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Katana

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Bestandteile eines Katanas und der Koshirae-Montur

Das Katana ist das japanische Langschwert (Daitō). Im heute üblichen Japanisch wird der Begriff aber auch als allgemeine Bezeichnung für Schwert verwendet.

Das Wort Katana ist die Kun-Lesung des Kanji 刀, die On-Lesung lautet . Es bezeichnet eine bestimmte geschwungene Schwertform mit einfacher Schneide. Es ist zwar ähnlich zu einem Säbel, weist im Unterschied zu diesem jedoch ein Griffstück (Angel) auf, das nicht gegen die Klingenseite gebogen ist.

Geschichte der Entwicklung

Das Katana ging im 15. Jahrhundert aus dem längeren Tachi hervor und wurde ab Ende des 16. Jahrhunderts traditionell von japanischen Samurai verwendet, vor allem in Kombination (Daisho) mit dem kurzen Wakizashi (shoto). Unverwechselbar macht eine echte japanische Klinge die durch spezielle Schmiedetechniken erzeugte Härtelinie (Hamon) und (im Koshirae) der üblicherweise mit Rochenhaut (Same-gawa) überzogene und zumeist kunstvoll umwickelte Griff (Tsuka). Es wurden jedoch teilweise auch Griffüberzüge aus Schlangenleder, geschnitzte Hartholz- oder Elfenbeingriffe verwendet. Ein Katana besteht in der Regel aus mindestens zwei verschiedenen Stahlsorten, einer weichen für den Kern und einer harten für die Schneide, die vor dem Zusammenfügen gefaltet werden.

Das Katana im engeren Sinne ist ein zum Rücken hin gebogenes anderthalbhändiges Schwert mit einer Klinge von zwei bis drei Shaku Länge (das heißt 60,6 - 91 cm) und einem Griff von circa 23 - 30 cm Länge. Es wiegt ungefähr 750 g. Eine Klinge mit weniger als zwei Shaku ist ein einhändiges Wakizashi (oder Shotō = Kurzschwert) und eine mit weniger als ein Shaku ein Kampfmesser (Tanto, Aikuchi). Die Scheiden aller drei Schwertarten werden Saya genannt und bestehen aus lackiertem Holz. Nur die massenhaft gefertigten Militärschwerter des 20. Jahrhunderts wurden mit Blechscheiden ausgeliefert.

Das Tragen der Waffe

Katana (oben) und Wakizashi (unten) im Größenvergleich
Datei:250px-Samurai.jpg
Samurai in voller Montur

Katana und Wakizashi wurden stets gemeinsam mit der scharfen Seite nach oben durch den Obi gesteckt getragen, in einem Winkel, der dem Gegner die Länge der Klinge verschleiert. Dies ist eine „zivile“ Trageart, die sich durchsetzte, als nach Ende der innerjapanischen Kriege das Tragen einer Rüstung nicht mehr zum Alltag des Samurai gehörte. Beim Betreten eines Hauses wurde das Katana aus dem Obi gelöst und einsatzbereit in der linken oder als Vertrauenssymbol in der rechten Hand getragen. Beim Sitzen lag das Katana immer in Reichweite auf dem Boden, während das Wakizashi oft an der Hüfte verweilte. Für die Straße führte man die Schwerter in einer passende Montur (Koshirae), zu der eine lackierte Schwertscheide (saya) zählte. Im eigenen Haus wechselte man speziell zur Nachtruhe der Klingen in die Shirasaya, durch deren unbehandeltes Holz der Stahl atmen konnte. Heutzutage werden vielfach auch so genannte Shirasaya-Katanas angeboten, deren komplette Montur aus unbehandeltem Holz besteht. Diese unauffällige Montur ohne Tsuba oder sonstiges Dekor fand gegen Ende des 19. Jahrhunderts nach dem kaiserlichen Verbot von Schwertwaffen häufig Verwendung, da die Shirasaya-Montur einem harmlosen Bokutō, also einem Holzschwert ähnelte. Gerne wurde auch eine (Kurz-)Schwertklinge in einer Montur verborgen, die explizit wie ein Wanderstock aus Bambus oder wie ein aus einem Ast geschnittener Stock aussah. Zur Rüstung gehörte üblicherweise das längere Tachi anstelle des Katanas, das mit der Schneide nach unten an einem Wehrgehänge befestigt war und dessen Scheide oft zum Schutz noch mit Stoff oder Bändern (Sageo) umwickelt war. Zum Tachi trug man üblicherweise ein typisches Kampfmesser (Tantō) anstelle des Wakizashi.

