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Schwarzweißfotografie

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Schattenspiel auf Schwarzweiß
Stadtbrücke Frankfurt/O.

Schwarzweißfotografie bezeichnet alle fotografischen Bemühungen mit dem Ziel, lediglich die Helligkeitswerte von Objekten im Bild wiederzugeben, wobei bei den Bildspeicherverfahren heute die moderne digitale Bildaufzeichnung, das ältere analoge Silberbildverfahren und Kombinationen beider Methoden miteinander konkurrieren.

Das analoge Schwarzweiß-Silberbild-Verfahren gehört zu den ältesten Verfahren der Fotografie überhaupt, ist heute aber fast vollständig durch die Farbfotografie abgelöst worden. Schwarzweißfotos spielen aber noch eine Rolle in der Astrofotografie, da Schwarzweißfilme mit höherer Empfindlichkeit verfügbar sind, in anderen Bereichen der wissenschaftlichen Fotografie und in der künstlerischen Fotografie.
Mit seiner besonderen Fähigkeit zur minimalistischen Motivabstraktion eignet sich das Schwarzweiß-Verfahren besonders zur künstlerischen Intensivierung einer Bildaussage und ist deswegen gerade heute in unserer Zeit der allgegenwärtigen 'bunten Bilder' für viele Fotografen das Ausdrucksmedium ihrer Wahl, wobei die fotografischen Gattungen sich kaum von der Farbfotografie unterscheiden: z.B. Aktfotografie, Portraitfotografie, Landschaftsfotografie, Architekturfotografie oder Reportagefotografie.

Durch Computerbearbeitung ist es heute möglich, den Helligkeitswert nachträglich aus Farbbildern heraus zu filtern. Einige Effekte der analogen Schwarzweißfotografie gehen dabei jedoch verloren oder sind nur mit sehr großem Aufwand zu bewahren.

Prinzip

Bei fast allen Verfahren der analogen Schwarzweißfotografie wird eine lichtempfindliche Schicht, die üblicherweise aus winzigen Silberhalogenidkristallen in einer Gelatineschicht besteht, auf ein Trägermaterial (Papier, Zelluloid, Glas, Polyester) aufgebracht. Dieser „Film“ wird mittels einer Kamera belichtet und danach unter Ausschluss störender Lichteinflüsse entwickelt sowie anschließend fixiert und damit lichtunempfindlich gemacht.

Die silberhaltigen Filme sind bis heute gebräuchlich und werden mit einer Entwicklerflüssigkeit, wie z.B. dem seit mehr als 100 Jahren erhältlichen Rodinal (eine Erfindung von Agfa), entwickelt. Alternativ existieren seit einigen Jahren chromogene Schwarzweiß-Filme, die wie ein monochromer Farbnegativfilm arbeiten und überall im standardisierten C-41 Farbprozess entwickelt werden können.

Geschichte

Heliografie

Erstes Foto der Menschheit, Material: ölbehandelter Asphalt

Die Heliografie wurde 1827 von Joseph Nicéphore Niepce als erstes Fotografieverfahren mit einer Camera obscura auf Asphalt erfunden. Da die Belichtungszeit mehrere Stunden betrug, war diese Art der Fotografie nie sehr bedeutend.

Heliografien waren so etwas wie die Experimentalphase vor der eigentlichen Fotografie, mitunter wird bestritten, dass es sich um „echte“ Fotografien handelt.

Daguerreotypie

Die Daguerreotypie war das erste praxistaugliche Fotografieverfahren und wurde Ende der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts entwickelt. Die entstandenen Bilder waren qualitativ relativ hochwertig, waren aber nicht kopierfähig. Die Bilder wurden als Unikat im Positiv-Verfahren hergestellt. Als lichtempfindliche Schicht fand bereits Silberjodid Verwendung, welches noch heute die Grundlage aller Filmemulsionen ist.

Talbotypie

Etwa zur gleichen Zeit wie die Daguerreotypie wurde mit der Talbotypie das erste Negativverfahren erfunden. Durch das Negativverfahren war es erstmals möglich, Kopien anzufertigen. Als Filmmaterial wurde anfangs Papier benutzt, welches nach Entwicklung und Fixierung mittels heißem Wachs durchsichtig gemacht wurde.

