Maneki-neko

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Typische Maneki-neko-Figur aus Porzellan
Das Gestaltungsvorbild der Maneki-neko, eine Japanese Bobtail

Maneki-neko, auch Manekineko (japanisch 招き猫; zu deutsch „Winkende Katze“ oder „Winkekatze“), ist ein beliebter, japanischer Glücksbringer in Gestalt einer aufrecht sitzenden Katze, die dem Betrachter mit ihrer rechten oder linken Pfote zuwinkt.

Maneki-nekos sind heute besonders in Japan, China und Thailand beliebt und werden bevorzugt in Eingängen von Einkaufsläden, Restaurants, Bordellen und Lotterien aufgestellt. Dort sollen sie mit ihrem unablässigen Winken Kunden anlocken. Auf Marktplätzen und Ausstellungen sollen sie finanzielles wie geschäftliches Glück anziehen. In privaten Häusern werden sie gern aufgestellt, um Wohlstand anzuziehen und Unglücke fernzuhalten. Ihre heutige Gestalt geht auf die Katzenrasse Japanese Bobtail zurück, der japanischen Tradition zufolge ist die Maneki-neko die Wiedergeburt der Göttin der Gnade, Kannon (観音). Legenden und Anekdoten um glückbringende Katzen sind in Japan etwa seit Beginn der Edo-Zeit (1603–1867) überliefert.

Beschreibung

Die Gestalt der Maneki-neko ist der Japanese Bobtail nachempfunden. In Japan heißt diese Rasse Kazoku-neko (家族猫; zu deutsch „Familienkatze“), die seltene, dreifarbige Zuchtform wird Mike-neko (三毛猫; zu deutsch „Drei-Fell-Katze“) genannt. Wie ihr Vorbild, ist auch die Maneki-neko stummelschwänzig. Auch weist sie die markanten, aufrecht stehenden Ohren dieser Katzenrasse auf.[1][2]

Ebenfalls typisch für Manekineko-Figuren ist das überwiegend rote Halsband mit goldenem Glöckchen oder verzierter Plakette, auf welcher die Bezeichnung dessen, was angelockt werden soll (zum Beispiel „Glück“, „Kundschaft“ oder „Geld“), eingraviert ist.[1][2]

Manekineko-Figuren bestanden ursprünglich aus bemalter und glasierter Keramik. Auch heute werden sie noch aus Keramik hergestellt, inzwischen aber überwiegt die Massenproduktion aus Kunststoff. Maneki-nekos werden stets gleich gestaltet, ihre Farbe kann aber stark variieren, beliebt sind auch Modelle, die mit Blattgold überzogen sind. Auch in der Größe gibt es kaum Grenzen.[3][1]

Dabei spielt die Farbe der Maneki-neko eine große Rolle: Dreifarbige Katzen sind auch in der Zucht eher selten, weshalb eine dreifarbige Maneki-neko besonders viel Glück und Wohlstand verspricht. Eine reinweiße Maneki-neko steht für Reinheit und Unschuld, eine schwarze wehrt Dämonen und Stalker ab und ist bei Frauen sehr beliebt. Eine goldene Maneki-neko soll Reichtum anziehen und eine rote vertreibt Krankheiten. Eine pinkfarbene Maneki-neko schließlich soll Liebhaber anlocken.[3][1]

Ebenfalls von Bedeutung ist die Geste des Winkens. Hebt die Maneki-neko die linke Pfote, ruft sie Kundschaft und Besucher herbei, hebt sie die rechte Pfote, verspricht dies Glück und Wohlstand. Je höher sie ihre Pfoten hebt, desto mehr Kundschaft/Glück soll sie damit anlocken. Es gibt auch Darstellungen, bei denen die Katze beide Pfoten hebt, doch sind diese Figuren besonders in Japan verpönt, da man diese Geste als übertrieben empfindet. Daher sind Maneki-neko mit beidseitig erhobenen Pfoten eher selten.[3][1]

Überlieferungen

Ihre Ursprünge hat die mythologische Gestalt der Maneki-neko sowohl in der chinesischen als auch in der japanischen Tradition. Dort wurden Katzen von jeher zwiespältig betrachtet: Auf der einen Seite galten sie als fleißige Mäuse- und Rattenfänger und wachsame Haustiere, daher brachten sie Glück. Andererseits wurde ihnen ebenso nachgesagt, dass sie sich in Dämonen (zum Beispiel in Bakenekos und Nekomatas) verwandeln könnten, weshalb viele Leute Furcht vor Katzen empfanden.[2]