Die Herstellung

Der Stahl

Darstellungen des Schmiedevorgangs aus der Edo-Zeit

Traditionell bestehen japanische Schwertklingen aus Federstahl. Japanische Schwerter werden ähnlich wie andere einschneidige Waffen in einem ausgefeilten Prozess gefertigt. Der Grund für diese Fertigungsmethode liegt in den stark unreinen Metallen, bedingt durch die damals niedrigen Schmelztemperaturen bei der Gewinnung aus dem Eisenerz. Der Stahl wurde in einer Tatara (einem rechteckigen Rennofen) aus einheimischem Eisensand gewonnen. Hierbei wird Stahl mit ungleichmäßigem Kohlenstoffanteil von ca. 0,6-1,5 % (Tamahagane; Juwelenstahl) gewonnen. Für die Klinge benötigt man aber Stahl mit gleichmäßigem Kohlenstoffgehalt von ca. 0,6-0,7 %. Um alle Unreinheiten zu beseitigen und den Kohlenstoff-Anteil der Klinge zu steuern und gleichmäßig zu verteilen, wurde eine spezielle Falttechnik entwickelt, welche sich als sehr effektiv, wenn auch arbeitsintensiv, erwies.

Zunächst wird der Stahl aus kleineren Bruchstücken zu einem Barren geschmiedet, der dann wiederholt erhitzt, abwechselnd quer und längs gefaltet, und wieder ausgeschmiedet wird.

Beim Schmieden tritt ein deutlicher Materialverlust durch Abbrennen des Stahls ein und gleichzeitig reduziert sich allmählich der Kohlenstoffgehalt durch Oxidation. Um den Verlust auszugleichen und den Kohlenstoffgehalt zu steuern, werden im Laufe des Schmiedens Stahlbarren verbunden, die unterschiedliche Kohlenstoffgehalte haben. Durch weiteres Falten und Ausschmieden ergeben sich die berühmten „Lagen“ des Katana, die sich auch auf die Oberflächenstruktur des Stahls auswirken.

Diese Technik dient ausschließlich dem Reinigen und Homogenisieren des Stahls und dem Steuern des Kohlenstoffgehaltes. Die Ansicht, dass ein Katana aus vielen tausend Lagen von Stahl bestehen muss, getreu dem Motto je mehr, desto besser, beruht auf einem Missverständnis. Je nach der Qualität des Tamahagane und nach gewünschtem Kohlenstoffgehalt wird der Barren insgesamt etwa 10-20 Mal umgeschmiedet und der Schmied (z. B. Kanenobu) setzt diesen Prozess nur so lange fort, bis er einen völlig gleichmäßigen Barren der gewünschten Konsistenz erhalten hat. Unnötiges Weiterschmieden würde den Stahl nur weicher machen und zu weiterem Verlust an Material führen.

Datei:Katana-WW2.jpg
Ein Gunto-Katana aus dem Zweiten Weltkrieg

Bei maschinell gefertigten Katanas aus dem zweiten Weltkrieg (sog. Gunto) bestand der Stahl typischerweise aus 95,22% bis 98,12% Eisen und wies einen hohen Kohlenstoffanteil zwischen 0,10% und 3,0% auf. Dadurch war der Stahl sehr hart. Zusätzlich beinhaltete er eine variable Menge an Silizium, die der Klinge eine höhere Flexibilität und Widerstandsfähigkeit verliehen. In geringen Mengen waren auch Kupfer, Mangan, Wolfram, Molybdän und Titan im Klingenmaterial vorhanden.