Der Erfinder dieses Verfahrens, William Henry Fox Talbot hatte es sich patentieren lassen und verfolgte Patentverletzungen, was eine Weiterentwicklung stark einschränkte und die Erfindung anderer Verfahren wie Kollodium- und Gelantineplatten provozierte. Die Qualität einer Talbotypie kann sich bei Verwendung einer guten Kamera mit heutigen chemischen Filmen messen.

Kollodium-Naßplatte

Bei diesem Verfahren wird die lichtempfindliche Schicht in feuchtem Zustand in die Kamera geschoben. Kollodium-Naßplatten waren aus schwarzem Glas oder schwarz lackiertem Blech gefertigt.

Gelatine-Trockenplatte

Die Gelatine-Trockenplatten konnten trocken verwendet werden und waren wesentlich lichtempfindlicher als Kollodiumplatten, wodurch erstmals Momentaufnahmen möglich waren. Dies führte zu einer starken Verbreitung und erster halbwegs industrieller Fertigung. Qualitativ kamen Gelatine-Platten nie wirklich an Talbotypien oder Daguerrotypien heran.

Das Gelatineverfahren war von etwa 1850 bis 1890 das gebräuchliche fotografische Verfahren. Es wurde vom fotografischen Film abgelöst.

Zelluloid-Filme

Nachdem wenige Jahre mit Papierfilm experimentiert wurde, kam 1889 der Zelluloid-Film als Erfindung von George Eastman, dem Gründer der Firma Kodak, auf den Markt. Dies revolutionierte die Fototechnik, da nicht mehr jedes Bild einzeln auf eine schwere Platte belichtet werden musste. Da Thomas Alva Edison den Zelluloidfilm bereits 2 Jahre zuvor patentiert hatte, kam es zu einem mehr als zehnjährigen Rechtsstreit, den Edison gewann. Allerdings hatte Eastman in der Zwischenzeit ein Fotoimperium aufgebaut.

Der schnellentzündliche Zelluloidfilm fand nicht lange Verwendung. Er konnte sich bereits ab 36°C selbst entzünden.

Celluloseacetat

Der gefährliche Zelluloidfilm wurde bereits 1901 vom Trägermaterial Celluloseacetat verdrängt, seit 1908 wird dieses Trägermaterial in Großserie hergestellt. Die Feuerempfindlichkeit der Filme hält sich teilweise bis heute als Gerücht.

Unterschiede zur Farbfotografie

Grafischer Effekt durch harte Papiergradation
Film als Meterware, vorgestanzt

Durch die 'Übersetzung' der farbigen Realität in die reduzierte Dimension der Grauwerte und ihre extremen Ausprägungen 'Schwarz' und 'Weiß' schafft sich die Schwarzweißfotografie ihre eigene abstrahierende Bildästhetik, die in vielerlei bildgestalterischen Aspekten andere Ansprüche an den Fotografen stellt als die primär mit der Farbe arbeitende Farbfotografie: Kontrast- und Helligkeitsnuancen und ihre grafischen Beziehungen zueinander sind die zentralen Gestaltungskategorien des Schwarzweißfotografen - sie setzen einerseits ein spezielles fotografisches Sehen voraus, andererseits eine besondere fotografisch / handwerkliche Technik, die eigentlich nur jenseits jeglicher Standardisierung angemessene Bildresultate ermöglicht.

ORWO- Fotopapier
ORWO- Filme
Die Herstellung einer Schwarzweiß-Fotografie im Heimlabor ist kein allzu schwieriger Prozess, der zudem weitaus weniger apparativen Aufwand erfordert als die Arbeit im Farblabor.

