Benutzer:Andibrunt/Bosko

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Bosko ist eine Zeichentrickfigur, die zwischen 1929 und 1938 in 47 animierten Kurzfilmen zu sehen war. Bosko wurde von den US-amerikanischen Animatoren Hugh Harman und Rudolf Ising entwickelt und gilt als die erste Zeichentrickfigur, die in einem Film gesprochen hatte. Bosko war von 1930 bis 1933 der erste Star der von Warner Bros. vertriebenen Zeichentrickfilmreihe Looney Tunes. Nach dem Wechsel von Harman und Ising zu Metro-Goldwyn-Mayer trat Bosko dort in neun Fimen der Reihe Happy Harmonies auf. Dabei veränderte er grundlegend sein Aussehen, aus der typischen schwarzweiß gezeichneten Figur mit gummiartigen Extremitäten (rubber hose animation) wurde ein kleiner Junge, der den Stereotyp eines Negerkindes verkörperte.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entstehung der Figur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entstehung der Zeichentrickfigur Bosko ist eng verbunden mit der Entwicklung des Tonfilms in den Vereinigten Staaten. Seit der Vorführung erster Filme im Vitaphone-Verfahren im Jahr 1926 stieg langsam das Interesse an dieser technischen Innovation, die schließlich im Oktober 1927 mit der Premiere des Spielfilms Der Jazzsänger ihren ersten großen Erfolg feierte. Der Animator Hugh Harman, ein enger Mitarbeiter Walt Disneys, entwickelte nach eigenen Angaben zur gleichen Zeit inspiriert durch Zeitungsberichte über Vitaphone die Idee, dass auch animierte Figuren im Tonfilm sprechen könnten.[1] Harman entwarf eine neue Figur, die einem „Negerkind“ nachempfunden war. Am 3. Januar 1928 wurde die Figur unter dem Namen „Bosko“ zum Copyright angemeldet.[2]

Zum Zeitpunkt der Erfindung Boskos arbeitete Hugh Harman als einer der hauptverantwortlichen Animatoren an der Zeichentrickfilmreihe Oswald der lustige Hase, die Walt Disney 1927 für Universal Pictures entwickelt hatte. Als Universal im Frühjahr 1928 den Vertrag mit Disney kündigte, wurde George Winkler mit der Produktion der Oswald-Filme beauftragt.[3] Hugh Harman, der bereits 1925 gemeinsam mit Rudolf Ising ein eigenes Trickfilmproduktionsunternehmen auf die Beine stellen wollte, wechselte von Disney zu Mintz und setzte gemeinsam mit Ising die Arbeit an Oswald fort. Nur ein Jahr später wurden Harman und Ising entlassen und Universal Pictures übernahm selbst die Kontrolle über die Cartoonreihe mit einem eigenen Zeichentrickstudio unter der Leitung von Walter Lantz.[4]

Kurz nach ihrer Entlassung begannen Harman und Ising mit der Arbeit an einem Kurzfilm, mit dem sie ein Filmstudio für die Finanzierung einer eigenen Zeichtrickfilmreihe gewinnen wollten. Hauptfigur des Film war Harmans Bosko, der in dem fünfminütigen Film Bosko the Talk-ink Kid in einen Dialog mit seinem von Ising gespielten Zeichner tritt. Die Kombination von Real- und Zeichentrickfilm erinnerte an die von Max Fleischer produzierten Filme mit Koko dem Clown, es ging Harman und Ising vor allem aber darum aufzuzeigen, wie Animation und gesprochener Ton synchronisiert werden konnten. Die Arbeiten an Bosko the Talk-ink Kid begannen im Mai 1929, nur sechs Monate nach der Premiere von Disneys Steamboat Willie mit dem ersten öffentlichen Auftritt von Micky Maus. Auch wenn die zur Musik synchronisierte Animation in Steamboat Willie bereits zur Popularisierung des Tonfilms beigetragen hatte, gilt Bosko the Talk-ink Kid als der erste Animationsfilm mit gesprochenen Dialogen.[5] Zunächst wurden die Realfilmszenen gedreht, Bosko wurde dabei von dem Zeichner Carman Maxwell gesprochen. Basierend auf Filmaufnahmen von Maxwells Gesicht wurden anschließend die animierten Sequenzen produziert. Als Animatoren wirkten unter anderem Friz Freleng und Rollin Hamilton mit.[6]