Nicht jeder Stahl eignet sich zudem für Schwerter, ein geschmiedetes Original ist weder rostfrei, noch hat es einen "Wellenschliff" (der eine Hamon nachahmen soll). Eine echte Härtelinie ist nur durch die unterschiedliche Gitterstruktur des Stahls zu erreichen. Oft werden bei billigen Kopien die Eigenschaften einer Hamon durch einen Schliff, eine Gravur oder gar eine Säurebehandlung erreicht. Beschreibungen wie "echter 440 A Stahl" sind verwirrend, aber hierbei handelt es sich um einen speziell entwickelten Messerstahl, diese wird von Firmen für Messerklingen verwendet, er besitzt eine Rockwellhärte von 56. Die Ansprüche eines solchen Walzstahls reichen bei weitem nicht für eine echte Schwertklinge aus, da der geschmiedete Stahl flexibler ist. Zudem wird durch das Schmieden der Stahl verdichtet (meistens ist es sogar hochverdichtetes Material). Die Härtung der Klinge auf 60 Rockwell ist für die Widerstandsfähigkeit der Schneide zudem von großer Bedeutung.

Im Mittelalter wurden die Stähle in Deutschland nicht oder nur selten gefaltet, denn der Stahl war so hochwertig, dass er meistens keine Homogenisierung benötigte. Die japanischen Stahlprodukte waren, zumindest im Mittelalter, meistens minderwertiger als vergleichbare deutsche Produkte.

Die Konstruktion

Datei:Tachi.jpg
Die Spitze der Klinge eines Katanas

Der Schwertschmied steht seit jeher vor der Aufgabe, eine Waffe zu schaffen, die sowohl scharf als auch widerstandsfähig ist - das Schwert darf nicht schnell stumpf werden, Rost ansetzen oder zerbrechen. Je nach Kohlenstoffgehalt des Stahls und Härteverfahren kann er eine Klinge produzieren, die reich an Martensit und damit sehr hart und schnitthaltig, aber auch spröde und zerbrechlich ist. Im Gegensatz dazu stumpft die Klinge bei der Verwendung eines elastischeren Stahls schneller ab.

Dieser Zielkonflikt wird beim Katana durch eine Sandwichkonstruktion gelöst. Die vorherrschende Technik bettet einen Kern aus weicherem, kohlenstoffärmerem Stahl in einen Mantel aus härterem, kohlenstoffreichem Stahl ein: Der Schmied faltet einen langen, schmalen Barren aus „Hartstahl“ der Länge nach U-förmig und schweißt einen passenden Barren „Weichstahl“ ein. Dieser kombinierte Barren wird so zur Rohklinge ausgeschmiedet, dass die geschlossene Seite des „U“ zur Schneide der Klinge wird. Der kombinierte Barren wird dabei nicht mehr gefaltet.

Andere Konstruktionen können zum Beispiel umgekehrt den harten Klingenstahl in ein „U“ aus Weichstahl einbetten, oder der Schmied kombiniert harten Klingenstahl und weichen Rückenstahl mit zwei Seitenlagen aus mittelhartem Stahl. Es gibt eine Vielzahl aufwändigerer Techniken, die aber nicht unbedingt bessere Klingen ergeben, sondern oft vielmehr von schwächeren Schmieden eingeführt wurden, um die Schwierigkeiten des diffizilen Härteprozesses zu umgehen.

Kürzere Klingen wie das Wakizashi und das Tanto werden üblicherweise nur aus einem einzigen Stahl gefertigt.