Ein besonderer Vorteil ergibt sich aus der Tatsache, daß für das Schwarzweiß-Bild eine Fülle unterschiedlich nuancierter fotografischer Papiere auf dem Markt existieren, die ein genaues Reagieren auf technische Einzelheiten und fotografische Zielvorstellungen ermöglichen. Abgesehen von den Gruppierungen RC-Papier (kunststoffbeschichtet) und Baryt-Papier (Kartonträger), unterscheiden sich die Papiere vornehmlich in den folgenden Bereichen:

  • Gradation- hier unterscheidet man die hell-dunkel-Kontraste von sehr weich für Porträts bis ultra hart für extreme Effekte, bei denen man kaum noch Grautöne auf den Bildern findet - obendrein gibt es die Festgradationspapiere mit jeweils einer einzigen Gradation sowie die Multi-Grade Papiere, die eine Gradationssteuerung von weich bis hart über die Lichtfarbe des Vergößerers ermöglichen.
  • Farbe - neben weißem Papierträger gibt es leicht warmes bis stark chamois gefärbte Nuancen
  • Oberfläche - Hochglanz, matt, tiefmatt, Seidenglanz, stumpfmatt, gerastert
  • Grammatur - von fast papierdünn (135g/qm) bis extra dicker Karton (260g/qm)
  • Schwärzungston - von warmschwarz bis kaltschwarz

Durch verschiedene Arten der Trocknung sind außerdem interessante Effekte möglich, einige Papiere kann man auf Leinen trocknen, sie nehmen dann die Struktur des Stoffes an. Werden glänzende Papiere nicht auf der Hochglanzfolie der Trockenmaschine sondern an der Luft getrocknet, bekommt man einen matten Glanz.

Schwarzweiß-Negativmaterial ist im 35mm-Format als Meterware erhältlich - damit kann man sehr flexibel den Filmbedarf auf unterschiedliche Situationen einstellen.

Die Bedeutung der Schwarzweißfotografie im Massengeschäft ist in den letzten Jahrzehnten erheblich zurückgegangen. Eine Ausnahme sind die chromogenen Schwarzweißfilme, die im Prozess C-41 entwickelt werden. Dies ist der heute übliche Prozess für Farbbilder, die Laborbetriebe unterscheiden diese Filme nicht von Farbfilmen.

Konfektionierung

Als Konfektionierung bezeichnet man in der Fotografie das Aufnahmeformat und die Handelslänge von fotografischem Filmmaterial.

Marktbeherrschende Anbieter von Schwarzweißfilmen sind heute die Firmen Kodak für das Verfahren C-41 sowie Ilford, welche klassische Filme und C-41-Filme herstellt. In China und Russland werden auch noch in nennenswertem Umfang Schwarzweißfilme hergestellt, die aber überwiegend auf deren Binnenmarkt Verwendung finden. Fast der gesamte Markt der Billig- oder Firmenlabel-Filme wird bei Ilford produziert.

Gebräuchlich sind nur noch Kleinbildfilme (35-mm-Filme, Format 135) - Rollfilme sowie Planfilmmaterial ist dem Bereich der professionellen Fotografie vorbehalten und im normalen Fachhandel kaum noch erhältlich. Schwarzweißfilme halten sich im Kühlschrank mehrere Jahrzehnte über das Verfallsdatum hinaus, sie werden im Laufe der Jahrzehnte etwas weicher und kontrastärmer in der Bildwirkung.

Für weitere Hersteller von Schwarzweißfilmen siehe weiter unten Weblinks.

Rollfilme

leere und volle Rolle Rollfilm

Mit der Einführung der Rollfilme war es erstmals möglich, Negativmaterial bei Tageslicht zu wechseln. Bis dahin war die Bestückung der Kamera mit lichtempfindlichem Material nur in der Dunkelkammer möglich.

Klassischer Rollfilm ist der 120er Film, der mit einer Bildbreite von 60 mm für verschiedene Längenformate auch heute noch den Standard setzt für die professionelle Studio-Fotografie. Längenformate mit dem 120er Film sind 45 mm (Mamiya und Pentax), 60 mm quadratisch (im Wesentlichen Rolleiflex, deren Nachbauten, Pentacon SIX und Hasselblad) sowie  90 mm (selten, diverse Hersteller).

Über die Herkunft des Begriffes „120er“ Film existieren keine gesicherten Erkenntnisse. Der 120er Film besitzt eine durchgehende Papierschicht und ist für alle Rollfilmkameras geeignet. Der doppelt lange 220er Film funktioniert nur in Kameras, die dafür ausgelegt sind.