Looney Tunes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Titelkarte des ersten Looney-Tunes-Films Sinkin’ in the Bathtub (1930)

Anfang August 1929 war Bosko the Talk-ink Kid fertiggestellt. Harman und Ising suchten mit ihrem Film zahlreiche Filmverleiher auf, erhielten aber durchgehend Absagen, da sie mit ihrem animierten Tonfilm, so Harman, ihrer Zeit voraus gewesen seien.[7] Sie fanden schließlich in dem Filmunternehmer Leon Schlesinger einen Interessenten, der mit ihnen am 28. Januar 1930 einen Produktionsvertrag abschloss. Der Vertrag ging über drei Jahre und garantierte Harman und Ising die Abnahme eines Films pro Monat. Bereits am 24. Januar 1930 hatte Schlesinger mit Warner Bros. einen Vertrag abgeschlossen, der die Veröffentlichung von zunächst nur einem Film vorsah.[8] Die von Harman und Ising produzierte Cartoonreihe trug den Titel Looney Tunes.

Der Vertrag mit Warner Bros. sah vor, dass in jedem Film mindestens ein Lied aus dem Musikkatalog des Unternehmens eingesetzt wurde.[9] Das führte dazu, dass anders als bei Bosko the Talk-ink Kid in den frühen Looney-Tunes-Filmen die musikalische Untermalung im Vordergrund stand. So spielte der Titel des ersten Films der Reihe, Sinkin’ in the Bathtub, auf das 1929 von Winnie Lightner aufgenommene Lied Singin’ in the Bathtub an.

Sinkin’ in the Bathtub entstand unter enormen Zeitdruck, wurde aber fristgerecht zum 1. April fertiggestellt. Seine Premiere feierte der Film am 19. April 1930 im Warner Bros. Theatre in Hollywood im Vorprogramm des Musikfilms The Song of the Flame.[10] Noch während der Probevorführung des Films zog Jack L. Warner die Option auf eine komplette Serie und bestellte elf weitere Filme.[11]

Als Held von Sinkin’ in the Bathtub trat Bosko auf, dessen Aussehen weitestgehend dem in Bosko the Talk-ink Kid entsprach. Daneben wurde mit Honey eine weibliche Figur eingeführt, die von Rochelle Hudson gesprochen wurde. Bosko wurde erneut von Carman Maxwell gesprochen, im folgenden Cartoon Congo Jazz übernahm diese Rolle aber der Schauspieler Johnny Murray, der Bosko eine deutlich höhere Stimme gab. Sinkin’ in the Bathtub etablierte nicht nur Honey als Freundin und treue Begleiterin von Bosko, sondern auch den Spruch „That’s all, folks“, mit dem alle folgenden Looney-Tunes-Filme endeten und der sich später vor allem durch die Figur Schweinchen Dick zu einem Markenzeichen der Warner-Bros-Cartoons entwickeln sollte[12].

Bis Ende des Jahres 1930 wurden fünf Filme von Harman und Ising an Warner Bros. abgeliefert. Die Filme mit Bosko erwiesen sich als ein großer Publikumserfolg, so dass Warner Bros. im Januar 1931 bei Schlesinger eine zweite Cartoonreihe bestellte.[13] Die Merrie Melodies genannte Reihe sollte noch stärker zur Vermarktung der von Warner vertriebenen Musik dienen und dabei – ähnlich wie bei Disneys Silly Symphonies – größtenteils auf wiederkehrende Figuren verzichten. Während Rudolf Ising sich fortan um die Produktion der Merrie Melodies kümmerte, blieb Hugh Harman, teilweise von Friz Freleng unterstützt, Regisseur der Looney Tunes mit Bosko. Alle Filme wurden aber weiterhin als gemeinsame Harman-Ising-Produktionen vertrieben.

Mit der Einführung der Merrie Melodies lösten sich Harman und Ising bei der Betitelung der Bosko-Filme von der Parodie bekannter Musiktitel. Bosko rückte als Star der Looney Tunes noch weiter in den Vordergrund, Filmtitel wie Bosko Shipwrecked oder Bosko's Fox Hunt zeigten dem Publikum klar, was sie in dem Cartoon erwarten konnten. 1932 erhielt Bosko mit „Bruno“ einen Hund an die Seite gestellt, der sich ähnlich wie Pluto in den Micky-Maus-Filmen zu einer wiederkehrenden Nebenfigur entwickelte.