Aufbau der Klinge
Aufbau der Klinge

Das Härten

Ähnlich wie westliche Schwertschmiede des Mittelalters die Lehmbacktechnik verwendeten, härten japanische Schmiede die Klinge nicht gleichmäßig, sondern differenziert. Die Klinge wird meistens gerade geschmiedet, und erhält erst durch das Härten die typische Krümmung, wobei die Klingenschneide etwa eine Härte von 60 Rockwell, der Klingenrücken aber nur eine Härte von ca. 40 Rockwell aufweist. Die Härtung beruht dabei auf der Änderung der Gitterstruktur des Stahls, Austenit wird durch die Abschreckung, die durch das Temperaturgefälle des Härtebads (Öl- oder Wasserbad) entsteht, in Martensit umgewandet, das ein höheres Volumen besitzt. So dehnt sich die Klinge an der Schneide aus und krümmt sich. Die krumme Klinge hat den Vorteil, das man sie schneller aus der Schwertscheide ziehen kann, weshalb sie sich im Laufe der Zeit durchgesetzt hat.

Querschnitt durch die Klinge eines Katana.

Vor dem Abschrecken in Wasser wird die Klinge mit einer Mischung von Tonschlamm, Holzkohlenpulver und anderen Zutaten überzogen. Diese Schicht ist an der Schneide viel dünner als an der restlichen Klinge. Für das Härten erhitzt der Schmied die Klinge auch stärker als den Schwertrücken, wobei wesentlich ist, dass trotz dieses Hitzegefälles (zum Beispiel 900-700 °C) im Querschnitt die Schneide und der Rücken der Klinge der Länge nach gleichmäßig erhitzt werden. Beim Abschrecken kühlt die heißere Schneide (Ha) schneller ab und bildet einen höheren Anteil von hartem Martensit als die restliche Klinge. Die Abgrenzung dieser schmalen Zone ist nach dem Härten und Polieren der Klinge gut erkennbar (Hamon).

Zudem wird die Schneide vor dem Härten noch mit dünnen Querlinien aus der Tonschlammmischung belegt. Diese erzeugen beim Härten schmale elastischere Zonen (Ashi, „Füße“) in der Schneide, die verhindern sollen, dass ein Sprung in der Schneide weiterläuft.

Durch Variieren der Dauer und der Temperatur beim Erhitzen vor dem Abschrecken kann der Schmied weitere Effekte auf der Oberfläche des Schwertes erzielen (zum Beispiel Nie und Nioi - wolkenähnliche Flecken).

Das Erhitzen und Abschrecken ist ein diffiziler Schritt in der Herstellung des Katana, der auch einem erfahrenen Schmied misslingen kann. In diesem Fall kann die Härtung durch Anlassen der Klinge aufgehoben werden und die Klinge kann erneut gehärtet werden. Dies kann nur wenige Male wiederholt werden und sind auch diese Rettungsversuche misslungen, so wird die Klinge verworfen und muss wieder eingeschmolzen werden.

Die Kombination von harter Schneide und weichem Schwertkern sorgt für Elastizität bei gleichzeitig guter Schnitthaltigkeit des Katana.

Die Form

Die ausgeprägte Krümmung (sori) des Katana ist beabsichtigt, sie entstand in einem über tausend Jahre langen Prozess und variierte ständig, bis sie schlussendlich eine perfekte Verlängerung des leicht gebeugten Armes darstellte. Sie resultiert auch teilweise aus der angewandten Hitzebehandlung: Bei dem differenzierten Härten zieht sich der Schneideteil des Schwertes weniger stark zusammen als der Rücken.

Innerhalb des Grundmusters des Katana sind viele Abwandlungen möglich, die teils von den Vorlieben des Schmiedes und seiner Kunden, teils auch von der Tradition der jeweiligen Schwertschule abhängt. Die Geometrie der Klinge war auch vom Einsatzzweck bestimmt: Für den Kampf gegen gepanzerte Gegner war sie keilförmiger und damit unempfindlicher, zum Gebrauch gegen ungepanzerte Gegner dünner und damit schärfer.

Der Schmied kann das Ausmaß und das Zentrum der Krümmung schon beim Ausschmieden der Rohklinge vorgeben und auch nach dem Härten noch nacharbeiten. Ebenso kann die Klinge eine gleichmäßige oder sich verjüngende Breite erhalten, eine lange oder kurze Spitze (Kissaki). Der Schmied kann dem Klingenheft eine bestimmte Form geben, den Klingenrücken rund oder eckig gestalten, die Form der Härtelinie (Hamon) bestimmen sowie die Struktur und Optik des Stahls beeinflussen. In die gehärtete Klinge können auch Rillen und Gravuren eingeschnitten werden.

