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Clara Barton

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Clara Barton

Clarissa Harlowe Barton (* 25. Dezember 1821 in North Oxford, Massachusetts; † 12. April 1912 in Glen Echo, Maryland), genannt Clara, war eine US-amerikanische Krankenschwester, Lehrerin und Philanthropin. Sie gründete das Amerikanische Rote Kreuz und hatte darüber hinaus auch großen Einfluß auf das Selbstverständnis der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Die Erweiterung der Aktivitäten der nationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften über die ursprüngliche Mission als Hilfsorganisationen für den Einsatz bei bewaffneten Konflikten hinaus auch auf Hilfsmaßnahmen bei Naturkatastrophen und ähnlichen Notsituationen geht wesentlich auf die Erfahrungen und den Einsatz von Clara Barton zurück. Darüber hinaus gab sie den Anstoß zur Einrichtung des weltweit ersten Suchdienstes für Vermisste, eine Aufgabe, die heute einen zentralen Platz in der Tätigkeit des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) einnimmt.

Jugend und Ausbildung

Clara Barton wurde am 25. Dezember 1821 in Oxford, Massachusetts als Tochter von Stephen und Sarah Barton geboren. Schulunterricht erhielt sie vorwiegend zu Hause und von ihren beiden Brüdern und zwei Schwestern. Ihre Geschwister waren mehr als zehn Jahre älter als sie. Bereits mit drei Jahren konnte Clara erste Wörter buchstabieren.

Mit elf Jahren begann sie ihren krank gewordenen Bruder zwei Jahre lang zu pflegen. Sie lernte dadurch, wie man Medikamente verabreichte und wie man sich um einen Kranken kümmerte - Erfahrungen zur Krankenpflege, die ihr weiteres Leben prägten.

Tätigkeit als Lehrerin

Schon sehr jung, nach unterschiedlichen Quellen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren, begann sie zu unterrichten. Die ersten zehn Jahre arbeitete sie in einer kleinen Stadt in Massachusetts, in der einer ihrer Brüder eine Fabrik besaß. Schon bald, nachdem sie eine neue Stelle in Bordentown in New Jersey angetreten hatte, erkannte sie das Bedürfniss nach freien Schulen, und gründete einigen Schwierigkeiten zum Trotz eine der ersten freien Schulen New Jerseys. Obwohl sie die Schule in kürzester Zeit zum Erfolg führte, hatte sie als Frau im 19. Jahrhundert nicht die nötigen Rechte, um offiziell als Schulleiterin zu fungieren. Der Posten wurde einem Mann übertragen und Barton trat zurück.

1854 erlitt sie, vermutlich aufgrund von arbeitsbedingter Überanstrengung, einen Nervenzusammenbruch. Im selben Jahr zog sie nach Washington D.C., wo sie als erste weibliche Regierungsangestellte der Vereinigten Staaten Sekretärin im Patentamt wurde.

Der Amerikanische Bürgerkrieg

Clara Barton um 1865

Als der Amerikanische Bürgerkrieg begann, kündigte Barton ihren Posten in Washington. Sie meldete sich wie viele andere Frauen freiwillig zur Pflege verwundeter Soldaten. Schnell erkannte sie, dass die Armee in medizinischen Belangen sehr schlecht vorbereitet war. Nach der ersten Schlacht von Bull Run im April 1861 gelang es ihr, eine Gesellschaft für die Beschaffung und Verteilung von medizinischen Hilfsgütern an verwundete Soldaten aufzubauen. Barton musste über ein Jahr gegen bürokratische Hemmnisse kämpfen, um eigene Hilfsgüter auf die Schlachtfelder bringen zu dürfen. Ihre Erfahrungen aus Washington waren ihr dabei sicherlich eine Hilfe. Im Juli 1862 erhielt sie endlich die gewünschte Erlaubnis, mit der es ihr möglich war, auf einigen der erschreckendsten Schlachtfelder des Bürgerkrieges ebenso Hilfe zu leisten wie bei der Belagerung von Petersburg und Richmond. Die Herkunft der verwundeten Soldaten spielte dabei für sie keine Rolle, sie half sowohl verwundeten Nord- wie Südstaatenkämpfern. Ohne Wissen von den Erlebnissen Henry Dunants bei der Schlacht von Solferino in Italien im Jahr 1859 war ihr Handeln somit von den gleichen Grundsätzen geleitet, die 1863 auf Initiative von Henry Dunant zur Gründung des Internationales Komitee der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege führte, das sich 1876 umbenannte in Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). 1864 wurde sie offiziell von General Benjamin Butler zur Leiterin seiner Frontspitäler ernannt. Für ihren insgesamt dreijährigen Einsatz an der Front erhielt sie die anerkennenden Beinamen „Engel des Schlachtfeldes“ und „amerikanische Florence Nightingale“.

Als der Bürgerkrieg im Frühjahr 1865 endete, war Barton bereits über 40 Jahre alt. Sie sprach bei Abraham Lincoln vor und bat ihn, ein Büro einzurichten, an das sich Verwandte und Bekannte von vermissten Armeeangehörigen wenden konnten. Von 1866 bis 1869 sammelte Barton Spendengelder für diese Einrichtung. Bartons Office of Correspondence war weltweit der erste Vermisstensuchdienst dieser Art. Mit Hilfe der Organisation konnten über 30.000 Schicksale geklärt werden.