35-mm-Filme

Filmpatrone Format 135 (35 mm)

35-mm-Filme wurden zuerst für den Kinofilm entwickelt. Zum Ende der 20er Jahre dann wurden von Oskar Barnack erste Anwendungen zur fotografischen Nutzung des 35mm-Materials erarbeitet, aus denen die Leica-M-Serie entstand, sowie, mit wenigen Ausnahmen, sich praktisch die gesamte, vor der Zeit der Digitalkameras als „analog“ bezeichnete Amateurfotografie ableitet.

Der 35-mm-Film (Format 135) ist noch heute Standardmaterial in der analogen Fotografie. Diese Filme sind 35 mm breit, daher kann die Formatbezeichnung „135er“ stammen.

Übliche Konfektionierungen sind:

  • 135-36 - Standardformat mit 36 Aufnahmen
  • 135-27 - 3 Bilder mehr als beim 135-24 verkaufte nur AGFA als Mittel der Verkaufsförderung
  • 135-24 - 24 Aufnahmen
  • 135-12 - 12 Aufnahmen

Einige wenige Kameras konnten Bilder im „Halbformat“ belichten, man erreichte damit die doppelte Bildausbeute, allerdings auch eine wesentlich schlechtere Qualität der Aufnahmen wegen des kleineren Negativformats von nur 17x24mm. Bekannteste Vertreter waren die Yashica Samurai oder die Kameras der PEN-Reihe von Olympus. Halbformatkameras sind heute auf dem Markt praktisch nicht mehr vertreten.

Andere Formate

Neben dem Standard Kleinbildfilm mit 35 mm gab es in der Vergangenheit diverse Kassettenfilme, z.B. mit der Bezeichnung "126" (Kodak-Instamatic) oder "110" (Pentax), sowie aktuell noch erhältliche Spezialformate für die Großbildfotografie sowie das Filmformat 8x11mm für die Minox-Kameras (siehe Filmtypen).

In den frühen 90er Jahren wurde das zum 35mm-Film vergleichsweise etwas kleinere APS-Format herausgebracht, das einige Handhabungsvorteile mit den Filmpatronen verband und eine Magnetcodierung der Patronen mit Datentransfer-Eigenschaften verbindet. Aufgrund besser gewordener Emulsionen und Auflösungen wird behauptet, dass die APS-Filme dem 35mm-Film ebenbürtig seien. Jedoch wurden dann dieselben Emulsionen auch auf 35mm-Film konfektioniert, wodurch der klassische Kleinbildfilm wieder qualitativ nach vorn kam. Schwarzweiß-Filme spielen jedoch in APS-Konfektionierung am Markt kaum eine Rolle.

Spezialfilme

Datei:Web9.jpg
Mit einem IR-Film erzeugtes SW-Bild

In geringem Umfang waren immer spezielle Filme für besondere fotografische Aufgaben auf dem Markt, ein bekannter Vertreter ist der Schwarzweiß-Infrarot-Film. Da dieser durch seine wärmeempfindlichen Sensibilisierungsfarbstoffe sehr instabil ist, sind Lagerung und Transport aufwändig. Belichtet man den Film durch steile Kantenfilter, die das sichtbare Spektrum ausblenden, wird fast ausschließlich der langwellige Infrarotanteil für die Bilderzeugung verwendet. Durch die dabei entstehenden Tonwertverschiebungen entsteht eine typische IR-Verfremdung, die für die eigenartige Bildwirkung verantwortlich ist. Ein bekannter Film mit echter IR-Sensibilisierung ist der inzwischen nicht mehr erhältliche Kodak HIE, der lediglich in der Kleinbild - und 70mm-Konfektionierung produziert wurde.

Da eine sichere und langfristige digitale Speicherung wertvoller Datenbestände mit erheblichen Problemen verbunden ist, sind nach wie vor hochauflösende, orthochromatisch sensibilisierte SW-Mikrofilme für eine effiziente, verkleinerte analoge Abbildung kostbarer und unersetzlicher Archivdaten von großer Bedeutung. Alle großen Hersteller (Kodak, Agfa-Gevaert, Ilford) liefern aus diesem Grund auch im 'digitalen Zeitalter' weiterhin Mikrofilm-Material in den unterschiedlichsten Konfektionierungen.