Aus der chinesischen Überlieferung stammt der Aberglaube, dass es zu regnen anfinge, wenn eine Katze sich das Gesicht wäscht. Und weil die Putzbewegungen mit den Pfoten teilweise wie Winken aussehen, glaubte man, die Katze rufe die Leute (und auch Kundschaft) ins Haus.[1] In Japan hingegen wurde das Winken zuweilen als eine wohlmeinende Warnung vor einem nahenden Unglück gedeutet, weswegen Katzen auch als Wiedergeburt der Gnadengöttin Kannon verehrt wurden (und werden).[4]

Aus der Edo-Zeit und frühen Meiji-Zeit (1868–1912) Japans treten mehrere Legenden hervor, die möglicherweise den Manekineko-Kult gefördert haben.[3] Die erste Geschichte erzählt von einer wunderschönen und wohlhabenden Geisha, die eines Tages die Toilette aufsuchte und überraschend von ihrer geliebten Katze angefallen wurde. Das Tier kratzte und schrie so fürchterlich, dass man Angst bekam, sie sei tollwütig geworden und der zu Hilfe eilende Hausbesitzer schlug ihr mit seinem Schwert den Kopf ab. Doch noch während der Kopf in hohem Bogen in die Toilette flog, biss er der dort lauernden Giftschlange in den Kopf und rettete so die Geisha. Diese war über den unnötigen Verlust ihres geliebten Haustieres sehr betrübt und so schenkte ihr der Hausbesitzer zum Trost eine Keramikfigur in Gestalt der verstorbenen Katze.[4][5]

Eine andere, beliebte Anekdote erzählt von einer Kavallerie schwer bewaffneter Samurai, die den Tempel von Gōtoku-ji (豪徳寺) nahe Edo (heute Setagaya) aufsuchte und dort am Eingang eine kleine Katze sitzen sah. Die Katze wusch sich gerade das Gesicht und als sie mit ihren Pfötchen über ihre Ohren fuhr, sah es so aus als winkte sie den Samurai zu. Daraufhin betraten die Krieger den Tempel friedlich und ließen die Bewohner in Frieden.[3]

Eine weitere Sage berichtet vom Oberhaupt der Ii-Familie, welches im 17. Jahrhundert ebenfalls den Tempel von Gōtoku-ji aufsuchte. Ii Naosuke war der Erzählung zufolge auf dem Heimweg von der kaiserlichen Falknerei, als er in einen Platzregen geriet. Er stellte sich unter einen großen, alten Baum und bemerkte plötzlich ganz in der Nähe einen alten, ärmlichen Tempel. Und direkt vor dem Eingangstor saß eine Katze und schien ihm aufgeregt zuzuwinken. Als er auf sie zueilte, fuhr geradewegs hinter ihm ein Blitz in den Baum und verfehlte ihn knapp. Aus Dankbarkeit spendete Ii Naosuke dem ärmlichen Tempel viel Geld und rettete ihn so vor der drohenden Schließung. Noch heute ist es Tradition, dass Katzenbesitzer die Asche ihrer verstorbenen Lieblinge nahe dem Tempel begraben zu lassen, weshalb der Tempel von Gōtoku-ji auch als Manekineko no miya (招き猫の宮; zu deutsch „Tempel der winkenden Katzen“) bekannt ist.[4][6]

Eine vierte Geschichte erzählt von einer gutmütigen, greisen Katzenliebhaberin und -sammlerin, die in Geldnot geriet und der angeraten wurde, doch ihre Katzen zu verkaufen. Doch das brachte die alte Frau nicht über sich und so töpferte sie naturgetreue Nachbildungen ihrer Lieblinge. Die Tonfiguren kamen bei den Käufern so gut an, dass sie sofort zum Trend unter den Wohlhabenden wurden und die alte Katzenoma all ihre Schulden begleichen konnte.[5]

Ursprung und Verbreitung des Manekineko-Kultes

Zwei weitere Versionen der Manekineko-Figurine

Die Ausbreitung des Manekineko-Kultes ging mit der Einführung der Katzenrasse Japanese Bobtail einher, welche ursprünglich um 1600 am japanischen Kaiserhof gezüchtet worden war. Katzen mit kupierten Schwänzen waren bereits zuvor als Geschenke des chinesischen Kaisers nach Japan gelangt, am dortigen Hof begann man dann mit der gezielten Zucht einer eigenständigen, stummelschwänzigen Katzenrasse. Zur gleichen Zeit begann auch der Glaube und damit verbundene Kult um die Maneki-neko aufzublühen. Zunächst aber waren Bilder und Figurinen der Maneki-neko eher selten, erst mit Beginn der Meiji-Epoche begannen die Abbildungen und Kurzgeschichten zuzunehmen. Dabei nahmen sie sich schon früh die Japanese Bobtail zum Gestaltungsvorbild. Zu dieser Zeit tauchten die Keramikfiguren in immer größerer Zahl in Vergnügungs- und Geschäftsvierteln auf. Von dort verbreitete sich das Bild der moderneren Maneki-neko über ganz Japan.[7][8][3]

