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Wasp-Klasse

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Die Bataan 1999 im Atlantik
Die Bataan 1999 im Atlantik
Übersicht
Typ Amphibisches Angriffsschiff
Einheiten 8 genehmigt, 7 in Dienst
Namensgeber Wespe
Dienstzeit

seit 1989

Technische Daten
Verdrängung

40.650–41.772 Tonnen

Länge

257,2 Meter

Breite

33,5 Meter

Tiefgang

8,2 Meter

Besatzung

104 Offiziere, 1004 Matrosen, bis zu 1894 Truppen

Antrieb

2 Propeller, über 2 Dampfturbinen angetrieben; 70.000 Wellen-PS
Letzte: 2 Gasturbinen

Geschwindigkeit

20+ Knoten

Reichweite

9500 Seemeilen bei 20 Knoten

Bewaffnung

2 Starter RAM, 2 Starter Sea Sparrow, diverse Rohrwaffen

Die Wasp-Klasse ist eine Klasse amphibischer Angriffsschiffe der United States Navy. Sie wurde Anfang der 1980er Jahre entwickelt, die erste Einheit ging 1989 in Dienst. Die achte und letzte Einheit wird der Flotte 2009 zugehen.

Die Schiffe, die die Ausmaße von Flugzeugträgern aus dem Zweiten Weltkrieg erreichen, transportieren bis zu 40 Fluggeräte, sowohl Helikopter als auch Senkrechtstarter, und in einem internen Welldeck einige Landungsboote. Sie werden in speziellen Kampfgruppen für die amphibische Kriegsführung eingesetzt, können aber auch humanitäre Hilfsoperationen durchführen.

Geschichte

Planung und Bau

Bild der Wasp 1987 im Bau

Die Planung für die Schiffe der Wasp-Klasse begann um 1980, dabei wurde stark auf die Pläne der vorhergehenden Tarawa-Klasse zurückgegriffen. Auch wenn beide Klassen amphibische Angriffsschiffe sind, gibt es bei den Neubauten Detailveränderungen, die aus den Wasps nicht nur eine eigenständige Schiffsklasse machten, sondern ihr sogar eine eigene Kennung, LHD für Landing Helicopter Dock, einbrachten. Der Grund liegt in der gegenüber ihren Vorgängern wesentlich gesteigerten Dockkapazität.

Ursprünglich wollte die US Navy bis zu 11 Schiffe dieser Klasse bauen[1], 1984 wurde die erste Einheit in Auftrag gegeben. Später wurde die projektierte Anzahl auf sieben reduziert, die bis 1995 geordert wurden. Planungs- und Bauwerft aller Einheit war Ingalls Shipbuilding in Pascagoula, Mississippi. 2001 wurde die letzte der sieben Einheiten in Dienst gestellt. Die Kosten für Bau und Ausrüstung lagen pro Schiff bei rund 1,2 Milliarden US-Dollar[2].

Nachdem klar wurde, dass einzelne Schiffe der Tarawa-Klasse nicht ihre vorgesehene Lebensdauer von 35 bis 40 Jahren erreichen würden, sondern mindestens eine der Einheiten schon um 2005 außer Dienst gehen würde, wurde 2002 ein weiterer Auftrag für die achte und letzte Einheit der Klasse vergeben.[3] Das Schiff wird als Nachzügler umfangreiche Änderungen vor allem an der Antriebsanlage erfahren. Auf Grund von Beschädigungen während des Hurrikans „Katrina“ und späteren Problemen mit der Verkabelung an Bord wird es erst 2009 statt wie geplant 2007 in Dienst gehen. Die Kosten sollten ursprünglich bei rund 2,2 Mrd. Dollar liegen [4], werden aber durch die Verzögerung noch um über 300 Millionen Dollar ansteigen. Diese werden teilweise von der Werft, ebenfalls Ingalls, getragen.[5]

Die Benennung der Schiffe folgt nicht, wie bei früheren amphibischen Schiffen der US Navy, der Tradition, Namen nach großen Schlachten des Marine Corps auszuwählen, stattdessen wurden hauptsächlich Namen von historischen Flugzeugträgern wiederverwendet.