An die Schwarz-Weiß Verkehrsüberwachungsfilme werden besonders hohe Ansprüche gestellt, da sie der Beweissicherung (Fahrererkennung) auch unter komplizierten Lichtbedingungen dienen. Wegen der Blendgefahr des Autofahrers wird die Aufnahme ausschließlich durch ein Rotfilter mit mittlerer Dichte 'geblitzt', was die Notwendigkeit einer erhöhten Rot-Sensibilisierung im Vergleich zum panchromatischen SW-Normalfilm voraussetzt. Hoher Belichtungsspielraum, höhere Empfindlichkeit und angemessene Feinkörnigkeit gehören mit zum Anforderungsprofil dieser Filme. Ein Beispiel aus der Reihe derartiger Spezialfilme ist der SFX200 der Firma Ilford, der als Pseudo-Infrarotfilm auch auf dem regulären Filmmarkt erhältlich war und in der bildmäßigen Fotografie mit interessanten Bildergebnissen verwendet werden konnte.

Für die Luftbildfotografie werden heute noch hochspezialisierte Schwarz-Weiß Bilderfassungsfilme produziert, die vorwiegend in den Bereichen Kartografie, Vermessung, Hydrologie und militärischer Aufklärung Verwendung finden. Ähnlich wie die Verkehrsüberwachungsfilme sind diese Materialien panchromatisch (mit erweitertem Rotbereich) sensibilisiert.

Strichfilme bzw. Lithfilme sind besonders steil reagierende fotochemische Filmmaterialien, die im Zusammenwirken mit Lithentwicklern halbtonlose Schwarz-Weiß-Bildpartien ohne Grauwertabstufungen liefern; sie finden vorwiegend in der Druck- und Reprotechnik Verwendung.

Farbempfindlichkeit

der Hintergrund dieses Bildes ist kräftiges grün, erscheint auf dem Schwarzweißfilm aber fast weiß

Während in den Anfangsjahren der Fotografie orthochromatische Filme, d.h. rotblinde Materialien verwendet wurden, versuchte die Industrie, die Filme immer mehr in Richtung panchromatischer Emulsionen zu entwickeln. Dies wurde teilweise durch den Gebrauch des Suffix 'pan' bei Filmnamen kenntlich gemacht, wenn auch wirkliche Panfilme nie erreicht wurden, Schwarzweißfilme geben die Wirklichkeit immer etwas anders wieder als das menschliche Auge oder die Physik. Aufgrund der meist verwendeten 3-Schichttechnologie bei Farbfilmen sind diese vergleichsweise dicker als Schwarzweißfilme. Dies führt zu dem Umstand, dass Schwarzweißfilme technisch bedingt schärfer abbilden können als vergleichbare Farbfilme. Eine Ausnahme waren die mittlerweile nicht mehr produzierten KodaChrome-Filme, deren Entwicklungstechnologie und -chemie von der Firma Kodak seit Jahrzehnten geheim gehalten wird. Diese teuren Filme bieten eine bessere Brillanz und Schärfe als vergleichbare Mehrschichtfilme anderer Hersteller. Der Qualitätsunterschied ist aufgrund von Weiterentwicklungen aller Hersteller nicht mehr so groß wie vor etwa 10 Jahren, da die Farbschichten immer dünner wurden.

Unterschiede in der Empfindlichkeit der Farben tritt vor allem in den Grundfarben auf, alle weiteren Farben werden relativ tonwertgerecht wiedergegeben.

  • Rot wird auf Schwarzweißfilmen etwas zu hell wiedergegeben, weshalb man bei Porträtaufnahmen den Personen die Lippen schminkt (auch Männern). Die Lippen heben sich sonst zu schwach von der Haut ab.
  • Grün wird noch stärker als rot zu hell dargestellt, kräftig grüne Farbe wird annähernd weiß. Dieser Effekt ist bei künstlichen Materialien stärker als in der Natur, Wiesen und Blätter erscheinen dunkler als vergleichbare Stoffe. Der Farbunterschied grüner Bäume zu blauem Himmel kann mit einem Rotfilter extrem verstärkt werden.
  • Blau wirkt dunkler als wir es eigentlich wahrnehmen, mit Rotfilter wird es nahezu schwarz, was beim Vorhandensein von Wolken dazu führt, dass fast unwirkliche, sehr kontrastreiche Bilder entstehen, die allerdings - trotz ihrer unnatürlichen Wirkung - bei entsprechendem Bildsujet eine interessante Bildwirkung entfalten können.

