Kaiserin-Augusta-Denkmal (Koblenz)

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Das Kaiserin-Augusta-Denkmal

Das Kaiserin-Augusta-Denkmal in Koblenz wurde zu Ehren von Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach, der Gattin Wilhelms I. und deutschen Kaiserin, errichtet. Das Denkmal steht im südlichen Abschnitt der von Augusta als Landschaftspark initiierten Rheinanlagen und wurde am 18. Oktober 1896, sechs Jahre nach ihrem Tod, eingeweiht. Die Augusta-Skulptur im Denkmal stammt von Karl Friedrich Moest. Das Denkmal selbst wurde von Bruno Schmitz, der auch Schöpfer des zwei Kilometer rheinabwärts gelegenen Deutschen Ecks ist, geplant und gebaut.[1]

Standort

Die Gesamtanlage des Denkmals in den Rheinanlagen
Die Statue Augustas
Die Rückseite des Denkmals mit der Inschrift der Stadt Koblenz

Das Kaiserin-Augusta-Denkmal steht an jenem Platz, an dem die preußische Königin Augusta 1856 einen Spielplatz für ihre Tocher Luise einrichten ließ, der ab den 1860er Jahren Luisenplatz genannt wurde. Er markiert gleichzeitig den Beginn der historischen Rheinanlagen.[2]

Bis zum Bau des Denkmals 1895 stand auf dem Luisenplatz der ebenfalls nach Luise benannte Luisentempel.[R 1] Hinter dem Denkmal mündet die Ludwigstraße in die Mainzer Straße.

Geschichte

Entscheidung zum Bau des Denkmals

Augusta hielt sich in den 1850er Jahren lange mit ihrem Mann, dem späteren Kaiser Wilhelm I., in Koblenz auf. Ab 1856 ließ sie die später nach ihr benannten Rheinanlagen als Landschaftspark anlegen und mit Statuen und Denkmälern versehen. Kaiserin Augusta besuchte alljährlich bis wenige Wochen vor ihrem Tod am 7. Januar 1890 Koblenz.

Bereits acht Tage später, am 15. Januar 1890 wurde im Stadtrat eine Denkmalsetzung vorgeschlagen. Am 19. Januar folgte der Beschluss. Parallel dazu fanden Verhandlungen über die Errichtung eines Provinzialdenkmals der Rheinprovinz, dessen Provinzhauptstadt Koblenz war, für Wilhelm I. statt. Für den Fall, dass Koblenz nicht den Zuschlag bekommen sollte, wollte die Stadt aus eigenen Mitteln ein gemeinsames Denkmal für das Kaiserpaar errichten.[R 2]

Die Entscheidung sollte im Herbst 1890 fallen, wurde aber immer wieder aufgeschoben, so dass der Stadtrat 1891 am ersten Todestag der Kaiserin erklärte, 30.000 Goldmark (237.954 €) für die Aufstellung einer Büste an einem noch unbestimmten Ort in den Kaiserin-Augusta-Anlagen zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich wurde ein Komitee zur Errichtung des gesamten Kaiserin-Augusta-Denkmals eingesetzt. Diesem Komitee gehörten überwiegend Stadtverordnete sowie als künstlerische Beiräte Carl Cuno, Emil Hünten und August Reichensperger an.[R 2]

Eine Woche später wurde der erste Wettbewerb für das Denkmal ausgeschrieben und ein siebenköpfiges Preisgericht nominiert, dem ausschließlich Koblenzer Prominente angehörten.

Wettbewerbe

Am 14. Mai 1891 wurde ein Wettbewerb für eine Büste mit architektonischem Unterbau ausgeschrieben, das der Karlsruher Bildhauer Karl Friedrich Moest mit einer lebensgroßen Plastik der Kaiserin Augusta gewann. Moest bezifferte die Kosten dafür auf über 120.000 Goldmark (951.817 Euro).[R 2] Im Laufe der Jahre 1891 und 1892 beschloss das Denkmalskomitee, statt einer Büste ein architektonisches Denkmal mit monumentalem Überbau zu errichten. In dieses sollte Moests Statue integriert werden.