All diese Faktoren werden von Kennern und Sammlern auch nach ästhetischen Kriterien bewertet.

gebogene Klinge eines Katanas
gebogene Klinge eines Katanas

Das Schleifen (Politur)

Nach dem Schmieden wird die Klinge einem Spezialisten zum Schleifen gegeben. Der Schwertschleifer benutzt eine Serie von Schleifsteinen, dabei handelt es sich meistens um spezielle Wasserschleifsteine von zunehmend feinerer Körnung (angefangen bei etwa 400er bis 8000er Körnung), um die Klinge manuell zu glätten, zu schärfen und ihre charakteristischen Eigenschaften herauszuarbeiten. Es werden beide Seiten absolut gleichmäßig geschärft. Jeder Schleifvorgang liegt dabei in einem Winkel zum vorhergehenden und löscht damit dessen Schleifspuren aus. Der Schmied führt die Klinge dabei über einen festsitzenden Schleifstein, die Bewegungen werden kontinuierlich vom Polierer weg gerade ausgeführt. Entscheidend ist, dass der Schliff nicht zu einer Hochglanzpolitur führen darf. Es sollen vielmehr die Struktur des Stahls und der Hamon klar hervorgehoben werden. Als letztes wird ein Finish mit sehr feinen und winzigen Steinen, Hazuya und Jizuya durchgehört. Am Ende hat die Klinge dann einen Winkel von 12 Grad und ist damit das schärfste Schneidewerkzeug der Welt. Schließlich nützt im Konfliktfall nur ein scharfes Schwert. Früher wurde dieser Test mit hingerichteten Gesetzesbrechern durchgeführt. Ebenfalls wurde und wird das fertige Schwert an zusammengerollten Reisstrohmatten getestet, welche etwa die Durchtrennungsbeständigkeit eines menschlichen Oberschenkels haben sollen. Den Schnitttest nennt man Tameshigiri. In der Hand eines geschulten Schwertkämpfers kann ein Katana über zehn solcher Reisstrohmatten durchschneiden.

Fehler in der Schwertklinge (kizu)

Fehler in der Schwertklinge

Es gibt viele Fehler, die beim Schmieden oder durch falsche Behandlung entstehen können:

  • Karasunokuchi (からすのくち): Ein Riss in der Klingenspitze. Wenn der Riss mehr oder weniger parallel zur Schneide verläuft, trennt er somit den gehärteten vom ungehärteten Bereich. Ist dadurch die Form der Klinge stark beschädigt, so ist die Klinge verloren.
  • Shinae (撓え): Minimale Biegestellen, die eine Materialermüdung durch Biegung anzeigen. Diese Stellen laufen meistens rechtwinklig zur Schneide im ungehärteten Stahl. Sie sind eher harmlos.
  • Fukure (膨れ): Lufteinschlüsse vom Falten des Stahls. Die Einschlüsse können bei der Politur freigelegt werden und sind optisch äußerst hässlich. Sie mindern die Optik und teilweise auch die Qualität der Klinge.
  • Kirikomi (切り込み): Scharte im Klingenrücken, die bei einer Parade mit dem Schwert entstehen. Diese Fehler sind nicht fatal für die Klinge, sollten aber behoben werden.
  • Umegane (埋め金): Eine Korrekturstelle von einem Schmied, um einen Fehler auszugleichen oder zu überdecken. Umegane sind auch Stahleinlagen, um den durch häufige Polituren hervortretenden Kernstahl zu kaschieren.
  • Hagire (はぎれ): Keilförmige Scharte in der Härtelinie (hamon). Sie sind manchmal gut zu erkennen, aber für die Klinge nicht allzu gefährlich. Meistens aber handelt es sich um einen sehr schlecht zu erkennenden Riss im gehärteten Stahl, der für die Klinge fatal ist.
  • Hakobore (刃毀れ): Eine grobe zylindrische Scharte, die sich nicht durch den gehärteten Stahl hindurch zieht, sehr wohl aber einen Riss verursachen kann.
  • Hajimi (はじみ): Durch Nachschärfen entstandene Mattierung der Klinge. Die Klinge verliert ihren Glanz. Dies ist eine häufige Alterserscheinung, ansonsten aber harmlos.
  • Nioi Gire (匂切れ): Entweder eine Härtelinie, die an ihrer Grenze zu dem ungehärteten Stahl nicht klar konturiert ist, der Stahl ist aber vollständig ausgehärtet. Ein guter Schleifer kann diesen Fehler kaschieren. Oder aber ein fataler Härtefehler: die Härtelinie ist an einer Stelle durchgehend nicht vorhanden, der Stahl ist daher an dieser Stelle auch nicht ausgehärtet und die Schneide hat keine ausreichende Härte.
  • Mizukage (水影): Eine Verschattung durch erneutes Abschrecken bzw. Härten einer Klinge, meistens an der Schneidekante am Klingenanfang.
  • Shintetsu (しんてつ): Durchpolierte Klinge, das Hauteisen des Katanas ist an einer Stelle durchpoliert, und die Sandwichkonstruktion die darunter liegt, ist zu sehen. Meistens ist das Schwert dann „ermüdet“ (siehe Tsukare).
  • Tsukare (疲れ): Eine durch häufiges Nachschärfen entstandene dünne Klingenschneide. Da die Klinge häufig genutzt und nachgeschliffen wurde, wird immer mehr Stahl abgetragen. Es soll nur an der Schneide geschliffen werden, damit die Gesamtdicke wenn möglich erhalten bleibt. Die Übersetzung für Tsukare bedeutet: „(Material-)Ermüdung“

Die Montierung (koshirae)

Tsuba aus der Edo-Zeit
Tsuba aus dem Guillemet-Museum, Paris

Nach dem Schleifen wird für die fertige Klinge aus einem Block Magnolienholz eine Scheide (Saya) sowie ein Griff (Tsuka) gefertigt. Die Scheide kann einen achteckigen (mit eckigen oder gerundeten Kanten), ovalen oder elliptischen Querschnitt haben. Der Griff wird an dem Schwertheft (Angel, versehen mit Mekugi-ana) mit einem duchgesteckten Stift aus Bambus (Mekugi) befestigt. Die Öffnung der Scheide (Koiguchi, „Karpfenmaul“) wird mit einem Abschluss aus Horn oder Knochen belegt. Die Scheide und der Schwertgriff können aber auch in ihrem Rohzustand belassen werden (Shirasaya, „weiße Scheide“), wenn sie nur zur Aufbewahrung der Klinge benutzt werden.

Für eine volle Montage (Koshirae) wird die Scheide staubfrei lackiert; sie kann vorher mit Rochenhaut (Same) belegt oder mit Einlegearbeiten dekoriert werden. Ihre Außenseite wird mit einem gelochten runden Knopf (Kurigata, „Kastanienform“) versehen, an dem das Schwertband (Sageo) aus Seide, Baumwolle oder Leder befestigt wird. Militärische Waffen können zudem über eine spezielle Arretierung verfügen, die das unbeabsichtige Herausgleiten des Schwertes aus der Scheide verhindern soll.

Die vollständige Montage eines Katana umfasst außerdem folgende Metallteile:

  • das Habaki, eine Zwinge am Klingenansatz vor dem Stichblatt, mit der der straffe Sitz des Katana in der Scheide gesichert wird
  • das Tsuba (Stichblatt)
  • zwei Seppa (Unterlegscheiben unter und über dem Tsuba)
  • das Fuchi (Ring zwischen Tsuba und Griff)
  • das Samegawa (Griffbelag aus Rochenhaut (Same) oder anderer Fischhaut)
  • das Tsuka-ito (Griffumwicklung, aus Seidenband, Baumwolle oder seltener auch Leder)
  • zwei Menuki (reliefartig gestaltete Einlagen unter der Umwicklung)
  • das Kashira oder Tsuka-Gashira (Kappe am Ende des Griffs)

Die Verzierungen von Fuchi, Menuki und Kashira werden in der Regel mit gleichen Motiven oder nach gemeinsamer Thematik gestaltet.