Gegenwart und Zukunft

Die sieben ursprünglichen Schiffe der Wasp-Klasse gingen zwischen 1989 und 2001 in Dienst und ersetzten teilweise die veralteten Helikopterträger der Iwo-Jima-Klasse, teilweise waren sie eine ersatzunabhängige Ergänzung der amphibischen Streitkräfte der US Navy. In diesen bildet die Wasp-Klasse mit derzeit drei verbliebenen Tarawas die Hauptkomponente jeweils einer amphibischen Kampfgruppe.

Ab circa 2013 sollen außerdem die Einheiten der America-Klasse in Dienst gehen und die Tarawas vollkommen verdrängen. Ab 2027 sollen dann die ersten Wasp außer Dienst gestellt und ebenfalls durch Neubauten ersetzt werden.

Technik

Rumpf

Diese Ansicht zeigt die Einfahrt eines LCU ins Welldeck der Essex

Die Schiffe der Wasp-Klasse sind 257,2 Meter lang (über alles, also die Länge des Flugdecks), die Konstruktionswasserlinie liegt bei 237,1 Meter. Die Breite beträgt 33,5 Meter bzw. 32,3 Meter. Die Verdrängung bei voller Zuladung liegt bei etwas über 40.000 Standard-Tonnen. Damit kommen die Schiffe auf rund 8,2 Meter Tiefgang. Von den Ausmaßen ähneln die Schiffe damit Flugzeugträgern aus dem Zweiten Weltkrieg, sind aber bedeutend schwerer als diese.

Das Deck ist durchgehend als Flugdeck ausgelegt, lediglich eine Insel, wie sie auch moderne Flugzeugträger besitzen, ragt darüber hinaus und beherbegt Kontrollräume sowie den Antennenwald mit sämtlichen elektrischen Anlagen an zwei Masten. Das Flugdeck ist aus gehärtetem HY-100-Stahl gefertigt, um auch senkrechtstartenden Jets eine sichere Landefläche bieten zu können. Unter dem Flugdeck befindet sich im achterenen Drittel ein geschützes Hangardeck für die Bordflugzeuge und -helikopter. An Back- und Steuerbord befördert je ein Flugzeugaufzug diese auf das Flugdeck.

Unter dem Hangar sind die achteren 82 Meter vom 15 Meter breiten Welldeck belegt, das nach hinten durch ein Tor abgeschlossen wird. Damit Landeboote dort ein- und ausfahren können, besitzen die Schiffe große Ballasttanks, die Seewasser aufnehmen und das Heck zusätzlich um fast drei Meter auf dann 11 Meter absinken lassen. Weiter Richtung Bug befinden sich rund 2000 Quadratmeter Frachtraum.

Antrieb

Die ersten sieben Einheiten werden von einem Dampfantrieb angetrieben. Zwei ölbefeuerte Kessel erhitzen Wasser, der erzeugte Dampf treibt zwei Getriebeturbinen an, von denen jede wiederum eine Welle mit einem Propeller antreibt. Die fünfblättrigen Propeller haben einen Durchmesser von fast fünf Metern.

Die Leistung des Systems liegt bei rund 70.000 Wellen-PS, die Geschwindigkeit beträgt laut offizieller Angabe 20+ Knoten, tatsächlich dürfte diese bei etwa 24 Knoten liegen.[1] Die Reichweite ohne zu Bunkern liegt bei einer Marschgeschwindigkeit von 20 Knoten bei rund 9500 Seemeilen. Die Energie für das Bordnetz wird von Dampfgeneratoren erzeugt, die Leistung beträgt 16 Megawatt.