Daraufhin schrieb das Denkmalkomitee am 15. Januar 1893 einen weiteren Wettbewerb speziell für den architektonischen Überbau aus.[R 2] Bedingungen waren unter anderem:[R 1]

  • Der Blick auf die über den Rhein schauende Porträtstatue durfte nicht verdeckt werden.
  • Die Kosten für den Überbau durfte die Summe von 35.000 Goldmark (277.613 Euro) nicht überschreiten.
  • Die Vorschläge mussten bis zum 1. April 1893 an den Vorsitzenden des Komitees eingesandt werden.

Am 27. April 1893 erklärte Oberbürgermeister Emil Schüller den Architekten Bruno Schmitz als Gewinner unter 41 Bewerbern aus dem gesamten Deutschen Reich. Er erhielt als Honorar 500 Goldmark (4.118 Euro). Zweiter mit 300 Goldmark (2.471 Euro) wurde Regierungsbaumeister Wilhelm Scholter aus Stuttgart. Der Drittplazierte, der Posener Regierungsbaumeister Kothe erhielt 200 Goldmark (1.647 Euro).[R 1]

Noch im Juni 1893 folgte der endgültige Beschluss der Denkmalkommission über die Ausführung von Schmitz' Entwurf mit flankierenden Flügeln links und rechts der in einer Nische eingefassten Augusta-Statue (siehe Abschnitt Abschnitt Bau). Moests Vorschlag für die Plastik wurde geringfügig abgewandelt, um einerseits die Kosten zu senken und andererseits die Verbindung zum Überbau herzustellen. An Moest wurde zusätzlich die Ausführung der beiden Reliefs auf den Flügeln vergeben. Aus unbekannten Gründen wurde dieser Auftrag wenig später wieder zurückgenommen und an den Berliner Bildhauer August Vogel vergeben. Alle drei Künstler sollten anschließend einen Zeitplan für die Fertigstellung des Denkmals aufstellen.[R 1] Nach Schmitz sollten die gesamten Steinmetz- und Bildhauerarbeiten bis März 1895 beendet sein, damit in Juni das Baumaterial angeliefert und Ende September das gesamte Denkmal enthüllt werden konnte.[R 1]

Standortfrage

Im Frühjahr 1892 begannen die Beratungen zur Wahl des Standortes. In Frage kamen drei Orte entlang der Rheinanlagen: das Blumenparterre vor dem Kurfürstlichen Schloss, in dem Augusta und ihr Mann residierten, der Platz mit der Büste von Max von Schenkendorf sowie der Luisenplatz in den südlichen Rheinanlagen. An den Beratungen über den Standort nahm auch der Bildhauer Karl Friedrich Moest teil, der bereits den Zuschlag zur Ausführung erhalten hatte.[R 2]

Am 20. Juni 1892 entschied sich das Denkmalkomitee für den Luisenplatz an der Ecke Ludwigstraße/Mainzer Straße.[R 2] Der dort stehende Luisentempel, ein eiserner Pavillon von 1866, wurde im folgenden Herbst hundert Meter rheinabwärts versetzt, um Platz für das Denkmal zu schaffen.[R 1]

Finanzierung

Der erste Spendenaufruf an die Bewohner von Koblenz erging im Februar 1891, einen Monat nachdem die Stadtverordnetenversammlung den Beschluss zum Denkmalbau gefasst hatte.[R 2] Nachdem die Wettbewerbe im Jahr 1893 abgeschlossen waren und alle Künstler ihre Aufträge erhalten hatten, wurden die Gesamtkosten auf 100.000 Goldmark (823.656 Euro) beziffert. Davon entfielen 55.000 Goldmark (411.828 Euro) auf die Porträtstatue von Karl Friedrich Moest und 44.000 Goldmark (362.409 Euro) auf die architektonische Umrahmung von Bruno Schmitz und August Vogel. Parallel zu den Bildhauerarbeiten wurde die Spendenakquise intensiviert.[R 1]

Tatsächlich betrugen die Gesamtkosten des Denkmalbaus und der Einweihungsfeier 120.433,53 Goldmark (1.005.019 Euro). Der größte Teil davon kam durch Spenden zusammen, während der Rest von der Stadt Koblenz gedeckt wurde.[R 3]