Reise nach Europa

Im August 1869 machte sich die Erschöpfung bei Barton bemerkbar. Gemeinsam mit ihrer Schwester reiste sie für einen Erholungsurlaub nach Europa. Bei ihrem Aufenthalt in der Schweiz begegnete sie unter anderem auch Louis Appia, Gründungsmitglied des Internationalen Komitees. Sie erfuhr von ihm von Henry Dunant und seiner Idee einer internationalen humanitären Organisation, die sich in Kriegen um die Verwundeten kümmern sollte, sowie von der fünf Jahre vorher verabschiedeten Genfer Konvention.

Noch während Bartons Aufenthalt in Europa brach 1870 der Deutsch-Französische Krieg aus. In Straßburg kümmerte sie sich um die Zivilbevölkerung und in Paris richtete sie Werkstätten für Frauen ein, damit sich diese ihren Lebensunterhalt verdienen konnten. Für ihren Einsatz wurde sie vom deutschen Kaiser Kaiser Wilhelm I. mit dem Eisernen Kreuz am weißen Bande geehrt.

Das Amerikanische Rote Kreuz

Clara Barton um 1897

1873 kehrte sie in die USA zurück, wo sie sich in einem Sanatorium von den Strapazen erholte. Gleichzeitig jedoch bemühte sie sich bereits um den Beitritt der USA zur Genfer Konvention und den Aufbau einer Rot-Kreuz-Organisation in den Vereinigten Staaten. Als sie 1873 mit dem Aufbau des Amerikanischen Roten Kreuzes begann, glaubte in den USA niemand, dass das Land je wieder mit dem Bürgerkrieg vergleichbare Erfahrungen machen würde. Es gelang ihr jedoch, die Regierung unter Präsident James Garfield davon zu überzeugen, dass das Rote Kreuz auch bei anderen Arten von Krisen und Katastrophen von grossem Nutzen sein könnte. Sie erweiterte die ursprüngliche Idee des Roten Kreuzes entsprechend und hatte damit großen Einfluss auf das Selbstverständnis der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung.

Im Jahr 1878 verfasste und veröffentlichte sie unter dem Titel „The Red Cross of the Geneva Convention. What It Is“ eine an alle Bürger der Vereinigten Staaten, insbesondere aber an die Senatoren und Abgeordneten im Kongress gerichtete Schrift, in der sie die Ursprünge und Ziele der Rotkreuz-Idee und die Inhalte der Genfer Konvention beschrieb. Sie warb damit um Unterstützung für die Gründung einer Sektion des Roten Kreuzes in den USA und den Beitritt ihres Heimatlandes zur Genfer Konvention. Drei Jahre später, am 21. Mai 1881, wurde das Amerikanische Rote Kreuz offiziell gegründet. Dank einer grosszügigen Spende John D. Rockefellers konnte in Washington D.C. das Hauptquartier in der Nähe des Weißen Hauses gebaut werden. Clara Barton wurde aufgrund ihrer Erfahrungen und ihres Einsatzes folgerichtig die erste Präsidentin der Organisation. Ein Jahr später hatten auch ihre Bemühungen um eine Unterzeichnung der Genfer Konvention durch die Vereinigten Staaten Erfolg. 1884 vertrat Barton die USA bei der Internationalen Rotkreuz-Konferenz und bei der Internationalen Friedenskonferenz in Genf. Mit einem von ihr initiiertem Zusatz wurde festgelegt, dass das Rote Kreuz neben Kriegsopfern zusätzlich Katastrophenopfern in Friedenszeiten Hilfe leisten sollte.

Clara Barton mochte sich jedoch nicht mit Verwaltungsaufgaben aufhalten. Sie war eine Frau der Aktion und begab sie sich an Katastrophen- und Kriegsschauplätze, um sich vor Ort um die Opfer zu kümmern. So war sie bei Überflutungen, Tornados, Gelbfieber- und Typhus-Epidemien in den USA aktiv, bei einer Hungersnot in Russland, beim Armenisch-Türkischen Krieg, beim Krieg in Kuba, dem Russisch-Japanischen Krieg und an anderen Orten im Einsatz. Als eine der ersten verband Barton humanitäre Hilfe mit Aufbauprogrammen. So erwartete sie von den von ihr versorgten Katastrophenopfern, dass diese mit dem gespendeten Geld nicht nur Nahrungsmittel, sondern so viel Saatgut und Werkzeuge wie möglich kauften, damit sie möglichst schnell wieder selbstständig leben konnten. Auch diese „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist heute integraler Bestandteil der Hilfsprogramme der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung.

Die späten Jahre

Nach 20 Jahren als Präsidentin des Amerikanischen Roten Kreuzes legte Clara Barton ihr Amt aufgrund interner Machtkämpfe frustriert nieder. Bereits 86-jährig, aber immer noch hochmotiviert, baute sie eine landesweite Erste-Hilfe-Gesellschaft auf. Die letzten Jahre lebte Barton in Glen Echo, Maryland. Ihre Gesundheit liess jedoch immer mehr nach. Darüber hinaus litt sie auch an Depressionen. Sie starb 1912 im Alter von 90 Jahren. Ihre Grabstätte im Familiengrab befindet sich etwas mehr als einen Kilometer von ihrem Geburtshaus entfernt.

Literatur

  • Stephen B. Oates: A Woman of Valor: Clara Barton and the Civil War. The Free Press/ Simon & Schuster Inc., New York 1995, ISBN 0-02-874012-2
  • Eve Marko: Clara Barton and the American Red Cross. Playmore Inc. Publishers, New York 1996, ISBN 0-86-611916-7

Weblinks