Benutzerin:Maimaid/Bronia Wistreich-Weill

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Bronia Wistreich-Weill (geboren als Bronislawa Wistreich am 25. Juli 1910 in Neu-Sandez; gestorben am 13. November 2002 in Paris) war eine österreichisch-französische Fotografin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bronislawa „Bronia“ Wistreich wurde am 25. Juli 1910 in Neu-Sandez, dem heutigen Nowy Sącz, in Galizien geboren. Sie war die jüngste von drei Töchtern des jüdischen Kaufmanns Josef Wistreich (1871–1936) und dessen Ehefrau Julie, geb. Barber (1878–1952). Ihre älteren Schwestern waren Helene (verheiratete Feuerstein; geboren 1896, gestorben 1976 in den USA) und Lola Lea (geboren 1899; ermordet 1942 im KZ Auschwitz). In den 1910er Jahren verlegte die Familie ihren Wohnsitz nach Wien und ließ sich im 9. Bezirk an der Adresse Liechtensteinstraße 130 nieder. Dort betrieb Josef Wistreich einen „Handel mit Kohle und Kohlenprodukten sowie Brennstoffen jeder Art“.[1]

In Wien war Bronia Wistreich von 1927 bis 1929 Schülerin an der von Josef Maria Eder gegründeten Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt, die seit 1908 für Frauen geöffnet worden war, und schloss ihre Ausbildung mit Auszeichnung ab.[2] Sie nahm im August 1931 an einem „Jugend-Photopreisausschreiben“ der Neuen Freien Presse zum Thema „Tiere“ teil und erhielt eine „belobende Anerkennung“.[3]

Vermutlich aufgrund der zunehmenden Repressionen gegen jüdische Mitbürger verließ sie Wien in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre und ging nach Frankreich. Im Februar 1937 lebte sie in Chambéry in Savoyen, wo sie eine Anstellung als Fotografin suchend in den fotografischen Fachzeitschriften La Revue Française de Photographie et Cinématographie[4] und Le Photographe[2] gleichlautende Annoncen aufgab. Darin hieß es:

« Opératrice Viennoise, toute 1ere force parlant français, allemand, ex-élève et lauréate de l'École Graph. de Vienne conn. à fond ts trav. portrait moderne ret neg. labo., excell. réfer. cherche bonne place dans affaire import. Conditions à Mlle WISTREICH, 6, r. St-Réal. Chambéry (Savoie) »

„Ausgezeichnete Wiener Fachkraft, spricht Französisch, Deutsch, ehemalige Schülerin und Preisträgerin der Wiener Graphischen Schule, hat umfassende Kenntnisse in allen Bereichen der modernen Porträtfotografie, Abzüge von Labornegativen, ausgezeichnete Referenzen, sucht einen guten Platz in einem bedeutenden Unternehmen? Anfrage an Fräulein…“[2]

Am 9. April 1938 heiratete Wistreich den Franzosen André Weill (geboren 1905 in Quimper, gestorben 1989 in Neuilly-sur-Seine) und erhielt dadurch die französische Staatsbürgerschaft.[5] Bronia Wistreich-Weill und ihr Ehemann lebten in Paris an der Adresse 136, Quai Louis-Blériot im 16. Pariser Arrondissement,[Anm. 1] gemeinsam mit ihrer verwitweten Mutter Julie Wistreich.[Anm. 2] An derselben Adresse betrieb Bronia Wistreich-Weill fünf Jahre lang ein Fotostudio, das sie am 19. April 1955 eröffnete[5] und im Dezember 1960 aufgab.[6]

Bronia Wistreich-Weill starb am 13. November 2002 im Alter von 92 Jahren im 16. Arrondissement von Paris.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wistreich-Weill fertigte ihre Fotografien teilweise im Gummibichromatverfahren an, das eine künstlerische Aufbereitung der Abzüge ermöglichte. In dieser Technik entstand um 1925 eine Fotoserie mit dem Titel Bois sous la neige mit Gehölzen in verschneiter Landschaft, in denen sie mit der Darstellung von Licht und Schatten experimentierte. Diese Fotos, die sie bis dahin in ihrer privaten Sammlung behalten hatte, schenkte Wistreich-Weill 1989 der Vereinigung der französischen Nationalmuseen (Réunion des musées nationaux), die sie wiederum an das Musée d'Orsay weitergab. Dort besteht eine fotografische Sammlung, die der Fotografie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts gewidmet ist. Wistreich-Weills Fotos wurden im Rahmen der Ausstellung „De Manet à Matisse: sept ans d'enrichissement au Musée d'Orsay“ vom 12. November 1990 bis 10. März 1991 im Musée d'Orsay gezeigt.[7]

Zu dem oben genannten Konvolut zählte auch Wistreich-Weills bekanntestes Foto mit dem Titel Les mains jointes (Die gefalteten Hände). Das Musée d'Orsay zeigte dieses Werk nach 1990/1991 ein zweites Mal vom 19. Juni bis 30. September 2007 in der Ausstellung La Main (Die Hand) – in der die ausgewählten Stücke repräsentativ für die kommerziellen, künstlerischen Techniken und Praktiken der fotografischen Produktion bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts waren – gemeinsam mit Werken von Disdéri bis Nadar, von Auguste Vacquerie bis Alfred Stieglitz.[8] In einem Text zur Ausstellung heißt es:

« La main de Mme Hugo a été photographiée par Auguste Vacquerie sans que l'on connaisse précisément les intentions de l'auteur, la paume de la main du banquier D. a été envoyée par Nadar à l'exposition de la Société française de photographie en 1861 comme témoignage de sa pratique ‹à la lumière électrique›. En revanche l'intention de Bronia Wistreich-Weill, lorsqu'il photographie les mains jointes qui évoquent certains des assemblages de Rodin, est sans aucun doute de s'inscrire dans l'esthétique du fragment qui s'est développée durant tout le XIXe siècle. »

Die Hand von Madame Hugo wurde von Auguste Vacquerie fotografiert, ohne dass seine Absichten dabei genau bekannt sind, und die Handfläche des Bankiers D.[9] wurde von Nadar 1861 als Beispiel seiner Arbeitstechniken ‚mit elektrischem Licht‘ an die Ausstellung der französischen Fotografiegesellschaft geschickt. Wenn Bronia Wistreich-Weill andererseits gefaltete Hände fotografierte, die an einige von Rodins Skulpturen erinnerten, wollte er[Anm. 3] zweifellos der Ästhetik des Fragments folgen, die sich im gesamten 19. Jahrhundert entwickelte.“[10]

Wistreich-Weills Porträtfoto der österreichischen Schriftstellerin Lili Grün befindet sich im Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek.[11]

Bekannte Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fotos im Musée d'Orsay
  • Les mains jointes, Gummidruck, Musée d'Orsay, Paris, Inv.-Nr. PHO 1989 14 8
  • Bois sous la neige, Fotoserie, Musée d'Orsay, Paris:
  • Etude de plantes exotiques, Gummibichromat, Inv.-Nr. PHO 1989 14 10
  • Étude de cactus, Gummidruck, Inv.-Nr. PHO 1989 14 9
  • Scène de labourage, Gummidruck, Inv.-Nr. PHO 1989 14 7
  • Lac autrichien, Gummidruck, Inv.-Nr. PHO 1989 14
  • Palissade, Gummidruck, Inv.-Nr. PHO 1989 14 2
weitere Werke
  • Lili Grün (ca. 1933), Österreichische Nationalbibliothek (Link zum Bild)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Musée d'Orsay (Hrsg.): De Manet à Matisse: sept ans d'enrichissements au Musée d'Orsay: Paris, Musée d'Orsay, 12 novembre 1990-10 mars. Editions de la Réunion des musées nationaux, Paris 1990, S. 16, ISBN 2711823563 (französisch). (10 fotografische Werke)
  • Françoise Heilbrun (Hrsg.): A History of Photography: The Musée D'Orsay Collection, 1839-1925. Flammarion, Paris 2009, S. 6, ISBN 9782080300928 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Amtsblatt zur Wiener Zeitung Nr. 66 vom 21. März 1922, S. 230.
  2. a b c Opératrice Viennoise. In: Le Photographe: organe des photographes professionels. 5. Februar 1937 (französisch, Digitalisat [abgerufen am 24. April 2023]).
  3. Das Photo-Jugendpreisausschreiben der „Neuen Freien Presse“. „Tiere“ und „Berge“. In: Neue Freie Presse. 15. August 1931, S. 12 (Digitalisat).
  4. Opératrice Viennoise. In: La Revue française de photographie et de cinématographie. 1. Februar 1937 (französisch, Digitalisat [abgerufen am 24. April 2023]).
  5. a b Bulletin officiel des annonces civiles et commerciales, Journaux officiels, 1955, S. 8298, Eintrag Nr. 128 (R. M. 186132).{{}}
  6. Bulletin officiel des annonces civiles et commerciales, Teil 3, Journaux officiels, 1960, S. 26912, Eintrag Nr. 498 (R. M. 186132). eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  7. Bois sous la neige – Bronia Wistreich-Weill – Musée d'Orsay. In: musee-orsay.fr. Abgerufen am 2. März 2023 (französisch).
  8. La main – 2007-06-19 – Musée d'Orsay. In: musee-orsay.fr. Abgerufen am 1. März 2023 (französisch).
  9. Félix Nadar, La main du banquier D. (étude chirographique) tirée en une heure à la lumière électrique (1861). In: art.rmngp.fr. Abgerufen am 3. März 2023 (englisch, Link zum Foto).
  10. La main – 2007-06-19 – Musée d'Orsay. Présentation détaillée de l’exposition. In: musee-orsay.fr. Abgerufen am 1. März 2023 (französisch).
  11. Grün, Lili. In: litkult1920er.aau.at. Abgerufen am 1. März 2023.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Als ihr Neffe Josef Feuerstein, ein Sohn ihrer Schwester Helene, Ende Mai 1940 nach New York reiste, gab er als nächsten Verwandten in Europa seinen „Onkel André Weill“ an der Adresse 136, Quai Louis-Blériot im 16. Pariser Arrondissement an.
  2. Als diese im Februar 1952 gestorben war, wurde in der Todesanzeige ebenfalls diese Adresse genannt.
  3. Im Französischen wird von Bronia Wistreich-Weill hier irrtümlich als „er“ gesprochen.


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