Einweihungsfeier

Die Einweihung des Denkmals fand am Geburtstag von Augustas Sohn Kaiser Friedrich III., dem 18. Oktober 1896, statt. Bei den Feierlichkeiten war die ganze Stadt mit Fahnen und Girlanden geschmückt. Vereine und Schulklassen standen Spalier an den Straßen, die der Festzug passierte. Rechts vom Denkmal standen Offiziere, links die Stadtverordneten, während auf einer Tribüne geladene Gäste saßen.[R 4]

Um zwölf Uhr begann die Zeremonie mit einem Vortrag, dem sich ein kurzes Konzert des Vereinigten Männergesangvereins mit den Liedern Nachruf an die Kaiserin Augusta von Franz Litterscheid und Deutsches Gebet (Lindlar) anschloss. Den Abschluss bildete die Laudatio von Oberbürgermeister Emil Schüller. Da Kaiser Wilhelm II. nebst Gattin der Einweihungsfeier des Kaiser-Wilhelm-Denkmals an der Porta Westfalica beiwohnte, enthüllte der in Vertretung angereiste Prinz Friedrich Leopold das Denkmal.[R 4]

Im Rahmen der Einweihungsfeier wurden sämtliche Mitglieder des Komitees sowie Karl Friedrich Moest mit Orden ausgezeichnet. Dem Architekten Bruno Schmitz wurde der Titel Professor verliehen.[R 3]

Weitere Entwicklung

Das Denkmal überstand die Luftangriffe auf Koblenz im Zweiten Weltkrieg unbeschadet, obwohl in den Jahren 1944 und 1945 über 87 % der Stadt zerstört wurden. Wegen starker Verwitterungserscheinungen wurde es 1979 mit einem finanziellen Aufwand von 72.000 DM (97.600 Euro) renoviert.[R 5] Auch wurde vorgeschlagen, eine Informationstafel mit der Geschichte des Denkmals und der Rheinanlagen aufzustellen, denn schon damals war die außerordentliche Rolle Kaiserin Augustas nicht mehr präsent. Der Vorschlag wurde nicht umgesetzt und geriet wenig später in Vergessenheit.

Nachdem 2002 das Obere Mittelrheintal zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde, findet seit 2006 alljährlich am UNESCO-Welterbetag, dem ersten Sonntag im Juni, am Kaiserin-Augusta-Denkmal und in den Rheinanlagen das Kaiserin-Augusta-Fest statt.

Architektur

Die Rückseite des Denkmals mit dem Rhein im Hintergrund

Das gründerzeitliche[1] Kaiserin-Augusta-Denkmal ist zentriert auf die Skulptur der Kaiserin Augusta ausgerichtet. Ein kapellenartiger Rundbau mit hoch aufragender Glockendachbekrönung bildet die Zentralachse. Die Vorderansicht dieses Baudetails wird wesentlich von einer Rundbogennische bestimmt, die auf beiden Seiten von ionischen Säulen eingefasst ist. In dieser Nische steht die überlebensgroße Skulptur der sitzenden Augusta im siebzigsten Lebensjahr in antikem Gewand. Die Skulptur aus Carrara-Marmor hat von der Fußplatte bis zum Scheitel eine Höhe von zwei Metern und steht auf einem 1,35 m hohen Sockel. Das eigentliche Denkmal wurde mit istrischem Kalkstein aufgemauert.[R 4]

Das Hauptgesims über der Augusta-Figur trägt die Kaiserinsignien, die an der Basis von vier Adlern flankiert werden. Die Zentralachse flankieren zwei flachrechteckige Flügelanbauten, deren horizontale Achsgliederung den Blick des Betrachters zur Skulptur der Augusta leitet. Eine breite flache Treppe führt von den Rheinanlagen hinauf zum Denkmal.