Vor allem Hugh Harman war bestrebt, die für Warner Bros. produzierten Zeichentrickfilme qualitativ weiterzuentwickeln und dabei an die Fortschritte der Disney-Filme Anschluss zu halten. Die anhaltende Weltwirtschaftskrise zwar aber Warner Bros. zu Kosteneinsparungen, so dass Leon Schlesinger in der Saison 1932–1933 erste Budgetkürzungen bei Harman und Ising durchsetzen musste.[14] Anfang des Jahres 1933 kam es schließlich zum endgültigen Bruch zwischen Schlesinger und Harman-Ising, der auslaufende Dreijahresvertrag wurde nicht weiter verlängert. Bis August 1933 erfüllten Harman und Ising ihren Vertrag und lieferten ihre letzten Filme bei Schlesinger ab. In Bosko’s Picture Show, der letzten Arbeit Harmans für Schlesinger, findet sich die undeutlich gesprochene Zeile „The dirty fuck, die möglicherweise als Abschiedsgruß für Schlesinger gedacht war.[15] In diesem Cartoon findet sich auch die erste Parodie von Adolf Hitler in einem amerikanischen Film, die der antifaschistischen Einstellung von Warner Bros. entsprach.[16]

Mit dem Ende der Geschäftsbeziehung mit Harman-Ising stand Leon Schlesinger ohne ein funktionierendes Filmstudio. Hugh Harman hatte aus Walt Disneys Fehler mit der Figur Oswald, der lustige Hase gelernt und sich bei dem Vertragsabschluss mit Schlesinger die Rechte an Bosko gesichert. Somit konnte Schlesinger nicht mehr Bosko ohne Harman und Ising verwenden, einzig die Rechte an den Titeln Looney Tunes und Merrie Melodies und an dem Satz „That’s all, folks“ verblieben bei ihm.[17] Schlesinger baute in kürzester Zeit ein neues Trickfilmstudio auf, die neu entwickelte Figur „Buddy“ kam aber nicht beim Publikum an, auch weil sie wie eine weiß eingefärbte Version von Bosko wirkte.[18] Erst in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre konnten die Looney Tunes an die Erfolge von Bosko anschließen, als Schweinchen Dick zum neuen Star der Zeichentrickfilme aufstieg.

Happy Harmonies[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Boskos erster Auftritt in Farbe: Titelkarte von Bosko’s Parlor Pranks (1934)

Nachleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erscheinungsbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • The antics of this comic pair are presented with a burlesque background of popular tunes from Vitaphone feature picture successes—songs that have already become national hits through the showing of the productions, through radio broadcasting and the sale of sheet music, phonograph records and piano rolls. Film patrons are prepared to welcome these animated parodies of these songs with open arms. (Film Daily , 20 April 1930, p. 1) zitiert in Donald Crafton: The Talkies: American Cinema’s Transition to Sound, 1926-1931. University of California Press, Berkeley 1999, ISBN 0-520-22128-1, S. 396.



Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Warner Bros. Cartoons[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1930: Treiben in der Badewanne (Sinkin’ in the Bathtub)
  • 1930: Congo Jazz
  • 1930: Liebeswerben eines Maurers (Hold Anything)
  • 1930: The Booze Hangs High
  • 1930: Bimmelblues (Box Car Blues)
  • 1931: Big Man from the North
  • 1931: Ain’t Nature Grand!
  • 1931: Ups ’n Downs
  • 1931: Jodelnde Jockel (Yodeling Yokels)
  • 1931: Bosko’s Holiday
  • 1931: Tree’s Knees, The
  • 1931: Bosko Shipwrecked
  • 1931: Bosko the Doughboy
  • 1931: Bosko’s Soda Fountain
  • 1931: Bosko auf Fuchsjagd (Bosko's Fox Hunt)
  • 1932: Bosko at the Zoo
  • 1932: Der boxende Bosko (Battling Bosko)
  • 1932: Big-Hearted Bosko
  • 1932: Bosko’s Party
  • 1932: Bosko und Bruno (Bosko and Bruno)
  • 1932: Bosko’s Dog Race
  • 1932: Bosko at the Beach
  • 1932: Bosko’s Store
  • 1932: Bosko the Lumberjack
  • 1932: Ride Him, Bosko!
  • 1932: Bosko the Drawback
  • 1932: Bosko’s Dizzy Date
  • 1932: Bosko’s Woodland Daze
  • 1933: Bosko in Dutch
  • 1933: Bosko in Person
  • 1933: Bosko the Speed King
  • 1933: Bosko’s Knight-Mare
  • 1933: Bosko the Sheep-Herder
  • 1933: Beau Bosko
  • 1933: Bosko the Musketeer
  • 1933: Bosko’s Picture Show
  • 1933: Bosko’s Mechanical Man

