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Jane Addams

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Jane Addams, Fotograph Moffett

Jane Laura Addams (* 6. September 1860 in Cedarville, Illinois; † 21. Mai 1935 in Chicago) war Feministin, Sozialarbeiterin, Soziologin und eine engagierte Journalistin der Friedensbewegung Anfang der 1920er Jahre. 1889 gründete sie in Chicago das Hull House, das noch heute besteht.

1931 erhielt sie zusammen mit Nicholas Murray Butler den Friedensnobelpreis.

Leben und Werk

Familie, Bildung, Privatleben

Jane Addams Eltern waren John Huy Addams (1822-1881), Mühlenbesitzer und später republikanischer Senator des Staates Illinois (1854-1870) und Sarah Weber Addams, geborene Weber (1817-1863). Sie hatte vier Schwester und drei Brüder: Mary Catherine Addams (1845-1894); Georgiana Addams (1849-1850); Martha Addams (1850-1867); John Weber Addams (1852-1918); Sarah Alice Addams (1853-1915); Horace Addams (1855-1855); George Weber Addams (1857-1859). Als Addams zwei Jahre alt war, verstarb ihre Mutter. Danach vermählte sich ihr Vater 1864 erneut mit der Witwe Anna Hostetter Haldeman (1828-1919). Diese brachte zwei eigene Kinder mit in die Familie, Henry Winfield Haldeman (1848-1905) und George Bowman Haldeman (1861-1909).

Jane Addams genoß sowohl eine US-amerikanische als auch eine europäische Bildung. Zwar wollte Addams am Smith College studieren, aber ihr Vater gestattete ihr nicht, so weit weg zu fahren. Ihren College-Abschluß machte sie stattdessen am Rockford Female Seminary, dem heutigen Rockford College, in Rockford (Illinois). Hier lernte sie Ellen Gates Starr kennen, mit der sie eine intensive Freundschaft begann. Nach ihrem Abschluss in Rockford studierte Addams Medizin, brachte das Studium jedoch ab, weil sie aus der schweren Arbeit wenig Inspiration nahm. Wie in ihrer Zeit für unverheiratete Frauen üblich, kehrte sie in ihr Elternhaus zurück, um ihre betagte Familie zu pflegen.

1881 starb ihr Vater, und sie verfiel in eine tiefe Depression. Zwei Jahre später bereiste sie gemeinsam mit ihrer Stiefmutter England und Deutschland, später außerdem Spanien, Italien und Frankreich. Nach ihrer Rückkehr aus Europa erneuerte sie ihre Freundschaft mit Starr, und die beiden reisten gemeinsam nach London, um Toynbee House zu besuchen.

1890 lernte Addams Mary Rozet Smith kennen und fing mit ihr eine Beziehung an, die bis zu Smiths Tod (1933) andauerte, und die Addams als eine "Ehe" bezeichnete, auch wenn diese weder gesetzliche noch kirchliche Anerkennung hatte. Smith war die Tochter eines wohlhabenden Papierfabrikanten und leitenden Angestellten der Illinois Central Eisenbahn. Sie pflegte Addams, wenn sie krank war, und führte auch ihren Briefwechsel, sogar mit engen Verwandten, wie Neffen und Nichten. Zwar hat Addams den Großteil der Briefe zerstört, die sie auf Reisen von Smith erhielt, aber aus den Briefen, die von Addams an Smith gingen, ist eine tiefe Zuneigung erkennbar. Die beiden erwarben 1904 zusammen ein Ferienhaus in Bar Harbor, an der Küste von Maine.

Jane Addams heiratete nicht und gebar auch keine Kinder. In ihrer Kindheit wurde sie in der Society of Friends, bekannt als die Quäker, erzogen, obwohl ihr Vater allen vier örtlich anwesenden Kirchengemeinden Spenden zukommen liess. In Chicago war sie Mitglied einer presbyterianische Gemeinde, besuchte aber öfters unitarische Versammlungen, wo sie auch Vorträge hielt. Am 21. Mai 1935 starb sie an Krebs.