Wasserspeiende Delphin-Groteske und vorgelagertes Wasserbecken

Oberhalb der Flügelsockel befindet sich jeweils ein flachrechteckiges Relief. Das linke (südliche) Relief zeigt die Gründung des Roten Kreuzes, die unter anderem auf Augusta zurückgeht. Ein verwundeter Soldat wird von zwei Krankenschwestern gepflegt, während eine weibliche Figur das Emblem des Roten Kreuzes hält. Das rechte Relief ist eine stilisierte Darstellung der Stadt Koblenz mit der Confluentia, Patronin von Koblenz, dem Wappen der Stadt Koblenz und der Stadt selbst mit dem Deutschen Eck, das erst ein Jahr nach Einweihung des Augusta-Denkmals errichtet wurde. Das Geschoss oberhalb der Reliefs gewährt fensterartige Durchblicke, die durch jeweils vier Pfeiler entstanden sind. Diese tragen mit leicht hervortretenden Plinthen das Abschlussgesims der Seitenflügel. Den äußeren Flügelabschluss bildet jeweils ein Pfeiler mit einem dem Sockel vorgelagerten Wasserbecken, in dem Delphingrotesken als Wasserspeier dienen. Die dachartigen Bekrönungen der Außenpfeiler überragen die Seitenflügel und nehmen in ihrer Form Bezug auf die Bedachung der Zentralachse.

Die Rückseite des Denkmals trägt folgende Inschrift: „Der unvergeßlichen Kaiserin Augusta die dankbare Bürgerschaft der Residenzstadt Coblenz errichtet 1895-1896“'. Darunter speist ein stilisierter Löwenkopf als Wasserspeier einen Laufbrunnen . Sämtliche Sockel, das Wasserbecken und die Treppe vor dem Denkmal bestehen aus weißem Granit, die figürlichen Teile sind aus bayerischem Marmor gehauen.[R 4]

Denkmalschutz

Das Kaiserin-Augusta-Denkmal ist ein geschütztes Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz (DSchG) und in der Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz eingetragen. Es befindet sich in der Denkmalzone Kaiserin-Augusta-Anlagen.[1]

Seit 2002 ist das Kaiserin-Augusta-Denkmal Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.

Siehe auch

Literatur

  • Energieversorgung Mittelrhein GmbH (Hrsg.): Geschichte der Stadt Koblenz. Gesamtredaktion: Ingrid Bátori in Verbindung mit Dieter Kerber und Hans Josef Schmidt
    • Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit. Theiss, Stuttgart 1992. ISBN 3-8062-0876-X
    • Bd. 2: Von der französischen Stadt bis zur Gegenwart. Theiss, Stuttgart 1993. ISBN 3-8062-1036-5
  • Herbert Dellwing (Bearbeiter): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 3.1: Stadt Koblenz. Südliche Vorstadt und Oberwerth. Schwann, Düsseldorf 1986. ISBN 3-590-31033-2
  • Helmut Kampmann: Wenn Steine reden. Gedenktafeln und Erinnerungsplatten in Koblenz. Fuck-Verlag, Koblenz 1992, ISBN 3-9803142-0-0
  • Fritz Michel: Die Kunstdenkmäler der Stadt Koblenz. Die profanen Denkmäler und die Vororte, München Berlin 1954, S. 176-180 (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz Erster Band).
  • Katharina Richter, Detlef Wahl: Rheinanlagen mit Rheinfront 1809 bis 1983. In: Presse- und Fremdenverkehrsamt Stadt Koblenz: Die Rheinanlagen Koblenz. Von den Anfängen bis heute, Eigenverlag, Koblenz 1992. ISBN 2-240001-359747

Weblinks

Commons: Kaiserin-Augusta-Denkmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  • Katharina Richter, Detlef Wahl: Rheinanlagen mit Rheinfront 1809 bis 1983. In: Presse- und Fremdenverkehrsamt Stadt Koblenz: Die Rheinanlagen Koblenz. Von den Anfängen bis heute, Eigenverlag, Koblenz 1992. ISBN 2-240001-359747.
  1. a b c d e f g S. 58
  2. a b c d e f g S. 57
  3. a b S. 61
  4. a b c d S. 60
  5. S. 84
  • Sonstige Einzelnachweise
  1. a b c Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler - Kreisfreie Stadt Koblenz (PDF; 1,3 MB), Koblenz 2011. S. 11.
  2. Wilhelm Becker: Das königliche Schloß zu Coblenz. Ein Beitrag zur Geschichte des letzten Kurfürsten von Trier Clemens Wenzeslaus und der Stadt Koblenz., Verlag von Wilhelm Groos, Coblenz, 1886, S. 191. (Online: urn:nbn:de:1111-200606299)

Koordinaten: 50° 20′ 46,5″ N, 7° 35′ 45″ O