Für eine Daisho-Kombination werden die Verzierungen des Wakizashi (Kurzschwert) auf die des Katana abgestimmt.

Zum klassischen Katana gehörten außerdem noch das Beimesser (Kozuga oder Kotsuka) und die Beinadel (Kogai) - alternativ ein Paar Essstäbchen -, die auf beiden Seiten neben der Klinge im Saya getragen oder durch passende Öffnungen in der Tsuba gesteckt wurden. Die genauen Funktionen dieser Werkzeuge sind nicht vollständig geklärt.

Schwertfechtkunst

Ein Katana wurde hauptsächlich als Schneide-, aber auch als Stichwaffe eingesetzt, die beidhändig wie auch einhändig verwendet werden kann. Die ältesten japanischen Schwertkampfsysteme führen ihren Ursprung auf das 15. bis 16. Jahrhundert zurück.

Zentrales Element der japanischen Schwertkampfkunst (Kenjutsu) und der darauf basierenden Künste (wie Iaido und Aikido) ist, dass die Klingenachse nie senkrecht gegen das Ziel geschlagen wird, sondern immer in einer ziehend-schneidenden Bewegung geführt wird.

Der japanische Schwertmeister Miyamoto Musashi schrieb das Buch Gorin no Sho (Das Buch der Fünf Ringe), in dem er seine Zwei-Schwert-Form erklärt und esoterisch begründet. Das Arbeiten mit zwei Katana ähnelt der Koordination des Escrima (Modern Arnis). Das Kenjutsu, die Kunst des Schwertkampfes in der Praxis, hat sich zum heutigen gendai budo gewandelt. Die Kunst des Schwertziehens nennt sich Iaido. Kendo ist die Kunst des Fechtens mit einem Bambusschwert (Shinai), bei der zum Schutz Helm und Rüstung getragen werden.

Noch heute existieren in Japan zahlreiche traditionelle (Koryu)-Schwertschulen, die das allgemeine Schwertverbot des Kaisers Meiji überlebt haben. Zu den bekanntesten zählen Kashima Shinto Ryu, Kashima Shin Ryu und Katori Shinto Ryu.

Mythen und Missverständnisse

Eine Szene aus dem 10. Jahrhundert: Meister Munechika schmiedet das Schwert ko-kitsune-maru („kleiner Fuchs“) und wird dabei von einem Fuchsgeist unterstützt. Schnitt von Ogata Gekko, 1873

Das japanische Schwert spielt eine zentrale Rolle in der japanischen Mythologie. So gehört ein Schwert – allerdings kein Katana – gemeinsam mit Spiegel und Krummjuwelen zu den „drei Reichsschätzen“, die das japanische Kaiserhaus von der Sonnengöttin Amaterasu erhalten haben soll und die noch heute aufbewahrt und verehrt werden.

Japanische Schmiede genossen seit jeher eine große Wertschätzung und ein japanischer Kaiser hatte sogar selbst die Schwertschmiedekunst erlernt und teilte die Schmiede des Reiches in Rangklassen ein, von denen die erste besondere Privilegien hatte. Ebenso wird von berühmten Schwertschmieden wie Masamune, Muramasa und anderen berichtet, deren Schwerter eine spirituelle Kraft besaßen, die sie anderen Schwertern überlegen machten. In späteren Zeiten - insbesondere im Tokugawa-Shogunat der Edo-Periode - wurde das Katana zur „Seele des Samurai“ verklärt. Allerdings waren zu dieser Zeit die großen kriegerischen Auseinandersetzungen in Japan bereits beendet und die Samurai mussten ihre Sonderstellung im neu entstandenen rigiden Ständestaat durch Abgrenzung von den niederen Ständen rechtfertigen.