Filmkorn

Das Filmkorn hochempfindlicher Schwarzweißfilme wird gern als Gestaltungsmittel eingesetzt und kann während der Filmentwicklung gezielt beeinflusst werden (höhere Konzentration des Entwicklers, höhere Temperaturen bei kürzerer Entwicklung). Gern wird dafür der Entwickler Rodinal (in der DDR unter dem Handelsnamen R09 vertrieben) verwendet, welcher seit über 100 Jahren hergestellt wird. Das Filmkorn ist ausgeprägter und wird subjektiv weniger als störend empfunden als in der Farbfotografie.

Bildbeeinflussung

Während der Aufnahme

Filmwahl

Darstellung von Filmkorn ISO 1600

Die Wahl eines geeigneten Films ist in der Schwarzweißfotografie wichtiger als bei Farbbildern. Hochempfindliche Filme zeigen ein deutliches Filmkorn, niedrigempfindliche Filme arbeiten deutlich härter und kontrastreicher, als es das menschliche Auge empfindet.

In der Schwarzweißfotografie gilt - anders als bei Farbfotos heutzutage - Korn nicht als Makel. So wird die Kornwirkung durch die Verwendung eines Films ISO 400 oder höher und später Ausbelichtung auf hartem Papier gern verstärkt. Diese Wirkung ist am Computer nur sehr schwer zu simulieren, grobkörnige Fotos auf Film erkennt man relativ sicher und kann diese gut von Digitalaufnahmen unterscheiden.

Sanfte Grauabstufungen erreicht man mit einem Film mittlerer Empfindlichkeit (ISO 100 oder 200), harte und kontrastreiche Fotos mit geringempfindlichen Filmen, die allerdings fast vom Markt verschwunden sind.

Farbfilter

Beispiel: Schwarzweißfotografie mit Rotfilter vor dem Objektiv
Ein weiteres Beispiel
Noch ein Beispiel

Die genaue Tonwertsteuerung des eigentlichen Bildspeichers ist in der analogen SW-Fotografie von entscheidender Bedeutung, da sich nachträgliche Korrekturen im Positivprozess nur in sehr begrenztem Umfang durchführen lassen. Mit Hilfe von farbigen Filterscheiben vor dem Aufnahmeobjektiv werden gezielt Bereiche des sichtbaren Lichts herausgefiltert, was im Resultat zu einer veränderten Schwärzungsverteilung auf dem belichteten Film führt, die im Positivprozess eine veränderte Grautonwiedergabe zur Folge hat.

Voraussetzung für eine planmäßige Steuerung der Schwärzungsverteilung auf dem Film sind Grundkenntnisse zur Filtertechnik, zur Lichtsitation beim Fotografieren und zur Sensibilisierung des verwendeten Filmmaterials.

Prinzipiell lassen Filter ihre Eigenfarbe verstärkt passieren, die Komplementärfarbe wird je nach Filterdichte entsprechend gesperrt - d.h. im fertigen Positiv sind die Partien in der Eigenfarbe des verwendeten Tonwertfilters im Grauwert heller, die Partien der Komplementärfarben im Grauwert dunkler als ohne den Farbfilter:

Daneben gibt es auch noch gelb-grüne und orange Filtergläser, mit denen die oben beschriebenen Effekte kombiniert oder auch abgeschwächt werden können. Dagegen hat die Verwendung blauer Filtergläser in der Schwarzweißfotografie kaum eine Bedeutung.

UV-Filter

Ultraviolett-Filter haben den Effekt, vor allem im Winter und im Hochgebirge hohe Anteile überbelichtenden UV-Lichtes vom Film fernzuhalten. Im allereinfachsten Fall bleibt auf Objektiven ständig einen UV-Filter montiert, um die Frontlinse des Objektives vor Beschädigung zu schützen. Etwas stärkere Wirkung als UV-Filter haben so genannte Skylightfilter, sie funktionieren nach dem gleichen Prinzip.

Beide genannten Filterarten sehen aus wie klares Glas, mit dem bloßen Auge kann man keine Wirkung erkennen.

