisse, sowie die anderer Bezugswissenschaften wie Medizin, Soziologie, Psychologie ein.
  • Pflegekräfte beurteilen die Pflegebedürftigkeit, planen Pflege, führen sie durch und bewerten sie. Sie beraten und leiten Menschen an.
  • Pflegekräfte sollen durch Fort- und Weiterbildung ihr Wissen und Können erweitern.
  • Pflege arbeitet mit anderen Berufen des Gesundheitswesens zusammen.

Durch diese Punkte lässt sich die berufliche Pflege von der nichtberuflichen Pflege abgrenzen.[3]

Nichtberufliche Pflege

Die Praxis, Menschen zu unterstützen, die wegen ihres Alters, einer Krankheit, Verletzungen oder aufgrund sozialer Missstände Hilfe benötigen, ist in allen Gesellschaften und Religionen verbreitet. Vor allem Kinder und Alte wurden gepflegt, Arme unterstützt und versucht, Schmerz zu lindern. Die Pflege ist in der Regel kompensatorisch, beispielsweise werden gebrochene Knochen geschient, schmerzlindernde Lagerungen angewendet, Grundbedürfnisse wie Ernährung durch Eingabe von Nahrung gestillt, Säuglinge gewickelt und alte Menschen bei der Bewegung unterstützt. Diese Form des Versorgens und Betreuens Anderer stützt sich nicht auf einen dahinter stehende spezifische Berufsausbildung oder eine pflegetheoretische Konzeption und wird als nichtberuflich, informell oder Laienpflege bezeichnet.

In der Regel handelt es sich bei den Pflegenden um Familienangehörige oder Personen mit einer engen persönlichen Beziehung zum Gepflegten, überwiegend sind dies Frauen. Die Bedeutung der Laienpflege für die Gesellschaft ist enorm, von den rund 3,4 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland im Jahre 2017 wurden 1,76 Millionen von informellen Pflegekräften gepflegt. Im Bezug auf den einzelnen Pflegebedürftigen sind die Laienpfleger Spezialisten, ihr Wissen und ihre Kenntnisse über den Gepflegten sind für professionelle Pflegekräfte, die den Pflegebedürftigen übernehmen, von großem Wert.[4]

In Deutschland regelt das SGB XI Pflegekurse für Angehörige und ehrenamtliche Pflegepersonen (§ 45 SGB XI), Angebote zur Unterstützung im Alltag (§ 45a SGB XI) insbesondere auch durch Ehrenamtliche, sowie die Förderung entsprechender Versorgungsstrukturen (§ 45c SGB XI).

Träger

Man unterscheidet die Betreiber von Pflegediensten und Pflegeheimen in öffentliche, freigemeinnützige und private Träger. Zu Letzteren zählen sowohl Unternehmen im Familien- oder Privatbesitz als auch börsennotierte Aktienunternehmen und Unternehmen im Besitz von Private-Equity-Gesellschaften.[5] In Deutschland kam es in den 2010er-Jahren zu einem Anstieg der Anteil der Private-Equity-Gesellschaften und die Zahl der Übernahmen; PE-Gesellschaften waren zuvor vor allem in den Vereinigten Staaten sowie in Europa in Vereinigten Königreich, in den skandinavischen Ländern und den Benelux-Staaten aktiv.[6] Medien sprechen in diesem Zusammenhang von einem „Pflegekapitalismus“ und kritisieren, dass die Politik die Verantwortung der Pflege gemäß den Kriterien der Nachhaltigkeit gestalten müsse und sie nicht an profitmaximierende, kurzfristig orientierte Finanzinvestoren delegieren dürfe.[5]

Zur Trägerlandschaft siehe auch: Freier Träger

Literatur

Einzelnachweise

  1. International Council of Nurses: Webauftritt des ICN (englisch) abgerufen am 25. Juni 2020
  2. a b I care Pflege, Thieme Verlag 2020, ISBN 9783132418288 S. 23
  3. Annette Lauber (Hrsg.): Band 1: Grundlagen beruflicher Pflege, Thieme, 2017 ISBN 978-3132406490 S. 5ff
  4. I care Pflege, Thieme Verlag 2020, ISBN 9783132418288 S. 26
  5. a b Philippa Sigl-Glöckner: Kapitalisierung des Pflegesektors: Kurze Lebenserwartung. In: taz.de. 30. September 2020, abgerufen am 12. Oktober 2020.
  6. Michaela Evans, Christoph Scheuplein: Private-Equity-Investitionen im Pflegesektor: Relevanz, Dimensionen und Handlungserfordernisse. In: Forschung Aktuell, No. 08/2019. Institut Arbeit und Technik (IAT), Gelsenkirchen, abgerufen am 12. Oktober 2020.S. 7.