Die als Nachzügler geplante Einheit Makin Island erhielt im Gegensatz dazu zwei LM-2500+-Gasturbinen von General Electric, die dem Schiff ähnliche Leistungswerte wie ihren Vorgängen bringt, aber sehr viel schnellere Beschleunigung erlaubt. Die Makin Island ist damit das erste gasturbinengetriebene Flugdeckschiff der US Navy. Bei langsamen Geschwindigkeiten unter 12 Knoten wird das Schiff ausschließlich durch zwei 5000-PS-Elektromotoren angetrieben, wodurch bis zu 25 % Betriebszeit der Gasturbinen und somit über 1,5 Millionen Liter Treibstoff eingespart werden sollen.[6] Auch die Energieerzeugung wurde umgestellt, statt Dampfgeneratoren erzeugen sechs Dieselgeneratoren eine maximale Leistung von 24 Megawatt.

Zusätzlich erzeugt jedes Schiff rund 900.000 Liter Frischwasser pro Tag.[7]

Um die Stabilität der Schiffe zu gewährleisten, befinden sich die schweren Antriebsanlagen mittschiffs auf den untersten Decks.

Eingeschiffte Fahr- und Fluggeräte

Zwei Osprey während Tests mit der Wasp

Im Welldeck kann jede Einheit der Klasse drei Luftkissenboote des Typs Landing Craft Air Cushioned (LCAC) mitführen. Alternativ passen zwei Landing Craft, Utility (LCU) oder je eines dieser Typen ins Welldeck. Für reine Angriffsmissionen können auch 40 Assault Amphibious Vehicles AAV7 transportiert werden, wenn diese nicht gefechtsbereit gemacht sind bis zu 61.

Für gewöhnlich besteht der größte Teil der eingeschifften Luftflotte aus Transporthubschraubern des Typs Boeing-Vertol CH-46 Sea Knight (circa zwölf Exemplare) und Sikorsky CH-53 Sea Stallion (circa vier). Weitere Helikopter an Bord sind die Bell UH-1 Huey und die Bell AH-1W Super Cobra. Zusätzlich besitzt jedes Schiff noch bis zu sechs Senkrechtstartende Jagdflugzeuge des Typs McDonnell Douglas AV-8B Harrier II. Gegenwärtig läuft außerdem die Zertifizierung der Flugdecks für die neuen Schwenkrotorflugzeuge Bell-Boeing MV-22 Osprey, die auf Dauer die veralteten Transporthelikopter ersetzen sollen.

Je nach Mission und Fluggeräte-Auswahl können die Wasps zwischen 30 und 40 Maschinen mitführen.

Bewaffnung und Elektronik

Start einer RAM von der Bataan

Die Hauptbewaffnung der Schiffe besteht aus zwei Startern für Luftabwehrraketen des Typs RIM-7 Sea Sparrow, inzwischen sind außerdem zwei Starter für RIM-116 Rolling Airframe Missile nachgerüstet worden. Zusätzlich sind zwei Nahbereichsverteidigungssysteme des Typs Phalanx CIWS installiert, ein drittes fiel im Zuge der Einrüstung der RIM-116 weg. Je eine der Waffen befindet sich vor der Insel nach vorn gerichtet, das jeweils zweite Exemplar ist auf dem Heckspiegel installiert und sichert das Schiff nach achtern. Besonders zur Verteidigung gegen kleine Boote etwa im Hafen besitzen die Schiffe drei bis vier 25-mm-M242-Bushmaster-Maschinenkanonen und vier cal .50-Maschinengewehre.

Luftraumüberachung auf Essex

Zur Überwachnung der Umgebung besitzen die Schiffe mehrere Radaranlagen. Zur 3-D-Luftraumüberwachung ist auf dem vorderen Mast ein SPS-48E mit einer Reichweite von rund 425 Kilometern installiert; damit zusammen arbeitet das 2-D-Luftraumüberwachungsradar SPS-49(V)5 (Reichweite 450 Kilometer) auf dem achteren Mast. Für die Oberflächenzielsuche wird ein SPS-67 eingesetzt, für die Navigation ein SPS-64. Als Feuerleitanlage wird das Mk. 91 eingesetzt, zwei dazugehörige Radarbeleuchter Mk. 95 illuminieren die Ziele für die Raketen. Hinzu kommen die drei Systeme SPN-35A, SPN-43B und SPN-47 für die Anflug- und Nahbereichs-Luftraumkontrolle.