Polarisationsfilter

Polarisationsfilter ermöglichen das Entfernen ungewünschter nichtmetallischer Spiegelungen sowie unter Umständen eine drastische Kontrasterhöhung. Je nach Drehwinkel ist eine bis zu 4-fache Verlängerung der Belichtungszeit erforderlich.

Polarisationsfilter nehmen Einfluss auf die "Durchlass-Richtung" der Lichtwellen. Man unterscheidet lineare Polfilter und Zirkular-Polfilter. Oft haben Polfilter eine kontrastverstärkende Wirkung. Vor allem Wolken werden dramatisch betont vor einem blauen Himmel. Ein Polfilter hat ähnlich einem Graufilter immer auch licht-dämpfenden Einfluss, da das Umgebungslicht in aller Regel nicht polarisiert ist, jedoch nur die Wellen der „richtigen“ Ausrichtung ein Polfilter passieren können, und damit nur ein Anteil des verfügbaren Lichtes auf den Film gelangt.

Polfilter sehen grau aus, ihre Wirkung sieht man bereits, wenn man nur den Filter vor dem Auge dreht.

Neutraldichtefilter

Manche fotografischen Zielvorstellungen sind auf ein Neutraldichtefilter (auch Graufilter) angewiesen, das in verschiedenen Dichtestufen erhältlich ist. Es reduziert lediglich den Lichtdurchgang ohne die Lichtfarbe zu verändern, ist deswegen auch für die Farbfotografie verwendbar und ermöglicht durch seine Lichtdämpfung korrekte Belichtung bei größeren Blendenöffnungen für absichtlich geringe Schärfentiefe und bewußte Platzierung der Schärfeebene, sorgt aber auch umgekehrt für geplante Bewegungsunschärfen durch lange Belichtungszeiten, was z.B. bei Fließgewässern oder 'Wasserspielen' eine interessante fotografische Bewegungssymbolik erzeugt.

Effektfilter

An Effektfiltern ist auch in der Schwarzweiß-Fotografie vielerlei einsetzbar: Angefangen von Unschärfe- oder Weichzeichner-Vorsatzscheiben über Stern-Effekte (Vierfach-, Sechsfach-, Achtfach-Lichtsterne) bis hin zu prismatischen Effekten lassen sich die vielfältigsten Effekte erzeugen.

Nachbearbeitung im Labor

Beeinflussung der Filmentwicklung

Ausgleichsentwicklung durch 2,5-fache Verdünnung und 3-fache Verlängerung der Zeit

Durch eine so genannte „Ausgleichsentwicklung“ wird mittels stark verdünntem Entwickler bei ebenfalls stark verlängerter Entwicklungszeit ein ausgeglicheneres Negativ geschaffen, das mehr Tonwertumfang bietet als eine Normalentwicklung. Da bei einer Verdünnung der Entwicklerlösung ein dem Schwarzschildeffekt ähnlicher Verlängerungsfaktor beachtet werden muss, ist der Verdünnungsfaktor immer etwas kleiner als die Verlängerung der Entwicklungszeit. Nicht alle Entwicklungslösungen sind geeignet, eine Ausgleichsentwicklung durchzuführen. So ist der legendäre Rodinal (in der DDR: R 09) ungeeignet.

Mittels von der vorgeschriebenen Temperatur abweichenden Entwicklungen kann man das Ergebnis zwar auch beeinflussen, es kommt aber meist zu einer Verschlechterung. Erhöhung der Temperatur vergröbert das Bild, verringert den Tonwertumfang. Kältere Entwicklung kann zu Flecken auf dem Film führen, bei Temperaturen unter 8°C kann es zur Ausbildung einer Kristallstruktur kommen.

Experimentell kann man den Film nach der Fixierung nicht wässern, dann bildet sich eine interessante Struktur, die einer Großaufnahme von Schneeflocken ähnelt. Diese Methode ist unbeliebt, weil man sich damit das Entwicklungsgerät sehr verschmiert. Für den Film ist es ungefährlich, das Wässern kann im Anschluss geschehen.

Manipulationen der Papierbelichtung

Hierzu zählen Techniken wie partielle Nachbelichtung oder Abwedeln, Solarisieren, Tönungen, Isohelie und ähnliche Techniken.

