Dibutade

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Moderne Interpretation der Sage: Die Erfindung der Malerei von Eduard Daege (1832), heute in der Alten Nationalgalerie

Kore beziehungsweise davon abgewandelt Kora ist ein fälschlich angenommener Name einer wohl mythischen Person, der eine bedeutende Rolle bei der Weiterentwicklung von Grundfertigkeiten in der griechischen Kunst zugeschrieben wird.

Mythos und Realität

Der Töpfer Butades aus Sikyon ist heute einzig durch zwei Nennungen in der antiken griechischen Literatur bekannt. Plinius der Ältere schildert in seiner Naturalis historia mehrere Butades zugeschriebene Erfindungen[1], Athenagoras von Athen beschreibt nur die für diesen Artikel wichtige Geschichte.[2] Beide Stellen sind sehr kurz und wenig detailliert. Beide Autoren schildern, wie die Tochter des Butades – beide lebten in Korinth – die Umrisse ihres Geliebten, die durch eine Lampe an die Wand geworfen wurden, an die Wand malt. Damit wollte sie ein Andenken an diesen behalten, weil er nach dem Treffen das Land verließ. Diesen Umriss füllte der Vater mit Ton aus, den er dann brannte. Das entstandene Relief brannte er und weihte es im Nymphäum von Korinth.

In den Quellen ist kein Name genannt. Bei Athenagoras wird sie griechisch Κόρη genannt, Kore, also Mädchen. Das ist kein Eigenname, findet aber in der griechischen Antike zuweilen als Beiname oder sprechender Name Verwendung. Obwohl in der wissenschaftlichen Forschung die fälschliche Annahme, es handele sich hierbei um einen Eigennamen schon lange widerlegt ist, so im zugehörigen Artikel von Georg Lippold in Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, wird der falsche Name weiterhin zum Teil auch in Fach- und Sachliteratur verbreitet.[3] Sehr wahrscheinlich ist die Geschichte eine spätere Erfindung. Laut Plinius hing das Relief noch bis zur Zerstörung durch die Römer unter Lucius Mummius im Jahr 146 v. Chr. im Nymphäum. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es dort wirklich ein solches Werk gab, das von einem Butades signiert war. Um den Schöpfer haben sich mit der Zeit wahrscheinlich Legenden zu bilden begonnen. Dazu gehörte eben auch die Erfindung von Reliefkeramik, die es auch schon vorher gegeben hatte. Durch die Signatur scheint immerhin die Existenz den Butades einigermaßen gesichert, der demnach im 7. oder 7. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben müsste. Damit würde sich auch eine zum Teil überschneidende, zum Teil anschließende Lebenszeit der Tochter ergeben. Auch ein bei Clara Erskine Clement Waters genannter alternativer Name, Callirhoe/Kallirhoe, muss ebenso als moderne Fiktion gelten, wie weitere Ausschmückungen des weiteren Lebens der Liebenden. Auch die Namensformen Debutades[4] und Dibutatis[5] sind eine moderne Erfindung.

Künstlerische Rezeption

The Origin of Painting von Joseph Wright of Derby (1784) in der National Gallery of Art
L'Origine de la peinture von Jean-Baptiste Regnault (1785) im Schloss Verseilles
Fresco von Johann Georg Hiltensperger in der Eremitage in Sankt Petersburg (1845–1848)

Judy Chicagos Kunstwerk The Dinner Party ist Kora als eine der 999 genannten Frauen auf einer Fliese vertreten. Sie wird dort mit anderen antiken bildenden Künstlerinnen und Dichterinnen dem Gedeck der Dichterin Sappho beigeordnet. Schon vorher war die Geschichte von der Erfindung des Tonreliefs, insbesondere des Moments, in dem die Tochter des Butades den Umriss ihres Geliebten nachzeichnet, ein beliebtes Sujet in der neuzeitlichen Kunst. Hier wurde „Kora“ nicht selten auch noch zur Erfinderin der Zeichenkunst selbst stilisiert.

Die folgende unvollständige Liste ist chronologisch geordnet:

Quellen

  • zusammen gestellt in Johannes Overbeck: Die antiken Schriftquellen zur Geschichte der bildenden Künste bei den Griechen. Leipzig 1868, Nr. 259–260, (archive.org).

Literatur

Weblinks

Commons: Tochter des Butades – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien FEHLER: Ohne Category: angeben!

Einzelbelege

  1. Plinius Maior: Naturalis historia 35,151–152.
  2. Athenagoras: Legatio pro Christianis („Bittschrift für die Christen“) 14.
  3. so etwa im Katalog Christoph Vitali, Sybille Ebert-Schifferer, Ebba D. Drolshagen: Judy Chicago. Tthe dinner party. Schirn, Kunsthalle Frankfurt Ausstellung vom 1. Mai - 28. Juni 1987. Athenäum, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-610-08444-8; oder mit vielen ahistorischen Ausschmückungen bei Clara Erskine Clement Waters: A History of Art for Beginners and Students. Painting, Sculpture, Architecture (Sculpture). Library of Alexandria, 1904, Women in the Fine Arts/Women in the Fine Arts.
  4. http://iconclass.org/rkd/98C(DEBUTADES)/#
  5. http://ta.sandrart.net/de/person/view/4319