Maneki-nekos in der modernen Subkultur

In Seto-shi in der Präfektur Aichi nahe Tokyo befindet sich ein Keramikmuseum, das eine der größten Ausstellungen von Manekineko-Figuren in Japan besitzt. Dort werden über tausend Exponate aus allen Epochen und Ländern gezeigt.[9] Wie bereits erwähnt, stammen Manekineko-Figuren heute überwiegend aus der industriellen Massenproduktion und werden weltweit vermarktet. In der ausgehenden Meiji-Epoche fanden sich die Glücksbringer noch gehäuft an den Eingängen zu Bordellen.[3] Im modernen Japan, China und Thailand werden sie massenhaft in Restaurants – speziell Fast Food-Restaurants – und Lotterien aufgestellt. In westlichen Ländern wie Nordamerika und Europa nimmt die Beliebtheit von Manekineko-Figuren derzeit zu.[7] Eine Trickfilm-Version der Maneki-neko stellt die Figur „Hello Kitty“ dar, ihr Name (wörtlich übersetzt „Hallo-Kätzchen“) ist ebenfalls eine Anspielung auf den Glücksbringer. Ebenfalls durch die Maneki-neko inspiriert wurde die Pokémon-Figur „Mauzi“.[1]

Literatur

  • Chihiro Arakawa, Kanji Bando: 招き猫博覧会. Shiraishi, Tokio 2001, ISBN 4-7866-3023-3.
  • Ju Brown, John Brown: China, Japan, Korea. Culture and Customs. BookSurge, North Charleston SC 2006, ISBN 1-4196-4893-4.
  • P. C. Cast, Leah Wilson: Nyx in the House of Night. Mythology, Folklore, and Religion in the P.C. and Kristin Cast Vampyre Series. Smart Pop, Dallas TX 2011, ISBN 978-1-935618-55-3.
  • Sandra Choron, Harry Choron, Arden Moore: Planet Cat. A Cat-Alog. Houghton Mifflin Company, Boston MA 2007, ISBN 978-0-618-81259-2.
  • Tom Howard: The cat chronicles. One cat-- nine adventurous lives-- each lived in a different time and place. Running Press, Philadelphia PA 1993, ISBN 1-56138-291-4.
  • Makoto Kikuchi: 招き猫の文化誌. Bensai, Tokio 2001, ISBN 4-585-09073-8.
  • Makoto Kikuchi, Chihiro Arakawa: 招き猫の宮. Ebisu kōshōshuppan, Tokio 2004, ISBN 4-900901-37-7.
  • Alan Scott Pate: Maneki neko, Japan's beckoning cats. From talisman to pop icon. Mingei International Museum's Billie Moffitt Collection. Mingei International Museum, San Diego CA 2011, ISBN 978-0-914155-25-6.
  • Haru Matsukata Reischauer: Samurai and Silk. A Japanese and American Heritage. Harvard University Press, Cambridge MA u. a. 1986, ISBN 0-674-78800-1.
  • Peter Warner: Perfect Cats. Sidgwick & Jackson, London 1991, ISBN 1555219462
  • Jill C. Wheeler: Japanese Bobtail Cats. ABDO, Minneapolis MN 2012, ISBN 978-1-61478-497-5.

Weblinks

Commons: Maneki neko – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Hintergrundinfos zur Maneki-neko auf der englischen und japanischen Homepage des Manekineko-Museums von Seto City.
  • Hintergrundinfos zum Ursprung der Maneki-neko auf Nifty.com. (japanisch)

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Ju Brown, John Brown: China, Japan, Korea Culture and Customs. S. 172.
  2. a b c Peter Warner: Perfect Cats. S. 68.
  3. a b c d e f g Sandra Choron, Harry Choron, Arden Moore: Planet Cat. S. 20.
  4. a b c Haru Matsukata Reischauer: Samurai and Silk. S. 172.
  5. a b P. C. Cast, Leah Wilson: Nyx in the House of Night. S. 62–63.
  6. Legenden über den Tempel Gōtoku-ji auf Nifty.com (japanisch)
  7. a b Tom Howard: The cat chronicles. S. 65 & 72–74.
  8. Jill C. Wheeler: Japanese Bobtail Cats. S. 6–8.
  9. Hintergrundinfos zur Maneki-neko auf der englischen und japanischen Homepage des Manekineko-Museums von Seto-City.
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