MGM Cartoons[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1934: Bosko’s Parlor Pranks
  • 1935: Hey-Hey Fever
  • 1935: Run, Sheep, Run
  • 1936: The Old House
  • 1937: Circus Daze
  • 1937: Bosko’s Easter Eggs
  • 1937: Little Ol’ Bosko and the Pirates
  • 1937: Little Ol’ Bosko and the Cannibals
  • 1938: Little Ol’ Bosko in Bagdad

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Barrier: Hollywood Cartoons. American Animation in its Golden Age. Oxford University Press, New York 2003, ISBN 978-0-19-516729-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michael Barrier: Hollywood Cartoons, S. 155.
  2. Copyright registration 82196, Class G. Copyright office, Library of Congress.
  3. Timothy S. Susanin: Walt Before Mickey: Disney’s Early Years, 1919-1928. University Press of Mississippi, Jackson 2011, ISBN 978-1-60473-960-2, S. 165–177.
  4. Leonard Maltin: Of Mice and Magic: A History of American Animated Cartoons. Plume Books, New York 1980, ISBN 0-452-25993-2, S. 162.
  5. Donald Crafton: The Talkies: American Cinema’s Transition to Sound, 1926-1931. University of California Press, Berkeley 1999, ISBN 0-520-22128-1, S. 395.
  6. Michael Barrier: Hollywood Cartoons, S. 155–156.
  7. zitiert in Michael Barrier: Hollywood Cartoons, S. 156.
  8. Michael Barrier: Hollywood Cartoons, S. 157.
  9. Barry Putterman: A Short Critical History of Warner Bros. Cartoons. In: Kevin S. Sandler (Hrsg.): Reading the Rabbit: Explorations in Warner Bros. Animation. Rutgers University Press, New Brunswick 1998, ISBN 0-8135-2537-3, S. 30.
  10. Michael Barrier: Hollywood Cartoons, S. 158. Andere Quellen nennen eine Premiere im Mai 1930, siehe z. B. Cass Warner Sperling, Cork Millner: Hollywood be thy Name: The Warner Brothers Story. University Press of Kentucky, Lexington 1998, ISBN 0-8131-0958-2, S. 187.
  11. Robert Watson: He’s the Father of Looney Tunes. In: Hollywood Spectator, 24. Juni 1939, S. 11.
  12. Jeff Lenburg: Who’s Who in Animated Cartoons. Applause Theatre & Cinema Books, New York 2006, ISBN 978-1-55783-671-7, S. 154.
  13. Martha Sigall: Living Life inside the Lines: Tales from the Golden Age of Animation. Univ. Press of Mississippi, Jackson 2005, ISBN 1-578-06748-0, S. 26.
  14. Michael Barrier: Hollywood Cartoons, S. 164.
  15. Eintrag zu Bosko’s Picture SHow in der Big Cartoon Database. Siehe auch Jerry Beck: What word is Bosko using?. Cartoon Brew, 6. März 2008.
  16. Michael E. Birdwell: Celluloid Soldiers: Warner Bros.’s Campaign against Nazism. New York University Press, New York 1999, ISBN 0-8147-9871-3, S. 19–20.
  17. Steve Schneider: That’s All Folks!. The Art of Warner Bros. Animation. Holt, New York 1988, ISBN 0-8050-0889-6, S. 40.
  18. Barry Putterman: A Short Critical History of Warner Bros. Cartoons. In: Kevin S. Sandler (Hrsg.): Reading the Rabbit: Explorations in Warner Bros. Animation. Rutgers University Press, New Brunswick 1998, ISBN 0-8135-2537-3, S. 30.