Soziale Arbeit

Nach ihrer Rückkehr aus Europa 1885 begann Jane Addams mit ihrer sozialen Arbeit. Sie betreute schwarze Waisenkinder in Baltimore und war in mehreren karitativen Organisationen tätig. 1889 gründete sie mit Ellen Gates Starr zusammen das Hull House in Chicago, eines der ersten so genannten "Siedlungshäuser" der USA. Dieses war inspiriert vom Toynbee Hall im südlichen London, welches von Samuel Barnett 1884 gegründet wurde. Sie kaufte das Haus von dem Erbe, welches ihr Vater hinterlassen hatte.

"Siedlungshäuser" waren Zentren, die den Armen eines Viertels Bildungs- und Sozialleistungen anboten und soziale Reformen vorantrieben. Hull House konnte etwa 2.000 Menschen jede Woche bedienen mit Einrichtungen wie einer Abendschule für Erwachsene, einem Kindergarten, Vereinen für ältere Kinder, einer öffentlichen Küche, einer Kunstgallerie, einem Kaffeehaus, einer Turnhalle, einem Schwimmbad, einer Buchbinderei, einer Musikschule, einer Schauspieltruppe, einer Bibliothek und verschiedenen Arbeitsmaßnahmen.

Hull House diente auch als eine Institution der Soziologie für Frauen. Addams war eine Freundin und Kollegin der frühen Männer der Chicago School of Sociology, und hatte durch ihre Arbeit in angewandte Soziologie auf ihnen Einfluß. Obwohl die wissenschaftlichen Soziologen jener Zeit die angewandte Soziologie als Sozialarbeit definierten, betrachtete Addams sich selbst nicht als Sozialarbeiterin. Sie war eine Mitautorin der Hull-House Maps and Papers in 1893, welche die Interessen und Methologien der Chicagoer Soziologie definierten. Mit George H. Mead zusammen arbeitete sie zu verschiedenen Themen der Sozialreform, wie z.B. den Rechten der Frauen oder dem Arbeitsstreik der Textilgewerkschaft 1910. Addams verband die zentralen Ideen des symbolischen Interaktionismus mit den Theorien des kulturellen Feminismus und des Pragmatismus um ihre soziologische Ideen zu bilden.

1911 half sie bei der Gründung der National Foundation of Settlements and Neighborhood Centers und war die erste Präsidentin dieser Vereinigung. Betroffen vom Beginn des 1. Weltkriegs gründete sie 1915 die Women's International League for Peace and Freedom. Sie sprach sich gegen die Beteiligung der USA im Krieg aus und unterstützte damit die Meinung des Präsidenten Woodrow Wilson. Im gleichen Jahr übernahm sie die Leitung der großen internationalen Frauenkonferenz in Den Haag, bei der über 1.500 Frauen aus 28 Ländern anwesend waren. Jane Addams war ebenfalls eine Mitbegründerin der American Civil Liberties Union und der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP). Außerdem war sie Mitglied der American Anti-Imperialist League und der American Sociology Association. Sie war auch führend in der Bewegung für das Wahlrecht für Frauen.

1929 wurde sie Ehrenvorsitzende der Women's International League for Peace and Freedom und zwei Jahre später erhielt sie den Friedensnobelpreis für ihr soziales Engagement. 1935, kurz vor ihrem Tod, nahm sie an der Feier zum 20jährigen Bestehen der Women's International League for Peace and Freedom teil.

Siehe Auch:

Werke

  • Democracy and social ethics. New York: Macmillan, 1902.
  • Children in American street trades. New York: National Child Labor Committee, 1905.
  • New ideals of peace. Chautauqua, N.Y.: Chautauqua Press, 1907.
  • The Wage-earning woman and the state. Boston: Boston Equal Suffrage Association for Good Government, [191?].
  • Symposium: child labor on the stage. New York: National Child Labor Committee, [1911?].

Literatur

  • Irene Stratenwerth; Das Gefühl, die Welt ein Stück weiterbringen zu müssen, in Charlotte Kerner; Nicht nur Madame Curie - Frauen, die den Nobelpreis bekamen, Belz Verlag Weinheim und Basel 1999, ISBN 3-407-80862-3
  • Dorothy Ross: Jane Addams (1860-1935), Häuslicher Feminismus und die Möglichkeiten der Sozialwissenschaften, in: Claudia Honegger und Theresa Wobbe: Frauen in der Soziologie. Neun Porträts, München 1998, ISBN 3-406-39298-9
  • Deegan, Mary: "Jane Addams and the Men of the Chicago School, 1892-1918". New Brunswick, NJ: Transaction, Inc. 1988

Weblinks