Das Abwedeln oder Nachbelichten geschieht mit Schablonen oder den Händen, welche man ständig leicht bewegt. Dies bringt beim fertigen Papierbild einen fließenden Übergang, da in der Dunkelkammer Belichtungszeiten von mehreren Sekunden bis zu einigen Minuten üblich sind. Die einfachsten Tönungen erreicht man durch eine nachträgliche Tränkung der Bilder in Schwarztee (Chamois-Tönung) oder durch Nachbehandlung mit verschiedenen Metallsalze.

Die Bildbeispiele sind originale Schwarzweißfotos, die Manipulationen erfolgten am Computer und stellen in etwa den Effekt dar, den man auch in der Dunkelkammer erreichen kann. All diese Manipulationen waren seit den Anfängen der Fotografie bekannt, entstanden durch Unfälle oder Experimente. Je nach gerade herrschendem Modebild wurden sie mehr oder weniger häufig angewendet.

Retusche

am Computer retuschiertes Schwarzweißfoto

Hat man alte, stark verschmutzte Filme, kann man diese maximal 30 Minuten in kaltem Wasser mit ganz wenig Spülmittel einweichen. Dabei sollte man zwischendurch immer wieder sehr vorsichtig versuchen, Schmutz abzuwischen, indem man den Film langsam zwischen Daumen und Zeigefinger abstreift. Dabei ist die Schichtseite am Zeigefinger zu führen, die Außenseite der Filmwölbung also am Daumen.

Übriggebliebene Verunreinigungen, Kratzer, Knicke und fehlende Bildteile kann man mit einem guten Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop oder Gimp dann in mühevoller Kleinarbeit berichtigen. Dazu ist Einiges an Erfahrung nötig. Automatismen eignen sich in den allerwenigsten Fällen für eine erfolgreiche Retusche.

Digitale Schwarzweißfotografie

Digitale Kameras, die speziell für die Schwarzweißfotografie hergestellt werden, sind fast ausschließlich für die Fernerkundung bestimmt. Dabei ist der Tonwertumfang (die Anzahl unterschiedlicher Grautöne) wichtiger als ein farbiges Bild. In der Satellitenmeteorologie und -geologie werden häufig Satellitenbilder verschiedener Kanäle "eingefärbt" und kombiniert. Dabei entstehen farbige RGB-Bilder, welche die Bildinterpretation erleichtern.

Viele handelsübliche digitale Kameras unterstützen einen Modus, bei dem die Bilder in Graustufen gespeichert werden. Eine nachträgliche Umwandlung von Farbbildern in Schwarzweißbilder ist aber immer vorzuziehen. Hierbei sind Automatismen wie das einfache Umwandeln in Graustufen nicht optimal. Bessere Ergebnisse erreicht man über Kanalmixer, mit denen man den Anteil der roten, grünen und blauen Kanäle exakt beeinflussen kann.

Siehe auch

Literatur

  • Werner Wurst: Foto-Exkursionen mit der Exa. VEB Wilhelm Knapp Verlag, Halle (50er Jahre)
  • Werner Wurst: EXAKTA Kleinbild-Fotografie. VEB Fotokinoverlag, Leipzig (60er Jahre)
  • Otto Croy: Vergrößern mit allen Finessen. Seebruck am Chiemsee 1962 (Heering-Verlag)
  • Hennig Wargalla: Farbkorrektur mit Photoshop und Scan- Programmen. MIT Press, ISBN 3-8266-0970-0 (für erfahrene Anwender von Photoshop auf Mac und PC)
  • Katrin Eismann: Photoshop - Retusche und Restaurierung. MIT Press, ISBN 3-8266-0820-8 (setzt umfangreiche Kenntnisse in Photoshop voraus)
  • Thomas Maschke: Faszination Schwarzweiß-Fotografie. Ausrüstung. Bildgestaltung und Aufnahmetechnik. Laborarbeiten., ISBN: 3426641011
  • Julien Busselle: Schwarzweiß vergrößern: Spezialeffekte. Filtereffekte, Tonungen, Lithentwicklung, Edeldruckverfahren, Laterna Magica 2000, ISBN: 3874677680
  • Reinhard Merz: Das Praxisbuch Schwarzweiss-Labor Schritt für Schritt vom Einsteiger zum Laborprofi, Schwarzweiss-Magazin.de 2004, ISBN: 3980980103

Weblinks