Das häufigste Missverständnis besagt, dass die Klinge unglaublich oft gefaltet wird, wodurch sie angeblich überlegene Kräfte und Qualität gewinnen soll. Hierbei wird aber oft die Anzahl der Faltvorgänge mit der Anzahl der Lagen verwechselt. Die Anzahl der Lagen entspricht zwei hoch der Anzahl der Faltvorgänge, ein sechs Mal gefalteter Barren hat also bereits 26 = 64 Lagen und somit besteht schon ein 20-fach gefalteter Barren aus über einer Million Lagen! Ebenso ist im Westen die irrige Vorstellung verbreitet, dass für das japanische Schwert die Kombination von Hartstahl und Weichstahl gemeinsam gefaltet und zur Klinge ausgeschmiedet werde. Der Faltprozess betrifft die Vorstufe, nämlich das Herstellen der Barren von Hartstahl und Weichstahl, die dann zur Rohklinge kombiniert werden. Dieses Missverständnis beruht möglicherweise auf einer falschen Analogie zum Damaszenerstahl, der jedoch mit einer völlig anderen Schmiedetechnik gefertigt wird.

Das mehrfache Falten und Bearbeiten des Stahls dient vor allem dazu, den enthaltenen Kohlenstoff zu reduzieren. Die sich daraus ergebende Stahlstruktur - Hada genannt - die etwa der Maserung von Holz ähnelt, ist also eher ein Nebenprodukt. Mit der Zeit wurden aber die verschiedenen Arten der Hada nach den Schemata der Muster klassifiziert (zum Beispiel Itame-Hada, Mokume-Hada) und bilden ein wichtiges Merkmal bei der Beurteilung eines Schwertes.

Die Schwertpflege

Das Katana wird normalerweise in einer bestimmten Reihenfolge und mit diversen Utensilien gereinigt und gepflegt (sofern keine Scharten vorhanden sind, was den Einsatz von Schleifsteinen nötig macht).

  1. Mit einem wenn möglich säurefreien Papier (Nuguigami) wird die Klinge von oberflächlichem Schmutz und altem Waffenöl befreit. Man reinigt das Schwert von der Spitze aus bis zur Parierscheibe (Tsuba).
  2. Die Klinge wird mit Steinpuder (Uchiko) eingepudert. Mit einem neuen Stück Papier (Nuguigami) und dem Puder werden Ölreste und Verunreinigungen wegpoliert.
  3. Die Klinge wird sauber eingeölt. Dazu benutzt man einen Baumwoll-Lappen und säurefreies Waffenöl (Chojiabura). Nelkenöl sollte wegen des pH-Werts von ca. 5 bis 6 nicht verwendet werden. Diese Prozedur sollte alle drei Monate wiederholt werden, um den Ölfilm zu erneuern.
  4. Die Schwerter sind meistens vollständig zerlegbar, die Klinge wird durch einen Stift aus Metall, Horn oder auch Holz (Mekugi), in dem Griff (Tsuka) gehalten. Der Stift kann bei Bedarf herausgedrückt werden, wobei man ein hammerähnlichen Werkzeug, (Mekuginuki) benutzt.

Literatur

  • Leon und Hiroko Kapp, Yoshindo Yoshihara: Japanische Schwertschmiedekunst, (Übersetzung des folgenden) 1996: Ordonnanz-Verlag; ISBN 3-931-425-01-0
  • Leon and Hiroko Kapp, Yoshindo Yoshihara: The Craft Of The Japanese Sword (englisch), Tokyo, 1987: Kodansha International; ISBN 0-87011-798-X
  • Lydia Icke-Schwalbe: Das Schwert des Samurai - Exponate aus den Völkerkundemuseen Dresden und Leipzig, Berlin 1990 (1977), Brandenburgisches Verlagshaus; ISBN 3-327-00735-7
  • Kanzan Sato: The Japanese Sword - A Comprehensive Guide (englisch), Tokyo, 12. ed. 1997 (1983), Kodansha International; ISBN 4-7700-1055-9

Weblinks

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