Zum Schutz vor Angriffen verfügen die Schiffe der Wasp-Klasse über das elektronische Kampfsystem AN/SLQ-32(V)3, zur Ablenkung von anfliegenden feindlichen Raketen über SRBOC-Täuschkörper. Torpedos können von Nixie-Täuschkörpern abgelenkt werden.

Besatzung

Die Messe der Iwo Jima während einer Filmnacht

Die Besatzung besteht für gewöhnlich aus 104 Offizieren, 1004 Matrosen und bis zu 1894 Truppen des Marine Corps. Die letzte Einheit benötigt auf Grund des automatisierten Antriebs rund 40 Offiziere und 10 Mannschaften weniger. Da der achterliche Bereich hauptsächlich vom Hanger und dem Welldeck sowie Frachtlagern belegt wird, ist die Crew im Bugbereich untergebracht. In diesem Bereich befinden sich auch die Messen und Aufenthaltsräume. Pro Tag werden auf jedem der Schiffe über 7000 Mahlzeiten ausgegeben. Dafür wird rund eine Tonne Fleisch verarbeitet, außerdem neben tiefgefrorenem auch über 50 Kilogramm frisches Gemüse und 770 frische und 150 Kilo gefrorene Eier. Zusätzlich konsumiert die Besatzung pro Tag 170 Kilogramm Früchte.[7]

Für die Flotte wichtig sind vor allem auch die medizinischen Räume an Bord. Das Lazarett umfasst Platz für bis zu 600 Verletzte, es stehen sechs Operationssäle bereit.

Einsatzprofil

Amphibische Angriffsschiffe werden hauptsächlich in Expeditionary Strike Groups eingesetzt. Diese sind um ein Schiffe der Wasp-Klasse gruppiert und enthalten außerdem noch ein Lastschiff etwa der neuen San-Antonio-Klasse oder der älteren Whidbey-Island- oder Harpers-Ferry-Klasse sowie Kriegsschiffe zur Verteidigung, etwa Zerstörer der Arleigh-Burke- oder Kreuzer der Ticonderoga-Klasse.

Diese Gruppen transportieren eine Marine Expeditionary Unit mitsamt ihrem schweren Gerät in Kriegsgebiete und ermöglichen es dieser, durch die Luftkissenboote auch an rauen, unbefestigten Küsten anzulanden. Solche Einsätze erfolgten etwa vor Irak und Afghanistan. Teilweise werden die Kampfgruppen auch in pirateriegefährdeten Regionen, etwa in den Gewässern vor Somalia eingesetzt, wo sie auf Notrufe von zivilen Schiffen reagieren.

Neben Kampfeinsätzen können die Schiffe vor allem während humanitären Hilfsoperationen eingesetzt werden. Ihre Helikopter und Luftkissenboote können schnell große Mengen Nahrung, Wasser und Hilfsgüter in etwa durch Hochwasser verwüstete Regionen bringen. So stand die Essex während dem Zyklon Nargis vor Birmas Küste bereit, die Hubschrauber erhielten aber keine Einflugerlaubnis in den nationalen Luftraum.

Weblinks

Commons: Wasp Class – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Stefan Terzibaschitsch: Seemacht USA. Bernard & Graefe Verlag, Bonn, ISBN 3860475762. Seiten 886f
  2. Norman Polmar: Naval Institute Guide to the Ships and Aircraft of the U.S. Fleet. US Naval Institute Press, Annapolis, 2005, ISBN 978-1591146858. Seite 184f
  3. The Future of the Navy's Amphibious and Maritime Prepositioning Forces des Congressional Budget Office, Seite 3 (engl.)
  4. The Future of the Navy's Amphibious and Maritime Prepositioning Forces, Seite 41 (engl.)
  5. Navy Times: Yard says problems will delay Makin Island (engl.)
  6. Makin Island transforms 'Big Deck' amphibious force, aus Surface Warfare Vol. 28 No. 5 (via archive.org, engl.)
  7. a b Statistics auf der Seite der USS Essex (engl.)